Fors-Fortuna-Feier auf einer Tiberbrücke

  • Mit seinem Sklaven neben sich stand Milo auf einer Brücke über dem Tiber und blickte auf ein vorbeifahrendes Boot hinab. Er lächelte angesichts der darauf ausgelassen feiernden Menschen und ließ sich einen weiteren Becher Mulsum geben. Dieser war zwar schon etwas warm geworden, doch Milo war er lieber als das minderwertige Gesöff, welches nun an jeder beliebigen Straßenecke zu kaufen war. Auf dem Fluss waren zahlreiche mit bunten Blumen geschmückte Boote mit fröhlichen Menschen zu sehen und auch auf den Straßen drängte sich das Volk in ausgelassener Stimmung. Zum Ende der Amtszeit seines Vorgesetzten nahm Milos Arbeit bereits ab, so dass er sich sich diesen Nachmittag hatte frei nehmen können. Er lehnte sich lässig gegen das Geländer und beobachtete die Leute.

  • Fors Fortuna, die Göttin des Glücks und des Zufalls hat wohl ihre Finger im Spiel, dass Victor ausgerechnet am heutigen Tag wieder die Casa verlässt. Bis zu dem Moment, als er am Tiber vorbei kommt, hat er keine Ahnung, was für ein Tag es ist, er hat nichteinmal darüber nachgedacht. Doch ein Blick auf den Tiber hinab lässt keinen Zweifel und da man die Feste feiern muss wie sie fallen und Victor sich natürlich nicht den Zorn der Göttin zuziehen will, verschiebt er den Gang zur Regia und reiht sich in die Feier ein. Es bleibt ihm auch nicht viel übrig, denn fast unfreiwillig, aber nur fast, hat er ziemlich schnell einen Becher Wein in der Hand. Denn es ist eine ungeschriebene Weisheit, dass wenn man den Arm etwas anhebt um in der Hand einen Becher zu halten, dann hält sich auch die Toga besser auf der Schulter und das hat Vic dringend nötig. Er bleibt an auf einer Brücke stehen und schaut sich die darunter vorbeiziehenden Bote an. Ein Schluck aus dem Becher lässt ihn das Gesicht verziehen. "Warmer Wein, na ein Glück feiern wir kein Fest zu Ehren des Bacchus, das wär schon schief gegangen." murmelt er halblaut vor sich hin, trinkt aber noch einen Schluck.

  • Das Boot schwamm auf dem Tiber, vorangetrieben von ein paar kräftigen Händen der Ruderer, die im gleichmäßigen Takt die Ruder in die grünliche Tinte tauchteten.


    Tacitus war auch an Bord, gemeinsam mit seinem Weib nach langer Zeit mal wieder. Er hatte sie einfach mitgenommen, nachdem es ihm günstig erschien, anstatt sie in der heimischen Casa zurückzulassen. Die Feiern zur Fors Fortuna waren sicher ein guter Anlaß, sich dem Volk mal wieder zu zeigen. Dem Volk ?! Er hörte sich schon an wie jene altbackenen Politiker, die gnädig mit einer Hand aus der Sänfte wunken und von ihren Burschen Brot verteilen ließen.


    Wo war eigentlich sein Sohn ? Er hatte ihn doch noch am Ufer gesehen. War er nicht auch auf das Boot gestiegen ? Egal. Tacitus stand am Bootsrand neben seiner Frau und sah ans gegenüberliegende Ufer, wo sich ein richtiger Auflauf an Massen abspielte. Auch an den Brücken, die die Boote unterfuhren, hatten sich Menschen versammelt. Sein Blick richtete sich gen Himmel zu den Menschen auf der Brücke, da meldete sich seine Frau zu Wort.

  • Milo bemerkte einen weiteren Togaträger neben sich und schenkte diesem vorerst nicht mehr als einen beiläufigen Blick. Das Gesicht kam ihm nicht bekannt vor und auch darüber hinaus schien dieser keine auffallenden Standesabzeichen zu besitzen. Der Kommentar drang jedoch zu ihm durch, da ihn selbst gerade ähnliche Gedanken beschäftigten.
    "Wohl wahr..." kommentierte er das Gesagte und nickte in Richtung der feiernden Menschen. "Doch die meisten scheint dies glücklicherweise weniger zu bekümmern. Fortuna wird mit ihrem Feiertag sicher zufrieden sein. Und nach den ganzen Schlammschlachten während des Wahlkampfes auf der Rostra empfinde ich dies als einen besonders erfreulichen Anblick."

  • Die ersten beiden Worte seines Gegenüber genügen um ihn Vic einigermaßen sympathisch zu machen, denn Menschen die warmen Wein trinken sind ihm von vorneherein suspekt. Die nächsten Worte dann machen ihn neugierig. Er hat nur die Anfänge des Wahlkampfs mitbekommen, den Rest der Tage hat er mit einer Erkältung im Bett verbracht. Auf seinem Weg zur Regia wollte er sich noch irgendwo die letzte Ausgabe der Acta bersorgen. Allerdings ist er sich nicht sicher, ob da schon was über die Wahl drinsteht, also bietet es sich an, die neuesten Neuigkeiten direkt auf der Straße aufzusammeln. Vor allem an Festen wie diesem sind die Menschen redselig, also wäre das sicher der einfachste Weg.


    "Schlammschlachten?" echot er darum einfach mal zurück. "Die Anfänge waren doch ganz friedlich. Ich muss aber leider sagen, dass ich wohl den größten Teil des Wahlkampfs verpasst habe. Warst du dabei, wer ist denn noch gegen wen in die Schlacht gezogen? Ou, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Kaum fängt man mit dem Feinern an, vergisst man schon wieder seine Manieren." Vic grinst schief. "Septemvir Vibius Valerius Victor."

  • Milo seufzte einmal aus tiefster Seele, als sich das Gespräch nun auf den vergangenen Wahlkampf konzentrierte. Noch immer konnte er nur den Kopfschütteln über das Verhalten einiger Personen auf der Rostra. Da sein Gesprächspartner jedoch nichts dafür konnte, wandte er sich nun diesem zu und nickte mit leicht gequältem Lächeln.
    "Ja, Schlammschlachten. Sehr erfreut, mein Name ist Titus Flavius Milo, und ich bin derzeit als Scriba des Aedilis Plebis tätig, so lange er noch im Amt ist."
    Er wusste, dass er mit diesem Posten meilenweit unter dem seines Gesprächspartners stand. Da er jedoch im Gegensatz zu diesem ein Patrizier war, sah er keine Veranlassung sich das vorerst anmerken zu lassen und behielt seine stolze Haltung bei.
    "Tatsächlich habe ich dem Wahlkampf aus Interesse beigewohnt und konnte so einiges beobachten. Das größte Spektakel gaben in diesem Jahr die Kandidaten zur Wahl des Aedilis Curulis ab. Auf der einen Seite stand Aurelius Antoninus mit seinen Bestrebungen die Frauen auf den öffentlichen Ämtern herauszuhalten und auf der anderen Seite gab es Tiberia Honoria, die selbstverständlich das Gegenteil anstrebte. Doch nicht genug dessen, dass dieser eine Wahlkampf dadurch völlig von denen das Amt betreffenden Inhalten abwich, wurden auch die anderen Kandidaturen primär von diesem einen Thema dominiert. Allein das tatsächliche Wahlergebnis zu erfahren brachte mir eine gewisse Befriedigung." lächelte Milo sichtlich erheitert. "Beide Kandidaten wurden nicht gewählt. Über das weitere Vorgehen von Seiten des Staates ist allerdings noch nichts bekannt..."
    Er winkte seinen Sklaven herbei, um sich von dem Wein nachschenken zu lassen. Ebenso bedeutete er diesem, den Becher seines Gegenübers falls notwendig aufzufüllen.

  • An Tagen wie diesen wurde mir mal wieder bewusst, warum ich Rom nicht leiden konnte und es wahrscheinlich nie mögen würde. Es war groß, laut und vor allem voll. Das einzige, was mich an diesem Tag mit der stinkenden, lärmenden Qualle der urbs aeterna zu versöhnen wusste, war die Tatsache, dass es hier eine unglaubliche Menge an feiernden Frauen gab, was mir in Athen immer ein wenig gefehlt hatte. Die meisten griechischen Familien hielten ihre Frauen, wenn sie entsprechend wohlhabend waren, im Haus und vor den Blicken fremder Männer verborgen, nicht so aber Rom. Man hätte meinen können, heute sei nicht nur das Fest der Fors Fortuna, sondern auch ein allgemeines Zurschaustellen heiratsfähiger Frauen ausgebrochen, sodass ich meine liebe Mühe hatte, mich durch die Menge zu wühlen und nicht dauernd über betrunkene und starrende Männer zu stolpern.


    Wenigstens sah es einigermaßen gut aus, die ganzen geschmückten Schiffe, die ausgelassene Stimmung - kurz und gut, ich ließ mich im vollen Wissen um die Verderbtheit der Stadt zumindest im Augenblick blenden und steuerte mühsam eine der Brücken über den Tiber an, um dort einen besseren Blick zu haben. Wahrscheinlich würde morgen mein ganzer Körper voller blauer Flecken sein, von den ganzen Ellenbogen und Knien, denen ich auszuweichen versuchte, aber dann gab es wenigstens auch einen guten Grund, eine der Sklavinnen der Villa Flavia zur Entspannungsteraphie zu mir zu ordern. Ich blieb neben zwei Männern stehen, die sich im Getümmel unterhielten und lehnte mich an das Geländer der Brücke, auf die vorbei gleitenden geschmückten Schiffe blickend. Sie sprachen über Politik, und da mir dieses Thema einen spontanen Durst nach Wein bescherte, wühlte ich meinen Becher hervor und goß mir etwas aus dem mitgebrachten Weinschlauch ein, um ihnen zuzuprosten.

  • Zitat

    Original von Titus Flavius Milo
    "Tatsächlich habe ich dem Wahlkampf aus Interesse beigewohnt und konnte so einiges beobachten. Das größte Spektakel gaben in diesem Jahr die Kandidaten zur Wahl des Aedilis Curulis ab. Auf der einen Seite stand Aurelius Antoninus mit seinen Bestrebungen die Frauen auf den öffentlichen Ämtern herauszuhalten und auf der anderen Seite gab es Tiberia Honoria, die selbstverständlich das Gegenteil anstrebte. Doch nicht genug dessen, dass dieser eine Wahlkampf dadurch völlig von denen das Amt betreffenden Inhalten abwich, wurden auch die anderen Kandidaturen primär von diesem einen Thema dominiert. Allein das tatsächliche Wahlergebnis zu erfahren brachte mir eine gewisse Befriedigung." lächelte Milo sichtlich erheitert. "Beide Kandidaten wurden nicht gewählt. Über das weitere Vorgehen von Seiten des Staates ist allerdings noch nichts bekannt..."
    Er winkte seinen Sklaven herbei, um sich von dem Wein nachschenken zu lassen. Ebenso bedeutete er diesem, den Becher seines Gegenübers falls notwendig aufzufüllen.


    Dass der Flavier ein Scriba ist, stört Victor nicht im Geringsten. In dieser Hinsicht hat er noch nie irgendwelche Unterschiede gemacht, schon eher fällt ihm auf, dass es sich um einen Patrizier handelt. Egal wie weit sich Vic nach oben durchkämpfen würde, der natürliche Respekt vor Respektspersonen und auch vor Patriziern, Respektperson oder nicht, bleibt vorerst. Natürlich gibt es auch Patrizier, über die Victor nur den Kopf schütteln kann und dazu zählen Schlammschlacht-führende Wahlkandidaten. "Aurelius gegen Tiberia, na das kann ich mir bildlich vorstellen, dass da die Fetzen geflogen sind. Das war ja bei der letzen Wahl schon keine Diskussion mehr, wie es eine sein sollte, wenn sie auf der Rostra geführt wird. Soetwas sollen sie im Theater aufführen, oder bei sich zuhause, wo keiner zuschauen muss." Er beeilt sich seinen warmes Wein-Wasser zu trinken und lässt sich mit einem dankbaren Nicken von dem Sklaven auffüllen.


    "Diese Frauen-Frage scheint wirklich noch das einzige zu sein, was die Welt bewegt. Dabei gibt es wichtigere und dringendere Angelegenheiten, wenn du mich fragst. Ganz ehrlich, da es sonst keiner macht, wenn die dann eine Frau in die Hand nimmt, dann solls mir auch recht sein. Dieses Thema hat den Staat langsam genug vergiftet." Die Befriedigung des Flaviers über den Wahlsieg kann Vic nachvollziehen, das Wahlergebnis ist durchaus komisch. "Gibts nun eine Nachwahl? Oder wird es keinen Aedilis Curulis geben? Wie sind den die übrigen Ergebnisse ausgefallen?" Er nippt an dem neuen Wein und nickt anerkennend. Gegen das Gesöff von der Straße ist das ein ziemlich edles Getränk, das wahrscheinlich auch den Vergleich mit besseren Weinen Stand halten würde. "Ein guter Tropfen." Aus dem Augenwinkel bemerkt Vic einen Mann, der ihnen mit seinem Becher zuprostet und reflexartig hebt er seinen Becher und prostet grinsend zurück.

  • Auch Milo nickte dem fremden Mann zu und hob seinen Becher grüßend in dessen Richtung. Er kam ihm nicht bekannt vor, erkannte jedoch, dass dieser aus gutem, patrizischem Haus zu stammen schien. Dann wandte er sich wieder dem Septemvir zu, welcher seine Ansichten erfreulicherweise zu teilen schien. Nach dem, was er alles auf der Rostra gehört hatte, hatte er sich schon nahezu allein gewähnt mit seiner Meinung.
    "Es war wirklich nicht mehr feierlich. Beide kannten nur noch dieses eine Thema und hatten sich dabei komplett auf ihren jeweils eigenen Standpunkt versteift. Anstatt eine gesittete und konstruktive Diskussion zu führen wurde gehetzt und beleidigt. Keine Spur von echter römischer Gravitas und Dignitas war zu sehen. Es ist beschämend, dass ich dies ausgerechnet über die Kandidaten zum Aedilis Curulis sagen muss. Keiner von beiden wich auch nur einen Digitus von seiner Position ab und es war kaum möglich, sie zu anderen Themen zu befragen. Nun denn, die Wähler haben es ihnen wohl glücklicherweise vergolten."
    Er trank einen Schluck und ging in seiner Erzählung nun zu den weiteren Ereignissen während des Wahlkampfes über. Milo hatte genug Zeit und sah keinen Grund, weshalb er sich nicht auf dieses Gespräch einlassen sollte.
    "Allerdings gibt es noch ein weiteres Ausmaß, in das dieser Streit nun ausgeufert ist. Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Vorfall in direktem Zusammenhang steht. Doch gab es eine weitere Kandidatur einer Frau, in deren Rahmen es zu einem Eklat kam. Artoria Medeia kandidierte für die Quaestur. Noch während sie sich auf der Rostra erklärte, trat plötzlich ein unbekannter Mann zu ihr und stach sie nieder. In dem Durcheinander und der Aufregung konnte er leider nicht gefasst werden. Ich weiß nicht, ob dies etwas mit den Gegnern der Frauenrechte zu tun hat. Zumindest haben sie diese Tat nicht öffentlich verurteilt, was aber nichts heißen mag. Wie dem auch sei, wurde Artoria dennoch zur Quaestrix gewählt. Mit ihr obsiegten auch die restlichen drei Mitbewerber Quintus Tiberius Vitamalacus, Marcus Matinius Metellus und Titus Petronius Varus. Tribunus Plebis ist nun Lucius Annaeus Florus, zum Aedilis Plebis wurde Caius Helvetius Tacitus gewählt und Gaius Prudentius Commodus wird die Praetur übernehmen. Du siehst, die restlichen Wahlergebnisse sind weniger spektakulär. Leider gab es nicht mehr Bewerber, als dass sich tatsächlich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen hätte entwickeln können. Zumindest konnten einige wichtige Posten besetzt werden, was mir vorerst genügen soll. In Bezug auf das kurulische Aedilat ist noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden. Ich schätze, dass der Kaiser die Angelegenheit derzeit noch prüft, um anschließend eine sinnvolle Entscheidung zu treffen. Eine simple Stichwahl würde wohl kaum ein anderes Ergebnis bringen als das jetzige und wäre damit reine Zeitverschwendung. Vielleicht wird es eine Nachwahl geben, vielleicht überlässt man das Aedilat für diese Amtsperiode aber auch nur dem plebeischen Aedil. Nun, wir werden es sicher bald erfahren..."
    Milo nahm noch einen Schluck von seinem Wein und ließ sich den nur noch halbvollen Becher gleich nachschenken.

  • Ich erwiederte das Nicken der beiden und nahm einen Schluck aus meinem Weinbecher, für einen kurzen Moment drifteten meine Gedanken in die Richtung der Nefertiri, meiner süssen kleinen exotischen Bettwärmerin. Wann sie wohl endlich in Rom eintraf und meine Nächte versüssen würde, stand noch in den Sternen, aber ihre zu erfüllende Aufgabe war wichtig genug, um eine Weile auf ihre schmeichelnde Umarmung zu verzichten. Und anderes. Irgendwo würde es schon eine Lupa geben, die mir die Zeit nicht zu lang werden lassen würde. Da sich das Gespräch der beiden Männer noch immer um Politik drehte, begann ich schließlich, ihre Worte zur Kenntnis zu nehmen.


    Nicht dass ich gelauscht hätte, nein. So etwas macht ein anständiger Römer schließlich nicht, aber die beiden sprachen doch laut genug, um selbst im herrschenden Trubel verstanden werden zu können, und ich brauchte schließlich dringend ein wenig mehr Wissen über die Vorgänge in der Stadt. Ein Ohr galt also der Unterhaltung der beiden Männer und den Themen, denen sie sich zuwandten, das andere versuchte, nicht allzu viel Gekreische und betrunkenes Geplapper der Menschen um uns herum aufzunehmen. Es hatte sich eindeutig ausgezahlt, heute einen Schlauch Wein aus der Vorratskammer der Villa Flavia ...sagen wir, auszuleihen. Es war guter Wein, mit einem süffigen Nachgeschmack, der mir selbst die lärmende Festivität in Rom erträglich gestaltete. Ich verfolgte mit dem Blick einen recht dicken Mann, dessen Toga gewaltig über seinem mächtigen Bauch spannte und dessen Gesichtsfarbe andeutete, dass er schon zu viel Wein und deutlich zu viel Essen zu sich genommen hatte.


    Der Trinker torkelte unbeholfen an Milo vorbei, aber er schaffte es nicht, auch Victor zu passieren, stieß mit seinem Körper gegen eine andere Passantin und machte schließlich würgende Geräusche, die nur eines bedeuten konnten. Mit einem hingebungsvollen "Ulllp!" erleichterte sich der dicke Säufer direkt neben Victor um sein reichhaltiges Frühstück und bleib erst einmal vornüber gebeugt stehen, während einige der umstehenden Männer und Frauen recht eilig einen gewissen Abstand zu den beiden einzunehmen begannen.

  • "Ein Attentat auf der Rostra, das wird ja immer schlimmer." Vic hat anscheinend doch mehr verpasst, als zuerst vermutet. Er schüttelt traurig den Kopf. "Wenns schon soweit kommt, dann ist es nicht mehr weit her mit dem großartigen römischen Volk. Ich hoffe sehr, dass das kein Akt des Wahlkampfes war und wenn doch, dann hoffe ich, dass die Drahtzieher ihre gerechte Strafe ereilt." Wenn keine weltliche, dann könnte sie immer noch ein Blitz des Mars Ultor, des Rächers, auf der Latrine treffen.


    Die Erwähnung des Tribunus Plebis verwundert Victor jedoch noch mehr. Florus ist tatsächlich in Rom und nun der Mann des Volkes. Vic fragt sich, was er sich davon verspricht, soweit er sich erinnert, hatte Florus irgendwann selbst mal als Peregrinus bei der Ala angefangen, ein zukünftiger Sitz im Senat ist also eher fragwürdig. Aber vielleicht ist Florus wirklich einfach ein Mann des Volkes, vorstellen kann Vic sich seinen ehemaligen Kommandanten in der Position zumindest ziemlich gut und die Menge auf seiner Seite zu wissen kann in keiner Position schlecht sein, Senat hin oder her. Die Gedanken des Septemvir in Bezug auf das Volk werden jäh vom Volk unterbrochen, als einer davon sich kurz darauf neben ihm seinen Wein nochmal durch den Kopf gehen lässt. "Ououou, da war Fortuna wohl nicht hold." murmelt Vic und tritt ein Stück zur Seite.


    Als sich der Mann mit gequälter Mine wieder aufrichtet, schaut Victor ihn vorwurfsvoll an. Mit einer mahnenden Stimme, die es sowohl gewohnt ist, bei großen Opfern das Gebet zu sprechen, als auch Discipuli zu tadeln, wendet er sich an den Betrunkenen. "Schäm dich, zu dieser frühen Stunde schon so viel in sich aufgenommen zu haben, dass es schon wieder raus muss! Du solltest lieber erstmal ausgiebig opfern, statt dich zu besaufen, heute feiern wir Fortuna und nicht Bacchus, da sollte man es mindestens bis Mittag aushalten!"

  • Durus spazierte an diesem wunderbaren Feiertag durch die feiernden Massen - die jedoch von zwei Sklaven auf genug Distanz gehalten wurden, dass er nicht ständig gegen Betrunkene stoßen musste.
    Schließlich blieb er auf der Tiberbrücke stehen und sah hinab auf die Boote, die dort vorbeifuhren. Auf einem meinte er, den Quaestor zu erkennen, doch dann war das Boot auch schon weg. Außerdem bemerkte er neben sich ein Grüppchen Männer - einige sogar Patrizier - die sich über Tagespolitik unterhielten. Dann schwankte das Thema zu dem Attentat, wie er aus den Ohrewinkeln hörte. Kurz überlegte er, ob er sich einmischen sollte, dann ließ er es jedoch lieber - er kannte die Herren nicht...oder doch! Einer war ein Factiocollege! Er grüßte ihn
    "Salve, Valerius Victor!" und nickte ihm zu.

  • Das Fest scheint nicht nur beim Volk Anklang zu finden, es scheint auch eines der Lieblingsfeste von Patriziern zu sein, denn es tauchen immer mehr auf. Der Zuprostende, den Vic jedoch schon wieder fast vergessen hat, ist in diesen Stand einzuordnen und dann steht Durus auf einmal vor ihm. "Salve Tiberius." Victor prostet ihm zu, verzichtet jedoch darauf, schon wieder einen Schluck zu trinken, denn auch wenn er viel verträgt, nach seiner Erkältung sollte er es besser nicht übertreiben um nicht wie so manch anderer an diesem Tag zu enden.

  • "Salve" nickte auch Milo dem Mann zu, den er von einem Gespräch auf der Rostra wiedererkennt. Er sah großmütig darüber hinweg, dass dieser nur den Septemvir begrüßte. Da er keine weiteren Anstalten machte, sich in die Unterhaltung einzumischen, führte Milo diese mit Victor fort.
    "Wie auch Cicero schon sagte - O tempora, o mores! Wenn die Politiker sich nicht bald wieder auf angemessene Umgangsformen besinnen, dann sehe ich schwarz für unseren Cursus Honorum. Dieses inhaltlose Gerede, was sich allein an der Popularität im Volke orientiert, ist eines ehrenhaften Amtsträgers schlichtweg nicht würdig. Es reicht voll und ganz, wenn solch ein Vorgehen zum Handwerkszeug der Volkstribunen mutiert. Den betreffenden Wahlkampf habe ich im Übrigen zur Gänze gemieden. So du dich für die dortigen Vorfälle interessierst, wirst du dich anderweitig informieren müssen."
    Milo trank von seinem Wein und dachte die besprochenen Geschehnisse noch einmal kurz nach. Er schüttelte missbilligend den Kopf und entschied sich dann für einen Themenwechsel. Mit einem Septemvir hatte er schließlich ein hochrangiges Mitglied des Cultus Deorum vor sich, was ausgenutzt werden musste.
    "Doch wie steht es mit dem Kult der Götter in Rom? Habt ihr mit den gleichen überflüssigen Problemen zu kämpfen, wie in der Politik? Arbeiten die Gremien zuverlässig wie immer?"

  • Fortuna war seine Patronin, seine Schutzgöttin, da durfte es natürlich nicht vorkommen, dass er nicht zum Fest erschien ...

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    DOMINUS FACTIONIS - FACTIO PURPUREA

    SODALIS MAIOR - GERMANITAS QUADRIVII

    Stadtpatron - Tarraco

  • Als der andere junge Patrizier ihn grüßte, grüßte Durus zurück. Irgendwie kam er ihm schon bekannt vor, aber er konnte ihn nicht so recht einordnen...
    Ach ja! Das war auch ein Flavier, wenn er sich recht erinnerte...aber der ganze Name?
    So ließ er weiter seine Blicke schweifen und sah sogar den Proconsul von Hispania in der Menge...heute war wirklich allerlei auf den Beinen!

  • Zitat

    Original von Titus Flavius Milo
    "Doch wie steht es mit dem Kult der Götter in Rom? Habt ihr mit den gleichen überflüssigen Problemen zu kämpfen, wie in der Politik? Arbeiten die Gremien zuverlässig wie immer?"


    Victor nimmt sich vor, später irgendwann noch eine Acta Diurna aufzutreiben. Damit und dem Bericht des Flaviers sollte er ausreichend informiert sein. Für die Wahl ist es sowieso zu spät. Das nächste Thema bereitet Victor schon eher Kopfzerbrechen, denn es ist aus seiner Sicht ein ziemlich heikles Thema. Nichts liegt Victor näher, als sich über die katastrophalen Zustände im Cultus Deorum auszulassen, doch nachdem er nun selbst eine nicht ungewichtige Rolle darin einnimmt, ist das nicht mehr ganz so einfach. Auf der anderen Seite hat der Cultus es lange Zeit nicht geschafft, aus sich selbst heraus eine Änderung zu bewirken, weshalb es vielleicht Zeit ist, dass auch von Außen ein paar Anstöße kommen.


    "Das Problem mit den Frauen haben wir zum Glück nicht, obwohl es im Cultus Deorum natürlich nicht anders ist, als im wahren Leben. Frauen machen immer irgendwie Probleme." Victor grinst, wird dann aber wieder ernst. "Das Problem des Cultus Deorum ist vor allem seine Trägheit." Er senkt etwas seine Stimme, es muss nicht gleich jeder Vorbeikommende mithören. "Die Collegien sind überaltet und verstecken sich hinter ihren dicken Mauern. Neue Impulse fehlen und wenn sie kommen, dann prallen sie an diesen Mauern ab. Der einzige Weg, etwas in Bewegung zu setzen, führt über den Pontifex Maximus. Doch wofür, frage ich dich, haben wir dann überhaupt das Collegium Pontificium?" Vic ertränkt ein aufkommendes Seufzen mit einem großen Schluck Wein. "Es ist manchmal schon frustrierend, aber man tut was man kann. Und solange die Götter sich noch nicht von uns abwenden, wirds nicht schlimmer werden."

  • Milo nickte nachdenklich mit dem Kopf. Es war schon etwas länger her, dass er selbst aktiv an einem größeren Opfer oder einer Zeremonie teilgenommen hatte. Er wusste, dass sein Großcousin Gracchus im Cultus Deorum tätig war, hatte diesen jedoch noch nie in Aktion erlebt und auch nicht von solcher Trägheit sprechen hören. Doch ahnte Milo, dass man dies wohl erst in den höheren Rängen wirklich wahrnahm und Gracchus zu sehr mit seinem alltäglichen Dienst beschäftigt sein musste. Da ein solches Verhalten jedoch den meisten Gremien in unterschiedlichen Ausmaßen anzuhaften schien, verwunderte es ihn nicht über Gebühr.
    "So lange die Priester ihren Dienst weiter zuverlässig tun und sich um die Gunst der Götter bemühen, wird diese Trägheit wohl hoffentlich keinen allzu großen Schaden anrichten. Im kommenden Monat werden wir wohl auch wieder die Ludi Apollinares feiern. Der bislang gewählte Aedil versprach zumindest in seiner Wahlrede, sich dessen anzunehmen. Ich bin gespannt, ob sie an die fantastischen Spiele der vergangenen Aedile heranreichen. Die Quinquatrus Minusculae sind in diesem Jahr wohl etwas kleiner ausgefallen. Hat es damit eigentlich eine besondere Bewandnis?"

  • "Quin-qua-trus?" So lang wie sich das Wort in Victors Mund dehnt, so schnell schießen ihm allerlei ungute Gedanken in Bezug auf die Feierlichkeit durch den Kopf. Durch die Quinquatrus Maiores hat seine Karriere ihren momentanen Höhepunkt und wahrscheinlichen Endpunkt gefunden, doch wie es dazu kam verursacht ihm Augenblicklich Kopfschmerzen.


    Victor versucht sich selbst mit dem Gedanken zu beruhigen, dass er nun Septemvir ist, dass Quinquatrus nicht seine Aufgabe sind, dass er sich darum nicht kümmern muss. Genauso wenig, wie ein Sacerdos Martialis. Genau so wenig, wie sich sonst irgendjemand darum kümmert. 'Kultische Versäumnisse.' rauscht es weiter durch seinen Kopf. 'Prodigien. Seuchen, Kriege, Katastrophen.' Er hat eindeutig in der letzten Zeit zu viele kultische Schriftrollen studiert. Früher, als er sich noch nicht mit solchen Dingen befasst hatte, da war alles einfacher gewesen. Der Cultus Deorum macht das schon, hatte er immer gedacht. Doch heute steht er als Teil des Cultus Deorum da und schaut in die Gesichter der Menschen, die genau das denken. Victors Schultern sinken herab und er unterdrückt schicksalsergeben ein gequältes Ächzen. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, vielleicht erwartet der Patrizier einfach mehr als eine Kuh, die für einen einfachen Mann schon ein Vermögen wert ist, und ist daher enttäuscht. "Was war denn mit den Quinquatrus Minusculae? Wie schon erwähnt, ich habe leider die letzte Woche... verpasst. Wurde denn keine Kuh geopfert?"

  • Der dicke, nun alkohollose Säufer hatte einen entschuldigenden Blick auf Victor geworfen und dann gemacht, dass er davon kam - ich blickte ihm schmunzelnd hinterher, behielt allerdings meine Meinung für mich. Man sollte eben nicht trinken, wenn man es nicht vertrug, schon gar nicht an einem Feiertag wie diesem. Fortuna war eindeutig nicht auf der Seite de Unbekannten gewesen, sonst hätte er seinen Wein sicher noch eine Weile im Magen behalten.


    Andererseits gratulierte ich mir zu meinem hervorragenden Standort, direkt neben einem offensichtlich in der Politik durchaus bewanderten jungen Mann, der dem anderen die aktuelle Lage in Rom schilderte, etwas Besseres hatte mir nicht passieren können, um meine eigenen Kenntnisse zu erweitern. Das dumpfe Gefühl, dass mein geschätzter Verwandter Furianus mir eine höchst einseitig gefärbte Sicht der Dinge präsentiert hätte, hielt nach wie vor in meinem Hinterkopf vor und würde sich wohl auch so schnell nicht vertreiben lassen. So trank ich immer wieder einen Schluck aus meinem Weinbecher und hörte den durcheinander pulsierenden Worten der Männer zu, immer der Hoffnung folgend, dass sie die politische Lage nicht allzu weit verlassen würden. Ich machte ein recht unbeteiligtes Gesicht und lauerte auf eine Gelegenheit, mich ebenso an der Unterhaltung beteiligen zu können, damit mein Zuhören nicht allzu sehr auffiel.

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