Ein neuer Tag, ein neues Glück, zumindest sagte man das so, was Rom betraf, schien es mir nicht zuzutreffen. Athen fehlte mir, die Streitgespräche mit den Philosophen, den selbsternannten Rednern, hier in Rom schien es vor allem darauf anzukommen, laut genug zu sein und andere möglichst umfassend zu verunglimpfen. Ich schlenderte durch die Villa, um mir eine genaue Ortskenntnis anzueignen, nichts war peinlicher, als sich im eigenen Haus zu verlaufen, sollte man einmal Gäste empfangen müssen, und ich hielt auch nichts von der Sitte, sich von den Sklaven den Weg zeigen zu lassen. Der Garten schien mir am geeignetsten, um meine Gedanken ein wenig zu sammeln, vor allem geschah es dort selten genug, dass mir eine der grauen Küchenmäuse über den Weg lief.
Eine meiner Schriftrollen hatte ich mit mir genommen, die Aufzeichnung einer, wie ich meinte, sehr gelungenen Rede eines griechischen Rethoren kurz vor Beendigung seiner Ausbildung, und vielleicht würde ich heute auch die Muße finden, mich der Klarheit seiner Argumentation wieder zu widmen. Gemächlich rollte ich die Schriftrolle aus und begann im Schlendern zu lesen - im Gegensatz zu so manch anderem zog ich die Bewegung während geistiger Tätigkeit vor, das lange Sitzen am Schreibtisch machte nur träge und zudem ließ es die meisten Männe vor ihrer Zeit fett werden. Während ich mich einer der anspruchsvolleren Passagen widmete, versank die Welt um mich herum in einem recht unwichtigen Nichts, und ich bemerkte nicht, dass vor mir auf dem Weg ein Hindernis aufgetaucht war - welches ich fast frontal rammte.