Mela war schon lange vor der Zeit da. Er hatte einiges zu organisieren gehabt. Nun stand er an eine Hauswand gelehnt in der Nähe des gennanten griechischen Obsthändlers und wartete mit klopfendem Herzen und wachsamen Augen auf die schmale Silhouette einer Frau. Um genau zu sein, der Frau, an die er sein Herz verloren hatte.
Er konnte nicht umhin, sich die Wartezeit mit unterschiedlichsten gedanken zu vertreiben. So fragte er sich zum Beispiel, ob Livilla ungesehen aus der Casa entkommen konnte. Und auch, warum sie sich geheim treffen mussten. Doch Numerianuns weilte inzwischen wieder in Germanien oder war zumindest auf dem Weg zurück zur Legio. Vielleicht war sie sich einfach nur unsicher, weil ihr Vater die Freundschaft nicht billigte? Aber eigentlich wusste er doch gar nichts über Livilla und Mela. Oder doch? Mela nahm sich vor, Livilla später in einem günstigen Moment danach zu fragen. Wenn Numerianuns nicht wusste, dass Mela etwas für Livilla empfand, würde Mela es ihm mit Livillas Erlaubnis offenbaren. Er konnte den Decurio zwar nicht so gut einschätzen, aber er hoffte, dass Numerianuns Mela nicht den Umgang mit Livilla untersagte. Das wäre einem Exil gleichgekommen, das Mela nicht ausgehalten hätte.
Ein weiterer Gedanke war jener an die Zukunft. Was würde aus Livilla und Mela werden, wenn Numerianuns ihnen eine Verbindung erlaubte? Würde sie sich für ihn entscheiden? Hätte man Mela in diesem Moment nach dem Willen und dem Einsatz für ein Ja gefragt, so hätte er ohne zögern alles aufgegeben, damit Livilla glücklich war und bei ihm bleiben durfte. Wenn sie denn wollte.
Mela merkte, wie die Gedanken seine Aufmerksamkeit abdriften ließen. Aber da er Livilla nicht verpassen wollte, wenn sie kam, schob er alles in die hinterste Kammer seines Bewusstseins und verschloss die Tür.
So wartete er angespannt auf Livilla.