Schwärze hatte Mela umpfangen, kaum dass er Livillas Geste der Zärtlichkeit auf seiner Wange gespürt hatte. Dass sie die Hand zurückgezogen hatte, war ihm nicht entgangen, doch es hatte sich seltsam belanglos angefühlt. Im Hintergrund war das Scheppern der Wachen zu hören gewesen. Mela wusste, dass es Livilla gut ging und jemand kam, um auf sie aufzupassen. Das allein war es, was zählte. Ein letztes Mal hatte er nach dem Schuft gesehen, dessen Gesicht durch Melas Schläge eine breiige Masse geworden war, dann spürte und hörte er nichts mehr.
Es kam ihm endlos vor, wie er wir durch Watte in einem Meer aus Nichts trieb. Keine Empfindung drang zu ihm hindurch und er fühlte sich seltsam schwerelos und leicht. Wie lange er wohl dalag und Blut verlor? Dass sich jemand an ihm oder eher seiner Wunde zu schaffen machte, bekam Mela auch nicht mit. Er glitt weiterhin stumm, taub und blind durch die endlose Schwärze, die allerdings plötzlich durch einen fernen Schrei durchbrochen wurde.
LIVILLA!
Melas Unterbewusstsein zwang ihn dazu, nach dem rechten zu sehen. Es war ihr Schrei gewesen! Und es war seine Pflicht, sie zu schützen. So riss Mela die Augen auf und versuchte sich aufzurichten. Es blieb bei dem Versuch, denn abgesehen von den Schmerzen in seiner linken Seite kam er nicht einmal richtig hoch. Noch immer kreidebleich blinzelte er umher. Die Soldaten hatten Laternen mitgebracht, die erstaunlich grell waren in Melas Augen. Sein Blick suchte umher, bis er sie schließlich fand. Livilla, die auf dem Boden kauerte. Mela sagte nichts, sondern ließ sich matt zurücksinken. Doch sein Blick suchte ihren und obwohl er sich zerschlagen fühlte und verwundet war, versuchte er ein kleines, kurzes Lächeln.