Minervina war ein bisschen bedrückt ob des Schweigens. Ob sie etwas falsches gesagt hatte? Doch sicherheitshalber schwieg nun auch sie, es ziemte sich ohnehin mehr für eine Frau, wenn sie nicht ununterbrochen in Anwesenheit eines Mannes plauderte. "Ich esse ohnehin nicht viel." winkte sie lächelnd ab, betrachtete aber dennoch die dargebotenen Waren. Ihr würde wohl ein Stück Brot mit Schafskäse genügen, wenn dies auch wieder ein wenig deftiger ist.
Der erste Tag
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Sie war sehr bescheiden. Also nahm ich auch nur Brot und Käse
Darf ich fragen, was du mit deinem neuen Leben in Rom so vorhast, welche Pläne du hast?
Die Kost war einfach, aber frisch und wohlschmeckend. -
Als Minervina ihr Essen ausgehändigt bekam, betrachtete sie dieses kurz und nahm einen zaghaften Bissen. Sie ließ sich den Käse auf der Zunge zergehen, ehe sie ihr Lächeln wieder Helvetius zuwandte. Als sie ihr Brot gen Magen geschlungen hatte, antwortete sie: "Ich werde, wie mein Vater es einst wünschte, in den Kult der Götter gehen und der Minerva dienen." Ihre Stimme war nicht ohne Stolz, als sie von diesem Vorhaben berichtete. "Ansonsten erhoffe ich mir ein standesgemäßes Leben in Roma. Das Leben einer Frau, die nach guten und alten Traditionen lebt."
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Eine letzte Brotkrume spülte ich mit einem Schluck Wasser herab. Und von mir aus hätten wir nun aufbrechen können.
Auch wenn es mich nicht gerad begeisterte, wie fromm mein Gegenüber zu sein schien: Minerva - wie passend zu Deinem Namen - der Gelehrsamkeit und Musik also, wie löblich!
Langsam glitt mein Blick ins Nichts und die Erinnerungen.
Aber es klingt, als sei der Vater bereits zu den Ahnen gegange, das tut mir sehr leid. Es ist schwer, jemanden zu verlieren, ist man jung an Jahren zählt es doppelt und sind es die Eltern, ach, ist Trost nur noch ein Wort. -
Als er eine Verbindung zwischen ihr und Minervina herstellte, trat ein sachtes Lächeln in ihre Züge und sie blickte ihn nachdenklich an. Weise allerdings, war sie, Minervina, auf keinen Fall. Sie wollte der Minerva hauptsächlich aus dem Grunde dienen, der da lautete, dass ihr Vater keine Gottheit mehr liebte als diese. Und kaum dass er wieder auf Publius Tiberius Maximus zu sprechen kam, schwand das Lächeln wie es die Sonne manches Mal hinter den Wolken tat und etwas dunkles zog in ihr Gesicht ein. Sie wandte betrübt den Blik ab und starrte auf ihr Brot, in welches sie sachte noch einmal hinein biss und lustlos kaute.
Als auch sie den Rest hinuntergespült hatte, erhob sie endlich mühsam die Stimme und sagte: "Ja, er starb vor wenigen Monaten. Er war Tribunus Laticlavus in der Legio IX Hispania." Was für wahre Worte er doch da sprach. Trost war in der Tat nur ein Wort und einzig wenn sie allein war und zu ihm sprach, fühlte sie sich ruhiger in Anbetracht seines Dahinscheidens.
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Wie aus der Ferne sagte ich Die Neunte. Ein Held, gefallen für Rom
Dann fasste ich mich In allem Schmerz, Rediviva Minervina, vergiss nur nicht den Stolz auf Deinen Vater, und halte ihn in heiligem Andenken. Es sind unsere Ahnen, Väter und Vorväter, die unserem Leben Gestalt und Sinn verleihen. Nur das ehrende Gebet vermag die Verbindung zwischen ihnen und uns lebendig zu erhalten und damit alles was Rom ist und sein wird.
Im Tod liegt das Leben der Zukünftigen, dachte ich und auf meinem Gesicht spiegelte sich der Gedanke durch ein verklärtes Lächeln. Wollen wir gehen, hochgeschätzte Rediviva Minervina?
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Sie musste mit den Tränen kämpfen, als sie seine Worte vernahm. Er hatte so Recht, mit allem, was er sagte. Ihr Vater war ein Held gewesen. Welcher Tribun ritt mit seinen Soldaten in die Schlacht und nicht hinter ihnen? Es taten wohl die wenigsten, gar erst als Patrizier. Mit etwas brüchiger Stimme, weshalb sie sich während ihrer Worte kurz räuspern musste, erwiderte sie: "Ja.. hrm.. du sprichst wahr. Ich möchte ihn damit ehren, dass ich seinen Wünschen von einer Tochter gerecht werde. Ich war sein erstes Kind, bin es noch immer. Mein Bruder wird sich nur noch anhand von Geschichten meines Vaters erinnern können." Sie hob den Blick.
Und trotz der glasigen Augen lächelte sie und hakte sich wieder bei ihm ein. Ihr Herz war schwer geworden, aber ihr Vater würde auch nicht wollen, dass sie traurig war. Und so sog sie noch einmal tief Luft ein. "Auf dann, nehmen wir zumindest einen kleinen Teil der Urbs Aeterna in Angriff!" startete sie einen Versuch grenzenlosen Optimismus' und nickte.
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