[Cubiculum] Iulia Livilla

  • Leise klopfte die Hausherrin an die Tür von Livillas Zimmer, in der rechten Hand den Becher mit dem Schlaftrunk, wegen dem sie Teremun kurzerhand aus dem Bett geholt hatte. Aus einigen milden Essenzen hatte er schließlich etwas Beruhigendes zusammengemischt und dem Trunk noch einen lieblichen Geschmack verliehen, damit er gefällig schmecken würde und Livilla ihn nicht sofort verweigern würde, wenn sie ihn gekostet hatte.
    Die lauten Stimmen hatte sie durchaus vernommen, auch einen Teil des Gesprächs, aber sie wollte auch nicht ewig vor der Tür stehen müssen, um einen günstigen Moment abzuwarten.

  • So standen sich Constantius und Livilla gegenüber. Beide Gemüter schienen erhitzt zu sein. Ihre Blicke maßen sich miteinander und ließen nicht voneinander ab. Ihre Stimmen waren lauter, als das es die kurze Distanz zwischen ihnen notwenig gemacht hätte. Und obwohl die Luft in dem Raum vor Spannung geladen zu sein schien, fehlte es doch an der hasserfüllten Aura eines wirklichen Streitgespräches.


    „Wie ich es wagen kann? Du fragst wie ich es wagen kann eine solche Behauptung zu äußern? Ich sage dir wie derartiges äußern kann. Ein Mensch vermag einen anderen Mensch nur vor den Kopf zu schauen. Sein innerstes bleibt uns verborgen. Wie willst du dir sicher sein, dass nicht in der Seele eines Menschen, ein böser Teil inne wohnt, der angestachelt durch Ablehnung und verschmähter Liebe zu Grausamen imstande ist? Pläne, Livilla. Pläne entwickeln sich nicht immer so wie man es sich vorstellt. Und alle Teile, die in den Plan wissend oder unwissend eingebaut sind, können durch diesen Plan schaden nehmen.“


    Seine Stimme gewann weiter an Intensität..


    „Ja manche Gefühle können nicht beschrieben werden. Ihr Schmerz lässt sich nicht in Worte fassen. Trotzdem lässt sich die Wahrheit in Worte fassen. Wenn du seine Gefühle nicht erwidern kannst, wenn du ihm nicht so zu getan bist, wie er dir, dann kann man dies aussprechen!“


    Und sollten kurz darauf diese vehemente Intensität wieder einbüßen


    „Livilla. Träume gehen nicht immer in Erfüllung. Im Grunde gehen sie fast nie in Erfüllung, es sei denn, man kämpft hart dafür. Und wenn man kämpft, dann beschreitet man einen leidvollen Weg. Einen Weg auf dem man selbst Niederlagen einstecken muss und auch anderen weh tut, selbst wenn man es nicht möchte. Es ist kein Fehler von dir, dass du Secundus nicht liebst. Doch egal was du dir auch ausdenkst. Du wirst sein Leiden nicht mindern können. Du kannst es nur in die Länge ziehen oder es verkürzen. Die Wahrheit ist hart und schmerzvoll, aber sie beendet ein Leiden schneller als jede mitfühlende Tat. Versteh mich doch richtig. Ich werfe dir nicht deine Gefühle vor, auch nicht dein Mitleid, sondern den Weg den du gewählt hast. Denn dieser Weg hätte dich mir fast entrissen. “


    In tiefes Seufzen unterbrach seine Worte. Ließ ihn einen Moment verharren ehe er weiter auf ihre Worte eingehen wollte, doch etwas ließ ihn stutzen. Etwas, dass erst jetzt seine Aufmerksamkeit erregt hatte,


    „Du sagtest du kennst sein Leiden? Gibt es jemand anderen, dem dein Herz nachtrauert…“


    Als die Tür sich öffnete und Helena eintrat, löste sich sein eindringlicher Blick von Livilla und legte sich auf seine Schwester.

  • Bevor Constantius fortsetzte nahm ich die Schriftrolle in die Hand und versuchte sie zu lesen. Verweigerte ich das Gespräch mit ihm fortzusetzen, doch schon nach seinem ersten Satz, wendete ich wieder mein Kopf zu ihm, sah nur noch in sein erregtes Gesicht und hielt die Schriftrolle immernnoch in der Luft.


    War mein Plan wirklich so schlecht durchdacht gewesen? Darüber war ich leicht enttäuscht, ich liebte es doch Pläne zu schmieden, aber eine solche Art lehnte ich dennoch ab. Es war mir an jenen Abend vollkommen egal, welchen Gefahren ich Helena aussetzen würde, bedachte ich eine solche Entwicklung des Planes gar nicht. Aber wie oft hatte ich es versucht Secundus zu erklären, das ich ihn nicht liebte, er wollte es einfach nicht wahrhaben, immer wieder bitte er mich darum alles zu überdenken und immer mehr schien ich zu verstehen, das die Freundschaft zwischen uns ihm einfach nicht reichte, er wollte sich nicht damit zufriedengeben. Auch wusste ich nicht von welchen Träumen Constantius sprach, für manche konnte man nicht kämpfen sie mussten einfach geschehen, nur das Schicksal könnte sie zulassen.


    Es war mir gar nicht aufgefallen, das ich zu viel der Wahrheit offenbart hatte, so war ich selbst überrascht, als Constantius mir die Frage stellte, ob es tatsächlich zutreffe, das mir solche Gefühle nicht unbekannt waren. Und das er unser Gespräch in eine solche Richtung lenkte, machte mich unheimlich nervös.


    "Ich wollte nur damit sagen, das..." Und meine Stimme wurde auffallend unsicherer. Ich wusste nicht was ich ihm antworten sollte, konnte ich vielleicht irgendwie schaffen, dieses Thema wechseln. Flehend suchte ich nach einer Lösung und als hätte die Götter meine Bitte gehört, klopfte es leise an der Türe. Ungewöhnlich zügig wendete sich mein Blick zur Türe. immer noch das Pergament in der Hand betrachtete ich Helena. Wollte sie nochmal nach mir sehen oder hatte sie etwas von unseren Streit mitbekommen? An den Schlaftrunk dachte ich bereits gar nicht mehr.

  • Als sie eintrat, konnte sie noch das Echo des vorangegangenen Streits in der Luft liegen fühlen. Sicher, es war nichts Greifbares, aber die Stimmung knisterte, und Livillas unsicherer Blick sprach Bände. Waren sie beide froh, dass sie sie unterbrochen hatte? überlegte Helena, während sie den Becher zu Livilla trug. "Hier, ich habe Teremun etwas mischen lassen, das Dir für diese Nacht den Schlaf bringen wird. Morgen früh wirst Du mich zum Tempel der Iuno begleiten, damit wir ihr zum Dank opfern können, ich werde Dich hier abholen, Livilla," sagte sie und blickte ihre Cousine eindringlich an, dann glitt ihr Blick zu Constantius. "Wenn ihr mit eurem Gespräch fertig seid, würde ich Dich gern sprechen, Constantius."


    Sie reichte Livilla den Becher und blickte die Cousine erwartungsvoll an - sie würde nicht umhin kommen, den Becher auszutrinken, denn bevor sie sich nicht selbst davon überzeugt hatte, dass Livilla davon getrunken hatte, würde sie das Zimmer nicht verlassen. Das Vertrauen, welches sie ihrer Cousine entgegen gebracht hatte, war mit diesem Abend verbraucht worden, so sehr sie auch ein gewisses Mitgefühl für sie empfand - aber manche Arten des Verhaltens waren schlichtweg unentschuldbar. Auch wenn sie selbst in ihrer Jugend nicht immer getan hatte, was ihr Vater ihr geboten hatte, war es doch ein Unterschied, ob man sich wissentlich in Lebensgefahr begab oder ob man einfach nur aus Trotz widersprach. Die Miene der Iulierin blieb ernst, und ihr Tonfall hatte angedeutet, dass sie keinerlei Widerspruch in der Sache mit dem Opfer zu dulden bereit war.

  • Schon als sie eintrat war ich mir sicher, das sie etwas bemerkt haben musste. Sie studierte nicht nur Constantius Blick sondern auch den meinigen und Constantius unangenehme Frage, zeigte deutlich wie nervös er mich doch gemacht hatte. Als sie auf mich zuging, konzentrierte ich mich nur noch auf sie und so entdeckte ich auch den Becher den sie trug. Der Schlaftrunk, denn ich schon vergessen hatte. Zögernd nahm ich ihn entgegen, sah dabei mehr in Helenas Augen, als auf den Becher. Auf die Bitte sie in den Tempel zu begleiten nickte ich nur langsam. Wandte mich aber dennoch den Becher zu und betrachtete, ein undentifizierbares Gemisch, das sich in ihm befand. Die leicht rötliche Farbe lies ihn gar nicht so unappetitlich aussehen und war sogar passend zum Becher. Eben wollte ich ihn kosten, als Helena ihren Bruder mitteilte mit ihm sprechen zu wollten.


    Es gab in der Tat vieles zu klären und da die Worte meiner Cousine auch nicht gerade die sanftensten waren, musste ich mich wohl auf eine unangenehme Strafe gefasst machen. Wie schwer musste diese wohl sein um meinen Vergehen gerecht zu werden? War dies überhaupt möglich? In diesen Gedanken versunken, schloss ich meine Augen und nahm einen Schluck von dem Trunk, darauf gleich noch einen und so lieblich er auch aussah, er schmeckte fürchterlich und so vorzog ich dabei mein Gesicht, überwandt mich dennoch und trank ihn aus.

  • Die Ankunft Helenas riß Constantius für einen entscheidenden Moment aus seiner Konzentration. Mit ernster Miene betrachtete er den Trunk, den Helena herein brachte.
    Ja vielleicht war diese für heute die richtige und einzige Lösung. Livilla brauchte Ruhe. Sie sollte etwas Schlaf finden, und innerlich bereute Constantius, dass er nicht nur tröstende Worte für Livilla gefunden hatte.


    Während Livilla den Trank entgegen nahm und mehr oder weniger genüsslich trank, antwortete er auf die Worte seiner Schwester.
    „Ich stehe dir gleich zur Verfügung Helena. Du kannst mich in meinem Cubiculum sprechen. Ich denke Livilla sollte nun versuchen etwas Ruhe zu finden. Wir werden morgen unser Gespräch fortsetzen.“
    Hatte er zu Beginn noch zu Helena geblickt, ruhte sein Blick, als er seine Worte abschloss, wieder bei seiner Cousine. Irgendetwas hatte sich geändert. Wirkte sie nervöser als zuvor? Die Augen des Iuliers verengten sich, als ob sein wachsamer Instinkt die Witterung eines verborgenen Geheimnisses aufgenommen hätte. Viel war an diesem Abend bereits gesagt worden, doch noch immer schien die volle Wahrheit nicht ausgesprochen worden zu sein.
    Doch dieses Geheimnis würde noch einen Tag überdauern können.


    „Du hast Recht Livilla. Du solltest nun schlafen gehen. Ich hoffe du findest trotz allem noch ein paar Stunden Schlaf. Sollte dich etwas beunruhigen, ich bin in meinem cubiculum. Du kannst jederzeit zu mir oder Helena kommen. Wonga bewacht die Porta, so dass niemand das Haus betreten oder verlassen wird.“


    Er trat einen Schritt näher an sie heran. Diesmal war sein Blick frei von zornigen Ausdrücken. Er war sogar sehr sanft und sorgsam. Behutsam umschloss er ihre Hand mit der seinen und drückte sie leicht.
    „Schlaf gut Livilla. Morgen sehen wir weiter. Ich bin froh, dass dir nichts geschehen ist.“


    Einen kurzen Moment verharrte er still vor ihr, ihre Hand haltend, bevor er sich umwandte und auf die Tür zuging. Jeder seiner Schritte wurde erneut von einem leisen metallischen Scheppern begleitet. Welches auch noch gedämpft zu hören war, als er den Raum bereits verlassen hatte

  • Ich reichte Helena den Becher wieder, doch mein Blick war nun auf Constantius gerichtet. Die Art wie er sprach, gefiel mir gar nicht, es schien ihn nicht losgelassen zu haben, das mich etwas beunruhigte. Und dabei lag es doch nur an ihm, da er dieses unangenehme Thema angeschnitten hatte. Von meinen Augen war genau abzulesen, das ich ein solches Gespräch ablehnte. Aber Constantius schien ganz besessen auf die Wahrheit zu sein. Ich verfolgte jede Bewegung von ihm, auch als er an mich trat und meine Hand drückte. Strahlte ich denn soviel Mitleid aus oder wollte er mir nur helfen? Dachte er sich ich würde nachts zu ihm kommen, mein Herz bei ihm ausschütten und ihm das erzählen, was er hören wollte? Sicherlich würde ich Angst haben, alleine zu schlafen, doch sehnte ich mich jetzt nach der Einsamkeit. Oder redete es mir nur ein und ich sehnte mich genau nach dem Gegenteil. Vater, er fehlte, wäre er nur hier. Würde er nur in Roma sein. Auch wenn er nie in meiner Kindheit bei mir war, als ich ihn brauchte, ich verzieh ihm das, doch nun, brauchte ich ihn, mehr denn je.


    Dennoch Constantius Händedruck beruhigte mich ein wenig. Er wollte nichts schlechtes, auch wenn er so barsch zu mir war, wie auch Helena, ich vergaß ihren Blick nicht, wie sie mich ansah, als ich erzählte wie dieser Widerling mich berührte.


    "Verzeih mir Constantius, denke nicht das wir uns im Streit trennen. Ich war die Unvernüftige und du versuchst nur meine Fehler aufzudecken. Und danke, ich wünsche dir auch einen erholsamen Schlaf, den ich dank Helenas Trunk sicherlich auch bald finden werde." Antwortete ich leicht überrascht auf Grund seiner ruhigen Stimme, ebenfalls sanfter und blickte daraufhin gleich zu Helena, da ich sie erwähnt hatte. Eine Weile betrachtete ich die Türe als Constantius mein Cubiclulum verlies und wendete mich dannach wieder zu Helena.


    Müdigkeit überfiel mich, der Trunk schien seiner Bestimmung gerecht zu werden.


    "Verzeih mir wenn ich ungerecht zu dir war, niemals wollte ich dir Kummer bereiten, doch nun da es geschehen ist, kann ich auch verstehen das ich dementsprechend bestraft werde. Ich hätte es mir niemals verzeihen können, wenn dir etwas geschehen wäre, estut mir so leid." Die Schuld war nun genau in meinen Gesicht zu erkennen, die ich empfand, doch erwartete ich kein Mitleid von ihr, blieb dennoch stehen und wartete darauf ob sie Constantius wohl folgen würde.

  • Sollte sie ihre Cousine glauben? Worte waren süss, und sie täuschten fast immer. Sie hatte geglaubt, wenigstens innerhalb der Familie nicht getäuscht zu werden, aber es war ein Fehler gewesen, das zu glauben. Sie war müde, müde der Lügen, aber auch müde der Beteuerungen. Worte reichten ihr nicht mehr, nicht zu dieser Stunde. Den Worten würden Taten folgen müssen, um etwas wieder aufzubauen, das grob niedergetrampelt worden war.


    "Versuch jetzt zu schlafen, Livilla," sagte sie nicht unfreundlich und nahm den Becher wieder an sich, um ihre Cousine sanft am Ellenbogen zu berühren und in Richtung ihres Betts zu dirigieren, bis sie sich gesetzt hatte. "Wir werden morgen darüber sprechen, wenn Du Dich ausgeruht hast. Solche Dinge sollten mit Ruhe und einem ruhigen Herzen besprochen werden, und ich hoffe, dass die Götter Dir heute Nacht ruhige Träume schenken werden, damit Du Dich erholen kannst." Ihre Mundwinkel hoben sich ein klein wenig an, dann jedoch ließ sie los und schritt zur Türe, sich noch einmal zu Livilla umblickend. "Eine gute Nacht wünsche ich Dir, Livilla." Die Türe öffnend, schritt sie endgültig hinaus und wandte sich in Richtung des Zimmers, in dem sie ihren Bruder nun vermutete.

  • Meine Worte schienen Helena nicht sehr beruhigt zu haben, denn eine Belastung war zu erkennen, wie sie mich leicht berührte und zu meinen Bett wies. Sie musste mehr gehört haben als ich dachte und schon das Gespräch zwischen uns, machte ihr einiges bedenklich. Immerhin waren Constantius und Helena diejenigen, welche nun unter Druck standen, entsprechend über mich zu richten und das Geschehene wieder ins Reine zu bringen, soweit dies möglich war.


    Wie es ihr Wunsch war setzte ich mich auf mein Bett und ein leises...


    "Ich benötigte reichlich von ihm und nach deinem Trunk wird es mir sicherlich nicht mehr so schwer fallen ihn auch zu finden. Ich wünsche dir ebenfalls eine erholsame Nacht. Und die schönsten Träume!"...glitt über meine Lippen. Auch Helena beobachtete ich wie sie das Zimmer verlies und womöglich würde sie gleich darauf Constantius aufsuchen.


    Träume! Ihnen wollte ich sehnlichst ausweichen. Nach keinen einzigen verlangte ich, auch wenn er positiv sein würde. Nur der Schlaf sollte übermich kommen und zwar schnell. Jede Nacht lies ich eine Dienerin zu mir schicken, die mir half mich bettfertig zu machten, nur heute nicht, so wusch und entkleidete ich mich alleine. Und als ich mich über die Wasserschale beugte und mein Spiegelblild sah, hielt ich ein mich zu waschen. Genau dieses Gesicht sah Lucullus, dieselbe Reinheit, die er zerstören wollte. Zügig griff ich nach dem weichen Tuch das daneben lag und trocknete mich ab. Ein letzter Blick zum Fenster und dann zur Türe folgten, bevor ich mich ins Bett begab.

  • Schon früh am Morgen erwachte ich, die erste Sonnenstrahlen waren in mein Cubiculum gelangt. Langsam erhob ich mich und schob das weiche Bettlaken zurück. Aufmerksam sah ich mich im Zimmer um, doch ich war alleine, keine Sklavin weckte mich, etwas anderes musste mich aus meinen Schlaf gerissen haben. Und ich hatte geschlafen, die ganze Nacht, ohne kurz aufzuwachen. Kein einziger Traum überschattete meinen erholsamen Schlaf, hatte die Götter erbarmen mit mir? Lange machte ich mir darüber keine Gedanken, denn schon stieg ich aus meinen Bett, sah dabei auf meinen Körper hinab, keine Wunde war zu erkennen, dieselbe Reinheit, wie gestern Abend, als wäre nichts geschehen.


    Unzählige Stimmen vernahm ich von draußen, die Sonne musste noch nicht so lange aufgegangen sein, den der Lärm war geringer als sonst am Vormittag. Vorsichtig trat ich ans Fenster heran, blicke zur Sonne und jenes Gefühl der Finsternis schien eben zu verschwinden, so friedlich sah Rom auf einmal aus. Die morgendliche Frische und die noch nicht so grellen Strahlen der Sonne waren sehr angenehm, doch ein Klopfen an der Türe zerstörte den wohltuenden Moment mit einem Schlag. Nur meinen Kopf wendete ich zu ihr. „Ja?“, gab ich nur als kurze Antwort. Eine Sklavin öffnete die Tür, selbe die mir gestern half mich von der blutigen Kleidung zu befreien.


    „Herrin, wünscht ihr das ich euch behilflich bin?“ Es gehörte zu ihren Aufgaben dies zu fragen und so stimme ich ihr zu. Die Sklavin schloss die Türe und ging ihrer Arbeit nach. Helena und Constantius würden abermals mit mir sprechen wollen und dafür sollte ich auch empfangsbereit sein.

  • Lange Zeit befand ich mich in der Casa Iulia, denn ich zog die Einsamkeit vor. Immer seltener verließ ich das Gebäude und verbrachte die Zeit in meine, eigens ernannten Zufluchtsort. Oft ging ich in Constantius Zimmer und studierte einge Pergamente, in denen er so oft vertieft war. Die Angst konnte ich zwar vergessen, doch verschwinden würde sie nie ganz, doch seit einigen Tagen fühlte ich mich wieder lebendiger. Und so lies ich auch wieder Gefühle und Stimmungen zu, die mich am Anfang eingeschüchtert hatten das sie mich an jenen Tag erinnerten.


    Zügiger begann ich jede Morgen, dabei achtete ich nicht auf die Bemerkungen einer Sklavin, die mich zurecht wieß, mich meiner morgendlichen Wäsche zu widmen, anstatt zum Fenster zu eilen um Constantius zu zuwinken wie er die Casa verließ. Diesen Zeitpunkt hatte ich im Blut und wenn ich nicht aufwachen würde, so hatte eine Sklavin den Befehl mich zu wecken.


    So rasch ich auch mein Selbstbewusstsein fand, um so leichter tat ich mich auch wieder zu lachen. Immer mehr gewann ich wieder an Lebensfreude und so hatte die Sklavin mühe mich zu frisieren, wobei sie unterschiedliches ausprobierte und ich mich ständig beschwerte, sie würde mich vom lesen abhalten. Oft zornig zog sie mir das eine und andere Pergament aus der Hand und legte ihre Hände auf meinen Schulter, wobei sie mich dadurch sanft näher zog.


    "Hör auf zu lesen, such dir lieber einen Mann, das würde dir nicht schaden." Unpassende Worte einer Sklavin, das auch nur eine wagte. Tertia, eine ältere Sklavin der Casa, die Reife und Erfahrung mit sich brachte, auf ihre Art intelligent war, aber nicht viel durchgehen lies. Obwohl ihr Platz ihr der Culina war, sellte sie sich bereit sich um mich zu kümmern, wenn weder Helena noch Constantius hier waren. Dies aber nur, bis ich eine eigene Leibsklaven kaufen würde. Eigentlich verstand ich mich mit ihr sehr gut, doch sie hatte einen Fehler, sie war förmlich besessen davon, das ich einen Mann kennenlernen würde, der es schaffen würde meine Schatten aus meinen Herzen zu verbannen.

  • Doch so sehr ich auch in den letzten Tagen wieder aufblühte, verließ mich mein Glück auch schon wieder. Als ich an jenem Morgen aufwachte, fühlte sich mein Körper so kalt wie Eis an. Die dünne Decke zog ich bis zu meinen Hals und mit einer Hand strich ich mir sanft über die Wangen und die Stirn. Sie fühlten sich im Gegensatz zu meinen Körper heiß an. Langsam versuchte ich mich zu erheben um mit einem sanften Tuch mich abzukühlen, jetzt wurde mir erst bewusst wie geschwächt ich war. So ließ ich mich wieder ins Bett fallen und atmete dabei vor Anstrengung. Mir war da nach noch etwas zu schlafen und vertrieb den Gedanken noch aus meinen Kopf, das es sich vielleicht um ein gefährliches Fieber handeln konnte. Sicherlich war es nur eine harmlose Erkältung, doch konnte ich mir nicht erklären, wie ich mit der Krankheit in Kontakt gekommen bin.

    Es dauerte nicht lange und Tertia betrat mein Cubiculum. Schon als sie eintrat wunderte sie sich, das es noch so ruhig war. Manchmal schlief ich auch länger und Tertia hatte nicht gerade die zärtlichste Art mich zu wecken, doch spürte sie, das etwas nicht in Ordnung war. Zügiger trat sie an mein Bett heran und setzte sie auf den Rand. Tertia musterte die schlafende und sofort erkannte sie an den leichten rötlichen Wangen, das es schon einen Grund hatte, weshalb sie sich noch nicht erhoben hatte.

    "Livilla?" Sanft streichte sie mir über meine Wange und ich erwachte erneut aus dem Schlaf, durch ihre kühlen Hände, die im Moment sehr angenehm waren. "Fühlst du dich nicht wohl? Dein Gesicht glüht ja." Wieder legte ich eine Hand auf meine Wange. "Tertia, du übertreibst. Aber ich fühle mich nicht besonders gut, ich wohl ein bisschen. Mach dir bitte keine Sorgen."

    So beruhigend ich versuchte meine Worte auch auszusprechen versuchte, an Tertia hallten sie vorbei. "Nein nein, bei einer Erkältung sollte man nicht vorsichtig genug sein, glaube mir. Du bleibst liegen." Viel Sorge war aus ihren Worte nicht zu entnehmen, viel mehr erklang aus ihnen der Zorn. "Wo hast du dir das nur eingefangen. Kein Wunder wenn man halb nackt hier herumrennt, bevor du schlafen gehst."

    Ich hielt es für besser zu schweigen, sie beachtete mich gar nicht sondern holte eine wärmende und dem Anschein nach kratzige Decke aus einer Truhe. Meine Antwort äußerte sich nur mit einem leichtem kopfschütteln, doch bei dieser Bewegung spürte ich wie mein Kopf zu pochen begann.

  • Es war früh am Morgen. Und eigentlich hätte constantius schon längst auf dem Weg zur Kaserne sein sollen. Was würde er nur für ein Vorbild abgeben, wenn er kurz nach seiner Beförderung nun unpünktlich werden würde.
    Nachdem er sich in Eile fertig gemacht hatte und die morgendliche Wäsche erledigt hatte, verließ er sein Cubiculum.
    Wollte eiligst durch die Casa schreiten und ohne Umwege über die Küche durch die Porta schreiten und sich in die bereits jetzt wieder gefüllten Gassen Roms stürzen.


    Doch sein Plan sollte sich bereits ändern, als er Livillas Zimmer erreichte. Wortfetzen drangen an sein Gehör. Worte, die ihn inne halten ließen.
    Livilla fühlte sich nicht wohl?


    Behutsam klopfte Constantius an die Tür.


    „Livilla darf ich eintreten?“

  • Behutsam schloss ich meine Augen und legte mich wieder in das sanfte Kissen zurück. Das Pochen in meinen Kopf erschien im ständigen Rythmus und auch nachdem ich meine Augen geschlossen hatte, fühlte ich keine Besserung. Ich sehnte mich nach dem Schlaf, er würde sicherlich leicht übermich kommen, immerhin klopfte mein Herz so schnell, als wäre ich gerade eben vom Forum in die Casa Iulia geflüchtet. Tertia breitete die rauhe Decke über mein Bett auf und strich glättetend die entstandenen Falten von der Oberfläche, als es an der Tür klopfe. Sofort erhob ich mich und blicke in Richtung Türe. Terita hingegen wendete viel geschmeidiger und langsamer ihren Blick dorthin.


    Es war angenehm die Stimme meines Cousins zu hören und sogleich glitt mir ein Lächlen über mein Gesicht, dennoch fragte ich mich, weshalb er so früh nach mir verlangte. "Es ist Constantius, bin ich so früh erwacht, das er noch nicht einmal die Casa verlassen hat?" fragte ich mich, so leise, als würde ich mit mir selbst reden. Tertia nahm meine Worte wahr, blickte noch zu mir zurück, aber fand dann letzendlich das ich passend bedeckt war um ihn zuempfangen. "Trete ruhig ein!" antwortete ich mit einer lauteren, wenn auch geschwächten Stimme auf Constantius Frage.


    Ich achtete darauf nicht mehr im Bett zu liegen sondern zu sitzen, er sollte nicht sofort erkennen, das ich erkrankt war. Doch war es mir bewusst das er meine jetzige Schwäche aus meinen Gesicht ablesen konnte, das leicht glänzte.

  • Es waren eben jene leichten Sorgenfalten auf der Stirn, die Constantius schon verrieten, bevor er überhaupt etwas gesagt oder den Raum völlig betreten hatte. Langsam ging er auf das Bett zu, in dem Livilla saß. Der leichte Glanz ihrer Haut blieb ihm ebenso unverborgen, wie die Worte zuvor, die er durch die geschlossene Tür nur leise vernommen hatte.


    „Livilla. Ist alles in Ordnung?“


    Noch ein paar Schritte ging er auf das Bett zu und blieb schließlich in zwei Schritte Entfernung davor stehen. Bereits in die Uniform des Wachsoldaten gekleidet, legte sich sein ebenso wachsamer Blick auf seine Cousine.


    „Hast du nicht gut geschlafen? Du wirst doch hoffentlich nicht krank, oder?“

  • Als Constantius eintrat, versuchte ich so gut wie es ging, ihm entgegen zulächeln. Tertia warf erneut einen Blick zu mir, streng kontrollierend, ob ich auch nicht versuchte aufzustehen. "Danke, Tertia, du kannst nun gehen." Sie nickte nur bei dieser Anordnung und verlies dann aber anstandslos das Zimmer. Erst jetzt widmete ich mich meinen Cousin und konnte auch sofort Besorgnis auf seinen Gesicht ablesen. Es gefiel mir das er breits seine Uniform trug und als die Türe geschlossen war, warf ich mein Bettlaken zurück.


    "Caius, ich hoffe doch du hast gut geschlafen. Es freut mich dich zu sehen, du bist mein zweites Gesicht, das ich heute erblicke. Doch sonst siehst du nie nach mir. Weshalb heute? Sicherlich hast du ein paar Wortefetzen von Tertia aufgefangen, aber so krank bin ich nicht, wie sie es darstellt." antworte ich ihm mit einer ruhigen und unheimlichen sanften Stimme, während ich aus dem Bett stieg, nur mein Nachtgewand tragend und auf Constantius zu ging.


    "Sieh mich bitte nicht so an, du kannst ohne jede Besorgnis die Casa verlassen." Entgegnete ich ihm während ich an ihm vorbei schritt und kurz dicht vor ihm stehen blieb, dannach meinen Weg zu einem Tisch fortsetzte um etwas Wasser in einen Becher zu füllen.

  • Zitat

    Original von Iulia Helena

    ~* Cubiculum der Iulia Livilla *~


    Dies ist der Schlafraum der Iulia Livilla.


    Einen Tag nach seiner Ankunft wollte Palladius einmal schauen wer so alles in der Casa wohnte und klopfte einfach wahllos an allen Zimmern an. Nach einer Weile stellte er fest das die meisten leer sind und öffnete die Türen einfach nur noch. Als er schließlich auch diese Tür aufriss und...

  • Es war noch früh am Morgen, als ich aufgestanden war und mich gewaschen hatte. Eigentlich hätte es mich beruhigen müssen, in dem Gewissen, das Solinus nun in der Casa lebte. Doch wurde mir der Schutz sofort wieder genommen, als er sich entschlossen hatte, den gleichen Weg wie Constantius zu gehen. Eigentlich war mir das auch ganz recht, da nun ich die einzige Herrin in der Casa war, das dachte ich jedenfalls. Gestern Abend hatte mir, kein anderer wie Milius berichtet, das ein Gewisser, Caius Iulius Palladius, zurückgekehrt war und durch Solinus Erlaubnis ebenfalls einzog. Ich wusste nicht ob ich mich über diese Nachricht freuen konnte oder nicht. Daher nahm ich mir vor, ihn sogleich zu besuchen nachdem ich mich angezogen hatte.


    Ich trug nur eine weiße Tunika, schlicht und kaum verziert. Das Haar leicht nach hinten gesteckt, als die Türe sich öffnete. „Tertia, du bist schon zurück?“ fragte ich ohne mich umzudrehen und vollkommen sicher das sie es auch war.

  • Eine fremde Stimme, die ich noch nie hörte. Sie lies mich zusammenzucken und sogleich drehte ich mich um. Das er mich erschreckt hatte, konnte man nur schwer übersehen, doch war ich mir so sicher das es Tertia war, die zurückkehrte. „Wer bist du? Ohne dich anzukündigen betrittst du in mein Cubiculum.“ warf ich ihm nervös entgegen und hoffte, meine laute Stimme würde Tertia hören und dadurch zu mir eilen. War es Wut oder Angst, die von mir nun besitzt ergriff oder beides? Verzweifelt sah ich an ihm vorbei um vielleicht meine Sklavin zu entdecken, es sollte nur nicht Milius sein.

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