[Atrium] Petronii hospiti

  • Mela war klar, dass es besser war, wenn er nun ging. Ein gemeinsamer Spaziergang würde mehr zerstören, als er aufbauen könnte. So nickte er nur noch einmal imd schenkte Livilla kurz darauf ein ehrlich gemeintes, glückliches Lächeln, als sie davon sprach, ihn am morgigen Tag besuchen zu wollen. Gern hätte er ihr zum Abschied wieder einen Handkuss gegeben, doch hatte Livilla mit ihren insgeheimen Vermutungen recht, denn er traute sich nicht, sie noch einmal zu berühren, ohne dass sie es wollte. So strahlte er sie nur an, fragte sie aber, warum sie sich so sehr unter Druck gesetzt fühlte. Am Ende sah sie ihn sogar als Belastung an, trotz der netten Worte, die sie gewählt hatte. Mela war sich unsicher was das anging. Einerseits konnte genau dies der Fall sein, andererseits traute er Livilla nicht zu, dass sie die Worte nur zum Schein sagte. Sie war ganz und gar eine wohlerzogene, wunderschöne Frau, blitzgescheit und redegewandt. Nein, entschied er, das würde sie nicht tun. So war seine Freude ungetrübt, denn sie stellte ihm gemeinsame Freizeit in Aussicht. Und er würde sich etwas schönes für Livilla überlegen, nahm er sich vor. Auf ihre Frage hin sprach er in ruhigem Ton, in dem nur leicht die Freude mitschwang, denn ganz vermochte er sie nicht zu verbergen:


    "Wenn du es möchtest, werde ich den ganzen Tag auf dich warten. Livilla. Aber... sag, was hältst du von einem gemeinsamen Bummel auf dem Markt? Anschließend könnten wir auf den Esquilin gehen", schlug er vor. Vielleicht...ah, da kam ihm schon eine Idee und er vermerkte sie gleich in seinem Kopf.
    "Am Späten Nachmittag?" schlug er daher vor und legte den Kopf leicht schräg, sie fragend ansehend.

  • "Deine Worte schmeicheln mir wirklich sehr, doch wenn du schon auf mich warten möchtest, dann bitte bei einem Rundgang in Roma und verweile nicht in deinen Cubiculum. Du musst mich auch nicht abholen, denn wie können uns gleich auf dem Markt treffen, ich kenne den Weg dorthin schon, das ist ein bisschen geheimnisvoller sich hier aus der Casa zu schleichen."


    Seine Idee von einem gemeinsamen Bummel auf den Markt, schien mich von der kopfzerbrechenden Last abzulenken. Vielleicht war es naiv von mir, mich aus der Casa zu schleichen, ohne die Erlaubnis von Constantius oder Helena. Sicherlich hatte Vater sie gebeten, auf mich zu achten. Doch gegen diese Regel zu verstoßen war im Moment einfach zu verlockend. Heimliche Vorhaben wie ich sie damals in Hispania unternahm, die meiner Mutter das Leben schwer machten. Aber die Tatsache das ich in der Begleitung eines unverheirateten Mannes war, würde dieses Vergehen noch schwerer machen, als es schon war. Oder lag es daran das ich einfach nach einem anderen Problem suchte, um mich mit etwas anderem zu beschäftigen, als mit Secundus Offenbarung.


    So wartete ich auf die Antwort von Secundus. Mein Blick war immernoch ernst und auch wenn es mir schwer viel versuchte ich, diesen Stress aus meinen Gesicht zu zaubern. Ich wollte ihm zeigen, wie sehr ich ihn mochte, dass ich gerne in seiner Gesellschaft war und ihn auf keinen Fall, denn anschein machen wollte, er wäre mir lästig.

  • Mela lächelte und neigte den Kopf leicht.
    "Das ist natürlich auch eine gute Idee, wenn du nicht möchtest, dass ich dich abhole. Dann umgehst du es auch, die Casa zu suchen. Und unter uns: Ich hätte sie neben all diesen Neubauten auch fast nicht mehr wiedergefunden", versuchte er zu scherzen, um Livllas düstere Gedanken zu vertreiben. Auf keinen Fall wollte er, dass sie wieder weinte wegen ihm oder weil er unbedachte Worte wählte.


    So sah er sie mit schiefgelegtem Kopf an und schlug vor:
    "Also denn, sagen wir, morgen am späten Nachmittag bei dem großen Obsthändler nahe des Palatins? Ich glaube, es ist ein Grieche. Sein Stand ist mit bunten Wimpeln geschmückt."

  • Secundus Beschreibung war verlockend, so geheimnisvoll. Auch konnte ich nicht ahnen, ob meine Cousine es für gut hieß, das Secundus öfter hier in der Casa nach mir verlangte und bevor ich mich auf der Suche nach der Casa Petronia noch in der Stadt verlaufe, war es klüger einen Ort zu wählen, der uns beiden bekannt war.


    So lockerte sich mein Gesichtsausdruck und mein Blick wurde erkennbar freundlicher.


    "Ich kenne die Stelle die du mir beschrieben hast und ich werde morgen dort sein. Das verspreche ich dir, irgendwie werde ich es schon schaffen aus der Casa zu kommen, ohne gesehen zu werden."


    Nur ein leises Geräusch, brachte mich dazu mich umzudrehen um zu kontrollieren, ob wir auch wirklich noch alleine waren. Doch so war es, niemanden konnte ich entdecken.


    "Ich möchte dir für deinen Besuch danken, glaub mir du hast mir heute eine Freude gemacht. Niemals hätte ich zu glauben gewagt, dich hier in Roma anzutreffen. Doch nun wird es an der Zeit das wir uns verabschieden, damit ich über dein gesagtes nachdenken kann und außerdem möchte ich dich nicht auf halten."


    Meine Stimme wurde wieder so höflich wie an unserem ersten treffen, aber sie war auch viel persönlicher als damals.

  • Mela freute sich, dass Livlla scheinbar wie er dem morgigen Tag entgegensehnte, auch wenn sie es nicht sagte, doch ihr Gesicht, das nun wieder locker und fröhlicher als eben noch wirkte, sprach Bände. So lächelte auch er, wieder von den dunklen Gedanken, den Wenn und Abers und der Angst, abgewiesen zu werden, abgebracht und sagte:
    "Dann soll es so sein. Doch, Livilla, ich möchte auch nicht, dass du meinetwegen den Ärger mit deiner Familie provozierst. Wenn es dir nicht möglich ist zu kommen, schickst du mir dann eine Nachricht? Ich werde, wenn du möchtest, dich dann wieder hier aufsuchen."


    Er schmunzelte kurz, als sie sich nach einem Knacken umsah, das sie scheinbar verängstigte, und nickte ihr zum Abschied noch einmal zu.
    "Ich werde auf dich warten, Iulia Livilla, wie ich stets auf dich warten werde", versprach er noch. Eine letzte Geste, ein letzter Gruß, dann verabschiedete er sich ebenso höflich wie Livilla und verließ die Casa. Seine Füße trugen in in die Casa Petronia, zum Zimmer seines Bruders.


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    Der ianitor der Casa Iulia führte den jungen Mann kurzerhand in das Atrium der Casa und beschied ihn mit folgenden Worten: "Du hier warte, ich sage Herrin, dass Du hier." Dann wandte sich der hühnenhafte Nubier um und stapfte in das Innere des Hauses davon, Petronius Mela alleine lassend, inmitten des geschmackvoll eingerichteten, aber nicht übertrieben prunksüchtig aufgemachten Raumes.
    Neben einigen Schmuckvasen und Grünpflanzen kündete die hier herrschende Ordnung und Sauberkeit von einer sehr genauen Kontrolle der Sklaven des Haushalts durch die Hausherrin.

  • Mela wartete mit auf dem Rücken verschränkten Armen im Atrium. Vieles ging ihm durch den Kopf und er fragte sich, wo er anfangen sollte, wenn Iulis Helena den Raum betrat. Kurz seufzte er, wieder an Livilla denkend und an das, was ihr widerfahren war.

  • Es dauerte nicht lange, bis die Hausherrin das Atrium betrat und dem jungen Mann entgegen schritt, über den sie nun so einiges gehört hatte, aber der bislang noch ein Unbekannter für sie war. Ein forschender, klarer Blick der Iulierin traf ihn, und sie reckte das Kinn etwas empor, bis sie stehen blieb, und ihn begrüßte.
    "Salve und willkommen in der Casa Iulia, Petronius Mela." Es klang ernst, und sie unterzog ihn einer genaueren Musterung, bevor sie einladend mit der Hand auf eine der gepolsterten Sitzbänke wies. "Setzen wir uns doch, nach Deiner Verletzung wirst Du sicher noch nicht allzu lange stehen wollen. Wie steht es um Deine Genesung nach jenem Angriff?" Ihre Stimme klang höflich, aber die Wärme, mit der sie Familienmitgliedern begegnete, fehlte gänzlich.

  • Die Dame des Hauses trat sehr bewusst auf, das fiel Mela sogleich ins Auge. Er fragte sich, ob Livilla deswegen gehofft hatte, dass Helena nichts von dem geheimen Ausflug wusste. Doch dann sprach sie auch schon und Mela ließ die Musterung wohlwollend über sich ergehen. Als sie von seiner Verletzung sprach, löste er unbewusst die Hand vom Rücken und legte sie auf die langgezogene Narbe, die unter der Toga verborgen war. Er folgte Helena zu der Sitzbank und setzte sich nieder.


    "Ich danke dir, Iulia Helena, für das herzliche Willkommen und die Nachfrage. Inzwischen geht es schon wieder gut. Aber sage mir bitte, wie hat Livilla das ganze verkraftet? Für sie muss es ungleich schlimmer gewesen sein als für mich. Wenn du es gestattest, würde ich nachher gern noch mit ihr selbst sprechen."

  • Als sie neben ihm Platz genommen hatte, betrachtete sie sein Profil sinnierend. Dass Livilla ihn gerne als Freund neben sich erduldete, wunderte sie nicht, denn er sah gut aus und schien angenehme Manieren zu besitzen, aber Liebe, wie er sie sich zu wünschen schien, konnte man eben nicht erzwingen. Schon gar nicht eine Liebe, die für ein Leben halten sollte.
    "Sie war sehr verwirrt nach euer beidem Ausflug," das Wort 'Ausflug' erfuhr hierbei eine gewisse, deutliche Betonung, die vermuten ließ, dass dieses Thema noch lange nicht ausgestanden war und so schnell nicht vergessen sein würde.


    "...und hat sich die schlimmsten Vorwürfe gemacht, dass alles so geschehen ist, wie es geschah. Für keine Frau ist es leicht, wenn ihr Leib und Leben so unmittelbar bedroht wurden, und ich bin froh, dass es Dir gelungen ist, sie zu schützen, bis Hilfe eintraf. In diesem Moment hast Du ehrenhaft und eines legionarius angemessen gehandelt." Was sie nicht sagte, war, dass das Handeln davor keinesfalls ehrenhaft zu nennen gewesen war, aber wie sie es ausgesprochen hatte, mochte man das durchaus vermuten.

  • Mela sah ihr in die Augen. Er würde es auf seine Kappe nehmen, dass sie ohne Begleitung unterwegs gewesen waren, auch wenn Livilla vielleicht schon das Gegenteil erzählt hatte. Er nickte verstehend, denn er verstand nicht nur die Worte, sondern auch, was Helena damit ausdrücken wollte. So sah er sie denn leicht bedauernd an.


    "Mein Handeln mag in den Augen anderer ehrenhaft gewesen sein, doch für mich war es die Pflicht, die ich hatte, denn es war töricht von mir, mit ihr allein auf den Esquilin zu gehen. Ich wunderte mich natürlich, warum sie ohne Begleitung zum Markt kam, aber ich hätte darauf bestehen sollen, sie wieder nach Hause zu bringen, statt sie auf den Esquilin zu entführen. Das ist nicht zu entschuldigen. Aber ich habe so gehandelt und mehr als sagen, dass es mir leid tut, kann ich nich, so gern ich ihr diese Erfahrung erspart hätte", sagte er aufrichtig und holte tief Luft.


    "Ich hoffe, dass sie den Zwischenfall inzwischen gut überstanden hat. Ehrlich gesagt machte ich mir große Sorgen, als Iulius Constantius mich befragt hatte und dann während meiner drei Wochen Aufenthalt im Valetudinarium niemand vorbei sah. Deswegen musste ich auch heute sofort hierher kommen. Man hat mich am Morgen entlassen."

  • "Es ist nicht nur ein törichtes Handeln gewesen, es ist unentschuldbar, Petronius Mela, und ich bin wirklich erstaunt, dass ein Mann aus einer guten Familie nicht den Anstand besessen hat, sich hier vorzustellen und um die Erlaubnis zu bitten, mit ihr auszugehen, denn das wäre der Weg gewesen, den es zu beschreiten gegolten hätte, ohne Livilla zu entehren. Egal, was Du für sie empfindest, egal, wie sehr es Dich danach verlangt hat, sie zu sehen, Du hast gehandelt wie ein Mann aus der Subura, nicht wie ein Ehrenmann, als ihr euch heimlich davon stahlt," sagte sie knapp und in den blauen Augen stand dieses Mal eine stählerne Kälte.


    "Frauen handeln töricht in diesem Alter, ebenso wie Männer, aber von einem Mann wird in dieser Gesellschaft erwartet, dass er eine Frau zu beschützen weiss, für die er etwas empfindet. Warst Du denn noch niemals in Rom zuvor, dass Du den Gefahren in dieser Stadt so wenig Beachtung schenktest? Nun ist geschehen, was geschah, und es wird stets ein Makel auf Eurer Unternehmung liegen." Langsam holte sie tief Luft, sich ein wenig zur Ruhe bezähmend. "Wäre sie meine Tochter, würde ich Dich mit einer Peitsche durch die Stadt treiben lassen, dessen kannst Du Dir sicher sein, aber diese Entscheidung wird bei ihrem Vater liegen."


    Langsam schüttelte sie den Kopf. "Sie hat ihre Gründe, Dich nicht besucht zu haben, Petronius Mela, und auch wenn es mir widerstrebt, ihr vorzugreifen, sie scheint den Mut nicht gefunden zu haben, es Dir in aller Deutlichkeit zu sagen, und so soll die Wahrheit über meine Lippen kommen, um Schlimmeres zu verhüten: Sie ist Dir als Freundin zugetan, doch erwiedert sie Deine Liebe nicht."

  • Die Kälte in ihren Augen sah Mela nur kurz, denn dann senkte er den Blick und auch den Kopf. Diese Schelte hatte er wahrlich verdient, wenngleich es auch ein bisschen Livillas Schuld gewesen war, dass sie allein fortgegangen waren, was Helena in ihren nächsten Sätzen bestätigte. Als ihre Stimme nicht mehr so eisig und schneidend klang, sondern langsam wieder ruhiger wurde, weil augenscheinlich der ärgste Zorn ausgesprochen war, sah Mela zerknirscht auf und in ihre Augen.


    "Ich hoffe, dass Iulius Constantius ihren Vater bereits darüber in Kenntnis gesetzt hat. Ich bat ihn darum, ihm in seinem Brief mitzuteilen, dass ich im Valetudinarium liege. Numerianuns ist mein Decurio, ich bin Duplicarius", sprach er. Schließlich wollte er nicht, dass er zurückkehrte und feststellen musste, dass man ihn aus Unkenntnis über seine Lage aus der Legio komplementiert hatte. Die zwei Wochen Urlaub, die er gehabt hatte, waren schon längst verstrichen.


    Die Worte, die Helena dann sprach, musste Mela ersteinmal verdauen. Er sah Helena an und schluckte, um den Kloß aus seinem Hals zu treiben, sah dann auf den Boden des Atriums, für dessen Schönheit er in diesem Moment den Sinn nicht fand, und sogleich wieder auf und zum Impluvium in der Mitte des Atriums. Mela atmete tief ein und hielt die Luft dann an, schloss die Augen und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augen, dann erst atmete er langgezogen aus. Helena schien in diesem Moment nicht gegenwärtig zu sein. Er konnte nicht fassen, was sie da eben gesagt hatte, wenngleich es doch ins Bild passte, das Livilla ihm auf dem Esquilin gegeben hatte. Warum im Namen der Götter hatte sie ihn dann so behandelt in Germanien? Warum hatte sie ihm diese Blick zugeworfen, warum sich so verhalten? Mela zwang sich zur Ruhe. Seit Tagen konnte er an nichts anderes als an Livilla denken. Und nun war er hier, sie in Reichweite, aber er konnte sie nicht umarmen und sie herzen, weil er es aus Liebe getan hätte und nicht, weil er einfach nur ein Freund sein wollte wie jeder andere. Stumm erhob sich Mela und ging zwei, drei Schritte von der Bank fort, den Kopf gehoben. Dann senkte er ihn und nach einer halben Ewigkeit kamen zwei Worte über seine Lippen, die kaum vernehmbar waren.


    "Ich...verstehe."

  • "Constantius hat vor einigen Tagen an unseren Onkel Numerianuns geschrieben, und ich denke, inzwischen weiss er auch, was Dich vom Dienst zurückgehalten hat," beruhigte sie in diesem Moment die Sorgen des jungen Mannes, entließ ihn aber nicht aus ihrem Blick, die Stirn noch immer unwillig gerunzelt. Wie sollte sie ihm schon erklären, dass Livilla mit Tränen in den Augen von ihrem Widerwillen gesprochen hatte, sich einem Mann wieder zu nähern? Er würde es nicht verstehen können, weil solcherlei nur eine Frau verstehen konnte, dieser Gedanke an eine Schändung des eigenen Körpers, das ultimative Wissen um eine geringere körperliche Kraft, die der eines Mannes in den meisten Fällen unterlegen war, konnte nur der Brust einer Frau entspringen und auch von einer solchen verstanden werden. Mochten die Götter wissen, wie lange Livilla nun vor der Berührung eines Mannes Furcht empfinden würde und ob sie jemals wieder Vertrauen zu einem fassen konnte. Und sie selbst hatte nichts tun können, um dies zu verhindern - auch dieses Wissen ließ ihre Wut nicht abkühlen. Als die Worte über Livillas Gefühle indes ausgesprochen waren und er sich abwandte, atmete auch sie durch.


    Es war hart, ihm die Wahrheit so ins Gesicht zu knallen, aber es gab keine andere Möglichkeit, es ihm beizubringen, denn wie so viele Wahrheiten war auch diese schmerzhaft. Seine Haltung, seine Reaktionen bewiesen, dass er sich noch immer Hoffnungen gemacht haben musste und diese nun, eine nach der anderen, auf dem Fußboden des Atriums zerbrachen und in Scherben zerschellt liegen blieben.
    "Ich denke, es ist besser, wenn Du sie an diesem Tag nicht aufsuchst und ihr ihren Frieden lässt," erhob die Iulierin wieder die Stimme, und dieses Mal hatte sich zum ersten Mal ein gewisses Maß des Mitgefühls in ihre Worte eingeschlichen. Sie kannte dieses Gefühl einer unerwiederten Liebe zu gut selbst, dieses Wissen um etwas, das man so sehr begehrte und doch nicht haben konnte, und es nicht von der Person zu erfahren, die man liebte, sondern von einer Fremden, musste doppelt verletzen. "Und vielleicht auch besser für Dich." Langsam erhob sie sich und trat an seine Seite, abermals sein Profil betrachtend, doch näher kam sie ihm nicht. "Du hast Dein Leben in der Legion, Petronius Mela, und Deine Pflichten liegen in Germania. Du solltest dorthin zurückkehren und ihr schreiben ... denn was nicht ist, kann man nicht erzwingen."

  • Mela war sich erst wieder dessen bewusst, dass Helena noch hinter ihm stand, als sie sich erhob und das Wort an ihn richtete. Er wandte den Kopf und sah sie mit einem gequälten Lächeln an, obwohl er lieber sofort in Livillas Zimmer gestürzt wäre, um es von ihr direkt zu hören.


    "Ich...ja... Vielleicht", murmelte Mela durcheinander und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Dann wandte er sich gänzlich zu Helena um.
    "Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ihr schreiben, meine ich. Ohne..."
    Mela sah zur Seite und schloss die Augen, sammelte sich kurz und blickte Helena dann wieder an.


    "Würdest du mir einen Gefallen tun und ihr ausrichten, dass ich hier war? Und dass ich immer für sie da sein werde, wenn sie mich braucht?" fragte er Helena mit steinerner Miene. Ihm war zum Heulen zumute, aber natürlich wollte er das nicht zeigen. Er hatte sich in Livilla verguckt und sie hatte ihm ihrerseits Mut gemacht, damals, in Germanien. Und nun stand er in einem Scherbenhaufen des Bildes, das er sich selbst gemalt hatte.

  • "Das werde ich, das verspreche ich Dir. Ich werde ihr sagen, dass Du hier warst und ihr auch Deine Worte übermitteln - alles andere wird die Zeit richten müssen. Glaube mir, ich kenne das Gefühl sehr gut, das Dich im Augenblick bewegen muss, auch wenn es für Dich schwer sein dürfte, das zu glauben. Es ehrt Dich, dass Du für sie so vieles empfindest und dass Du Dich für sie so eingesetzt hast, doch manchmal reicht es nicht aus, um ein sicheres Fundament für eine gemeinsame Zukunft zu errichten."


    Die Worte klangen freundlich, fast ein wenig mitfühlend nun, aber auch bestimmt und recht eindeutig. Für ihn würde es im Haus der Iulier nicht das geben, was er sich erhofft und ersehnt hatte, und diesen Brocken zu schlucken würde sicher noch lange genug dauern - erleichtern konnte man einem Verliebten das Leiden einer unerwiederten Liebe nicht, dafür kannte sie das Gefühl zu gut.
    "Möchtest Du ihr noch etwas ausrichten lassen? Wenn sie Dir antworten möchte, wo kann sie Dich erreichen - bei der Legio?"

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