Auch ein sonniger Tag birgt...

  • "Seit wann ist die Gens Rediviva denn patrizisch?" Er furchte die Stirn nachdenklich und sah zu ihr, den Kopf etwas zur Seite geneigt. Das war nun wirklich etwas neues für ihn, doch er fuhr sogleich fort, mit leicht angehobenen Mundwinkeln. "Du scheinst deine Tante sehr zu bewundern. Wer ist die Gute denn, kenne ich sie vielleicht sogar?" Nebenbei raffte er seine Kleidung ein wenig und musterte das Plätschern der Entchen im Teich mit dezentem Schmunzeln. Ihre Verwandtschaft mit den Tiberiern konnte er wohl nicht einmal ansatzweise erraten.

  • "Jaja, Wonga gut aufpassen. Nix kaputtmachen Ambo von Herrin.", Wonga hatte beide Hände an den Griffen des Zugkarrens gelegt und zog den voll beladenen Karren hinter sich her. "Wonga Decke zwischen Ambo gelegt, scheppern, aber nichts kaputt gehen wenn ziehen.", Wonga gluckste und sah zur Seite, wo Teremun elegant ausschritt und kurz nickte.


    "Ja, das mit den Decken war eine gute Idee, Wonga. Und das sind Amphoren. Amphoren, in denen man Wein abfüllt.", sah kurz auf den Karren und legte sich die Tuchtasche über den Rücken, in denen scheinbar etwas Gemüse verstaut wat.


    "Ambo, Wonga sagen! Wonga nix dumm, gut wissen was sein!", begehrte Wonga sogleich auf und zog den Karren weiter hinter sich her.
    "Ja, ich weiss das Du es weisst. Und nein, ich denke auch nicht das Du dumm bist.", versuchte Teremun einzulenken. Wie schlau Wonga nun wirklich war, hatte er noch nach langer Zeit nicht herausgefunden, aber er war stark. Und das reichte aus um ihn in bezug auf seinen Freund nach wie vor vorsichtig sein zu lassen. Denn selbst eine freundschafltiche Umarmung konnte bei ihm manchmal Frakturen nach sich ziehen.


    Die Gassen hier waren alles andere als breit und nachdem Teremun die Gestalten sah, die ihnen entgegen eilten, presste er sich flach an die nächste Hauswand, um einem unsanften Zusammenstoß vorzubeugen. "Vorsicht!", sah den beiden nach und schüttelte den Kopf. "Tiberinsel.", eine Erklärung die wohl pauschal für alles herhielt, zumindest bei ihm. Er mochte das Viertel nicht, allerdings war es in anbetracht von Wongas Karren eine passable Abkürzung zur Casa.


    Kaum das die beiden um die Ecke bogen, blieb Teremun stehen und legte den Kopf schief. "Was ist das denn?", runzelte die Stirn und sah zu Wonga, der ebenfalls den Karren abstellte und sich die breite Stirn rieb. Man sah Wonga an wie sein Geist Höchstleistungen vollbrachte, als er auf die Gestalt am Boden deutete. "Oh oh. Viel Blut, garnix gut. Weh getan! Wonga gucken!", selbst die Hand von Teremun auf seiner Brust konnte ihn kaum abhalten auf den blutenden Germanen am Boden zuzusteuern.


    "Du aufstehen, nix rumbluten am Boden! Nix gut!", sprach jener den scheinbar Toten an.
    "Wonga, lass mich mal bitte...", hob Teremun die Stimme an, verzog das Gesicht als Wonga den Fremden gar mit dem Fuss anstiess.
    "Aufstehen, Boden ganz dreckig. Nix rumbluten!"


    "Wonga!", Teremun warf das Bündel auf den Karren und machte sich eilig daran weitere Belebungsversuche Wonga´s zu unterbinden. "Beiseite!", hockte sich ab und strich dem Fremden über den Hals, fuhr kurz über die übel zugerichteten Arme und versuchte ihn kurz später etwas anzuheben, um den Ursprung der Blutlache erkennen zu können, die sich unter dem Fremden ausgebreitet hatte. Vergeblich, er vermochte ihn kaum zu bewegen.
    "Dreh ihn auf den Bauch, Wonga. Aber bitte vorsichtig!"
    Wonga nickte knapp, griff den Hünen mit den Pranken an der groben Tunika und wuchtete ihn auf die Seite.


    "Nix gut....", soviel erkannte selbst Wonga.
    "Nein, garnicht gut.", gab Teremun zur Antwort und eilte zum Karren, schüttete das Obst aus dem Sacktuch und schüttelte es kräftig aus, ehe er es auf die Wunde am Rücken des Fremden presste.
    "Das muss ein Überfall gewesen sein...", murmelte Teremun und grübelte warum jemand einen Sklaven, oder einen Bettler überfallen sollte.
    "Jaja, übergefallen!", nickte Wonga.
    "Wenn er hier liegenbleibt wird er sterben, Wonga."
    "Ja? Sterben aber nix gut. Nein.", Wonga grübelte angestrengt und sah Teremun fragend an. "Nix sterben lassen? Du heil machen?"
    Teremun presste das Sacktuch kräftig auf die Wunde und nickte. "Sicher werde ich ihn nicht sterben lassen. Aber vielleicht sollten wir auch nach der Stadtwache rufen. Jemand hat versucht ihn um...."


    "Stadtwacher, hier sein? Gucken!"


    Teremun entgleisten die Gesichtszüge. "Wonga! Hier ist weit und breit keine Stadtwache!"
    "Wonga lauter rufen?"
    "Nein, hilf ihn auf den Karren zu legen, wir werden ihn erstmal nach Hause bringen, dann sehen wir weiter!"
    Wonga grübelte. "Ui."
    "Wonga, hilf ihn auf den Karren zu legen!"
    "Herrin bös wenn heimbringen. Alles vollbluten!"
    In dem Punkt hatte er wohl recht, aber nun reichte es Teremun. "WONGA! HILF IHN AUF den KARREN zu legen! Er STIRBT sonst!"
    Langsam nickte Wonga und packte mit an, mit anpacken sah eher so aus, als das er sich recht anstrengen musste den Koloss auf den Karren zu hiefen. "Ich werde mich um ihn kümmern, wir müssen nach Hause!", Teremun, der nun das Sacktuch auf die Wunde gepresst hatte, versuchte mit seinem schlichten Überwurf den Arm zu verarzten, als er fragend zu Wonga sah, der sich hinunter beugte.
    "Ui....guck! Kleiner Mietzetiger!", hob kurz später einen kleinen Kater auf.
    "Ganz allein!"
    "Wonga, nimm ihn, steck ihn ein, lass ihn hier, was auch immer! Aber wir müssen los! Rasch!"


    So steckte Wonga den kleinen Kater kurzerhand in seine Tasche. "Wonga mitnehmen kleinen Mietzetiger!", packte sich wieder die Griffe des Karrens und machte sich auf den Weg. Etwas rascher als zuvor, noch immer auf zur Casa der Iulier.

  • "Die gens Rediviva ist nicht patrizisch." erklärte Minervina, sah aber wieder diese verhasste Situation auf sich zukommen, in der sie die ganzen Umstände erklären müsste, die sie selbst nicht so ganz begriff. "Ich wurde als eine Tiberia geboren." Dass er die Rediviva offensichtlich kannte, überraschte sie, denn wie sonst sollte er wissen ob sie patrizisch war, oder nicht? Oder kannte er aus irgendeinem Grund alle Gentes des Adels? Wie dem auch sei, es war nicht so wichtig, dass man sich lange darüber den Kopf zerbrach.


    Als das Gespräch allerdings zu ihrer Tante überging, lächelte sie leicht. "Tiberia Claudia. Und? Kennst du sie?" fragte sie sofort mit neugierigem Blick, den sie allerdings rasch mäßigte, als sie ihn erkannte, und wieder auf das Wasser sah. Hierbei nahm ihr Blick einen leicht glasigen Ton an, der für ihn allerdings, so er ihn überhaupt bemerkte, wohl nicht relevant war.

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