Nadia und der Flavier

  • "Ich will gar nichts" meinte sie verwirrt, denn sie wusste nicht so recht auf was er hienaus wollte oder wusste es vielleicht schon, aber wollte es nicht zugeben. Und sie wusste um seine Anziehung die er auf sie ausübte, aber dieser würde sie stand halten, alleine wegen ihrer Liebe und ihren Plänen, daran würde sich nichts rütteln lassen, niemals. Sein Lächeln konnte einem nur nervös machen und das schlimme bei Nadia war, dass man es ihr immer sofort ansah und sie mit ihren Fingern zu spielen begann, wie auch jetzt wo sie an dem Stoff ihrer Tunika entlang zupfte und immer wieder versuchte seinen Blicken auszuweichen.


    Ihre blauen Augen leuchteten fast wie ein Stern am frühen Abendhimmel als er wieder sprach und einen Schriit zur Seite ging, ein Schritt, der bei Weitem nicht genug war um zwischen ihm und der Wand entlang durch zu gehen. Hier schien es absolut still zu sein, was seltsam war in dieser Metropole Rom. Waren sie gar in einem anderen Leben gelandet wo niemand sonst existierte. Es war unheimlich und die Lúft schien zu knistern oder sie bildete es sich einfach nur ein bei dieser Hitze.


    Ein Schlucken war zu vernehemen von Nadia als diese einen kleinen Schritt tat. "Es soll keiner von uns verdursten" betonte sie jedes Wort. Oh nein sie durfte nicht sein Spiel spielen, das wäre sonst ihr untergang und doch musste sie an ihm vorbei. Langsam setzte sie sich in Bewegung und es war klar, das ihr Körper sich an seinen schmiegen musste als sie zwischen Wand und ihm vorbei wollte. Kurz streifte ihr Blick den seinen.

  • Ich genoss jeden Augenblick mit den Fasern meines Körpers, in dem ich ihre Unsicherheit spüren konnte. Dieses leichte Zupfen an ihrer Tunika, der Blick, der dem meinen auswich und dann doch wieder zurückkehrte, als könne sie mir nicht ausweichen - wir spielten dieses alte Spiel zwischen Mann und Frau schon längst. Wie es Ovid einst so treffend geschrieben hatte, der geduldige Liebhaber, der nichts überstürzt, und im rechten Moment zuzugreifen weiß, wird letzten Endes erfolgreich sein. Manche Flammen würden lange gehegt werden müssen, um dann umso voller zu brennen - zumindest sagte ich mir das, als sie zu mir aufblickte und es mir mit ihren blauen Augen ungleich schwerer machte, meine Zurückhaltung zu bewahren, wie es sich in der Öffentlichkeit schickte. "Du bist sehr fürsorglich, meine süße Sylphide," raunte ich ihr zu und meine Lippen formten ein sanftes, gleichzeitig verheißungsvolles Lächeln. Wie konnte ich mir nur sicher sein, dass ich sie irgendwann haben würde? Aber alles andere lag so weit ausserhalb meiner Intuition, dass es nur diesen einen Weg zu geben schien.


    Sie aus ihrer Unsicherheit entlassend, trat ich ein wenig zurück, damit sie an mir vorbei gehen konnte, ohne mich berühren zu müssen, und folgte ihr schließlich langsam aus der Gasse heraus. Für den Moment musste es genug sein, wenn ich mich nicht unpassend offenbaren wollte, und abermals fügte ich in Gedanken für Nefertiris Strafliste fünf Schläge hinzu. Sie sollte es nicht wagen, mich noch weitere Wochen warten zu lassen, das war gewiss ... diese blonde Britannerin hatte mein Blut genug aufgepeitscht, dass ich meiner Sklavin insgeheim am liebsten eine unaussprechliche Krankheit für ihre lange Absenz an den viel zu langen Hals gewünscht hätte.
    "Erzähle mir etwas von Dir, süße Nadia, denn bis auf die Tatsache, dass Du Sklavin bist und woher Du stammst, weiss ich sehr wenig von Dir. Ich würde gerne mehr erfahren von dieser Frau, die meine Sinne gerade in Atem hält." Ob sie dies sicherer werden ließ? Ich würde es sehen und betrachtete genüsslich ihre Rückseite, soweit ich sie unter ihrer Kleidung erkennen konnte.

  • Sie konnte ihn nicht länger ansehen und auch nicht sein Lächeln, es war als würde....ja als würde er sie damit versuchen zu fangen wie ein Tier. Eine Blume die ein Insekt anlockte mit ihrem Duft oder ihrer Farbe, aber vielleicht war sie auch diese Blume, nur wusste sie nichts davon. Seine Stimme war etwas was ihr wirklich eine Gänsehaut bescherte unter anderen Umständen ein sicher schönes Gefühl, aber so wohl eher nicht wirklich. Genau hilflos war sie ihm eigentlich ausgeliefert, weil wer wusste schon was sie gegen ihn hätte machen können wenn er sie nun hätte nehmen wollen wie es ihm beliebt. Vielleicht war es nicht einmal schlecht, dass sie bald die Freiheit erhalten würde, denn wer wusste schon was noch alles in der Villa geschehen würde wenn sie nicht draussen war.


    "Ich versuche nur das Beste, ich denke das wird meine Aufgabe sein, mich um andere zu kümmern."
    Nadia konnte es grade noch verhindern erleichtert auszuatmen, als er einen Schritt zur Seite tat, denn das hätte ihm wohl deutliche Signale mitgeteilt. Sie ging langsam als er ihr diese Fragen stellte und hob dann wieder ihren Blick, vor allem dann als sie die letzten Worte von ihm vernahm. Ein weiteres Schlucken war die Folge dieser viel bedeutenden Worte und ein unsicherer Blick zur Seite.


    "Ich glaube es gibt nicht sonderlich viel zu erzählen aus meinem Leben, welches ich schon längst beendet hätte wenn man mich gelassen hätte" flüsterte sie "Aber nun lohnt es wieder an die Zukunft zu denken. Was willst du über mich wissen? Ich wuchs zusammen mit Furianus in Britannia auf bis er ging und ich ihm letztendlich folgte. Hier in Rom kamen ein Problem nach dem anderen auf mich zu, alleine von seiner Seite her und dies veranlasste mich nicht wieder zurück in die Villa zu kehren und zu fliehen." Sie machte eine Pause und schaute auf dem Boden wärhend sie ganz langsam weiter ging und dann doch wieder stehen blieb. "Doch er ließ mich suchen und ich wurde gefunden. So kam ich wieder zu ihm zurück. Von da an ging es bergab, denn ich geriet in die Finger von Sica und wenn ich alles zusammenfasse, da Furianus meine Liebe nie wieder erwiedern würde habe ich versucht mein Leben zu beenden" kürzte sie ihre Geschichte ab und ließ einige Sachen einfach aus. Da sie stehen geblieben war sah sie weiter auf den Boden und sie fragte sich warum sie das alles erzählt hatte.

  • Die Rundung ihres Gesäßes gefiel mir wirklich, vor allem, weil sie unter ihrer Tunika nicht dauernd zu erahnen war. Ab und an blitzte die Verheißung unter dem Stoff hervor, um ebenso schnell wieder zu verschwinden, ein beständiges Spiel wie Ebbe und Flut an einem weiten Sandstrand. Wie es wohl wäre, sie mit gelöstem Haar und ohne Kleidung auf einem Strand liegen zu sehen, diese Goldfäden ihres Schopfes einen vollkommenen Kontrast zum hellen Sand bilden lassend, während sich die Sonne an ihrer hellen Haut gütlich tat? Die Offenbarung allerdings, dass sie Furianus liebte - meinen Vetter Furianus, in all seiner steifen, eher förmlichen Art! - ließ mich erst einmal ernüchtert zurück. Man sagte zwar stets, dass dort, wo die Liebe hinfiel, erst einmal kein Gras mehr wuchs, aber Furianus? Das erklärte natürlich so manches, auch, warum sie nicht gewollt hatte, dass er von unserem kleinen, harmlosen, so unschuldigen Ausflug wusste.


    "Ich bin froh, dass es Dir nicht gelungen ist, Dich zu töten," sagte ich und ließ das Thema Furianus einfach unter den Tisch fallen, während ich zu ihr aufschloss und wir uns nun tatsächlich einem belebteren Teil der Stadt zu nähern schienen, denn man konnte die ersten mit Schmierereien bemalten Wände ausmachen, die auf Geschäfte in der Nähe hinwiesen. "Denn es wäre doch töricht, die Dinge, die uns das Leben bieten kann, einfach wegzuwerfen, nur weil man eine bestimmte Sache, und sei es auch eine erwiederte Liebe, nicht erhalten kann. Fortuna ist eine wankelmütige Herrin, heute schenkt sie Dir vieles, morgen nimmt sie Dir alles... und doch gehört wohl auch das zum Leben hinzu, meinst Du nicht auch? Aber erzähle mir mehr über Sica. Dieser etwas finster dreinblickende Sklave, nicht wahr? Ich begegnete ihm bei meinem Eintreffen in der Villa ..." Warum sollte es auch in der Villa Flavia anders zugehen als in anderen Haushalten? Selbst unter den Sklaven gab es eine Hackordnung, und in jener schien sie nicht allzu hoch zu stehen. Dennoch, vielleicht würde sich dieses Wissen als vorteilhaft erweisen, um in den Untiefen des flavischen Haushalts besser zu lavieren.

  • Nadia wusste nicht wirklich ob es gut war ihm soviel von sich zu erzählen. Man sollte nie zuviel sagen, hatte sie das nicht schon einmal gelernt, dass man nicht redet zumindest nicht über sich? Mit dieser Schiene lief man doch oft besser als alles andere. Und nein sie hatte sich ja nicht nur wegen Furianus das Leben nehmen wollen, sondern weil sie die gesamte Situation nicht mehr aushalten konnte, die Schmerzen die sie jeden Tag immer schlimmer erleben musste waren etwas was man nicht lange ertragen konnte und ohne wirkliche Freunde durchs Leben zu gehen war genauso schlimm, denn immer wenn sie jemanden kennengelernt hatte waren sie auch genauso schnell wieder verschwunden. Sogar Hannibal schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein und das empfand sie als ziemlich merkwürdig.


    Wieder blieb sie stehen und sah ihn an. Sicher hatte er in seinem Leben bis jetzt einfach alles bekommen was er wollte und noch sicherer war, dass er sich nie hatte etwas erarbeiten müssen, zumindest nicht wirklich hart. Wie konnte er dann wissen wie sich eine Sklavin fühlte die von allen Seiten fertig gemacht wurde?


    Lange ruhte ihr Blick einfach auf ihm bis sie zu reden begann.
    "Es gibt vielleicht vieles im Leben was du noch nicht erfahren hast, aber dafür ich und irgendwann hat man keine Kraft mehr noch mehr davon zu erleben oder zu hören. Hier geht es nicht wirklich nur um Furianus auch wenn das der Punkt war wo ich abgeschlossen hatte, als er mir sagte er wolle mich frei lassen empfand ich dies als Strafe. Weißt du wie es ist wenn du von den Sklaven versucht wirst zu missbrauchen? Jeden Tag geschlagen wirst und Angst haben musst den Tag überhaupt zu überleben? Lieber sterbe ich durch meine Hand als durch die eines dieser Sklaven."


    Nadia schluckte und machte eine Pause. Sie war erschrocken darüber wie sie eben geredet hatte und hielt es für eine sehr schlechte Idee das alles preis zu geben. Ihr Blick ging wieder zu Boden und am liebsten wäre sie in diesem auch versunken. "Tut mir leid" flüsterte sie und lief langsam weiter.


    "Ja Sica ist der Obersklave oder wie man dies auch nennen mag. Er hat alle unter seiner Kontrolle denke ich und man geht im besser aus dem Weg habe ich gelernt und droht ihm nicht. Er ist schrecklich und ich tu alles daran ihm nicht mehr über den Weg zu laufen, denn ich habe diue Begegnung noch zu sehr im Kopf und ich spüre immer noch seine Hände um meinen Hals und das jede Nacht" sagte sie traurig.

  • Noch immer war ich innerlich von dem Gedanken daran schockiert, dass sie ernsthaft tiefere Gefühle für Furianus gehabt hatte oder noch immer hatte, aber so war es eben, Venus verschenkte ihre Gunst wahllos, und zumeist an die, die es am allerwenigsten verdienten. Glücklicherweise hatte sie mich mit ihren Gaben bisher weitgehend verschont und so konnte ich zu der Geschichte Nadias nur ab und an leicht nicken, selbst als ihre Worte eine herausfordernde Qualität erhielten. Es machte mich eher nachdenklich, was sie sagte. Dieser Sica schien ein recht strenges Regiment auszuüben, was bei einem so zusammengewürfelten Haushalt wie dem der Flavier sicher nicht verkehrt war, und dass eine eher empfindsame Frau wie Nadia damit nicht zurecht kam, erstaunte mich auch nicht besonders. Entweder man passte sich an oder man ging unter, wieso sollte diese Regel der römischen Gesellschaft nicht auch bei den Sklaven Anwendung finden? Wenigstens hatte mir Nefertiri dies betreffend nie Schande gemacht.


    "Vielleicht habe ich nicht das Leben eines Sklaven gelebt und nicht erfahren, was Du erfahren hast, meine süße Sylphide," erwiederte ich nach einer Weile des Nachdenkens. "Aber Freiheit ist stets ein sehr relativer Begriff, man muss kein Sklave sein, um nicht über sein eigenes Leben frei bestimmen zu können. Die Frage ist immer, wie weit man sich von dieser Unfreiheit fesseln lässt und wie frei man im Herzen bleibt." Es klang philosophischer, als ich es sagen wollte, aber letztendlich hatte ich es nicht anders erfahren. "Warum hatte dieser Sica versucht, Dich zu würgen? Gab es dafür einen besonderen Grund?" hakte ich nach, den Blick zu ihr wendend, ohne die lästerlichen Worte von eben zu kommentieren. Ich hatte das Gefühl, auf etwas gestoßen zu sein, das vielleicht einige Kreise ziehen würde.

  • "Wegen Geschirr" sagte sie rasch und sah ihn an "Ich habe gleich nach meiner Rückkehr, also nachdem man mich wieder ablieferte in der Küche Dienst tun müssen und es war ein Versehen, ein einfaches Versehen. Ich bin gegen einen kleinen Stapel Teller gekommen der zu Boden fiel und dort zerbrach. Es war keine Absicht, denn ich habe noch nie mutwillig etwas zerstört. Daraufhin hatte ich seine Hand im Gesicht. Er sagte ich wäre faul oder etwas ähnliches. Ich war die Leibsklavin von Furianus bis zu diesem Zeitpunkt musst du wissen. Dann legte er seine Hand um meinen Hals...." Je mehr sie sich erinnerte desto schlimmer waren die Gedanken daran. Bis jetzt hatte es nur Furianus gewusst von den Flaviern was dort geschehen war. Ausser Aristides der sie ja gerettet hatte als die Sache mit dem Sklaven im Garten war. "Ich habe keine Beweise aber er war es sicher auch, der den anderen Sklaven im Garten auf mich ansetzte der mich.......mich ...." Sie schüttelte den Kopf und sah weg. Man sollte nicht mehr in der Vergangenheit leben und das wollte sie auch versuchen.


    "Ich wollte nie frei sein musst du wissen. Furianus weiß das. Ich habe mich niemals beklagt, nie mich gegen das Sklavendasein geweigert oder gewehrt. Alles was geschah waren einfach nur Kurzschlußreaktionen mehr nicht. Nun bin ich glücklich, auch erst seit kurzem, dass er mich frei lassen möchte. Ich habe es nun akzeptiert."

  • Ich runzelte etwas die Stirn und lauschte nachdenklich ihren Worten. Sica schien mir bei den Flaviern recht gut installiert zu sein, wenn sein Wille eine solche Konsequenz zur Folge haben konnte - umso mehr galt es, die Tatsachen herauszufinden. Dass er so skrupellos zu sein schien, Nadia für einen Widerspruch eine besondere Behandlung angedeihen zu lassen, war eine recht interessante Information - zumal es sicher auch wichtig sein würde zu erkennen, wem die Loyalität des Sklavenmeisters galt. Dieser Haushalt begann mich wirklich zu interessieren, die Struktur schien doch vielschichtiger als zuerst vermutet. Und wie stets waren Informationen ein Vorteil, den man irgendwann vielleicht würde nutzen können.


    "Es ist aber nicht dazu gekommen, oder?" hakte ich langsam nach, mich auf ihre Worte über den Sklaven beziehend, der ihr wohl im Garten Gewalt hatte antun wollen. "Ansonsten hast Du, sobald Du frei bist, eine ganze Welt an neuen Möglichkeiten vor Dir, Nadia, und die solltest Du, was auch immer in der Vergangenheit gelegen hast, auch nutzen. Wenn Dir dieses Haus kein Glück gebracht hat, wirst Du als liberta sicherlich mehr Glück haben, denn dann bist Du Furianus' Klientin und er hat die Verpflichtung, für Dich gut zu sorgen. Und als Nichtsklavin wärst Du vor jedem Angriff der Sklaven des Haushalts sicher. Was für mich wie eine deutlich bessere Alternative klingt als gerade den Tod ..." Doch auch einen Nachteil barg das ganze Szenario, denn wenn sie nicht mehr in der Villa lebte, würde es schwer werden, sie zu sehen. Am Ende würse sie sich noch irgendeinen Plebejer angeln und seine Geliebte werden, was für ein Abstieg, wenn man bedachte, welche Möglichkeiten ihr noch offen standen.

  • Diese ganzen Erinnerungen ließen sie erschaudern. Sie hatte nicht mehr vor gehabt noch oft daran zu denken und doch musste sie es immer wieder vor allem jetzt. Nadia schüttelte ihren Kopf. "Nein er hat es nicht geschafft. Er schlug mich fast bewustlos und dann kam Flavius Aristides und beschützte mich vor dem Kerl. Und auch wenn er es nicht egschafft hat, so hat es sich doch tief in meinen Kopf eingegraben" sagte sie ganz leise und blickte auf den Boden. "Furianus sagte mir schon, dass ich seine Klientin werden würde, aber er sagte auch, dass ich nicht im Hause bleiben darf auch nicht als ich ihm anbot dort zu arbeiten. Entweder will er mich wirklich los werden oder er meint mich vor den anderen immer noch schützen zu müssen. Bei ihm bin ich mir nie sicher."
    Sie dachte wieder an Cato, denn er war wohl der einzige der es schaffte so nah an sie zu kommen und ihr das Gefühl zu geben welches sie so sehr brauchte, diese Nähe und Liebe die er ihr gab. Alleine bei diesem Gedanken musste sie sanft lächeln.


    Wieder sah sie Aquilius an und hätte gerne seine Gedanken lesen können, was aber leider nicht möglich war. Ja sie würde ihn dann auch nicht mehr oder nur selten sehen, aber sie wusste nicht ob es ihr etwas ausmachen würde auch wenn er seltsame Gefühle in ihr auslöste die sie aber sehr gut unterdrücken konnte. Dafür unterhielt sie sich sehr gerne mit ihm, denn seine Art hatte doch etwas anderes vor allem etwas anderes als Furianus dessen Gespräche doch oft in Vorwürfen endeten.

  • Flavius Aristides ... mein ferner Vetter, der nun in Germanien bei der Legio sein Glück suchte. Die Welt war bisweilen dann doch sehr klein. Ich hatte eine halbe Ewigkeit nichts mehr von Aristides gehört und nahm mir in diesem Moment vor, ihm zu schreiben und den alten, guten Kontakt, den wir einst gehabt hatten, wieder herzustellen, denn er war ein Meister des Genießens gewesen, ein Freund des Weins und der Feiern. Dass es ausgerechnet Aristides gewesen war, der Nadia gerettet hatte, grenzte schon an Schicksalsspiel, und ich war nicht unfroh darüber, dass es mein Vetter hatte sein dürfen, der bei ihr den Retter hatte spielen können.


    "Was erwartest Du, Nadia? Als liberta kann er Dich nicht im Haus behalten, ohne Dich nahe bei sich zu beschäftigen, und das würde sicher nur Irritationen geben. Als Nichtsklavin, aber auch Nichtbürgerin stehst Du damit zwischen den Welten, und es ist sicher einfacher, wenn Du Dir Dein Leben dann nach eigenem Wunsch gestalten kannst, als wenn Du in der Villa verbleibst, wo Dich alles an den Sklavenstand erinnern wird," sagte ich nachdenklich und betrachtete ihr Profil mit dieser sanft geschwungenen Nase, ihren weich wirkenden Lippen und bedauerte es höchst egoistisch, dass sie freigelassen werden sollte. Für den Moment spielte ich mit dem Gedanken, sie Furianus doch noch abzuschwatzen, aber meine letzten Reserven für sie aufzuwenden, wenn sie doch als liberta nicht unerreichbar sein würde, war eine ausgesprochen verlustreiche Rechnung.


    "Ich denke, er sieht die Sache realistisch, denn mit Deinem neuen Stand nimmst Du in diesem Haushalt einen besonderen Status ein, und das könnte noch sehr viel mehr böses Blut geben als bisher." Ich folgte dem Gedanken noch ein wenig weiter, aber dass sie abermals erschauderte, war mir ein sehr viel willkommenerer Stichpunkt, wieder ein wenig Initiative zu ergreifen. "Fürchte Dich nicht, meine süße Sylphide," raunte ich ihr sanft zu und strich ihr mit einer Hand zart über den Rücken, ohne sie wirklich deutlich zu berühren.

  • Irgendwie war es schon seltsam, dass ein Nichtsklave, nein eigentlich war er ja auch ihr Herr, denn sie gehörte ja dem Hause der Flavier, ihr gut zuredete und sagte, dass die Freiheit etwas Besonderes war. Aber eigentlich würde sie nie frei sein, dies hatte sie schon verstanden, es war nur eine andere Art der Sklaverei. "Ich weiß, dass keiner meine Gedanken verstehen und nachfühlen kann, wobei ich sagen mus, dass sie sich in den letzten Tagen auch gewandelt haben und ich langsam aber sicher mich auf diese Freiheit freue. Ich habe auch schon ein Angebot erhalten wo ich bleiben kann, wenn nicht mehr in der Villa Flavia."
    Sie hatte eben noch gelächelt aber etwas veränderte sich, denn sie hatte diese Punkte ja nicht verraten wollen und sollte besser schweigen. Furianus sollte ja nichts erfahren, zumindest noch nichts über sie und Cato, denn das würde noch Probleme geben wenn dies rauskam, aber besser war es wenn es nach der Frelassung geschah.
    Nadias Problem war es halt immer, dass sie sich in solchen Situationen doch immer recht auffällig verhielt. Innre lich seufzte sie und hätte sich Ohrfeigen können, aber vielleicht bekam er das ja einfach nicht mit, das sollte ja auch einmal vorkommen.


    "Ich glaube, das böse Blut wird es auch so noch geben, da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher. Ich fühle es einfach, denn noch bin ich nicht weg und das heißt es dauert noch etwas und da kann viel geschehen."


    Ja die Berührung war fast ein Hauch, fast nicht spürbar und doch so real, als würde sie sich in ihre Haut brennen wollen. Dazu seine Stimme jagte wieder ein seltsames Gefühl über ihren Rücken und ein deutlichen Zucken ging durch ihren Körper. Wieder verfluchte sie sich, dass sie auf diese Reize so sensibel reagierte und allein ihr leuchtender Blick, den sie schnell gen Boden richtete sprach wohl für sich.
    "Nein, ich habe keine Furcht" flüsterte sie.

  • "Böses Blut gibt es immer, wenn sich scheinbar sichere Verhältnisse wandeln," sagte ich nachdenklich und erinnerte mich an den Zank in der Verwandtschaft, ausgelöst durch Flavia Messalina und alle unerfreulichen Ereignisse, die sich mit ihrem Handeln verbunden hatten. Wandel im Lauf der Zeit war nichts Schlechtes, aber wenn sich zuviel auf einmal wandelte und man mit dem Wandel nicht mehr mitkam, dann freute sich keiner darüber. Sollte ich jemals im Hades auf Messalina treffen, würde ich ihr noch zu beweisen wissen, was ich von ihr hielt, und von ihren Taten ebenso ... kurz glommen meine Augen vor Zorn auf, aber da sie neben mir ging, hatte sie es vielleicht nicht bemerkt, es war besser so.


    "Wohin wirst Du denn gehen, wenn Dich nichts mehr in der illa Flavia hält?" fragte ich und schätzte gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit nicht allzu hoch ein, die Wahrheit zu erfahren. So verlegen, fast schuldbewusst, wie sie gerade wirkte, hatte sie sicher einen heimlichen Geliebten, der ihr Unterschlupf gewähren würde, warum sollte ein normaler Mann auch diesem liebreizenden Lächeln und dem Blick voller Unschuld widerstehen können, gepaart mit sonnenhellem weichem Haar? Wieder musste ich ein Seufzen unterdrücken und auch meine nicht ganz schmeichelhaften Gedanken über Furianus' Entscheidung, sie freizulassen.


    Dass er eine so süß und verlockend duftende junge Frau loswerden wollte, war für mich einfach nicht zu begreifen. Ich ließ meine Hand langsam wieder ihren Rücken entlang hoch gleiten, und setzte dieses zarte Streicheln ein wenig fort, sehr wohl führend, dass ihr Leib auf meine Finger reagierte. "Das ist gut, denn ich möchte nicht, dass Du Dich fürchten musst, süsse Nadia ..."

  • Wahrscheinlich war es wirklich besser, dass sie seinen Blick nicht gesehen hatte, denn dann hätte sie ihn wohl wieder mit jemand anderen verglichen und das wiederum wäre gar nicht gut gekommen, vielleicht hätte sie dann auch das Weite gesucht. In der Zeit wo er nicht sprach wurden ihre Gedanken kurz zu etwas anderem gelenkt, was ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Ja sie hatte ihm ja gesagt sie würde immer an ihn denken und das tat sie auch.


    "Ich kann das noch nicht sagen. Und ich möchte auch nicht, dass Furianus etwas davon erfährt" sprach sie ernst. Wieder war sie sich nicht sicher ob es gut war dies alles zu sagen, denn alleín schon die Tatsache, dass es da wen gab der sie aufnehmen würde, würde Furianus vielleicht zu denken aufgeben, das konnte sie nicht wirklich erahnen, aber erfahren wollte sie es auch nicht. Es war schon schlimm daran zu denken was er sagen würde, wenn er erfuhr, dass sie etwas für einen seiner Klienten empfand.


    Erneut seine Hand auf ihrem Rücken zu spüren ließ sie erzittern. Das hinauf und hinabfahren löste ein Kribbeln gefolgt von einer Gänsehaut in ihr aus und alles in ihr spannte sich an und sie hielt die Luft an. Er durfte das nicht weiter machen, er musste damit aufhören aber wie sollte sie ihm das zeigen oder sagen?
    Sogar ihr Blick schien zu zittern, als dieser ihn ganz kurz traf und dann auf die Schnelle wieder zum Boden gerichtet wurde als würde dort das Interessanteste der Welt liegen."Das möchte ich auch nicht" kam es seufzend über ihre Lippen. Wieder lenkte sie ihre Gedanken auf Cato um sich abzulenken und immer wieder keimte die Frage auf, warum Aquilius das hier tat und vor allem warum er so zu ihr war. Was war der Grund? Den schien sie noch nicht wirklich gefunden zu haben.

  • Dieses süße, gedankenverlorene Lächeln der jungen Frau ließ in mir ein gewisses Misstrauen erwachsen - kein bösartiges, bei weitem nicht, denn sie hatte einfach zu viel unschuldigen Liebreiz, um bei mir bösartige Gefühle auszulösen - sie wirkte ganz wie ein verliebtes Mädchen, und das erklärte durchaus, wieso sie nicht wollte, dass ihr Herr von ihren Zukunftsplänen erfuhr. Furianus, Furianus, du wirst die Frauen nie verstehen, sagte ich zu mir und unterdrückte ein breiter werdendes Schmunzeln recht gekonnt. Würde er ahnen, was sie plante, würde er sie dann immernoch frei lassen? Oder würde es ihm gefallen, dass sich das Problem mit ihrer Verliebtheit in ihn so einfach gelöst hatte? Mutabile femina, es traf einfach zu und würde immer zutreffen, egal wo auch immer man seinen Blick auf Frauen richtete und sie einem zurück lächelten. Und mit einem Lächeln machten sie uns, das starke Geschlecht, zu ihren Knechten, als sei dies eine besonders perfide Laune der Götter.


    Dieses zarte, leise Seufzen, welches über ihre Lippen driftete, schmeckte wie Honig in meinen Ohren und ich wusste, dass ihre scheinbare Teilnahmslosigkeit bei meinem leichten Streicheln nur gespielt war. Wie lange musste es her sein, dass ein Mann sie das letzte Mal gestreichelt hatte? Aber ich hatte noch längst nicht vor, dieses süße Spiel aufzugeben, dafür machte es mir einfach zu viel Spaß.
    "Weisst Du schon, was Du tun wirst, wenn Du Deine Freiheit geschenkt erhalten hast, meine süße Sylphide? Denn Müßiggang ist schließlich kein wirklicher Lebenssinn, irgendwann wirst Du Dich sicher nach einer Tätigkeit oder Aufgabe sehnen," plauderte ich munter fort und ließ meine Fingerkuppen einige zarte Kreise über ihre Schulterblätter vollführen.

  • Nadia dachte nach und versuchte sich etwas einfallen zu lassen um aus dieser Situation zu entkommen. Es schien fast aussichtslos zu sein und jede Berührung von ihm war ein weiterer Blitzeinschlag in einem Baum, der langsam ins Wanken geriet oder aber drohte in Flammen aufzugehen. Ihre durchdringend blauen Augen sahen ihn an und in ihnen stand eine Bitte, dass er aufhören sollte sie auf diese Art zu berühren, doch ahnte sie, dass er seine Beute schon längst gewittert hatte und sie auserkohren hatte sie zu erlegen. Auf der einen Seite war es ja ganz reizvoll, aber sie würde halt nichts machen was ihrem Cato das Herz brechen könnte, da war sie sich sicher, denn solch eine Liebe hatte sie noch nie gespürt und langsam schien es an der Zeit es ihm zu sagen, denn dann musste er doch aufhören.


    "Ich mache mir viele Gedanken um die Zukunft und was ich machen möchte nur kenne ich es nicht anders als eine Sklavin zu sein, aber ich werde Hilfe haben von nicht nur einer Seite. Ich........." Nadia sah ihn mit der Bitte jedem gegenüber zu schweigen an. "Ich habe jemanden kennengelernt der mir viel bedeutet und bei diesem werde ich auch ein Heim finden. Er wird mir helfen und für mich da sein" sprach sie leise und hoffte wirklich, dass er es nicht weiter sagen würde. "Ich weiß nicht wie unsere Zukunft aussehen wird aber ich hoffe sie wird gut werden und uns beiden nur Glück bescheren."


    Nadia konnte seine Hände nicht ignorieren und zuckte etwas unter dieser erneuten Berührung zusammen. War es Glück oder eher Schicksal, dass sie endlich den Laden fanden wo es eine Abkühlung geben würde? Sie wusste es nicht aber dankte im Stillen den Göttern dafür. "Jetzt sind wir da und die Abkühlung sehr nahe" sagte sie und hatte ein leichtes Blitzen in den Augen.

  • Also doch, das Herz dieses süßen, flatternden Vogels war einem anderen vergeben, aber es störte mich nicht. Irgend jemandem galten doch immer die tiefen Sehnsüchte des Herzens, ob diese allerdings reichten, um ein sicheres Leben zu führen, war eine ganz andere Sache und meist von so vielen Zufällen bestimmt, dass man darob nicht zuviel sinnieren durfte, um sich nicht unglücklich zu machen. War sie erleichtert, dass wir den Getränkestand erreichten? Der Händler dort schien recht gut beschäftigt und schöpfte gerade in einen billigen Tonbecher einige Kellen Wasser für eine dickliche Römerin, die ihre gesamte Kinderschar bei sich hatte und mit einigen gekeiften Worten zur Ordnung rief. Wieder einmal gratulierte ich mir zu dem Entschluss, noch keine Kinder zu haben und schon gar keine so lauten, als ich ihre Worte vernahm.
    "Zu schade, ich hätte Dich doch zu gern in einen Brunnen geschleppt," sagte ich augenzwinkernd zu der blonden Schönheit an meiner Seite und bekam noch mit, dass die matrona nebenan empört nach Luft schnappte und die Hand ihres jüngsten Sprösslings packte, um ihn von mir wegzuziehen.


    "Zwei Becher Wasser," bestellte ich bei dem feisten Händler und reichte ihm die Münzen dafür hinüber, dass er uns zwei Tonbecher mit Wasser füllte. Ich ließ es mir nicht nehmen, meine Hand auf ihrem Rücken ruhen zu lassen, auch wenn ich mir darüber klar war, dass es langsam aber sicher Wirkung zeigen musste und ich die Hand spätestens zum trinken brauchen würde, sollte es nicht zu sehr auffallen, was ich tat. Sanft strich ich ihr Rückgrat entlang bis hinab zur Rundung ihres Pos, um die Hand dort einige Momente verweilen zu lassen, dann nahm ich meinen und ihren Becher entgegen und reichte ihn ihr lächelnd. "Lass es Dir guttun, meine süße Sylphide ... und dann erzählst Du mir vielleicht, wie Du ihn kennengelernt hast, den Mann Deines Herzens?" Darauf war ich wirklich gespannt, vor allem, was er für ein Mann wohl war. Ein civis, der einer bald Freigelassenen die Hoffnung auf eine gleichberechtigte Beziehung machte, konnte kein ehrenhafter Mann sein - oder war es vielleicht ein libertus, der sich ein wenig Wohlstand erworben hatte?

  • Nadia suchte nach Ablenkung und erspähte ebenso diese Frau mit den vielen Kindern. Sie hatte nichts gegen Kinder, sondern im Gegenteil, sie mochte sie sehr, aber die hier waren ein wenig schrecklich, da sie nicht hörten und alle durcheinander liefen und dem Händler fast das kostbare Nass aus den Händen rissen. Fast hätte sie seine Bemerkung überhört, aber eben nur fast, denn sie hörte sie genau in dem Moment woe sie ihn anschaute und dann puterrot anlief. Das spitze Kommentar welches sich über ihre Zunge schieben wollte schluckte sie mit aller Kraft hinunter, und wenn es toben würde, das war ihr egal.
    "Vorsichtig mit solch Bemerkungen schnell können sie sich wandeln" sagte Nadia und war selber erstaunt darüber, dass sie solch Worte in den Mund nahm, wohl hatte sie nicht alles spitze runtergeschluckt.


    Ein wenig kichernd sah sie der Frau und Kind hinterher die sehr wohl die Worte hatte hören können und sie musste grinsen deswegen. Sie hoffte, das Wasser würde etwas helfen, aber was tat er da? Nadia hielt ihre Luft an um sich in allen Dingen zu beherrschen, als seine Hand über ihren Rücken wanderte und das immer tiefer. Bei den Göttern schoss es durch ihren Kopf. Ihr Körper prickelte von oben bis unten und sie dachte gleich zerspringen zu müssen. Das Schlimme war man merkte es ihr mehr als nur deutlich an, von der Gänsehaut auf ihren Armen angefangen bis hin zu ihrer ganzen Körperhaltung und ihrem Blick, den sie zu verbergen versuchte. Sie war sichtlich verspannt und atmete etwas lauter als, als sie eigentlich wollte, als er von ihr abließ.


    Als Nadia ihre Hand hob um den Tonbecher entgegen zu nehmen zitterte ihre Hand etwas und sie berührte seine Finger mit ihren, als sie ihm den Becher ganz abnahm. Immer wieder musste sie schlucken und schaffte es im ersten Moment nicht etwas davon zu trinken sondern blickte ihn an. Ihr Blick haftete einen Moment lang viel zu lange auf seinen Augen um ihn dann auf ihren Becher zu richten in dem das Wasser hin und her schwappte und sie es fast verschüttet weil sie so zitterte. Schnell nahm sie einen Schluck, damit es nicht so auffallen würde und sah auf den Boden. "Eigentlich bin ich im quasi vor die Füße gefallen und er hat mir geholfen. Naja und dann haben wir uns unterhalten und besser kennen gelernt und so kam es mit uns."

  • "Warum sollte ich fürchten, dass sich diese Bemerkung nachteilig für mich auswirkt? So oder so, Du wärst im Wasser gelandet und ich mit Dir, daran kann ich nichts Schlechtes sehen," entgegnete ich und hob den Becher mit der erfrischend kühlen Flüssigkeit zu den Lippen, bevor ich einige maßvolle Schlucke trank. Wie rot sie wurde, es stand ihr nicht nur ausgezeichnet, es jagte mir auch einen jähen Geschmack der Süße durch den Leib, als seien es ihre Lippen, nicht der Becherrand, den ich hier kosten durfte. Sie mochte verliebt sein, vielleicht liebte sie diesen Unbekannten ja auch wirklich, aber in diesem Moment gehörte mir ihr Aufmerksamkeit vollkommen. Liebe war ein so flüchtiges Gefühl, nicht minder flüchtig als die Begierde, und vielleicht spürte sie davon im Augenblick ebenso ein starkes Echo wie ich.


    Ich blickte ihr in die Augen, als sich unsere Finger berührten, atmete selbst kurz etwas schwerer, als der prickelnde Reiz sich von meinen Fingerspitzen die Adern entlang durch meinen Körper zog, das Echo in den Lenden prickelte und mich wünschen ließ, wieder in dieser einsamen Gasse mit ihr zu sein. Langsam leckte meine Zunge die letzten Wassertropfen von meinen Lippen, während ich sie betrachtete und ihren Worten lauschte. "Eine zufällige Begenung, die also zu etwas Besonderem führte, als hätten es die Götter gefügt?" hakte ich nach und lächelte etwas, bevor ich einen Finger unter ihr Kinn legte und sanft versuchte, es anzuheben. "Ich hoffe, er ist ein Ehrenmann, meine süße Nadia, denn auch als liberta wirst Du einem römischen Bürger niemals eine Frau sein, die von seinen Eltern akzeptiert würde." Ich riet einfach ins Blaue hin und wartete einfach die Reaktion ab, vielleicht würden mir ja ihre Augen verraten, ob ich richtig lag oder nicht - dieser Unbekannte fand wirklich mein Interesse, und ihr schlanker Leib tat es ebenso.

  • Nadia stellte sich vor wie sie beide im Wasser lagen irgendwo in einem Brunnen der Stadt und alle um sie rum starrten sie beide an oder gingen schnell weiter. Das lockte tatsächlich ein flüchtiges Lächeln über ihre Lippen, welches sie aber gleich wieder in die kleinen Fluten des Bechers versenkte um sich eine Abkühlung zu holen, die aber nicht lange wehrte. Wie konnte ein Mensch einen anderen nur so in der HAnd haben wie er es bei ihr grade hatte. In diesem Moment hätte sie wohl fast alles getan was er von ihr verlangte. Man konnte sie als eine Marionette bezeichnen und die Berührung und dann der Blick von ihm. Es war ihr nicht möglich den Blick abzuwenden, nein sie musste ihn ansehen, wie seine Zunge langsam über seine Lippen strich um den letzten TRopfen zu fangen bevor er auf die Idee kam hinabzulaufen.


    Erst dann löste sie wieder ihren Blick gen Boden und spürte sogleich seinen weichen Finger, die Wärme die auf ihrer zarten Haut brannte und den leichten Druck dem sie nachgab und ihr Kinn anheben ließ. "Es muss der Wille der Götter gewesen sein, der uns zusammenbrachte. So kommt es mir vor" bestätigte sie seine erste Frage und bei der nächsten huschte dieser Schatten über ihr Gesicht und ein kurzer Hauch von Traurigkeit. "Ich weiß, aber wir sind bereit solch ein Risiko zu tragen auch wenn ich ihm nicht schaden willm weil ich eine Freigelassene sein werde. Ich weiß, dass es Probleme geben wird und er weiß es auch." Immer wieder versuchte sie das leichte Zittern ihres Körpers und auch ihrer Lippen zu unterdrücken was schwer fiel und sie alle Kraft und Anspannung kostete. Den Becher hatte sie fest umschlossen mit ihrend Fingern und ein leichtes Schlucken verriet erneute Unsicherheit.

  • "Meine süße kleine Nadia," flüsterte ich, denn in diesem Augenblick tat sie mir fast leid, denn sie war dabei, den ältesten aller Fehler zu begehen, die man wohl begehen konnte. "Darf ich Dir einen Rat geben, der Dir vielleicht irgendwann einen Weg eröffnen wird, wenn Du nicht mehr der Liebe, sondern deinem Verstand folgst?" Ach, wenn sie nur gewusst hätte, was die Philosophen über die Liebe sagten, dann hätte sie vielleicht meine Vorbehalte verstanden. Aber ich sah es auch pragmatisch. Ein civis konnte sich einer liberta als Geliebter wohl immer sicher sein, aber eine Ehe, die ihr die Rechte einer Ehefrau zugedenken würde, würde sie niemals führen können, und das musste ihr Geliebter auch wissen. Keine halbwegs anständige gens hätte es zugelassen, die Kinder einer ehemaligen Sklavin als jene zu akzeptieren, die einer freigeborenen Ehefrau gleich kamen. irgendwann würde er wohl heiraten müssen, und da würde sie sicher niemals als Gemahlin in Betracht konnen.


    "Die Liebe ist ein wankelmütiges Gut der Götter, Nadia, und wenn Du ihr folgst, läufst Du oft in die Irre, denn ist die Liebe fort, fehlt Dir auch eine Richtung. Du solltest Dir wirklich überlegen, was Du Dir für Deinen Weg erhoffst, ohne dabei an Deinen Liebsten zu denken, denn sollte er irgendwann einmal fort sein, sei es durch den Dienst in der Legion, Familienangelegenheiten oder seine Pflicht, hast Du nichts mehr." Die eiskalte Wahrheit wollte ich ihr noch nicht um die Ohren knallen, dafür schien mir der Moment zu zerbrechlich, fast ein wenig zu vertraulich, und ich genoss es, in ihrer Gegenwart mein Wasser zu trinken und genau zu ahnen, dass sie mich nicht nur als einen Begleiter sehen musste, sondern vielleicht auch als jemanden, nach dessen Leib der ihre verlangte. Ob sich ihre Wangen ebenso röten würden, wenn sie unter mir seufzte und stöhnte? Dieser kleine, süße Schmollmund, ob er ebenso feucht schimmern würde, wenn sie in meinen Armen lag, anstatt nun aus dem Becher das kühle Wasser zu trinken?
    "Die Liebe ist so flüchtig, meine süße Sylphide, und auch wenn Du mir dafür ganz und gar geschaffen scheinst, sie ist nicht das einzige, was im Leben von Bedeutung ist."

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