Zwei Geschwister machen den Markt unsicher

  • Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    „Du solltest nie den Fehler machen und dein Schwesterchen unterschätzen.“
    Ich nickte gleichfalls selbstzufrieden und wollte gerade ansetzen, um mit hoch erhobenem Haupt durch die Tür zu gehen, als die nächste Bemerkung mich herumwirbeln ließ.


    „Weißt du was? Ich habe gerade beschlossen, den Wahnsinnseinkauf mit neuen Kleidungsstücken für dich zu beginnen. Dann stelle dich schon mal auf ein länger andauerndes Anprobieren ein.“
    Ich grinste ebenfalls schadenfroh und nun konnte es losgehen. Der Tag versprach sehr amüsant zu werden.


    Ich setzte alles daran, bleich zu werden. Leider gelang es mir nicht, so sehr ich mich auch bemühte. So musste der entsetzte Ausdruck reichen, den Deandra nun auf meinem Gesicht wiederfand.
    "Für mich?" fragte ich langsam, als hätte ich mich verhört. Beinahe hätte ich ein "och nö" angehängt, nur um sie zu ärgern. Aber mir schien, dass sie etwas Abwechslung brauchte nach all den Dingen, die in letzter Zeit vorgefallen waren, und so sagte ich nichts sondern schlenderte mit ihr gemeinsam in Richtung Markt.


    Mit meiner großen Schwester zusammen gelangte ich schließlich am mercatus an. Viele Händler hatten ihre Lager aufgeschlagen, ihre Stände aufgebaut und priesen nun lautstark ihre Waren an. Ich versuchte, einen Überblich zu behalten, aber das gelang mir natürlich nicht. Fragend sah ich Deandra an.
    "Und, wohin zuerst?"

  • Natürlich stellte es für mich ein Vergnügen dar, meinem Bruder offensichtlich einen ordentlichen Schrecken eingejagt zu haben und so strahlte ich über das ganze Gesicht, während wir uns dem Mercatus näherten. So richtig angenehm fand ich das Schreien der Marktweiber und Händler ja nie, aber was sollte ich machen? Verbieten konnte man es wohl nicht und so war ich bemüht, darüber hinweg zu hören. Nur wenn jemand unvermittelt neben meinem Ohr losbrüllte, zuckte ich unwillkürlich zusammen und warf dem Verursacher einen bitterbösen Blick zu.


    Ich erinnerte mich auch augenblicklich an Assindius und wie ich zum ersten Mal alleine, also ohne Eltern einkaufen war. Wie ein Schneepflug schuf er damals eine Gasse für mich und das erwartete ich natürlich heute auch von Brutus und Hektor.


    „Tja, wohin zuerst?“, wiederholte ich Corvinus’ Frage. „Ich hätte Lust, dir ein paar Calceus zu besorgen. Welche Größe hast du denn?“


    Neugierig schaute ich auf Corvinus’ Füße und stellte erstaunt fest, dass sie erheblich gewachsen waren. Mir lag noch die Knabengröße in Erinnerung.

  • Und natürlich taten Hektor und Brutus wie ihnen gehießen und pflügten vor Deandra und mir durch die dichtgedrängte Menschenmenge. Als mein Schwesterlein auf die calcei zu sprechen kam, seufzte ich innerlich. Schuhe! Frauen und Schuhe. Na gut, das schlimmste zuerst. Da musste ich wohl heute durch. Also nickte ich nur ergeben und antwortete gehorsam, doch mit klagendem Blick:
    "Zweiundvierzig, oh du grausame Aurelierin."


    Es war ja nicht der Umstand, dass sie mit mir calcei kaufen wollte. Es war das Wörtchen 'zuerst' das mich etwas irritierte. Nach stundenlanger Suche würde sie sicher keine Gnade zeigen und mich von Stand zu Stand, von Geschäft zu Geschäft schleppen. Oh ihr Götter, was hatte ich nur für einen Einfall, als ich einen Einkaufsbummel vorschlug!

  • Ich kicherte belustigt, als Corvinus klagte.


    „Ich möchte nur dein Bestes“, flötete ich in überzeugendem Tonfall. „Zweiundvierzig? Hmhm. Das ist vier Nummern kleiner als die von Sophus.“


    Ich fasste mir nachdenklich an das Kinn. „Bis zu welchem Alter wachsen Füße eigentlich?“


    In der Zeit, wo mein Bruder überlegte, winkte ich Brutus heran und beauftragte ihn, dem Händler meinen Wunsch auszurichten, mir mindestens fünf Paar des edlen Schuhwerks für Corvinus bereitzuhalten.



    edit: Schuhgröße korrigiert.

  • "DAS wollen sie alle", entgegnete ich gespielt grummelig. Dann aber wich der Ausdruck von meinem Gesicht und ich fragte mich, wie ein Römer solch riesige Füße haben konnte. Kurz kam mir das Bild eines heidnischen Kriegselefanten in den Sinn, der auf dem Fuß eines wie am Spieß schreienden Mannes stand. Ich grinste und hörte erst dann Deandras Frage.
    "Ööööh", begann ich, während meine Schwester schon mit Brutus schwatzte. Hoffentlich vergaß sie ihre Frage, denn eine Antwort wusste ich nicht. Um den Prozess des Vergessens zu stärken, legte ich kurz den Arm um ihre Schultern und fragte:
    "Und du? Wie wäre es mit ein paar hübschen neuen Tuniken?"

  • Großeinkauf von Klamotten, das kann dauern wie ich die Herrin kenne. Der Markt ist auch mal wieder gut besucht, meine Fresse doh, wie soll man da vernünftig aufpassen, ob nicht irgend son Pisser an den Geldbeutel will. Warum kommen eigentlich die Händler nicht in die Villa, man sollte doch meinen die Händler wären geehrt, wenn sie zu so stinkreichen Leuten geladen würden. Scheiß drauf.


    Ich machte mich bereit, kreuzte die Arme hinter meinem Rücken, machte Fingergymnastik und drehte meine Kopf in den Nacken, dass man es trotz des Lärmes knacken hören konnte. In Gedanken sagte ich zu mir: So ihr Tucken ich bin fäddich, kommt der Herrin bloß nicht zu nah

  • Bevor mein Bruder auf die Idee kommen würde, Assindius als Bedrohung anzusehen, weil er ihn ja noch nicht kannte, stellte ich ihn vor.


    „Äh, Corvi, das ist mein germanischer Leibsklave. Assindius heißt er. Ich habe nie einen zuverlässigeren, beeindruckenderen und zugegeben auch amüsanteren Sklaven gehabt.“


    In heller Vorfreude erwartete ich die Reaktion der beiden auf einander.

  • Mit leicht verzogenen Mundwinkeln und einem Blick, der deutlich meine Ungläubigkeit und etwas Missfallen ausdrückte, sah ich Deandra an. War das ihr ernst? Und dann dieser Zottel, der mir so rüpelhaft guten Tag sagte. Ich fühlte mich kurz fehl am Platze, dann grinste ich Deadra an und entgegenete ein lässiges "Tach auch. Freut mich, dich mal kennenzulernen, Assindius. Deandra hat schon viel von dir erzählt!"
    Ha, damit würde ich ihn sicher verblüffen.

  • Ach ja, hat sie? Stimmt, grade eben! Wie es so meine Art ist kam auf diesen Satz meine typische Antwort:


    "Nichts gutes will ich hoffen!" und zwinkerte in an.

  • Die ungewöhnliche Begrüßung meines Bruders quittierte ich mit einem Schmunzeln. Schließlich betrachtete ich die Füße meines Sklaven.


    „Welche Schuhgröße hast du eigentlich“, fragte ich, ohne mir die Mühe zu machen, sie mit denen Corvinus’ zu vergleichen. „Und wer kann mir nun sagen, wie lange Füße generell wachsen? Assindius? Du hast doch sonst immer auf alles eine Antwort.“


    Soeben kam der Händler und reichte ein Paar in der geforderten Größe. Ich wies mir einer Kopfbewegung in Richtung meines Bruders.


    „Er wünscht, neue Schuhe zu haben.“ Mit sichtlichem Vergnügen hob ich die Augenbrauen und strahlte Corvinus an.

  • Ich sah den Sklaven leicht verwirrt an. Irgendwie war er mir nicht ganz geheuer, wenngleich ich nicht sagen konnte, warum genau nicht. Und dann begannen die Strapazen. Der Händler kam mit den Schuhen. Ich ließ einen laaaaangen Seufzer hören und machte mich daran, die Schuhe anzuprobieren. Der Händler nestelte hier und dort herum, drückte vorn, drückte hinten und nickte schließlich. Ich beäugte skeptisch meine Füße und sah dann Deandra an.
    "Und? Gefalle ich dir oder muss ich noch mehr calcei anprobieren?" fragte ich sie ergeben.

  • Es war ein Spiel und es machte mir zunehmend Spaß. Corvi war lange weg, er konnte nicht wissen, dass ich selbst ein Einkaufsmuffel war. Ich an seiner Stelle würde bereits eine absinkende Laune beklagen müssen, aber er hielt sich so was von tapfer. Ein schwesterliches Küsschen in die Luft – zuvor hatte ich mich vergewissert, dass niemand zu uns schaute – sollte ihn aufbauen. Ich legte Wert auf ein anständiges Verhalten, vor allem in der Öffentlichkeit.


    „Erst einmal Probelaufen“, entschied ich, visierte aber bereits das nächste Paar an.


    „Für meinen Sklaven nehme ich dann noch einfache Sommerschuhe.“

  • Ich unterdrückte ein Grinsen, erhob mich von dem Hocker und stolzierte einige Male auf und ab, Deandra dabei leicht spöttische Blicke zuwerfend. Sicher wusste sie, dass es nur Spaß war. Schließlich schritt ich zu ihr, deutete eine Verbeugung an und ließ die leichten Absätze aneinanderklackern, wie bei einem militärischen Gruß. Das Küsschen hatte ich bemerkt und zuckersüß-ironisch zurückgegrinst.
    "Also, sie passen. Das ist wohl das wichtigste, nicht wahr?"

  • Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    „Welche Schuhgröße hast du eigentlich“, fragte ich, ohne mir die Mühe zu machen, sie mit denen Corvinus’ zu vergleichen. „Und wer kann mir nun sagen, wie lange Füße generell wachsen? Assindius? Du hast doch sonst immer auf alles eine Antwort.“


    Bevor ich irgendwas sagen konnte kam schon der Händer um die Ecke und ich steckte meine Hände, die die Größe meiner Füße zeigen sollten wieder weg.


    Wieso braucht denn der Sklave schon wieder Schuhe, ich musste mich doch letztes Jahr erst von meinen Stiefeln trennen? Na egal, jedenfalls zog ich einen aus und warf ihn zum Händler rüber.


    "So groß!"

  • Der militärische Gruß meines Bruders gefiel mir, daher lächelte ich begeistert.


    "Ach ja, mein innerfamiliärer Dienstgrad - gültig allerdings nur zwischen Sophus und mir - ist Praefectus. Er selbst hat ihn mir verpasst, dabei macht er nicht im Ansatz, was ich will. Dennoch ... Welchen Rang möchtest du also einnehmen?"


    Mir gefiel nicht recht, dass laut Corvis Aussage bereits das erste Paar passen sollte. Na, vielleicht hatte ich mehr Anprobierglück bei Assindius. Ich schaute genau auf seine Hände, aber als Maß war das viel zu ungenau. Das musste wohl auch der Händler gemeint haben, als er meinen Sklaven am Bein packte, es einknickte und ein Maßband auf die Schuhsohle legte. Gespannt wartete ich, wie lange Assindius wohl in dieser Position ausharren konnte, ohne sein Gleichgewicht zu verlieren. :) Ein Lächeln traf zunächst ihn und dann Corvinus.

  • Völlig erschrocken blickte ich auf den Händler der mir am Bein rumfummelte. Was wäre wenn jetzt was passiert und ich irgend sonem Wichtel hinterher hechten muss. Würde er mich loslassen oder müsste ich mitschleifen. Auf jeden fall ging mir das tierisch auf’n Sack das der Typ mich anpackte und ich sah ungläubig die Herrin an und fragte sie:


    „Herrin, muss ich mir das gefallen lassen?“


    Eigentlich war die Antwort ja klar und ich machte mich schon mal zu Ausholen bereit, aber wir sind ja hier in Rom, da läuft das anders ab und da ist es nicht sicher das ich ihn zu Brei treten darf.

  • Zitat

    Original von Aurelia Deandra
    "Ach ja, mein innerfamiliärer Dienstgrad - gültig allerdings nur zwischen Sophus und mir - ist Praefectus. Er selbst hat ihn mir verpasst, dabei macht er nicht im Ansatz, was ich will. Dennoch ... Welchen Rang möchtest du also einnehmen?"


    Ich hob die Brauen. Praefectus? Dann grinste ich breit.
    "Wenn du eine praefecta bist, dann bin ich Legat."
    Schadenfroh sah ich zunächst Deandra an, dann Assindius, der vom Schuhverkäufer malträtiert wurde. Seine Frage ließ mich ein Lachen unterdrücken und erwartungsvoll sah ich Deandra an, die wohl leider keine Schlägerei zwischen einem Händler und ihrem Sklaven gutheißen würde. So gern ich auch gesehen hätte, dass Assindius unterlag...

  • „Es gibt doch gar keine „Praefecta“ in unserer Sprache“, erwiderte ich zunächst und zwinkerte meinem Bruder zu. Was mich bei anderen aufregte, störte mich bei Corvi kein bisschen, weil ich wusste, dass er den Posten, der diesem abwegigen Begriff anhing, nicht verteidigen würde.


    „Soso, Legatus also. Du willst nicht, dass ich dir was zu sagen habe.“ Ich lachte amüsiert, wurde aber schnell ernst. „Du willst dich doch jetzt nicht vor dem Einkaufsbummel drücken?“, fragte ich und schaute skeptisch.


    Allerdings bekam ich keine sofortige Antwort, denn mein Bruder und ich waren durch Assindius’ Frage gleichsam abgelenkt. „Hmmm“, gab ich unschlüssig zur Antwort und zog während des Überlegens eine Augenbraue nach oben. Warum eigentlich nicht? Mir war heute nach Spaß.


    „Nein, musst du nicht, Assindius“, entschied ich lächelnd und harrte gespannt der Dinge, die da kommen würden …

  • Was die Herrin genau sagte verstand ich gar nicht. Ich hörte nur das Nein und schüttelte den Händler sofort von meinem Fuss weg. Als dieser völlig verdutzt aufstand stach ich mit meinem Zeigefinger auf in ein, so dass er zurück wich. Er wollte meinen Finger wegnehmen, aber ich klatschte seine Hände grimmig blickend weg. Ich grummelte ihn an:


    „Pass auf du Arschwisch, ich hab dir extra den Schuh rübber geschmissen damitu mich nich anpacks, dat kann ich nämlich überhaupt nich habn. Also pack mich nomma an und ich mach mit deinem Kopp dat selbe wie mit dem Hocker hier.“


    Den Hocker der dort stand zertrümerte ich mit einem Fusstritt.


    Is dat klar hömma?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!