Ich verließ das Zimmer meines neuen Herrens, meines bisher einzigen Herren. Ich konnte mich an den Gedanken nicht gewöhnen. Ich wollte mich an den Gedanken nicht gewöhnen, aber die Wochen auf dem Schiff hatten mich zu viel, zu schnell, zu hart gelehrt. Nun stand ich hier vor dem Cubiculum, die Augen nachdenklich auf meine Fesseln gerichtet und fühlte mich wieder einmal verloren. Nach einem längeren Moment sah ich mich um, ob ich jemanden finden konnte, der mir vielleicht weiter half. Wenigstens die Fesseln loswerden wäre schon eine Wohltat.
Auf der Suche nach etwas Hilfe
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Wieder einmal war es Zufall, dass sie hier entlang kam. Sie war in Gedanken bei ihrem nächtlichen Treffen mit Cato gewesen und schlich sich nun durch die Villa, da si ja versuchte bestimmten Leuten nicht freiwillig zu begegnen, als sie eine Frau vor dem Cubiculum von Furianus sah. Sie stockte etwas vor allem, als sie die Fesseln sah und spürte einen Stich in ihrem Herzen, denn dumm war sie gewiss nicht. Trotzdem wäre es nicht Nadia gewesen wenn sie ihr nicht hätte helfen wollen. "Komm ich mach dir die Fesseln ab" sagte sie einfach und trat zu der Frau und begann die Fesseln zu lösen ohne sie weiter anzusehen.
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Ich hatte gerade wieder in die andere Richtung gesehen und mich gefragt, wo ich lang gehen sollte, wenn ich niemanden hier finden würde, als mich jemand ansprach. Im ersten Moment zuckte ich zusammen und wollte zurückweichen, doch dann sagte ich nur leise und scheu: "Danke!"
Mein Blick ging einen Moment zu der Frau, ehe ich einfach irgendwohin sah, nur um ihr zunächst auszuweichen. Ich wusste nicht, wer sie war oder was. Und ich fühlte mich unwohl in dieser Rolle. Auch wenn ich ohne die Fesseln eine neue Freiheit bekommen hatte, empfand ich diese auch als erschreckend, denn seit ich auf dem Schiff zu mir gekommen war, hatte ich entweder eine Kette um den Fuß oder die Hände oder Fesseln um die Hände gehabt und war nie mehr frei gewesen. Nun hier ohne Fesseln zu stehen, hätte mich freuen sollen, aber irgendwie machte es meine Gefangenschaft noch schwerer, denn nun waren es nur noch die unsichtbaren Fesseln, die mich hielten und dies um so stärker.
Ich seufzte leise auf und sah auf die roten, leicht aufgescheuerten Handgelenke, die Hände dicht beieinander, noch fast so, als lägen die Fesseln darum. Ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte und so sagte ich nur leise und scheu: "Danke, Herrin!" -
Nadia löste vorsichtig die Fesseln der Frau und sah sofort, dass diese ziemlich wunde Handgelenke hatte. Sie versuchte ihre leichte Wut die einen Moment lang aufgekeimt war runterzuschlucken und ließ die Fesseln achtlos auf den Boden fallen. Warum eigentlich hatte man sie ihr nicht schon längst abgenommen fragte sie sich doch etwas? Vielleicht war sie gefährlich? Nein...das war ein dummer Gedanke den sie hatte, denn dann hätte man sie hier nicht alleine stehen lassen , aber sie konnte wohl von Glück reden, dass sie keinem der anderen Sklaven in die Hände gelaufen war, denn diese hätten ihr wohl erst einmal das andere Leben hier in dieser Villa gezeigt.
Bevor sie etwas sagen oder fragen konnte überraschte die Frau sie sehr, als sie sie Herrin nannte, etwas was sie zuvor noch nie gehört hatte. "Ich bin nicht deine Herrin. Ich heiße Nadia und bin eine wie du. Wie ist dein Name und warum bist du hier?" fragte Nadia auch wenn sie auf eine Frage eigentlich schon eine Antwort hatte. Ihr Blick ging zu der Tür, hinter der sicher Furianus noch war. Wieder spürte sie einen Stich im Herzen und wieder verfluchte sie sich für diese Gefühle und wollte sie nicht an der Frau auslassen die ja nichts dazu konnte und ganz sicher schon gebeutelt genug war, vor allem war sie eine wie sie selber und sie würde sich nicht mit den anderen Sklaven hier auf eine Stufe stellen. -
Sie war nicht meine Herrin? Einen Moment sah ich sie verwirrt an, nickte dann aber verstehend. "Tiana," antwortete ich leise und sah wieder zu Boden, langsam meine Hände sinken lassend. "Warum?" Ein wenig Bitterkeit war in der Frage zu hören. "Das wissen wohl nur die Götter," und tiefe Resignation. "Ansonsten, weil man mich am Morgen auf dem Markt kaufte." Die Bitterkeit und eine unendliche Traurigkeit kehrten in diesen Worten zurück und meine linke Hand legte sich in meine Rechte und ich begann sie unbewusst leicht zu kneten. Meine Stimme war kaum zu vernehmen und ich wagte irgendwie nicht den Blick zu heben. Es war so unendlich schwer das Alles.
Wären die Ereignisse auf dem Schiff nicht gewesen, dann hätte ich wohl mit Stolz in der Stimme und dem Blick von dem Mann da drinnen, an dessen Namen ich mich nicht mal mehr erinnerte, so er ihn mir überhaupt gesagt hatte, verlangt mich gehen zu lassen. Schliesslich war ich frei geboren und frei zu entscheiden. Und nur die Geldgier von Schweinen war der Grund, warum ich nun in der Misere war. Aber ich hatte meinen Stolz irgendwann in den letzten Wochen wohl verloren.
Ich hob kurz meinen Blick und sah sie an. Traurigkeit, Hilflosigkeit, etwas Verzweiflung und auch eine gute Portion Verwirrung war in meinem Blick zu sehen, ehe ich wieder scheu zu Boden sah und schwieg. -
"Einen schönen Namen hast du" versuchte Nadia die Situation hier ein wenig aufzulockern, aber sie wusste wie sie sich fühlte und wünschte sich doch etwas ihr ein Paar der Gefühle die sie nun haben musste abzunehmen, aber das konnte sie nicht. "Möchtest du vielleicht erst einmal etwas zu Essen und Trinken und danach ein Bad? Ich werde dir dann auch etwas frisches zum Anziehen geben, dann fühlst du dich sicher gleich viel wohler." Es tat ihr leid, dass Tiana ausgerechnet hier in diesem Hause dienen sollte, auch wenn sie Furianus mochte, so wusste sie doch wie es hier wirklich abgehen konnte und das würde sie ihr nur zu gerne ersparen aber konnte es nicht.
"Kommst du mit mir?" fragte sie leise und sah den traurigen Blick der anderen und es traf sie mittem im Herz. In ihren Augen, auch wenn es nur ein kurzer Augenblick war in dem sie in diese sehen konnte, erkannte sie doch den gebrochenen Stolz von ihr.
Nadia wusste warum sie das sehen konnte, denn ihre Augen,auch wenn es nicht mehr so schlimm war wie früher, sahen genauso aus.
Sanft legte sie der anderen eine Hand auf den Arm. "Es wird sicher alles gut werden, komm mit mir wir werden in die Culina gehen und etwas essen." -
"Danke," erwiederte ich scheu. "Wenn ich was Trinken dürfte?" Ich wusste nicht, was ich von der Situation halten sollte, ließ es aber geschehen und nickte, als sie mich fragte, ob ich mitkommen wolle. "Kann es überhaupt noch gut werden?" fragte ich leise und sah wieder auf meine Hände.
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Langsam zog Nadia ihre Hand wieder zurück und blickte sie einen Augenblick lang einfach nur an. Auf ihre Frage hatte sie eigentlich keine Antwort, denn sie wusste selber nicht ob irgendetwas gut werden könnte oder nicht. "Es gibt immer einen Weg, dass es gut wird" meinte sie dann, denn sie wollte sie nicht einschüchtern und sicher wollte sie auch nicht erzäheln wie es hier in der Villa wirklich war. "Komm erst einmal mit, dann werde ich dir ein paar Dinge sagen, die du einhalten solltest wenn du nicht willst, dass du gleich alle gegen dich aufbringst." Langsam setzte sie sich in Bewegung und betrat zusammen mit Tiana die Culina. "Setz dich am besten, ich werde dir etwas zu Trinken geben." Sie hasste die Culina und unweigerlich ging ihr Blick immer wieder zum Eingang zurück,. sie hatte immer das Gefühl gleich würde er wieder da stehen und als sie das Wasser einschüttete spürte sie wieder das Zittern ihrer Hände. Kurz kniff sie ihre Augen zusammen und atmete ruhig ein und aus, in der Hoffnung dieses Gefühl würde wieder verschwinden. Dann kehrte sie zurück an den Tisch und gab ihr einen Becher mit Wasser. "Hier bitte."
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"Vielleicht," meinte ich nur leise und folgte ihr dann. "Ich habe wohl schon die ganze Welt gegen mich gebracht," murmelte ich leicht verstört anbetracht der ganzen Ereignisse. "Die Welt und die Götter." Ob sie es hörte, wusste ich nicht. Da es auch eher für mich bestimmt war, war es mir egal. Ich sah wieder auf meine Handgelenke, nachdem ich mich gesetzt hatte und bemerkte ihr Zittern nicht. Als ich jedoch den Becher gereicht bekam, nickte ich ihr zu und ehrliche Dankbarkeit war in meinem Blick.
"Ich danke Dir!" Fast schon gierig leerte ich diesen, stellte ihn auf den Tisch und wusste nicht so recht, was ich machen oder sagen sollte, wieder einmal. Irgendwann dann fiel mir endlich etwas ein. "Bist Du schon lange hier?" fragte ich leise. -
Ihre Worte kannte sie nur zu gut, aber Nadia wusste, dass sie hier mit dieser Einstellung weit kommen würde. Eher würde sie hier zu Grunde gehen wenn sie ihr Selbst nicht etwas stärkte, denn Nadia wusste von was sie sprach, sie hatte das alles ja schon durchgemacht. Langsam ließ sie sich auf der Bank nieder und sah die neue Sklavin genau an.
"Ich diene schon mein ganzes Leben Furianus, aber hier bin ich erst seit Monaten. Zuvor war ich mit ihm in Britannia und bin ihm dann als er nach Rom ging gefolgt. Ich kann dir nur raten um die anderen Sklaven hier einen großen Bogen zu machen, das tu ich auch so weit es mir möglich ist. Hier gibt es welche die meinen die anderen Unterdrücken zu müssen und das auf die übelste Art und Weise."
Nadia wollte keine Namen nennen, denn sie war sich nicht sicher ob sie ihr wirklich trauen konnte oder nicht sofort kuschte wenn ihr Sica über den Weg lief. Sie hatte einmal einen Fehler gemacht, aber sie würde diesen nicht noch einmal machen. -
Ich hörte ihr schweigend zu und als sie meinte, dass welche hier wären, die einen auf die übelste Art und Weise unterdrücken würden, musste ich bitter lächeln. Doch das Lächeln hielt nur einen Moment, denn eigentlich war mir nicht danach, egal auf welche Art und Weise.
Und doch sah ich sie an und ihr in die Augen und sie konnte erkennen, wenn sie genau hinsah, dass ich in letzter Zeit mehr hinter mir hatte, als ich jemals in meinen schlimmsten Alpträumen geglaubt hatte ertragen zu können. Leise und bitter meinte ich nun auch nur: "Ich glaube nicht, dass es noch schlimmer werden kann als es in den letzten Wochen gewesen ist." Ich hielt einen Moment inne, ehe ich noch etwas leiser hinzufügte: "Es gibt nichts, was sie mir noch nehmen könnten. Das haben Andere bereits getan." Dann sah ich wieder auf den Tisch und den Becher vor mir und nahm ihn in die Hände, um ein wenig gedankenverloren damit zu spielen. -
"Ich dachte vor kurzem genau wie du, aber zum einen kann es immer schlimmer kommen als man denk und zum anderen kann man aber auch ganz viel ändern wenn man es nur will. Lass deinen Kopf nicht hängen und versuche nun zu denken, dass alles anders werden wird. Furianus ist ein sehtr guter Herr und auch hier im Hause gibt es noch welche die sehr nett sein können. Es sind zwei Sklaven wie ich schon sagte vor denen du dich in acht nehmen musst. Ich kann dir leider nicht mehr lange zur Seite stehen da ich nicht mehr lange hier sein werde." Zumindest hoffte sie immer noch, dass das alles gut gehen würde.
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Ich hörte ihr zu und starrte zwischendurch auf den Becher. "Diese zwei," begann ich dann nach einer Weile des Schweigens. "Werde ich ihnen oft über den Weg laufen?"
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