[Atrium] Claudii hospiti


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    Mit dem gebührenden Respekt führte der ianitor den Imperiosus in das Atrium und nickte ihm zu. "Ich Herrin sage, dass Du hier sein," sagte er, bevor er seine massige Gestalt schon in den Gang schob, um die Herrin zu benachrichtigen.

  • Iulianus würdigte den Sklaven keines Blickes, starrte nur in den Raum hinein, welcher sich doch seit seinem Auszug damals sehr verändert hatte. Man sah dem Hause schon an, dass hier eine weibliche Hand die Zügel hielt - es war schöner und stilvoller eingerichtet.

  • Es dauerte nicht allzu lange, bis auch die Hausherrin den Weg ins Atrium fand, angetan mit einer schlichten weissen Tunika und Stola, augenscheinlich einfache Kleidung, die verriet, dass sie wahrscheinlich an diesem Abend eher gearbeitet hatte denn Gäste empfangen. Ihre Miene hellte sich merklich auf, als sie Imperiosus erblickte und sie trat ihm lächelnd und mit ausgebreiteten Armen entgegen.


    "Imperiosus! Ich freue mich, Dich so bald und vor allem gesund wiederzusehen. Ich hätte wahrlich nicht mit Deiner Ankunft gerechnet, wähnte ich Dich doch immernoch unter den finsteren Germanen, um ihnen die Segnungen unserer Götter nahe zu bringen?" sagte sie lächelnd und umarmte den Verwandten mit einem sanften, nicht zu deutlichen Druck der Arme. "Hattest du eine ruhige Reise?"

  • Er umarmte sie herzlich und ein Lächeln zeichnete sein Mienenspiel.


    "Auf den Wogen des Meeres war die Reise noch angenehm, doch der Weg mit der carruca war nicht sonderlich angenehm."


    Sie hatte sich kein Stück verändert, strahlte noch immer diese wohlige Wärme aus. Seine Gedanken drifteten zu diesem Zeitpunkt sofort ab - zu Arria. Doch nach einer Weile besann er sich wieder, lächelte wie gewohnt und fing an sich zu beklagen.


    "Glaube mir, ich würde lieber unter anderen Umständen hierher reisen wollen. Es gibt jedoch Priester, welchen ich am liebsten den Rang sofort nehmen würde, sie aus dem Cultus Deorum aufgrund ihrer Frechheiten und Frevel verstoßen. Doch scheinbar ist das Kollegium Pontificium nicht recht informiert, fördert sogar solch Dreistigkeiten. Und darum, liebe Helena, sah ich mich gezwungen diese Reise sofort auf mich zu nehmen, bevor das ausartet und jeder Priester meine Autorität missachtet."

  • "Bei den Göttern, das klingt ja wirklich schrecklich, Imperiosus ..." In der Tat, sie war durchaus erschrocken über die anscheinend im Götterkult Germanias herrschenden Zustände. Rom hatte immerhin den Ruf, ein Ort der Intrigen und des Machtspiels zu sein, aber Germania? Immernoch herrschte in ihrem Hinterkopf der Gedanke an eine vornehmlich wilde Gegend vor, bei der zu jedem Moment irgendwelche Barbaren um die Ecke blicken konnten.


    "Du wirst sicher während Deines Aufenthalts hier wohnen wollen, hoffe ich? Oder bevorzugst Du die Villa Claudia?" Schon klatschte sie energisch zweimal in die Hände, um eine der Sklavinnen des Haushalts herbeizurufen und die entsprechenden Anweisungen zu treffen, er sollte zumindest im Schoß der Familie - genauer gesagt, seiner Exfamilie - ein wenig Ruhe finden können.

  • "Glaube mir, liebe Helena, ich selbst zweifle sehr stark an dem Cultus Deorum in Germania, scheint doch dort die Mentalität vorzuherrschen, dass man sowieso weit von Rom lebt und machen könnte, was man eben so will - oder auch nicht machen, was man muss. Gerade die Priester, welche nicht aus Rom stammen, scheinen dies sehr zu begrüßen."


    Sagte er doch mit einer gewissen Portion Enttäuschung.


    "Ich werde mich hier niederlassen, die Villa ist mir doch zu groß, zu kalt und einsam."


    Ein mildes Lächeln zeichnete sich auf seinen Zügen ab, denn der Schein musste gewahrt werden, die Probleme mit seiner jetzigen Familie verschwiegen.

  • Die Sklavin betrat das Atrium und verharrte dort mit einem abwartenden Ausdruck, während sich die Hausherrin ihr zuwandte. "Richte ein Zimmer für unseren geschätzten Gast her und lass eine Mahlzeit für uns beide bringen - Du bist doch sicher hungrig und durstig, oder?" Der Blick ging vergewissernd in Richtung Imperiosus, dann nickte sie der Sklavin zu, die Mahlzeit umfasste auch, dass ihnen bald Getränke gebracht würden.


    "Ach, ich freue mich, dass Du eine Weile hier bleibst, auch wenn die Umstände so unerfreulich sind, Imperiosus. Es ist kaum zu glauben, dass es in Germania so wild zugehen soll, ich dachte immer, zumindest in den verwalteten Städten sei es anders? Aber vielleicht möchtest Du mir auch berichten, was Dich so sehr bedrückt, dass Du die Reise hierher antratest. Eine bloße Pflichtvergessenheit kann es doch kaum sein? Und manchmal ist es erleichternd, sich Luft gemacht zu haben, damit Du morgen in aller Ruhe das Problem angehen kannst." Sie bedeutete ihm, auf einer der gepolsterten, bequemen Sitzbänke im Atrium Platz zu nehmen und setzte sich erwartungsvoll neben ihn.

  • Iulianus nickte nur, war er doch darauf besinnt den Cultus Deorum nicht in Verruf zu bringen, was er machen würde, wenn er den Grund seines Aufenthaltes nicht verschwieg. Aber dies war eine Verwandte und wüsste schon mit derart Information umzugehen.


    "Ich danke dir für deine Gastfreundschaft."


    Nun, zumindest konnte er etwas ablenken und Zeit gewinnen, um die nötigen Worte zu finden.


    "Es gibt eine Person, welche die Götter und mich belügt, welche meine Autorität und Anweisungen nicht achtet und freien Willens das macht, was ihr gerade beliebt - sie schimpft sich des Ranges Sacerdos Publicus. Helena, ich bin zutiefst erschüttert, dass das Kollegium Pontificium dies noch billig, ja, ihr geradezu noch Freiheiten einräumt. Es muss etwas geschehen, bevor die Frucht des Cultus Deorum noch gänzlich verdirbt."


    Resignierend seufzte er leise und blickte gen Boden.

  • "Das ist doch selbstverständlich," sagte sie lächelnd auf seinen Dank hin. "Dein Name mag Dich als Claudier ausweisen, doch dein Blut ist und bleibt das eines Iuliers, und so wird es immer sein." Letztendlich war er zwar kein Teil der Familie mehr, doch vom Blut her blieb er für ihr Verständnis ihr Verwandter, ein Vetter dritten Grades, wenn sie den Stammbaum noch einigermaßen richtig im Kopf hatte.


    Die Sklavin kehrte alsbald in das Atrium zurück und brachte eine Amphore Wein, dazu einen Krug Wasser und zwei der grünen Glasbecher, die sie so sehr schätzte, und Iulia Helena ließ es sich nicht nehmen, das Einschenken selbst zu übernehmen, während die Sklavin wieder enteilte. "Was möchtest Du? Wasser, Wein? Oder gemischt?" Die Worte über den Cultus Deorum allerdings ließen sie nachdenklich werden, denn so viel Streit unter den Dienern der Götter konnte nur die göttergewollte concordia beeinträchtigen - und vielleicht gefährden.


    "Und Du meinst, dass eine Anweisung aus Rom, die dem bisherigen Tun entgegen spricht, etwas ändern würde? Es könnte auch den Cultus Deorum von Rom und Germania entzweien. Aber ich denke, beim Septemvir Valerius Victor könntest Du ein offenes Ohr für Dein Anliegen finden."

  • "Mit Wasser vermischten Wein bitte."


    Sagte er auf ihre Frage hin und blickte kurz herab. Das Alles schien ihn mehr zu beschäftigen, als gewollt oder ihm lieb war.


    "Wenn der Cultus Deorum solche Sacerdotes akzeptiert, so können sich die Kulte ruhig entzweien, denn das wäre das kleinere Übel, als der Götter Zorn über solch Verhalten ihrer Diener. Valerius Victor war mein Mentor, doch zuerst würde ich gerne eine höher gestellte Person ansprechen, die Pontifex Tiberia Claudia, scheint sie doch streng zu sein und somit für mein Klagen ein offeneres Ohr zu besitzen. Doch wie geht es dir in Rom? Hast du eine Anstellung?"

  • Geruhsam mischte sie in einem der grünen Glasbecher Wein und Wasser miteinander, bis sie sich sicher war, dass man das Aroma des Weins noch schmecken konnte, ohne davon allzu sehr beschwert zu werden, und reichte ihm den Becher mit einem Lächeln.
    "Dennoch wäre ein Zerwürfnis zwischen den Götterdienern beider Kulte ein sehr ernst zu nehmender Angriff auf die pax deorum, meinst Du nicht? Wie könnten wir von den Göttern Wohlverhalten erwarten, wenn nicht einmal die höchsten Diener jener fähig sind, sich nicht zu streiten und zu entzweien?"


    Nachdem sie dies zu bedenken gegeben hatte, lächelte sie unwillkürlich. "Ich kann mich nicht beklagen. Constantius ist derzeit als miles für die Cohortes Urbanae tätig, und ich selbst habe den Weg in der Verwaltung eingeschlagen und stehe der Stadt Ostia als Duumvir vor."

  • Resignierend seufzte er.


    "Du missverstehst mich. Es ist kein Streit zwischen uns, es ist die Tatsache, dass diese Person ihres Ranges nicht würdig ist, sich nicht gebührend verhält und zudem noch der Götter Zorn auf sich lenkt. Ich glaube, dass eher diese Eigenschaften die pax deorum endgültig ins Schwanken bringen. Oder würdest du einen Vigiles, der Feuer legt, weiterhin walten lassen und ihn nicht der Einheit verstoßen?"


    Er nahm einen Schluck des Gereichten und nickte ihr zu.


    "Wie wohlgesonnen euch die Götter sind, besonders dir, dass du dich schon Duumvir des Hafen Roms nenen kannst. Wahrlich, ein Grund zum Feiern."


    So erhob er seine Hand mit dem Becher darin und lächelte.


    "Auf euren weiteren Weg, der stetig nach oben führen sollte, bis hinauf zu den Göttern solltet ihr jedoch nicht steigen."


    Und ein Zwinkern folgte dem Gesagten.

  • "Ich glaube, ich würde ihn eher töten lassen, als ihn weiter in einer solchen Einheit zu dulden," meinte sie nach einigen Momenten des Überlegens, als hätte sie über die Zubereitung des Abendessens gesprochen oder über eine neue Modefabre für Tuniken. Leicht hoben sich ihre Brauen, als sie Imperiosus betrachtete und überlegte, wie weit ihn diese bewusste Person wohl provoziert haben musste, um einen solchen Zorn hervorzurufen, denn seine Worte klangen zwar beherrscht, aber sie verrieten doch einen ziemlich heftig aufgestauten Ärger. Und das erstaunte sie doch ziemlich, hatte er vor seiner Abreise nach Germania einen gänzlich anderen Eindruck bei ihr hinterlassen - deutlich gelassener, ruhiger als jetzt.


    Wie es üblich war, spritzte sie einige Tropfen ihres Getränks auf den Boden, um ihn den Göttern zuzugedenken, bevor sie sein Zuprosten erwiederte und lächelnd meinte: "Bisher scheinen die Götter den Iuliern wohlgesonnen zu sein, doch ist nun die Zeit gekommen, das geschenkte Vertrauen auch zu rechtfertigen . Ostia erfordert vieles zu tun, denn vieles lag brach, während es dort keinen Magistraten gab. Ich käme nicht einmal dazu, den Olymp anzustreben, dafür hält mich viel zu vieles am Boden." Schmunzelnd legte sie den Kopf schief und betrachtete ihn abermals. "Du weisst, dass es mein Wunsch ist, für die gens Ehre einzulegen, und ich hoffe sehr, dass damit der erste Schritt getan ist."

  • Das leidige Thema strafte die Ohren seiner Verwandten nur, so dass er nur leicht lächelte.


    "Siehst du, Helena, nun kannst du meine Position und die dieser Person gut nachvollziehen."


    Es war ein extremer Vergleich, doch ihre Taten kamen denen des erdachten Vigils in ihrer Bedeutung nahe. Ein erster Schritt, sagte sie. Viele Römer blieben ihr Leben lang im Amte des Duumvirs, sofern sie immer wieder gewählt wurden, doch Helena schien höher hinaus zu wollen. Natürlich war dies ein Funke, welcher die Flammen seiner Neugierde entfachte.


    "Ein erster Schritt zu Ruhm und Ehre, Helena? Verrätst du einem entfernten Verwandten deine Zukunftspläne?"


    Vielleicht war auch eine Hochzeit geplant, eine, die der Familie zu ewigem Ruhm und Ehre gereichen würde. Doch gab es überhaupt solch eine gute Partie? Er überlegte und kam zu dem Entschluss, dass er sich diese Dreistigkeit lieber nicht ans Herz legen sollte, denn dies war eine Verwandte - außerdem kannte er Rom nicht so gut, um mögliche Kandidaten auf Anhieb benennen zu können. Aber es versprach spannend zu werden, er wartete ungeduldig, wie ein kleines Kind.

  • "Ich bin mir sicher, dass sich diese Angelegenheit zu etwas Gutem wenden wird," sagte sie nach einigen Momenten des Nachdenkens darüber. "Zumindest wünsche ich es Dir sehr, Imperiosus. Du bist mit so viel Zuversicht nach Germania gereist, und davon spüre ich derzeit nichts mehr bei Dir. Es kann nicht angehen, dass Unrecht ohne Folgen bleibt." In diesem Punkt war sie wahrscheinlich zu altmodisch, aber gerade als Priester sollte ein Mensch doch einen vorbildlichen Lebenswandel zu führen imstande sein, zumindest war das ihre Meinung.


    Dass er nachhakte, ließ sie kurz schmunzeln, dann legte sie den Kopf etwas schief und blickte ihn lächelnd an. "Es war und ist immer mein Wunsch gewesen, den Namen der gens Iulia hier in Rom wieder zu stärken und ins Gespräch zu bringen, und jede meiner Handlungen soll der gens dienen, so gut ich es vermag. Vielleicht ist es vermessen, beim Duumvir noch nicht das Ende des Weges zu sehen, vor allem für eine Frau, aber ich überlege mir derzeitig wirklich, den Weg in die Politik einzuschlagen." Alle anderen Iulier waren Soldaten, bis auf ihren Vater - und in der Legio kam man vielleicht irgendwann zu Tode, aber höchst selten zu einem Namen.

  • Imperiosus trank noch ein Schlückchen.
    Sie wollte in die Politik, dagegen sprach nichts, doch er hätte es lieber gesehen, wenn sie vorher als Comes gedient hätte, bevor sie den ehrwürdigen Weg beschreiten würde. Aber dies war nur ein Wunsch, welchen er auch wirklich für sich behalten müsste.


    "Das ist löblich, der Cursus Honorum hat seinen Namen ja nicht von ungefähr. Ich bin mir sicher, dass du dem Reiche auch dort von großem Nutzen sein kannst, genau so, wie du gerade für Ostia von großem Nutzen bist. Ahja, ich lebte auch eine Zeit lang dort, eine nicht allzu kleine Insula war meine Herberge, denn als Popa konnte ich mir mehr nicht leisten."


    Sagte er lächelnd, verschwieg aber die Geschehenisse. Helena sollte keinen falschen Eindruck von ihm bekommen, denn damals war er jung und stürmisch, hatte eine Entscheidung zwischen zwei Frauen zu treffen und entschied sich richtig. Ja, die Zeit würde er niemals missen wollen, auch wenn er jetzt darüber lächelnd schmunzeln würde.

  • "Ich bin mir noch keinesfalls sicher, ob dieser Weg der Richtige ist für mich," gab sie nach einigen Momenten der Bedenkzeit zu, aber es war auch leichter, dieses vor einem Verwandten zu äussern, der ihr vertrauenswürdig erschien, als es einem Mitarbeiter anzuvertrauen. "Die Hindernisse, die sich einer Frau hier in Rom stellen, wenn man in die Politik gehen möchte, sind nicht gering, und ich habe den Gedanken, vor einer Kandidatur vielleicht als Comes Italia dienen zu können, um mein Wissen und Können zu beweisen, inzwischen aufgegeben. Es gibt hier zu viele sture Böcke, die glauben, eine Frau sei grundsätzlich in der Politik weniger wert als ein Mann, und in der jetztigen curia würde ich niemals eine Mehrheit dafür erhalten."


    Für einige Momente lang blitzten ihre blauen Augen dunkel auf, und der mühsam und so oft über diese Tatsache zurück gedrängte Zorn trat deutlich zutage, bis sie merkte, wie böse sie ihn in angestarrt hatte, um dann den Kopf zu schütteln. "Verzeih. Das ist etwas, was mich wahrscheinlich mindestens so ärgert wie Dich die Pflichtverletzung dieses bestimmten Priesters, das Schlimmste daran ist, dass es nur wenig gibt, was ich wirklich dagegen tun kann, ausser die doppelte Arbeit zu leisten, um vielleicht anerkannt zu werden." Sie atmete tief durch und meinte dann ruhiger: "Warum besuchst Du mich nicht einfach in Ostia? Es birgt sicher einige schöne Erinnerungen für Dich, und die Stadt ist inzwischen gewachsen."

  • "Sehr schöne Erinnerungen", hallte es durch seinen Kopf und das verräterische Grinsen konnte er gerade noch verbergen. Nein, er musste sich ablenken, den Vorschlag später kommentieren.


    "Wenn du die Kraft besitzt, so trotze dieser Sturrheit und vollbringe das, was unsere Ahnen einst schon taten, beweise, dass ein Iulier seinen Namen verdient. Dadurch wirst du nur stärker, Helena.
    Aber das musst du entscheiden, denn es gibt ja auch die Möglichkeit deine Aufmerksamkeit auf etwas Anderes zu konzentrieren. Hättest du denn andere Tätigkeiten zu benennen, denen du gerne nachgehen würdest?"


    Die Entscheidung wollte er ihr nicht nehmen, das Recht dazu hatte er sowieso nicht. Sie müsste sich zwischen Kampf und Rückzug entscheiden. Beides hatte seine Vorteile, jedoch wären bei beiden Verluste zu beklagen.


    "Ostia, da ließ ich viele schöne Erinnerungen zurück, doch auch negativer Art. Wenn ich die Zeit dafür finden sollte, so werde ich mich gerne in die Vergangenheit stürzen. Doch wenn du Ostia ansprichst, so fällt mir sogleich auch der Tempel des Mercurius in den Sinn. Ist dieser schon vollendet worden?"


    Dieser Tempel, damit verband er Vieles. Damals, als junger Discipulus, erlebte er dessen Untergang, als Popa bemühte er sich um den Aufbau, wollte sogar die Einweihung mitgestalten, doch die Götter schienen dem Vorhaben nicht wohl gesinnt, denn der Tempel war bei seiner Abreise noch nicht einmal fertig.

  • Seine Worte ließen sie nachdenklich werden, denn diese Frage hatte sie wohlweislich schon seit einiger Zeit vor sich hin geschoben. Gab es denn etwas, das sie wirklich aus tiefster Seele tun wollte? Ein Bedürfnis, etwas bestimmtes zu tun? Sie lauschte in sich hinein und musste mit einem gewissen Erschrecken feststellen, dass es darauf keine wirkliche Antwort zu geben schien. Langsam nippte sie an ihrem Wein und atmete tief durch.
    "Du weisst, dass mich der Dienst an den Göttern interessiert hat und das tut er nach wie vor - allerdings halte ich es auch für wichtig, den Göttern dadurch zu dienen, dass ich dafür sorge, dass der Tempel des Merkur in Ostia endlich erbaut wird, ein Schandfleck der Stadtgeschichte bisher." Es klang heftiger, als sie es gesagt haben wollte, aber sobald sie an den Tempel dachte, überkam sie ein gewisser Zorn.


    "Denn vor meiner Amtsübernahme hat sich an der Baustelle nichts, aber auch gar nichts getan, und derzeitig sind wir von der Nähe der Legio I. abhängig, die noch in Mantua mit einem Bauprojekt beschäftigt ist - ein amphitheatrum! Du wirst es nicht glauben, aber ein Theater scheint einfach wichtiger zu sein als ein Tempel ... aber dieser Verdruss wird mich wahrscheinlich noch lange begleiten. Wir können im Moment nichts anderes tun als den Bau so gut wie möglich vorzubereiten und dann zu warten." Ein leises Seufzen löste sich von ihren Lippen, dann schüttelte sie etwas den Kopf.

  • Er konnte zwar nicht behaupten nun vor Schreck fast umgefallen zu sein, denn dieser Müßggang zeichnete sich schon damals ab, als Detritus noch dieses Amt inne hatte. Zuerst diese Odyssee mit den Spendengeldern und dann geriet die Sache auch schon wieder in die Vergessenheit, nachdem er Senator Macer und einen gewissen Didius konsultiert hatte. Irgendwie schien man schon immer sehr wenig von den Tempeln gehalten zu haben, besonders um ihre Instandsetzung und Wartung.


    "Nun, das ist natürlich eine Tatsache, die mich als Priester wütend stimmen sollte, doch ich bin es leid. Aber, vielleicht wäre es vonnöten den curator aedium sacrarum Roms zu konsultieren? Vielleicht mag sein Aufgabengebiet auf die urbs aetaerna beschränkt sein, doch wird Ostia von Vielen als Hafen Roms gesehen und in diesem Fall kann man ruhig eine Ausnahme machen, denke ich."


    Und er nahm noch einen Schluck des süßen Weines, der wahrlich gelungen schien.

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