[Regiofest] Das Theaterstück

  • Zitat

    Original von Titiana
    Sie betrat recht spät diese Räumlichkeiten und sah sich um. Sie sah sehr verloren aus wie sie mit ihrer cremefarbenen Tunika dort stand und die hochgesteckten Haare ihr Gesicht noch mehr zur Geltung brachten. Sie suchte wen ganz bestimmten, aber konnte ihn nicht sehen und sie hatte es wirklich geschafft zu spät zu kommen. Titiana blieb recht dicht am Eingang stehen und versuchte etwas ausfindig zu machen.


    Und dann entdeckte er sie, hatte er sich doch immer wieder verstohlen umgesehen und ein Strahlen ging über sein Gesicht. "Camillus," raunte er seinem Bruder zu. "Sei so gut und nimm hier Platz und unterhalte die Comes. Ich kehre sogleich zurück, habe jedoch endlich die Person entdeckt, für die der Platzt neben mir reserviert war. Wir setzen uns dann neben Euch," zwinkerte er, entschuldigte sich kurz bei Germanica, erhob sich und eilte schnell, so leise wie möglich und so wenig störend wie möglich durch die Reihen und die Treppen hinauf. Er kam bei ihr an und strahlte sie an. "Da bist Du ja," sagte er sanft und freudig und reichte ihr seine Hände. "Ist alles in Ordnung?" Er musterte sie einen Augenblick und hoffte, sie kam mit den vielen Menschen in den Rängen zurecht. "Komm," fügte er dann sanft hinzu. "Ich führe Dich zu unseren Plätzen." Sachte und mit seinem Daumen sanft über ihren Handrücken streichelnd, führte er sie zu seinem Platz und dem nur noch einzig freien daneben, hatte er doch auf den Anderen einfach mal eben seinen Bruder verfrachtet. "Comes," sagte er leise und freundlich. "Ihr kennt Euch ja bereits." Dann wandte er sich lächelnd zu Titiana. "Titiana, darf ich Dir meinen Bruder Camillus Manitius Plautius vorstellen? Camillus, mein Guter," er sprach so leise, dass nur Germanica, Titiana und sein Bruder ihn hören konnten. "Dies ist Titiana, die Frau meines Herzens."

  • Immer noch sah sie sich suchend um und sie war schon fast gewillt jemanden zu fragen wo sie ihn finden konnte. Doch das Glück schien es gut mit ihr zu meinen, denn mit einem mal sah sie ihn und lächelte ihn schüchtern an, als er auf sie zu kam und gleich an die Hand kam. "Ich hatte mich verlaufen, deswegen bin ich so spät, aber mir geht es gut" sagte sie entschuldigend wegen ihrer Verspätung. Kurz zögerte sie als er sie an den Tisch führte, aber schnell legte sich auch das wieder und sie folgte ihm. Aelia kannte sie noch und grüßte sie. Sie hatten sich ja schon einmal gesehen auf dem anderen Treffen, doch dann stellte er sie auch noch seinem Bruder vor und die Worte. Sofort lief sie rot an und schaute schüchtern zu Boden und drückte vorher noch seine Hand etwas fester, als sie sich setzte. "Freut mich dich kennen zu lernen" sagte sie leise und traute sich kaum aufzusehen, schaffte es dann aber doch noch und schenkte als erstes Fuscus ein liebreizendes Lächeln.

  • Er erwiederte das Lächeln und drückte ihre Hand. Dann setzten sie sich und er hoffte, sie würden sich später vielleicht noch untereinander unterhalten können. Aber jetzt, während des Stückes, wollte er nur Titianas Nähe geniessen und ihre Hand halten, die er leicht an sich zog und mit dem Daumen verstohlen über ihren Handrücken fuhr.

  • Trygäos. Der Krieg, einen mächtigen Mörser tragend. Das Getümmel.


    Der Krieg
    O Menschen, Menschen, Menschen unglückselige!
    Wie werden euch die Backen alsbald wehe thun!


    Trygäos


    gegen die Zuschauer


    O Fürst Apollon, welchen Schlund der Mörser hat!
    Und dieser Blick des Krieges, welch ein Grauen schon!
    Das ist der Unhold also, den wir alle flieh'n,
    Der Grause, der mit festem Fuß niemals entweicht!


    Der Krieg
    Ha, Prasiä, dreifach, dreißigfach und hunderfach
    Unglücklich, heute sollst du noch zu Grunde gehn!


    er wirft Prasiä, d. i. Lauch, in den Mörser


    Trygäos


    wie vorhin


    Da'her, o Männer, droht für uns noch keine Noth:
    Denn dieses Unheil trifft ja nur das Sparteland.


    Der Krieg
    Ha, Megara, Megara, du zerstäubst samt Burg und Port
    Mit Einem Stoß in Einen Mörserbrei zerstampft!


    er wirft Zwiebeln in den Mörser.


    Trygäos


    wie vorhin


    Poz alle Welt! Welch schweres, bittres Tränenbrod
    Hat da der Unhold eingebrockt den Megarern!


    Der Krieg
    Auch du Sikelia, wehe dir, sollst untergehn!


    er wirft Käse hinein.


    Trygäos
    Weh, solche Perle soll zerschabt wie Käse sein!


    Der Krieg
    Auf,gieß' ichauch nch diesen attischen Honig drauf!


    er gießt Honig darauf.


    Trygäos


    halblaut


    Du, nimm dir andern Honig, Freund, ich rathe dir;
    Der kostet vier Obole; spare den attischen!


    Der Krieg
    Bursch, Bursch! Getümmel!


    Das Getümmel


    aus dem Hause tretend


    Rufst du mich?


    Der Krieg
    Bald heulst du laut:
    Was stehst du müssig? Koste hier einmal die Faust!


    Trygäos


    für sich.


    Das beißt!


    Das Getümmel
    O weh mir Armen! Ach, mein lieber Herr!
    Hast du vom Knoblauch was gethan in deine Faust?


    Der Krieg
    Fort, hole mir den Stämpfel her!


    Das Getümmel
    Ja, guter Herr,
    's ist keiner da; wir zogen gestern erst herein!


    Der Krieg
    So springe, hole von Athen mir einen her!


    Das Getümmel
    Herr, fliegen will ich!


    für sich


    Sonst erhalt' ich wieder was.
    ab.


    Trygäos
    Nun, was beginnen, arme Menschenkinder ihr?
    Ihr seht die Größe der Gefahr, die uns bedroht.
    Denn wenn er ankommt und em Herrn den Stämpfel bringt,
    Sezt der sich hin, und stößt die Städte klein damit.
    Doch (Bacchos, hilf!) er sterbe, bringe nichts zurück!


    Das Getümmel kommt zurück.


    Der Krieg
    Du!


    Das Getümmel
    Was verlangt dich?


    Der Krieg
    Bringst du Nichts?


    Das Getümmel
    Ach, jenes Ding -
    Verloren ging es aus Athen, der Stämpfel, Herr -
    Der Gerber, der ganz Hellas einst durchrüttelte.


    Trygäos
    O heilige Herrin Athene, das war wohlgethan,
    Der ging verloren für die Stadt zu rechter Zeit,
    Bevor er solchen Mörserbrei un eingerührt!


    Der Krieg
    Jezt einen andern hole mir von Sparta her,
    Und eile!


    Das Getümmel
    Ja, Gebieter!


    Der Krieg
    Komm nur schnell zurück!


    Das Getümmel ab.


    Trygäos
    Wie wird's mit uns geh'n Männer? Groß ist nun die Noth.
    Wenn unter euch hier irgendwer die Weih'n empfing
    In Samothrake, nun geziemt ein laut Gebet,
    Daß der die Beine verrenke, der den Stämpfel holt!


    Das Getümmel


    kommt zurück.


    O weh mir Armen, wehe mir, ja wehe mir!


    Der Krieg
    Was ist es? Bringst du wieder Nichts?


    Das Getümmel
    Verloren ging
    Der Stämpfel auch dem Spartiatenvolke Herr.


    Der Krieg
    Wie so, du Schlingel?


    Das Getümmel
    Dort im Thrakerlande lieh'n
    Sie Fremden ihren Stämpfel, und verloren ihn.


    Trygäos
    Schön, schön, o Dioskuren, das war wohlgethan!
    Noch kann es wohlgeh'n! Fasset Muth, ihr Sterblichen!


    Der Krieg


    zum Getümmel


    Da nimm das Zeug und trag' es wieder weg: ich will
    Hinein, mir eine Keule selbst zu fertigen!


    Beide ab.

  • Trygäos. Hernach der Chor


    Trygäos
    Jetzt ist das Lied des Datis ganz an seinem Platz,
    Das der, sich kraulend, bei der Mittagsruhe sang:
    "Wie freu' ich mich und labe mich und jauchze mich!"
    Nun, Hellas' edle Söhne, nun geziemt es uns,
    Vom Hader und vom Kampfe frei, den Frieden dort
    Den allgeliebten, aus dem Schlund herauszuzuieh'n,
    Bevor ein andrer Stämpfel uns es wieder wehrt!
    Ihr Feldbesteller, Krämer, ihr Beflissenen
    Der Kunst, des Handwerks, Schuzgenossen, Fremdlinge,
    Ihr Inselmänner, kommt heran, kommt, alles Volk!
    Ungesäumt ergreift die Hacken, nehmet Hebelbaum und Strick!
    Nun gelingt's uns, wir erhaschen einen Trunk vom guten Geist.


    Der Chor
    Wandelt Alle frohen Muthes hier heran zu Glück und Heil!
    Auf, Gesamthellenen, laßt uns helfen jezt, wenn irgend sonst;
    Abgethan sei jede Fehde, fern des Krieges blut'ger Tanz!
    Denn die Sonne leuchtet heute feindlich auf für Lamachos.
    Was dazu von uns gescheh'n muß, sage du, werkmeist're du:
    Denn die Hände ruh'n zu lassen, ist mir heut unmöglich, traun,
    Bis der Himmel höchste Göttin und die rebenfreundlichste
    Wir mit Hebeln und Maschinen an das Licht heraufgebracht.


    Trygäos
    Stille doch, damit ihr innen nicht im Übermaß der Lust,
    Wenn ihr lärmt und schreit, des Krieges alte Glut von neuem weckt!


    Der Chor
    Solchen Heroldsruf zu hören, freu'n wir uns von Herzen, Freund;
    Dess es hieß nicht: "kommt und bringet Zehrung auf drei Tage mit!"


    Trygäos
    Hütet euch jezt nur vor Ihm da drunten, vor dem Höllenhund,
    Daß er polternd nicht und schreiend, wie er einst auf Erden that,
    Uns verhindert, unsre Göttin an das Licht heraufzuziehn.


    Der Chor
    Nimmerdar soll Einer kommen, der die Holde mir entreißt,
    Wenn sie nur einmal in meine Hände kam: juheh, juheh!


    Trygäos
    Weh, ihr tödtet mich ihr Männer, hemmt ihr nicht des Jubels Ruf:
    Denn er stürzt heraus, zerstampft uns Alles hier mit Einem Tritt!


    Der Chor
    Rüttl' er um und trete nieder, und zerstampf' er Alles hier!
    Können wir doch unsre Freude nicht bezähmen, heute nicht!


    Der Chor beginnt zu tanzen.


    Trygäos
    Welch ein Unfug! Was beginnt ihr, Leute? Bei der Götter Macht!
    O zerstört das schönste Werk doch nicht mit eurem tollen Tanz!


    Der Chor
    Nun, so will ich nimmer tanzen; aber selbst, aus bloßer Lust,
    Ohne daß ich nur mich rühre, hüpfen mir die Beine fort.


    Trygäos
    Nur für jetzt nich länger! Höre, höre nun zu tanzen auf!


    Der Chor
    Sieh, wir hören auf!


    Trygäos
    Du sagst es, aber tanzest immer fort.


    Der Chor
    Nur den Einen Schleifer laß uns tanzen noch, dann keinen mehr!


    Trygäos
    Gut, den Einen, noch den Einen, aber dann nicht weiter mehr.


    Der Chor
    Keinen Schritt mehr will ich tanzen, wenn es dir was nüzen kann.


    Trygäos
    Aber seht, ihr tanz noch immer.


    Der Chor
    Hoben wir das rechte Bein
    Nur noch Einmal auf, gewiß, dann stellen wir das Tanzen ein.


    Trygäos
    Nun, das Eine noch, um endlich meines Ärgers los zu sein!


    Der Chor
    Aber auch das linke Bein hier zwingt mich fort und fort zum Tanz.
    Denn ich bin vergnügt und jauchze, farze laut und lache laut,
    Wie verjüngt vor lauter Freude, weil ich nun dem Schild entrann.


    Trygäos
    Nur für jezt nicht mehr gejubelt: könnt ihr doch nicht sicher sein!
    Aber, hoben wir die Göttin, dann, o Männer, freuet euch,
    Jubelt hell und lachet hell auf!
    Denn erlaubt ist Alles wieder:
    Schifft und rastet, schlaft und liebelt,
    Schaut der großen Spiele Feier,
    Schmaust und zechet, kottabizelt,
    Sybarizelt,
    Schreit juhei, juheissasa!


    Der Chor
    Daß ein Gott mir noch vergönnte, diesen Tag einmal zu schaun!
    Denn ich trug viele Noth,
    Lag auf Strohbetten, hart,
    Wie die Streu Phormions.
    Traun, du sollst als Richter fortan nimmermehr mich herb und barsch,
    Noch erbarmungslosen Sinnes finden, wie wohl ehedem;
    Nein, du sollst freundlich und
    Sanft mich seh'n, jugendlicher,
    Wurden wir des Krieges los.
    Denn bereits lang genug
    Hat man uns matt gequält,
    Treibt man uns hin und her
    Zum Lykeion vom Lykeion, mir dem Wurfspeer, mit dem Schild.
    Aber auf, sage mir,
    Wo ich dir allermeist
    Dienen kann; denn das Stück
    Hat dich uns als Alleinherrn bestellt.

  • Trygäos. Hermes. Der Chor.


    Trygäos
    Auf, laß mich seh'n: ow wälzen wir die Steine hin?
    Hermes kommt aus dem Hause, wie Trygäos eben um die Steinkluft beschäftigt ist.


    Hermes
    Tollkühner Frevler, was gedenkst du hier zu thun?


    Trygäos
    Nichts Arges, wahrlich, eben nur, was Killikon.


    Hermes
    Du bist des Todes, Armer -


    Trygäos
    Wenn das Loos mich trifft.
    Doch bist du Hermes, lenkst den Wurf, ich weiß wohin.


    Hermes
    Des Todes, ganz des Todes, Mensch!


    Trygäos
    Auf welchem Tag?


    Hermes
    Im Augenblick


    Trygäos
    Doch hab' ich noch nichts eingekauft,
    So wenig Mehl als Käse, für den Todesgang.


    Hermes
    Gleichwohl, du bist vernichtet.


    Trygäos
    Und wie kommt es denn:
    Ich merke nichts, daß solches Heil mir widerfuhr?


    Hermes
    So wisse, Zeus hat Jedem angedroht den Tod,
    Der sie herauszuholen wagt.


    Trygäos
    Nun muß ich wohl
    Auf alle Fälle sterben, Herr?


    Hermes
    Verlaß dich drauf.


    Trygäos
    So leihe mir drei Drachmen für ein Ferkelchen;
    Denn ich bedarf der Weihe, vor dem Tode noch.


    Hermes
    O Zeus in Bliz und Donner -


    Trygäos
    Bei den Göttern, nein!
    Nicht wolle mich verrathen, Herr, ich bitte dich.


    Hermes
    Nicht schweigen darf ich.


    Trygäos
    Um des Fleisches willen, still!
    Das ich mit frohem Herzen dir heraufgebracht.


    Hermes
    Du Thor, vertilgen wird mich gleich Zeus' Donnerstrahl,
    Posaun' ich's ihm nicht gellend in die Luft hinaus.


    Trygäos
    Posaune jezt nicht, Hermchen, ich beschwöre dich!


    zu dem Chore


    Sagt mit, Männer, wie geschieht euch? Ganz erschüttert steht ihr da!
    Memmen ihr, seid nicht so lautlos: sonst posaunt er Alles aus!


    Der Chor
    Nimmermehr, gestrenger Hermes, nimmermehr, nein, nimmermehr!
    Weißt du noch, wie ich dir
    Ferkel oft aufgetischt,
    Die dir süß schmeckten Herr,
    Achte du doch solche Gabe nicht gering in solcher Noth!


    Trygäos
    Hörst du nicht, wie die dir schmeicheln, mein gestrenger Fürst und Herr?


    Der Chor
    Schaue nicht grollend auf
    Unser Fleh'n, wehre nicht,
    Sie zu heben aus der Gruft!
    Nein, mit Huld blick' auf uns,
    Meschenfreund, gabenreich,
    Gütig, wie kein andrer Gott,
    Graut dir anders vor Peisandros' Mähnenbusch und Augenbrau'n!
    Und ich will Dankes voll
    Feierlicher Opfer Zoll
    Stolzer Umzüge Pomp
    Dir, o Herr, jubelnd weih'n allezeit!


    Trygäos
    O laßt ihr Flehn dich rühren, ich beschwöre dich!
    Sie zollen dir doch Ehre, mehr denn je zuvor.


    Hermes
    Sie sind ja jezt auch Diebe, mehr denn je zuvor.


    Trygäos
    Ein Ding, gefährlich, ernster Art, entdeck' ich dir,
    Das gegen alle Götter angesponnen wird -


    Hermes
    Wohlan, enthüll' es: denn vielleicht bewegst du mich.


    Trygäos
    Selene nämlich und der arge Sonnengott,
    Verschworen beide wider euch schon lange Zeit,
    Verrathen Hellas heimlich an's Barbarenvolk.


    Hermes
    Aus welchem Grunde thun sie das?


    Trygäos
    Weil wir, bei Zeus,
    Euch spenden unsrer Opfer Dank, und ihnen nur
    Barbaren opfern. Darum wünschen sie mit Grund
    Euch alle sammt und sonders ausgetilgt zu sehn,
    Daß sie der Götter Weihen dann allein empfah'n.


    Hermes
    Drum stahlen sie schon lange von den Tagen ab,
    Und kürzten an den Zeiten aus Fahrlässigkeit.


    Trygäos
    Ja freilich. Deßhalb, Lieber, lege wohlgemuth
    Hand an, die Göttin, uns vereint; herauszuziehn.
    Dir feiern wir die großen Panathenäen dann,
    Der andern Götter Feste samt und sonders auch,
    Zeus' Fest, Adonis' Feste, samt Mysterien.
    Ach andre Städte werden, frei der Kriegsnoth,
    Dem Hort in Leid, dir, Hermes, allwärts Opfer weih'n;
    Auch sonst des Guten wird dir viel. Vor Allem nimm
    Von mir den Becher hier, damit du spenden kannst.


    er gibt ihm einen goldenen Becher.


    Hermes
    O wie das Gold doch immer mir das Herz erweicht! -


    zu dem Chore:


    Euer ist nunmehr das Werk hier, Männer! Auf denn, geht hinan,
    Nehmt die Hacken, und in aller Eile schleppt die Steine weg!


    Der Chor
    Also thun wir: du, der Götter schlauster, sei zu Rath und That
    Uns gesellt, und was zu thun ist, ordne du werkmeisterlich!
    Auch zum andern Dienste sollst du mich bereit und rüstig sehn.


    Trygäos


    zu Hermes


    Wohlan, geschwind denn halte du den Becher her,
    Daß wir das Werk einbechern und den Göttern flehn.


    Hermes
    Spende, Spende!
    Schweigt voll Andacht, schweigt voll Andacht!


    er gießt die Spende aus.


    Trygäos
    Zur Spende laßt uns beten, daß der heut'ge Tag
    Der ganzen Hellas viels Glücks Urheber sei,
    Und daß der Mann, der wacker an den Seilen mit
    Angreift, hinfort zum Schilde niemals greifen muß!


    Der Chor
    Nein, daß ich friedlich spinnen mag der Tage Rest,
    Und meine Kohlen schüren darf, dir Dirn' im Arm!


    Trygäos
    Wenn aber Jemand lieber Krieg zu haben wünscht,
    Der werde niemals fertig, bei Dionysos' Macht,
    Aus seinen Armen spize Pfeil' herauszuziehn!


    Der Chor
    Und wenn ein Mann, nach Häuptlingsehre lüstern, dir
    Mißgönnt an's Lich zu steigen, hohe Königin,
    So geh' es ihm im Felde, wie dem Kleonymos!


    Trygäos
    Und wenn ein Schildverkäufer, wenn ein Lanzenschmid,
    Des bessern Marktes wegen, Krieg und Schlacht begehrt;
    In Räuberhände fallend, ess' er Gerste nur!


    Der Chor
    Und wenn ein Bürger, wei er Feldherr werden will,
    Ein Knecht, der Überlaufen will, nicht ziehen hilft;
    Am Rade werd' er umgedrillt und durchgepeitscht!
    Doch uns erblühe Gutes! Heil, Ferntreffer, Heil!


    Trygäos
    Das "Treffen" laß bei Seite; Heil; Heil rufe nur!


    Der Chor
    Heil also ruf' ich, rufe nichts als: Heil, o Heil!


    Trygäos


    indem er den Göttern, die er nennt, die Spenden ausgießt


    Dem Hermes und den Chariten,
    Den Horen und der Kypris und dem Eros dies!


    Der Chor
    Und Ares - ?


    Trygäos
    Nein!


    Der Chor
    Auch Enyalios nicht?


    Trygäos
    O nein!


    Der Chor
    Frisch greifet an, ihr alle! Zieht die Taue, zieht!
    Der Chor zieht an den Tauen, die durch die Orchestra hin bis ind den Abgrund reichen, um die Friedensgöttin herauszuheben, unter gegenseitigen Zurufen.


    Hermes
    Ho heia!


    Der Chor
    Heia frisch!


    Hermes
    Ho heia!


    Der Chor
    Heia frisch!


    Hermes
    Ho heia! Ho heia!


    Trygäos
    Sie ziehen ja ganz ungleich an den Tau'n.


    zu den Böotern, die sich seitwärts gestellt haben:


    Greift an mit einander! O sträubt euch nicht!
    Bald sollt ihr es büßen, Böoter!


    Hermes
    Heia nun!


    Trygäos
    Heia ho!


    Der Chor


    zu Hermes und Trygäos


    Ihr beide, wohlan, helft auch mitzieh'n!


    Trygäos
    Ich ziehe ja schon und hänge mich an,
    Und stemme mich an, und mühe mich ab.


    Der Chor
    Und gleichwohl geht's nicht vorwärts.


    Trygäos
    Ha, Lamachos, unrecht, daß du hier in den Weg dich drängst!
    O Mensch, wir brauchen dein Gespenst im Schilde nicht.


    Hermes
    Auch Argos' Söhne ziehen hier schon lange nicht;
    Sie lachen nur die Leute, die sich placken, aus,
    Und essen ruhig hier und dort ihr Söldnerbrod.


    Trygäos
    Doch die Lakonen, Lieber, die zieh'n tapfer an.


    Hermes
    Du weißt ja: wer von ihnen noch am Holze liegt,
    Die zögen gerne; doch der Wehrschmid läßt sie nicht.


    Der Chor
    Auch dort die Megarer schaffen nichts; doch ziehen sie,
    Am Fleische zerrend, Hündchen gleich, recht kümmerlich;
    Der Hunger hat sie freilich schon ganz abgezehrt.


    Trygäos
    Wir fördern nichts, o Männer; auf einmüthig geh'n
    Wir alle wieder mit vereinter Kraft an's Werk!


    Alle fassen wieder an.


    Hermes
    Ho heia!


    Trygäos
    Heia ho!


    Hermes
    Ho heia!


    Trygäos
    Ho, bei Zeus!


    Hermes
    Ho heia! Ho heia!


    Der Chor
    Kaum rücken wir vor!


    Trygäos
    Abscheulich ist's,
    Die hier zieh'n an, die ziehn zurück!
    Bald fühlt ihr die Faust, ihr Argeier!


    Hermes
    Heia nun!


    Trygäos
    Heia ho!


    Der Chor
    Böswillige gibt's in unseren Reih'n.


    Trygäos
    Auf, ihr denn, die voll Sehnsuchtschmerz
    Nach dem Frieden verlangt, zieht mannhaft, zieht!


    Der Chor
    Doch stören so Viele das Werk hier.


    Trygäos
    Ihr Megareer, schert euch zum Geier fort!
    Euch haßt die Göttin herzlich und gedenkt es euch,
    Daß ihr zuerst mit eurem Knoblauch sie gesalbt.
    Auch euch, Athener, sag' ich, faßt nicht länger mehr
    Das Seil an jenem Ende, wo bisher ihr zogt:
    Denn nichts betreibt ihr weiter als Processe nur.
    Doch wenn ihr ernstlich sie heraufzuheben wünscht,
    So ziehet euch ein wenig an das Meer zuück.


    Der Chor
    Auf, Männer, schaffen wir allein das Werk, wir Landbesteller!


    Der Chor allein faßt die Taue.


    Hermes
    Schon geht es, wenn ihr ziehet nur, vie besser, traun, ihr Männer!


    Der Chor
    Schon geht es, meint er; alle denn greift an und schaffet wacker!


    Hermes
    Fürwahr, die Bauern ziehen sie heraus, und weiter Niemand!


    Der Chor
    Frisch auf! All' auf!
    Schon ist die Göttin nahe.
    Nicht nachgelassen jezo, nein,
    Mannhafter nur euch angestrengt!
    Schon ist es uns gelungen!


    Die Friedensgöttin steigt aus der Tiefe, mit ihr Opora und Theoria.


    Ho heia nun! Ho heia rings!
    Ho heia, heia, heia, heia!
    Ho heia heia ring!

  • Hermes. Trygäos. Der Chor. Die Friedensgöttin. Opora. Theoria.


    Trygäos
    O hehre Traubenspenderin, wie grüß' ich dich!
    Wo nehm' ich's her, das Zehentausendfuderwort,
    Um dich zu grüßen? Denn ich habe kein's daheim.
    Opora, Heil dir! Sei gegrüßt, Theoria!
    Welch lieblich Antliz hast du doch, Theoria!
    Wie duftest du, wie lieblich, bis in's Herz hinein,
    So wonnig süß, wie Waffenruh und Nardenöl!


    Hermes
    Und wahlich gar nicht einem Kriegstornister gleich.


    Der Chor
    Pfui vor des eklen Söldlings, eklem Kriegsgepäck!
    Da duftet's ja nach Zwiebelessigrülpsen nur,
    Und hier nach Ernte, Luftgelag, Dionysosfest,
    Schalmei'n, Tragödien, Sophokles, Krammtsvögelchen,
    Nach Berschen aus Euripedes -


    Trygäos
    Das büßest du,
    Die Göttin so zu läßtern! Denn sie liebt gewiß
    Den Dichter nicht mit seinen Anwaltsrednerei'n.


    Der Chor
    Weinschläuchen, Epheu, Lämmerblöken auf der Trift,
    Geschürzten Frauen, eilend auf das Feld hinaus,
    Betrunknen Dirnen, umgestürztem Trinkgeschirr,
    Und vielem andern Guten.


    Hermes
    Auf, betrachte nur,
    Wie traulich dort die Städte, wieder ausgesöhnt,
    Zusammenplaudern, wie sie lachen frohes Sinns,
    Obgleich von Striemen grausenhaft die Haut zerfleischt
    Gesammt und sonders, und mit Schröpfhütlein behängt!


    Trygäos
    Nun sieh dir auch die Gesichter an im Publikum:
    Daran erkennst du jed Gewerb.


    Hermes
    Abah, du Schelm!
    Gewahrst du nicht, wie dort der Helmbuschbinder sich
    Das eigne Haar zaust, und der Hackenmacher hier
    Dem Meister Schwertner in's Gesicht den Schwefel bläst?


    Trygäos
    Und der Sensenmacher, siehst du wohl, wie der sich freut,
    Wie der dem Nachbar Lanzenschäfter Esel bohrt?


    Hermes
    Auf, schicke nun die Landbesteller wieder heim!


    Trygäos
    Ihr Völker, hört! Die Landbesteller schick' ich heim.
    Nehmt eure Feldgeräthe, zieht auf's Land hinaus
    Ungesäumt und ohne Wurfspeer, ohne Lanz' und ohne Schwert!
    Aller Orten waltet hier jetzt Friede, wie zur alten Zeit;
    Gehe Jeder denn zu Arbeit auf das Feld und juble laut!


    Der Chor
    Holder Tag, von allen Guten und dem Landmann heißersehnt!
    Fröhlich, nun ich dich gesehen, grüß' ich meine Reben dort:
    Auch ihr Feigenbäume, dich ich selbst gepflanzt, ein Knabe noch,
    Wie verlangt mich's, euch zu grüßen nach so langer, langer Zeit!


    Trygäos
    Nun, o Männer laßt zuerst uns mit Gebet uns wenden hier
    An die Götter, die von Helmbusch uns erlöst und Gorgobild!
    Ungesäumt dann zieh'n wir alle friedlich heim nach Haus und Hof,
    Wann wir erst ein gutes Stückchen Pökelfleisch für's Land gekauft.


    der Chor stellt sich auf.


    Hermes
    Großer Zeus, wie wallt so stattlich dort der Menschenschwarm dahin,
    Großer Zeus und festgeknetet, wie Gebäck und Volksgelag!


    Trygäos
    Ja bei Zeus, denn hergerüstet ist die Hacke glänzendhell,
    Und die dreigezackten Karste leuchten blank im Sonnenlicht;
    Stattlich, traun, in Wechselreihen ragten sie, wie Reb' und Baum!
    Drum verlangt's auch mich so herzlich, auf das Feld hinauszugeh'n,
    Und einmal mein Gütchen wieder umzuschaufeln mit dem Karst.
    Auf denn, eingedenk, o Männer,
    Sei der alten Art und Sitte,
    Welche sie euch einst gewährte,
    Jenes eingemachten Obstes,
    Jener Feigen, jener Myrten,
    Jenes ersten süßen Mostes,
    Auch des Veilchenbeets am Brunnen,
    Auch der Ölbäum' unsrer Sehnsucht:
    Alles dessen
    Fromm gedenkend, weiht, o Männer,
    Preis und Dank der Göttin hier!


    Der Chor
    Heil, o Heil dir, Theuerste!
    Welche Wonn' uns, daß du kamest!
    Sehnsuchtsvoll harrt' ich dein:
    Denn mich trieb's lange schon,
    Auf das Land heimzuzieh'n.
    Denn du warst der größte Segen,
    Heißersehnte, stets für uns
    Alle, die, ohne Harm
    Lebend, ihr Feld gebaut.
    Uns Nuzen schafftest du allein.
    Vieles ja gewährte dein
    Walten uns, des Guten Vieles,
    Ungekauft, gerngegönnt.
    Ja, du warst uns Feldbestellern
    Gnadenhort und Gerstenmus.
    Darum beut, frischumlaubt,
    Reb' am Stock, Feig' am Baum,
    Alles, was keimt und sproßt,
    Zum Emfpang lachend dir frohen Gruß.


    Der Chorführer


    zu Hermes


    Aber wo die lange Zeit durch unsre Göttin fern von uns
    Weilte, davon gib mir Kunde, du der Götter gütigster!


    Hermes
    Ihr veramrmten Landbesteller, achtet meiner Rede wohl,
    Wollt ihr anders gründlich hören, wie die Göttin euch entschwand.
    Alles Unheils Quelle war das Mißgeschick des Pheidias.
    Perikles darauf, besorgend, daß er theile gleiches Loos -
    Denn vor eurem Zorne bangt' ihm, eurer bissigen Natur -
    Sezte schnell die Stadt in Flammen, eh' ihn selbst das Schlimme traf.
    Durch das eingeworfne Fünklein, jenen Schluß ob Megara's,
    Blies er an so große Kriegsflamme, daß vom Rauch sofort
    Allem Volk die Augen thränten, fern und nahe, dort und hier.
    Kaum vernahm davon der Weinstock, fuhr er alsbald knatternd auf,
    Kaum das Faß, vom Schlag getroffen, schlug im Zorn auf's andre Faß;
    Nirgend war ein Ziel des Haders, und die Göttin schwand hinweg.


    Trygäos
    Bei'm Apollon, noch von Niemand hab' ich sowas je gehört,
    Wußte nie, daß mit der Göttin Pheidias verbunden sei.


    Der Chor
    Wußten's auch noch nicht bis heute. Darum war sie wohl so schön,
    Weil sie Pheidias verwandt ist. Unser Eins weiß wenig doch!


    Hermes
    Als darauf die Städte hörten, deren Oberherrn ihr wart,
    Wie erboßt ihr auf einander wärt und euch die Zähne wiest,
    Woben sie, die Steuern fürchtend, alle Ränke wider euch,
    Und gewannen der Lakonen größte Männer durch ihr Gold
    Diese nun, voll schnöder Habsucht, und verhöhnend Fremdlinge,
    Stießen frech hinaus die Göttin, griffen hastig nach dem Krieg.
    Und darauf ward ihre Habgier auch der Landbesteller Fluch.
    Denn die Schiffe, die wir rächend ausgesendet, zehrten dort
    Leuten auch, die nichts verschuldet, gierig alle Feigen auf.


    Der Chor
    Und gewiß mit vollem Recht, auch weil sie meinen Feigenbaum
    Ausgehau'n, den ich mit eigner Hand gepflanzt und aufgenährt.


    Trygäos
    Ja mit allem Recht, o Lieber, weil sie mein Sechsscheffelfaß,
    Voll von Korn, auch mir mit Steinen frech genug zerschmetterten.


    Hermes
    Als darauf das Bauernvolk zur Stadt herein vom Lande kam,
    War es auf dieselbe Weise hier verkauft und merkte nichts.
    Aber missend seine Trauben, seinen Feigen zugethan,
    Sah es hoffend auf die Redner. Diese, wenn sie gleich erkannt,
    Wie der arme Mann in Noth war, dem gebrach sein täglich Brod,
    Trieben schreiend unsre Göttin mit des Wortes Gabeln aus,
    Ob sie schon, nach diesem Land sich sehnend, oft sich blicken ließ.
    War der Bundesgenossen Einer fett und reich, der ward gezwackt,
    Und als Schuld ihm angedichtet: "dieser hält's mit Brasidas."
    Ihr sodann, wie kleine Hunde, packtet und zerrisset ihn.
    Denn die Stadt, gebleicht von Hunger, saß in Angst und Sorge da;
    Was man ihr verläumdend hinwarf, Alles aß sie gierig auf.
    Als die Bundesfreunde sah'n, wie Schlag auf Schalg die Fremden traf,
    Stopften sie den argen Thätern ungesäumt mit Gold den Mund;
    Diese wurden reiche Leute, während (und ihr merktet nichts)
    Hellas öd' und ausgeleert ward. Und die Schuld an all dem
    Trug der Gerber -


    Trygäos
    Schweig' , o schweige, hoher Hermes; nichts davon!
    Laß den Lederhändler drunten ruhig liegen, wo er liegt!
    Denn er ist nicht mehr der Unsre; die allein gehört er an.
    Was du denn dem Manne nachsagst,
    War er auch ein Schalk im Leben,
    Und ein Schwäzer und ein Laurer,
    Und ein Zänker und ein Stänker,
    Dieses alles sammt und sonders
    Wirfst du deinen Leuten vor.


    sich an die Friedensgöttin wendend


    Doch du, Verehrte, sage mir, warum du schweigst.


    Hermes
    Wohl schwerlich mag sie reden vor dem Volke dort:
    Dem grollt sie schwer für Alles, was sie duldete.


    Trygäos
    Ein kurzes Wort nur rede sie denn doch zu dir!


    Hermes


    zu der Friedensgöttin


    wie denkst du denn von ihnen? Theure, sage mir's!


    er nähert sich ihr.


    Sprich, du der Frauen grimmste Tartschenhasserin!


    sie flüstert ihm etwas zu.


    Schon gut - ich höre! - Dessen zeihst du sie? - Ich weiß.


    zu den Andern


    Ihr Männer, höret, wessenthalb sie Klage führt!
    Freiwillig, sagt sie, kam ich her nach Pylos' Fall,
    Der Stadt Verträge bringend, eine Kiste voll,
    Und ward im Rath des Volkes dreimal weggestimmt.


    Trygäos
    Das war von uns ein Fehler; doch vergib es uns.
    Denn unser Sinn stand dazumal auf Leber nur.


    Hermes
    Wohlan, vernimm auch, was sie jezt mcih weiter frug:
    Wer ihr am meisten feindlich war in euerer Stadt,
    Wer ihr befreundet und dem Krieg entgegen war?


    Trygäos
    Ihr bester Freund von Allen war Kleonymos.


    Hermes
    Und welches Rufes freut er sich als Krieger denn,
    Kleonymos?


    Trygäos
    Ein Mann von Muth; nur leider ist
    Er nicht der Sohn des Mannes, den er Vater nennt.
    Denn wenn er je zu Felde zieht, so sezt er gleich,
    Er selbst ein Findling, seinen Schild als Findling aus.


    Hermes
    Nun höre weiter, was sie mich jezt eben fragt:
    Wer waltet jezt als Herrscher auf dem Stein der Pynx?


    Trygäos
    Hyperbolos gebietet nun in diesem Raum.


    zu der Fiedensgöttin


    Was ist dir? Wohin wendest du das Haupt, o Frau?


    Hermes
    Sie kehrt sich ab vom Volke, voll Unwillen, daß
    Es solch verworfnen Menschen sich zum Herr erkor.


    Trygäos
    Wir brauchen ihn nicht länger mehr; einstweilen nur,
    Weil ihm ein Vormund fehlte, weil es nackend war,
    Umband das volk die Blöße sich mit diesem Strick.


    Hermes
    Wie das der Stadt denn (fragt die Göttin) frommen soll?


    Trygäos
    Wie werden wohlberathner sein.


    Hermes
    In welcher Art?


    Trygäos
    Nun, weil er Lampenmacher ist. Sonst tasteten
    Wir durch die Staatsgeschäfte nur im Dunkel hin,
    Und nun beräth man jedes Ding bei Lampenlicht.


    die Göttin bespricht sich indessen eifrig mit Hermes.


    Hermes
    Ho! Ho!
    Was sie mich jezt dich Alles fragen heißt!


    Trygäos
    Und was?


    Hermes
    Gar Vieles und Uraltes, wie sie's einst verließ.
    Vor Allem fragt sie, wie's dem Sophokles ergeht.


    Trygäos
    Er lebt im Gklück doch geht's ihm sonderbar.


    Hermes
    Wie so?


    Trygäos
    Aus deinem Sophokles wird er ein Simonides.


    Hermes
    Simonides? Wie meinst du?


    Trygäos
    Weil er, alt und morsch,
    Auf einem Strohhalm noch die See durchführ' um Geld.


    Hermes
    Doch weiter - lebt der Meister noch, Kratinos?


    Trygäos
    Nein;
    Er starb zu Zeit des Spartereinfalls.


    Hermes
    Und woran?


    Trygäos
    Er fiel in Ohnmacht: unerträglich war es ihm,
    Ein volles Weinfaß mit Gewalt zerschellt zu sehn. -


    an die Friedensgöttin


    Wie Vieles sonst noch, glaubst du, daß die Stadt erfuhr?
    Drum lassen wir, o Herrin, nimmermehr von dir.


    Hermes
    Auf dieses Gelöbnis nimm dir nun Opora hier
    Zur Ehegattin, und hinfort auf deinem Gut
    Dich ihr gesellend, zeuge dir die Trauben selbst!


    er übergibt ihm die Opora.


    Trygäos
    Komm her und laß dich küssen, komm, mein süßer Schaz! -
    Sprich, kann's mir schaden, wenn ich nach so langer Zeit,
    Mein König Hermes, mit Opora schäkere?


    Hermes
    Nein, trinke nur ein Schlückchen Herzpolei darauf.
    Jezt ohne Säumen nimm dir auch Theoria,
    Und führe sie zum Rathe, dem sie sonst gehört.


    Trygäos
    O Rath, wie glücklich wirst du durch Theoria!
    Wie viele Brühe schlürfst du nun, drei Tage lang!
    Wie viel Kalbaunen schlingst du nun und Fleisch hinab!
    Jezt, lieber Hermes, lebe wohl!


    Hermes
    Ja, lebe wohl
    Auch du, vergnügt zieh' hin, o Mensch, und denke mein!


    Trygäos
    Auf Käfer, heimwärts, wieder heimwärts fliegen wir!


    Hermes
    O Freund, der Käger ist ja fort.


    Trygäos
    Wo kam er hin?


    Hermes
    Zeus' Wagen zieht er, mit dem Donnerstrahl bewehrt.


    Trygäos
    Und wo bekommt der Arme dort sein Futter her?


    Hermes
    Als Futter dient ihm Ganymed's Ambrosia.


    Trygäos
    Doch wie gelang' ich dort hinab?


    Hermes
    Gut; sei getrost:
    Hier neben ihr, der Göttin selbst.


    Trygäos
    Kommt, Mädchen, kommt,
    Und folgt mir in Eile; denn verlangenvoll
    Erwarten euch gar Viele mit gespanntem Hahn.


    Trygäos steigt mit den drei Göttinnen vom Himmel auf die Erde nieder; der Chor bleibt allein zurück.


    Der Chorführer
    Zeuch fröhlich dahin. Wir wollen indeß das Geräth hier unsern Gefährten
    Einhändigen und zur Bewahrung vertrau'n; denn Diebe ja pflegen gewöhnlich
    Um die Bühne herum sich zu schleichen in Meng' und geheim zu betreiben ihr Handwerk.
    So bewacht denn Alles mit männlichem Sinn; wir thun dem versammelten Volke
    Kund, "wie uns der Brauch gebietet, was die ganze Seele füllt."



    Parabase
    Der Chorführer


    an die Zuschauer


    Wohl sollte der Stab vollzeihen sein Amt, wenn hier ein Komödiendichter
    Sich selbst lobpreist, an die Menge gewandt im Schwung anapästischer Weisen.
    Doch wenn sich's geziemt, o Tochter des Zeus, dem Ehre zu thun, der im Lustspiel
    Als Meister sich weit vor den Andern bewährt und den herrlichsten Ruhm sich errungen;
    Dann dünkt, der uns einübte das Spiel, vorzüglicher Ehre sich würdig.
    Denn Alle, die einst wettkämpften mit ihm, hat er ja, der Eine, beschwichtigt,
    Die Lumpen und Noth aushöhnten und stets sich herum nur balgten mit Läusen.
    Die Herakles sodann, die ewig den Mund voll kneteten, hungernd und lungernd,
    Und die Flüchtlinge dort und das Gaunergezücht, und was zum Vergnügen sich durchpeitscht,
    Die trieb er zuerst mit Schande hinweg; auch schuf er den Knechten Erlösung.
    Die stets auftraten mit lautem Geheul, nur aus dem ergözlichen Grunde,
    Daß mit hämischem Spott ihr Mitknecht dann sie wegen der Schläge begragte:
    "Armseliger, ach, was traf die das Fell? Brach etwa der borstige Zagel
    Mit Heeresgewalt in die Flanken dir ein, und zerbläute dir tüchtig den Rücken?"
    Solch faules Geschwäz, solch häßlichen Schund, solch niedrige Frazen vertrieb er,
    Und schuf uns groß die gesunkene Kunst, u nd thürmte den Bau in die Lüfte
    Mit Gedanken und Wort von erhab'nem Gehalt und nicht marktähnlichen Wizen,
    Das Gewöhnliche nicht durchziehend mit Spott, alltägliche Männchen und Weibchen;
    Nein, Herakles' Muth in der zornigen Brust, legt Er an die Mächtigsten Hand an,
    Durch Lebergeruch und entsezlichen Dunst kothsprudelnder Drohung schreitend.
    Und zuerst und vor Allen bekämpf' ich ihn selbst mit den spizigen Hauern, den Unhold,
    Dem fürchterlich, ha! von den Augen daher, wie der Kynna, sprühten die Blicke,
    Die hundert heulende Häupter umher unseliger Scheichler beleckten
    Sein gräßliches Haupt; er hatte den Laut, wie des allzerstörenden Waldstroms,
    Und der Robbe Gestank und den Steiß des Kamels und der Lamia schmuzige Hoden.
    Solch Grauen zu schau'n, es erschreckte mich nicht; nein, immer für euch, ihr Athener,
    Und die Inseln bestand ich muthig den Kampf. Drum acht' ich es recht und geziemend,
    Daß dankend ihr jezt mir vergeltet mit Huld und mein in Liebe gedenket.
    Denn sonst auch, wenn es nach Wunsch mir gelang, umschlich ich nie die Palästra,
    Auf Knaben erpicht; nein, wenn ich geschnürt mein Bündelchen, zog ich nach Hause,
    Nur selten zur Last, oft weckend die Lust, und stets zu gefallen beflissen.
    Drum ziemt es sich wohl, daß Männer zumal
    Und Knaben zumal an der Seite mir stehn;
    Auch jeglichen Kahlkopf mahn' ich getreu,
    Mit Eifer zum Sieg mir behülflich zu sein.
    Denn wird mir der Sieg, dann rufen sie wohl
    Bei'm festlichen Mahl, bei'm Zechergelag:
    "Für den Kahlkopf dies, für den Kahlkopf das
    Von dem Backwerk hier; ihm schmälere nichts,
    Dem gewichtigen Mann mit der glänzenden Stirn,
    Dem erhabensten unter den Dichtern!"


    Der Chor
    Strophe.
    Wende von Schlachten dich ab,
    Und tanze den Reigen mit mir,
    Deinem Freund, o Muse,
    Hochzeiten der Götter besingend, Männermahle,
    Und der Heroen Gelag!
    Dir liegt ja dies vor Allem ob.
    Aber so Karkinos kommt und
    Dich mit den Söhnen im Chor zu tanzen bittet,
    Höre sie nicht und nahe
    Nicht als Helferin ihnen;
    Denke, sie seien alle
    Wachteln, im Hause geheckt,
    Langhalsige Tanzmännlein,
    Zwergelchen, Pillen des Mist's, Geißkegelchen, Wundermaschinler.
    Sagte der Vater doch selbst von dem Stück, das
    Wider Vermuthen ihm kam:
    "Die Kaze maust' des Abends."
    Gegenstrophe.
    Also den Feiergesang
    Schönlockiger Chariten muß
    Euch der weise Dichter
    Anstimmen, sobald mit dem jungen Lenz die Schwalbe
    Zwitschert am hohen Gesims,
    Und keinen Chor führt Morsimos
    Oder Melanthios, dessen
    Schnarrende Stimme noch jüngst in's Ohr mir dröhnte,
    Als er mit seinem Bruder
    Selbst der Tragöden Chorreih'n
    Führte, die beiden ein gierig
    Schlemmendes Gorgogezücht,
    Harpyien, nach Lachs lüstern,
    Büßend an Vetteln die Luft, bockduftige Fischeverschlinger.
    Diese bespuckt mit Macht, unsterbliche
    Muse, geselle dich mir,
    Und tanze frohe Reigen!

  • Sichtlich entspannt und glücklich, weil sie an seiner Seite war, genoss er den ersten Akt. Hin und wieder sah er verstohlen zu ihr hinüber, um zu sehen, was sie von dem Stück hielt und manchmal spielte er sachte mit ihrer Hand, meist unbewusst, aber liebevoll.

  • Trygäos, der mit Opora und Theoria in sein Gehöft sich niedergelassen hat. Der Chor. Ein Knecht.



    Trygäos
    Wie schwierig war die Reise doch in's Götterland!
    Mir thun die Beine schmerzlich weh vor Müdigkeit.
    Klein sahet ihr von oben aus: mir kamet ihr,
    Aus Himmelshöh'n gesehen, niederträchtig vor,
    Von hier indeß um Vieles niederträchtiger.


    Ein Knecht kommt aus dem Hause.


    Der Knecht
    Herr, kamst du wieder?


    Trygäos
    Wie man eben sagte, ja.


    Der Knecht
    Wie ging es dir?


    Trygäos
    Vom weiten Wege schmerzen mir
    Die Beine.


    Der Knecht
    Nun erzähl mir einmal -


    Trygäos
    Wovon?


    Der Knecht
    Gewahrtest du noch andre Menschen außer dir,
    Die durch die Luft sich trieben?


    Trygäos
    Nichts, als etwa nur
    Dithyrambendichterseelen, zwei bis drei vielleicht.


    Der Knecht
    Was thaten die?


    Trygäos
    Sie pflückten Verse sich im Flug
    Von jenen Himmelslüfteleichtdurchschwimmenden.


    Der Knecht
    So sahst du nichts mir im Äther, was man sagen hört,
    Daß wir zu Sternen werden, so wie Einer stirbt?78


    Trygäos
    Ei, wohl!


    Der Knecht
    Und wer ist droben jezt als Stern zu sehn?


    Trygäos
    Der Chier Ion, welcher hier auf Erden einst
    Den Morgenstern gedichtet; als er kam, sogleich
    Begrüßten Alle droben ihn als Morgenstern.


    Der Knecht
    Was sind denn das für Sterne, die so lichterloh
    Und kreuz und quer hinschießen?


    Trygäos
    Das sind Sterne, die
    Vom Schmaus bei einem reichen Stern nach Hause geh'n,
    Laternen tragend und ein Licht in jeglicher.
    Nun aber führe diese da geschwind hinein,


    auf Opora zeigend


    Spül' aus die Badewanne, mache Wasser heiß,
    Und rüst' ein bräutlich Lager dann für mich und sie.
    Wenn dies gethan ist, kehre gleich hierher zurück;
    Ich send' indessen diese da dem weisen Rath.


    Der Knecht
    Woher bekamst du denn die Zwei?


    Trygäos
    Vom Himmel her.


    Der Knecht
    So geb' ich um die Götter keinen Deut hinfort,
    Wofern sie Dirnen halten, wie wir Sterblichen.


    Trygäos
    Das nicht, indeß lebt Mancher wohl auch dort davon.


    Der Knecht


    zur Opora


    Nun, geh'n wir also!


    zu Trygäos.


    Sage mir: ich geb' ihr wohl
    Zu essen?


    Trygäos
    Gar nichts; denn sie hat wohl keine Lust
    Nach Brod und Kuchen, da sie bei den Himmlischen
    Dort oben stets Ambrosia zu lecken pflegt.


    Der Knecht
    So tisch' ich auch hier unten was Leckres auf!


    ab mit Opora.

  • Die Vorigen ohne den Knecht


    Der Chor
    Ein seliges Loos ist jezt,
    Das sehen wir deutlich hier,
    Dem Alten gefallen!


    Trygäos
    Wie, wenn ihr erst als Bräutigam mich seht in vollem Glanze?


    Der Chor
    Dann bist du beneidenswerth,
    Bist wieder ein Jüngling, Greis,
    Umduftet von Myrrhen.


    Trygäos
    Gewiß: und wenn ich, ihr gesellt, an ihre Brust mich schmiege -?


    Der Chor
    Beglückter dann, als Karkino's Drehmännchen, bist du wahrlich.


    Trygäos
    Und nicht mit Recht, nachdem ich auf das Käferroß gestiegen bin,
    Und Hellas' Retter wurde, daß sie allzumal
    Auf ihren Äckern ungestört der Ruh' und Liebe pflegen?


    Der Knecht kommt ohne Opora aus dem Hause zurück.

  • Die Vorigen. Der Knecht.


    Der Knecht
    Das Mädchen ist gebadet; vorn' und hinten schmuck.
    Gar ist der Kuchen, Sesamon darauf gestreut,
    Auch alles Andre fertig; nur das Männchen fehlt.


    Trygäos
    Wohlan, so laß uns ungesäumt Theoria,
    Die da, dem Rathe bringen.


    Der Knecht
    Wer ist diese denn?


    Trygäos
    Theoria, dieselbe, die wir ehedem,
    Nach Brauron ziehend, halbberauscht herumgezaust,
    Du weißt, sie ließ mit Mühe nur sich fangen.


    Der Knecht
    Herr,
    Was die für jubeldicke Hinterbacken hat!


    Trygäos


    gegen die Zuschauer


    He, wer von euch denkt ehrenhaft? Wer, sagt mir an,
    Wer wird mir die bewahren für den hohen Rath?


    zu dem Knecht


    Was zirkelst du dort?


    Der Knecht
    Auf das Spiel der isthmischen
    Landenge, Herr, beleg' ich einen Plaz für mich.


    Trygäos


    an die Zuschauer


    Wer will sie uns bewahren? Schweigt ihr immer noch?


    da Niemand sich meldet, nimmt er sie bei der Hand.


    Komm du; vor Allen stell' ich hier zum Pfand dich aus!


    Der Knecht


    auf die Zuschauer zeigend


    Da drüben winkt ihr Einer!


    Trygäos
    Wer?


    Der Knecht
    Ariphrades;
    Er bittet, ihm sie zuzuführen.


    Trygäos
    Nein, du Thor!
    Der, über sie herfallend, schlappt die Supp' ihr aus.


    zu Theoria


    Auf, lege schleunig dein Geräth zur Erde hin!


    sie entkleidet sich


    Rathsherrn, Prytanen, schauet hier Theoria!
    Seht, was von mir euch Süßes hier geboten wird:
    Wenn ihr die runden Beinchen ihr nach oben hebt,
    So schließt der Opfer Stätte sich von neuem auf.
    Auch seht die Opferküche hier, wie schön gebaut;
    Von Rauch geschwärzt ein wenig: denn vor Zeiten stand,
    Bevor der Krieg war, hier des Rathes Kochgeschirr.
    Da könnet ihr gleich morgen, wenn sie euer ist,
    Ein herrlich Wettspiel halten im Verein mit ihr:
    Ihr könnt am Boden ringen, auf vier Füßen stehn,
    Und zum Gesammtkampf eingesalbt, mit Jugendkraft
    Einhauen, bohren, mit der Hand und - wie ihr wollt.
    Ein Pferderennen stellet ihr am dritten an,
    Wo Renner neben Renner um die Wette jagt,
    Wo Wagen über Wagen stürzt in wildem Flug,
    Und keuchend, schnaubend, athemlos zu Ziele rast:
    Doch andre Wagenlenker, die am Bug der Bahn
    Das Haupt zerschellen, liegen schlaff dahingestreckt. -
    Wohlauf, Prytanen, hier empfangt Theoria!


    er schickt die Theoria zu den vordersten Bänken, wo die Rathsherren sizen.


    Seht, wie gefällig der Prytan sie dor empfängt!
    Ja, wenn du sie mit leeren Händen in den Rath86
    Einführen müßtest, hielt'st du still die Hände hin!


    Der Chor
    Wohl macht sich um alles Volk
    Als redlicher Freund verdient
    Ein Bürger, wie du bist!


    Trygäos
    Ja, trüget ihr die Trauben heim, wie prieset ihr Trygäos!


    Der Chor
    Nun liegt es am Tage: ja,
    Du wurdest für alle Welt
    Ein Helfer und Retter!


    Trygäos
    So sage, wenn vom neuen Most ein Schlückchen du getrunken.


    Der Chor
    Ja, nach den Göttern werden wir dich stets den Ersten achten.


    Trygäos
    Von großem Werthe bin ich euch,
    Trygäos ich von Athmone,
    Der aus so schwerem Ungemach erlöst das Volk
    In Stadt und Land, und deinen Muth, Hyperbolos, gebrochen.


    Der Chor
    Auf, sage, was ist weiter noch von uns zu thun?


    Trygäos
    Die Göttin hier mit Opfertöpfchen einzuweihn.


    Der Chor
    Mit Opfertöpfchen, wie ein zürnend Hermeslein?


    Trygäos
    Wie meint ihr sonst? Schlachtstiere nähmt ihr lieber wohl?


    Der Chor
    Schlachtstiere? Nein! Da müßten wir zu Schlacht hinaus.


    Trygäos
    So nehmt ein fettes, großes Schwein!


    Der Chor
    Nein, nein!


    Trygäos
    Warum?


    Der Chor
    Da gäb' es eine Schweinerei des Theagenes.


    Trygäos
    Womit denn anders soll's gescheh'n?


    Der Chor
    Mit einem Schaf.


    Trygäos
    Mit einem Schaf?


    Der Chor
    Ja.


    Trygäos
    Liebst du denn der Schafe Laut:
    "Bä bä"?


    Der Chor
    Es paßt mir eben, daß im Rath des Volks,
    Wenn Einer räth zum Kriege, dann die Leute rings
    Bäbä'n und beben, Schafen gleich, in heller Angst -


    Trygäos
    Ganz wohl gesprochen!


    Der Chor
    Und daß sie sonst auch milde sind.
    Dann sind wir friedsam unter uns, wie Lämmer sanft,
    Und gegen unsre Bündner noch vie freundlicher.


    Trygäos


    zu dem Knecht


    Wohlan, so bringe nur geschwind ein Schaf herbei;
    Ich schaff' indeß uns einen Opferherd heraus.


    Trygäos und der Knecht eilen in's Haus.


    Der Chor
    Wie Alles, was ein Gott verhängt, was das Glück begünstigt,
    Nach Wunsche sich fügt, und in passender Zeit
    Sich Eins mit dem Andern vereinigt!

  • Trygäos. Der Chor. Später der Knecht.



    Trygäos


    den Altar heraustragend


    Wohl eint sich Alles sichtlich: sieh, schon ist der Altar draußen.


    Der Chor
    Nun eilet, so lange der Wind,
    Der frisch fortwehte den Krieg,
    Noch bläst, von den Göttern gesendet!
    Denn sichtbar führt das Geschick
    Uns jezt zum Heile wieder.


    der Knecht bringt die Opfergeräthe.


    Trygäos
    Hier ist der Korb mit Gerste, hier der Kranz, das Opfermesser,
    Selbst auch das Feuer hier, und nur das Schaf zum Opfer fehlt uns.


    Der Chor
    So lauft doch um die Wette, lauft!
    Denn sähe Freund Chäris euch,
    So käm' er ungelade, uns
    Zu flöten, und dann gäbet ihr
    Ihm, wenn er bläst und sich zerquält,
    Was drein, ihn zu schweigen.


    Trygäos


    zu dem Knecht


    Wohlan, den Korb nimm und das Wasserbecken hier,
    Und wandle schnell zur Rechten um den Opferherd.


    Der Knecht


    herumwandelnd


    Was soll ich weiter? Rede! Sieh, ich bin herum.


    Trygäos
    Auf denn, ich nehme diesen Brand und tauch' ihn ein.
    Du schwing' ihn hurtig!


    zu dem Chorführer:


    Reiche du die Gerste dar;


    zu dem Knecht:


    Auch dich besprenge, wenn du mir den Brand gereicht,
    Und unter's Volk hier wirf den Gerstensamen.


    Der Knecht


    Gerste auswerfend


    Da!


    Trygäos
    Du hast ihn ausgeworfen?


    Der Knecht
    Ja, bei Gott, und viel,
    So daß von allen Männern, die im Kreise hier
    Als Schauer sizen, keiner ist, der keinen hat.


    Trygäos
    Die Frau'n erhielten keinen?


    Der Knecht
    Nein, am Abend erst,
    Da theilen ihnen die Männer mit.


    Trygäos
    Auf, beten wir!


    im Priestertone


    Wer weilt am Ort? Wo gibt es viele Redliche?


    Der Knecht


    den Chor mit Weihwasser besprengend


    Die da bespreng' ich; denn es sind vie Redliche.


    Trygäos
    Für redlich hältst du diese?


    Der Knecht
    Ja; denn stehen sie,
    Die wir so reichlich überthau'n mit Wasserflut,
    Nicht unverrückt auf einem und demselben Plaz?


    Trygäos
    Laßt ungesäumt uns beten, laßt uns beten jezt!
    Ehrwürdige Göttin, Herrscherin du,
    Die den Frieden verleiht
    Und die festlichen Reih'n und die bräutliche Lust,
    Nimm, Hehre, mit Huld dies Opfer von uns!


    Der Knecht
    Hochheilige, ja, nimm gnädig es an,
    Und thu nicht also, bei Gott, wie sonst
    Wohl unter den Frau'n die verbuhten es thun!
    Die lauschen am Hofthor, öffnen es halb,
    Und ducken sich vor und schielen heraus;
    Und sobald man es merkt und achtet auf sie,
    Dann flieh'n sie zurück;
    Und geht man, schielen sie wieder heraus.
    Ach, thue du nicht mehr solches an uns!


    Trygäos
    Nein, zeige dich ganz in voller Gestalt,
    Wie's Edlen geziemt, uns Liebenden hier,
    Die dreizehn Jahre bereits um dich
    Das Verlangen verzehrt!
    O löse den Kampf und der Schlachten Gedröhn,
    Und du sollst Kampflöserin heißen!
    Auch halte von uns die Verdächtigung fern,
    Die mit glattem Geschwäz
    Im Geheimen den Mann reizt wider den Mann;
    Und vereine das Volk der Hellenen so fest
    Mit der Freundschaft Kitt, wie's anfangs war,
    Und versöhnlicher Sinn und mildes Verzeih'n
    Durchströme das Herz, daß reich sich der Markt
    Anfülle mit Gut, mit Knoblauch, groß,
    Frühgurken, Granaten und Äpfeln, zugleich
    Mit Mäntelchen, klein, für der Knechte Bedarf!
    Von Böotien her laß Tauben für uns,
    Zaunschlüpfer und Gäns' und Enten herein,
    Auch Körbe mit Aal vom kopaischen See,
    Um die wir gedrängt laut markten und schrei'n,
    Im Gewühl mit Morychos, Teleas hier,
    Mit Glauketas dort uns zankend und all
    Dem gefräßigen Schwarm. Dann findet zulezt
    Der Melanthios noch auf dem Markte sich ein,
    Wo die Aale verkauft sind: der schreit auf,
    Und ächzt aus Medeia die Klagemelodie:
    "O Jammer, o Gram! Ich stehe verwaist,
    Der in Mangold lauschenden Aale beraubt!"
    Wer's hört, der feut sich darüber.
    Dies Hochgelobte, dies gewähr' auf unser Flehn!


    Der Knecht
    Nun nimm das Messer, daß du dann kunstkochmäßig
    Das Opfer schlachtest.


    Trygäos
    Ziemt sich nicht.


    Der Knecht
    Wie so? Warum?


    Trygäos
    Eirene hat am Schlachten keine Lust; ihr Herd
    Wird nie von Blut geröthet. Innen schlacht' es denn,
    Lös' ab die Schenkel, bringe sie sodann heraus:
    So wird dem Choranführer doch das Schaf gespart.


    der Knecht geht ab.


    Der Chor
    Du bleibe vor der Thüre nun: du mußt
    Scheitholz hierher aufschichten geschwind,
    Und sonst was nöthig, besorgen.


    Trygäos


    legt das Holz auf dem Altar wohlgescheitet zurecht.


    Nun, schein' ich nicht recht priesterlich das Holz dir aufzuschichten?


    Der Chor
    Wie solltest du nicht? Was entginge dir auch,
    Wo's Weisheit gilt? Was wüßtest du nicht,
    Das ein Mann wissen muß,
    Durch hellen Verstand
    Bewährt und rüstige Kühnheit?


    Trygäos
    Ha, schämen muß sich Stilbides, wie meine Scheiter brennen!
    Nun hol' ich auch den Opfertisch, und brauche keines Knechtes.


    geht in's Haus.


    Der Chor
    Wer wollte des Mannes nicht
    Mit Ehre gedenken, der
    So Vieles bestand und Heil
    Der heiligen Stadt errang?
    Drum wird er stets vor aller Welt
    Preiswürdig erscheinen.


    Trygäos und der Knecht kommen aus dem Hause zurück.

  • Trygäos. Der Knecht. Der Chor. Bald darauf Hierokles.


    Der Knecht
    Das ist gethan, Herr. Lege nun die Schenkel auf;
    Indessen hol' ich Eingeweid' und Opfermehl.


    Trygäos
    Ich werde dafür sorgen. Komm nur schnell zurück!


    Der Knecht
    Da bin ich wieder. Schein' ich dir doch schnell genug?


    Trygäos
    Nun brate hübsch die Stücke. Doch da kommt ja noch
    Ein Mann daher, mit einem Lorbeerkranz geschmückt.
    Wer mag es sein?


    Der Knecht
    Wie der sich übermüthig bläht!
    Ein Seher ist es.


    Trygäos
    Nein bei Zeus, Hierokles ist's.


    Der Knecht
    Das ist er also, der Prophet aus Oreos!
    Was wird er bringen?


    Trygäos
    Unserm Friedensschlusse will
    Er sich entgegenstemmen, das ist offenbar.


    Der Knecht
    Nein, nur der Duft des Bratens hat ihn hergelockt.


    Trygäos
    Wie wollen thun, als wenn wir ihn nicht sähen.


    Der Knecht
    Recht!


    Hierokles
    Sagt, welch ein Opfer bringt ih hier, und welchem Gott?


    Trygäos
    Du brate schweigend, nasche nicht vom Rückenstück.


    Hierokles
    Wem gilt das Opfer? Sagt ihr's nicht?


    Trygäos
    Macht auch der Schwanz
    Sich schön?


    Der Knecht
    Ja rech schön, holde Friedenskönigin!


    Hierokles
    Schneid' ab die Erstlingsstücke, dann vertheile sie!


    Trygäos
    Erst braten, das ist besser!


    Hierokles
    Nun, das ist ja schon
    Gebraten.


    Trygäos
    Wer du seist, du kümmerst dich um viel. -


    zu dem Knecht


    Zerlege nun! Wo steht der Tisch? Die Spende her!


    Hierokles
    Die Zunge schneidet man heraus!


    Trygäos
    Uns wohlbekannt!
    Doch weißt du was?


    Hierokles
    Ja, wenn du's sagst.


    Trygäos
    Nicht unterbrich
    Uns weiter; denn der Friedensgöttin opfern wir.


    Hierokles
    Ihr armseligen Menschen, ihr thörichten -


    Trygäos
    Dir auf das Haupt dies!


    Hierokles
    Die ihr, der Himmlische Rath in verblendetem Sinne verkennend,
    Bündnisse schloßt, ihr Männer, mit graunvollblickenden Affen -


    Der Knecht
    Ha, ha, ha!


    Trygäos
    Was lachst du?


    Der Knecht
    Der graunvollblickenden Affen!


    Hierokles
    O leichtgläubige Täubchen, ihr traut arglistigen Füchsen,
    Denen das Herz mit Listen, die Brust mit Listen erfüllt ist -


    Trygäos


    ein Stück von den dampfenden Eingeweiden emporhaltend


    Daß dir, o Prahler, so heiß, wie dies hier, glühte die Lunge!


    Hierokles
    Wenn nicht göttliche Nymphen den Bakis irre geleitet,
    Und nicht Bakis die Menschen, und nicht auch Bakis die Nymphen -


    Trygäos
    Treffe dich Tod, wenn nicht du sofort zu bakizen mir aufhörst!


    Hierokles
    Noch nicht war es verhängt, Eirene's Bande zu lösen,
    Sondern zuerst alsdann -


    Trygäos


    zu dem Knecht


    Mit Salz muß dieses bestreut sein!


    Hierokles
    Denn noch nicht ist's also genehm den unsterblichen Göttern,
    Daß wir ruhen vom Streit, bis der Wolf mit dem Schafe sich gattet -


    Trygäos
    Wie kann je, du Verwünschter, der Wolf mit dem Schafe sich gatten?


    Hierokles
    Ja, so lange der Iltis im Flieh'n aufs garstigste duftet,
    Oder die kläffende Hündin in Angstweh'n blinde Geburt wirft,
    So lange mußt' es dem Volke verwehrt sein, Friede zu schließen.


    Trygäos
    Doch was sollten wir thun? Niemals abstehen vom Kriege?
    Würfeln vielleicht, ob uns, ob den Feind mehr treffe des Jammers,
    Da wir im Frieden in Hellas vereint zu gebieten vermöchten?


    Hierokles
    Niemals lehrst du dem Krebse, sich nicht zu bewegen im Krebsgang.


    Trygäos
    Niemals speisest du mehr im Saal der Prytanen in Zukunft,
    Noch auch wirst du hinfort Etwas am Geschehenen ändern.


    Hierokles
    Niemals wird dir's gelingen, den stachligen Igel zu glätten.


    Trygäos
    Lässest du nie mehr ab, das athenische Volk zu berücken?


    Hierokles
    Welchem Orakel gemäß verbranntet ihr Schenkel den Göttern?


    Trygäos
    Jenem Orakel gehorchend, dem herrlichsten, welches Homer sang:
    "Die, nachdem sie vertrieben die feindlichen Wolke des Krieges,
    Grüßten Eirene froh, und weihten sie ein mit dem Opfer.
    Als sie die Schenkel verbrannt und die inneren Theile gekostet,
    Gossen sie Wein aus Schalen, und ich war Führer des Weges.
    Aber der funkelnde Krug ging schnell an dem Seher vorüber."


    Hierokles
    Fern ist solches von mir; denn so sprach nicht die Sibylla.


    Trygäos
    Aber ein treffendes Wort sprach, traun, der erhab'ne Homeros:
    "Rechtlos nenn' ich den Mann, unwürdig des Stamms und des Herdes,
    Der einheimischen Krieges sich freut, des entsezlichen Scheusals."


    Hierokles
    Sie dich vor, daß nicht, mit Betrug dir die Sinne berückend,
    Dir's wegschnappte der Weih -


    Trygäos


    schnell einfallend, zu dem Knechte


    Ja, darauf achte du sorgsam;
    Denn für das Opfergekrös' ist fürchterlich dieses Orakel.
    Gieße des Weins denn ein, und bringe mir her vom Gekröse.


    der Knecht trägt auf.


    Hierokles
    Nun denn, ist es gestattet, so will auch ich mich bedienen.


    will zugreifen, wird aber von dem Knecht gehindert.


    Trygäos
    Spende! Spende!


    Hierokles
    Mir auch schenke nun ein, und gib vom Gekröse mir Etwas.


    Trygäos
    Nein, noch nicht ist's also genehm den unsterblichen Göttern;
    Nein, erst dies: wir spenden zuvor, du drückst dich von dannen.
    Bleibe mit uns, Eirene, vereint, so lange wir leben!


    Hierokles
    Bringe die Zunge daher!


    Trygäos
    Und die deinige trage von hinnen!


    Hierokles


    nach einem Becher greifend


    Spende!


    Trygäos


    wirft ein Bein nach ihm


    Da nimm mir der Spende zugleich in der Eile das Bein auch!


    Hierokles
    Niemand gibt vom Gekröse mir was!


    Trygäos
    Wir dürfen, du weißt ja,
    Nichts dir geben davon, bis der Wolf mit dem Schafe sich gattet.


    Hierokles
    Laß dich erflehn, bei den Knieen!


    Trygäos
    Du flehst mich, Guter, umsonst an:
    Denn nie wird's dir gelingen, den stachligen Igel zu glätten.


    sich an das Publikum wendend:


    Kommt ihr heran, Zuschauer, auf, und theilt mit uns
    Das Mahl!


    Hierokles
    Und ich hier?


    Trygäos
    Speise du Sibyllen auf!


    Hierokles
    Bei Gäa, niemals eßt ihr beide dies allein;
    Ich reiß' es euch weg; ist es doch gemeines Gut.


    Trygäos


    zu dem Knecht


    Auf, schlage, schlage den Bakis!


    Hierokles


    an die Zuschauer


    Ihr seid Zeugen mir!


    Trygäos
    Auch mir, daß der ein Schlemmer und ein Prahler ist!


    zu dem Knecht


    He, schlage, wehre mit dem Holz den Prahler ab!


    Der Knecht
    Thu's selbst! Ich hülf' indessen aus den Fellen ihn
    Heraus, den Schurken, die er durch Betrug gewann.


    zu Hierokles


    Wirf ab die Felle, säume nciht, mein Opfermann! -
    Nun, hörst du? Rabe, der du kamst aus Oreos!
    Fort, flieg' in aller Eile nach Elymnion!


    Alle ab; der Chor bleibt allein zurück.


    Der Chor
    Strophe
    Ich bin froh, herzlich froh,
    Vom schweren Helm los zu sein,
    Von Zwiebelkost, Käsekost.
    Denn Schlachtenlärm lieb' ich nicht;
    Nein, am Herdfeuer zech' ich,
    Im Kreis trauter Zechbrüder froh,
    Brenne dürr Scheiterholz reichlich auf,
    Das ich in der Sommerzeit
    Haufenweis' ausgenäßt,
    Röste Kichern auf den Kohlen,
    Wenn die Buche sprüht in Funken,
    Scherze mit der Thrakerin,
    Wenn die Frau im Bade sizt.


    Der Chorführer
    Ist es doch das Angenehmste, wenn die Saat im Boden ruht,
    Und der Gott sie wohl beträufelt, und ein Nachbar also spricht:
    Sage mir, was thun wir unterdessen, Freund Komarchides?
    Mir gefällt es, Eins zu trinken, nun der Gott den Regen schickt!
    Also sez' uns heute Schoten, liebe Frau, drei Mezen auf;
    Mische Waizenmehl darunter, auch dir Feigen spare nicht.
    Syra rufe dann den Mannes ungesäumt vom Feld herein
    Denn die Reben abzublatten, geht an diesem Tage nicht;
    Sie behacken, ist unmöglich, denn der Grund ist allzufeucht.
    Laß von mir die Drossel holen und zugleich das Finkenpaar.
    Biester fand ich auch im Hause, Hasenfleisch vier Stücke noch,
    Wenn die Kaze nicht am Abend mir davon entwendet hat;
    Demm im Hause drinnen scharrt' es gräulich um und polterte.
    Drei davon bring' uns, o Bürschchen, eines gib dem Vater ab.
    Myrtenzweig' erbitte dann mit Beeren von Äschinades;
    Und zumal (der gleiche Weg ist's) rufe man Charinades,
    Einen Trunk mit uns zu theilen,
    Weil mit Regen und dem Segen
    Unsre Saat ein Gott beglückt.


    Der Chor
    Gegenstrophe
    Wenn der Feldgrille Lied
    In süßen Tonweisen schwirrt,
    Mit frohem Muth schau' ich dann
    Des Lemnerweins Reben an,
    Ob sie bald reifen werden,


    Denn frühzeitig reift dies Gewächs,


    Seh' entzückt, wie dir Frühfeige schwillt;
    Hängt die Frucht reif am Baum,
    Greif' ich zu, koste sie,
    Singe drauf: "ihr lieben Horen!"
    Rühre mir ein Mus von Isop,
    Schling's hinein, und werde dann
    Fett, bevor der Sommer flieht.


    Der Chorführer
    Besser, als den gottverhaßten Rottenhäuptling anzuschaun,
    Der mit drei Helmbüschen herprangt und dem grellen Purpurrock,
    Den der Mann als Muster auspreist ächter Sardesfärberei.
    Aber muß er einst in's Treffen, eingemummt in solchen Schmuck,
    Wechselt er alsbald die Farbe, färbt sich Hemd und Hosen gelb,
    Flüchtet, wie der schnelle Roßhahn, als der Erste flüchtet er,
    Schüttelnd seine Büsche; lauernd steh' ich selbst am Vogelgarn.
    Wenn sie dann einmal daheim sind, thun sie, daß uns Allen graut,
    Schreiben den auf ihre Rolle, löschen aus und schreibe an,
    Löschen wieder, schreiben wieder. "Morgen wird in's Feld gerück!"
    Mancher hat noch keine Zehrung eingekauft, er ahnte nichts,
    Als er ausging; also tritt er an Pandions Säule, liest
    Seinen Namen, und mit saurer Miene läuft er rathlos hin.
    Also thun sie uns, dem Landvolk; euch die Städter, scheu'n sie mehr,
    Diese Schildabwerfer, Göttern gleich verhaßt und Sterblichen!
    Doch sie sollen mir dafür noch büßen, wenn ein Gott es will.
    Denn sie kränken mich so vielfach,
    Die daheim die Löwen spielen,
    In der Schlacht nur Füchse sind.

  • Trygäos. Der Chor. Ein Sensenschmid. Ein Töpfer.


    Trygäos


    tritt heraus und sieht einen Helm auf dem Tische liegen.


    Hoho! Hoho!
    Was kommt mit da zu meiner Hochzeit auf den Tisch?


    er gibt dem Knechte den Helm.


    Da nimm's und fege mir damit die Tische rein;
    Denn sonst zu gar nichts ist das Ding zu brauchen mehr.
    Dann trage mir die Kuchen und die Drosseln auf
    Und Hasenfleisch die Menge samt dem Waizenbrod.


    der Knecht geht zur Küche. Es kommt ein Sensenschmid und ein Töpfer, beide mir Geräthen ihres Handwerks.


    Der Sensenschmid
    Wo weilt, wo weilt Trygäos?


    Trygäos
    Drosseln brat' ich hier.


    Der Sensenschmid
    Mein Liebster, mein Trygäos, welch ein Glück für uns,
    Daß du den Frieden schlossest! Denn sonst kaufte mir
    kein Mensch die Sense, nicht für einen Heller, ab;
    Jezt bring' ich sie zu fünfzig Drachmen an den Mann,
    Und der


    auf den Töpfer zeigend


    erhält vom Lande drei für einen Krug.
    Nun, men Trygäos, nimm von meinen Sensen dir,
    Und was du weiter willst, umsonst.


    auf die Töpferwaren zeigend:


    Auch dieses nimm!
    Denn was wir jezt verkaufen mit Gewinn, von dem
    Sei dir zur Hochzeitgabe dies hier dargebracht!


    Trygäos
    Gut! Legt mir all die Sachen her und geht hinein
    Zum Essen ohne Säumen. Denn dort, seh' ich kommt
    Ein Waffentrödler voller Grimm dahergerannt.


    der Sensenschmid und der Töpfer ab.

  • Trygäos. Der Chor. Leute mit Waffen aller Art, unter ihnen ein Helmbuschbinder, ein Lanzenschäfter, ein Helmschmid, ein Trompetenmacher, ein Panzerschmid.


    Der Buschbinder
    Weh mir, Trygäos! Völlig hast du mich verderbt!


    Trygäos
    Was ist dir, Armer? Wächst dir aus dem Schopf ein Busch?


    Der Buschbinder
    Ja, Ja, verderbt ir hast du Kunst und Unterhalt,
    Auch diesem hier, und jenem Lanzenschäfter dort!


    Trygäos
    Was zahl' ich dir für deine zwei Helmbüsche da?


    Der Buschbinder
    Was willst du geben?


    Trygäos
    Geben, Freund? Ich schäme mich;
    Doch weil das Rohr am Busche viel Arbeit gemacht;
    So ge' ich dir drei Mäßchen Feigen wohl dafür,
    Um meinen Tisch zu fegen mit dem Trödel da.


    Der Buschbinder
    So geh' hinein denn, hole mir die Feigen her;
    Denn besser, Etwas lösen, als gar nichts, o Freund.


    Trygäos


    der indessen zur Probe mit den Helmbüschen den Tisch gefegt hat


    Hinweg, hinweg, zum Geier fort aus meinem Haus!
    Die lassen ja die Haare, nichts sind beide werth;
    Ich mag sie nicht, und wär's um eine Feige nur!


    der Buschbinder ab.


    Der Panzerschmid
    Was soll mir dieser Panzer, der zehn Minen gilt
    Und prächtig anschließt? Armer ich, was thun damit?


    sezt den schweren Panzer zu Erde.


    Trygäos


    besieht den Panzer


    Nun, dieser bringt dir sicher keinen Schaden, Freund;
    Den überlaß du für den Einkaufspreis an mich;
    Für einen Leibstuhl, seh' ich, ist er ganz gemacht -


    er sezt sich darauf.


    Der Panzerschmid
    Laß ab du, mich zu höhnen und mein Waffenzeug!


    Trygäos
    Hier leg' ich her drei Steinchen; ist's so nicht bequem?


    Der Panzerschmid
    Wie willst du denn dich wischen, ungeschickter Mensch?


    Trygäos


    indem er die Hände durch die beiden Armöffnungen des Panzers steckt


    Hier fahr' ich durch das Ruderloch mit einer Hand,
    Und hier -


    Der Panzerschmid
    Zugleich mit beiden Händen?


    Trygäos
    Ja gewiß;
    Sonst heißt es, daß ich um ein Loch den Staat geprellt.


    Der Panzerschmid
    Zehn Minen also gibst du für das Kacken aus?


    Trygäos
    Ei freilich, du Verschmizter! Oder meinst du wohl,
    Um tausend Drachmen wäre mir mein Werther feil?


    Der Panzerschmid
    Wohlan, so hole das Geld heraus!


    Trygäos


    aufstehend


    Nein, guter Mann!
    Der drückt den Hintern. Fort damit: ich kaufe nichts!


    Der Panzerschmid ab.


    Der Trompetenmacher
    Was soll ich jezt mit dieser Kriegstrompete thun,
    Die einst um sechzig Drachmen ich erhandelte?


    Trygäos
    Hier in die Mündung unten gieße Blei hinein,
    Und oben bring' ein mäßig langes Stäbchen an;
    So wird daraus ein Schöner Hängekottabos.


    Der Trompetenmacher
    Weh mir, du spottest meiner!


    Trygäos
    Noch ein andrer Rath!
    Hier unten gieße, wie gesagt, das Blei hinein;
    Dann mußt du dort, mit feinem Baste festgeschnürt,
    Noch ein Schal' anhängen, und du hast ein Ding,
    Womit du Feigen dem Gesind zuwägst im Feld.


    Der Helmschmid


    tritt mit Helmen auf.


    Verwünschter Dämon, ach, wie hast du mich verderbt!
    Einst gab ich eine Mine für den Plunder hier:
    Und jezo - was beginn' ich? Denn wer kauft mir's ab?


    Trygäos
    Geh nach Ägypten, dor verhandle deinen Kram:
    Purganzen drin zu messen, taugt er immerhin.


    Der Lanzenschäfter
    O lieber Helmschmid, traurig, ach, ergeht es uns!


    Trygäos
    Dem ist ja gar kein Leid gescheh'n.


    Der Helmschmid
    Ei, sage mir:
    Was gibt es noch, wozu man Helme brauchen kann?


    Trygäos


    faßt ihn an den Ohren


    Wenn Einer solche Henkel dran zu machen weiß,
    Denn findet er viel bessern Absaz als zuvor.


    Der Helmschmid
    Komm, Lanzenschäfter, gehen wir!


    Trygäos
    Bewahre nein!
    Erst kauf' ich diesem Manne noch die Lanzen ab.


    Der Lanzenschäfter
    Was gibts du?


    Trygäos
    Sind sie durchgesägt, so nehm' ich sie
    Zu Rebenpfählen, hundert um ein Drachmenstück.


    Der Lanzenschäfter
    Wir sind zum Spott hier; Freundchen, laß uns weiter gehn!


    sie gehen.

  • Trygäos. Der Chor. Mehrere Knaben.


    Trygäos
    Ja, geht: die Buben meiner Gäste kommen schon
    Heraus, ihr Wasser abzuthun, sie wollen wohl
    Sich vorbereiten zum Gesang, so scheint es mir.


    zu den ersten Knaben


    Tritt her zu mir, mein Söhnchen, und was immer du
    Zu singen vorhast, das probir' erst hier einmal.


    Der erste Knabe
    "Hebt nun an den Gesang von gerüsteten Männern" -


    Trygäos
    O still doch!
    Nichts von gerüsteten Männern, zumal jezt Friede, du dreimal
    Schändlicher, waltet im Land, fluchwürdiger, dummer Geselle!


    Der Knabe
    "Als nunmehr die Geschwader in einerlei Raum sich begegnet,
    Trafen sich Lanzen und Schilde zugleich und genabelte Tartschen."


    Trygäos
    Schilde? So höre doch auf, uns stets an die Schilde zu mahnen!


    Der Knabe
    "Nun scholl Jammergeheul, nun Siegesgeschrei von den Männern."


    Trygäos
    Jammergeheul von den Männern? Du heulst noch, bei'm Dionysos,
    Singst du von Jammergeheul, und dazu von genabeltem Jammer!


    Der Knabe
    Doch was soll ich denn singen? So sage mir, was dich erfreu'n mag.


    Trygäos
    "Also schmausten die Männer am Stierfleisch," oder dergleichen,
    Sezten das Frühmal auf und sonst von den leckersten Bissen.


    Der Knabe
    "Also schmausten die Männer am Stierfleisch, lösten der Rosse
    Triefende Nacken vom Joch, nachdem sie des Kriegs sich gesättigt."


    Trygäos
    So recht: sie waren kriegessatt, dann aßen sie.
    Das singe, das, wie Alle satt noch aßen dort.


    Der Knabe
    "Alle, der Mahlzeit müde, behelmten sich" -


    Trygäos
    Lustig mit Wein wohl.


    Der Knabe
    "Strömten hinaus zu den Thoren, und endlos tobte der Kriegslärm."


    Trygäos
    Daß dich der Henker, Bube, dich samt deinem Krieg -!
    Du singst ja nichts als Kriege. Wem gehörst du denn?


    Der Knabe
    Ich?


    Trygäos
    Allerdings du!


    Der Knabe
    Bin der Sohn des Lamachos.


    Trygäos
    Ha, ha, ha!
    Wahrlich, ein selstames Wunder erschiene mir's, wärst du der Sohn nicht
    Eines dem Kampfe so holden und kampfwuthathmenden Vaters.
    Auf, packe dich, den Lanzenträgern singe das! -


    Der Sohn des Lamachos ab.


    Wo steckt mir denn das Söhnchen des Kleonymos? -
    Es du hineingehst, singe was; wohl weiß ich, du
    Singst nicht von Händeln, du, des klugen Vaters Sohn.


    Der Sohn des Kleonymos
    "Freilich, ein Saïer prangt in dem Schild nun, den ich gezwungen
    Unten am Busch wegwarf, meinen untadlichen Schmuck" -


    Trygäos
    Sage mir, Schwänzelchen, doch, dur singst auf deinen Papa dies?


    Der Sohn des Kleonymos
    "Aber ich kam mit dem Leben davon" -


    Trygäos
    Zur Schande der Eltern.
    Nun laß hinein uns gehen; denn ich weiß gewiß,
    Das Lied vom Schilde, welches du mir eben sangst,
    Das wirst du nie vergessen, solches Vaters Sohn.


    die Knaben ab in's Haus.

  • Trygäos. Der Chor.


    Trygäos
    Ihr, die ihr hier bei'm Mahle weilt, Eins ist für euch noch übrig,
    Nicht leer zu beißen, nein, mit Macht hier Alles rein zu fegen:
    Ja, greifet heldenmüthig an,
    Und haut mit beiden Backen ein! Zu Nichts, ihr armen Schlucker,
    Sind euch die weißen Zähne nüz, die nichts zu kauen haben.


    Der Chor
    Wir werden hier schon sorgen; doch wohl thust du, uns zu mahnen.


    Trygäos
    Auf, ihr, noch eben hungrig, werft euch muthig auf die Hasen!
    Nicht alle Tage will's das Glück,
    Daß ihr auf leckre Kuchen trefft, die unbewacht umhergeh'n.
    Drum esset brav; es möchte sonst in kurzem euch gereuen.


    Der Chor ordnet sich zum Festzuge.


    Der Chorführer
    Voll Andacht schweigt! Jezt werde die Braut hierher aus dem Hause geleitet:
    Nehmt Fackeln zur Hand, und es juble das Volk ringsher in freudigem Zuruf!
    Und das Ackergeräth tragt alles mit euch jezt wieder hinaus in die Felder,
    Nachdem wir getanzt, Trankopfer gesprengt, den Hyperbolos glücklich vertrieben,
    Und den Göttern darauf im Gebete gefleht,
    Dem Hellenengeschlecht Reichthum zu verleih'n,
    Daß Gerste die Füll' im Lande wir bau'n,
    Wir alle zumal,
    Und des Weines die Füll' und die Feigen zum Schmaus,
    Und daß sie mit Kindlein segnen die Frau'n,
    Und alle das Gut, das wir lange vermißt,
    Sich wieder für uns aufäufe, wie sonst,
    Und die blinkenden Schwerter verschwinden!


    Opora wird als Braut geschmückt, mit Fackeln aus dem Hause hergeführt


    Trygäos
    Komm, Weibchen, in's Feld hinaus!
    Komm, Schöne, da sollst du schön
    Mir ruhen im Arme!
    Gib Segen, o Hymen!


    Erster Halbchor
    O Seliger, daß du jezt
    Errangst das verdiente Glück!
    Gib Segen, o Hymen!


    Zweiter Halbchor
    Wie ehren wir diese?


    Erster Halbchor
    Wie ehren wir diese?


    Zweiter Halbchor
    Wir pflücken die Blume.


    Erster Halbchor
    Wir pflücken die Blume.


    Zweiter Halbchor
    Wir heben ihn hoch empor,
    Wir tragen den Bräutigam,
    Vormänner des Zuges!


    sie heben Braut und Bräutigam auf die Schultern.


    Der ganze Chor
    Gib Segen, o Hymen!


    Erster Halbchor
    Schön wohnt ihr im Segen nun,
    Von Mühen und Sorge frei,
    Euch Feigen zu sammeln.
    Gib Segen, o Hymen!


    Zweiter Halbchor
    Er hegt die gereifte Frucht;
    Ihr duftet die Feige.
    So ruft ihr am Mahl entrzückt,
    So, wenn ihr im Weine schwelgt!
    Gib Segen, o Hymen!


    Trygäos


    an die Zuschauer


    Froh jauchzet, o Männer, jauchzt,
    Und kommt ihr, so werd' ich euch
    Mit Kuchen bewirthen!

  • Damit war das Theaterstück zu Ende und seine Aufgabe hier auch erledigt. Es war ganz nett hier und das Fest auch nicht schlecht, aber es war nun auch langsam Zeit, dass er zurück nach Mogontiacum kam. Viel Arbeit wartete da auf ihn. Am nächsten Morgen würde er deshalb wieder nach Hause reisen, die Theatergruppe im Gepäck.

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