Ein Festessen... ohne bestimmten Anlass

  • Ursus war schon ganz nervös gewesen die Tage hindurch und konnte es kaum erwarten, die Acta endlich in die Finger zu bekommen. Eigentlich interessierten ihn ja ohnehin nur die Rezepte, so auch heute. Und wie er erleichtert war, als die neuesten Rezepte las. Das erste davon verwarf er aber, dieses Rezept war doch zu außergewöhnlich und merkwürdig, das zweite hingegen gefiel Ursus sehr gut. 4 Söhne und 1 Tochter... naja, soviele mußten es nicht sein, aber ein Anfang mußte getan werden. Und er würde das seinige dazu beitragen. So schnell konnten die anderen gar nicht schauen, war er schon in der Küche und überprüfte, ob alle benötigten Zutaten vorhanden waren bzw. welche fehlten, die dann vom hiesigen Markt geholt werden mußten. Die anderen Sklaven im Hause Vinicia schüttelten nur befremdet den Kopf und meinten, Ursus hätte wieder seine Anwandlungen, wie immer, wenn er von einem Rezept begeistert war, von der Intention dahinter wußten sie freilich nichts. Und die Zeit drängte, denn das Fleisch mußte marinieren, schrieb der beste Koch des ganzen Imperiums, also scheuchte Ursus förmlich die Sklaven herum, auf daß das Abendessen rechtzeitig fertigwerden konnte. Noch war es früher Vormittag, aber die Sklaven... die Sklaven waren so furchtbar langsam. Ursus seufzte, weil gerade an solchen Tagen nichts und nichts weiterging.


    Stunden später - nein, natürlich waren es nicht unbedingt Stunden, aber ihm schien es so - kamen tatsächlich endlich die Sklaven zurück mit den restlichen Zutaten. Ursus brüllte sie an, daß sie sich gefälligst schneller bewegen sollen, ließ alles in der Küche abladen und vertrieb dann alle anderen aus der Cucina hinaus, alle bis auf den kleinen Küchenjungen, nur der durfte hierbleiben, denn Ursus hatte den Kleinen quasi als seinen Nachfolger auserkoren und außerdem mußte ja irgendwer das Herdfeuer bewachen und ihm zur Hand gehen.


    Kurz vor dem Abendessen kam der Küchenjunge vollkommen verschwitzt aus der Küche, dem nächstbesten, den er habhaft werden konnte, richtete er von Ursus aus, daß das Triclinium hergerichtet werden soll. Auch dieser schüttelte nur den Kopf, tat aber das Befohlene. Auch Ursus kam dann aus der Küche, ebenso verschwitzt wie der Junge. Hurtig ging er in die Unterkunft der Sklaven, wusch sich dort und zog sich eine neue Tunika an, bevor er das Triclinium überprüfte und die anderen Untergebenen, die eigentlich wie jeden Tag dort ihre Arbeit verrichteten, verscheuchte. In diesem Moment waren wohl alle der Meinung, daß Ursus komplett den Verstand verloren hätte, widersetzten sich zwar widerwillig, aber ohne größere Probleme. Dann ließ er den Herrn und seine Frau ausrichten, daß das Abendmahl serviert werden könnte. Oh ihr Götter, Ursus würde froh sein, wenn dieser Tag zu Ende sei, egal wie er ausgeht.

  • Frisch gebadet und sorgfältig hergerichtet betritt Livia das Triclinium. Erfreut erblickt sie ihren Lieblingssklaven Ursus und lächelt diesem freundlich zu. Nach einer äußerst angenehmen Zeit im Bad der Casa ist sie ausnehmend guter Laune und freut sich auf das bevorstehende Abendmahl. Sie trägt eine neue, äußerst kostbare Tunika aus besonders leichtem, hellem Stoff. Diese ist zweimal locker gebunden und schmiegt sich weich um ihren Körper. Auf eine Stola oder Palla hat sie angesichts der hohen Temperaturen verzichtet, da sie für den heutigen Abend ohnehin keine Gäste mehr erwarten. Stattdessen trägt sie zwei schlichte Armreifen um ihre Oberarme und ein schmales Kettchen um das rechte Handgelenk. Passende Ohrringe mit funkelnden Smaragden komplettieren das Bild und spiegeln sich in den zugehörigen Haarnadeln ihrer Frisur wieder. Zielstrebig geht Livia auf ihren Platz zu, zieht die Sandalen geschickt aus und legt sich elegant auf der Kline nieder. Mit wenigen Handgriffen ist der Sitz der Tunika der Liegeposition angepasst und erwartungsvoll blickt Livia zu Ursus auf.


    "Was wirst du uns heute abend denn für Köstlichkeiten servieren?"

  • Das Waschen hatte irgendwie gar nichts genutzt, die frische Tunika, die er gerade erst übergestreift hatte, war schon wieder klatschnass vom Schwitzen. Ob es aufgrund des Stresses während des ganzen Tages war oder vom heißen Tag oder wegen seiner Nervosität bezüglich des Abends... das konnte niemand sagen, er erst recht nicht. Und dann war es auch soweit, die Herrin kam schon und nahm Platz bei Tisch. Seine Knie wurden weich und sein Herzschlag raste in ungeahnte Höhen. An sich nichts schlimmes, das hatte er immer, wenn er ein neues Rezept ausprobierte und erst die Reaktion seines Herren abwarten musste, diesmal kam aber auch noch die Herrin dazu und das machte die Sache schon aufreibender für Ursus. Ein etwas gequältes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.


    Guten Abend, Herrin. Es gibt gegrillten Lammrücken mit Fenchel.


    Er setzte sich in Bewegung und schenkte seiner Herrin etwas verwässerten Wein ein. Die Idee, den Wein leicht zu würzen kam ihm beim Studium des ersten Rezeptes des Pollux, er hatte dem Wein nicht nur etwas gezuckert, sondern auch ein wenig Muskat und andere Gewürze hinzugefügt. Ursus wollte nicht den Geschmack des Weines übertünchen, sondern nur unterstützen, deswegen hatte er sich zurückgehalten.


    Ich werde sogleich servieren.

  • Auch Hungi betrat nun das Triclinium und nahm Platz, nicht ohne noch vorher seine Frau zu grüßen und sich etwas zu wundern, daß kein einziger sonstiger Sklave anwesend war. Letzteres war doch ungewöhnlich, weil Ursus im Normalfall zumindest die Arbeit des Weinservierens anderen überließ. Doch er dachte nicht weiter daran, sondern wandte sich gleich seiner Frau zu.


    Neue Tunika? fragte er knapp und griff nach seinem Becher, den Ursus mit Erscheinen seines Herren befüllt und vor ihm abgestellt hatte. Steht dir gut. sprach er noch leicht lächelnd, bevor er einen Schluck nahm. Hungi war ein wenig verspannt, die Amtsübergabe dauerte seines Erachtens nach schon doch etwas zu lange und er harrte darauf, endlich alle Geschäfte komplett an Crassus zu übergeben. Aber lange konnte er es wirklich nicht mehr dauern.

  • Livias Augenbrauen wölben sich leicht, als sie den Namen des Gerichts vernimmt. Die Kombination kommt ihr bekannt vor, doch sie kann sich noch nicht so recht entsinnen, woher. Sie kann sich nicht erinnern, es selbst schon einmal gegessen zu haben. Doch es klingt nach einer guten Kombination, so dass sie langsam nickt.


    "Das klingt sehr gut. Danke, Ursus."


    Sie nimmt den Wein entgegen und trinkt einen kleinen Schluck. Ein verwunderter Blick in den Becher folgt, da er heute anders zu schmecken scheint als sonst. Gerade will Livia den Sklaven fragen, da betritt auch Hungaricus schon den Raum und sie verkneift es sich. Falls sie sich irrt, will sie nicht schon wieder als Stümperin vor ihm dastehen und überlässt ihm diese Entdeckung daher lieber selber. Sein Kompliment nimmt Livia mit einem erfreuten, leichten Lächeln entgegen.


    "Ja, tatsächlich. Ich danke dir. Wie war dein Tag?"

  • Auch Hungi hatte den leicht veränderten Geschmack des Weines bemerkt, da das Getränk aber nicht wirklich deswegen schlecht geschmeckt hat, fragte er nicht nach. Wahrscheinlich hatte Ursus wieder etwas ausprobiert, so dachte er sich und beließ es dann dabei.


    Wie immer anstrengend. beantwortete er knapp ihre Frage und wie auf Kommando legte er seinen Kopf in den Nacken und bewegte diesen, so daß ein paar seiner Wirbel nur für ihn hörbar knacksten. Hatte er nicht schon einmal festgestellt, daß ein der Massagekunst kundiger nubischer Sklave im Haus fehlte? Und hatte er sich nicht schon einmal vorgenommen, diesem Mißstand ein Ende zu setzen? Aber er kam und kam einfach zu nichts, Hungi hoffte, daß wenn er endlich seine Geschäfte vollends an Crassus übergeben hatte, er mehr Zeit für solche Annehmlichkeiten des Lebens haben würde. Nein, er brauchte nicht mal hoffen, er wußte, daß es dann so sein würde. Vor seinem geistigen Auge spielten sich für ihn wunderschöne Szenen ab... Entspannung in den Thermen, stressfreie Ertüchtigung des Körpers und nicht zuletzt Zeit zum Lesen, seine Bibliothek war zwar recht gut gefüllt, von einem Idealzustand, wie Hungi sich den vorstellte, aber noch meilenweit entfernt und selbst die Werke, die er schon sein Eigen nannte, hatte er maximal zur Hälfte erst gelesen, wenn überhaupt.


    Doch schnell erinnerte er sich wieder, wo er war. Einen weiteren Schluck Wein nehmend, blickte er seine Frau an und bemerkte dabei erst so richtig ihre Ohrringe und die dazugehörigen Haarnadeln. Und deiner?

  • Seine gewohnte Wortkargheit überzeugt Livia wieder von der nicht außergewöhnlichen Natur des heutigen Abends und sie wendet ihre Aufmerksamkeit wieder dem Wein zu, von dem sie nun nachdenklich einen Schluck trinkt. Insgeheim versucht sie dessen Geschmack zu analysieren und den Grund für die offensichtliche Veränderung ausfindig zu machen. Auch schweifen ihre Gedanken immer wieder zu dem von Ursus genannten Gericht, dessen Namen sie ganz sicher irgendwo schon einmal gehört zu haben glaubt. So sieht sie noch immer nachdenklich in ihren Weinbecher, als seine Frage in ihr Bewusstsein vordringt.


    "Hmm... Angenehm... Ich kann nicht klagen."


    Sie reißt sich von ihren Überlegungen los und blickt zu Hungaricus auf, den Ansatz eines Lächelns sehen lassend. Durchaus bemerkt Livia, dass er müde und abgespannt aussieht. Doch da dies keinen Unterschied zu jedem anderen Abend darstellt, lässt sie sich nicht dadurch irritieren. Die Tatsache, dass er sich die notwendige Entspannung wie gewöhnlich bei jemand anderem holen würde, ist ihr nur allzu bewusst und hält ihr Mitleid in Grenzen.


    "Von besonderen Ereignissen weiß ich dir nichts zu berichten. Allerdings schreiten die Vorbereitungen bezüglich unseres geplanten Landgutes bei Misenum voran. Ich hatte ein aufschlussreiches erstes Gespräch mit dem Architekten. Wir sollten uns in Bälde einen Termin für die Reise überlegen, um dort das Weitere zu besprechen. Wirst du mich überhaupt begleiten, oder überlässt du mir vollkommen freie Hand in allen Entscheidungen?"


    Ein leichtes Schmunzeln umspielt ihre Mundwinkel, da sie letzteres nicht wirklich glaubt. Erneut hebt Livia den Weinbecher an ihre Lippen und trinkt einen neugierigen Schluck von dem mysteriösen Wein.

  • Nur wenig interessiert formulierte Hungi ein Mhm. auf ihren nicht wirklich ereignisreichen Bericht ihres Tages. Wahrscheinlich hatte sie sich wieder in ihr Zimmer verkrochen und gelesen oder neue Frisuren ausprobiert oder was sonst Frauen so machen. Und die Tatsache, daß es Hungi nur äußerst peripher tangierte, was seine liebe Frau den ganzen Tag so trieb, machte ihr äußerst kurzer Bericht auch nicht spannender. So trank er wieder einen Schluck von seinem Wein, der heute wirklich irgendwie anders schmeckte, und gab sich ganz kurz wieder der zauberhaften Vorstellung eines eigenen nubischen Massagesklaven hin. Sein Blick wurde ganz verzückt... aber nur für einen Moment, denn dann sprach seine Frau ein anderes, diesmal wirklich interessantes Thema an.


    Landgut... Misenum... Und wieder schweiften seine Gedanken ab. Sommerfrische pur, nicht mehr in Rom in der brütend heißen Casa herumhocken und erst recht nicht in die Stadt hinein müssen... herrlich. Selbstverständlich werde ich mir ein Bild vor Ort machen, das ist doch keine Frage. antwortete er schon fast entrüstet.


    Wie sieht es aus? Was hat er dir gesagt? Wie groß wird es sein? Sind Nebenhäuser geplant? Wer sind die Nachbarn? Hmja, das waren so die ersten Fragen, die ihm so einfielen, und es wären noch mehr gewesen, wenn nicht Ursus in diesem Moment das Triclinium betreten hätte, mit einem Tablett in der Hand und wie immer etwas tollpatschig unterwegs. Schmunzelnd kam Hungi in den Sinn, wie Ursus sich wohl anstellen würde, wenn ein Eisbärfell vor dem Tisch liegen würde. Hungi würde ein Vermögen drauf verwetten, daß Ursus sich in einer Tour über dem Kopf verhaspeln würde. :D Als Ursus das Tablett abstellte und Hungi nicht nur einen Blick auf das dargebrachte Essen riskierte, war der Hausherr doch verwundert. Nicht über das Essen an sich, es roch gut und würde auch sicher gut schmecken, aber Ursus servierte gleich den Hauptgang? Ohne Vorspeise? Das sah Ursus irgendwie gar nicht ähnlich. Etwas befremdet schaute er seinen Obersklaven an, doch dieser reagierte nicht darauf, also zuckte Hungi nur mit den Schultern und wartete darauf, bis Ursus ihm - nach seiner Frau natürlich - eine Portion des Mahles mundgerecht darbot.


    Äh... wo waren wir? Ahja, das Landhaus in Misenum. Also? Was hat der Architekt gesagt? Was wird uns die Angelegenheit überhaupt kosten?

  • Und schon erstickt er den letzten verzweifelten Funken Hoffnung Livias, dass sie die Reise hätte allein antreten können. Äußerlich bleibt sie dem gegenüber jedoch unberührt und nickt nur verstehend.


    "Dann werde ich mich um die Vorbereitungen der Reise kümmern. Gibt dein Terminplan dazu irgendetwas vor? Dass wir erst nach deiner Verabschiedung fahren, versteht sich von selbst und die Termine des Senates kenne ich natürlich auch."


    Sie wartet geduldig, bis Ursus das Essen serviert hat, ihre eigene Portion neugierig besehend. Noch immer ist Livia sich ganz sicher, von diesem Gericht irgendwo schon einmal gehört zu haben. Doch noch immer will es ihr einfach nicht einfallen. So schweigt sie und probiert einen kleinen Bissen, selbigen mit einem anerkennenden Nicken zögerlich kommentierend. Dann trinkt sie wieder etwas von dem neuen Wein, an dessen Geschmack sie sich inzwischen einigermaßen gewöhnt hat. Erst jetzt beantwortet sie die vielen Fragen ihres Gemahls.


    "Die Angelegenheit kostet uns nur meine Mitgift. Sei unbesorgt, Marcus, du wirst dafür nicht weiter auf deine Geldreserven zurückgreifen müssen. Es sollen sechs Villen erbaut werden, auf der Halbinsel von Misenum. Darüber hinaus ist das Land bis heute unbebaut. Von jedem der Grundstücke aus gibt es selbstverständlich freien Blick auf das Meer. Genaue Zahlen sind mir nicht bekannt, doch der Architekt versicherte mir, dass die Entfernung zu den jeweiligen Nachbarn ausreichend ist, um Ruhe und völlige Ungestörtheit zu gewährleisten. Für gelegentliche Besuche und vielleicht auch einen Gang in die Stadt Misenum selbst sollen die Wege dennoch nicht zu lang sein. Anbauten oder Nebengebäude sind bislang nicht in den Plänen enthalten. Auf meine Nachfrage hin versicherte er mir jedoch, dass diese Möglichkeiten problemlos zur Verfügung stünden. Da wir noch zu den ersten gehören, die von diesem Angebot Gebrauch machen, werden wir uns unser Grundstück sogar noch frei aussuchen können. In Bezug auf mögliche Nachbarn scheint Senator Helvetius Geminus ebenfalls Interesse an einem Grundstück gezeigt zu haben. Ein Vertreter der Stadtverwaltung sprach mir gegenüber sogar von der Augusta, betonte aber dass dies bislang äußerst unbestätigt sei. Es steht die Idee im Raum, die Räumlichkeiten entsprechend der Metamorphosen Ovids zu gestalten. Mir persönlich sagt dieser Gedanke sehr zu. Was hältst du davon? Im Übrigen bin ich mit dem Architekten so verblieben, als dass wir alles weitere dann in Misenum vor Ort besprechen werden."


    Livia feuchtet ihre trockene Kehle mit einem großen Schluck verdünnten Weines wieder an und widmet sich dann ihrem Essen, um ihren Hunger zu stillen und Hungaricus die Gelegenheit zu einer Antwort zu geben.

  • Noch immer wunderte Hungi sich über die Tatsache, daß Ursus keine Vorspeise serviert hatte. Sicher, wenn Hungi alleine zu speisen gedachte, was in den letzten Jahren durchaus oft vorkam, da er oft genug zu tun hatte, wollte und bekam er nur Kleinigkeiten. Diese waren zwar dann liebevoll serviert und Hungi hatte schon öfter die Vermutung, daß Ursus in der Beziehung eher eine Frau war denn ein Mann. Aber es schmeckte in den allermeisten Fällen, also ließ Hungi ihn gewähren.


    Ich denke, wir werden schon einen passenden Termin finden. antwortete Hungi und ließ sich nun seinerseits eine Portion richten und kostete auch davon. Fenchel war eigentlich nicht unbedngt sehr so seins, er musste dabei immer an stillende Mütter denken, aber heute war es nicht so schlimm. Ganz ruhig hörte er sich ihre Antwort zu seinen Fragen an, mit etwas war er jedoch schon ganz am Anfang nicht zufrieden, aber er wartete geduldig, bis sie fertig war.


    Deine Mitgift wird nicht angerührt. sagte Hungi in einem Tonfall, der nur zu deutlich machte, daß er hier keine Widerrede duldete. Der Rest klingt sehr gut. Ovids Metamorphosen war zwar nicht unbedingt sein bevorzugtes Thema und er wusste zugegebenermaßen auch nicht unbedingt, wie das im Endeffekt aussehen sollte, aber da würde er noch ohnehin ein gehöriges Wort mitreden. Wenn ihm etwas nicht gefiel, konnte er noch immer Nein sagen. In der Zwischenzeit hatte er die erste Portion aufgefuttert und ließ sich die zweite geben. Er hatte anscheinend mehr Hunger als er dachte.

  • Livia hat gerade erst die Hälfte von ihrem Teller leer gegessen, als sie ob seiner Worte urplötzlich davon ablässt und irritiert zu ihm aufsieht. Mehrere Sekunden ist sie sprachlos, schluckt dann den Bissen herunter, welchen sie gerade im Mund hat und sieht ihn dann immernoch verständnislos an.


    "Wie bitte? Die Mitgift wird nicht angerührt?" Sie zieht die Augenbrauen leicht genervt zusammen. "Wir haben das doch schon vor langer Zeit genau besprochen. Meine Mitgift sollte in genau diesem Landgut angelegt werden, um eine sinnvolle Verwendung für das Geld zu haben. Weshalb hast du es dir denn nun wieder anders überlegt? Was sollen wir denn sonst mit dem vielen Geld machen? Es nutzlos herumliegen lassen?"


    Ein leichter Vorwurf ist angesichts des Erstaunens deutlich aus ihrem Tonfall herauszuhören. Hungaricus noch einige Sekunden vollkommen überrascht anstarrend, wendet sie sich anschließend wieder ihrem Wein zu, trinkt den Becher leer und lässt sich sogleich nachschenken. Dann isst sie weiter von ihrem Fenchel, der ihr ausnehmend gut schmeckt, trotz noch anhaltender Irritation durch die Worte ihres Gemahls.

  • Daß Frauen neuerdings nie die Worte ihres Mannes hinnahmen, sondern ständig widersprechen mussten. Hungi, nun seinerseits genervt, trank seinen Becher ebenso aus und ließ sich ebenso diesen wieder nachfüllen.


    Mein Entschluß steht fest. bestimmte er. Er hätte ja vielleicht mit sich reden gelassen, aber der Tonfall, den sie ihm gegenüber anschlug, führte nur dazu, daß er stur auf seiner Meinung beharrte. An das Gespräch selber konnte er sich nur dunkel erinnern, zu lange war es schon her, ob es stimmte, was sie sagte oder nicht, konnte er nicht entscheiden. Gemächlich nahm Hungi einen weiteren Bissen, während er noch immer verärgert seine Frau anschaute. Jedes Mal schaffte sie es, ihn mit ein paar Worten zornig zu machen, jedes Mal. Er schluckte den Bissen hinunter, seinen Zorn jedoch konnte er jedoch nicht runterschlucken, nahm den Becher und leerte diesen auf ex. Aber er versuchte es, versuchte sich zu beruhigen mit ein paar tiefen Luftzügen und irgendwie schaffte er dies sogar. Er wollte heute nicht streiten, wollte eigentlich nur in Ruhe sein Mahl zu sich nehmen und einen guten Wein trinken.


    Aber irgendwetwas war jetzt anders. Was genau konnte Hungi nicht sagen, ob es seine innere Stimmung war oder etwas außerhalb seiner Psyche. Diese merkwürdige Beobachtung schob Hungi jedoch schnell beiseite, wenngleich sie ihm bekannt vorkam.

  • Livia verdreht nur stumm die Augen und wendet sich dann leicht kopfschüttelnd wieder ihrer Mahlzeit zu. Ob er tatsächlich erwartet hat, mit einer Senatorin als Gemahlin ein schüchternes Duckmäuschen zu bekommen, das all seine Entscheidungen ohne zu Überlegen und ohne Widerworte akzeptiert? Sie entscheidet sich um des schönen Abends Willen dagegen, sich auf diese Auseinandersetzung einzulassen. Der Herr hat so beschlossen, dann wird der Herr es so auch machen. Das äußerst zarte Lammfleisch ist an der Reihe, will ihr in dieser angespannten Stimmung aber nicht mehr so recht schmecken. Einigermaßen lustlos isst sie einige Bissen und spült diese immer wieder mit reichlich Wein herunter. Je mehr sie letzterem zuspricht, desto mehr steigt ihr dieser auch schon zu Kopf. Doch sich innerlich noch immer über ihren Sturkopf von einem Mann aufregend, vergisst sie ganz das Maß einzuhalten. Stumm verzehrt Livia den Rest ihrer Portion mit reichlich Wein. Erst als sie geendet hat, schiebt sie den Teller wieder beiseite, nimmt ihren Becher zur Hand und sieht erst jetzt wieder zu Hungaricus hinüber. Die unterdrückte Wut hat sie inzwischen einigermaßen erfolgreich vertreiben können und ihr Tonfall ist beherrscht, als sie ein möglichst unverfängliches Thema anzuschneiden versucht.


    "Hast du..." Genau in diesem Moment fällt Livia ein, wo und in welchem Zusammenhang sie schon einmal von diesem Rezept gehört hat. Der Streit von eben ist plötzlich vergessen. Sie klappt ihren Mund verblüfft wieder zu und sieht erstaunt auf das noch übrige Essen. Anschließend wandert ihr Blick zu Hungaricus und ein wenig Besorgnis mischt sich in ihre Miene. "...die letzte Ausgabe der Acta Diurna gelesen?" vollendet sie ihren Satz nun völlig anders, als sie ihn ursprünglich geplant hat. Jetzt, wo sie sich an die Worte des Kochs im Artikel erinnert, bildet sie sich ein auch die zugehörige Wirkung zu spüren. Die Hitze steigt Livia, begleitet von leichter Röte, in die Wangen und sie mag der ganzen Angelegenheit nicht wirklich trauen. Verwirrt trinkt sie noch einen weiteren Schluck Wein.

  • Die Stille, die sich danach ausbreitete, nutzte Hungi um seinerseits seine zweite Portion fertig zu essen und über die letzten Worte seiner Frau nachzudenken. Vom Landgut in Misenum hatten sie gesprochen, ja, aber daß sie ihre Mitgift dafür verwenden sollte? Wurde Hungi schon alt? Oder hatte er es schlicht vergessen? Er entschied sich für sein Seelenheil und damit für die zweite Frage, denn alt fühlte Hungi sich noch lange nicht. Ganz im Gegenteil, die bevorstehende Entlassung aus dem Amt des Praefectus Praetorio gab Hungi sogar das Gefühl, jünger und agiler zu sein, da nun die Last wegfiel. Da riss seine Frau ihn aus seinen Überlegungen.


    Die Acta? Äh ja, gelesen habe ich es schon. Wieso? Fragend und leicht befremdet sah er seine Frau an, denn der Themawechsel kam zu plötzlich und zu unvermittelt.

  • Noch immer ganz mit ihrer Entdeckung beschäftigt fixiert Livia nun das, was vom Essen noch übrig geblieben ist. Ein weiterer Schluck Wein aus ihrem Becher wird seiner Bestimmung zugeführt, bevor sie ihren Gemahl mit großen Augen ansieht. Immerhin hat er ganze zwei Portionen gegessen und die Worte des Artikels stehen ihr plötzlich deutlicher in Erinnerung als je zuvor. Hinzu kommt die Hitze des Weins und der Verlegenheit, die sich in ihr stärker auszubreiten beginnt, und die sie eindeutig der Wirkung des Gerichts zuschreibt. Livia spürt ein merkwürdiges Kribbeln und weiß nicht so recht, wie sie damit umgehen soll.


    "Hast du nicht auch die Rezepte gelesen? Pollux, der Gallier, hatte einen Leserbrief bekommen..."

  • Eine Verständnislosigkeit breitete sich in Hungi aus, während er darauf wartete, was seine Frau ihm zu sagen hatte. Ihr Benehmen fand er reichlich merkwürdig und die Art, wie sie das Essen inspizierte und danach ihn, fand er sehr irritierend.


    Die Rezepte? echote er verständnislos. Äh nein?


    Er schenkte sich noch etwas Wein ein, leerte diesen ein wenig zu fix und goss sich noch etwas ein. So angenehm gesättigt und vom Wein ziemlich gelöst grinste er und machte es sich auf der Kline jetzt richtig bequem. Die Last des Tages war nun endgültig von ihm abgefallen und er stieß einen Seufzer der Erleichterung und der Zufriedenheit aus. Und nicht nur das, ein genüssliches Murren hörte man auch von seiner Seite her. Das Leben konnte so schön sein... :]

  • Livia atmet einmal tief durch, versucht sich wieder ganz unter Kontrolle zu bekommen. Der Wein trägt jedoch eindeutig seinen Teil dazu bei, dass ihr dies nicht wirklich gelingt. So lächelt sie noch immer etwas verunsichert, während sie ihre Entdeckung in Worte zu fassen versucht.


    "Nun, es... Es gab einen Leserbrief, von einem Sklaaaveeeen..."


    Dieses letzte Wort zieht sie in die Länge, als ein neuer Verdacht in Livia aufkommt. Sie sieht sich suchend nach Ursus um, kann diesen jedoch auf die Schnelle nicht entdecken. Erst jetzt kommt ihr die Möglichkeit in den Sinn, dass dieser den Brief tatsächlich selbst geschrieben haben könnte. Irritiert blinzelt die Patrizierin und wendet sich wieder an ihren Gemahl, um die Erklärung fortzusetzen.


    "Jedenfalls haben wir ein Rezept von unserem berühmten gallischen Koch Pollux veröffentlicht. Es handelte sich um gegrillten Lammrücken mit Fenchel, nach Lutetia-Art."


    Ihr Blick fällt wieder auf die noch wartenden Essensreste.


    "Dieses Rezept dient dazu, die Libido zu stimulieren."


    Vorsichtig sieht Livia wieder zu ihrem Mann auf, insgeheim bereits damit rechnend, dass er schon bald regelrecht über sie herfallen wird.

  • Zitat

    Original von Tiberia Livia
    "Nun, es... Es gab einen Leserbrief, von einem Sklaaaveeeen..."


    Ups, erwischt. Ursus duckte sich unwillkürlich und trat ganz schnell und gleichzeitig ganz leise hinter eine Säule und versteckte sich. Jetzt nur bloß keinen Mucks machen, sogar das Atmen verlangsamte Ursus, obwohl sein Herz immer schneller raste.

  • Zitat

    Original von Tiberia Livia
    "Dieses Rezept dient dazu, die Libido zu stimulieren."


    Hungi knotzte so richtig vor sich hin und ließ es sich gutgehen. Nur mit einem Ohr hörte er seine Frau zu und gab sich lieber dem Gefühl der Entspannung hin, das seinen Körper beseelte. Alle auch nur irgendwelchen negativen Stimmungen schienen weit entfernt zu sein, sogar die Anwesenheit seiner Frau störte ihn nicht, das mochte aber auch daran liegen, daß sie zur Abwechslung mal ohne ihre Giftzähne auf ihrer Kline lag.


    Hm? Soll die Libido stimulieren? Tatsächlich? Hungi hob etwas skeptisch seine Augenbraue. Bisher dachte er immer, daß die Steigerung der Libido nicht unbedingt eher mit den Speisen an sich zu tun hatte, sondern eher mit der Art, wie diese gegessen wurde. Das Paradebeispiel war der Spargel. Im ganzen gekocht oder gegrillt von einer verführerischen Frau stilvoll verzehrt bot es einen unsagbar erotischen Genuss. Oder die wilde Erdbeere, süß und rot, wie der Mund einer Frau... Oder pürierte Früchte... Geschickt platziert konnten solche Kleinigkeiten dem Liebesspiel Abwechslung bieten oder die Lust aufeinander spürbar steigern. In solchen Fällen war eine stupide Absolvierung bestimmter Bewegungen bis zum erwarteten kleinen Tod unmöglich, man mußte sich zurückhalten und genießen, so lange, bis es für beide immer unmöglicher wurde, sich zu beherrschen und sie sich nur mehr auf ihre Vereinigung konzentrierten. Selbst ein nur mittelmäßiger Liebhaber konnte mit dieser Methode bei entsprechendem Willen zu einem Meister der Kunst der Liebe avancieren.


    Unwillkürlich blickte er kurz Livia an. Ihr ist es zweifelsohne peinlich und ihn amüsierte diese Vorstellung. Hungi richtete sich auf, sah seine Frau eindringlich mit einem unverschämten Grinser an und zwinkerte ihr schelmisch zu.


    Und? Wirkt es?

  • Livia nimmt zur Beruhigung gerade einen weiteren, großen Schluck von ihrem Wein und verschluckt sich beinahe, als sie die Frage ihres Gemahls vernimmt. Gerade noch rechtzeitig schluckt sie das Getränk herunter und stellt ihren Becher wieder beiseite. Ihr Blick weicht seinem aus und die Röte steigt Livia ins Gesicht. Sie kann nicht leugnen, dass sie sich bedeutend anders fühlt als sonst. Ihr ist warm, sie spürt ihren erhöhten Pulsschlag, der Wein ist ihr längst zu Kopf gestiegen und ihre Haut kribbelt merkwürdig. Hinzu kommt die Aufregung über diese völlig neue Situation, in der sie sich so unerwartet befindet. Livia atmet einmal tief durch und sieht dann wieder zu ihrem Mann auf.


    "Ich... Ich glaube schon. Ja. Und bei dir?"


    Vorsichtig mustert sie ihn und versucht irgendwelche Anzeichen dafür zu erkennen.

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