Ursus war schon ganz nervös gewesen die Tage hindurch und konnte es kaum erwarten, die Acta endlich in die Finger zu bekommen. Eigentlich interessierten ihn ja ohnehin nur die Rezepte, so auch heute. Und wie er erleichtert war, als die neuesten Rezepte las. Das erste davon verwarf er aber, dieses Rezept war doch zu außergewöhnlich und merkwürdig, das zweite hingegen gefiel Ursus sehr gut. 4 Söhne und 1 Tochter... naja, soviele mußten es nicht sein, aber ein Anfang mußte getan werden. Und er würde das seinige dazu beitragen. So schnell konnten die anderen gar nicht schauen, war er schon in der Küche und überprüfte, ob alle benötigten Zutaten vorhanden waren bzw. welche fehlten, die dann vom hiesigen Markt geholt werden mußten. Die anderen Sklaven im Hause Vinicia schüttelten nur befremdet den Kopf und meinten, Ursus hätte wieder seine Anwandlungen, wie immer, wenn er von einem Rezept begeistert war, von der Intention dahinter wußten sie freilich nichts. Und die Zeit drängte, denn das Fleisch mußte marinieren, schrieb der beste Koch des ganzen Imperiums, also scheuchte Ursus förmlich die Sklaven herum, auf daß das Abendessen rechtzeitig fertigwerden konnte. Noch war es früher Vormittag, aber die Sklaven... die Sklaven waren so furchtbar langsam. Ursus seufzte, weil gerade an solchen Tagen nichts und nichts weiterging.
Stunden später - nein, natürlich waren es nicht unbedingt Stunden, aber ihm schien es so - kamen tatsächlich endlich die Sklaven zurück mit den restlichen Zutaten. Ursus brüllte sie an, daß sie sich gefälligst schneller bewegen sollen, ließ alles in der Küche abladen und vertrieb dann alle anderen aus der Cucina hinaus, alle bis auf den kleinen Küchenjungen, nur der durfte hierbleiben, denn Ursus hatte den Kleinen quasi als seinen Nachfolger auserkoren und außerdem mußte ja irgendwer das Herdfeuer bewachen und ihm zur Hand gehen.
Kurz vor dem Abendessen kam der Küchenjunge vollkommen verschwitzt aus der Küche, dem nächstbesten, den er habhaft werden konnte, richtete er von Ursus aus, daß das Triclinium hergerichtet werden soll. Auch dieser schüttelte nur den Kopf, tat aber das Befohlene. Auch Ursus kam dann aus der Küche, ebenso verschwitzt wie der Junge. Hurtig ging er in die Unterkunft der Sklaven, wusch sich dort und zog sich eine neue Tunika an, bevor er das Triclinium überprüfte und die anderen Untergebenen, die eigentlich wie jeden Tag dort ihre Arbeit verrichteten, verscheuchte. In diesem Moment waren wohl alle der Meinung, daß Ursus komplett den Verstand verloren hätte, widersetzten sich zwar widerwillig, aber ohne größere Probleme. Dann ließ er den Herrn und seine Frau ausrichten, daß das Abendmahl serviert werden könnte. Oh ihr Götter, Ursus würde froh sein, wenn dieser Tag zu Ende sei, egal wie er ausgeht.