Wasser auf der Haut

  • Severina war noch immer ganz bestürzt über den Gedanken, Mutter könnte ihr einen Bräutigam aussuchen. Sie schätzte Mutter so ein, dass sie Severina einen Mann zum Ehegatten vorstellen würde, der sicher viel Geld hatte, aber ohne Rücksicht darauf, ob Severina ihn nun leiden könne oder nicht. Vater war da sicherlich anders. Papa würde sicher einen guten Mann aussuchen, er würde sie sicher nicht zwingen, einen Ehemann zu nehmen, der ihr vollkommen widerwärtig wäre.


    "Ich weiss es nicht. Der Stand und der Name ist schon wichtig, ich denke nicht, dass Papa mich jemand heiraten lassen würde, der unter unserem Stand ist. Eine Liebesheirat kann ich mir abschminken, hat meine Amme immer gesagt, und dass ich ihn erst in der Ehe lieben lernen würde. Und da ich noch nie wirklich verliebt war... Ich denke, wenn er kein garstiger Mann ist und nicht hässlich, dann könnte das sicher funktionieren."


    Dieses Thema beunruhigte Severina. Bis jetzt sah sie ihre Zukunft vorgezeichnet. Papa würde ihr einen Mann suchen, sie würde Ehefrau sein und später auch Mutter. Aber jetzt kamen ihr Zweifel, was wenn ihr Ehemann tatsächlich ein unerträglicher Kerl ist? Eine solche Ehe wie ihre Eltern wollte Severina wirklich nicht.


    "Ich soll meinem Vater suchen helfen?" echote Severina etwas überrascht, doch sah sie Minervinas Schmunzeln sogleich und lächelte selber. "Vielleicht gar keine dumme Idee. Aber jetzt erzähl du, was ist mit diesem Mann? Diesem aus Rom?" fragte Severina neugierig nach.

  • Minervinas Lächeln gewann an Kraft, während sie Severinas Worten lauschte und sie nickte leicht. Ähnlich hat sie sich ihre Zukunft auch vorgestellt. Mit einem Unterschied, den sie zu Severina hatte. Die Rediviva hatte keinen großen Namen - und sie selbst war sui iuris und stand unter keiner patria potestas. Sie hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt, trotz aller Vernunft in eine Manusehe einzuwilligen, wenn Mann und Gens diesen Schritt rechtfertigten. Was die Zukunft wohl bringen würde? "Ich denke ähnlich. Unter diesen Umständen funktioniert eine nachträgliche Liebe ganz gewiss." Ihre Stimme hatte einen leicht träumerischen Klang angenommen. Sie würde wahnsinnig gern heiraten, sich aber auf der anderen Seite auch lieber Zeit lassen.


    "Constantius." gab sie mit schüchternem Klang in ihrer Stimme den Namen preis. Dabei war sie sich ihrer Gefühle gar nicht sicher, das alles wäre viel zu schnell gegangen. Aber wenn sie an ihn dachte, klopte ihr Herz rascher. "Ich mache mir keine großen Hoffnungen von seiner Seite aus, weiß ich doch nicht im Geringsten was er von mir denkt. Aber ich.. ich selbst mag ihn.. gern." Sie brachte es nicht über sich ihren Gefühlen einen stürmischen Klang zu verleihen. Sie rief sich sein Bildnis ins Gedächtnis und dabei konnte sie nicht entscheiden ob seine Erscheinung oder sein Wesen das liebenswertere waren. So wie sie ihn kennengelernt hatte, war sie nicht imstande gewesen einen Makel zu entdecken. Aber möglicherweise war auch ihre Sicht verschleiert. Etwas bedröppelt sah sie nun zu Severina.

  • "Constantius." sprach Severina den Namen langsam nach. "Das ist aber ein hübscher Name. So wohlklingend. Fast könnte man edel dazu sagen." grinste sie altklug. "Also wenn sein Wesen so ist, wie sein Name verspricht, dürfte er sicher ein guter Mann sein. Aus welcher Gens stammt er? Wie alt ist er? Dient er noch?" Fragen über Fragen, doch Severina war schrecklich neugierig. Sie hatte schon lange festgestellt, dass man mit Minervina herrlich tratschen konnte. Und am liebsten hätte sie noch mehr Fragen gestellt, wenn ihr zu diesem Zeitpunkt nicht aufgefallen wäre, dass Severina ein ganz undamenhaftes Verhalten an den Tag legte.


    "Ach verzeih, ich löchere dich bestimmt." unterbrach sie sich gewissermassen selbst. "Aber du hast mich jetzt auch schon zu neugierig gemacht." Constantius... Das klang nach einem schönen, grossen und starken Mann, einem Adonis gleich. Sie musste schon kichern, weil sie dem Constantius schon Attribute unterstellte, ohne mehr von ihm zu wissen als seinen Namen. Also riss sie sich wieder zusammen, konnte aber nicht ihre Neugierde in ihren Augen verhindern, mit denen sie Minervina ansah.

  • Sim-Off:

    So ;) Tut mir leid :)


    Leicht verwirrt lauschte sie den Worten Severinas. Und diese Verwirrung stand ihr auch demonstrativ in den weniger intelligent anmutenden Blick geschrieben. Zudem erfragte Severina Informationen, die sie weniger gern herausgab. Am Ende kannte sie ihn noch und plauderte die keimenden Gefühle für ihn einfach aus. Wie stünde sie letztlich da? Es würde unangenehm sein. "Versprich mir, dass du das für dich behältst. Dann erzähle ich dir mehr." verlangte Minervina mit einem verschwörerischen Blick. Doch man sah ihr an, dass sie nicht völlig aus dem Spaß geworfen wurde, denn ihr Blick war nicht minder fröhlich als noch vorher.


    "Ist ja völlig verständlich, dass du neugierig bist. Aber du musst es einfach für dich behalten!" Wie waghalsig es war, dass sie hier einer völlig Fremden ihr Innerstes anvertraute. Aber wer weiß? Vielleicht wurden sie ja gute Freunde. Severina war ein Mensch, den Minervina unwahrscheinlich gern als Freundin wüsste. Wenn nicht gar als beste Freundin.

  • Sim-Off:

    Kein Ding^^


    Severina nickte heftig und freudig erwartend. "Natürlich!" bemerkte sie schon fast beleidigt dazu. Als ob sie etwas ausplaudern würde. Wem auch? Sie kannte ja niemanden in Rom. Und wer weiss, wann sie überhaupt nach Rom wieder zurückkommen würde, nachdem ihr Vater ja bestimmt hatte, dass sie von nun an in Ostia leben sollten.


    Ihre Neugierde steigerte sich fast ins Unermessliche. Warum Minervina eigentlich ein Geheimnis draus machen wollte, wusste sie nicht. Vielleicht eine hochgestellte Persönlichkeit? Eine verbotene Liebe? Oder war er gar verheiratet? 8o Doch gleich schalt sie sich wieder, ihre Fantasie schlug Kapriolen, dabei wusste sie ja überhaupt nichts von ihm.

  • Nachdem Severina ihr Einverständnis gegeben hatte, warf die junge Minervina ihr noch einen einzigen, prüfenden Blick zu. Doch sie hatte nicht das Gefühl, dass Severina tratschen würde. Auch wenn sie ihr recht lebensfreudig vorkam, um es freundlich auszudrücken und wohl manchmal schneller sprach als dachte. So zumindest der Eindruck nach den vielen Fragen und der darauffolgenden Erklärung. "Er heißt Iulius Constantius, stammt also aus der gens Iulia." begann sie und rief sich sein Bild in Erinnerung. Zwar wirkte sie nicht völlig verklärt, doch ein leichten Schimmer in ihren Augen war dennoch zu erkennen. Zu diesem Zeitpunkt konnte sie noch nichts von dem Brief ahnen, den sie von Marcus Hipparchus nur wenige Tage später erhalten sollte.


    "Er ist... Naja ich schätze ihn auf ungefähr zwanzig. Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Er ist noch bei den Cohortes Urbanae und sieht fürchterlich gut aus." erklärte sie und konnte nicht verhindern, dass sie breit grinste. "Er... ist recht groß und hat dunkle Haare - natürlich - und wirkt trotz seiner männlichen Züge so freundlich und verständnisvoll. Irgendwie seltsam dass ich keine Schwächen nennen kann aber noch hab ich keine finden können." Sie ließ ein theatralisches Seufzen vernehmen, blickte kurz ins Wasser um dann ihren Blick wieder auf Severina zu richten.

  • Severina nickte anerkennend. Ein Iulier, eine alte Gens, die zwar nicht mehr so einflussreich war wie noch vor einigen Jahrzehnten, aber der alte Glanz schimmerte noch immer auf die Mitglieder dieser Gens. Anfang zwanzig, oh ja, dieses Alter würde Severina auch gefallen. Da sind die Männer erwachsen, aber noch nicht zu alt. Und wenn er erst Anfang zwanzig ist, ist er sicher noch nicht verheiratet, wie Severina schon befürchtet hatte.


    "Bei den Cohortes Urbanae? Die Soldaten dort haben hübsche Uniformen!" bemerkte Severina nebenbei. Auf den Märkten waren die Urbaner ja sehr präsent und Männer in Uniform sind ... Männer in Uniform. Und wenn sie dann auch noch gut aussahen, so wie vermutlich dieser Constantius... Severina konnte Minervina gut verstehen. Und wieder beneidete sie Minervina, denn sie selber war ja noch nie wirklich verliebt gewesen.


    "Darf ein Soldat überhaupt heiraten?" Gerade fiel ihr dieser Gedanke ein und schon war er ausgesprochen.

  • Minervina musste unweigerlich bei der Bemerkung mit den Uniformen grinsen. Zwar hatte sie ihn zivil kennengelernt, aber auch das hatte ihr zugesagt. Sie hielt viel auf Männer, die sich fit hielten und das ganz besonders bei militärischen Einheiten. Sei es nun aus tieferen Beweggründen wie sich nun hier etwas anzubahnen schien, oder einfach nur zum Anschauen - Uniform macht einiges her. Aber sie sagte nichts, denn ihr Grinsen sollte für sich sprechen, was allerdings...


    ... nach Severinas folgenden Worten völlig entgleiste. Heiraten? Die Röte schoss ihr ins Gesicht und einmal öffnete sie den Mund um einen Sprechversuch zu starten: Leider vergeblich. Er schloss sich wieder, ohne dass sie ein Wort gesagt hätte. Ein tiefes Luft einsaugen und wieder ausstoßen, ehe sie dann fast schrill rief: "Heiraten?" Mitt einem Schlag formte sich gedanke über Gedanke und sie wusste nicht Recht damit umzugehen. Nach weiterer, kurzer Bedenkfrist erklärte sie: "Ich habe in seinem Falle noch kein bisschen ans Heiraten gedacht. Es ist ja nicht so dass..." ... Dass? Sie wusste selbst nicht, wie sie den angebrochenen Satz weiterführen sollte und räusperte sich lediglich verlegen.


    Dann allerdings grinste sie und beinahe kühl beantwortete sie Severinas Frage, als habe sie gar nicht einen halben Schlaganfall erlitten. "Nein, einfache Soldaten dürfen fürwahr nicht heiraten." Doch zu weiteren Worten konnte sie sich erstmal nicht durchringen, sodass sie verlegen mit der Hand Kreise durchs Wasser zog.

  • Zitat

    Original von Rediviva Minervina
    "Heiraten?" "Ich habe in seinem Falle noch kein bisschen ans Heiraten gedacht. Es ist ja nicht so dass..." "Nein, einfache Soldaten dürfen fürwahr nicht heiraten."


    Severina erschrak zuerst bei Minervinas Ausruf, doch dann verstand sie. Minervina dachte wohl, dass Severina von einer Hochzeit zwischen dem Iulier und ihr sprach, doch dem war nicht so. Eigentlich war ihre Frage allgemein gehalten, naja, das heisst, ein kleiner Hintergedanke war schon dabei. Doch diesen hatte Minervina bereits beantwortet. Und da Severina bemerkte, dass ihre neue Freundin nicht so gern über Constantius sprechen wollte (ausserdem war das Thema Männer und Hochzeiten sowieso schon zur Genüge besprochen, wie Severina fand), suchte sie nach einem anderen passenden Gesprächsthema.


    Ein genüssliches Strecken und einmal Kopf-in-das-Wasser-tauchen später hatte sie ein solches Thema auch gefunden. "Sag mal, du bist ja schon länger als ich in Rom, oder?" begann sie mit freudig leuchtenden Augen. "Du weisst doch sicher, wo man in Rom hingehen kann, also wenn es einem langweilig ist, nicht wahr?"

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