Zotheka | Aquilius et Furianus

  • Nachdem die Beiden aus den Sänften kommend nun das Kabinett erreicht hatten, drehte sich Furianus um und bedeutete Aquilius sich zu setzen.


    "Werter Vetter, ich muss mit dir sprechen."


    Fing er ganz direkt an, denn Aquilius sollte die Chance erhalten sich nu nein wenig zu ordnen, ein wenig Zeit zum Nachdenken haben.

  • Ich ließ mich auf einem der gepolsterten Sessel nieder und streckte die Beine aus, mich ein wenig entspannend. Die Prüfung war anstrengend gewesen, aber ich hatte die Fragen meiner Ansicht nach so gut wie möglich beantwortet, nun würde das Ergebnis noch auf sich warten lassen. Die Opferprüfung beschäftigte mich hingegen deutlich mehr, was sollte ich dem Mars darbringen? Ein Stier stand nicht zur Debatte, und ein Schwein ebenso nicht, nicht für eine Opferprüfung, vielleicht ein Huhn. Mit einem Huhn würde ich fertig werden, da war ich mir sicher, ich würde nur üben müssen ... seine Worte ließen mich aus meinen Gedanken emportauchen.


    "Nun, dann lass es uns angehen, werter Vetter," erwiederte ich so höflich wie möglich, aber nicht höflicher als notwendig. "Denn mich erwartet noch eine Menge Vorbereitung für die Opferprüfung, und ich möchte damit lieber früher als später beginnen."

  • "Keine Sorge, dies wird nicht von langer Dauer sein, Vetter Aquilius."


    Die Nettigkeiten beiseite schiebend fing er an herumzugehen.


    "Nun, wie ich nun sehe scheinst du dich den Göttern hinzugeben, an sich eine ehrenvolle Tätigkeit, doch..." Nun, er konnte nicht einfach sagen, dass er um die Ernsthaftigkeit dieses Vorhabens fürchtete, würde es ihn doch zu sehr kränken, weise Worte mussten gewählt werden und er ließ sich dabei Zeit.
    "Doch hast du auch die anderen Möglichkeiten in Erwägung gezogen? Du sagtest mir, dass du dich den Studien widmen wolltest, wäre da nicht eine berufliche Laufbahn in der römischen Verwaltung nicht sinnvoller? Oder hast du dem Gotte, welchem du primär dienen willst, ein Gelübde abgegeben, so, wie es Vetter Gracchus tat?"


    Wobei er nun ganz indirekt anmerkte, dass er überhaupt nicht wusste welchem Gott sich Aquilius verschrieben hatte, es ihn doch sehr interessierte.

  • Langsam folgte ihm mein Blick, entweder war er unruhig oder nervös - ich rührte mich hingegen kein Stück aus meiner entspannten Haltung. Er sollte ruhig merken, dass mich seine Schritte nicht aus der Ruhe brachten, denn eigentlich waren meine Gedanken ganz woanders. Ein Huhn war vielleicht doch nicht die richtige Wahl, wenn, musste es ein Hahn sein. Oder doch lieber ein Schwein, ein Ferkel vielleicht? Aber Ferkel zum üben zu bekommen würde eine teure Sache werden, dennoch, ich konnte mir die Blöße nicht geben, das Tier vielleicht nicht tot zu bekommen. Es musste schnell gehen, und sicher ausgeführt werden.


    "Ich habe die Rhetoren und Philosophen lange genug studiert, um zu wissen, dass ein Leben auf der rostra und in der Politik nichts für mich ist, Vetter Furianus," erwiederte ich schließlich und ließ mir mit der Antwort Zeit. "Es bindet mich kein Gelübde an Mars, aber doch der feste Willen, ihm so gut wie ich es vermag zu dienen und der Familie damit Ehre zu machen."


    Eine kurze Pause später fügte ich an: "Ich denke ohnehin, dass es auf Dauer nicht von Vorteil sein kann, wenn sich zuviele Flavier auf der rostra Konkurrenz machen, nicht zuletzt, weil ein Weg durch den cursus honorum Geld verschlingt, das vielleicht für einen reicht, vielleicht auch für zwei, und für den dritten und vierten wird es bitter. Unserer gens mangelt es nicht an Männern."

  • Furianus`Achtung vor dem neuen Familienmitglied wuchs, besonders ab dem Zeitpunkt, an welchem er sich selbst für die Familie zu opfern schien, um dieser Geldsorgen zu ersparen. Doch sogleich fragte er sich wer denn nun der dritte oder vierte Mann in seiner Familie sein mochte, welcher sich der Politik verschrieb. War es Milo, den er schon seit vielen Wochen nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekam oder war es Aristides, der sich im fernen Germanien nach einer politischen Laufbahn sehnte? Wie immer war Furianus diesbezüglich nicht gerade gut informiert, doch schien es nach den Worten des neuen Vetters wirklich so zu sein.


    "Ein wirklich sinnvoller Gedanke, werter Vetter, doch vergisst du dabei, dass aus politischem Erfolg die Macht wächst, aus Macht wächst wiederum Reichtum, welches nicht nur drei oder vier Politiker, sondern durchaus mehr fördern könnte. Doch du hast dich entschieden und dir gebührt Ehre, dass du dich in die Reihen unserer geschätzten Gottesdiener stellst. Ich hoffe nur, dass dein Weg nicht beim Range des Sacerdos Publicus endet."


    Ein Lächeln zeichnete sich ab, welches nun ehrlicher Natur war, als das, worum er sich zuvor noch so kraftvoll bemühte.


    "Bist du mit deinem Zimmer zufrieden? Wenn nicht, so lässt sich ein neues bereit stellen."

  • "Das wird er nicht, so Mars meinem Dienst mit Wohlwollen gegenüber tritt," sagte ich und versuchte so zu klingen, als empfände ich darüber nicht den geringsten Zweifel. Ein Ferkel. Das musste es sein, ein männliches Ferkel, kunstgerecht abgestochen. Wann hatte ich das denn zum letzten Mal gemacht? Es schien mir Jahre her zu sein, und ich seufzte innerlich. Es würde mindestens zwei Ferkel brauchen, an denen ich üben konnte, und ein drittes, um dann wirklich zu opfern. "Gracchus' Weg wird ihn zu Iuppiter führen, dessen bin ich mir sehr sicher, und der meinige führt zu Mars. Zwei Priester in der Familie sollten allen, die den politischen Weg beschreiten, den Rücken stärken können, letztendlich ... gehören wir zu einer Familie."


    Auch wenn Furianus von Plebejern aufgezogen worden war, überlegte ich und entschied mich, seinen Mangel an patrizischer Gelassenheit für's Erste zu übersehen. "Und es hat in der Vergangenheit genug Schmach gegeben, der mit unserem Namen in Verbindung gebracht wurde. Ich halte nichts davon, mit Geld zu planen, das nicht vorhanden ist, Furianus, und sollte sich die Vermögenslage ändern, können wir dieses Gespräch gerne noch einmal führen. Irgendwann werden wir alle Nachkommen haben, und auch für sie muss genügend vorhanden sein, um sie angemessen auszubilden."

  • Sein Vetter ging auf die letzte Frage gar nicht ein, was nur bedeuten konnte, dass dieser mit den Räumlichkeiten durchaus zufrieden war. Eine Sorge weniger, die Furianus den Schlaf raubte. Dieser setzte sich nun auch, wie es sein Vetter schon getan hatte, nahm einen Becher in die Hand, um ihn nachfüllen zu lassen.


    "Scheine ich nicht recht über die finanzielle Lage informiert zu sein, werter Vetter? Durch die ehrwürdigen und durchaus hochbezahlten Ämter meines und Gracchus`Vater kann man doch von einem gewissen Vermögen ausgehen oder täusche ich mich? Die Ausbildung unserer Nachkommen scheint mir auch gewährleistet, kostet doch ein griechischer Mentor weniger als eine mensa citrea, von denen wir doch genügend besitzen, sie ja noch mit der Zeit im Werte steigen."


    Der Becher war nun gefüllt und bald sollte er auch wieder leer sein, bei Furianus´beachtlichem Durst.


    "Nicht nur in der Vergangenheit, werter Vetter, auch heute noch scheint man der gens Schaden bereiten zu wollen. Ich selbst weiß nicht aus welchen Gründen dies kommen mag, doch habe ich bereits den Princeps Praetorii zum Freund gewinnen können. Dies war uns in jüngster Vergangenheit von großem Nutzen, hätte diese Befragung durch die Prätorianer doch auch anders ablaufen können. Du hast nicht zufällig eine Ahnung wer uns schaden könnte?"

  • "Du warst Aedil, Furianus, und ich nehme doch stark an, dass Deine Ämterlaufbahn damit nicht enden wird? Solltest Du es bis zum Consul schaffen, wird das Volk von Dir mehr erwarten als nur Spiele - Tempel wollen gestiftet werden, Spenden ausgegeben, öffentliche Opfer inszeniert. Ich halte es für den besseren Plan, sich auf zwei mögliche politische Kandidaten zu konzentrieren und mit dem größtmöglichen Prunk das Volk zu beeindrucken, und nicht bei fünf Männern halbherzig zu arbeiten, würden wir uns alle für die Politik entscheiden. Ich weiss nicht, wie Du das siehst, aber ..." damit nahm ich einen Schluck aus meinem Becher, keinen allzu großen, ich hatte heute noch genug vor mir, um mir keinen Rausch antrinken zu wollen.


    "... aber ich denke, im Augenblick sind die Möglichkeiten gut verteilt. Wer weiss, wofür sich Milo entscheidet, und Aristides wird sicher nicht für alle Ewigkeit bei der Legio bleiben wollen. Ebenso sind sowohl Milo als auch Aristides wie auch ich unverheiratet, und um eine angemessene Frau zu finden, braucht es die Sicherheit eines Vermögens ebenso." Die Frage nach dem Zimmer hatte ich beiseite geschoben, noch war ein weiterer Raum nicht nötig. "Nein, das weiss ich nicht. Aus Athen könnte ich mir keinen Feind denken, der mir schaden wollte, und für die Feinde der Flavier in Rom bin ich noch nicht lange genug hier, um sie zu kennen. Fällt Dir niemand ein, der passen könnte? Ein politischer Gegner vielleicht?"

  • Sein Vetter sprach Stiftungen, Spenden und öffentliche Opfer an. Damit hatte er nicht ganz unrecht, doch Furianus sah noch bei keinem der Konsuln solch Bestrebungen. Und wenn er dies nicht sah, dann mussten sie diese gar nicht vollzogen haben oder doch in einem zu kleinen Rahmen. Ein zu kleiner Rahmen kam demnach nicht in Frage und doch war er sich sicher, dass das Vermögen durchaus reichen müsste, um dies alles bezahlen zu können, wuchs es doch stetig an, auch wenn er nicht wusste welche Höhe es indes schon erreicht hatte.


    "Dies kostet sicherlich Geld, doch haben wir nicht anderweitige Einnahmequellen wie die zahlreichen Landhäuser? Und vergiss nicht, dass wir drei Kaiser stellten, diese sicherlich um das finanzielle Überleben der Familie gesorgt haben, auch wenn solch eine große Verantwortung auch viel Geld verschlang. Meine politische Karriere wird ruhen müssen, denn noch bin ich kein Senator und würde demnach auch nicht die Mindestveraussetzungen für die Prätur erfüllen können."


    Nun fiel Furianus wieder seine eigene Hochzeit ein, die er doch schon zu lange vernachlässigt hatte.


    "Eine angemessene Frau wird man für euch sicherlich finden können, doch du hast recht, der Name reicht heutzutage auch nicht mehr aus."


    Wieder führte er den Becher an vor seine Lippen und schien versunken.


    "Nein, ein politischer Gegner, wohl kaum. Weißt du ob Gracchus Feinde hat? Die Villa hat zwar dicke Wände, doch die Sklaven sind gesprächig."


    Sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen und trank nun einen weiteren Schluck.

  • Ein sehr dickes Ferkel. Ich würde das fetteste Ferkel besorgen, das ich finden konnte, für das eigentliche Opfer, und zwei kleinere für die Übung. Genau so würde ich es machen - und dann hoffen, die Tiere hier einigermaßen tot zu bekommen. Bei Hühnern wäre es natürlich leichter gewesen zu üben, aber ein Schwein konnte man dann wenigstens gut für das Abendessen verwenden können, ohne der Küche die Verpflichtung auferlegen zu müssen, halb verkrampfte Hühner rupfen zu dürfen.


    "Gracchus hat sich glücklicherweise schon angemessen verlobt, und Du ebenfalls, ich denke, die Hochzeit wird bald anstehen? Je länger die Verlobungszeit dauert, desto eher könnte ein Schatten auf die Verbindung fallen," sagte ich und dachte dabei auch an die weiblichen Verwandten der Gäste. Ein paar frische, junge Gesichter konnten in der Villa Flavia wirklich nicht schaden.


    "Gracchus? Feinde?" Es klang so absurd, dass man es mir wahrscheinlich sehr gut anhören konnte, für wie abwegig ich das hielt. "Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Wer sollte bitte Gracchus etwas Böses wollen? Nein, da musst Du in eine andere Richtung denken. Vielleicht eine Hinterlassenschaft der Verstoßenen ..." Noch immer weigerte ich mich, Messalinas Namen zu nennen. "... oder irgendeiner ihrer Parteigänger?"

  • Die Heirat verdrängte er nur zu gerne, wusste er doch welch organisatorischer Aufwand für diese vonnöten war. Doch Aquilius brachte einen neuen Gedankengang ein, den der Messalina.


    "Du könntest recht haben, werter Vetter, die Verstoßene mochte nicht gerade erfreut darüber sein, dass man ihr den Namen und die Ehre entzog. Ich hörte, dass sie sich einiger treuer Parteifreunde rühmen konnte. Vielleicht liegt dort die Wahrheit verborgen, scheinen diese doch nun irgendwie verschwunden."


    Es war wirklich verdächtig, dass das Thema um Messalina so schnell verklang, die Freunde verschwunden waren.

  • "Oder aber sie fürchten den Zorn der öffentlichen Meinung, denn was die Verstoßene getan hat, dafür gibt es keinerlei Entschuldigung." Ich folgte nach wie vor der Devise, dass ein Mann machen mochte, was er wollte, solange er es so gestaltete, dass man ihn dabei nicht erwischte - aber Messalinas Vorgehen war unentschuldbar und vor allem ausgesprochen dumm gewesen. Wer hoch strebt, fällt auch tief, und wer sich oben nicht halten konnte, fiel umso schneller und schmerzhafter.
    "Wir sollten diesen Gedanken auf jeden Fall im Auge behalten, während ihres Aufstiegs dürfte es einige gegeben haben, die den Flaviern gegrollt haben. Kannst Du Dich aus Deiner eigenen Karriere an Schwierigkeiten oder Personen erinnern, mit denen Du einen Zusammenstoß hattest?"

  • Furianus war erstaunt, dass Aquilius nun scheinbar krampfhaft versuchte nach dem Übel bei Furianus zu suchen.


    "Nun, außer einem Priester, der sich über die nicht abgehaltenen Spiele meines Vaters echauffierte, kann ich keinen benennen."


    Sagte er gelassen und nippte an dem Becher, den er noch immer fest umschlossen hielt.

  • "Dann ist aus dieser Richtung zumindest ein Ärger ausgeschlossen," sagte ich nachdenklich und drehte den Becher zwischen meinen Fingern. "Wenn es kein Feind von Dir ist, keiner Deines Vaters, keiner meiner Feinde und keiner des Gracchus - und ich glaube nicht, dass Milo als ehemaliger Scriba personalis sich bereits Feinde gemacht hat - was bleibt dann noch übrig? Aristides weilt in Germania, der Rest der gens lebt weit verstreut."


    Meine Finger tippten langsam den Becher auf und ab und die Suche nach weiteren Möglichkeiten verdrängte sogar das Schweineproblem aus meinem Bewusstsein. "Die einzige Schwachstelle, die mir noch in den Kopf kommt, liegt bei den Sklaven dieses Haushalts. Vielleicht gab es Rivalitäten, Feindschaften, verborgene Liebschaften, wer weiss das schon genau - und irgendein anderer Sklave versucht sich zu rächen?" Aber so wirklich schlüssig klang das auch nicht und ich war nicht zufrieden mit dieser Idee.

  • Noch ein Schluck folgte dem letzten.


    "Nun, um die Intrigen, Lieb- und Feindschaften weiß ich nichts. Es interessiert mich auch als Hausherr nicht, denn dafür haben wir einen atriensis, der die Aufsicht über all die Sklaven inne hat. Vielleicht sollte ich Sica hinzuziehen, denn wenn er nicht für Ordnung innerhalb der Sklaven sorgen kann, so erfordert es weitere Schritte und mein Eingreifen."


    Sagte er eher nachdenklich und nippte noch ein weiteres Mal am Becher. Das Problem, welches die Obhut dieses Hauses während seiner Abwesenheit anging, war auch noch nicht gelöst. Und ihm stellte sich die Frage welchem er die Funktion des Hausherrn übertragen könnte, denn seine Mission in Hispania würde nicht von kurzer Dauer sein.

  • "So Sica über die geheimen Leidenschaften der Sklaven ebenso gut Bescheid weiss, solltest Du ihn befragen - auch über das Kommen und Gehen der Sklaven am Tag des Anschlags. Ich denke, allein die Wuchtigkeit der prätorianischen Befragung dürfte so manche Wahrheit verborgen haben, weil die Angst vor den Prätorianern zu bestimmend war," gab ich sinnierend zurück und dachte an den Offizier, dessen Fragen schon für mich enervierend genug gewesen waren. Ein Sklave würde ihm wahrscheinlich nichts verraten haben, das ihm irgendwie genutzt haben mochte, allein schon, um die eigene Haut zu retten.

  • Es wäre sicherlich noch angsterregender ausgefallen, dachte sich Furianus, als er wieder einmal einen kleinen Schluck zu sich nahm.


    "Ja, eine durchaus berechtigte Annahme. Ich werde mit Sica reden, noch bevor ich aufbreche."


    Wusste er es schon? Die Sklaven waren immer gesprächig gewesen, vielleicht durchdrang die Kunde ja schon Furianus`Wände.


    "Falls die Kunde noch nicht zu dir vorgedrungen ist, ich werde auf des Kaisers Weisung als Architectus Provincialis nach Hispania reisen und dort einige architektonische Neuerungen vollziehen."


    Zu direkt wollte er es nicht ausdrücken, denn die Bescheidenheit sollte einem Patrizier immer gut zu Gesicht stehen, war doch der Stand für solche nicht bekannt.

  • Ich nickte zu seiner Bemerkung über Sica, dann hoben sich meine Brauen etwas überrascht an. Der Kaiser selbst zollte der Karriere meines Vetters also Aufmerksamkeit, in sofern war es sicher nicht falsch, dass ihm finanziell vorerst die Freiheit blieb, dass er noch keine direkte Konkurrenz aus den Reihen der Familie hatte.
    "Ich gratuliere Dir, werter Vetter - das klingt nach einer ziemlichen Herausforderung, sind die Kastelle in Hispania doch schon etwas älteren Datums, zumindest einige, wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe. Auch in den größeren Städten selbst dürfte ein Architectus Provincialis mit sehr viel Freude begrüßt werden."


    Mit einer gewissen Anerkennung nickte ich ihm zu und überlegte, ob er wohl auch das Haus meiner Geburt besuchen würde. Allzu viel dürfte dort nicht mehr los sein, aber man wusste es ja nie. "Solltest Du in Tarraco unterkommen müssen, steht Dir die Benutzung der Villa Flavia Catus selbstverständlich frei. Eine ordnende Hand kann dem dortigen Haushalt nicht schaden, denke ich, und ich war lange nicht dort. Du solltest auch meine Nichte Calpurnia dort antreffen können. Vielleicht kannst Du ihr ins Gewissen reden, auch wenn ich es für ausgesprochen unwahrscheinlich halte, dass es irgend etwas ändern wird - sie ist ziemlich stur und hat sich bedauerlicherweise in den Kopf gesetzt, einen Plebejer in manu zu heiraten." Warum auch immer. Wahrscheinlich war er beim Beischlaf eine Leuchte oder er hatte ihr den Dickkopf so sehr verdreht, dass sie nicht mehr selbst denken konnte oder wollte, ich wusste es nicht. Dass mich dieses Thema ärgerte, war jedoch durchaus zu bemerken.

  • Mit einem dankenden Nicken nahm er noch das Kompliment des Vetters auf, als sich plötzlich seine Stirn in Falten legte. Man hörte zwar, dass die Dekadenz um die hispanischen Flavier gelegt war, doch von solch einem weiteren Frevel hörte er das erste Mal. Schon die Nachricht von der ersten Manu-Ehe einer hispanischen Verwandten brachte nur Verwunderung und Besorgnis auf, doch nun eine Wiederholung...


    "Aquilius, die Worte scheinen mir geraubt. Du bist dir wirklich sicher, dass jene Flavia Calpurnia einen Plebejer zu ehelichen gedenkt?"


    Eine sicher Nachfrage war doch angebracht, rief zeitgleich zur Sicherheit auch einen gewissen Unterton hervor, welcher seine Bestürzung zusätzlich mit dem Mienenspiel unterstrich.

  • "Nun, das war zumindest der letzte Stand meiner Informationen, und ich hatte in den nächsten Tagen vor, ihr zu schreiben - wenn Du nun aber nach Hispania reist, wird es leichter sein, sich direkt zu erkundigen und dann herauszufinden, wie ernst es ihr wirklich mit diesem vollkommen idiotischen Einfall ist," entgegnete ich und schüttelte sachte den Kopf. Noch immer konnte ich Calpurnias Handeln nicht verstehen, und wie es mir schien, würde ich es wohl nie nachvollziehen können, ohne sie im Geiste am liebsten über ein Knie zu legen und sie angemessen für diese Dummheit zu bestrafen. Es gab doch gerade genug Patrizier, die sich alle Finger nach einer Flavierin geleckt hätten, warum musste es ausgerechnet ein Plebejer sein, und dazu noch ein Didier? Wenn Frauen einmal von Liebe gelenkt wurden, war dies eine Katastrophe, welche dem Ausbruch des Vesuvs bei Pompeji und Herculaneum gleich kam.

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