Reform Wahlgesetze Cursus Honorum

  • Es war einer dieser schönen, sonnigen, warmen, fast heißen Tage in Rom. Der Himmel war blau, die Vögel zwitscherten, ein laues Lüfterl wehte, kurz: der Tag lud ein zu Müßiggang und Erholung. Und was war? Hungi mußte zu einer Sitzung.


    Meine Damen und Herren, ich bitte um eure Aufmerksamkeit.


    Vor einigen Tagen besuchte mich der amtierende Quästor Consulum, Quintus Tiberius Vitamalacus, in meinem Hause. Doch nicht etwa um zu plaudern, nein, er zeigte sich besorgt über die derzeitigen Gesetze zu den Wahlen im Cursus Honorum. Dabei ging es ihm um folgende Wahrscheinlichkeit:


    Zu beiden Aedilaten treten je zwei ähnlich starke Kandidaten an. Das würde unter gewissen Umständen bedeuten, daß keiner der Kandidaten gewählt werden würde. Das an sich wäre ja schon nicht gerade wünschenswert, doch erwähnte der Quästor eine weitere Befürchtung: und zwar, daß die Ludi Romani, die ja von den Ädilen ausgerichtet wird, in diesem Jahr dann nicht stattfinden könnte.


    Der Quästor hatte auch Vorschläge unterbreitet:
    Zunächst einmal, daß für das Quorum nach Codex Universalis § 45(3) nur jene Stimmen gewertet werden, die sich direkt für einen Kandidaten aussprechen, solange § 45(1) erfüllt ist. Also Stimmenthaltung gleich Nichtwahl.
    Der zweite Vorschlag war, das geforderte Quorum entweder zu mindern oder komplett zu streichen, so daß der gewinne, der die meisten Stimmen auf sich vereinen könne, gleich wie hoch der prozentuale Anteil zur Bevölkerung sei.


    Was meint der Senat dazu?

  • Da Macer glaubte, sich noch gut an die Debatte um die Einführung des Quorums und die dort gemachten Überlegungen zu erinnern, meldete er sich recht bald zu Wort.


    "Soweit ich mich erinnere, war der Sinn des Quorums der folgende: es sollte niemand in ein Amt gewählt werden, der von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wird, indem sie entweder einen anderen Kandidaten bevorzugt oder niemandem eine Stimme gibt.


    Betrachtet man diesen Sinn des Quorums, dann verbietet es sich, eine Absenkung oder Neuordung der Berechnung durchzuführen, da dann der Sinn nicht mehr gewahrt ist.


    Zweifellos kann man aber darüber nachdenken, das Quorum grundsätzlich abzuschaffen. Aus einer negativen Politik - die Mehrheit kann zur Zeit einen Kandidaten verhindern, ohne einen anderen zu benennen - würde dann eine positive Politik werden - ein Kandidat gewinnt, solange seine Gegner nicht mehr Stimmen für einen anderen zusammen bekommen.


    Dieser Gedanke hat in meinen Augen durchaus Vorzüge. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die aktuelle Regelung auch eingeführt wurde, damit die negativen Kräfte die Wahlen nicht dadurch beeinflussen, dass sie nicht an ihnen teilnehmen und sie so an der mangelnden Wahlbeteiligung für alle Kandidaten - und nicht nur die unterhalb des Quorums - scheitern lassen."

  • "Macer hat darauf bereits hingewiesen. Die letzte Änderung der Wahlbestimmungen, die die Einführung des Quorums mit sich brachte, hatte ihren Sinn, der bestehen bleiben sollte.
    Und Hungaricus hat bereits darauf dezent hingewiesen, dass es ohnehin äußerst unwahrscheinlich ist, keinen Aedilposten wegen dieser Feinheit besetzen zu können."

  • Trotzdem finde ich, wäre es sinnvoll, irgendwo festzuhalten, dass der Kaiser bei einer Nicht-Entscheidung einen Kandidaten auch ernennen kann.


    Das würde das Volk mindestens insofern beruhigen, als es weiss, dass nach den Wahlen nicht einfach alles vorbei ist.

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    CIVIS

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  • "Senatores, ich finde diese Debatte unnütz, denn wenn das Volk keinen Aedilen haben will, stimmt es gegen oder enthält sich der Stimme, wenn das Volk einen Kandidaten ablehnt, verfährt es genauso. Wie entsprechen wir dem Volk, wenn es seine Stimmen nur unzureichend auf mehrere Kandidaten vereint. Dann hat jener eben nicht genügend seine Botschaft auf der Rosta übertragen, oder seine Klientel in Bewegung gesetzt, oder das Volk animiert zur Wahl, oder, oder...


    Ich spreche mich also dahin gehend aus, die Klausel genau so zu lassen, wie sie ist, nämlich eine Mindestanzahl von fünfzig Prozent der eingenommenen Stimmzettel."


    Avarus blickt in die karg besetzte Runde und plaziert sich wieder.



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    PRAECEPTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
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  • Hungi hatte sich gedanklich schon längst mit einem anderen Thema auseinandergesetzt, als Avarus diese Thematik noch einmal aufgriff. Geduldig hörte er sich an, was der Legatus Augusti Cursu Publico noch zusagen hatte, dann entschloss er sich, ein letztes Wort zu sagen. Gute Hörer konnten sogar ein wenig Ironie aus seinen Worten herausfiltern.


    Gut. Der Senat hat in seiner überwältigenden Eloquenz beschlossen, am jetzigen Modell nichts ändern zu wollen. Thema beendet.

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