"Die Früchte des Hasses blühen aber genauso im Verborgenen wie jene der Furcht," meinte sie nachdenklich. "Hass ist nicht minder gefährlich wie Liebe, denn beides hängt untrennbar miteinander verflochten, schreiben die Philosophen. Beides erfordert eine enge Beziehung mit dem, den man hasst oder liebt, und sehr leicht kann das eine zum anderen werden. Ich weiss es nicht, aber ich glaube, ich mag nichts davon besonders," führte sie den Gedanken sinnierend fort und nahm einen Schluck des Weins aus ihrem Becher, befeuchtete die Lippen damit und ließ den Wein auf ihrer Zunge rollen, ihn vollkommen auskostend, bis nur ein vages Glitzern der gerade genossenen Feuchtigkeit auf ihren Lippen zurückblieb.
Seine Schilderung hörte sie interessiert mit an und stellte mit einem Mal fest, dass zumindest einige der äußeren Tugenden, die er sich von seiner Frau wünschte, auch auf sie zutrafen - und der Gedanke hatte etwas amüsantes. Ein zufälliger Beobachter mochte glauben, sie würden hier über etwas debattieren, das sie beide betraf, indes ging es doch eher um eine Frau für ihn. An sich selbst dachte sie dabei nicht einmal, denn sicher wollte ein Mann wie Crassus in eine gens einheiraten, deren Verbindungen besser waren als die der Iulier. "Zumindest was das Aussehen angeht, könnte ich Dir schon eine oder zwei Frauen nennen, mit dem Charakter könnte es indes ein bisschen schwieriger werden. Die gens Tiberia hat derzeit zwei Schönheiten mit dunklem Haar zu bieten, und ich vermute auch, dass die Helvetier irgendwann einen Mann für die junge Helvetia Severina suchen werden ... was hältst Du von einer Hispanierin? Die Tochter der Rediviva Helena, Minervina, aus dem Haus der Tiberier, ist auch noch unvermählt ..." Sie überlegte laut und ihre Augen funkelten dabei belustigt, als sie sich eine der Frauen nach der anderen an Crassus' Seite vorstellte. Mit Tiberia Livilla würde er viel zu tun haben, soviel war sicher.
"Also, sie sollte schon ein gewisses gesellschafliches Geschick aufweisen, und Dich ergänzen können - aber ich muss Dich warnen, alles Drei wirst Du bei nur einer Frau kaum finden können, Perfektion bleibt den Göttern vorbehalten. Irgendwo wirst Du immer einen Abstrich machen müssen - wenn, dann vielleicht beim vierten Kriterium." Die Augen blitzten kurz auf, aber sie erklärte nicht, welches Kriterium sie damit meinte, das sollte er sie ruhig fragen. Ein bisschen Spaß sollte schließlich bei der ganzen Sache noch für sie bleiben. Oder aber er kam selbst darauf.