Sie waren leise gegangen, sehr leise. Valerias leichte Schritte auf weicher Haut hatte man ohnehin nicht gehört und Maximian hatte sich in den vielen Nächten, in denen er durch das Domus geschlichen war, ein Geschick für beinahe lautloses Vorankommen entwickelt, das so manch einen vor Neid erblassen ließ. Nachdem sie sein Cubiculum erreicht hatten, steuerte Valeria direkt auf einen Korbsessel zu, über dessen Lehne Maximians Tunika vom Vortag lag. Nun ja, daran störte sie sich nicht, denn im nächsten Moment saß Valeria schon.
Maximian schloss leise die Tür hinter ihnen. Eine Kerze sorgte für ein wenig Licht, sodass sie nicht blind waren und er die Amphore sicher auf einem dreifüßigen Tisch abstellen konnte, ohne das sie dabei verunfallte.
Dann räusperte er sich und sah, wie Valeria zum Schutz vor der Kälte die Beine anzog. Nein, so konnte das nicht bleiben.
"Komm her. Du kannst dich auf mein Lager legen. Es ist wärmer und gemütlicher als der Sessel. Mir scheint, du kannst beides gebrauchen."
Sogleich war er bei ihr, als sie nach etwas zu trinken bat. Bevor er ihr das geben würde, half er ihr ins kuschelige Bettchen umzusiedeln, wo er sie anschließend sorgsam zudeckte. Wie ein liebender Vater vergewisserte er sich, dass es Valeria so gefiel, dann wollte er ihr etwas zu trinken geben. Dazu brauchte er... Einen Becher? Ein Glas? Ah, da stand ja eins. Es war zwar schon in Benutzung gewesen, aber er glaubte kaum, dass es Valeria stören würde.
Mit dem gefüllten Glas ging er an sein Bett, reichte es Valeria und zog sich dann den Sessel heran. Das Möbel knarzte, als er sich hineinsetzte, und er seufzte, als er sich zurücklehnte. Anschließend betrachtete er schweigsam die Frau in seinem Bett, wie sie nicht ganz mühelos trank. Im matten Licht der kleinen Kerze sah sie nicht mehr so blass und auch nicht sonderlich mager aus. Sie schimmerte sanft. Maximians Lippen kräuselten sich kaum merklich, während er jede Kleinigkeit in sich aufsog und stillschweigend wartete, um nicht zu stören.