Waschraum für Sklaven

  • Am liebsten hätte Verres es gehabt, dass sich nicht aufhören sollte, aber das war nicht möglich. Und so genoß er ihre kreisenden Bewegungen und glaubte ihren Körper nah an dem ihren zu spüren, obwohl sie einen halben Schritt hinter ihm stand. Dennoch glaubte er kleine impulsive Kraft zu spüren, die von ihr ausging und wie mit kleinen Blitzen zu ihm überschlug. Oder war es anders? War es einfach zwischen ihnen.
    "Ja, bitte, mach weiter. Es ist ... mehr als angenehm und ... "


    Er schluckte. Er fühlte sich auf eine fremde Art, die er nicht in der Lage war zu beschreiben, magisch von Carmen angezogen. Sie war für ihn wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Er hatte das Leuchten in ihren Augen gesehen, die Wildheit, welche in ihr schlummerte, das Funkeln des Stolzes und doch wirkte sie auch auf eine liebliche Art verletzlich und zerbrechlich.


    Warum hatte er sich das ‚und’ nicht schenken können, schoss es ihm durch den Kopf, denn sie würde ihn sicherlich danach fragen. Damit es aber keine zu lange Pause entstand, sprach er etwas anderes aus: "... du machst es sehr gefühlvoll ..."
    Das er eigentlich sagen wollte, dass er sie küssen wollte, sagte er nicht und es war auch gut so, denn er wollte sich erst einmal seiner Gefühle bewusst werden und schliesslich kannte er sie erst kurz. Und sie war ihm zu wichtig, jetzt schon, als das er das mit einem voreiligen Kuss alles hätte zerstört.

  • Verres Stimme riß Carmen aus ihren Gedanken, Gedanken die sich nicht gehörten und die alles andere als schicklich waren. "Danke." murmelte sie leise und beendete dann allmählich die Waschung seines Rückens. Als sie fertig war, trat sie zurück und neben ihn, wusch den Streifen aus und legte den nassen Stoff neben die Schüssel. Den Rest seines Körpers musste er nun wahrlich allein waschen, dabei würde sie ihm nicht zur Hand gehen. Carmen blickte ihm für einen flüchtigen Augenblick in die Augen, bereute es jedoch sofort. Sie hatte dort ein Echo auf ihre eigenen Gefühle und Empfindungen gesehen und das war alles andere als hilfreich, um die nötige Distanz zueinander zu wahren.
    "Kann ich..." Carmen räusperte sich, ehe sie sich dazu zwang den Blick zu heben und ihm in die Augen zu sehen. Sie hoffte nur, dass ihr Sehnen nach mehr Vertraulichkeit.. nach einem Kuss nicht mehr darin zu lesen war. "Kann ich sonst noch etwas für dich tun? Wenn nicht, warte ich solange draußen vor der Tür bis du dich fertig gewaschen und umgezogen hast." Fast wünschte sie sich, dass er ihrer Hilfe nicht mehr benötigte und sie den Raum verlassen konnte, denn sie brauchte dringend Abstand zu ihm. Auf eine merkwürdige Art fühlte sie sich von Verres angezogen, wollte in seiner Nähe sein und sein Blick, diesen warmen und anziehenden Blick, auf sich spüren. Und dieser Anziehungskraft wollte und musste sie sich entziehen und wieder Herrin ihrer Sinne werden, bevor es zu spät war.

  • Gerne hätte Verres Carmens Gegenwart noch genossen, doch er wußte auch, dass sie beide hier nicht zum Vergnügen waren, sondern arbeiten mußten. Und so sehr er Carmens Nähe auch hatte und dieses Prickeln seinen Körper angenehm durchflutete, so kam er bald zurück auf den Boden der Tatsachen und als sich ihre Blicke wieder trafen, glaubte er in ihren wunderschönen Augen so etwas wie eine tiefe Sehnsucht zu sehen, eine Sehnsucht nach etwas, was der seinen nicht unähnlich war, doch so seltsam vertraut es auch zwischen den beiden war, Verres riß sich zusammen.
    "Ich danke dir für alles. Du hast schon viel zu viel für mich getan. Ich hoffe, daß es ich dir eines Tages zurückgeben kann."


    Er lächelte sie warmherzig an und war kurz davor, ihr einen Kuß auf die Stirn zu geben, doch es war seiner Meinung nach viel zu früh für solch eine Vertrautheit. Und so wartete er darauf, daß Carmen den Waschraum verliess, wenn auch ungerne.

  • "Eines Tages..." Carmen wiederholte seinen Worte leise und bedächtig, so als müsse sie darüber nachdenken und zu einem Ergebniss kommen. "Ja... irgendwann...eines Tages." Noch einmal streifte sie seinen Blick, flüchtig nur, nickte ihm mit einem warmen Lächeln zu und verließ dann den Raum.


    vor dem Waschraum


    Eines Tages! Sie musste verrückt gewesen sein, als sie diese Worte ausgesprochen hatte und doch hatte sie es in diesem Moment nicht verhindern können. Sie hatte es auch nicht gewollt und nun stand sie vor der Tür und wartete auf Verres. Carmen stand mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt da, hatte die Augen geschlossen und dachte nach.


    Wieso war sie hier? Wieso musste sie als Sklavin und in dieser riesigen Stadt leben? Sie sehnte sich nach ihrem Zuhause, nach ihrer Heimat. Auch wenn es dort nichts und niemanden mehr gab, der sie erwartete oder der sich noch an sie erinnerte. Doch sie wollte dorthin zurück! Irgendwann... eines Tages! Und da waren diese Worte wieder und ihre Gedanken kehrten zu Verres zurück.

  • Verres blickte über seine Schulter Carmen nach und schenkte ihr ein letztes Lächeln. Als dann die Tür zu ging, stützte er sich rechts und links neben die Waschschüssel auf den Tisch, beugte sich über sie und starrte in das Wasser, welches spiegelglatt vor ihm war. Sein Spiegelbild konnte er nur erahnen, aber es war, als wäre dort sein Verstand im Wasser gefangen und lese fregte er:
    "Kannst du mir verraten, was hier gerade passiert?"
    Er hatte keine Antwort darauf und so seufzte er schwer, doch als er sich dann schliesslich anfing zu waschen, um spielte sein Mund ein seliges Lächeln.


    Irgend wann dann war er fertig, trocknete sich ab und schlüpfte in die frische Tunika.
    Er fühlte sich fest himmlich: Sauber und frisch und auch der gewaschene Stoff der neuen Tunika fühlte sich gut auf seiner Haut an. Und seine Haare waren nun endlich wieder mit seinen Fingern durchkämmbar, denn von der langen Reise aus Dakien hatten sie doch arg gelitten.


    Schliesslich verliess er das Bad ...


    Vor dem Waschraum


    ... wo er erneut auf Carme traf. Sie hatte ja gesagt, dass sie auf ihn hatte warten wollen, und so strahlte er sie fröhlich an und man konnte ihm ansehen, wie gut ihm das Reinigen seines Körpers getan hatte. Sein Gesichtsausdruck hatte wieder dieses leicht neckische, entspannte und so legte er den Kopf leicht schief und sagte:
    "Wehrte Carme! Ich hoffe ich habe dich nun nicht zu lange von der Arbeit abgehalten. Sag, ob sich in der Küche ein Messer findet, womit ich meinen Bart ein wenig ... gerader stutzen kann?" Er zwinkerte ihr fröhlich zu.

  • "Weshalb?" rutschte es Carmen noch völlig in Gedanken versunken heraus, was sie innerlich aufstöhnen ließ. Sie kam sich gerade so dumm vor. Eben noch hatte sie an Verres gedacht, sich in Träumereien verloren und plötzlich stand er wieder vor ihr und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf seine Person. Im verdreckten Zustand hatte sie Verres schon für ansehnlich gehalten, doch nun, frisch gewaschen und mit noch feuchten Haaren, verschlug sein Anblick ihr den Atem. Sie hatte geglaubt, dass einwenig Abstand ihr gut tun würde, doch da hatte sie sich gründlich geirrt. Kaum war er wieder in ihrer Nähe, verlor sie ihren Verstand und das brachte sie dazu solch eine dumme Erwiderung von sich zu geben. Carmen hätte sich treten können! Weshalb verlor sie jegliche Selbstkontrolle, wenn er in ihrer Nähe war? Er ist doch auch nur ein Mann! Ein Mann wie all die anderen auch. Sich das einredend blickte sie zu Verres auf und lächelte ihn an.
    "Ein Messer? Ja.. ähm.. natürlich. In der Küche sollte sich ein passendes Messer finden lassen." antwortete Carmen und ließ sich von seiner Fröhlichkeit anstecken. "Allerdings bezweifle ich, dass die Messer bei dir und deinem Bart viel ausrichten können." sagte sie neckend, trat von der Wand weg und lief einige Schritte voraus. "Na komm, ich führe dich hin und du kannst dich an den Messern austoben." Carmen zwinkerte ihm vergnügt zu und schlug den Weg zur Küche ein.

  • Verres kam in den Waschraum, nachdem er Nadia in ihre Unterkunft gebracht hatte, in den Waschraum. Dem Raum, wo ihn gestern noch Carmen den Rücken schrubbte, wo er aber auch fast ausgerastet war, als sie ihn mit Wasser bespritzt hatte und eine seltsame Erinnerung seine Formen angenommen hatte, eine Erinnerung, die nur ein Gefühl war und die er wegen seines Gedächtnisschwund nicht einordnen konnte.
    Doch daran wollte er nicht denken. Er dachte nur kurz an Carmen, dieses wundervolle Wesen, welches er kennen und langsam lieben lernte. Doch dann lachte er und fand sich albern.
    Und dann trat er an die Schüssel heran und wusch sich das verkrustete Blut von und unter der Nase weg. Und in dem Moment, hier und jetzt, wo er nach dem Vorfall das erste Mal alleine war und niemanden Rechenschaft ablegen musste oder sich verstellten musste, da spürte er, wie all seine Masken und Selbstschutz-Mechanismen von ihm abprallten. Er war mit sich alleine, endlich und er konnte er selber sein: Kein Sklave mehr, nur ein Mensch.


    Er wusch sich seine Nase aus und bald war das verkrustete Blut verschwunden. Aber der Schmerz und die Demütigung blieb.


    Verres liess sich an der Wand auf den Boden nieder und vergrub sein Gesicht hinter seinen Händen. All das hatte ihm mehr zugesetzt, als er zugeben wollte.

  • Carmen betrat in Gedanken versunken nach einem langen Arbeitstag den Waschraum, wollte sich nur schnell säubern und dann zu Bett gehen. Sie sah und hörte niemanden und trat an die Waschschüsseln heran. Verwundert hob sie eine Augenbraue, als sie die noch nassen Flecken neben einer Schüssel erblickte. Welcher andere Sklave hatte vergessen hier wieder Ordnung zu schaffen? Sie schüttelte entnervt den Kopf. Ganz sicher würde sie niemand anderem hinterher wischen. Das hatte sie heute zur Genüge getan. Was war das heute wieder für ein anstrengender Tag gewesen?! Das sich noch jemand im Raum befand, zudem auch noch der Mann dem all ihre Gedanken galten, bekam sie gar nicht mit. Müde fuhr Carmen sich über das Gesicht, löste dann das Band mit welchem sie ihre Haare zusammengehalten hatte und strich sich mehrfach hindurch. Was war das doch für eine Befreiung! Sie tauchte ihre Hände in das Wasser, schloss die Augen und seufzte leise auf. Herrliche Ruhe, wie gut das doch tat. Carmen nahm die Hände wieder aus dem Wasser, öffnete ihr Gewand und ließ es langsam an ihrem Körper hinabgleiten. Doch plötzlich vernahm sie ein Geräusch, sofort raffte sie das Kleid über ihren Brüsten zusammen und blickte in die Richtung aus der sie das Geräusch vernommen hatte. Überrascht hob sie eine Augenbraue und sprach: „Verres?“ Sie hatte ja mit allem gerechnet, doch nicht das sie ihn hier anfinden würde. Doch wieso saß er auf dem Boden? „Verres! Alles in Ordnung mit dir?“ Mit einer Hand ihr Gewand haltend, kam sie auf ihn zu und hockte sich neben ihn hin.

  • Verres hatte kaum bemerkt, dass ein andere Sklave oder gerade in diesem All ausgerechnet Carmen dn Waschraum betreten hatte. Er war versunken in dem, was er heute erlebt hatte, und es war mehr, als er fühlen wollte. Apatisch hatte er da gesessen und wurde sich seiner Rolle als Sklave langsam bewusst. Er hatte Carme fast nicht bemerkt, erst, als sie ihn ansprach.
    Sofort schnellte seine Hand über seine Nae und er sprach emotionslos: »Ja, entschuldige ...»
    Seine Stimme wollte stark klingen, aber sie kam so hervor, wie er sich fühlte: Gedemütigt. Denn erst jetzt wurde ihm bewusst, was wirklich passiert war. Nein, es war ihm auch vorher bewusst, aber er hatte gehofft, das er alleine war.
    »Gehe, Carmen, bitte. Lass mich alleine ...« sagte er der Frau, deren Anwesenheit er so schätzte.
    Er vergrub sein zerschundenes Gesicht hinter seinen Händen.

  • Seine Stimme erschreckte sie und ließ Carmen innehalten. Ihre Müdigkeit war vergessen, ebenso wie ihr Entschluss sogleich ins Bett zu gehen. Was war nur geschehen? Sorge breitete sich in ihr aus und sie legte eine Hand auf seinen Arm, während die andere weiterhin ihr Gewand zusammenhielt. Ganz sicher würde sie jetzt nicht gehen, auch wenn er sie darum gebeten hatte. Einen Freund ließ man nicht allein und er war mehr als nur ein Freund für sie. Diese Erkenntnis traf sie ebenso unvorbereitet wie der emotionslose Ton von Verres Stimme. Doch der Schreck darüber verblasste angesichts des angeschlagenen Anblicks von Verres. Damit konnte sie sich auch später noch befassen, nun wollte sie erst einmal für ihn da sein. Sachte lag ihre Hand auf seinem Arm, strich sanft über seine Haut und schüttelte dabei den Kopf. Doch da er sein Gesicht hinter den Händen verborgen hielt und somit ihr Kopfschütteln nicht sehen konnte, sprach sie:
    "Nein, ich werde nicht gehen und dich auch nicht allein lassen. Dir geht es nicht gut, das sehe ich doch. Was ist passiert, Verres?" Ihre Stimme erklang samtweich, während Carmen ihn besorgt anblickte.

  • Verres spürte auf einmal Carmens Hand auf seiner Haut und fast schreckte er zurück. Nicht weil er es ihm unangenehm war, im Gegenteil, es war wie Balsam auf seiner Haut. Nein, er wollte einfach nichts von sich und seinen Emotionen preis geben. Und doch war er plötzlich so dankbar, und dennoch versuchte er stark zu sein und dies zu zeigen. Warum? Weil er sich seiner Schwäche schämte und er es nicht aushielt. Es war wie ein weiterer Schlag in den Magen und doch war es ganz anders.
    »Ich habe Mist gebaut ... ich habe die Vase des Herren auf der Strasse fallen gelassen und dann schlug ... er mich und brach mir die Nase ...«
    Langsam glitten seine Hände von seinem geschundenen Gesicht und er blickte Carmen verzweifelt an. »Aber es kam noch schlimmer ... aber egal ... ich schaff das schon!«
    Nein, Verres hatte die erste absolute Begebung des Sklavendasein erlebt, aber glauben wollte er es nicht. Er wollte alleine sein, da er es jetzt erst realisierte ...
    Und doch war er unendlich dankbar, dass es da einen Menschen gab, der bei ihm war. Aber eine Schwäche zeigen? Das konnte er nicht, rang er doch eh gerade mit dem Gefühl, der letzte Dreck zu sein. Es war ihm relativ neu.
    »Er wollte mich umbringen .....« hauchte er nur fassungslos und gerne hätte er sich in ihre Arme geworfen, aber er war ein Mann und glaubte, dies auch ganz alleine zu meistern.

  • Ihr erster Impuls war zu sagen: Wegen einer simplen Vase wird er dich nicht umbringen! Doch Carmen schluckte diese Erwiderung hinunter, da ihr einfiel, dass Sklaven schon wegen ganz anderer Dinge ihr Leben lassen mussten. "Oh Verres!" sagte sie leise, ließ seinen Arm los und strich ihm nun zärtlich über die Wange, um sich dann seine Nase genauer anzusehen. Ja, sie war eindeutig gebrochen. Mit einer Mischung aus Sorge und Wut auf ihren gemeinsamen Herrn blickte sie Verres in die Augen. Es war doch nur eine Vase gewesen, eine verdammte Vase! Und Verres war ein Mensch. Man konnte doch einen Menschen nicht einfach so umbringen, selbst wenn er 'nur' ein Sklave war! Auch sie hatten ein Recht darauf zu leben.
    "Er wird dich nicht umbringen, nicht wegen einer Vase." sprach Carmen zuversichtlich und aufmunternd, war sich jedoch überhaupt nicht sicher. Sie kannte ihren Herrn nicht und konnte ihn somit auch nicht einschätzen.
    Noch immer lag ihre Hand an seiner Wange und mit sanften Druck drehte sie Verres Kopf zu sich herum. "Aber du sagst, es kam noch schlimmer? Was kann noch schlimmer sein, als die Androhung dich zu töten?" Schon jetzt, obwohl sie sich erst seit so kurzer Zeit kannten, schmerzte sie der Gedanke ihn zu verlieren und jagte ihr Angst ein.

  • Verres merkte, dass es ihm doch gut tat, dass es Carmen war, die bei ihm war und doch schämte er sich. Nicht wegen seines Vergehen, eher wegen seiner Schwäche, welche er unweigerlich zeigte. Er wollte doch so stark sein und ihr eine Hilfe und nun kam er sich wie ein Schwächling vor und es nagte ziemlich an ihm.
    »Egal ... es ist passiert ... aber ... « Er schluckte. Und ihm wurde schlecht. Ein Wunder, dass er sich nicht übergab. Wie sollte er es Carmen erzählen? Diese andere Sklavin, die nun hier war und so unglücklich.
    Er war nicht in der Lage, dass alles zu schnell zu erzählen.
    'Nimm mich bitte in deine Arme!' hauchte er plötzlich und war selber erstaunt. Er hatte es nicht ausgesprochen, es war nur sein Wunsch, aber aussprechen wagte er nicht. Verres war stark, aber nun wollte er nur eines. Carmen spüren. Egal, wie lange sie sich kannten. Er wollte sie spüren, weil sie da war und weil er sie liebte, ohne es zu wissen.

  • Zu gern hätte Carmen ihn in die Arme geschlossen und ihm so den Trost vermittelt, den er brauchte. Doch da er nichts dergleichen sagte und sie sich dachte, dass er - ein Mann - sowas nicht wollte, unterließ sie es. Männer wollten ja immer die starken sein und Carmen wollte ihm nicht dieses Gefühl berauben, es sein denn er bat darum. Wie sein Anblick ihr doch ins Herz schnitt! Sie ließ ihre Hand von seiner Wange zu seinem Mund wandern und legte den Zeigefinger auf seine Lippen. "Schscht." Leise und kaum hörbar kam der Laut über ihre Lippen, während ihre Augen ihn warm und liebevoll anblickten. "Du musst es mir nicht erzählen... nicht jetzt." Carmen strich mit dem Finger federleicht über seine Lippen, lächelte ihn sanft an und legte ihre Hand wieder an seine Wange, um diese zu streicheln. Auch wenn sie ihn nicht in die Arme nahm, so wollte sie ihm doch nahe sein und ihm das Gefühl geben, dass sie für ihn da war.
    Was auch immer heute noch vorgefallen war, es hatte ihn verändert und ihn tief getroffen.

  • Für Verres war es fast wie ein Traum. Ihre Finger an seiner Wange, so zart und so liebevoll und dann ihre Finger an seinen Lippen. Und er genoss es wahnsinnig. Doch er wusste auch, dass er gerade ein wenig verletzlich war und so sehr er Carmens Nähe genoss, so schämte er sich auch, weil er schwach war und dies doch nicht sein durfte. Aber warum eigentlich nicht? Er vertraute ihr. Sie würde, so glaubte er, sie niemals als Schwächling ansehen. Aber woher kam sein Gefühl? Er war es irgendwie leid, diese seltsamen stolzen und männlichen Gesten und Gefühle u spüren und als er ihre Finger so spürte, da war ihm plötzlich alles egal. Er begehrte sie und er brauchte sie. Jetzt. Egal, ob er schwach war.
    "Bitte ... « sprach er leise und drängte sich ihr schon langsam aber mit viel Gefühl entgegen. » ... bitte ... halte mich ... »
    Was war geschehen? Wurde er zu Memme? Da waren so seltsame Gefühle, fast wie Erinnerungen. Da waren Männer, die ihn auslachten .. aber dennoch hielt Verres dem stand. Seine Nase schmerze immer noch und auch die Schläge in den Magen.
    »Ich wollte nur helfen ...« hauchte er leise und seltsam traurig und doch nicht ohne Hoffnung.

  • Das was sie eben noch gewollt, sich jedoch verwehrt hatte, erbat er sich nun. Carmen hielt sekundenlang inne, blickte Verres stumm an und nickte dann kaum merklich. Langsam und bedächtig ließ sie ihr Gewand los, hoffte das es auch so hielt und schob die Hand, mit der sie eben noch den Stoff gehalten hatte, in seinen Nacken. Sanft zog sie Verres an sich und nahm ihn in die Arme. Das er sie darum bat, war einfach wundervoll und zeugte von innerer Stärke und Mut, welches viele - insbesondere Männer - nicht aufbrachten. Carmen hauchte Verres einen Kuss auf die Stirn, strich dabei beruhigend über seinen Rücken und schmiegte ihren zarten Leib an seinen. Sie wollte ihm soviel Trost spenden, ihm zeigen, dass er nicht allein war und hoffte das es bei ihm auch so rüberkam. "Ich bin für dich da..." flüsterte sie leise und ging nicht weiter auf seine letzten Worte ein. Wenn er ihr mehr erzählen wollte, so sollte er es von sich aus tun. Sie würde ihn nicht drängen. Sie würde einfach nur hier bei ihm und für ihn da sein.

  • Als Carmen ihn in seine Arme schloss und ihm einen sanften Kuss auf die Stirn gab, ging es ihm schon viel besser. Ihre Nähe tat ihm gut und gab ihm Kraft. Es war wohl nur eine kurze Schwäche, so, wie wenn man nach einem heftigen Kampf hinterher merkte, wie einem das Adrenalin durch die Adern floss und sich erst hinterher der eigentlichen Gefahr bewusst wurde. So hatte es Verres auch in dem dakischen Dorf erlebt: Er hatte wie ein Berserker gekämpft, einige der römischen Soldaten verletzt und einen sogar getötet, bevor er schliesslich selbst fast getötet wurde.


    Nun aber war das über zwei Monate her und er war nun ein Sklave von Rom. Ebenso wie Carmen, was ein weiterer Grund war, was ihn mit dieser faszinierenden Frau verband. Und hatte sie ihn an sich gedrückt und auch er schlang seine Arme um sie und spürte ihre Haut des Gesichtes, nahe des seinen. Er war versucht, sie zu küssen, denn auf einmal hatte er danach das Bedürfnis, tat es aber nicht. Doch seine Lippen kamen nun ihrer Haut empfindlich nahe und sie konnte seinen Atem warm auf ihrer Haut spüren.
    "Ich danke dir ... es war nur eine Schwäche ... es geht schon wieder ..." hauchte er und dann fuhr seine Hand zu ihrem Nacken und seine Hände vergruben sich in ihrem Haar.

  • Sein warmer Atem auf ihrer Haut, jagte ihr kleine Schauder über den Rücken. Es war ihr nicht unangenehm, ganz im Gegenteil. Und als Verres dann auch noch seine Hand in ihren Nacken legte und seine Finger in ihrem Haar vergrub, da spürte sie ein wohliges Prickeln auf ihrer Haut. Sie hatte wahrlich einige unschöne Dinge in ihrem Leben erfahren und tun müssen, doch hier und jetzt bestand keinerlei Gefahr für sie oder ihr Seelenheil. Verres würde ihr nicht weh tun, dessen war sie sich absolut sicher und so entspannte Carmen sich, als er seine Arme um sie legte und sie so zärtlich berührte.
    Carmen drehte ihr Gesicht so, dass sie ihm direkt in die Augen blicken konnte, was zur Folge hatte, dass sich ihre beiden Münder ganz nahe waren. Auch sie verspürte, ob des sinnlichen Zaubers der sie beide umgab, den Drang danach ihn zu küssen. Doch dürfte sie dem Drang nachgeben? Er war ein Sklave, genau wie sie und sie Beiden waren das Eigentum eines anderen Menschen. War es ihnen gestattet sich näher zu kommen? Carmens Blick suchte seinen, wollte eine Antwort auf ihre Frage in Verres Augen sehen und sie glaubte eine gefunden zu haben. Langsam, unendlich langsam überbrückte sie die letzten Millimeter und berührte mit ihren Lippen federleicht die seinen. Sanft strich sie mit ihren weichen Lippen über seine, bevor sie den Druck leicht verstärkte. Doch dann hielt sie inne und gab ihm somit die Möglichkeit die zärtliche Annäherung zu beenden oder fortzusetzen.

  • Verres spürte, wie sich Carmen ein wenig bewegte und auf einmal waren sich ihrer beider Gesichter sehr nahe, zu nahe, aber es war genau dass, was er wollte. Denn er spürte auch die Magie zwischen ihnen. Es war, als sendete jeder der beiden so etwas wie kleine Blitze aus, die den anderen angenehm trafen. Und dann kam sie ihm noch näher und auf einmal berührten sich ihre Lippen, weil sie es so wollte und Verres war unendlich dankbar. Er glaubte schon vorher zu wissen, dass auch Carmen mehr für ihn empfand, aber er wollte sie nicht ausnutzen und ihr nicht das Gefühl geben, dass er schnell bei der Sache war, denn das passte zu ihm nicht. Wie er früher war, wusste er nicht. Aber hier und jetzt war es, als würde die Zeit stehen bleiben. Er blickte in ihre dunklen Augen und seine blaugrünen Augen funkelten im Dämmerlicht.
    Ihre Lippen trafen die seinen und ein unermesslich schönes Gefühl wogte durch jede Faser seines Körpers.
    Anders als Carmen dachte er nicht daran, wer sie waren oder wem sie gehörten. Das war ihm egal, da er eh noch nicht lange ein Sklave war. Er sah nur sie. Er spürte nur sie und es freue ihn wahnsinnig, dass sie den ersten Schritt machte, denn er war sich schon unsicher gewesen. Nun aber, als sich ihre Lippen berührten, kam es über ihn. Doch immer noch zaghaft. Er verstärkte seine Umarmung und den Druck seiner Finger in ihrem Haar und dann erwiderte er ihren zarten Kuss mit ebensolch vorsichtiger Zartheit. Doch nun wurde auch er aktiv, wenn auch mit Bedachtheit, denn was hier gerade zwischen ihnen geschah, war so wundervoll und magisch, dass er es nur einfach genoß. Er vergaß alles um sich herum, auch die Schmerzen im Magen und in der Nase. Alles wurde unwichtig. Es gab nur noch sie.
    Und dann schloss er seine Augen und seine Lippen drückten sich sanft auf die ihren und er küsste diese zärtlich, während seine Hand in ihren Haaren sein Verlangen nach ihr ein wenig unterstrichen, in dem er seine Finger über ihre Kopfhaut streifen liess. Er roch ihren Duft und sog ihn sinnlich auf, er schmeckte ihre so zarten Lippen und gab einen leisen aber glücklichen Seufzer von sich.

  • Als Verres den Kuss nicht beendete, sondern fortsetzte und sogar leise aufseufzte, da verspürte Carmen eine unendliche Erleichterung. Tief in ihrem Inneren hatte sie befürchtet, dass er ihre Annäherung nicht gutheißen und sie von sich weisen würde. Doch Verres tat es nicht und ein starkes und mächtiges Glücksgefühl durchströmte sie, welches sie so noch nie verspürt hatte. Schauer des Wohlbehagens rieselten über ihren Körper, als er seine Finger über ihre Kopfhaut streifen ließ und sie schmiegte sich noch näher an ihn an.
    Sie hatten sich von Anfang an gemocht, sich geneckt und miteinander gescherzt, doch das was jetzt gerade zwischen ihnen passierte, davon hatte Carmen nicht einmal zu träumen gewagt. Wenn sie ehrlich zu sich war, dann hatte sie nie daran gedacht oder es auch nur in Erwägung gezogen, dass sie je etwas so schönes erleben würde. Doch was gerade geschah, belehrt sie eines Besseren. Sie saß hier im Waschraum auf dem Boden in einer innigen Umarmung mit einem Mann, der ihr Herz höher schlagen ließ und mit dem sie sich auf magische Weise so verbunden, so vertraut fühlte.
    Carmen schloss genießerisch die Augen und gab sich ganz dem zärtlichen, ja liebevollen Kuss hin, während ihre Arme sich um seinen Hals legten und sie sich ganz eng an Verres drückte. Auch sie seufzte leise auf, bevor sie den Kuss vertiefte und alles um sich herum vergaß. Nur dieser Augenblick zählte.

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