Ein kleiner Einkauf.... oder mehr?

  • Sabina faltete ihre Hände zusammen und legte sie vor aich auf den kleinen Tisch. Sie sah Curio immer wieder an und hörte seinen Ausführungen genau zu. "Es mag mir auf der beruflichen Ebene vielleicht nicht wirklich etwas bringen, aber es brringt mir persönlich sehr viel, denn in den Sternen steht so viel geschrieben, das kannst du dir sicher nicht vorstellen. Vielleicht kann man sie auch für die Götter benutzen und vielleicht auch für etwas anderes. ich hingegen finde es nicht unnptz." Jeder hatte eine andere Meinung zu solchen Dingen und das war auch vollkommen in Ordnung, denn es wäre schlimm wenn jeder nur das gleiche mögen würde wie der andere.
    Etwas seltsam wirkte er nun doch wieder auf sie mit seinen Aussagen bezüglich des Lesens und der Freizeitgestaltung. Er überraschte sie immer wieder mit jedem neuen Satz den er in den Mund nahm. Er war wie ein Ball der hin und her hüpfte und nicht wusste welche Richtung er einschlagen sollte, aber war es auch nicht genau das was einen Mann etwas gab, was die Frau neugierig werden ließ?. Das alles war wirklich seltsam und sie ergriff wieder ihren Wein und nippte ein wenig daran. "Daran tust du auch nicht schlecht wenn man sich etwas hier abseits setzt und das Geschehen beobachtet. Viel findet man dann raus und viele nette Bekanntschaften kann man machen wenn man es richtig anstellt" sagte sie mit einem ziemlichen Schmunzeln und sah ihn über den Rand ihres Bechers hinweg an. Er hatte wunderhübsche Augen musste sie sich wirklich eingestehen und nun wo die Sonne von der anderen Seite schien strahlten sie nur noch mehr.

  • "Das es unnütz ist sagte ich ja auch nicht, aber wäre nicht ein Studium in Dingen, die einen in der beruflichen Karriere sicherten nicht nützlicher? Über Sterne kann man sich auch in seiner Freizeit beschäftigen ... das ist zumindest meine Auffassung. Aber wer wäre ich, wenn ich deine Entscheidungen anzweifeln würde.“ Ein kleines Grinsen huschte über meine Lippen. Natürlich konnte ich mir eine Meinung zu ihren Taten, Vorhaben und Worten bilden, aber niemanden konnte ich diese Meinung aufzwingen, das er sie selber glauben würde. Nein, Meinungsfreiheit musste sein, sonst wären wir nicht mehr freie Menschen, wie die Sklaven, die uns tagtäglich unser Leben vereinfachten (so die Theorie). Aber seltsam kam mir das schon vor. Man hätte ja einen einfachen cursus ablegen können, oder in den Bibliotheken von Rom und besonders denen in Alexandria gab es ja sicherlich genug Material, dass man sich so etwas selber beibringen konnte.


    Das Grinsen verschwand allmählich wieder, als wir zu meinen Freizeitinteressen kamen und ich muss ja zugeben, dass man sich darüber auch sehr streiten könnte. 'Lesen ist vergeudete Zeit', 'Den Leuten am Handeln zuhören ist Stuss' und all solche Dinge hätte sie ebenfalls sagen können. Natürlich nicht in dieser Ausdrucksweise, aber der Sinn ließ sich ja nur schwer verschleiern. Aber sie sagte nichts dergleichen, befürwortete sogar etwas von den Tätigkeiten und ich machte mir einige kleine Notizen in Gedanken. Notizen, über die ich in absehbarer Zeit – jetzt war ein denkbar schlechter Zeitpunkt – noch einmal nachdenken konnte. Gedanken, die beispielsweise die Frage enthielten, wieso ich dann ihre Tun anzweifelte und ähnlich Dinge.
    “Tatsächlich findet man viel über die Menschen Roms heraus und mit Sicherheit kann daraus die ein oder andere nette Bekanntschaft entstehen, wenn man sich richtig anstellte.“
    Ich nippte an meinem Quellwasser, um meine Kehle etwas zu befeuchten, bis ich schließlich ihre Anspielung realisierte. 'Nette Bekanntschaft, wenn man sich richtig anstellte'. Einen kleinen Augenblick länger, als notwendig blieben meine Lippen am Becher, bevor ich wieder aufschaute und man deutlich eine schwache Röte auf meinen Wangen erkennen konnte. Das wäre der perfekte Start für eine Komödie gewesen, 'damals' und was hätte ich dafür getan, einmal neu anfangen zu können. Aber hätte ich nicht vielleicht wieder dasselbe getan?
    Meine Augen blieben nicht in der Leere, wo sie sich immer aufhielten, wenn ich am Nachdenken war, und suchten ihren Blick.

  • Sie hatte schon viele getroffen, die so dachten wie er aber jeder hatte seine Meinung und sollte die Meinung des anderen auch akzeptieren und wer wusste schon ob ihr dieses Wissen nicht irgendwann doch einmal sehr von Nutzen sein würde? Keiner! Nun seine Freizeitbeschäftigungen könnte man auch mit etwas beruflichen koppeln, denn wer viel las musste eigentlich auch gebildet sein, aber bei diesem Mann der so viele Gesichter zu haben schien konnte man sich da nicht so sicher sein obwohl er ihr gegenüber auf keinen Fall dumm wirkte, nein sie musste ja sogar zugeben, dass dieser Mann etwas hatte was sie anzog, denn ansonsten wäre sie ganz sicher nicht schon wieder neben ihm und hätte ihm schon bei ihrem ersten Zusammenstoß den Laufpass gegeben.
    "Und wie ist es bei dir? Stellst du es öfters richtig an" fragte sie ihn auf einmal auf eine ganz besonders freche Weise und war sehr gespannt drauf was er nun dazu sagen würde und ob er sich auch noch verschlucken würde. Sie musste leise kichern und hielt sich sogleich ihre Hand vor den Mund, denn es war bestimmt nicht nett wenn man so kicherte. Nein sie vergas sicher nicht ihre gute Kinderstube, aber manchmal kam es einfach so über sie.
    Seinen Blick genoss sie eine Weile, aber sie wartete ja immer noch auf eine Antwort von ihm und grinste ihn immer noch verstohlen an und versuchte es dann auch noch hinter ihrem Becher zu verstecken.

  • Die blasse Röte blieb noch eine Zeit und ich spürte richtig, wie meine Wangen brannten. Nun war die Zeit der unangenehmen Fragen, aber das konnte man wohl ausgleichende Gerechtigkeit nennen, schließlich war das Thema über ihre Berufswahl, wo doch des öfteren das Wort 'Vestalin' fiel sicherlich nicht minder unangenehm, als dieses Thema nun mir. Sie konnte die Hand vor ihren Mund halten, so lange sie wollte, ich hörte trotzdem ihr leises Kichern und auch dieses merkwürdige, aber doch anziehende Lächeln konnte sie nicht ganz vor mir verbergen.
    Was sollte ich auf diese Frage antworten? Wenn ich die Wahrheit sagen würde, dann könnte ich mir das Ergebnis schon jetzt ausmalen und wäre mir sicher, dass ich sie heute das vorerst letzte Mal sehen würde, lügen wollte ich allerdings erst recht nicht, also blieb mir nur die dritte Möglichkeit: Das kunstvolle Umschreiben, was mir bisher immer recht gut gelungen ist ... aber bei ihr könnte das wiederum anders sein.
    “Was denkst du denn? Du hast es ja selbst erlebt, aber ich glaube, darüber brauche ich nicht wirklich viele Worte zu verlieren.“ Ich schaffte es doch tatsächlich, mir ein kleines Schmunzeln abringen zu können, bevor ich wieder den Becher an die Lippen hob, um das kühle Nass meinen Rachen hinunterlaufen zu lassen. Auf meinen Lippen blieben ein paar kleine Tropfen zurück, die die Sonne einen kurzen Moment spiegelten, ehe ich kurz mit meiner Zunge darüber fuhr. Kurz blickte ich von ihren Augen ab und ließ meinen Blick zum Himmel schweifen, wo sie ein wenig den dortigen Wölkchen zu schauten, wie sie von jedem kleinsten Windhauch durch die Gegend geschubst wurden. Sorglos wie eine Wolke müsste man manchmal sein, allerdings haben Wolken sicherlicht nicht so viel Spass, wie es ein Mensch haben könnte. Nach der kurzen, aber erholsamen Pause sanken meine Augen wieder auf die gleiche Höhe, wie sie vorhin waren, wieder die funkelnden grünen Augen von Sabina ins Bild fassend.
    “Aber wie kommst du darauf, dass ich öfters in solche Situationen komme?“ fragte ich meinerseits mit einem kleinen Lächeln, während sich mein Kopf leicht zur Seite neigte, ein Zeichen, dass ich gespannt auf eine Antwort wartete.

  • Es hatte ihr Spaß gemacht ihn so anzusehen und zu versuchen ihr Lächeln hinter dem Becher zu verbergen. Es war ein kleines Spiel unter vielen und sie hatte langsam Gefallen daran gefunden es mit ihm zu spielen, denn nicht nur er war ein Spieler, sondern auch sie. Sie konnte genau sehen wie sich die Tropfen auf seinen Lippen zurückhielten und wie er sie dann mit seiner Zunge aufnahm, als wäre es das Normalste auf der Welt. Er wusste doch sicher genau welche Wirkung er damit auf sie hatte und wie auf jede andere Frau auch. Immer weiter funkelten ihre Auegn, aber sie schaffte es nicht ihren Blick von ihm abzuwenden, denn es schien sie wurde regelrecht von ihm angezogen. Es war ein Geräusch aus dem Hintergrund welches sie aus ihren Gedanken riss, als einer der Männer einen Becher fallen ließ und damit ein schepperndes Geräusch erschallte. Eine kleine ruckartige Bewegung war ihre Reaktion darauf und sie schaute sich nach dem Störenfried um. Vielleicht war diese Störung auch notwendig gewesen, denn nun konnte sie Curio wieder mit klaren Gedanken ansehen. Obwohl es äusserst schwer war bei diesem Mann einen klaren Gedanken überhaupt fassen zu können. Während er wieder den Himmel betrachtete sah sie ihn an und versuchte wieder einmal ein wenig schlauer aus diesem Menschen zu werden. Das diese Frage kam, hatte sie sich schon gedacht und ihr Lächeln wurde breiter. "Du scheinst mir der perfekte Mann zu sein, der gerne in solche Situationen gerät und diese mit Sicherheit auch ausnutzen würde, oder irre ich mich da nun doch?" Sabina war äusserst gespannt wie er auf diese direkte Art reagiete. Das Lächeln auf ihren Lippen nahm einen schalkhaften Ausdruck an, den sie dann aber wieder hinter ihrem Becher verstecken wollte, aber wahrscheinlich brachte ihr das wieder relativ wenig. "Aber sollte dir das Thema unangenehm sein, dann werde ich gerne ein anderes anscheneiden wenn es dir recht ist." Nun war der Schalk auch noch deutlich in ihren grünen Augen zu erkennen und sie wollte nicht wissen was einer aus ihrer Familie gemacht hätte, wenn man sie hier so mit Curio und dann auch noch mit diesen Worten erwischen würde. Von ihrem Vater hatte sie nichts zu befürchten, da war sie felsenfest von überzeugt, aber ihre Brüder und vielleicht sogar auch ihr Onkel waren da ganz bestimmt anderer Meinung. Sie entsinnte sich an das Gespräch mit Metellus der eigentlich ganz locker gewirkt hatte immer, aber sie hatte nicht wirklich die Ahnung, was die anderen alle sagen würden, wenn sie wüssten, dass sie sich nun schon zum zweiten mal mit einem Sergier abgab, denn es waren solche Gerüchte immer wieder im Umlauf, die nichts Gutes über diese Familie erzählten, aber was sie gelernt hatte war auf jeden Fall, dass man sich erst ein eigenes Bild machen musste von einer Person, von einem Ort oder etwas ähnlichem, denn auf das Geschwätz anderer war niemals Verlass. Curio war ein netter, junger Mann auch wenn er so einige Merkwürdigkeiten aufwies die es galt noch etwas mehr zu ergründen. Auch den Kuss hatte sie nicht vergessen und sie erwischte sich bei dem kleinen, nein bei dem recht winzigen Gedanken diesen Kuss noch einmal zu wiederholen, vielleicht irgendwann. Ihre Familie würde einen Kollaps bekommen und wahrscheinlich würde man sie dann auch noch wirklich zu den Vestallinnen schicken und das war der letzte Ort auf der Welt wo sie hin wollte. Götter ja, aber nicht zu den Vestallinnen, aber ihr Bruder hatte ihr ja schon klar gemacht, dass es für sie besser war wenn sie etwas in der Verwaltung machte. Bestimmt hörte sie viel zu oft auf ihre Familienmitglieder........ Als sie merkte, dass sie mit ihren Gedanken ziemlich abgeschweift war versuchte sie sich wieder auf den Mann vor sich zu konzentrieren und auf die Worte, die er vielleicht schon gesagt hatte.

  • Der lange Augenkontakt wurde leider von einem herunterfallendem Becher unterbrochen und für einen kurzen Augenblick hätte ich den Mann verfluchen können, der so dämlich war, das Gefäß einfach fallen zu lassen, ließ meinen Blick dann doch wieder von ihm ab. Jedem konnte ja so etwas passieren und nun war es halt der falsche Zeitpunkt für mich gewesen, dass jemandem eben sein Becher runterfiel, aber erstens konnte man sich ja nicht aussuchen, was es passiert und zweitens hatte er nun eh genug Ärger mit dem Besitzer des Standes, welcher ziemlich wütend über sein zerbrochenes Tongefäß war. Als schließlich auch Sabina sich wieder von diesem Vorfall gelöst zu haben schien und ich den Himmel und die Wolken nun schon genug angestarrt hatte suchte ich wieder ihre Augen und war sofort wieder ein klein wenig erstaunt über ihre direkte Art. Vorhin kam sie mir gänzlich anders vor und sie schien ebenso geheimnisvoll zu sein, wie sie es bei mir glaubte.
    Vorallem aber fand ich interessant, wie leichtfertig und offen sie mit diesem Thema umging, denn es gab nicht viele junge Damen, die es sich erlaubten, so zu reden, was natürlich sehr schade fand. Sie konnten ruhig alle so offen sein und brauchten sich nicht so verstellen oder anpassen – meine Meinung, aber die zählte ja nicht viel.


    Wieder hatte sie dieses freche Lächeln, oder war es ein Grinsen auf ihren Lippen und wieder versuchte sie es zu verstecken und wie sollte es sein .... wieder schaffte sie es nicht wirklich und das war ziemlich amüsant. “Nein, mir ist es nicht unangenehmer, als dir vorhin das Thema der Berufswahl war und so führe ich das Gespräch dann doch gerne fort.“ Ein kleines Schmunzeln bildete sich nun auf meinen Lippen, wobei ich es allerdings nicht verstecken wollte, da war ich zu sehr auf ihre Reaktion gespannt, wartete aber nicht ab und beendete die kleine Redepause: “Scheine ich das zu sein? Mich würde wirklich interessieren, wie du darauf kommst ... vorallem wegen der recht unglücklichen ersten Begegnung. Aber ehrlich gesagt ... wer wäre ich, wenn ich solche Gelegenheiten nicht am Schopf packen würde? Das mag nun doch etwas seltsam klingen und ich weiß nicht, ob ich das normalerweise zu jemanden wie dir gesagt hätte, aber ich will ja niemanden belügen und“ ich machte eine kurze Pause, in der ich einen Augenblick nachdachte, meinen Blick in meinen Becher senken ließ und diesen kurz schwenkte, ehe ich wieder aufschaute und weiterredete: “außerdem kenne ich persönlich nur sehr wenige, die anders handeln würden...“


    Klang das nun wie ein Versuch mich zu rechtfertigen? Irgendwie schon und es beunruhigte mich, denn schon wieder überkamen mich diese seltsamen Gedanken, die auch schon am Brunnen kamen und ich dachte, sie wären nur das sinnlose Hirngespinst des Hitzschlages, welcher mich befiel – es schien aber anders zu sein...

  • Sabina erinnerte sich noch sehr gut an die erste Begegnung und manch einer würde sie sicher fragen was sie hier zusammen mit diesem Manne wieder tat, aber so schlimm war er ja gar nicht wie es damals den Anschein hatte. "Ich weiß nicht genau, es ist ein Gefühl was es mir einfach sagt, aber wie ich genau drauf komme.." sie zuckte mit den Schultern und lächelte etwas nervös. Sie hatte keine Ahnung wie sie sich erklären sollte und vielleicht war es auch besser sie beide würden wirklich ein anderes Thema anschlagen. Sie war schon längst wiedr rot und sein kleines Schmunzeln trug auch nicht zu einer Besserung bei. "Im Ernst. Ich finde dich sehr nett und es ist angenehm mit dir zu reden. Es ist sehr selten, dass ich mit jemanden so frei sprechen kann, denn meißtens bin ich dann doch nicht alleine und in Tarraco sind die Menschen ganz anders als hier. Vielleicht werde ich in naher Zukunft meinen Vater noch einmal besuchen gehen, da ich ihn ja verpasst hatte und dann kann ich die Menschen aus Rom gut vergleichen mit denen von hier und ich wette, dass es dort keinen gibt der so ist wie du."


    In ihrem Becher war nicht mehr viel drinne deswegen konnte sie ihn mit dem letzten Schluck leeren. Mit dem Becher in der Hand sah sie ihn an. "Vielleicht hast du ja auch einmal die Gelegenheit meine Heimat kennenzulernen. Sie wird dir gefallen." Ob er eigentlich merkte, dass sie versuchte ihm etwas auszuweichen und auf ein anderes Thema zu lenken. Sie hoffte er würde es nicht so schnell bemerken.

  • Ein Gefühl, was er ihr einfach sagte? Sehr interessant ... vielleicht hatte sie öfter solche „Gefühle“? Denn eigentlich lag sie ja so falsch gar nicht, im Gegenteil, aber das musste sie ja nun wirklich nicht wissen und dafür wäre ich vielleicht sogar bereit, Opfer zu bringen. Warum das ausgerechnet bei ihr so war, wusste ich nicht, denn bisher hatte ich noch bei keiner das Verlangen gehabt, so mit der Vergangenheit, oder meiner Lebensweise abzuschließen. An die Worte meiner Nichte glaubte ich noch immer nicht wirklich. Der Kopf war es hier, der 'Nein' sagte, er wollte es nicht wahrhaben, aber der Bauch, oder gar das Herz ... sie sagten etwas anderes ...


    Ich weiß nicht, wie lange ich nun wieder grübeln ihr gegenüber saß und nichts sagte, aber ich hoffte, dass es nicht zu lange war. Einmal rief ich mir noch ihre Worte ins Gedächtnis, damit ich darauf etwas erwidern konnte und stellte fest, dass sie es doch geschafft hatte, das Thema zu wechseln. War es ihr selbst unangenehm? Wieso? Ich war es doch, der in einer 'misslichen' Lage steckte, nicht sie. Naja, wenn sie selbst ein anderes Thema anschlug, dann wollte ich ja nicht am alten festhalten, wenn es ihr dann auch noch unangenehm schien, erst recht nicht.
    “Oh danke, dasselbe gilt auch für dich ... mir gefällt es, mit dir hier sitzen und ein wenig zu plaudern...“ Sie fand mich nett? Wie sollte ich das deuten? War das etwas Gutes, oder vielleicht nicht? Konnte ich das überhaupt deuten, oder sollte ich das so hinnehmen, wie sie es sagte? Wieder solche vielen Fragen. Das war ja nicht normal, ich mache mich hier noch selbst verrückt, aber wieso? In jedem Satz, jedem Wort, welches sie von sich gab suchte ich nach etwas, nach einen tieferen Sinn, etwas, was mir eine Bestätigung gab. Eine Bestätigung für Auroras Worte, die ich aber selbst nicht wahrhaben wollte. Hm ... Hirngespinste, oder Realität? Wunschdenken, oder sinnlose Gedankengänge?


    “Du willst wieder nach Hispania? Nach Tarraco? Wie lange denn? Nicht allzu lange, will ich hoffen!“ Leicht ungläubig schaute ich sie an. Sie war doch noch gar nicht lange hier, und außerdem ... könnte ich sie ja dann eine ganze Weile nicht mehr sehen. Denn bis ich einmal verreisen könnte, was nicht geschäftlich war, das würde dauern. Dazu müsste ich lange und gut arbeiten, um auch nur in Erwägung ziehen zu können, Avarus überhaupt fragen zu können. “Gerne würde ich 'mit'kommen, aber in naher Zukunft glaube ich nicht so daran ...“

  • Sabina war sich immer noch nicht sicher in welche Richtung sie dieses Gespräch eigentlich lenkte oder in welche es sich von alleine bewegte. Auch versuchte sie verzweifelt etwas aus seinen Gesten oder Worten zu erfahren was er nicht ganz deutlich sagte. Es war schwer und sie kam einfach nicht dahinter aber das Schlimme war ja,. dass es genau das war was ihn so anziehend machte. Und wahrscheinlich war genau das seine Waffe die er genau wusste einzusetzen wenn er mit einer Frau zusammen war. Genau wer sagte ihr denn,dass er diese Masche nicht bei jeder abzog? Sie konnte sich doch gar nicht sicher sein, schließlich hatte er sie auch am ersten Tag gleich einfach geküsst....aber hatte sie es denn nicht geschehen lassen?
    Das erfreut mich, dass du es genauso denkst wie ich auch und es genießt hier zu sitzen." Seine leicht ängstliche Art auf einmal bezüglich ihrer heimat verwunderte sie ein wenig. "Ich habe nicht vor jetzt sofort wieder zurück zu gehen, dafür bin ich viel zu kurz hier, aber irgendwann möchte ich meinenVater wieder sehen, aber ich werde wenn auch nur einige Tage beziehungsweise so etwa zwei Wochen weg sein." Es schmeichelte ihr, dass er sie anscheinend nicht unbedingt los werden wollte und das machte ihr aber auch gleich zu denken.
    "Solltest du dennoch irgendwann wollen dann würde ich mich freuen." Sie drehte sich um und es schien so als würde sie jemanden suchen was auch so war, denn sie fragte sich wo ihre Sklavin eigentlich abgeblieben war. Sabina hatte nicht vor ihn wirklich wieder so schnell zu verlassen, aber Lynn war nun wirklich schon lange verschwunden und wer wusste schon auf was für Ideen das Ding kam. "Ich frage mich was meine Sklavin wieder anstellt."

  • Das eigentliche Besorgen der Tunika und der Sandalen dauerte nicht wirklich lange. Geschickt huschte Lynn durch die Menschenmenge und hielt nach vielversprechend aussehenden Ständen ausschaue. Meist konnte man schon von weiten sehen, ob die Waren was taugte. Zwar nicht an den Waren selbst, aber die Qualität des Standes und vorallem ein Blick auf den Händler sagten oftmals viel mehr aus, als ein Blick auf die Ware. Ein leicht heruntergekommen wirkender Verkäufer, der an einem gammeligen Holzgerüst steht, kann mit einem gepflegten Mann an einem ordentlich aufgebauten und teuer wirkenden Stand natürlich nicht vergleicht werden, ebenso wie der Preis. Hier galt es, einen guten Mittelweg zwischen Kosten und Nutzen zu finden und viele Sklaven und sie glaubte sich dazu zählen zu können, hatten das zu einer kleinen Kunst ausgearbeitet, denn je mehr man sparen konnte, desto eher würde ein kleiner Lohn oder das Restgeld für sie abfallen und wie schon schon so oft gesagt: Geld regiert die Welt!


    Ziemlich am westlichen Ende des Mercatus Urbi fanden sich meist die preiswertesten Marktstände, denen sie so oft einen kleinen Besuch abstattete, dass man sie schon kannte, wenn sie nur am Stand vorbeilief. Vielleicht mochte das auch daran liegen, dass die meist etwas kräftigeren Händler oft sehr einsam waren und die junge Sklaven nicht gerade ein Mauerblümchen war. Das konnte man natürlich auf oftmals ausnutzen und ein kleines, oder auch größeres Schnäppchen herausschlagen, wenn man ihnen nur ein Versprechen auf ein aufregendes Abenteuer gab, was sie natürlich bisher nie eingelöst hatte. Diese Kerle widerten sie an und falls es doch einmal in eine solche Situation kam, wusste sie sich zu wehren. Sie war schließlich nicht auf den Kopf gefallen und wusste, an welcher Stelle ein Mann ganz schön empfindlich auf Schmerzen reagieren konnte ... und sie konnte das schon ein oder zweimal üben.


    “Ah, wer is'n da? Meine große Liebe ... du weißt, dass du mir noch einen kleinen Gefallen schuldest? Wann kommst denn zu mir? Ich hab en ganz gemütliches klenes Liebesnest, wo du mich richtisch schön verwöhnen kannst!“ Ein moppeliger und kleiner Verkäufer trat an Lynn heran und hauchte mit seinem rasselnden und feuchten Atem an ihr Ohr und sie musste ernsthaft gegen ihre aufsteigende Übelkeit ankämpfen, sonst hätte noch etwas Schlimmes passieren können. “Gib es doch zu meine Süße. Du willst mich doch genauso sehr! Auf was stehst'n so? Ich wette du magst die harte Tour.“
    Schnell wanderten seine wurstigen Finger zu ihren Brüsten und atmete weiter schwer und unkontrolliert an ihrer Wange. Ohne Schwierigkeiten war das Schnaufen seiner Nase zu vernehmen, welche gierig ihren Duft aufsog.
    “Bitte, meine Herrin ist ganz in der Nähe und sie würde das nicht gutheißen. Sie hat einige Leibwachen dabei, die sich vorzüglich damit auskennen, Störenfriede zu entmannen. Gerne würde ich dir nachgeben, aber ich fürchte um deine Männlichkeit.“ säuselte sie ihm lieblich ins Ohr, ohne sich näher als nötig ihm zuzuwenden, während sie die flache Hand auf seine Brust legte und ihn sanft, aber mit einer gewissen Stränge nach hinten drückte.
    “Was? Wie?“
    Ruckartig lösten sich seine Griffel von der Sklavin und er ging zwei Schritte zurück, ehe man ein leichtes Wimmern hören konnte. Lächerlich, wie er sich aufführte, ein richtiger Angsthase. Aber es gab ihr ein wenig Genugtuung, als Sklavin eine solche Macht ausüben zu können.
    “Wenn ich das richtig sehe, verkaufst du Tuniken und Sandalen. Wenn du mir welche zu einem günstigen Preis vermachst, wird beim nächsten Wiedersehen sicherlich niemand dazwischenfunken.“ Nächstes Wiedersehen. Pah! Wenn es nach ihr ginge, könnte er in seinem ach so tollen Liebesnest auf irgendeine Lupa warten, die ihn dann verwöhnen könnte. Sie aber würde sich für das nächste Mal schön einen anderen Händler suchen.
    “Bist du sicher, dass du mir das Versprechen geben kannst? Joa, also ich geb dir das gerne zu einem Vorzugspreis ... ist ja für ne Vorzugsfrau.“ Wieder zeigte sich dieses lüsterne Grinsen auf seinen Lippen, die so noch viel abstoßender wirkten, als vorher.
    “Vertrau mir!“
    Das Grinsen verschwand langsam und sein Gesichtsausdruck änderte sich in eine leichte Skepsis, die aber auch schnell wieder verschwand. Schließlich kramte er kurz in einer Kiste hinter sich und holte eine schöne Tunika, wie auch ein Paar Sandalen hervor, was er ihr dann entgegen streckte.
    “Wie viel?“ “Halte nur dein Versprechen und sei das nächste Mal schön willig!“
    Spätestens jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo sie davonlaufen wollte, aber sie lächelte ihn nur nüchtern an und drehte sich dann mit einem dankenden Lächeln um. Wo war sie nocheinmal losgegangen? Dort drüben, da war doch die Bank, wo dieser Curio saß, da mussten sie noch sein.


    Genauso flink machte sie sich nun auf den Rückweg, sich diesen ekelhaften Typ aus dem Kopf schlagend. Wenn sie das nicht schaffen würde, käme er noch in ihren Albträumen vor und würde sie Nacht für Nacht mit seinen gierigen Fingern befingern. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er ihr einfach die Tunika vom Leib gerissen und seinen Kopf in ihrer Brust versenkt. Vielleicht sollte sie es doch ihrer Herrin sagen. Sie hatte ja Einfluss durch ihren Vater und es gab sicher genug, die ihr einen kleinen Gefallen tun würden. Dieser Curio vielleicht auch...


    Nach kurer Zeit kam Lynn wieder am Ausgangspunkt ihrer Einkaufstour an und schaute auf eine leere Bank. Leer ... sie war leer. Sergius Curio saß nicht hier und ihre Herrin war auch auf den ersten Blick nicht auffindbar. Wo war sie? Hatte man sie vergessen, im Stich gelassen? Oh nein, man würde denken, sie wäre abgehauen und dann nach ihr suchen. Die Vigilen würden nach ihr fanden und sie gewiss in einen Carcer sperren, bis Sabina auftauchen würde und dann würde man sie auspeitschen lassen und sie müsste niedere Aufgaben machen und ... ja und ... ganz viele andere schreckliche Sachen würde geschehen. Leicht verstört schaute sie sich um, ohne die Umgebung nicht wirklich zu beachten. So hätte sie sicher die beiden gefunden, aber ihre Gedanken verschreckten sie in diesem Falle zu sehr. Verdammt, sie musste sie finden und zwar schnell!

  • Gut, sie würde sich noch etwas Zeit lassen, nach Hispania zu gehen und wollte wohl auch nicht sehr lange dort bleiben. Wenigstens ein kleines, gutes Zeichen. Ich hob meinen Becher noch einmal zu den Lippen und nahm einen letzten Schluck, bevor ich ihn geleert hatte. Kurz kramte ich in meinen Erinnerungen ... ja, sie hatte ihren Becher auch eben erst geleert gehabt. "Möchtest du noch etwas trinken?" fragte ich kurz und schaute dann zum Stand herüber. Immer noch eine recht lange Menschenmenge, die sich um das kleine Holzgerüst drängten, aber nicht so viele wie vorhin und es gab anscheinend auch keinen, der die Warterei unnötig in die Länge zog, da alles doch recht zügig ging.


    "Gut ... also am 'Wollen' liegt es nicht, eher am 'Können'. Ich würde liebend gerne einmal nach Hispania, vielleicht komme ich in nicht ganz so entfernter Zukunft dazu." Ein kleines Lächeln bildete sich. Es war ein anderes, als vorher, aber einen wirklichen Unterschied konnte man nur sehr schwer erkennen. Ein Ausdruck der Zufriedenheit - warum auch immer - war zu entdecken und noch etwas anderes, aber das Lächeln verzog sich schnell wieder, als Sabina anfing, von ihrer Sklavin zu reden. "Deine Sklavin? Diese ... Li ... Lynn, richtig? Nein, ich hab sie nicht mehr gesehen, seitdem du sie weggeschickt hast. Ist sie vertrauenswürdig oder denkst du, sie könnte abhauen?" Es gab ja einige, die ihre Sklaven so gut behandelten, dass sie beinahe schon als Mitglied der Familie zu betrachten waren. Sie bekamen dann sogar eine Art Taschengeld und abhauen würden sie keinesfalls. Aber es gab natürlich auch die sturen Sklaven, denen man noch Manieren und Respekt beibringen musste. Das war wohl der größte Teil der Sklavenschaft und als Haussklaven waren sie dann doch eher weniger geeignet, schließlich wollte man am nächsten Morgen nicht mit einem Messer im Rücken aufwachen...

  • Sabina musste überlegen ob sie noch etwas trinken wollte oder doch bald aufbrechen sollte. Sie konnte nicht so lange hier drausen bleiben und eigentlich sollte Lynn schon lange fertig sein mit dem Einkaufen. Sabina hatte sie doch nicht auf einen Großeinkauf geschickt. Ihre Stirn runzelte sich ein weinig, als sie sich wieder umblickte und dann seinem Blick folgte. "Ja gerne. Noch einen Becher Wasser, aber nur wenn die Schlange nicht wieder so lang ist wie vorher. Du musst dich nicht noch einmal so lange anstellen." Es waren immer noch ziemliche Menschen in der Schlange, aber lange nicht so viele wie vorher. "Vielleicht hast du wirklich einmal das Glück dorthinreisen zu können." Sabinas Schmunzeln wurde wieder mehr, aber dieses mal versuchte sie es nicht mehr zu verstecken. "Es hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert wenn du sie gesehen hättest, ich aber nicht. Ich müsste dann nämlich ziemlich blind sein da ich dien ganze Zeit ja neben dir sitze.Ich weiß nicht. Lynn ist noch nicht lange in meinen Diensten und deswegen weiß ich nicht ob sie auf solche Ideen kommt oder nicht. Ich möchte es nicht hoffen, aber sie hat ein gutes Leben bei uns und keiner tut ihr etwas an." Nun machte sie sich aber auch Gedanken darüber, denn sie konnte wirklich nicht sagen ob und wie Lynn eigentlich war.

  • Wieder fing ich leicht an zu lächeln und nickte nur schwach. Ja, eine Menschenansammlung war schon noch da, aber wie bereits erwähnt war sie nicht wirklich lang. Es würde wahrscheinlich nur einen Bruchteil dessen dauern, wie beim ersten Mal und eventuell würde in dieser kurzen Zeit auch Sabinas Sklavin auftauchen, wer weiß. “Zumindest würde ich es interessant finden, einmal deine Heimat kennenzulernen.“ Meine ersten Worte schluckte ich herunter. Normalerweise hätte ich sie so angesprochen, aber bei ihr hatte ich dann doch bedenken und ich wählte andere, offenere und vorallem ungezwungene Worte, ohne merkwürdigen Beigeschmack, wie es sonst der Fall gewesen wäre. Sie ließ sich nicht so einfach um den Finger wickeln und das war wahrscheinlich auch einer der Dinge, die sie so anziehend machte. Eine Art Herausforderung, jemanden, den man wirklich erobern musste. Sie war ja nicht auf den Kopf gefallen, dass hatte ich schon gemerkt – zu meinem Leidwesen – und naja, schlecht sah sie ja auch nicht aus. Was konnte man sich nur mehr wünschen? In diesem Falle konnte man dann doch so langsam verstehen, was meine Nichte sagen und ihre Worte konnten in Erwägung gezogen werden, auch wenn es wieder etwas war, was ich nunmal nicht wahrhaben wollte. Es ließ sich einfach nicht mit meinem bisherigen Lebensbild anfreunden, es war eine komplette Änderung und auch wenn mir gelehrt wurde, dass das Leben ständig variiert und das Ende mit dem Anfang sehr wenig zutun hat, klammerte ich mich noch an das, was mir bekannt war. Vielleicht steckte einfach eine Art 'Angst' dahinter, etwas neues zu erleben, neue Erfahrungen zu machen. War denn bisher nicht alles so verlaufen, wie ich es wollte? Es gab doch keinen Grund, etwas zu ändern. Jeder Tag war der gleiche, es war nicht schlecht. Oder genau das war es ... jeder Tag war der gleiche, jeder Tag war nicht schlecht. Brauchte ich Abwechslung, auch einmal schlechte Zeiten, damit man merkte, wie viel einem das Leben eigentlich wert war?
    Gut vorstellbar und so langsam driftete ich ins philosophische ab, als hätte ich ein klein wenig über den Durst getrunken oder ich war anderweitig gedanklich nicht völlig beisammen.


    “Wir wollen ja nicht das schlimmste denken. Sie kommt sicherlich gleich, mach dir keine Sorgen und sollte was passieren, haben wir ja die Vigilen. Die werden nach ihr suchen und soweit ich hörte, machten die ihre Arbeit gar nicht schlecht...“ Ich rückte meinen Stuhl kurz nach hinten und stand langsam auf, während ich mit der flachen Hand meine Tunika zurechtstrich, da das dauernde sitzen einen üblen Faltenwurf hinterlassen hatte. “Ich hoffe, du wartest wieder hier, ich bin gleich zurück.“ Mit ihrem Becher in der einen und meinem in der anderen Hand verließ ich den Schutz des Schattens in Richtung des Standes, nachdem ich Sabina noch einen kurzen Blick zugeworfen hatte.

  • Es erfreute sie das zu hören und so lehnte sie sich in diesem Korbsessel nach hinten und streckte ein wenig ihre Beine aus. so schnell konnte man seine Meinungen über Menschen ändern, wurde es ihr jetzt bewusst. Immer wieder kam ihr das erste Treffen von ihnen beiden in den Sinn wo sie ziemlich geschockt von ihm gewesen war. Hatte sie ihm nicht sogar eine Ohrfeige verpasst? Ob es heute noch so eine Situation geben würde so, dass sie ihm eine scheuern wollte? Sabina war sich da nicht sicher, aber wollte darüber auch nicht weiter nachdenken. Vor allem hätte sie gerne gewusst was er dachte und ihr gegenüber fühlte, ob er mit ihr spielte oder ob er wirkliches Interesse an ihr hatte. Solche Gedanken gingen ihr durch den Kopf.
    "Ähm ja, also ich hoffe ja auch nicht, dass sie auf solch dumme Gedanken kommt, ich denke das würde meiner Familie nicht gefallen. Sie ist eigentlich zu lieb dazu, aber wie gesagt ich kenne sie kaum und sollte mich mit ihr wohl besser mal längere Zeit unterhalten um sie besser einschätzen zu können."
    Mit einem Schmunzeln sah sie ihn an wie er versuchte die ganzen Falten aus seiner Tunika zu bekommen. Dieser Stoff war immer leicht zum Knittern zu bringen ein ziemlicher Nachteil aber leider nicht zu verhindern. "Ich habe nicht vor wegzulaufen" Da war wieder etwas in ihren Augen was sie vielleicht verriet oder aber geheimnisvoller erscheinen ließ.

  • “Na das hoffe ich doch!“ warf ich ihr noch hinterher, bevor ich mich auf den Weg über die sorgfältig gelegten Pflastersteine in Richtung des kleinen Marktstandes machte, an dem ich heute wohl mehr Zeit verbrachte, als vorher in meinem ganzem Leben. Der Stand an sich war nicht sehr weit weg, was man erst nicht vermutete, da die Geräuschkulisse an unseren Plätzen entgegen der Natur solcher Stände und überhaupt des Marktes eher ruhig war. Der Verkäufer schien seine Kunden, außer dem vorhin, gut unter Kontrolle zu halten, was natürlich für ihn sprach. Rasch gliederte ich mich in die Menschenansammlung ein, die gierig darauf wartete, endlich an der Reihe zu sein, um nicht länger wie nötig den Nacken der Sonne auszuliefern.


    Während ich ebenfalls gespannt verfolgte, wie die Schlange vor mir stetig kürzer, dafür hinter mir immer länger wurde, grübelte ich wieder ein wenig über die bisherigen Geschehnisse nach. Ich merkte nicht, wie meine Finger über den Rand des Tongefäßes fuhren und jede Furche, jede kleinste Unebenheit erfassten. Zu tief war ich wieder in den Gedanken vertieft. Was sie wohl dachte? Von mir, von der ganzen Situation ... wäre überhaupt eine Art gemeinsame Zukunft möglich? Nein, da wäre absurd, das wäre gar nicht zu vereinbaren, nicht von meiner Seite aus und auch sicher nicht von ihrer. Aber immer wieder gab es in ihrer Nähe diese anderen seltsamen Gedanken und merkwürdige Gefühle, die ich entweder nicht kannte, oder deren letztes Auftreten zu weit in der Vergangenheit lag, als das ich mich an sie erinnern konnte.
    Ein kleiner Anstoß von meinem Hintermann zog mich wieder zurück und leicht benommen ging ich einen weiteren Schritt nach vorne, während mein Blick den von Sabina suchte, wie sie dort an ihrem Platz saß. So unbeschwert und sorglos und mit jedem kleinsten Detail ihres Körpers schien sie einen anzuziehen... Wäre nicht ein weiterer Stupser von dem bulligen Kerl hinter mir gekommen, hätte ich wohl nicht bemerkt, dass ich der nächste in der Reihe gewesen wäre. Schnell bestellte ich einen weiteren Becher Quellwasser, wie sich meine hübsche Begleiterin gewünscht hatte und gab dem Inhaber des Ständchens wortlos die geforderten Sesterze, während ich in Gedanken schon lange wieder zurück auf meinem Platz saß.
    “Vale...“ rief er mir noch zu, aber ich hörte gar nicht hin und war nun auch körperlich auf den Weg zurück zu Sabina. “Hier, ein Becher Quellwasser ...“ Mit einer leicht eleganten Handbewegung reichte ich ihr den Becher uns setzte mich dann wieder auf meinen Platz.

  • Ihr Lächeln verschwand auch nicht, als Curio zu dem Stand ging um neues Wasser zu besorgen. Sabina erging es ungefähr so wie ihm auch, denn sie verfiel ebenso in Gedanken und versuchte sich über ihre Gefühle klar zu werden. Das alles war gar nicht so einfach, denn sie hatte keine Ahnung was sie ihm gegenüber eigentlich fühlen sollte, so seltsam waren diese Gefühle. Immer wieder tauchten die merkwürdigsten Gedanken in ihrem Kopf auf. Da fragte sie sich was ihr Vater sagen würde, wenn er wüsste, dass sie sich hier mit einem Mann traf, oder ihr Bruder. Ob er sie gleich zu den Vestallinnen schleppen würde? Bestimmt, denn Metellus traute sie sowas immer wieder zu.


    Dass noch so einiges auf sie zukommen würde, damit hatte sie natürlich nicht gerechnet und so war es auch wieder gut nicht in die Zukunft schauen zu können, denn wer legte sich schon gerne mit dem eigenen Onkel an, wenn er auch bei der Legion war. Warum nur war es so schwer rauszufinden was man fühlte und vor allem was man wollte? Es wäre doch viel einfacher man wüsste es einfach auf anhieb, aber das war das Problem, bei diesem Mann hier wusste sie nichts. Es schien als würde er ihr Denken einfach abschalten. Ihr Herz pochte immer ein wenig schneller wenn sie sich in seiner Umgebung befand, aber ob das ausreichte wusste sie auch nicht. Auf jeden Fall wollte sie ihn wiedersehen und auch besser kennenlernen, zu diesem Ergebniss hattee sie sichs chon durchgerungen.


    "Das ging ja schnell sagte sie doch ziemlich überrascht darüber, dass er schon wiedre bei ihr war mit dem versprochenen Wasser. Verlegen lächelte sie Curio an und griff nach dem Becher wobei ihre Finger seine Hand berührten. "Es ging wesentlich schneller als beim ersten mal.

  • “Ja, ich war auch positiv überrascht ...“ bestätigte ich mit einem kleinen Lächeln und beendete dann meinen Satz, als ich ihre zarten Finger an meiner Hand spürte. Meine Wangen brannten förmlich und einen kurzen Augenblick lang starrte ich auf den Boden, ehe ich versuchte, die Situation zu retten und sie nicht ganz so peinlich weiterlaufen zu lassen. “.. ähm ... es war ja diesmal niemand da, der den Strom aufhielt ...“ fügte ich noch – am Anfang recht stockend – hinzu und zog dann meine Hand zurück, um mich dann wieder zu setzen.
    Das war nicht normal. Als ich wieder auf meinem Platz saß, schaute ich wieder gen Himmel. Der Horizont hatte noch immer dieses wundervolle Blau und nur vereinzelt waren kleine Wölkchen zu erkennen. Es hatte sich nicht viel geändert, seit ich das letzte Mal dorthin geblickt hatte. Es schien fast so, als wollte ich ihren Augen ausweichen, weil es mir in einer merkwürdigen Art und Weise peinlich war, dass sie sah, wie verlegen ich doch in diesem Moment war. Vorhin hatte ich mit viel Mühe geschafft, nicht mehr so zu wirken, aber nur diese eine Berührung hatte mich doch wieder aus der Bahn geworfen.
    Irgendein nettes Thema musste man doch noch finden ... es würde sonst wieder diese unangenehme Stille entstehen, die einfach nicht zum Aushalten war. Ich war doch sonst nicht so.


    “Und, was hast du für die nächsten Tage so geplant?“ fragte ich sie schließlich, wobei ich den Blick dann doch wieder auf sie richtete. Sollte sie es nur bemerken, man würde ja nicht sofort das eine schlussfolgern ... oder? Nein, ich hoffte nicht. Hatte ich diese Frage nicht schon gestellt? Oder war es eine andere, wenn es nun die gleiche wäre, würde ich wieder so verwirrt dasrtehen, wie ich es vorhin tat, als ich in die falsche Richtung gelaufen bin. Das war peinlich ...

  • Panik und Angst waren ein gut eingespieltes Team, wenn darum ging, einen Menschen völlig niederzuschlagen und ihn um sein Leben hadern zu lassen. Was könnte sich schon gegen solche Gefühle durchsetzen? Ja, Liebe und Schmerz, wobei das eine dem anderen oftmals folgte und man somit nur eines nennen brauchte. Ja, Liebe und Schmerz ... Dinge, die Lynn in diesem Moment nicht hatte. Keine Wunde, keine Blutung, nicht einmal eine Schnitt- oder Brandnarbe. Nichts und Liebe? Ja, dieses Thema konnte man als Sklavin gut nach hinten verdrängen. Niemand würde eine Sklavin lieben, egal wer, solange er nunmal kein Sklave war und eine Beziehung mit einem Sklaven kam nun gar nicht in Frage, das würde ja nicht nützen, ihren Status als Unfreie loszuwerden. Man müsste irgendeinen reichen Kerl, Plebejer oder am besten Patrizier um den Finger wickeln können, der sie dann von Sabina abkaufen würde, um sie danach freilassen würde, damit eine Heirat stattfinden konnte. Ja, das müsste man machen, aber Lynn hatte in diesen Dingen immer Pech. Oder ging sie in solchen Dingen einfach zu negativ an die Sache? Wenn man schon von vorne herein nur das schlechteste erwartet, würde natürlich auch nichts gutes bei herauskommen ... soweit konnte sie schon denken, aber das dann auch in die Tat umzusetzen war schwer, denn es war leichter gesagt, als getan, als Sklavin ein stets positives und Denken und einen Blick für die Zukunft zu haben. Nein, da müsste sie was ändern, in ihrer nächsten Freizeit, ja ... da würde sie sich durch Rom machen und versuchen, jemanden netten kennenzulernen. Nein, nett muss er nicht sein, er muss einfach viel Geld haben, am besten noch sehr alt sein und dann müsste er sie heiraten, Lynn würde ihn beerben und auf einen Schlag war ihr Leben als arme Keltin vorbei und ein neues Leben als reiche Bewohnerin dieses absolut grauenvollen Stadt würde beginnen.
    Nun hatte sie sich in Gedanken wieder so weit vom eigentlichen Ziel entfernt, dass ihr nun wieder die derzeitige Situation wie eine Faust auf das Gesicht, oder um es passender auszudrücken, wie die Peitsche auf den Rücken. Sie musste Sabina suchen, sie musste und das ziemlich rasch!


    Mit höchster Aufmersamkeit eilte die junge Sklavin durch die vielen kleinen Reihen zwischen den Ständen, wo sich die vielen potentiellen Käufer reihten und mit großen Augen die Produkte bestaunten oder mit offenen Mündern den geschickten Reden der Händler lauschten, dir mit säuselnden Worten und extra Prämien versuchten, ihre Ware an den Mann zu bringen. Man musste immer aufpassen, wo man einkaufte und erfahrungsgemäß waren die kleinen und stillen Stände immer die preiswertesten mit einem guten Gleichgewicht zwischen Qualität und Geldbetrag.
    Nirgendswo hier fand sie einen der beiden aber. Sergius Curio und ihre Herrin schienen wie vom Erdboden verschluckt, als hätte sie der Fährmann persönlich in die Anderswelt gebracht. Nein, das war Blödsinn, die würden in ihr ... wie nannten sie es doch gleich „Elysium“ einkehren und dort ewige Ruhe, Frieden und Glückseligkeit finden. Wie langweilig es dort sein musste ...


    Wieder wanderte sie durch die Reihen, schnappte Gesprächsfetzen auf, versuchte eine bekannte Stimme aufzufangen, versuchte eine gewohnte Gestalt zu erkennen, aber nichts dergleichen geschah. Vielleicht sollte sie einfach einmal an den Rand des Marktes gehen, denn oft machten sich die Käufer einmal in die Tavernen dort, um sich von diesen Strapazen zu erholen, denn ein Tag auf dem Markt, und wenn er zusätzlich noch so heiß war, war wirklich anstrengender, als so manch einer glaubte und so wunderten sich viele Domini und Dominae, dass ihre treuen Helfer nach dem Einkauf so erschöpft waren. Das schlauchte ganz schön!
    Am Rand des Marktes angekommen, suchte sie mit ihren hübschen Augen, die Dank der schattenspendenden Schirme nicht im Sonnenlicht leuchteten, die Umgebung ab. Man würde wahrscheinlich auf einer solchen Entfernung überhaupt nichts erkennen, aber Lynn konnte einfach nicht mehr, sie war geistig und körperlich so gut wie am Ende und dann diese Begegnung mit diesem fetten, alten Lustknaben ...widerlich. Ihre Kehle war so trocken, wie sie sich den ägyptischen Sand unter der endlos scheinenden Sonne vorstellte und ihr Kopf war so mit Gedanken gefüllt, dass man zwanzig Bücher hätte damit füllen können. Bücher über Sklaven, die jedesmal wegen Angst gestorben sind. Wie deprimierend das ganze doch war und zu allem übel war einer ihrer schönen Sandalen kaputt. Er hielt nur noch an einem Lederband und bei jedem Schritt lief sie Gefahr, mit ihren zarten Füßen den rauen und unerschütterlichen Steinboden zu betreten, der wohl schmerzen musste. Alles in allem eine auswegslose Situation ... ihre Götter erhörten sie nicht, sie hatten sie nie erhört, sonst wäre sie nun keine Sklavin. Vielleicht sollte sie sich einmal an die römischen Götter wenden? Wie hieß denn gleich ihr oberster Gott ... Iapiter, Ioppitor, Iipitur ... so ähnlich musste er heißen, aber wie auch immer. Stumm betete sie zu ihm und hoffte auf eine rettende Lösung, die zu ihrer Überraschung sogar schon eintrat, bevor das Gebet völlig zu ende war. Dort lief er! Dort ... Sergius Curio, von diesem seltsamen Stand zu einem der Tische und dort ... dort saß Sabina! Der Tag war gerettet, danke Iopptur, Iappitor .. ach egal! Dort waren sie, keine zehn Schritt entfernt und sie hatte sie nicht entdeckt.
    Freudentränen rannen ihre Wange runter und ein überglückliches Lächeln erstrahlte auf ihrem Gesicht und so eilte sie zu ihrer Herrin, nicht auf ihre beschädigte Fußbekleidung achtend und tippte ihr dann vorsichtig mit dem Finger auf die Schulter, nachdem sie angekommen war. Hoffentlich störte sie die beiden nicht.
    “Herrin ... verzeih, ich habe Dich nicht gefunden ... Hier sind die gewünschten Sachen“ Zaghaft reichte sie ihr die beiden Beutel, wo sich eine Tunika und ein paar Sandalen für Sabina befanden. Curio schenkte sie noch ein kleines Lächeln, senkte dann aber wieder fast schon ehrfürchtig das Haupt, um sich auf schlimme Worte und vielleicht sogar schlimme Taten gefasst zu machen.

  • "Ich werde versuchen mich hier noch ein wenig einzuleben, damit ich endlich weiß wo ich hier eigentlich bin. Ein wenig die Märkte besuchen und mich mit meiner Familie unterhalten wenn ich sie doch zu Gesicht bekomme. Sie scheinen in alle Winde verstreut zu sein. Zwar wohnen sie alle hier aber sehen tut man sie nicht. Und was machst du?" Es war wieder der Becher der schnell in ihre Hände wanderte , damit sie etwas halten konnte. Seltsamer Weise musste sie das in seiner Gegenwart immer wieder machen. Dies war ein Grund warum ein Lächeln über ihre Lippen kam, aber heute hatte sie ohnehin schon sehr viel lächeln müssen.
    Da spürte sie die Finger an ihrer Schulter und sah in das Gesicht ihrer Sklavin. So, sie war also nicht ausgebückst sondern nur halbewegs abhanden gekommen, dabei waren sie doch gar nicht weit weg gewesen, nur ein paar Wege weiter. Oder waren sie doch viel weiter gekommen, als sie es gedacht hatte? Naja konnte im Moment egal sein, denn die Sklavin war wieder da und hatte sogar die Sachen besorgt, auch wenn Sabina sich kaum noch erinnern konnte, was sie ihr eigentlich aufgetragen hatte. Lächelnd nahm sie das Päckchen mit den Sachen entgegen und legte es auf den Tisch vor ihr, wo auch ihr Becher stand und darauf wartete von ihr geleert zu werden, aber nun waren sie ja nicht mehr alleine. "Du bist ja jetzt da, also mache dir keine so großen Gedanken darüber, dass du mich nicht gefunden hast, denn am Ende hast du es ja doch." Manch ein anderer hätte die Sklavin wohl jetzte geohrfeigt, aber Sabina sah da einfach keinen Grund drinne.
    "Ich glaube es wird dann leider langsam an der Zeit sein sich zu verabschieden, Sergius Curio." Sie betonte seinen Namen und es war Absicht, dass sie es tat, aber langsam war es besser zu gehen, auch wenn sie es nicht wirklich wollte.

  • Sich in Rom einleben. Sicherlich kein allzu leichtes Unterfangen, denn selbst für mich, der ich ja schon in meiner Kindheit hier erlebte, war es schwer, sich nun in der riesigen Metropole einzufinden. Überall änderte sich Rom, an der einen kleinen Straße tauchte ein neuer Stand auf, auf der anderen Straßenseite wurde einer abgerissen und abgesehen von den großen, zeitlosen Bauwerken war wohl nur das traute Heim ein Zufluchtsort. Ein Zufluchtsort, den man nur zu oft durch Pflicht und Gefühl verließ. Was nützte also dann das Heim, wenn nicht dafür, sich zu erholen? Was nützt es, wenn man eh ständig unterwegs war? Was nützte es, wenn man aus der wohlbekannten Idylle herausgezogen wird, um einen weiteren Tag damit zu verbringen, hinter alten und neuen, vollen und leeren, schweren wie auch leichten Papyri seinen Lebensunterhalt und nicht zuletzt ein klein wenig Luxus zu verdienen – in meinem Fall? Aber dieses Treffen ... ihre Anwesenheit ... sie war wie die Luft, die eine fast ausgebrannte Kohlenglut wieder entfachen konnte. Nein, vielmehr war sie selbst das Feuer, unbarmherzig, vielleicht aber auch ungewollt, verzehrte sie all jene, die nach ihr begehrten, wie sie es auch mit mir an jenem Tag unseres ersten Treffens machte. Ja, sie stachelte einen in gewisserweise an, nur um dann wieder einen kleinen Rückzieher zu machen, um dann zu sagen 'Nein, das will ich nicht'.. So schien es zumindest. Aber war nun allein die Tatsache, dass sie sich mit mir, trotz des doch recht bitteren Endes, hier traf, mehr als nur häufig, dieses kleine, wenn auch zauberhafte – wie auch verzaubernde – Lächeln auflegte und in ihren Augen fast schon eine Herausforderung steckte, einfach wieder die Lippen auf ihre zu legen, nicht Antwort genug auf meine Fragen? Auf ihre Gefühle oder ihre Gedanken? Nein, wie konnte ich mir nur ein Urteil über ihre Gedanken und Gefühle bilden, wenn ich nicht einmal mit meinen eigenen im Reinen war?


    Und wie konnte es diese niedere Sklavin wagen, diese Atmosphäre, diese Zweisamkeit mit einem so simplen, wie auch zerstörerischen Tippen zu vertreiben, während ihre zarte, beinahe noch kindliche Stimme wie ein klar geschärftes Messer den verschlossenen Raum, in dem nur Sabina und ich waren, zerteilten? Von einen auf den anderen Wimpernschlag war die mühselig erarbeitete Nähe zweier doch noch so fremder Personen wieder zunichte gemacht und der Tisch klaffte wie ein breiter und unüberwindbarer Abgrund zwischen diesen beiden Personen ... uns beiden. Alles durch eine so einfache und selbstverständlich erscheinende Tat dieser Leibeigenen ausgelöst. Ansehnlich war sie, das musste ich zugeben. Sie beherrschte es sicherlich, der breiten Masse von willigen Männern, ob gebunden oder ungebunden, den Kopf zu verdrehen und sie zu einem kleinen, aufregenden Abenteuer zu verleiten. Um so überraschter war ich darüber, mit welch nüchternen Blick ich sie anschauen konnte, ohne dass das Blut in meinen Adern anfing, vor Begierde zu kochen. Stattdessen blickte ich sie einfach an, wie ich jeden normalen Menschen anblickte. Ich sah ihre Augen als Augen, und nicht als Werkzeug, sie durch Komplimente eben dieser gefügig zu machen, ich sah ihren Mund als Mund, nicht als etwas, was es mit meiner Zunge zu spalten galt ... ihren ganzen Körper sah ich als Körper und nicht als begehrenswertes Lustobjekt, obwohl sie das eigentlich sein müsste. Zorn schwang eigentlich sogar in diesem Blick mit, denn Zorn war es, den ich ihr gegenüber empfand, aber ich musste mich davon abreagieren ... Sabinas Worte gaben Anlass genug dafür.


    “Schon gehen?“ fragte ich fast schon entgeistert, während man im Unterton ein klein wenig die Enttäuschung vernehmen konnte. Wieso hatte Lynn uns nur so schnell gefunden? Wieso hätte sie nicht noch ein wenig durch die Händlergassen irren können? Wieso floh sie nicht? Wieso nur?

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