Porta - Der Eingang

  • Diesmal hatte der Laufbursche von Senator Macer einen besonders einfachen Auftrag. Er sollte nur etwas abgeben. Einfach so, nicht einmal auf Antwort warten und auch nicht persönlich übergeben. Da es sein Herr allerdings für grundsätzlich unhöflich und unzuverlässig hielt, Briefe durch irgendwelche Schlitze in den Türen zu schmeißen, kam er um das Anklopfen trotzdem nicht herum. So konnte sein Herr nämlich immerhin sicher sein, dass jemand den Brief angenommen hatte und dass er nicht auf irgendeinem Fußboden vor sich hin gammelte.

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    Als Araros die Tür aufmachte, war diesmal ein neues Gesicht vor eben jener. Die meisten, die hier ein und aus gehen, kannte man ja, aber der Bursche hier war definitiv neu. So vergesslich wurde Araros noch nicht, als dass er sich keine Gesichter merken konnte. Sah ja ganz ordentlich aus, der Bursche.
    “Du wünscht?“ kam auch schon die Standardfrage, die sich jeder Besucher hier an der Porta anhören durfte.

  • "Ich soll diesen Brief hier abgeben", antwortete der junge Mann wahrheitsgemäß und überreichte eine Wachstafel, die an Iunia Axilla adressiert war.


    Ad Iunia Axilla
    als Inhaberin der Apiaria Iuniae


    Der Senator Sp. Purgitius Macer lässt dich grüßen und hofft, dass deine Geschäfte zum Besten stehen. Für die Verarbeitung der Produkte seines Landgutes in Mediolanum ist er auf der Suche nach einem verlässlichen Partner, der ihm Honig in bester Qualität liefern kann. Solltest du an diesem Geschäft Interesse haben, freut er sich auf deine Antwort und dein Angebot.


    Im Auftrag
    Sp. Purgitianus Polystratus Spurii Purgitii libertus


    Da er nichts weiter zu tun hatte, war sein Auftrag damit auch schon erledigt. "Das war's auch schon. Vale!", sagte er daher.

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    Araros nahm die Tafel entgegen und sah nur einmal kurz darauf, für wen diese bestimmt war. Natürlich las er solch offene Post auch mit, immerhin war er Ianitor und damit für alles, was in diesem Haus ein und ausging, verantwortlich! Und er musste ja wissen, wann er seine Herrschaften vorwarnen musste und welche Schritte dann einzuleiten wären. Würde er immer nur stumm auf Entscheidungen warten und seinen Kopf nicht selbst benutzen, hätte er wohl kaum diese Vertrauensstellung im Haus erhalten. Aber in diesem Fall wollte er nur wissen, von wem der Brief war und an wen er ging.
    “Vale“, gab Araros dem Burschen noch mit auf den Weg, als dieser sich auch schon nach getaner Arbeit wieder auf und davon machte. Während Araros die Tür schloss, flog sein Blick kurz über die Zeilen. Das war etwas geschäftliches, also kam es mit zu den übrigen Briefen, die die Betriebe seiner Herrin betrafen und die er ihr am Mittag bringen würde.

  • Ich hatte mich durch die Straßen Roms zum Hause der Iunier durchgekämpft. Einigemale mußte ich nachfragen und ein paar Spitzbuben hatten mich doch glatt in die flasche Richtung geschickt. Leicht verägert einiges an Zeit verloren zu haben, kam ich endlich am Hause der Inier an, und klopfte an die Türe des Hauses, und hoffte, dass ich Iunia Axilla hier antreffen würde.

  • Als mir die Türe geöffnet wurde, war ich schon einmal erleichtert, es war wer Zuhause.
    Wenn jetzt auch noch Iunia Axilla im Hause war, um so besser.


    Ich möchte mit deiner Herrin Iunia Axilla sprechen wenn es geht.


    Antwortete ich höflich.

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    Die jungen Leute von heute hatten allesamt ihre Manieren vergessen, wie es schien. Also blieb Araros nur, nachzufragen.
    "Und du bist...?" Denn davon war auch abhängig, ob er überhaupt seine Herrin fragen würde. Er konnte ja nicht jeden Bettler hereinlassen, nur weil der sagte, er wolle mit einem Bewohner des Hauses sprechen! Da wäre er ja ein schlechter Ianitor.

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    Na also, ging doch. Araros überlegte nur kurz, ob er die Herrin stören sollte. Oder Hadrianus Iustus bezüglich des Namens des Sklavens berichtigen sollte...Eigentlich hatten sie mit den Ludi nichts zu tun, aber es wäre vielleicht falsch, dem Procurator hier die Tür vor der Nase zuzuschlagen, nachdem Araros schon impliziert hatte, dass seine Herrin da war.


    "Folge mir bitte", wies er also den Gast an und führte ihn ins Innere.

  • Eine kleine Gruppe von Sklaven näherte sich der Tür der Casa Iunia. Es waren Frauen und Männer unterschiedlichen Alters, eine kleine bunte Mischung sozusagen. Einer von ihnen, ein älterer Mann, an dessen Kleidung schon zu erkennen war, dass er sich eine gewisse Stellung erarbeitet hatte, klopfte an. Die anderen schwiegen und blickten nur ein wenig neugierig auf das Haus.

  • "Salve, mein Name ist Pericleitus. Ich bin im Auftrag meines Herrn, des Praefectus Urbi, hier, um diese Sklaven aus dem Eigentum des Aelius Archias an Iunia Axilla zu übergeben. Ich benötige eine Unterschrift von ihr, dass sie die Sklaven entgegen genommen hat. Ist sie zu sprechen?" Der Sklave war höflich, sprach aber dennoch mit einer gewissen Bestimmtheit in der Stimme. Er würde die Sklaven nur Axilla übergeben, niemandem sonst.

  • Verus schob den Schreiber zur Seite und baute sich vor dem Eingang auf. Zwei Soldaten traten symbolisch hinter ihn. Es war eine reine Machtdemonstration der römischen Amtsgewalt. Verus wollte das auch einmal ausprobieren und es machte sehr wohl Spaß, was seinen inneren Konflikt vergrößerte. Es war sicherlich der negative Einfluss von Salinator auf seine Seele, der diese Kehrtwende, des sonst so bescheidenen Verus bewirkte. "Ich bin der Procurator a Memoria der kaiserlichen Kanzlei. Ich komme im Auftrag des Stadtpräfekten. Ich bin hier, um Iunia Axillia zu sehen. Sie soll vor die Tür treten," befahl er harsch. Nicht, dass er schlecht gelaunt war aber seine Seelenpein trat durch solche Ausbrüche zu Tage.

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    Procurator a Memoria also. Bewaffnet mit einigen Schreibern und noch mehr Wachen, und die Art und Weise, wie er sich hier vor der Tür aufbaute, ließ nichts Gutes erahnen. Noch dazu seine Wortwahl. Er befahl seine Herrin vor die Tür. Vor die Tür! Eine römische Dame empfing Besuch nicht vor der Tür, schon gar nicht eine aus einem so alten Haus! Selbst Kaiser hätten genug Anstand, sich selbst ins Haus einzuladen und nicht für alle Nachbarn öffentlich etwas vor der Haustür ohne den Schutz des Gastrechtes auszutragen. Innerhalb eines Hauses jemanden zu erschlagen war Frevel, seinen Gastgeber zu erschlagen doppelter Frevel. Auf der Straße war es etwas anderes. Und so viele Wachen, wie hier aufmarschiert waren, stand eben das zu befürchten, oder zumindest, dass seine Herrin verhaftet und abgeführt werden sollte wie eine gemeine Verbrecherin. Eine Iunia!
    Und da nahm Araros seine Funktion als Ianitor sehr ernst. Ihm oblag es nicht nur, Besuch hereinzulassen, sondern auch, Gefahr von seinen Herren abzuwenden und nicht durch die Tür zu lassen.
    “Meine Herrin ist krank, und sie wird nicht vor die Tür treten. Und einer römischen Dame befielt man nicht wie einem Peregrinus bei der Ala. Wenn du einen Befehl vom Stadtpräfekten hast, werde ich ihn ihr gerne übermitteln. Aber sie wird nicht nach draußen kommen.“
    Öffentliche Demütigungen gehörten ganz definitiv zu den Dingen, die Araros nicht zulassen würde. Und etwas, wovon er gedacht hätte, dass selbst ein Vescularius Salinator davor zurückschrecken würde.

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    Nach der Sache mit dem Procurator a Memoria war Araros misstrauisch. Gerade, wenn es um Nachrichten vom Stadtpräfekten ging. Aber diesmal waren es nicht bewaffnete, grobklotzige Kerle, sondern Sklaven, Frauen und Männer, die hier aufmarschiert waren, und ein überaus höflicher Sklave, der wie es sich gehörte um einen Empfang bat. Vielleicht sollte man den Stadtpräfekten nicht zweimal in einer Woche verärgern.
    “Meine Herrin ist krank. Ich werde fragen, ob sie dich empfängt. Tritt bitte ein.“ Araros machte ihm Platz und ließ ihn ins Vestibül kommen, ehe er los ging, um seine Herrin zu fragen.


    Es dauerte nicht lange, bis er wieder zurück war. “Meine Herrin empfängt dich im Atrium. Hier entlang, bitte.“

  • Verus lächelte diabolisch. Er genoss seine Macht. Dies würde ihm später recht übel aufstoßen, da er sich selbst nicht als Machtmensch sah. Er war immer mehr Philosoph als Politiker. "Du wagst es einem römischen Beamten...," begann er selbstherrlich und deutete den Soldaten an, die Kiste heranzutragen. Den begonnenen Satz vollendete er nicht, da ihm die Lust an den Machtspielchen vergangen war. "Ich bringe das Dos für die werte Dame Iunia Axilla. Sie soll es persönlich entgegennehmen, damit ich weiß, dass sie es auch erhalten hat."

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    “...zu sagen, wenn er sich ungehobelter benimmt als der schlimmste barbarische Pöbel? Durchaus.“ Araros war sich nicht zu schade, den Satz des Procurators zu beenden. Auch wenn dieser in seinem Alter mittlerweile rudimentäre Manieren sein Eigen nennen sollte, war sich Araros nicht zu schade, den Teil von dessen Erziehung zu übernehmen, den Decimus' Eltern offensichtlich von wilden Tieren hatten übernehmen lassen.
    “Wenn du mir als Ianitor“ Und damit in einer hohen Vertrauensposition des Hauses stehend “nicht traust, würde ich vorschlagen, dass du wie ein zivilisierter Mensch darum bittest, ob sie dich empfängt.“

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