[Grundausbildung] Probatus Publius Redivivus Maxentius

Maxentius sah sich um und suchte nach einem Kampfpartner. Er erblickte einen Probatus, der scheinbar auch noch keinen hatte, und ging auf ihn zu. Sein Name war, wie er erfuhr, Claudius.

"Salve, na dann auf!", sagte Maxentius.

Claudius grinste und ging in Position. "Natürlich. Wehr dich!"

Maxentius konnte gerade noch das Scutum heben, als schon der Übungsgladius seines Gegners daraufkrachte. Er entschied sich für eine defensive Taktik, um sein Gegenüber zu ermüden. Den Schild hielt er knapp unter seinen Augen und "tänzelte" um Claudius herum. Dieser versuchte immer wieder seine Abwehr zu durchdringen, zweimal gelang ihm das auch. Maxentius spürte Schmerzen in seiner Seite und am Schwertarm, beide Schläge hätten jedoch seine Rüstung nicht durchdrungen. Als es schon so schien, als würde er mehr oder weniger nach- bzw. aufgeben, startete er eine schnelle Angriffsserie, die Claudius drei Treffer kostete, indem Maxentius zuerst knapp am Schild vorbei schlug, dann auf die Schulter und schlussendlich genau auf die Stirn. Ein recht dicker blauer Fleck bildete sich bereits darauf. Sein Kommentar dazu war "Arrrr...In Ordnung, genug!" Es schien, er war ziemlich erschöpft und hatte Schmerzen. Maxentius fühlte sich auch nicht gerade gut, aber immerhin besser als Claudius. Sie ließen beide die Waffen sinken, um eine Pause einzulegen.

"Jawohl, Optio!" riefen Maxentius und Claudius parallel .

Sie nahmen die Waffen wieder hoch und kämpften weiter.

Maxentius hielt verwundert inne. Die beiden hatten grade wieder ein paar Minuten gekämpft und warm, und jetzt ließ der Optio eine Pause machen? "Seltsam", dachte er sich. Beide ließen die Waffe sinken und setzten sich ein wenig hin. Nach den 10 Minuten kamen sie wieder hoch und nahmen den Kampf ein weiteres Mal auf.

"Na dann los."

Er holzte Claudius direkt ziemlich vor die Brust, sodass dieser das Gleichgewicht verlor und stürzte. Langsam richtete er sich wieder auf, jedoch rempelte ihn plötzlich von hinten ein Probatus an und brachte ihn wieder zu Fall. Dabei knickte Claudius unglücklich der Fuß um, man hörte ein leises *Knack* und sein Gesicht verzerrte sich.

"Hey, was ist los? Tut weh? Dann gehen wir mal eben zum Optio, würde ich vorschlagen." sagte Maxentius, nachdem er Claudius hochgeholfen hatte. Den humpelnden Probatus an seine schulter hängend ging er zum Optio.

"Optio, dieser Probatus ist verletzt, sein Fuß ist umgeknickt. Er macht mir momentan keinen sonderlich gefechtstauglichen Eindruck."

"Jawohl, Optio!"

Maxentius zog Claudius hinter sich her in Richtung Valetudinarium.

Maxentius kam wieder zum Exerzierplatz, nachdem er Claudius zum Lazarett gebracht hatte und bahnte sich einen Weg durch die kämpfenden Probati zum Optio.

"Optio? Probatus Claudius hat einen verstauchten Fuß, er ist ein paar Tage dienstfrei geschrieben worden. Soll ich die Übungseinheit wieder aufnehmen?"

"Zwei, Optio. Ich mache sofort weiter."

Maxentius sah sich nach einem anderen Probaten um, der gerade nicht kämpfte, und fand auch einen. Er stellte sich vor diesen, nahm die Grundhaltung ein, und die beiden begannen den Kampf. Nachdem sie eine Weile gekämpft hatten, mekte er, wie sein Schwertarm langsam begann, unter dem Gewicht des schweren Übungsgladius zu schmerzen. Auch gelangte er so langsam in grenzwertige Bereiche seiner Kondition, kämpfte jedoch verbissen weiter und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Immerhin machte ihm das Kämpfen Spaß, das verlieh ihm zusätzliche Kraft.

Was er jedoch merkte, war, dass es die eine Sache war, die Grundhaltung zu beherrschen, eine andere aber, gegen jemanden vorzugehen, der zurückschlug. Einige Male ließ er darum das Scutum viel zu weit sinken, um es dann hektisch wieder hochzureißen, als es ihm bewusst wurde. Langsam meinte er den Dreh aber herauszubekommen.

"Ich, Optio!" rief Maxentius.

Er hatte das Gefühl, seine Kameraden sahen ihn ein wenig seltsam an und fragten sich, warum er so strebsam war. Kurz war ihm das peinlich, aber jetzt war es eh zu spät.

"Das Pilum ist eine Wurfwaffe, die vor dem Ansturm auf den Gegner geworfen wird, um Mannesstärke und Kampfmoral zu schmälern. Die Spitze ist aus weichen Metall gemacht, dadurch wird erreicht, dass es im Schild des Gegners steckenbleibt und nicht wieder zu entfernen ist. Dadurch wird der Schild unbrauchbar und der entsprechende Feind verwundbar. Aus Caesars 'De Bello Gallico' kann man entnehmen, dass dadurch sogar ganze Schildwälle unbrauchbar gemacht werden können, wenn die Schilde dessen sich überlappen und die Pila diese mehr oder weniger 'zusammentackern'."

Er zögerte und räusperte sich.

"Diese Konstruktionsweise allerdings hat auch den Nachteil, dass das Pilum nicht zur Reiterabwehr verwendet werden kann."

Maxentius nahm sich 20 Übungspila und stellte sich an die Abwurfstelle. Sein Ziehvater hatte ihm den Kampf mit dem Gladius einigermaßen beigebracht, über Pila jedoch nur die Theorie, die er eben aufgesagt hatte. So verschätzte er seine Kraft bei den ersten fünf Würfen ziemlich, sodass die Wurfspeere jedesmal über das Ziel hinaus und auch nicht unweit daran vorbei flogen. Beim sechsten Mal warf er weniger heftig, das Pilum flog einen perfekten Bogen und traf genau die von ihm aus gesehen linke Seite der Übungspuppe, wo sich der Schild befunden hätte. Maxentius war überrascht. Er nahm sich noch ein Pilum, dieses traf genau den Kopf. Beim nächsten Mal wurde er allerdings aufgrund dieser Erfolge übermütig und warf wieder komplett vorbei. Bis zum 15. Wurf änderte sich das nur wenig, die letzten fünf Pila flogen jedoch wieder zunehmend genauer. Er ging zu den Puppen, um sich seine Übungswaffen wiederzuholen. Dabei bemerkte er, dass einige der anderen Probati scheinbar schon einige Übung im Werfen des Pilums hatten, andere hingegen die gleichen Probleme wie er selbst. Er stellte sich wieder auf, nachdem er seine Pila aufgesammelt hatte, und übte weiter.

Maxentius erinnerte sich, dass er seinem Vater versprochen hatte, ihm zu schreiben. Er ging zum Optio, um sich zu erkundigen, wo man hier einen Brief aufsetzen könne.

"Optio? Ich habe vor, einen Brief an meinen Vater zu versenden. Wo hier kann ich das tun?"

"Danke, Optio. Bis morgen."

Er salutierte und ging.