• Seneca rang sich ein kurzes Lachen ab, "Ja, mal sehen, momentan konzentriere ich mich darauf lebend nachhause zu kommen.", scherzte Seneca etwas makaber und sprach dann weiter, "Die Worte einer liebenden Mutter.", antwortete Seneca mit einem warmen Lächeln, und überhörte fast ihren Kommentar zu Germanicus Sedulus, welchen er eigentlich immer als recht nett kennengelernt hatte. Aber Axilla kannte ihn wohl besser als er, weswegen er darauf auch gar nicht weiter einging, sondern sich lieber darüber freute dass Axilla Rom während des Krieges verlassen würde..
    "Das ist großartig, es ist das beste für euch alle. Falls Rom fallen sollte...", Seneca hielt kurz inne, "... Für den unwahrscheinlichen Fall, seid ihr dort viel sicherer, wer weiß was die Legionäre im Rausch alles anstellen.", Seneca lehnte sich etwas zurück, nach dem freundlichen Geplänkel, wollte er nun unauffällig Seiana ins Spiel bringen, ein Wagnis bei Axilla, aber er musste es einfach wissen..
    "Sag mal, hast du Terentius Cyprianus eigentlich auf diese...", wieder stockte er kurz, "Sache, angesprochen?"

  • Also doch! Es war ja nicht so, als ob die Frage Axilla so wirklich, wirklich überraschen würde. Seit seiner Nachricht hatte Axilla sich ja schon denken können aber dass ihr Vetter dann so dermaßen plump anfing, das war dann doch fast schon ärgerlich. Vor allen Dingen, wie kam er ausgerechnet darauf, dass sie bei der Sache mit dem Terentier sprechen hätte sollen? Gut, sie hatte es getan, aber sie hatte ihm davon nichts gesagt. Auch in ihrem letzten Gespräch hatte sie davon nicht einmal etwas angedeutet. Wie also kam er ausgerechnet darauf, sie würde hingehen und mit dem Mörder ihrer Cousine über Seiana reden? Auch wenn es wahr war, aber das konnte er ja nicht wissen.
    Vor allem wie er sich ausdrückte! 'Die Sache'. Am liebsten hätte Axilla ihn gefragt, ob er die Sache meinte, dass dessen Frau Seneca flachgelegt hatte, nur weil ihr langweilig war. Diese Sache, dass sie dem Terentier Hörner aufgesetzt hatte? Und dafür ihren Vetter missbraucht hatte und ihn mit einem bösen Zauber belegt hatte, um ihn gefügig zu machen? Diese Sache?


    Aber zum Glück hatte sie sich dieses Mal gut genug unter Kontrolle, um ihre Gedanken nicht in ihrem Gesicht widerzuspiegeln. Es kam ja nun auch wirklich nicht so überraschend. Auch wenn Axilla oft naiv war, blöde war sie ganz sicher nicht. Und auch nicht dumm genug, ihrem Vetter in dieser Situation das alles an den Kopf zu knallen.
    “Terentius? Wie kommst du darauf? Du weißt, dass er Urgulania umgebracht hat? Aber warum fragst du, ist etwas passiert?“ Ganz unschuldig saß sie da und sah ihren Vetter fragend an. Kein Vorwurf, nur ein Hauch von Skepsis in ihrem Blick. Und sich wohl bewusst, dass sie seine Frage eigentlich nicht beantwortet hatte, aber sie wollte ihn ungern anlügen. Allerdings würde sie ihm auch keinesfalls die Wahrheit sagen, solange sie nicht genau wusste, was los war und warum er fragte. So, wie er sich bislang aufgeführt hatte, glaubte sie ihm einfach nicht, dass er einfach nur wissen wollte, ob Axilla ihr Wort schon gehalten hatte und das Ganze von seinen Schultern genommen hatte. Selbst wenn sie auch dann nicht nachvollziehen konnte, wie er ausgerechnet darauf kam, sie hätte sich da an Terentius Cyprianus direkt gewandt. Auch wenn sie es hatte.

  • Seneca wunderte sich über diese Gegenfrage, natürlich wusste er dass Terentius Urgulania umgebracht haben soll, gut, er hatte weder sie noch die Geschichte sonderlich gut gekannt, aber wenn Axilla diesen Standpunkt so vehement einnahm, würde da wohl was dran sein, "Er war neulich hier und hat sich erkundigt ob ich irgendwas oder irgendwen bemerkt hätte während sie auf ihrem Landsitz in Albaner Bergen war.", erklärte ihr Seneca, und fuhr fort, "Ich habe natürlich nein gesagt.", versicherte er seiner Cousine, und versuchte trotz ihrer Gelassenheit, ihren Blick so lange wie möglich auszuhalten. "Er scheint eine Ahnung zu haben, deswegen dachte ich dass du vielleicht mit ihm gesprochen hattest. Wenn nicht, dann war es wohl ein geschwätziger Sklave.", erklärte Seneca und rang sich kurz ein trauriges Lächeln ab. Letztendlich wäre er ja fein raus, er würde bald in den Krieg ziehen, und je nachdem wie er sich schlagen würde, käme er als Held oder als Leiche zurück, in beiden Fällen war er nicht sonderlich angreifbar, aber es ging ihm um sie, auch wenn Axilla das niemals verstehen würde oder wöllte, und auch wenn sie keine Chance hatten, er wollte nicht dass ihr was passiert, allerdings wollte er auch keine erneute Diskussion mit seiner Cousine, weswegen er das Thema dass sie sich immer noch trafen galant verschwieg..

  • “Terentius war hier? Im Haus?“
    Axilla stand auf, musste aufstehen. Ihre Hand legte sich noch in der Bewegung schützend auf ihren Bauch, aber sie konnte einfach nicht sitzen bleiben. War das ihre Schuld gewesen? Der Terentier hatte ja so Anspielungen gemacht – wobei er ziemlich viele Anspielungen gemacht hatte und eigentlich so überhaupt nichts sinnvolles gesagt hatte, oder etwas intelligentes... “Wann war das?“ fragte sie ihren Vetter noch einmal, ging ein paar Schritte, da sie nicht einfach nur ruhig dastehen konnte.


    Ihre Gedanken rasten, wurden nur kurz von der Information abgelenkt, dass es wohl in den Albaner Bergen passiert war. Wie lange war das jetzt her, dass Seiana dort war? Schon ein paar Monate, Minimum. Wann hatte ihr Vetter ihr die Sache gestanden? Vor einigen Wochen. Die Götter allein wussten, wie lange die ganze Sache gegangen war!
    Aber für die Gedanken war jetzt keine Zeit. Wichtiger war, ob der Terentier etwas ahnte, und ob es ihre Schuld war. Sie wollte doch, dass die Decima ihre gerechte Strafe bekam, aber doch nicht ihr Vetter! Warum mussten Männer auch immer so dämlich sein, dass sie sich viel mehr für den Kerl interessierten, der ihre Frau beglückte, als für die Verfehlung der Frau?

  • Seneca blieb sitzen, blickte auf den Boden, es war in gewisser Hinsicht seine Verfehlung gewesen, auch wenn er es nur als eine gesellschaftlichte betrachtete. Wenn er was wusste? Wenn sie mit ihm geredet hätte, so würde sich das eine und das andere wie ein Mosaik zusammenfügen, und Seneca könnte gleich ein Schild vor sich hertragen auf welchem steht dass er der Liebhaber Seianas ist..


    "Es ist schon ein wenig her, nicht so lange, aber danach geschah erst einmal nicht mehr..", fasste Seneca und erhob sich nun auch, er musste grübeln, das brüchige Haus begann in sich zusammenzufallen, und am Ende, so schätzte er, stand nur Leid und Elend, "Axilla, hast du mit ihm gesprochen? Wenn ja dann...", er stockte, blickte sie an, sie wollte ihn immer beschützen, und nun, er wollte es nicht heraufbeschwören, aber vielleicht hatte sie ihn ans Messer geliefert..

  • Ein wenig her.... Axilla überlegte. Dass sie mit Terentius geredet hatte, war vor einer Woche gewesen. Wenn es so kurz gewesen wäre, hätte Seneca gesagt: 'Letzte Woche'. Oder auch 'Vor zwei Wochen'. Aber so sagte er 'Ein wenig her', was also länger als zwei Wochen war. Also auch länger als das Fest. Länger als ihr Gespräch.
    “Dieser elende Schweinehund!“, entfuhr es Axilla, als eine Erkenntnis sie traf, mit einem breiter werdenden Grinsen. Der Kerl hatte sie angelogen! Direkt ins Gesicht gelogen hatte er ihr, als er gemeint hatte, er glaubte ihr kein Wort! Er hatte schon geahnt, dass seine Frau ihm fremd ging, bevor sie auch nur irgendwas erwähnt hatte. Und ihr hatte er noch entgegengeschleudert, dass seine Frau untadelig wäre! Hah! Axilla konnte sich nicht helfen und konnte ein hysterischen Lachen gerade so eben unterdrücken. Dieser elende Schweinehund! Dieser gemeine Lügner!


    Erst Senecas Sorge und sein halb ausgesprochener Satz brachten sie zurück ins hier und jetzt. Und brachte gleich ein gutes Stück Ärger mit sich. Wenn sie ihm etwas gesagt hatte, dann...“...dann was? Dann hört das endlich endgültig auf, weil du eingesehen hast, wie entsetzlich dumm und gefährlich das ist?“
    Fast augenblicklich tat es Axilla leid, ihren Vetter so angefaucht zu haben. Aus ihrem Blick verschwand die Wut und machte kurz der Scham platz. Sie holte tief Luft und sah sich dabei im Raum um, als stände an den Wänden die passende Antwort. “Nein, ich bin nicht der Grund, warum er hier aufgetaucht ist“, begann sie ein bisschen versöhnlicher. “Aber hoffentlich hat es dir gezeigt, wie unverantwortlich du dich benommen hast. Der Mann ist nicht blöde und gefährlich! Urgulania hat er schon umgebracht, ich muss es nicht erleben, dass er dich auch noch umbringt, nur weil du dich nicht beherrschen kannst. Oder einen der anderen von uns. Und ich hoffe, dass das Thema jetzt auch endlich einmal durch ist.“

  • Die Lage war äußerst prekär, einerseits konnte Seneca seine Cousine verstehen, natürlich war es nicht gerade klug gewesen sich auf die Liebschaft mit Seiana einzulassen, andererseits liebte er sie, vielleicht noch mehr als das, aber auch das konnte er vor Axilla nicht sagen, auch nicht dass sie sich noch immer sahen, wenn es denn nur ging, was selten vorkam.
    Seneca ging ein paar Schritte auf und ab, hörte wie Axilla ihn anging, und dann wieder etwas auf den Teppich kam, und dann wandte er sich zu ihr, "Du glaubst doch nicht dass das Thema durch ist oder?", fragte Seneca, bemüht neutral, "Er war hier, du warst bei ihm, oder etwa nicht?", immerhin hatte sie es ja noch nicht gesagt, und wer wusste schon ob sie ihre Drohung wahr gemacht hatte, "Wie du sagst, er ist nicht dumm, er wird schnell darauf kommen was hier los ist, dann wissen die Götter was geschieht, aber ich bin jetzt Centurio, und er ist im Ruhestand, seine Macht schwindet, wer weiß schon wie die Sache ausgehen wird."

  • Wie, das war noch nicht vorbei? Was meinte er mit seinem Satz? Doch nicht das, was Axilla dachte? “Heißt das etwa, du triffst dich immer noch“ mit ihr?“ schnappte Axilla schon fast hysterisch, als ihr Vetter sich hier anmaßte, sie so anzureden. Dass er mit dem Thema das Gesprächsthema meinen könnte und nicht das große Thema seiner vermaledeiten Unfähigkeit, seine Triebe auch nur halbwegs zu kontrollieren, daran dachte Axilla nicht einmal. Ihr war ja klar, was sie mit 'dem Thema' gemeint hatte.


    Und dadurch, dass er ihr nicht glaubte, dass sie nicht Schuld an dem Auftritt des Terentiers war – und dieses Mal war sie es nicht! - machte er das ganze nur unerträglich viel schlimmer. In diesem Moment tat es Axilla fast schon leid, dass sie ihn jemals durch die Tür in dieses Haus gelassen hatte. Irgendwo auf dem Weg von damals zu jetzt hatte er vergessen, was es bedeutete, ein Iunius zu sein, dass die Familie immer an erster Stelle stand und man nicht am Wort seiner Verwandten zweifelte. “Frag doch dein Flittchen, ob ich zu ihrem Mann gegangen bin, du glaubst ihr ja ohnehin weit mehr als mir“ giftete Axilla weiter und brachte durch ein paar Schritte Abstand zwischen sich und ihren Vetter, wobei sie wohlweißlich ihre Schritte in Richtung Hauseingang lenkte. Ihr Blick streifte die Eingangstüre. “Weist du, ich erinnere mich noch daran, wie du hergekommen bist und um Einlass gebeten hast, um Anschluss an deine Gens. Weißt du das auch noch?“ Axilla schüttelte wütend den Kopf. “Wenn der Mann auch nur einen Funken Verstand besitzt, endet es darin, dass er seine Frau mit allem recht Roms erwürgt, wie es die Sitten der Väter für Ehebruch vorsehen.“ Aber wenn er der Trottel ist, für den ich ihn halte, wird er sich nur scheiden lassen... “Und nochmal für dich, langsam zum Mitschreiben: Ich bin nicht der Grund, warum der Terentius hier aufgetaucht ist. Das habt ihr euch ganz allein eingebrockt. Wenn das Verhör jetzt beendet ist, Centurio, werde ich wieder gehen. Pass auf, dass dir die Tür nicht ins Kreuz fällt, wenn du nachher gehst.“ Axilla war nicht nur ein bisschen wütend auf ihren Vetter, sie war jetzt stinkesauer. Nicht genug, dass er Fehler beging, gegen das Gesetz verstieß und die guten Sitten und sich gegen seine Familie wandte, nein, jetzt gab er ihr auch noch die schuld dafür. Das war eindeutig zu viel.

  • Etwas schief blickte Seneca seine Cousine an, was hatte sie denn jetzt nicht verstanden? Oder war sie einfach so in Laune dass sie nun einfach nur einen Funken brauchte um zu explodieren?
    "Ich sagte dass er jetzt wohl weiß dass ich es bin Axilla!", fauchte er zurück und fuhr fort, "Deswegen ist es noch nicht vorbei!", er hielt kaum an sich, aber er versuchte sich zu beruhigen, ohne Erfolg, "Aber keine Sorge große Verfechterin unserer Werte, du brauchst mich nicht mehr zu beschützen!", er lief hektisch auf und ab, "Bald liege ich wohl sowieso auf irgendeinem Feld in Nord-Italia, Offiziere sind ein beliebtes Ziel auf dem Schlachtfeld weißt du? Und momentan sieht es nicht so rosig aus, dann hätten sich ja all deine Probleme auf einen Schlag gelöst.", ein auf dem Schlachtfeld gefallener Centurio würde sich gut auf dem Ehrenkonto der Iunii machen, auch wenn Seneca seine Worte kurz darauf bereute, er liebte seine Familie, aber warum sie ihn hier so anfuhr, wussten nur die Götter, Seneca atmete tief ein und aus, als sie fragte ob das Verhör nun beendet sei, ein sarkastisches Grinsen entfuhr ihm, mehr ein Schnauben, und er blickte sie kalt an, "Glaub mir, wenn du wüsstet was ich im Dienst schon für die Ehre der Iunii getan habe, du würdest mich nicht wiedererkennen.", Seneca wandte seinen Blick ab, er konnte nicht glauben was sie von ihm hielt, er hatte Seiana doch erst kennengelernt nachdem er sie gebeten hatte seine Cousine nach der Durchsuchung der Acta da nicht mit hinein zu ziehen, doch es wäre schäbig gewesen dieses Argument nun hochzuholen, "Geh nur, denn du bist es nicht die darüber zu richten hat was ich für unsere Gens tue, oder getan hab.", noch einmal blickte Seneca zu ihr, schüttelte langsam den Kopf, und war im Begriff zu verschwinden..

  • “Mach dich nicht lächerlich“, ließ sich Axilla von ihrem Vetter ganz sicher kein schlechtes Gewissen einreden. Ja, er könnte sterben, das stimmte wohl, aber es war ganz sicher nicht so, wie er behauptete, dass Offiziere – auch Unteroffiziere – besonders gefährdet wären, eher im Gegenteil. Üblicherweise standen die nämlich hinter ihren Männern, die kämpften. “Wir reden hier immer noch von Römern auf der anderen Seite des Schlachtfeldes, nicht irgendwelchen angemalten Wilden, die nach der Schlacht die Offiziere auf irgendeinem heiligen Stein opfern.“ Seine Theatralik in dieser Sache machte sie nur noch wütender. Als Centurio war er sicherer denn je, denn wenn er sich nicht heldenhaft in irgendein Schwert warf, würde er gefangen werden und für ein Lösegeld dann wieder freigekauft werden können. Oder aber der neue Kaiser klagte ihn an, das konnte natürlich auch sein, so gut kannte Axilla den Cornelier ganz sicher nicht, um seine politische Einstellung zu kennen und zu wissen, ob er Exempel statuierte oder nicht, sollte er gewinnen. Aber auch dann würde es einen Prozess geben, bis zu dem ihr Vetter leben würde.
    Dass sie nicht mehr auf ihn aufpassen sollte, fiel ihrem Vetter auch früh ein. “Und ob es dir passt oder nicht, du bist Teil dieser Gens und hast dich dieser auch zu beugen. Solange du den Namen Iunius führst, muss ich dich wie jeden anderen diesen Namens beschützen. Auch wenn du sowas gern mal zu vergessen scheinst und lieber keiner wärst.“ Axilla konnte sich gerade so eben den Hinweis verkneifen, dass er den Namen ja auch durchaus ablegen konnte, wenn ihm das nicht passte.


    Von seinem Gift ließ Axilla sich nicht im mindesten beeindrucken. Was er getan hatte... was denn? Außer eine verheiratete Frau zu vögeln, seine Familie zu verraten und zu belügen, seine Cousine zu beschuldigen und hier die beleidigte Leberwurst zu spielen? Axilla wünschte wirklich, sie wäre ein Mann. Auch wenn sie das nie für möglich gehalten hätte, sowas zu denken, aber: Sie hatte mehr Eier als Seneca. Oder Silanus. Überhaupt mehr als die meisten, wie es schien. Sie hatte immer Angst gehabt, nicht zu genügen, Fehler zu machen, war unsicher gewesen, aber das zählte alles nicht. Die einfache Wahrheit war: Als Mann wäre sie großartig geworden. Ehrenvoll für die ganze Familie. Und jetzt war sie dazu scheinbar verdammt, zuzusehen, wie geringere Männer das zerschlugen, was ihr Vater und sein Vater und all die Iunii vor ihm aufgebaut hatten.
    “Ich erkenne dich jetzt schon nicht wieder“, blieb sie noch einmal kurz auf ihrem Weg stehen und drehte sich nur halb zu ihm um, als er meinte, dass sie nicht über ihn zu richten hatte. “Du hast recht. Darüber zu richten ist aufgabe unserer Ahnen. Und ich bin mir sicher, dein Vater ist verdammt stolz darauf, zu sehen, wie sein Sohn eine verheiratete Frau vögelt, sich dafür gegen seine Familie stellt und seine eigene Cousine bedroht, nur um weiter das Gesetz brechen zu können. Bestimmt jubelt er in der Unterwelt darüber, einen so ehrenvollen Sohn gezeugt zu haben.“ Sie schnaubte noch einmal und ging dann aus der Casa.

  • Seneca hörte sich ihr Gerede stumm an, sie sprach über seine Rolle in der Schlacht, sie hatte keine Ahnung wie es um den Kriegsverlauf stand, bei der puren Überlegenheit der Rebellen würde es egal sein wo er stand, aber das interessierte sie wohl nicht. Auch dass er lieber kein Iunier wäre, ihr Kommentar traf ihn, und dennoch blieb er stumm, und hörte sich einfach nur an was sie zu sagen hatte, sollte sie doch denken was sie wollte, er war der Mann in der Familie, er war das männliche Oberhaupt in Rom, und so wie es aussah, würde da auch in nächster Zeit niemand an seinem Status sägen. In gewisser Weise bestärkte ihn das auch, er hatte immer die Furcht davor seine Autorität auszunutzen, aus Angst er könnte Axilla verletzen, doch nun, da sie ihm solche Dinge an den Kopf warf, begann es seinen Panzer zu verdicken, es war ihm nicht egal was Axilla dachte, aber die Wut die in ihm brodelte während er einfach nur da stand und sie kühl ansah würde es ihm zumindest in naher Zukunft erheblich leichter machen..
    Als sie dann so über ihn und seinen Vater sprach, konnte er allerdings nicht mehr an sich halten, wo hatte er sie bedroht? Er war Centurio der Prätorianer, einer der ehrenwertesten Posten des Militärs, und sie sprach so von seinen Ahnen, und ihrem Bild von ihm...


    "Ich habe mich nicht gegen unsere Familie gestellt! Ich bin ehrenhafter als du je sein wirst! Du hast nie Fehler gemacht oder?!", er brüllte ihr hinterher, sie war schon weg, und dennoch hielt er sich nicht zurück und brüllte weiter. Wutentbrannt stieß er seinen Becher um, während dieser scheppernd über den Boden rollte, und erst an einer Wand zum stoppen kam, schlug Seneca die Hände über dem Kopf zusammen, was war nur aus ihnen geworden?
    Nicht sicher über seine eigenen Empfindungen verließ er schließlich die Casa...

  • "Blöder Krieg!" Lustlos ließ Diademata ihr Stickzeug neben sich auf die Kline fallen. "Sticken, Weben, Sticken, Weben, Sticken, Weben! Gibt es denn nichts mehr in dieser Stadt das man noch tun kann? Warum ist das ganze Leben hier überhaupt eingeschlafen? Der Krieg ist doch weit weg! Mantua! Wisst ihr wie lange man von Rom nach Mantua unterwegs ist!" Natürlich erwartete Diademata keine Antwort von den Sklaven, die nutzlos dekorativ im Atrium herum standen.
    Diademata erhob sich energisch. "Tage! Im Winter bestimmt Wochen! Und trotzdem sitzen alle in dieser Stadt herum wie trübe Tassen und warten darauf, dass ihnen die Decke auf den Kopf fällt! Dafür bin ich doch nicht nach Rom gekommen! Da hätte ich auch in Baiae bleiben können!"


    Sie griff nach einem Becher mit warmem Gewürzwein und schmetterte ihn an die nächste Säule. Krachend und polternd fiel das Gefäß zu Boden. Das tat gut. "Das ist so unfair! Warum greift der Kaiser nicht endlich hart durch? Warum fegt er diese Idioten von Rebellen nicht endlich von der Landkarte! Und warum hat er Seneca und Avianus einfach fort geschickt?"
    Die Wut in Diademata wandelte sich schnell und eine Träne stahl sich in ihren Augenwinkel.
    "Das ist so unfair." Niedergeschlagen hockte sie sich wieder auf die Kline. Eigentlich war sie nicht wütend. Eigentlich war sie nicht gelangweilt. Eigentlich hatte sie nur Angst. Rom war befestigt worden und Seneca und Avianus waren an der Front. An der Front, von der kaum Nachrichten nach Rom gelangten. Dass es nicht ständig über Siege zu berichten gab konnte eigentlich nur bedeuten, dass es keine Siege zu melden gab.


    "Habt ihr die Vorratskammern aufgefüllt und die Holzbalken bereitgestellt?" fragte Diademata den Sklaven, der den Wein vom Boden wischte. Er nickte stumm.
    "Gut." Sie hatte wenig Ahnung was im Fall eines feindlichen Einfalls in die Stadt zu tun war. Vielleicht hätte sie doch rechtzeitig abreisen sollen. Aber dafür war es zu spät. Nirgends um Rom war es noch sicher. Schon gar nicht für eine Frau. Außerdem hatte ihr Seneca doch sozusagen die Casa anvertraut. Die Casa ihrer Familie. Nein, sie konnte nicht einach hier weg. Sie würde sich hier verbarrikadieren und auf ihre Cousins warten.


    Diademata nahm ihr Stickzeug wieder auf. Zumindest ein Gutes hatte dieser Krieg. An schönen Stoffen würde es ihr bei ihrer Hochzeit nicht mangeln.

  • Wie die Kaiserin höchstpersönlich stolzierte Diademata durch die Casa Iunia und begutachtete die Situation. Und genau das war war ihre Arbeitshypothese nach den Ereignissen auf dem Marsfeld. Sie, Iunia Diademata, war die Regentin des Imperium Iunianum, eines kleinen aber feinen Kaiserreiches inmitten verfeindeter Schlachtfelder.


    Ihr Imperium hatte nichts mit den Kämpfen um sie herum zu tun. Nicht das geringste (jetzt nur nicht wieder an Seneca und Avianus denken)! Alles was zählte war ihr Reich aus allem herauszuhalten und dafür zu sorgen, dass das Haus nicht zusammen krachte. Außerdem musste sie ihr Volk (die Sklaven) bei Laune halten. Oder besser gesagt mit strengen Zügeln im Zaum halten. Ihr Onkel Optatus hatte oft erwähnt, dass Sklaven schnell aufmüpfig wurden wenn sie Schwäche an ihren Herrn erkannten. Doch Diademata war nicht schwach. Die erste Sklavin hatte sie schon eigenhändig ausgepeitscht weil sie eine ganze Amphore mit Wein verschüttet hatte (so eine Verschwendung konnten sie sich nicht leisten! Wer wusste schon wann man wieder unbehelligt auf den Märkten einkaufen konnte)!


    Es herrschte also ein strenges Regiment in der Casa Iunia, insbesondere seit die Rebellen direkt vor den Toren Roms standen. An beiden Hauseingängen waren rund um die Uhr drei Männer postiert, von denen jeweils nur einer schlafen und einer sich ausruhen durfte. Aus diesem Grund waren extra Strohsäcke aus den Sklavenquartieren an die Porta verlegt worden. Jedem Trupp waren außerdem zwei Sklavinnen zugeteilt, die im Notfall den Alarm durch das Haus tragen konnten. Diademata selbst hatte sich im Atrium einquartiert, der große, starke Tarik immer in ihrer Nähe. Das Haus war ihr schon immer zu groß erschienen, doch nun hatte sie Angst allein in ihrem Cubiculum (würde sie natürlich nie zugeben!).


    Während sie so die Stellung hielt dachte sie auch viel über den Kaiser nach. Der Kaiser war der Kaiser war der Kaiser. Wenn allerdings die Rebellen Salinator stürzen würden, dann wäre Cornelius der Kaiser. Und der Kaiser war der Kaiser war der Kaiser. Eigentlich war es Diademata also egal wie dieser Krieg ausgehen würde. Hauptsache Seneca und Avianus würden wieder zurückkommen. Sie dienten schließlich auch nur dem Kaiser. Auch wenn Diademata nicht so genau wusste, ob den beiden die Person des Kaisers ebenso egal war wie ihr selbst. Außerdem wäre es um den Praefectus Praetorio schade. Nach den Fors Fortuna und der Eröffnung, dass dieser Mann noch nicht vergeben war hatte sich Diademata in den Kopf gesetzt, ihn zu heiraten. Nun würde daraus wohl nichts mehr werden. Entweder stand er auf der Seite der Verlierer. Oder er stand auf der Seite der Versager. Was bedeutete, dass sie mit ihrer Suche nach einem geeigneten Ehemann wieder von vorne anfangen musste.


    "Das Leben ist einfach unfair!" blaffte sie den Stein-Kopf des Iunius Brutus (des berühmten, nicht des berüchtigten) bei ihrer Rückkehr ins Atrium an und setzte sich unzufrieden auf eine Kline.
    "Und langweilig noch dazu! Blöder Krieg, sowas können sich auch nur Männer ausdenken!"

  • "Und?"
    Diademata schaute die Sklavin, die gerade vom Eingang kam, mit großen Augen an.
    "Nichts neues." schüttelte diese den Kopf und sah dann zu, dass sie schnell hinter einer Säule in Deckung ging.


    "NICHTS!" Diadematas Stimme überschlug sich. "Nichts! Es tut sich hier überhaupt nichts! W A R U M? Was zum Geier machen die da draußen eigentlich? Herumhocken und Würfel spielen? Warum nimmt der Kaiser nicht endlich seine Männer und fegt diese Verräter von den Feldern Roms! W A R U M? Kann mir das irgendjemand erklären?"
    Kein Sklave wagte auch nur seinen Blick zu heben.


    Seit Tagen war die Iunia launisch. Eigentlich seit sie hier eingesperrt war.
    Blöde Belagerung!
    Ständig pendelte sie zwischen Langeweile, Lagerkoller und der Angst davor was passierte, was schon passiert war und was noch passieren würde. Sie wollte doch einfach nur ein ganz normales Leben führen. Sie wollte mit Seneca auf Volksfeste gehen, mit Avianus Wagenrennen anschauen und Axilla besuchen und staunen wie groß Titus geworden war.
    Ist das denn zuviel verlangt?


    Und vor allem wollte sie heiraten, damit sich ihr Ehemann mit allen Widrigkeiten des Lebens herumschlagen konnte. Nur wie sollte sie einen Ehemann finden, wenn sie hier regelrecht eingesperrt war? (Wieso gab es eigentlich keine Göttin, die Frauen im Falle einer Belagerung anrufen konnten, damit sie ihnen einen passenden Ehemann vor die Tür schickte?) Am Ende dauerte diese Belagerung noch Jahre! J A H R E! (Diademata hatte davon gehört, dass es solche Belagerungen gab).


    "MÄNNER!" schimpfte sie das Atrium an und stampfte dabei undamenhaft mit dem Fuß auf. Der Kaiser war auf jeden Fall als Ehekandidat unten durch. Sie wollte einen Mann der sich durchsetzen konnte und nicht einen, der sich in seinem Palast verkriecht wenn es hart auf hart kommt.


    "Du!" pickte sie sich einen Sklaven heraus, der nicht rechtzeitig genug in Deckung ging. "Ich will jetzt wissen, was die da treiben! Du wirst nach draußen gehen und dich umhören. Ich will wissen, warum der Kaiser nicht endlich etwas tut und wann unsere Soldaten endlich angreifen!"

  • Ein ganz normaler Tag. Fast.


    "SIE SIND DRIN! SIE SIND DRIN!" brüllte der Sklave durch das halbe Haus.


    Wie von einer Biene gestochen sprang Diademata von ihrem Stuhl auf. "Drin? Obwohl es eigentlich nichts anders gab, auf das sie wartete, wusste sie jetzt nicht genau, was der Sklave meinte.
    "Die Verräter sind in Rom!" plärrte der Sklave jetzt ins Atrium. "Sie haben die Stadtmauer eingerissen, die Senatskurie zerstört und schon den halben Palast verwüstet!"
    Das hatte zumindest die Frau geschrien, die wie ein aufgescheuchtes Huhn an der Casa Iunia vorbei geeilt war und zwischen ihren Hiobsbotschaften immer wieder die Götter um Hilfe angefleht hatte.


    "Iuno steh uns bei!" Auch Diadematas erste Hoffnung galt den Göttern. Die ganzen langweiligen Tage hatte sie gehofft, dass endlich etwas passieren würde. Jetzt wünschte sie sich die Langweile zurück.


    "Alle auf ihre Posten! Kontrolliert die Sicherung der Eingänge! Hat jeder seine Waffe bei sich?" Natürlich hatten sie. Seit Tagen schon trug jeder Sklave im Haus mindestens einen Knüppel. Diademata selbst hatte sich für ein Küchenmesser entschieden. Gift wäre natürlich jeder Römerin erste Wahl. Aber wo hätte sie so schnell Gift her bekommen sollen? Denn die Iunia hatte nicht vor mit ihrem Küchenmesser groß zu kämpfen. Vermutlich würde sie sich dabei nur selbst schmerzhaft verletzten. Nein, im schlimmsten Fall würde sie sich das Leben nehmen (wahrscheinlich würde sie sich auch dabei nur selbst schmerzhaft verletzen, aber daran wollte sie jetzt nicht denken).


    Die Stille im Atrium machte Diademata ganz nervös. Warum hörte man keine Schreie von draußen? Warum hörte man nicht das Einbrechen von Mauern, das Knacken von Gebälk oder das Knistern von Feuer?
    "Oh Iuppiter und Iuno, steht uns bei!" flüsterte die Iunia und setzte sich wieder hin. Obwohl sie sich seit Tagen auf diesen Tag vorbereitet hatte, war sie völlig überfordert mit der neuen Situation.

  • Eine Weile blieb es ruhig. Dann erschien wieder der Sklave.
    "Soldaten! Soldaten stehen vor der Tür und klopfen an!"


    "Sie klopfen an?" Erleichterung durchflutete Diademata. "Das ist unsere Rettung!"
    Bestimmt waren es Urbaner oder Prätorianer die in Rom verblieben waren. Bestimmt hatte Seneca das organisiert, dass im Notfall ein Trupp Soldaten die Casa schützen würde. Bestimmt war es so. (Ganz sicher!)


    "Ich komme!" Die Iunia sprang auf und eilte zur Porta.

  • Langsamen Schrittes lief Seneca den Gang zum Atrium herab, es war ruhig, ein paar Sklaven huschten durch die Gänge, und begrüßten den Dominus, welcher auch gleich einen Becher Wein in die Hand bekam, ja, so ließ es sich leben, besonders nach dem Feldzug.
    Seneca nahm einen großen Schluck und stellte den Wein dann langsam auf einen kleinen Tisch, dann blieb er mitten im Atrium stehen, "Axilla? Diademata? Priscus? Ist irgendwer zuhause?", rief er erst einmal laut, denn wie das immer so war, wenn man mal einen informierten Sklaven benötigte, war gerade keiner zugegen, wahrscheinlich war dies darauf zurückzuführen, dass Seneca bei seinen letzten Besuchen der Casa nur für Ärger gesorgt hatte..

  • Nachdem sie dem neuen Imperator zu seinem Titel verholfen hatte, war Axilla nach Hause gegangen. Nicht in die Casa Pompeia. Nicht nach Ostia. Nein. Nach Hause. In das einzige Zuhause, das ihr immer bleiben würde. In das Zuhause, das auch wirklich ihres war, das ihr gehörte, mit Sklaven, die ihr gehörten und ihr treu waren, mit sicheren Mauern, die sie beschützen würden, und bei denen sie sich nicht fragen musste, ob sie in diesen bleiben können würde.
    Die Casa Pompeia hätte sie als Hausherrin sicher aufgenommen und auch beschützt. Aber Axilla wusste nicht, was mit Imperiosus sein würde, und ob sie ihn in diesem Leben noch einmal wiedersehen würde. Oder wie lange er noch im Gefängnis bleiben würde. Wie lange es noch dauern würde, bis er freigelassen würde. Oder was dann wäre. Ob er ins Exil verbannt würde. Ob der Imperator Wort halten würde – auch wenn er nur ein extrem vages gegeben hatte.
    Und auch nach Ostia wollte und konnte sie nicht gehen. Sie sagte sich, dies sei zum Schutz ihrer Kinder, damit der Imperator im Falle einer negativen Entscheidung über ihren Vater keine Handhabe darüber hatte, was mit dessen Kindern geschah. Damit niemand wusste, wo die beiden zu finden wären. Die Wahrheit war allerdings sehr viel einfacher: Sie hatte Angst davor, ihren Söhnen ins Gesicht zu sehen und ihnen erklären zu müssen, was passiert war und noch schlimmer, dass sie nicht wusste, was noch weiter passieren würde.


    Und so hatte sie sich im Haus mehr eingesperrt, und den Rest der Welt draußen ausgesperrt, und versucht, einfach nur möglichst wenig zu denken und sich in der Ordnung des Hauses zu ergehen. Die Vorräte waren also aufgestockt, alle Räume sauber, alle Betten neu mit Stroh gestopft, und sie hatte sogar angefangen, zu weben. Noch immer mit mäßigem Erfolg, aber es lenkte sie ab.


    Axilla saß also auch gerade im rückwärtigen teil des Hauses an ihrem Webstuhl, als einer der Sklaven Bescheid sagte, dass ihr Vetter Seneca das Haus betreten hatte. Es war ein nicht ganz greifbares Gefühl, was sie durchströhmte. Natürlich war sie erleichtert, dass er noch lebte, aber noch immer schwebte düster dräuend der Schatten ihres letzten Abschiedes über ihr, und was auch immer war, sie konnte ihrem Vetter da nicht vergeben, dass er sich so offen gegen die Familie stellte. Auch jetzt nicht.


    Sie stand also langsam auf und unterdrückte die aufkeimende Übelkeit, die aus der Angst geboren war – und begab sich in Richtung Atrium. Langsam. Sie redete sich ein, dass es dadurch würdevoller aussehen würde.
    “Seneca.“ Axilla hörte selber, wie sich bei dem einfachen Wort vor Aufregung – und auch Erleichterung – ihre Stimme überschlug. Also fügte sie noch etwas weniger aufgeregtes an. “Wie ich sehe, bist du also doch nicht von Pfeilen durchbohrt worden.“

  • Seneca hatte die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben, und wollte sich gerade in sein Cubiculum begeben, als seine Cousine Axilla um die Ecke kam, etwas langsam, und die Casa Iunia war auch nicht die kleinste Casa in Roma, was wohl die lange Wartezeit erklären würde.
    Natürlich hatte Seneca die Schwierigkeiten der beiden nicht vergessen, aber für einen kurzen Moment dachte er wohl dass so ein Feldzug solche Dinge, zumindest kurz, in den Hintergrund rücken würde..
    "Axilla.", sagte er deshalb erleichtert und wollte schon seine Arme für sie öffnen, als sie mit einem etwas hämischen Spruch die Euphorie gekonnt dämpfte, "Ich nicht, das stimmt.", sagte er ernst, schließlich waren genug Soldaten seiner Centurie gefallen, und er hatte eigentlich auch nur Glück, schließlich hatten sie's Fortuna zu verdanken dass sie es nochmal die Mauer Vicetias herunterschafften.
    "Aber ich bin auch froh dass es dir gut geht, besser noch, in der Begleitung des Imperators in die Stadt zurückzukehren, beeindruckend.", sagte er etwas neckisch, für ihn gab es immer noch Hoffnung zumindst wieder etwas Normalität in die Dinge zu bringen, und tatsächlich fragte er sich auch wie es zu diesem Spektakel gekommen war.
    "Wie geht es Atticus? Ist er hier?", erkundigte er sich dann auch noch nach seinem kleinen Verwandten, er hatte den Jungen schließlich ewig nicht gesehen.

  • Würde es immer so zwischen ihnen sein? Vermutlich. Kaum hatte Seneca den Mund aufgemacht, fühlte Axilla sich schon wieder angegriffen.
    Ja, sie war im Gefolge des Kaisers nach Rom zurückgekehrt. Aber das war so eigentlich nicht geplant gewesen. Überhaupt war nichts geplant gewesen. Noch nie hatte ein Plan von Axilla auch nur ansatzweise mal funktioniert. Vielleicht war es da ein mittleres Wunder, dass etwas, das sie nicht geplant hatte, bislang zu funktionieren schien. Zumindest irgendwie. Und sie würde sich dafür auch sicherlich nicht entschuldigen. Es war das einzige gewesen, was sie hatte tun können, um ihre Familie zu retten. Den einzigen Trumpf, den sie hatte spielen können. Und wenn sonst schon niemand etwas getan hatte, um ihre Familie – und auch Senecas – zu retten, dann musste eben auch eine Frau das tun, was ein Mann tun musste.


    “Ja, bin ich. Aber du selbst kamst ja ähnlich zurück. Ausgezogen, um die 'Rebellen aus dem Norden' zu stoppen, und zurückgekehrt im Schlepptau der 'Befreier Roms'.“ Axilla betonte die Worte so, dass kein Zweifel blieb, wie ironisch sie diese Befreiung Roms meinte. Man konnte Rom wohl kaum mit Rammböcken befreien.


    Für weitere Sticheleien fehlte ihr aber ein wenig der Wind, als Seneca nach Atticus fragte. Die Frage nach ihrem Sohn war wie ein Schlag in die Magengrube, der ihr die Luft nahm. Sie blinzelte kurz ertappt und drehte sich leicht beiseite, um Seneca nicht direkt ansehen zu müssen. “Nein, Titus und Cossus sind beide nicht hier. Sie sind... in Sicherheit. Bis sich das alles geklärt hat. Was mit ihrem Vater ist. Und ob es sicher ist, nach Rom zurückzukehren.“

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