Tablinium | Q.T. Vitamalacus und Minervina

  • Er drehte sich langsam um, blickte auf sie herab. Konnte ihre Erklärung stimmen ? Konnte es sein das sie nur erschöpft war ? Und selbst wenn es so wäre, wäre dies eine Entschuldigung für ihr Verhalten ? Innerlich verneinte er alle drei Fragen.


    Einen Moment schwieg er noch, dann setzte er an zu sprechen. Nicht lauter als sonst, aber hart und durchdringend.


    "Was mit dir los ist ? Du legst ein Verhalten an den Tag,das einer jungen Dame nicht angemessen ist. Deine Wort sind aufmüpfig und schnippisch. Dein Benehmen ist geradezu kindisch !"


    "Obendrein verlässt du ohne Begleitung die Villa. Wäre dir Titus nicht zufällig gefolgt, wer weis was dir alles hätte passieren können."


    "Dieses Verhalten würde ich bei der Tochter eines Plebejers aus der Subura vielleicht gerade noch tolerieren. Aber nicht bei Tochter eines Patriziers und Senators !"

  • Sie blieb eigenartigerweise, wie sie fand, während seiner Worte völlig ruhig. Ja, sie fand sich ungerecht behandelt, sehr sogar. Nein, sie fand sich absolut nicht kindisch. Aber ja, sie konnte ihn irgendwie sogar verstehen. Nun senkte sie betreten den Blick. Sie war nicht sehr einsichtig. Grundsätzlich nicht und heute nicht. Aber seine Worte beeindruckten sie doch. Zwar fand sie ihr Verhalten nur menschlich und keineswegs abstrus, aber war es nicht gerade ihre Pflicht, sich zusammenzunehmen? "Aber Vitamalacus..." setzte sie an und hob den Blick wieder zaghaft und nur leicht an.


    "Es tut mir leid." schloss sie ihre geplant widerspenstige Antwort. Und es tat ihr auch wirklich leid, das Meiste zumindest. Und zwar nicht, weil er schimpfte, sondern weil er ihren Vater ansprach. Er hätte es auch nicht gewollt, was sie getan hatte. Und was er wollte, war ihr das höchste und wohl enzige Gebot. Welches sie am vorigen Abend schon einmal gebrochen hatte. "Es ist nur so... Mich beschäftigen wirklich viele Gedanken und ich bin in der letzten Zeit irgendwie etwas... verwirrt. Vorhin wollte ich einfach in Ruhe meine Gedanken sammeln und das... kann ich nunmal nur allein." ergänzte sie und senkte ihren Blick wieder, fast demütig. Es stimmte, es hätte wirklich viel passieren können. Sie war nicht unbekannt. Aber was an ihrem Verhalten war schnippisch? Dass sie die Cohortes Urbanae so kühl abserviert hatte? Das war, ihrer Meinung nach, nur gerecht. Man hatte eine Dame zu grüßen und einen Verletzten freundlich zu behandeln.


    "Ich glaub es ist alles ein wenig.. doof gelaufen. Kaum hier geht alles drunter und drüber." Ob er sich fragte, weshalb sie ihre Reise in Achaia abgebrochen hatte? Oder zählte derzeit für ihn nur sein Zorn, seine Erbostheit über ihr Verhalten, was, zugegebenermaßen, wirklich nicht sehr damenhaft war?

  • Wieder schwieg er eine ganze weile, nach dem sie ihm geantwortet hatte. Eigentlich war Antwort ein zu hoher Begriff, für das was sie ihm entgegnet hatte, waren es doch nur ein paar, mehr oder weniger zusammenhängende Sätze.


    Und er ertappte sich, das er die erste Reaktion, die er hatte, naämlich einfach richtig laut zu werden, wieder verwarf. Jeden Probati hätte er so behandelt und jeder männliche Schützling oder Untergebenen hätte die Handlung eines Probati erlebt. Aber irgendwie konnte er seine Nichte so nicht behandeln.


    Stattdessen deutete er auf den stuhl vor seinem Tisch.


    "Setz dich !"


    Es war immer noch ein Befehl, der keinen Wiederspruch zuliess, aber in den Worten schwang schon eine gewisse Fürsorge mit. Er wartete bis sie sich setzte.

  • Und ohne weitere Worte kam sie seiner Aufforderung nach. Sie zog den Stuhl ein Stück zurück und ließ sich langsam darauf nieder, während sie in der gleichen Bewegung ihre Hände in den Schoß sinken ließ. Sie war ein wenig überrascht, da er sie gar nicht weiter ausschimpfte, womit sie eigentlich gerechnet hatte. So war auch ihr Blick, den sie ihm zuwarf, sehr friedlich.


    Aufmerksam hing sie an seinen Lippen. Vermutlich würde jetzt ein vollauf pädagogisches Gespräczh folgen, in welchem er sie belehren würde. Aber, das sah sie ein, war auch sein gutes Recht. Schließlich hatte er die volle Verantwortung für sie und wenn ihm auch Helena, die Mutter, gleich war, so fühlte er sich gewiss gegenüber seinem Anverwandten Tiberius Maximus verpflichtet, gut für seine Tochter zu sorgen. Ebenso wie sie sich als seine einzige Nachkommin verpflichtet würde, sein gutes Andenken zu bewahren. Und dazu gehörte sicher nicht das Verhältnis zu einer syrischen Sklaven, der alleinige Spaziergang und auch nicht die Gefühle zu einem Peregrinus. Wobei vermutlich in Sachen Marcus keine Gefahr mehr drohte, denn sie hatte schon wirklich lange nichts mehr von ihm gehört. Seit sie mit ihm damals durch Gassen schlenderte und Morde beobachtete, und möglicherweise selbst beging. Mit einem leisen Seufzen wischte sie diese Gedanken, die nur ausgesprochen zu einer Gefahr werden konnten, hinfort und lauschte auf ihn.

  • Als Minervina sich setzte, wartete er noch einen Moment, bevor er sich selbst setzte. Es waren Momente wie dieser, die ihn manachmal bereuen liessen, so bereitwillig die Fürsorge für seine Nichte übernommen zu haben, denn er hatte in diesen Momenten immer die Schwierigkeit, die richtigen Worte zu finden.
    Vielleicht neigte er als Mann, eher dazu, die Worte wesentlich bedachter zu wählen, als wenn hier ein Mann vor ihm sass. Und wahrscheinlich hätte seine Helena in dieser Situation auch eher Minervina den Kopf gewaschen.


    Doch so wartete er einen Moment, bevor er weiter sprach.


    "Was ist es, das dich so beschäfftigt ? Was ist es, das dich so verwirrt ?"

  • Ungewisses Warten mochte sie nicht und während des Wartens wurde sie immer unruhiger. Was mochte ihm wohl gerade durch den Kopf gehen? Ihr war völlig bewusst dass ihre Unruhe unnütz war, aber sie konnte sie nicht einstellen. Würde ihr nun jemand eine Hand auf die Schulter legen, was sie vorher nicht bemerkt hatte, würde sie sich wörtlich zu Tode erschrecken. Sie beobachtete, während er sich setzte, beobachtete seine Zeit des Wartens. Sie wusste irgendwoher, dass er nicht zornig war. Vielleicht waren es seine Augen, die zwar wie immer militärisch streng blickten, aber nicht wirklich von Wut erfüllt.


    "Naja... Da wäre zum Einen die Ungewissheit gewesen, ob ihr euch schon nach einem Mann für mich umgesehen habt. Ich konnte nicht mehr tatenlos in Achaia sitzen." begann sie. Ihre Worte waren nicht einmal gelogen, verrieten sie aber doch nicht alles. Sicherlich würde er sich damit nicht vollends zufrieden geben, aber einen großen Teil seiner Neugierde würde sicherlich gestillt.

  • War das wirklich der wahre Grund für Minervinas Verhalten, fragte er sich und verneinte die Frage für sich. Das Dioklesschwert der Ehe mit einem mehr oder weniger unbekannten schwebte über allen jungen Frauen von Stand und denoch verhielten sie sich anders.


    "Sei unbesorgt, du wirst rechtzeitig darüber informiert, wenn es einen geeigneten Kandidaten gibt."


    Welche Gründe mochte es noch geben, fragte er sich, aber ahnte auch, das er so leicht jetzt nicht dahinter kommen würde, daher wechselte er das Thema.


    "Vielleicht hast du es noch nicht bemerkt, aber kurz vor dir traf meine Cousine Albina ein. Ihr Vater hat sie mir anvertraut, sie ist etwa in deinem Alter."

  • Minervina verengte ihre Augen ein wenig, als sie Vitamalacus Worte hörte. Sie wollte nicht, dass sie informiert wurde. Sie wollte mitentscheiden. Immerhin war sie sui iuris, wenn dies auch einen traurigen Grund hatte. Und jetzt war für sie definitiv noch kein geeigneter Kandidat in sichtbare Nähe gerückt. Aber sie würde damit keinen erneuten Streit heraufbeschwören. Wenn Vitamalacus allerdings meinte, auf ihren unwilligen Gesichtsausdruck eingehen zu müssen, so würde er einen langen Redeschwall zu erdulden haben.


    "So. Dann hast du ja doppelte Arbeit zu verrichten." meinte sie, allerdings schon deutlich versöhnlicher als ihr Blick noch vor einigen Augenblicken. Man konnte ihre Stimme schon fast als 'heiter' bezeichnen - der Begriff würde nur knapp verfehlt werden. "Wer ist eigentlich das dort?" fragte sie mit einem Nicken in Richtung Taranis, der auf seinem Lager war. Sie mochte Katzen, weshalb ihre Frage auch keineswegs abwertend betont war. Sie wollte erst noch etwas Zeit verstreichen lassen, ehe sie ihn noch einmal auf die Regeln in diesem Hause ansprechen würde. Sie wollte noch einmal genauer gesagt bekommen haben, was sie durfte und was nicht, denn sie wollte niemandem mehr zur Last fallen, als es sein musste. Und vor Allem wollte sie Streit vermeiden. Kühle Umgangsformen gehörten für sie definitiv dazu

  • Hätte Minervina richtig zugehört, dann wäre ihr wohl aufgefallen, das er mit keinem Wort die Mitsprache entzogen hatte. Aber wenn sie glauben wollte, das er genau dies tat, und darauf konnte er aus ihrem Gesichtzsausdruck schliessen, dann sollte sie dies ruhig tun. Er lächelte nur leicht, während er sich langsam erhob.
    "Arbeit seit ihr beide nicht."
    Er ging zu der Schlafstatt von Taranis und hob diesen auf. Der kleine Luchs fühlte sich in den Armen des Tiberiers sichtlich wohl, schmiegte sich freudig an dessen Arme.
    "Das ist Taranis, ein Luchs, den ich neulich bei einem Händler entdeckt habe. Er ist der letzte Überlebende aus seinem Wurf. Und ich konnte schlecht zulassen, das ein Luchs einfach zu einigen Bären verfüttert wird."

  • Sie lächelte zurück. Aber irgendwie schien es ihr noch immer nicht so, als ob das Eis gebrochen wäre. Nachdenklich betrachtete sie das kleine Katzenjunge. Na, klein stimmte wohl nicht ganz, denn er war schon größer als es eine normale Katze wohl je sein würde, aber dennoch sah man ihm die Jugend noch an. Die Pfoten wirkten noch unverhältnismäßig groß zum restlichen Körper, was meistens immer das gewöhnliche Kennzeichen bei Tieren war. "Das ist richtig. Ist ein sehr hübsches Tier." meinte sie mit warmer Stimme. Gern würde sie ihn streicheln, aber sie traute sich ohne Aufforderung nicht so recht heran. Sie würde sich auch gern eine Katze halten, wenn wohl eine Raubkatze auch etwas unwahrscheinlich war. Aber Taranis würde sicher die ganze Familie auf Trab halten, sodass es wohl ohnehin unnötig wäre, sich ein eigenes Tier zu holen.

  • Er setzte sich wieder und Taranis, der mittlerweile richtig wach geworden war und lebhaft wurde, strebte auf den Tisch. Langsam, an allen Dingen auf dem Tisch schnüffelnd, machte er sich daran, den Tisch ztu erkunden.
    "Er wird sicher noch ein richtig kräftiger Luchskater," meinte Tiberius Vitamalacus, seinen kleinen Luchs nicht aus den Augen lassend. Der hatte mittlerweile den Tisch überquert, entdeckte, das es da plötzlich tief nach unten ging und das da jemand sass, den er nicht kannte. Und eher ängstlich fauchte er Minervina an, ging sogar in eine Abwehrhaltung, legte seine Ohren an.
    "Berühr ihn ruhig," spornte Tiberius Vitamalacus seine Nichte an, "aber sei behutsam, er muss erst sehen, das du nicht gefährlich für ihn bist. Ihr müsst euch kennenlernen, werdet ihr mich doch bald begleiten müssen."

  • Minervina bedachte den Kleinen mit einem leichten, fürsorglichen Lächeln. Sie besah sich genau die wachsamen Augen musste Vitamalacus in Gedanken zustmmen. Aus dieser kleinen Katze würde ein richtiger Prachtkerl werden. Vorsichtig streckte sie ihre schmale Hand aus, um das Tier erst einmal daran schnüffeln zu lassen, ehe sie diese langsam an die Wange des Tieres schmiegte um sie dort zu streicheln. Bei Taranis handelte es sich freilich nicht um eine normale Katze, aber konnte er so schrecklich anders sein?


    Dann allerdings horchte Minervina auf und sie hob ihren Blick wieder von der Katze zu Viatamalacus auf. "Begleiten? Wohin denn?" fragte sie neugierig. Und das war sie fürwahr. Ihr Leben schien nicht aus Reisen zu bestehen, sondern eine einzige Reise zu sein.

  • Taranis schnüffelte lvorsichtig aber denoch neugierig an der ihm hingehaltenen Hand, einen kurzen Moment schien es fast so zu sein, als ob der kleine Luchs mit der seiner rechten vorder Pfote nach der Hand tatzen wollte, doch dann schmiegte er seine Kopf wohlig an die hand und ein unüberhörbares Schnurren setzte ein.


    Tiberius Vitamalacus beobachtet zu frieden, wie sich Minervina und Taranis sich verstanden. Ihre Frage war bereichtigt, auch wenn er sie ihr noch nicht vollständig beantworten konnte.


    "Ich habe den Imperator gebeten, mich erneut einer Legion zu zuteilen und er hat zugestimmt. Und ich möxchte, das Albina und Du mich zunächst begleitet, auch wenn ich noch nicht weiss, welche Legion es denn sein wird."

  • Das Lächeln auf Minervinas Gesicht war sehr selten bei ihr geworden. Recht häuig zeigte sie ein Lächeln, aber dass es wirklich mit Wärme gefüllt war, war nicht mehr allzu oft der Fall. Sacht kraullte sie das Luchswaise unter dem Kinn, erfreut über das Schnurren, was ihr dabei entgegengebracht wurde. Sie wusste schon jetzt, dass sie möglichst viel Zeit mit dem Kleinen zubringen wollte. In gewisser Weise wollte sie sogar etwas wie eine Bezugsperson sein. Sie liebte diese freundlichen Wesen und mochte es, wenn sie um einen waren. Das hatte sie bei Tieren selten, ebenso wenig bei Sklaven. Aber Katzen waren eigentlich immer in Ordnung.


    Dann allerdings hörte sie Vitamalacus ihre Frage beantworten und sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zu. "Ich möchte nicht in irgendeine Provinz." begehrte sie auf und runzelte wieder missbilligend die Stirn. Eine schrecklich große Anzahl an Legionen in Italia gab es ja nun wirklich nicht und so war es naheliegend, dass es nach auswärts ging. Und bevor sie auch noch nach Germanien musste, würde sie ausreißen. Das würde sie niemals mitmachen.

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