Sie mittellos und er aufmunterungsbedürftig mitten im Gedrängel

  • Zitat

    Original von Secundus Petronius Mela
    Mela lächelte sie an und betrachtete sie eine Weile, wie sie sorgsam die Palla glattstrich und dann der Sklavin einen verschwörerischen Blick zuwarf.


    "Na, mal sehen ob ich das durchhalte. Zwei hübsche, junge, mittellose Damen auf dem Markt... Du hättest besser meinen Geldbeutel nicht zurückgeben sollen", scherzte Mela und zwinkerte Marcella zu. Er deutete in die Gasse, die zurück ins Gewimmel führte.
    "Gehen wir, wenn ich dir verspreche, dass ich mich bei dir melde?" fragte er und blickte sie erwartungsvoll an.


    Marcella grinste breit, fühlte sich sogleich geschmeichelt und legte in nachdenklicher, brütender Pose ihren Zeigefinger an ihr Kinn. Genau der war es, um den sie ihn vielleicht wickeln würde, dachte sie. Aber nein, sie nutzte doch keinen eigentlich noch fremden Mann aus. Ihr Vater würde sich im Grab umdrehen, würde sie das auch nur in Erwägung ziehen wollen!
    "Nein, ich denke, in deinen Händen ist er besser aufgehoben."
    Zu schnell wäre all das Geld verpulvert gewesen. Sie würde Crassus mal wieder um ein wenig Taschengeld anbetteln. Er wurde beinahe immer weich, wenn sie ihren Schmollmund zog.
    In eben die Richtung der Gasse, in die er gedeutet hatte, ging Marcella ein paar Schritte und wandte sich wieder zu Mela herum. Jetzt sah sie gegen die Sonne und musste die Augen ein wenig zusammenkneifen, was mit ihrem fröhlichen Lächeln gut harmoniserte.
    "Aber ja." Sie vertraute ihm, selbst wenn es nicht ihren Untergang bedeuten würde, sollte er sich doch nicht mehr melden. Dann hatte sie immerhin einen schönen Nachmittag verlebt.

  • Mela schmunzelte. Er glaubte auch, dass der Lederbeutel in seinen Händen besser aufgehoben war als bei Marcella. Nicht, weil er sie kaum kannte, sondern weil sie wie wohl alle Frauen gern einkaufte, wie sie selbst sagte. Von dem wenigen Sold, den er bekam, konnte er sich gerade einmal den Aufenthalt in Rom finanzieren, auch wenn Onkel Varus ihm vor seiner Abreise nach Germanien noch etwas zugesteckt hatte. Er wandte sich um und folgte Marcella und ihrer Sklavin. Diese zwei einfachen Worte der Zustimmung ließen ihn erfreut lächeln. Er fand, dass sie etwas wie Vorfreude und Vertrautheit ausdrückten.


    Er überlegte, ob er ihr seinen Arm anbieten sollte, entschied sich dann aber dagegen. Wie gesagt, sie kannten sich kaum. So schloss er zu ihr auf, die Sklavin in ihrer Nähe wissend, und machte sich mit ihr auf zum Markt, wo sie bald auch ankamen. Mela schlug die Richtung ein, die er sich zuvor ausgedacht hatte, und führte Marcella zuerst an einigen kleinen Ramschläden vorbei. Gleich würden dann die Schmuck- und Figurenläden kommen.


    "Erzähl mir etwas von dir. Bist du hier aufgewachsen?"

  • Seite an Seite mit Mela, spazierte Marcella über den Markt. Die Läden waren hier noch uninteressant für die junge Frau und dennoch sogen ihre dunklen Augen jede Kleinigkeit in sich auf, wenn sie nicht gerade Mela anlächelte und ihn dabei ansah.
    Als er sie aufforderte doch etwas von sich zu erzählen, freute Marcella sich und wog im Gehen ihren Kopf, als würde sie überlegen, was sie denn so von sich berichten konnte.
    "Ja, ich bin hier geboren, das war vor 18 Sommern, und auch hier aufgewachsen. Seither habe ich nichts anderes vom römischem Imperium kennengelernt als Rom. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht eine Gefangene dieser Stadt bin. Meine Brüder haben viel mehr von der Welt gesehen, als ich es jemals werde. Aber dann sehe ich den Reichtum und entdecke neue Händler mit neuen Waren auf dem Markt und denke mir, dass ich gar nicht herumzureisen brauche, schließlich werden in dieser Stadt alle kostbaren Dinge aus allen Ländern der Welt für mich zusammengetragen."
    Sie lächelte Mela verspielt an und deutete auf einen der interessanteren Läden. Dort waren fremdartige Skulpturen ausgestellt, eine seltsam unförmiger und zugleich schöner als die nächste. Marcella vermutete, dass sie aus Africa stammten und die Götter dieser bunten Welt darstellten, zu denen die Einwohner ihre Gebete sprachen.
    Marcella holte tief Luft und sah Mela an. Es machte Spaß, sich das alles nicht allein anzusehen. Das hatte sie schon in Begleitung von Mimithe festgestellt, aber auch die Begleitung eines Mannes, der nicht ihr Bruder oder Onkel war, war nicht zu verachten.
    "Leider weiß ich dann immer noch mit den wenigsten Sachen etwas anzufangen, aber was soll's. Angucken reicht auch schon aus. Was möchtest du denn wissen?" fragte sie ihn, denn sie hätte ihm eine ganze Menge erzählen können ohne zu wissen, ob es ihn interessierte. Gerade passierten sie die ersten Schmuckläden, in denen Marcella hin und wieder mal gern ein paar Sesterzen ließ.

  • Mela musterte Marcella während sie gingen und sie erzählte. Achtzehn Jahre war sie also alt. Und dennoch zeigte sie so viel geistige Größe und holte Mela aus seinem Selbstmitleid heraus. Ihre Worte bezüglich des Gefangenseins ließen Mela an seine eigene Kindheit denken. Nur, dass es bei ihm damals nicht Rom, sondern Tarraco gewesen war, und dass sein Vater, der immer auf Reisen gewesen war, Melas Mutter und Onkel Varus die Erziehung überlassen hatte. Mela hatte schließlich so lange gebettelt, gefleht und genervt, bis Varus ihm eine Ausbildung hatte zukommen lassen, in Rom und bei einem erfahrenen Soldaten. Nach der Ausbildung war es gleich weitergegangen, zur Legion. Und nun war er Duplicarius, würde irgendwann einmal Decurio werden und weiter aufsteigen. Vielleicht entdeckte man ihn auch und erfüllte ihm seinen größten Wunsch: Den Beitritt in die Garde des Kaisers, die Praetorianer. Aber erzwingen konnte man das nicht, also musste man warten und sich nicht verstellen. Mela erinnerte sich noch gut daran, wie er begierig alles Neue aufgeschnappt hatte, wie er trunken geworden war von den vielen neuen Eindrücken, Bildern und Leuten. Marcella würde es ganz sicher ähnlich gehen.


    "Marcella, das ist alles nichts im Vergleich zu dem, das man selbst erlebt hat. Diese Puppen hier mögen dir vielleicht unförmig und hässlich vorkommen, aber wenn du siehst, wie ein runzeliger germanischer Mann sie mit seinen eigenen, knorrigen Händen schnitzt, wirst du anders darüber denken. Das Land, die Menschen, die Eindrücke - alles ist so anders als hier, sie fremd wie interessant. Solltest du die Gelegenheit haben zu verreisen, nutze sie."


    Dann viel sen Blick auf einen schwarzhäutigen Mann und Mela grinste.
    "Sofern die Puppen aus Germanien kommen, heißt das", scherzte er und grinste Marcella an. Er überlegte, was er sie denn fragen könnte. Was interessierte ihn?


    "Hmm, mal sehen. Was machst du so den ganzen Tag, außer dir Sachen anzuschauen und sie dann zu kaufen? Hast du Arbeit? Wie bist du an deine Sklavin gekommen? Und...hm, kannst du eigentlich reiten?"

  • Sie lauschte seinen Worten und wusste nicht direkt, was sie damit anfangen sollte. Viele waren der Ansicht, dass Rom das einzig Wahre sei und alles andere wild und barbarisch und unansehnlich war, vor allem für eine junge Frau wie sie, da es ja überall nur Krieg und Ungedeih gab. Natürlich hatte das ihre Neugier immer nur geschürt. Ob sie irgendwann einmal woanders leben würde? Sie würde gern einmal nach Achaia reisen und ein wenig Bildung gewinnen. Ob es ihr einmal vergönnt sein würde?
    Marcella lächelte besonnen, als Mela scheinbar den schwarzhäutigen Verkäufer gesehen hatte, der mit seinen weißen Augen zu ihnen herübersah, eine dieser Figuren aufnahm und in der Luft Bewegungen mit ihr beschrieb, als würde sie auf sie zukommen.
    "Ich glaube, wenn dann wurde dieser Germane ordentlich verkohlt." scherzte sie zurück und lächelte zuerst den fremdartigen und doch freundlichen Verkäufer, dann Mela an. Dieser stellte ihr dann gleich eine Reihe von Fragen, die sie nacheinander beantworten würde, während sie einen Zipfel ihrer Palla in die Hände nahm und daran rumspielte.
    "Ich tu den ganzen Tag das, was eine römische Frau so tut. Ich hüte das Haus und übe mich in Handarbeiten, lese hin und wieder etwas, weil mein Onkel meint, dass mich ein wenig Bildung hübscher macht."
    Sie schmunzelte, natürlich hatte Crassus das nie so, sondern in einem ganz anderen Zusammenhang gesagt.
    "Und aus genau dem Grunde spiele ich mit dem Gedanken, mir eine Arbeit zu suchen. Ich könnte den Göttern dienen. Aber noch fühle ich mich nicht berufen. Meine Sklavin Mimithe habe ich geschenkt bekommen. Sie ist noch nicht lang bei mir. Du musst einmal ihren Dialekt hören! Sie ist Germanin und natürlich kann sie nichts dafür, wie sie spricht, aber es macht dennoch einen großen Spaß ihr beim Reden zuzuhören."
    Kurz sah Marcella sich nach dem Sklavenmädchen um. Es folgte brav. Augenblicklich tat es ihr leid, dass sie hinter ihnen laufen musste. Aber so war es nun einmal. Marcellas Blick ruhte kurz auf einem Schmuckladen, dann wanderte er mit fragendem Ausdruck zu Mela.
    "Reiten? Ich... Nein, das habe ich nie gelernt. Wieso fragst du?"

  • Mimithe folgte nicht nur brav, sondern sie machte auch eine Knutschgeste, als Marcella zu ihr zurück sah und sich vergewisserte, dass die kleine Sklavin nicht irgendwie abhanden kam im Gedränge. Ohweh, das würde ein Nachspiel haben, freute sich Mimithe und kicherte kurz. Ja, sie verstand jedes Wort, weil der Abstand zwischen ihr und den beiden Turteltauben da vorn nicht gerade groß war. Zum Glück hatte Mela Mimithes freche Geste nicht gesehen....

  • Mela betrachtete Marcella und lachte kurz, als sie mit ihm scherzte. Der ganze Schmerz vom Morgen schien in Vergessenheit geraten. Mela wusste aber, dass er zurückkommen würde, wenn er ersteinmal wieder allein und somit nicht mehr abgelenkt war. Im Augenblick blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als sich mit Marcella zu amüsieren, was keinesfalls eine Last, sondern eine sehr willkommene Ablenkung war.


    Der Soldat sah die kleine Frau verdutzt an, als sie vom Zusammenhang von Bildung und Schönheit sprach, grinte dann verlegen und sah wieder nach vorn.
    "Er hat nicht ganz unrecht", sagte Mela und sah Marcella dabei nicht an.
    "Was soll ein Mann mit einer Frau anfangen, die zwar schön aussieht und wohlerzogen ist, aber nichts weiß und nirgendwo mitreden kann? Es gäbe kein Thema, über das sich die beiden unterhalten könnten."


    Nun sah er Marcella an und lächelte ehrlich.
    "Ich jedenfalls würde mir eine Frau an meiner Seite wünschen, die schon etwas gebildet ist. Den Göttern dienen ist auch nicht schlecht. In Germanien herrscht wohl Priestermangel. So gut kenne ich mich da nicht aus, aber man hört die Priester dort doch immer davon reden. Und was ist mit der Verwaltung? Oder... Meinem Onkel gehört die Apicia. Er sucht derzeit einen Verwalter und zugleich jemanden, der ein Auge darauf hat, dass die Taverne den guten Ruf behält, den sie besitzt."
    Mela hatte eine Idee.
    "Du kämst ihm sicher wie gerufen", fügte er an.


    Auch er ließ nun den Blick über die Schmuckstände gleiten, kam aber bald zum Gesprächsthema zurück.
    "Ich habe gefragt ob du reiten kannst, weil ich in der Reiterei diene. Du willst raus aus Rom? Ich könnte dir etwas Unterricht geben, außerhalb. Natürlich nur, wenn du magst."

  • Bevor die Caeciliarin etwas anderes tat, fing sie die Geste ihrer Sklavin auf, als sie sich kurz nach ihr umsah. Verwirrt blinzelte sie zuerst Mimithe an, dann Mela und schließlich mit geweiteten Augen wieder zu der kleinen Übeltäterin. Sie musste ein Kichern unterdrücken und presste sich daher die Hand vor den Mund und machte winkende Bewegungen mit der Hand hinter ihrem Rücken. Mela bekam davon einem glücklichem Zufall verdankend keinen Wind und so versuchte Marcella sich schnell wieder auf seine Worte zu konzentrieren.


    "Ich glaube, es gibt immer genügend Gesprächsstoff, um sich zumindest zu streiten." antwortete Marcella ihm wieder einmal verspielt und zwinkerte ihm lächelnd zu, denn ihr war sein Kompliment, auch wenn es nur eine Zustimmung von Crassus Worten bedeutete, natürlich nicht entgangen.
    Er würde sich eine Gefährtin wünschen, die mitreden konnte. Einem ersten Impuls folgend, hätte sie ihm beinahe gesagt, dass sie ja noch frei wäre, natürlich scherzhaft, aber sie unterließ es, da sie es taktlos gefunden hätte. Stattdessen lauschte sie seinem Angebot für eine Arbeit und ließ den Blick dabei über die Läden schweifen.
    "Ich weiß nicht?" antwortete sie und sah ihn an, "Ich habe soetwas noch nie gemacht. Würde dein Onkel denn die Zeit dazu haben mich anzulernen? Weil... das hört sich eigentlich sehr interessant an. Ich müsste natürlich erst um Erlabnis bitten."
    Sie überlegte einen Moment und ging an einen Laden heran. Der verkaufte Schmuck. Keinen billigen Kram, der nicht mal bis nach Hause hielt, sondern richtig guten Schmuck. Ein paar Ohrringe hatten es ihr angetan. Bewundernd betrachtete sie die edlen Schmuckstücke und sah verwundert zu Mela auf, als er ihr Reitunterricht anbot. Die Ohrringe mussten warten.
    "Das würdest du können?" stellte sie ihm eher diese rhetorische Frage und ging mit ihm weiter. Wenn er es ihr anbot, dann sicherlich nicht, weil er hoffte, sie würde sich dabei einen Genickbruch zuziehen. Oder? Sie lächelte über sich selbst und nickte. Vielleicht bekam sie ja auch dafür die Zustimmung Crassus'.
    "Das würde mir großen Spaß bereiten, ja. Hast du denn die Zeit dafür? Ich meine, du dienst doch in der Legio, sagtest du vorhin. "

  • Irgendwie verhielt sich Marcella einen Moment lang seltsam. Sie sah aus, als müsse sie sich gleich übergeben, grinste dann aber breit und fächerte mit ihrer Hand herum. Skeptisch wandte Mela sich um und sah zu der Sklavin, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. So zuckte er leicht mit den Schultern und widmete Marcella wieder seine ganze Aufmerksamkeit.


    "Naja, aber wer ist schon gern nur um des Streitens Willen mit einer Frau zusammen", wandte Mela ein und schmunzelte. Marcella gefiel ihm immer mehr. Ihre kleine Unterhaltung bestätigte Mela in seiner Vermutung, Marcella sei genau die Art von Frauen, die er eben angesprochen hatte und die er mochte. Wie Livilla, schoss es ihm durch den Kopf und er seufzte tief.


    "Naja, momentan ist er als Quaestor in Germanien, aber die Amtszeit wird bald vorüber sein, dann wird er schon allein der Res Gestae wegen nach Rom kommen, vermute ich. Wenn du möchtest, werde ich ihm schreiben. Aber es war nur ein Vorschlag, du kannst immer noch ablehnen. Und das letzte Wort hat sowieso Varus. Wobei ich nicht denke, dass er deinem Charme widerstehen kann", sagte Mela. Oh. Hatte er das eben wirklich gesagt? Beinahe hastig folgte er Marcellas Blick zu diesem Paar Ohrringen hin, nur um sie nicht weiter ansehen zu müssen. Dann hob er die Hand und fuhr sich gedankenverloren durchs Haar.


    "Ja, das könnte ich. Wie gesagt, ich diene in der Reiterei. Uhm... Eigentlich müsste ich zurück, aber...hm... Ein paar Tage sind sicherlich noch drin", meinte er und lächelte sie ehrlich an.

  • "Das ist wahr" pflichtete Marcella dem Petronier bei und schmunzelte ebenfalls. Sie hatte einmal ein altes Ehepaar beobachtet, dass sich stundelang nur motzend unterhalten hatte. Er fing an, sagte irgendetwas zu ihr, und sie meckerte zurück. Dann antwortete er ihr, dann wieder sie, und immer so weiter. So wie die beiden aussahen, ging es ihnen auch nicht unbedingt gut dabei.
    Marcella schnappte einige Worte auf und entschied, dass die ganze Angelegenheit wirklich interessant war. Bevor sie allerdings noch etwas sagen und ihn von ihrem Wunsch in Kenntnis setzen konnte, das Angebot anzunehmen und sich einmal dem Onkel vorzustellen, machte Mela ihr schon das nächste Kompliment. Marcella musterte den Petronier einen Moment lang schmunzelnd von der Seite.
    "Dann" sprach sie und grinste bei diesem besonders betonten Wort, "werde ich mich bemühen, um an diese Arbeit heranzukommen."
    Sie grinste noch einen Moment sehlig, dann musste sie schnell ihre Mundwinkel bezähmen, denn Mela war im Begriff, sie wieder anzusehen.
    "Wirst du denn keinen Ärger bekommen? Ich hatte immer gedacht, dass die Regeln der Legionen mit sehr viel Strenge und Disziplin eingehalten werden. Ich möchte doch nicht, dass du zur Strafe drei Tage lang marschieren und hinterher bei den Pferden schlafen musst."
    Sie lächelte verschmitzt und ließ den Zipfel der Palla herumfliegen.
    "Ja, dann... Wenn ich meinem Onkel das Versprechen geben kann, dass gut auf mich geachtet werden würde, hätte ich nichts dagegen und er mit ein wenig Glück auch nichts." Sie zwinkerte ihm zu. "Ja, gern."

  • Mela lachte und nickte dann.
    "Dann sprichst du am besten mit deinem Vater darüber. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, kannst du mir dann sagen, was er davon hält." sragte Mela. Er musterte Marcella, wie sie an ihrer Palla herumzupfte, und fasste einen Entschluss.


    "Was hältst du davon, wenn wir uns in drei Tagen wieder treffen?" schlug er vor und sah sie an.
    "Ich werde schon keinen Ärger bekommen. Immerhin hatte ich zuerst Urlaub und bin dan niedergestochen worden. Außerdem habe ich ohnehin einen Versetzungsantrag eingereicht."


    Darauf folgte Schweigen, denn er hatte das noch nicht getan, würde es aber bald tun. Irgendwie war der Entschluss schon in ihm gereift, als er die Casa Iulia verlassen hatte. Sein Patron mochte es vielleicht nicht gern sehen, aber er würde sich zum einen wegen Livilla versetzen lassen, zum anderen wegen der vielen Optionen, die man in Italien doch mehr hatte als in Germanien. Gerade passierten sie einen Stand, an dem Pfeifen aller Art verkauft wurden. Der Händler sah aus, als sei er mindestens so alt wie Methusalem. Mela blieb stehen und grinste, dann pustete der zahnlose Mann ihm und Marcella eine gehörige Dampfwolke entgegen.

  • Er hatte Vater gesagt und Marcella hat ihn verbessern wollen, denn ihr Vater war ja tot, doch da machte er schon einen Vorschlag, den sie nicht unbeachtet lassen wollte und lächelte ihren Begleiter an. Sie fand die Idee wirklich gut und sie hätte durchaus auch von ihr stammen können.
    "In drei Tagen?" wiederholte Marcella dennoch und machte ein nachdenkliches Gesicht. Innerlich zählte sie die Wochentage ab, nur um dann herauszufinden, dass sie am Freitag nichts zu tun haben würde. Als hätte sie das nicht vorher schon gewusst.
    In dem Moment erreichte die beiden eine Dampfwolke. Marcella war Melas Blick gefolgt und sah durch weißen Nebel hindurch jenen Mann, der eine Pfeife an seine Lippen hielt und daran zog. Der Geruch des Rauches hüllte beide ein und verflog so schnell, wie er aufgekommen war. Wie er wohl schmeckte, wenn man ihn inhalierte? Der Geruch jedenfalls allein hatte ein Kratzen in Marcellas Hals hinterlassen.
    "Hast du schon einmal eine Pfeife geraucht?" wollte sie von Mela wissen, der den Händler so angegrinst hatte und besah sich einige seltsam geformte Rauchinstrumente. Einige von ihnen waren verziert, andere blank belassen.

  • Mela hielt die Luft an, als Marcella viel zu lange überlegen schien, schließlich aber keine Einwände hatte, was aber vielleicht auch an der Dampfwolke lag, die sie und Mela nun einhülllte. Er schmunzelte und schüttelte den Kopf, als der Methusalem einladend auf seine Auslagen deutete, und legte Marcella eine Hand auf den Rücken, um sie aus dem Nebel zu bugsieren. Kaum drei Sekunden später ließ er die Hand auch schon wieder sinken und schüttelte den Kopf.


    "Mal probiert, ja, aber das ist nichts für mich. Es schmeckt fürchterlich und macht dich kurzatmig", erklärte er und musterte Marcella skeptisch, die irgendwie begeistert und neugierig aussah.
    "Lass es lieber bleiben. Du tust dir damit keinen Gefallen. Und außerdem würde es die Antwort auf meine Frage nur noch weiter hinauszögern."


    Melas Gesicht zeigte ein breites Grinsen, als er den Kopf schräg legte und die hübsche Dame neben sich erwartungsvoll musterte.
    "Also: Freitag?"

  • Hatte Mela ihre Neugier erraten. Marcella lächelte ertappt und sah zu dem Alten, der mit den Schultern zuckte und sich wieder seinem Rauchinstrument widmete. Menschen wie ihn fand Marcella äußerst interessant, sie konnte nur nicht sagen weshalb.
    Dann jedoch zog Mela ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich, indem er breit grinste und Beharrlichkeit bewies, indem er sie an ihre Verabrdedung erinnerte. Marcella musste ebenfalls grinsen, zumal weil er richtig süß aussah, wenn er sie so mit schief gelegtem Kopf und abwartend ansah und zum anderen, weil sie glaubte, sie habe ihn heute wirklich etwas aus seinem Sumpf reißen können.
    "Ja, Freitag. Mit der Bedingung, dass du mich abholen kommst. Dann kann ich dich vorstellen, falls mein Onkel zu sehr bohrt und mich nicht ohne genauere Infomationen gehen lassen mag."
    Sie musterte ihrerseits ihn einen Moment, dann zwinkerte sie ihm zu und gab den Impuls zum Weitergehen. Sie hoffte, er würde sich durch die Aufstellung dieser Bedingung am Freitag wohler fühlen können und hatte natürlich auch gescherzt. Sie nahm ohnehin an, dass er mit jemandem aus ihrer Familie darüber gesprochen hätte, zu schwer hatten sich seine Selbstvorwürfe wegen der Geschichte mit der anderen Frau angehört.
    "Um welche Uhrzeit?" fragte sie gut gelaunt und konnte kaum verbergen, dass sie sich schon auf Freitag freute.

  • Jetzt fiel es sogar Mela auf. Immer wieder sprach sie von ihrem Onkel. Warum nannte sie nicht ihren Vater? Skeptisch zog er die Augenbrauen zusammen und dachte nach. Vielleicht war ihr Vater auf Reisen? Diente in der Legio oder sonstwas? Ja, das musste es sein. Er nickte sich selbst bestätigend zu und sah dann Marcella an.


    "Sorgt dein Onkel für dich?" fragte er.
    "Ich werde dich in jedem Falle abholen und dann auch gern mit ihm sprechen. Ich nehme an, er wird dir einen Sklaven mitschicken oder jemanden, der zusätzlich noch auf dich acht gibt. Immerhin gehen wir vor die Stadttore."


    Mela lächelte, als sie ihm zuzwinkerte, und antwortete spontan:
    "Gleich morgens, wenn dir das recht ist. Sagen wir...zur 3. Stunde? Dann haben wir den ganzen Tag vor uns und du bist auf jedem Fall vor dem Dunkelwerden wieder zu Hause."


    In diesem Moment passierten sie einen Bäcker, der sich irgendwie zwischen diese ganzen Schmuck- und Hinstellerchen-Händler verirrt hatt, weil er inmitten der materiellen Waren ein recht lukratives Geschäft von hungrigen Schmuckinteressenten erwartete. Mela verspürte mit einem Mal Hunger, was wenig verwunderlich war, denn er hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen. Er deutete auf diesen Bäcker, der im Gegensatz zu vielen anderen Essensverkäufern hochgewachsen und sehr hager war, und sagte:
    "Ich glaube, ich muss diesem Herrn dort einen Besuch abstatten. Möchtest du auch was? Diese kleinen Kuchen da sehen wirklich lecker aus."


    In der Tat, das sahen sie. Kleine, etwa handtellergroße Kuchen in vielen Geschmacksrichtungen lagen auf dem Tresen. Dinkelkuchen, Spelzkuchen, Kuchen mit Äpfeln, Kuchen mit Olivenfüllung, mit Gemüse oder mit Früchten. Mela lief das Wasser im Mund zusammen, während er mit Marcella neben und der Sklavin im Rücken an den Verkäufer herantrat.

  • Marcella nickte zustimmend. Zum einen, weil Crassus bestimmt noch einen Sklaven mitschicken würde und zum anderen, weil er, ihr Onkel, für sie Sorge trug.
    "Ja, er sorgt schon seit geraumer Zeit für mich. Mein Vater bat ihn sich meiner anzunehmen, sollte er irgendwann einmal nicht mehr selbst dazu imstande sein."
    Zur dritten Stunde? Immerhin war das nicht vor dem Aufstehen, allerdings wunderte sie sich, was sie denn die ganze lange Zeit lang tun würden. Wobei man das Reiten eines Pferdes ja sicherlich nicht mal eben so erlernte. Marcella nickte.
    "Einverstanden. Ich hoffe, ich werde nicht verschlafen."
    Sie schmunzelte, weil das natürlich nicht vorkommen würde, da sie ja nun Mimithe hatte, die erklärte Frühaufsteherin war, dann fiel ihr Blick auf den Bäcker. Süßlicher Duft von feinen Backwaren flog durch die Luft und bereitete Appetit, der nur noch geschürt wurde, besah man sich die feinen Leckereien einmal genauer. Wer konnte schon zu Pasteten oder Kuchen Nein sagen? Marcella in der Regel nicht und auch wenn sie eigentlich gar keinen Hunger hatte, konnte sie nicht widerstehen. Sie verstand es als Einladung und trat so mit Mela näher.
    "Du hast Recht, die sehen wirklich toll aus. Lass mich raten..."
    Sie musterte ihn sehr genau, biss sich dann auf die Unterlippe und besah sich noch einmal die Kuchen, ehe einer ihrer Finger auf einen deutete. Ihr Blick war wie der einer Wahrsagerin, skeptisch, amüsiert und wissend zugleich.
    "Du magst besonders gern Kuchen mit Olivenfüllung, oder?"
    Sie lächelte und deutete dann auf einen anderen Kuchen.
    "Mein Fall sind eher die, die mit Feigen gefüllt sind."

  • Mela besah sich schon die Auslagen. Etwas Süßes wäre nun falsch gewesen, dafür war sein Hunger doch zu mächtig. Er überlegte, was es werden würde, welcher herzhafte Kuchen seinen Weg in Melas Magen finden würde, als Marcella ihn abschätzend ansah und sich wie ein Orakel gebärdete. Der Soldat grinste breit, sah sie dann aber vollkommen verblüfft an. Konnte Marcella am Ende etwa doch Gedanken lesen? Sein Mund war in Überraschung leicht geöffnet, als er sie perplex ansah.


    "Wie...äh...hm", machte er und blinzelte.
    "Naja, besonders mögen kann man nicht so sagen, aber meine Wahl fällt glaube ich doch auf den Olivenkuchen... Allerdings sind diese Dinkel-Teile auch nicht schlecht. Hmm..."


    Mela wandte den Blick wieder den Kuchen zu, nickte schließlich und sagte dem Händler:
    "Ich hätte gern einen solchen Olivenkuchen....und...hm, du einen Feigenkuchen oder doch eher etwas anderes?" fragte er mit Blick zu Marcella. Auch der Bäcker sah die junge Dame nun fragend an. Mela überlegte, ob er der Sklavin auch etwas ausgeben sollte, konnte sich aber nicht dafür oder dagegen entscheiden.

  • Sie hatte nur geraten, war hinterher jedoch schlau genug sich die Überraschung über den richtigen Tipp nicht anmerken zu lassen, sondern grinste einfach nur, als er sie verblüfft ansah und ließ ihre Schultern einmal wippen.
    Sie ließ beide, Mela und den Händler einen Moment warten und ihren Blick derweil noch einmal über die Backwaren schweifen, dann sah sie den Händler an.
    "Nein, es bleibt bei einem Feigenkuchen für mich."
    Der Händler nickte und vergewisserte sich, dass das alles war. Mela sah fragend zu ihr, sie jedoch nickte. Sie würde den Kuchen eh nicht schaffen, also würde Mimithe schon nicht verhungern müssen.
    Mela zahlte, Marcella bedankte sich und jeder nahm seinen Kuchen an sich. Er war handlich und konnte so gemütlich im Gehen verspeist werden, für was sie sich nun auch entschieden. Ein kleines, einfaches Tuch würde ihnen als Serviette dienen.
    Der Kuchen war köstlich! Feigen mochte Marcella ohnehin gern, also wurde die ganze Angelegenheit zu einem wahren Gaumenschmaus. Sie aß langsam, so würde sie länger genießen können.
    "Ist deine Familie hier in Rom?" fragte sie bald, denn schließlich wusste er bereits, dass sie hier bei ihrem Onkel verweilte. Er hatte anfangs zwar auch etwas erzählt, von einer Sponsalia seines Onkels, wenn sie sich recht erinnerte, aber bedeuten musste das nicht unbedingt, dass sie auch hier lebten.

  • "Gut, du hast die Dame gehört", sagte Mela zu dem Händler und grinste. Der Bäcker gab zuerst Marcella ihren Feigenkuchen, dann reichte er Mela seinen Olivenkuchen. Mela bezahlte, dankte und ging dann zusammen mit Marcella weiter. Er hörte ihre dankenden Worte und winkte mit der freien Hand ab.


    "Schon gut", meinte er gut gelaunt und biss herzhaft in seinen Kuchen. Kauend hörte er dann ihre nächste Frage und schüttelte den Kopf. Nachdem er zu Ende gekaut und geschluckt hatte, antwortete er.
    "Ich glaube, ich bin momentan der einzige in Rom. Meine Geschwister sind in Germanien, wie Onkel Varus und Tante Livia auch. Meine anderen Onkels und meine Cousine sind in Tarraco und mein Vater...nun ja, von ihm haben wir seit etwa zwei Monaten nichts mehr gehört. Er wollte nach Achaia. Mein Vater war schon immer ein Mann der Reise, weißt du? Mutter hat sich immer aufgeregt, weil er praktisch nie zu Hause war."


    Mela lächelte bei der Erinnerung an seine Mutter und ihr Verhältnis zu seinem Vater. Er dachte an Crispus, und dass sie sich im Argen getrennt hatten, weil er einfach nicht einsehen wollte, dass es dem 'Frauenheld Mela' endlich mal eine angetan hatte. Er schob die Gedanken beiseite und sah Marcella an. Zum ersten Mal seit sie sich getroffen hatten, fiel ihm auf, dass ihr Haar so sehr glänzte, dass es die Sonne zu reflektieren schien. Gebannt beobachtete er, wie sich die Reflektionen bei jedem ihrer Schritte änderte.

  • Nicht zum ersten während ihrer Unterhaltung fiel Marcella die angenehm tiefe Stimme Melas auf. Sie konnte sich vorstellen, ihm bei einem Vortrag zuzuhören, sicherlich würde einem da nicht so schnell langweilig werden. Sie schmunzelte auch, als er von seiner Mutter erzählte, die sich zurecht geärgert hatte, dass ihr Ehemann so viel unterwegs war. Marcella würde das ihrem Ehemann nicht erlauben.
    "Dann bist du also gar nicht hier geboren?" forschte sie weiter nach und wischte sich mit dem Finger ein klebriges Stück Feige aus dem von der Unterlippe, nur um gleich weiter an dem leckeren Kuchen herumzuknabbern. Mela schien seiner auch sehr gut zu schmecken, denn mit großen Bissen wurde der Kuchen immer kleiner. Sie schmunzelte und biss von ihrem Kuchen ab, ehe sie nach Mela sah, der zwar neben ihr herlief, aber ruhig war. Und er sah sie an. Scheinbar ihre Haare. Hatte sie etwa was im Haar? Marcella lächelte unsicher, widerstand dem Bedürfnis, sich über den Kopf zu tasten und strich sich deshalb einfach mit einer Hand die Haare hinter das Ohr, dann fiel ihr Blick auf einen Krümel, der oberhalb Melas Mundwinkel klebte.
    "Du hast da etwas" informierte sie ihn und deutete auf seinen Mundwinkel, ihn dabei angrinsend.

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