[Cubiculum] Rediviva Minervina

  • ~ Cubiculum Rediviva Minervina ~
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    Das Zimmer der Minervina ist von nicht geringer Größe und nicht über alle Maßen ausgefüllt. Unter dem Fenster steht ein Tisch, auf dem zumeist eine Vase mit Blumen steht und eine angenehme Arbeitsathmosphäre hat, welche Minervina häufig zum Lernen nutzt. Aus diesem Grund sind häufig auch einige Schriftrollen verstreut. An der Wand die links vom Schreibtisch ist, befindet sich ein Standregal in welchem ein paar gefüllte und auch leere Schriftrollen lagern. Neben diesen befinden sich auch andere nützliche - und auch weniger nützliche . Utensilien dort. An der rechten Wand befindet sich ein bequemes Bett und an dessen Fußende eine große Truhe, in welcher so manche Tunika lagert. Alles in allem entspricht das Zimmer also den römischen Gegebenheiten.

  • An dem Tage da ihr Hab und Gut - wieder einmal - verladen wurde, stand Minervina mit strengem Blick hinter der Tür und achtete darauf, dass alles ordentlich und vor Allem vollständig in ihr Zimmer verfrachtet wurde. Claudia würde die Tage ebenfalls nachkommen, doch die Tochter des Tiberius Maximus hatte nicht warten wollen. Jeder weitere Tag auf dem Landgut war mit Ödnis gefüllt und hier in Rom hatte sie zumindest die Chance auf Abwechslung.


    Als endlich alles verladen war, schloss sie dankend - und endlich allein - die Tür und betrachtete die vielen Kisten mit ihren Kleidern, Erinnerungsstücken, Statuetten und anderem Kleinkram. Langsam begann sie, ihre Sachen in die dafür vorgesehenen Einrichtungen zu verfrachten, wobei sie sich nach Möglichkeit beeilte. Bald würde die Cena beginnen und sie wollte nicht gleich an ihrem ersten Tag durch Unpünktlichkeit im Hause ihres Onkels auffallen.

  • Es war der erste Abend in der Villa - und bereits nach der Cena. Sie hatte sich offiziell für die Nacht zurückgezogen und sich bereits fürs Bett fertig gemacht. Dies schloss das Ablegen ihrer Kleider ein, ebenso wie das Abschminken und Entledigen von Schmuck. Gerade hatte sie sich ihr Nachtgewand umgelegt und sich auf ihren Stuhl gesetzt.


    Auf diesem Sitzend ruhte ihr Blick in der dunklen Nacht. Sie blickte eigentlich auf sehr viel Grün, doch traf ihr Blick nicht dieses. Dieser ging viel tiefer und eher in ihre Seele als auf einen zu bestimmenden Punkt. Kein Lächeln lag mehr auf ihren Lippen und keine Freude in ihrem Blick. Insgesamt schien keine Regung mehr von ihr auszugehen, doch ausmachen konnte es ohnehin niemand. Einzig der Mond spendete noch ein wenig Licht, denn die Öllampe hatte sie gänzlich zum Erlöschen gebracht.


    An diesem Abend drehten sich ihre Gedanken weder um Vater und Mutter, noch um irgendwelchen Herzschmerz. Vielmehr überlegte sie, was in der Zukunft vielleicht noch sein würde. Was für eine Ehe würde sie einmal eingehen? Sie wollte nicht einen völlig Fremden ehelichen und keine reine Vernunftehe eingehen. Ihr war gleich, was genaueres geschehen würde, solange sie sich ihren Gatten mit aussuchen konnte - und das konnte sie in ihrem sui iuris - Stand. Dafür hingegen war sie bereit, solang sie dem Manne vertrauen konnte, auch eine manus-Ehe einzugehen. Ehelichte sie einen guten Mann, dann mochte eine Gewaltverfügung über sie nicht das Schlechteste sein. Und bedachte sie es aus selbstsüchtiger Sicht: Immerhin wäre er dann für ihre Taten in Hispania verantwortlich. Wen sie dort angegriffen hatten, wer auch immer es war, er war nicht unbedeutend.


    Nun seufzte sie doch leise und erhob sich langsam, um unter das dünne Leinen des Bettes zu schlüpfen. Die Nacht war schon tief und morgen hieß es wieder, dass sie früh aufstehen musste. Mit geschlossenen Augen sinnierte sie allerdings weiter. Ein guter Mann würde ihr auch beinahe alle sui iuris Rechte einräumen, zumindest innerhalb der Ehe. Und Zweck einer Ehe war schließlich der Zusammenschluss zweier Familien und dem Bündnis durch eines oder mehrere Kinder. Und ihr würde es ganz gut gefallen, wenn sie einen neuen Namen nennen könnte und dies nicht immer durch den häufigen Genswechsel ihrer Mutter rechtfertigen musste. Dann konnte sie auch wieder als Tiberia sprechen. Ein gar kein schlechter Gedanke. Und sie hegte keine Zweifel, dass sie einmal einen guten Mann ehelichen würde. Mit einem leisen Lächeln im Gesicht sank sie in einen friedlichen Schlaf.

  • Es war schon nach der Abenddämmerung, da Minervina sich gerade bereit gemacht hatte, sich ins Bett zu legen. Noch stand sie vor ihrem Spiegel und bürstete – unter Qualen – ihr langes, braunes Haar. Wieder einmal ging ihr sacht der Gedanke durch den Kopf, dass sie ganz ansehnlich war, was ihr aber nicht behaglich war. Als Kind war es ihr immer sehr gleich gewesen, doch heute fürchtete sie darum, an einen falschen Mann zu geraten, der ihr wegen des Aussehens schöne Augen machte und sich um sie selbst wenig scherte. Sicher konnte sie keine harmonische Ehe erwarten, denn ihr war auch der Stand wichtig, doch sie wollte nicht nur wegen ihrer nussbraunen Augen oder dem seidigen Haar erwählt werden, sondern weil der Mann sie auch im Wesen schätzte. Seufzend ließ sie die Bürste sinken und begann grob das Haar zu flechten, um bis zum Morgengrauen neue Knoten zu vermeiden. Es war erst ein paar Tage her, seit sie nach Rom gezogen war und sie vermisste bereits die ländliche Umgebung. Dafür allerdings nicht die weiten Wege bis zum Pantheon. Kaum dass sie das Band am Ende des Zopfes befestigt hatte, ließ sie Arme baumeln und starrte sich an. Nicht eine Unreinheit war in ihrem Gesicht zu erkennen und sie hatte eine gute Statur. Und doch war sie nicht glücklich. Was war dies für eine seltsame Welt, in der sie lebte? Als Kind hatte sie sich immer ein schönes Aussehen gewünscht und nun da sie es hatte, lag ihr nichts mehr daran.


    Was davon war von ihrem Vater, was von ihrer Mutter? Während sie sich im Spiegel betrachtete, konnte sie bei ihren Augen den Vater ausmachen. Es war das gleiche Braun und ein warmer, freundlicher Blick, der manchmal in die Ferne zu sehen schien. Ob der Blick ebenfalls bei ihrem Vater diesen Ton hatte? Während sie ihr Gesicht betrachtete, überlegte sie, woher ihr Mund kam. Er hatte eine durchschnittliche Größe und keine übermäßig vollen Lippen, wodurch er gut zu ihrem schmalen Bau passte. Seufzend zog sie sich die Ohrringe aus den Läppchen. Das Haar hatte sie farblich von ihrem Vater, doch die Glätte von ihrer Mutter. Den dunkleren Hautton von ihrem Vater. Die Größe war individuell, denn ihr Vater war größer und die Mutter kleiner als sie. Sie warf sich den Zopf auf den Rücken und wandte sich dem Bette zu, als es an der Tür klopfte und sie leise „Herein!“ rief. Eine Sklavin kam mit einem um Vergebung bittenden Lächeln herein gehuscht.


    „Es ist Post für Dich angekommen, Herrin. Verzeih, dass ich dies erst so spät bemerkte.“ bat sie, doch Minervina war ohnehin nicht in der Laune, nun einen strafenden Blick zu senden und nickte bloß müde, während sie das Pergament entgegen nahm. Wer sollte ihr denn nur schreiben? Gewiss war es Onkel Callidus, denn Mutter war schon auf dem Weg nach Rom. Gedankenverloren legte sie das Schriftstück auf die Ablage neben ihrem Bett und streifte die Sandalen ab. Kurz schweifte ihr Blick zu der Lyra – sollte sie vielleicht einmal wieder spielen? Seit sie in Rom angekommen war, war sie noch nicht einmal dazu gekommen. Sie ging auf sie zu und nahm das Instrument auf, um sich mit diesem auf ihr Bett zu setzen. Sacht glitten ihre Finger unbestimmt über die Saiten und die Klänge lösten einen leichten Schauer aus. Leise summte sie eine altbekannte Melodie, jene, die Marcus ihr damals vorgesungen hatte und sie lehrte. Die Worte kannte sie nicht mehr, doch die Melodie hatte sich in ihr Herz gebrannt. Sie war so voller Sehnsucht, dass es ihr unmöglich gewesen wäre, sie zu vergessen. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen, während ihre feingliedrigen Finger die Saiten mit Hingebung zupften. Sacht schloss sie die Augen und lauschte den Klängen und nach einigen Klängen später, war sie so stark in die Melodie versunken, dass sie fast glaubte, jemand anderes würde diese spielen und sie einfach nur lauschen.
    Saite für Saite entspannte sich ihr Gesicht zu einem leichten Lächeln.


    Jede Melodie schien ein Schritt zu sein, der sie tiefer in eine Welt führte, die keine Grausamkeiten kannte. Eine Welt, von der sie seit jenem Tag in Tarraco regelmäßig träumte. Als dann aber ihre Lider begannen sich zu öffnen und sie beim Anblick der Öllampe gewahr wurde, wie spät es war, legte sie Hand auf die Saiten um das Instrument zum Verstummen zu bringen. Sie stellte es rasch wieder fort und sah sich in ihrem Zimmer um. Schade nur, dass die Sklavin so rasch wieder gegangen war, denn jetzt könnte sie gut noch etwas Wasser vertragen. Doch gleich. Sie dämmte das Licht der Öllampe und ließ sich auf dem Bett nieder, wobei ihr Blick allerdings wieder zu dem Brief ging, den sie schon jetzt wieder vergessen hatte. Sanft griff sie nach dem gut genutzten Pergament und rollte es auf.


    An Rediviva Minervina, Villa Tiberia, Roma.


    Salve Minervina,


    erinnerst du dich noch an mich? Ich bins Marcus, nun ich musst mal wieder an dich denken und entschloss mich dir zu schreiben. Ich hoffe die Adresse ist richtig, falls nicht wird sich wohl jemand anders über den Brief freuen oder auch nicht. Wie auch immer, ich hoffe es geht dir gut in Roma und deine Ausbildung geht vorran. Ich habe es hier in Germanien relativ gut, ein schönes Landgut und einen netten Gallier als lustige Gesellschaft, auch wenn ich sagen muss dass ich von Germanien noch nicht allzu viel gesehen habe. Zumindest keine baumhohen Barbaren. Bevor dieser Brief ins alberne abdriftet, die Gefahr ist ja bei mir durchaus vorhanden, will ich dir noch sagen dass ich dich vermisse und ab und zu wünschte dass wir uns nicht aus den Augen verloren hätten. Wir sehen uns eines Tages wieder. Ich komme bald eventuell nach Roma, wenn mein Arbeitgeber es genehmigt. Eventuell sehen wir uns dann. Nun... Ich würde mich über eine Antwort freuen. Schreibe ans Landgut des Prudentius Commodus, wenn du magst. Ich muss leider wieder an die Arbeit. Das heißt dass ich jetzt zum Ende komme.


    Du hast immernoch einen Platz in meinem Herzen. Der Tag den wir erlebten wird uns wohl noch weiter verbinden.


    Auf bald.


    Marcus Hipparchus.


    Die zu ersichtende Schrift war ihr vollends unbekannt und mit gestiegener Skepsis begann sie die Zeilen im matten Dämmerlicht zu lesen. Allerdings musste sie das Pergament wie von Schwindel ergriffen weg halten, als sie den Namen ‚Marcus’ las. Es konnte nur ein Marcus sein, doch dies wiederum schien unmöglich. Er wusste weder, wo sie war, noch konnte er in der Lage sein.. Doch sie entschloss sich diese Gedanken ruhen zu lassen und erst einmal den Brief zu lesen. Während sie las, kam sie zu dem Schluss, dass es keine Zweifel geben konnte. Es musste sich einfach um jenen Marcus von dem schicksalsträchtigen Tag handeln. Wie lang war es nun her? Vier Jahre mussten es sein. Doch niemand anderes würde diesen trockenen Humor besitzen, niemand, den sie kannte. Bald allerdings musste sie wieder den Blick abwenden. >dass ich dich vermisse< hallte in ihr wieder und ungläubig ging ihre Hand zu ihrer Stirn. Diese Worte lösten wahrlich einen Taumel in ihr aus, der dazu führte, dass sie sich wieder aufrecht hinsetzte. Er hatte sie vermisst? Vermisst.. Konnte man denn überhaupt solch starke Gefühle hegen, denn schließlich kannte man sich nur einen Tag? Doch sie kannte die Antwort, denn auch sie hatte ihn vermisst. Auch wenn diese Sehnsucht mit jedem weiteren Tag gedämmt wurde. Und nun wuchs in ihr auch eine Freude, dass er es geschafft hatte und dass es ihr gut ging. Und vor Allem, dass sie endlich Nachricht von ihm hatte. Sie merkte jetzt, dass sie tatsächlich darauf gewartet hatte. Fieberhaft suchte sie die Zeile, an welcher sie abgebrochen hatte, wieder und fuhr mit dem Lesen fort. Und als sie letztlich seinen erlösenden Namen gelesen hatte, ließ sie sich nach hinten fallen.


    „Aua!“ rief sie aus, denn sie hatte dabei völlig vergessen, dass hinter ihr nicht das weiche Bett, sondern die harte Wand saß. Schließlich baumelten ihre Beine den Bettrand hinunter. Doch lang hielt die Verstimmung nicht an. Sie hatte einen Platz in seinem Herzen, hatte er geschrieben. Und das brachte ihr Herz wiederum dazu, leicht zu hüpfen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass es die alte Verliebtheit wie in Kindheitstagen war, doch die Freude konnte sie nicht leugnen. Und vermutlich war es auch ‚nur’ die Freude über diesen Brief. Den Brief, den sie nun mit einem leichten Lächeln neben ihrem Kissen plazierte. Jener, über den sie am morgigen Tage weiter grübeln würde. Sie kuschelte sich sacht in ihr Leinen und schloss die Augen.

  • Ein Tag war angebrochen, der eigentlich kein richtiger Tag war. Er hatte damit begonnen, dass sie die normalen Riten des Tages durchlebte: waschen, ankleiden, schminken, frisieren. Doch sie nahm nicht wahr, was die Sklavinnen mit ihr anrichteten. Sie ließ sie einfach nur ihre Aufgaben verrichten und nickte bei Fragen geistesabwesend. Sie wusste um ihren Zustand und sie wusste ebenso, dass es so nicht weitergehen durfte. Die letzten tage lebte sie wie in einem Traum, doch ob er gut oder schlecht war, wusste sie nicht zu bestimmen.


    Als endlich die Leibsklavinnen ihr Zimmer verließen blickte sie in den Spiegel vor sich. Was sie sah, gefiel ihr nicht. Sie sah die Tochter Rediviva Helenas, die Tochter ihrer Mutter. Sie sah eine verletzte Seele, versteckt hinter einem verträumten Blick. Und sie spürte diese Verletztheit auch in ihrem Körper. Sie spürte den Drang zu schreien, zu weinen und den Leiden freien Lauf zu lassen. Seit ein paar Tagen zog sie sich vollständig zurück und verließ ihr Zimmer nur für die notwendigsten Dinge. Der plötzliche Tod der Sklavin hatte ihr vor Allem nachhaltend einen Shock versetzt und dieses Ereignis verband sie immer wieder mit dem Tode ihres geliebten Vaters.


    Einen Augenaufschlag später spürte sie eine Träne ihre Wange hinunter rinnen. Doch dieses Mal suchte sie nicht ihr Spiegelbild. Sie würde diese Schwäche nicht ertragen. Sie wollte es nicht sehen. Niemand sollte dieses schwache Wesen sehen. Sie war doch stolz, schon groß. Sie weinte nicht mehr. Zornig schlug sie mit ihrer Faust auf den Tisch und stand auf um zum Fenster zu gehen. Eine Träne folgte der Nächsten während sie mit zitterndem Körper aus dem Fenster sah.

  • Minervina hörte vor der Tür erst leise Schritte und später ein nicht gerade lauteres aber dafür bestimmtes Klopfen. Es dauerte eine kurze Zeit und schließlich sollte sich die Stimme von Lana melden. "Verzeih mir Herrin, ich möchte dich nicht stören, aber so lass mich bitte hinein" Dann verstummte die Stimme wieder und Lana trat einen Schritt zurück, um nicht direkt an der Tür zu stehen, wenn ihre Herrin aufmachen würde. Sie hatte bemerkt, dass es besagter Person ziemlich schlecht zu gehen schien. Sie hoffte inständig Minervina würde öffnen. Schließlich war ihr vorhin schon, bei der Kleiderwahl der Herrin, aufgefallen das diese kaum ansprechbar war. Sie vermutete, dass es wieder irgendwelche Streitereien waren.

  • Minervina schrak heftig zusammen, als sie das Klopfen hörte. Die Schritte hatten nicht einmal ihr Unterbewusstsein erreicht, sodass sie völlig unerwartet nur dieses unsägliche Geräusch vernahm. Deshalb unsäglich, weil sie in einer Lage war, die sie anderen nur äußerst ungern zeigte. Eine schwache Lage. Beinahe reflexartig wischte sie sich rasch die Tränen von den Wangen und holte einmal tief Luft, um sich wieder etwas zu besinnen. Noch wusste sie nicht, wer dort stand. Und sie rechnete schon beinahe mit ihrem Onkel, der zwar verständnisvoll auf ihre Tränen reagieren würde, sie aber auch über den Grund ausquetschen würde. Und dieser hatte wiederum mit Schwäche zu tun. Und, nein, verdammt nochmal, sie war nicht schwach.


    Als dann Lanas warme Stimme erklang, atmete sie beinahe erleichtert auf. Sie zwang sich zu einem trüben Lächeln und bildete sich ein, dass ihre Augen nicht rotgeweint waren. "Komm nur herein!" rief sie mit erstaunlich gefasster Stimme, was ihr wiederum etwas mehr Selbstvertrauen gab.

  • Lana öffnete die Tür, trat herein und schloss die Tür schnell wieder hinter sich. Lana verneigte sich tief und nahm den direkten Weg zu ihrer Herrin an das Fenster. Lana schwieg im ersten Moment und strich nur beruhigend mit ihren Händen über die Schulter der Herrin. Sie folgte ihrem Blick hinaus in den Himmel und auf die Erde. Dann erhob sie nur ganz schwach ihre Stimme, um die Herrin nicht zu erschrecken.
    „Kann ich dir noch etwas bringen?“
    Immer wieder fuhren ihre Hände über die Schultern, strahlten Wärme aus und sollten nach Lanas Selbsteinschätzung für eine innere Ruhe sorgen. So hatte es ihr jedenfalls einmal die Mutter beigebracht.
    „Ich möchte nicht, dass es dir schlecht geht Herrin. Wenn du reden möchtest, werde ich zu den Anderen schweigen wie ein Grab“
    Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Bewegungen ihrer Finger, wie sie förmlich jede kleinste Unreinheit von der Schulter hinab strichen und somit das Gewicht von der Herrin nehmen sollten, welches sie scheinbar zu Boden drückte.

  • Sie nahm unwillig die Berührungen der Sklavin wahr. Es war anmaßend von ihr, dass sie einfach mit dem Streicheln begonnen hatte. Doch den größten Widerwillen löste die Tatsache aus, dass ihr diese Zärtlichkeit der etwa gleichaltigren Sklavin ganz gut gefiel. Es beruhigte sie und vor Allem wirkte es entspannend. "Nein, ich wüsste nicht was." entgegnete sie mit verschlossener Stimme und etwas schroffer, als es eigentlich sein sollte. Doch sie entschuldigte sich nicht. Zum Einen würde Lana dies gewiss verstehen und zum Anderen war sie eine Sklavin.


    Ihre Augen weiteten sich bei dem Angebot der Sklavin allerdings ein wenig. Sie war überrascht. Das war ein Angebot, dass eigentlich von einer Freundin kommen sollte, nicht von der Leibsklavin. Wie oft hatte man in Geschichten von der erzählfreudigen Sklavin gehört, die die intimsten Geheimnisse der Herrin immer an über diese herrschende Personen weiter erzählt haben um die eigene Stellung zu verbessern. "Mir geht es nicht schlecht." hörte sie sich selbst sprechen. Und diese Lüge klangen noch mehr nach Schlechtergehen, als hätte sie die Wahrheit gesprochen. Minervina wandte ihr Gesicht zu Lana und sah sie ernst an. "Hast du dich eigentlich gut eingelebt? Wir hatten selten die Möglichkeit allein zu sprechen."

  • Sie nickte nur und verfiel wieder in ein überlegendes Schweigen. Jedoch ließ sie sich nicht anmerken, das die Lüge die ihre Herrin ihr berichtete bei ihr schon lange aufgeflogen war. Den schroffen Ton, kannte Lana bereits, wenn auch nicht gerade von ihrer jetzigen Herrin. Sie stoppte nach kurzer Zeit mir ihren Berührungen und ließ sich auf dem Boden neben der Herrin nieder.


    „Ich habe mich gut eingelebt Herrin. Ich komme sehr gut zurecht und ist mir auch noch kein Unrecht widerfahren“


    Hierbei verschwieg sie, dass es so ein paar ganz kleine Dinge gab, die sie eifersüchtig machten. Sie konnte nun jawohl wirklich alleine für Minervina sorgen. Nicht das es stimmen würde, jedoch war das ihre Auffassung vom jetzigen Standort aus. Und so hatte sie auch schon einmal ganz heimlich einen der anderen Sklaven „verpetzt“ , nur um diesem ein wenig Ärger einzuspielen.

  • "Das freut mich." sagte sie und meinte es auch ehrlich. Ob sie nun wollte oder nicht, das Interesse an ihr, von einer anderen Person ausgehend, tat ihr gewissermaßen gut. Sie lebte in höchsten Graden bei ihrer Familie, doch dabei kam manchmal das menschliche ebenso kurz wie in der Familie ihrer Mutter. Manchmal fragte sie sich, ob Menschen überhaupt in der Lage waren, einander zu lieben oder ob es ein abgekatertes Spiel war. Verlangen und Lust. Der einzige Mensch dessen Zuneigung sie sich absolut sicher war, war ihre Tante Claudia.


    "Meistens gibt es ja Schwierigkeiten wenn jemand neues in eine bereits bestehende Gruppe kommt. Wie nannte mein alter Lehrer das noch mal? Ich glaube Hackordnung. Die Ränge müssen neu aufgeteilt werden." Sie ließ ein mattes Lächeln erkennen und ließ sich ebenfalls auf den Boden gleiten. Eine Herrin setzte sich nicht zu ihrer Sklavin, aber Lana würde das nicht wie ein Hund als Zeichen der Gleichwertigkeit deuten, dessen war Minervina sich sicher.

  • Sie senkte für einen Moment beschämt den Blick, als ihre Herrin sich zu ihr auf den Boden setze. Sie wollte das nicht, ganz und gar nicht, schließlich würde sie dann vielleicht zu schnell zu einer Überheblichkeit kommen, die sie selber niemals freiwillig an den Tag legen wollte. Lana nickte zu den Worten ihrer Herrin, ließ ihren Blick vom Fenster ab und richtete ihn nun auf ihrer Herrin. Es war nicht der Blick der einem durch Mark und Bein geht und förmlich durchsucht, eher war es genau das Gegenteil, schüchtern, ein klein wenig neugierig auch, in diesem Falle ging es darum warum sich ihre Herrin zu ihr setze und das auch noch direkt neben ihr auf den Boden, und sie hatte Angst, Angst darum von Außenstehenden eine Rüge zu bekommen, warum sie die Frechheit besaß mit ihrer Herrin auf einer Höhe zu sitzen.
    „Die Ordnung hat sich bereits eingefunden, Herrin“
    Oh ja wirklich die Ordnung hatte sich eingefunden, jedenfalls nach außen hin. Lana versuchte sie immer ein wenig noch zu ihren Gunsten zu verschieben, auch wenn sie ihrer Herrin gegenüber sicherlich kein falsches Spiel spielen würde.

  • Nachdenklich betrachtete Minervina Lana. Sie merkte wie gefährlich ihre Zuneigung für Sklaven werden konnte. Sie durfte nicht zulassen, dass sie in ihnen mehr als nur einen geldlichen Wert sah. Aber das war schwierig, wenn man sich gegenüber saß und sich ganz normal unterhielt. Zudem fühlte sie sich erschöpft und durch Lana getröstet. Allein nicht mehr einsam in diesem Raum zu sitzen und über qualvollste Gedanken zu brüten half schon. "Du bist meine Leibsklavin und stehst direkt an meiner Seite. Wenn es also irgendwelche Probleme geben sollte, dann wende dich ruhig an mich. Jede andere hätte ich nun hinaus geschickt, aber ich erkenne dir diesen Status an." schmunzelte sie sacht.


    Ganz war sie noch nicht 'geheilt' von ihren trübsinnigen Gedanken. Dafür müssten sie vermutlich ausgesprochen werden. Doch sie konnte nicht darüber sprechen. Es würde sie ins Grab bringen. Und würde sie selbst das Messer ergreifen. "Hast du gerade zu etwas Bestimmten Lust?" fragte sie mit freundlicher Stimme.

  • "Ich werde dann bescheiden bitten, wenn du denn Zeit hast mir zuzuhören"



    Lana hatte nicht den Wunsch mit ihrer Herrin auf ein Level zu gelangen, oder aber vielleicht doch? Nein, man sollte an dieser Stelle falsche Äußerungen oder Vermutungen ganz und gar sein lassen. Fest stand nur das Lana sich besser aufgenommen fühlte, als in ihrer letzten Familie und selbst das kleine Traumata was sie von damals her mitgebracht hatte, verflog mit der Zeit immer mehr. Ihr Geist, ihr Körper aber vor allen Dingen hatten sich komplett wieder erholt. So kam es, dass wenn man Lana nun einmal durch die Prozedur schicken würde, die Minvervina erhielt, sie sich sicherlich mit der Schönheit ihrer Herrin hätte messen können. Aber dies nur im Verborgenen. Lana selbst würde es niemals behaupten.


    "Ich würde mich freuen, meine Herrin, wenn ich dich einmal wieder auf den Markt begleiten dürfte. Ich war lange nicht in der Stadt"

  • "Ich kann mir Zeit nehmen, wenn ich sie nicht habe." schloss Minervina mit ernstem Blick das Thema ab und nickte. Eigentlich wusste Minervina überhaupt nichts über ihre Leibsklavin. Sie wusste dass sie von ausgesprochen hübscher Natur war - was letztlich auch ihren Status bedeutete. Eine schöne Leibsklavin zeigte einen guten Stand, denn gerade Gesundheit und Aussehen ließen den Preis für einen Sklaven rasch in die Höhe schnellen. Und dieser Gedanke ließ ihn ihr auch einen waghalsigen Gedanken heranreifen.


    "Lana. Du magst doch sicherlich auch die Saturnalia, nicht?" fragte sie, statt auf die Bitte der Sklavin zu antworten. Minervina sollte das nicht tun, was sie in Erwaägung zog, aber es würde Lana sicherlich freuen und war wohl auch recht interessant.

  • Lana nickte wieder und hob etwas ihre Augenbrauen, als ihre Herrin die Saturnalia ansprach. Aber trotzdem schaffte sie es sich schnell wieder zu beruhigen und bescheiden zu antworten, auch wenn sie innerlich mit einem Male voller Erwartungen steckte. Sie hatte es dank ihrer alten Familie kaum gefeiert und so etwas noch nie richtig miterlebt.


    "Ich finde es ist ein schönes Fest, Herrin", gab sie nur mit leiser Stimme von sich und blickte wieder zu Boden. Das ihre Herrin die Frage nicht angenommen hatte, war nich so schlimm. Schließlich war es ja auch nur eine Bitte gewesen. Ein "Nein" wäre vielleicht angenehmer, aber so war es auch verständlich.


    "Mit meiner Zeit will ich dir wirklich nicht deine Zeit nehmen Herrin. Ich kann verzichten, das soll sicher sein. Ich bin bescheiden Herrin", fügte sie schließlich schnell hinzu als sie merkte das sie auch nach außen hin ein klein wenig Erwartung versprühte und ihre Augen und für einen Moment leicht funkelten.

  • Das anfangs noch eher matte Lächeln nahm wärmere Züge an, als sie Lanas Züge beobachtete. Vielleicht war es verwerflich, aber ein wenig genoss sie auch die Überlegenheit, die sie über einen Menschen ausüben konnte. Die Unterwürigkeit von Lana würde ihrer Mutter sicherlich seltsam aufstoßen. Minervina war froh, dass sie dieses Verhalten als normal annehmen konnte. Das zeigte doch sehr, wie unähnlich sie ihrer Mutter war. "Ja, ich mag die Saturnalia auch. Auch, wenn die Ehrung des Saturns eher zu deinen als zu meinen Gunsten verlaufen wird." sagte sie freundlich.


    Dann erhob Minervina sich wieder und rieb sich die Unterarme, fast, als ob sie fröstelte. "Dann komm. Wollen wir uns ein wenig draußen bewegen und im Anschluss habe ich noch eine kleine Überraschung für dich." Ihr Gesicht drückte beinahe schon Güte aus, doch diese Regung überspielte sie rasch mit einem Lachen. Sie wollte Disziplin und Adel ausstrahlen. Vor der Sklavin war auch Schwäche gerade so akzeptabel - aber keine Schwäche die von ihr ausgenutzt werden könnte.

  • Lana erhob sich nun ebenfalls, nachdem sie noch kurz in Gedanken schwelgte was für eine Überraschung die Herrin für sie übrighatte. Sie hoffte das sie nicht so eine große Überraschung hatte, damit die anderen nicht allzusehr neidisch wurden.


    "So wie du wünscht Herrin", gab sie von sich als sie ihrer Herrin die Tür öffnete und sich leicht verneigte. Lana schloss die leise wieder und ließ ihren Blick für einen Moment über den Flur gleiten. Scheinbar um sicher zu gehen, das keiner der anderen Sklaven hier war. Lana folgte ihrer Herrin immer mit einem minimalen Abstand um nicht auf ihrer Höhe zu laufen.


    "Wenn mir die Frage erlaubt ist, was für eine Art Überraschung wird mich erwarten?" Scheinbar war Lana doch sehr neugierig und malte sich im Kopf schon die verschiedensten Möglichkeiten aus, was passieren könnte. Des weiteren war sie erfreut darüber, dass ihre Herrin gerade sie von den Sklavinnen auswählte für das Saturnalia und gerade für sie die Überraschung durchführte.

  • Mit gerader Körperhaltung schritt Minervina an Lana vorbei und aus ihrem Cubiculum hinaus. Ob sie ihr von Marcus erzählen sollte? Von den Umständen unter denen sie sich kennengelernt hatten und dass er sich nun wieder gemeldet hatte? Von ihren wirren Gefühlen? Und vor Allem auch von ihrem Vater? Nachdenklich ging sie voran und wandte sich dem Atrium zu um von dort aus letztlich auf die Straße zu gelangen.


    "Eine entspannende Überraschung." schmunzelte sie. "Mehr kann ich dir nicht verraten, denn sonst wäre es ja keine Überraschung mehr." ließ sie verlautbaren, während sie die Schwelle der Villa überschritten und sich dem großen Roma zuwandten. Diese riesige Stadt die auch für Minervina noch mehr Geheimnisse als bekannte Gegenden hatte.

  • Es war gegen Mittag als Minervina in ihrem Zimmer saß und vor sich einen Brief liegen hatte. Sie erhielt von ihrem Onkel aus dem mütterlichen Zweig und er besagte, dass sie noch einen Cousin haben sollte. Ansonsten stand der übliche Standard darinnen, der zwischen Verwandten nun einmal ausgetauscht wurde. Romanus an sich interesserte sie nicht sonderlich - aber ein Cousin? Er sollte vor kurzem aufgetaucht sein und nun in Germanien verweilen um dort zu dienen. Also war er schon einmal kein bequemer Mensch, sondern jemand, der sich Forderungen stellte und dem Imperium Ehre machen wollte. Wie alt mochte er sein?


    Sie interessierte sich für den Menschen der dort in Germanien saß und jetzt vermutlich auf dem Exerzierplatz stand um Weisungen entgegen zu nehmem. Publius Redivivus Maxentius. Sie entschloss sich dazu, ihm einen Brief zukommen zu lassen. Militär, Unbekannt und etwa gleichalt - das waren drei Dinge die sehr für ihn sprachen. Der Rest würde sich durch geschriebene Zeilen klären - wenn er ihr denn antworten würde.


    An: Publius Redivivus Maxentius, Germanien, Castellum der Legio II Germanica bei Mogontiacum


    Salve Maxentius!
    Da wir uns nicht kennen belasse ich es bei einer förmlicheren Anrede. Ich bin deine Cousine, die dich genauso wenig kennt wie du vermutlich sie. Ich habe einen Brief von deinem Vater erhalten in welchem er mir von dir erzählte berichtete. Ich weiß gar nicht, wie ehrlich ich zu dir sein kann. Ich weiß gar nichts von dir. Ob ich dir von meinem Stand in unserer Familie berichten kann? Oder ob es dir überhaupt passt wenn ich viel über mich schreibe? Naja, auf jeden Fall sollte ich es einmal versuchen.
    Ich wohne in Rom. Ich fange einmal mit Fakten an, ehe ich vermutlich ohnehin abschweifen werde. Mein Vater war Tiberius Maximus und meine Mutter die Rediviva Helena, durch die ich letztlich auch diesen Namen angenommen habe. Eigentlich sollte ich Tiberia heißen. Geboren wurde ich in Hispania und eine Zeit lang lebte ich auch dort bei Onkel Romanus. Dann hat es mich aber in meine eigentliche Familie - und dies ist ein Punkt an dem du schweigen musst - zurück verschlagen. Ich glaube es könnte sehr verletzend sein, wenn ich sage, dass ich mich nie richtig bei Romanus einleben konnte. Meine Familie ist einfach hier, bei den Verwandten meines Vaters. Ich hoffe ich trete auch dir damit nicht zu Nahe. Aber genug davon. Derzeit zähle ich sechzehn Jahre und bald rückt mein siebzehntes heran.
    Und wieder muss ich anmerken, dass ich mich hilflos fühle. Ich kenne die Grenze nicht, an der ich dich vielleicht mit meinen Erzählungen störe. Aber ich hoffe einfach, dass du vielleicht auch Interesse an mir hast - so wie ich an dir. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns vielleicht sogar einmal in der näheren Zukunft begegnen können. Bekommt man im Castellum auch auf Wunsch frei oder liegt es nicht an dir, dies zu entscheiden? Ich wollte ohnehin einmal nach Germanien und ich bin mir sicher, Onkel Vitamalacus (ich lebe bei ihm) würde es mir gestatten. Schließlich verlor mein Vater dort in einer Schlacht ehrbar sein Leben. Ich bin stolz auf ihn. Er war sich nicht zu schade bei den Legionären zu stehen - er war ein echter Soldat.
    Du bist in der Legio II, nicht wahr? Wie geht es dir dort? Wie geht es dir überhaupt? Ich würde mich sehr freuen, wenn ich eine Antwort von dir erhalten würde. Vielleicht sogar in der näheren Zukunft. Ich hoffe du verstehst meine Neugier, doch, verzeih, in der Rediviva ist körperlicher Einsatz eher selten wie mir scheint.
    Liebe Grüße,
    deine Cousine Minervina


    P.S. Hier noch meine Anschrift:
    Rediviva Minervina in der Villa Tiberia zu Roma in der Provincia Italia


    Als sie geendet hatte überflog sie das Pergament noch einmal rasch, um sich dann auf den Weg zum Praefectus Vehiculorum zu machen.

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