Nach der obligatorischen Rasur am frühen Morgen legte der Präfekt erstmals seit langer Zeit wieder seine kostbare Paradeuniform an, welche er in Teilen bereits als Legionär, später dann als Optio und Centurio aus eigener Tasche stetig erweitert hatte. Mittlerweile war aus einigen Lederriemen der Anfangszeit ein sehr hübsches, representatives Stück geworden, welches - man berücksichtige die recht stattlichen finanziellen Möglichkeiten des Aurelius - nunmehr sicherlich den prunkvollsten Kleidungsstücken unter den Offizieren beigezählt werden durfte.
Als der langwierige, von einem Sklaven unterstützte Ankleidungsvorgang abgeschlossen war, verlor Aurelius keine Zeit und marschierte in Richtung der Mannschaftsunterkünfte, wo er die zugehörigen Einheiten seinen Anweisungen entsprechend vorzufinden gedachte. Unglücklicherweise waren keine Angaben darüber eingetroffen, wann genau eine Ankunft des neuen Legaten stattfinden sollte, was den Präfekten allerdings dazu anspornte, die Truppenmusterung in aller Eile, noch vor Beginn der Mittagszeit, abzuschließen.
Bereits hatte er einige Manipeln abgenommen, als das Gebäude der Centuria des Claudius ins Blickfeld kam. Zwar erwartete er dort keine ungewöhnlichen Vorkommnisse, doch der Ordnung wegen lenkten ihn auch diesmal seine Schritte in Richtung des Antreteplatzes...
[Casa] Praefectus Castrorum
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Plautius war zwischenzeitlich in die Casa des Praefectus umgezogen und hatte sich nach einem großen Hausputz wohnlich eingerichtet. Mit Hilfe einiger Schreiner hatte er an den Wänden Regale für seine vielen Bücher und Schriftrollen eingebaut. Die Schlachtandenken an die Zeit in Germania hingen an der richtigen Stelle, ebenso das Banner der Purpurea. Der große Schreibtisch lud jederzeit zum Arbeiten ein. Die restlichen Wände waren mit Bauzeichnungen und Skizzen behangen worden. Das Einräumen aller Literatur würde noch einige Stunden in Anspruch nehmen.
Als quasi letzten Akt plazierte Plautius Büsten von Imperator Ulpius und Iulius Caesar auf seinem Schreibtisch.
Dann wanderte er zufrieden durch das Haus. Dem kleinen Garten würde er sich im Frühjahr annehmen. Holz für den Herbst war auch genug da und die Fussbodenheizung klappte auch. Plautius hatte sie selber inspiziert.Zufrieden verließ er die Casa und umrundete diese einmal. Irgendwie fehlte der Casa von Außen noch die persönliche Note. Sie sah so ... uniform mit den anderen Häusern aus. Plautius ging fröhlich pfeifend zur Materialverwaltung und kam wenig später mit einem Eimer Farbe und einem Pinsel wieder zurück. Lächelnd malte er die Eingangstür in "Marsrot" an. Ja, so sah das doch gleich viel besser aus.
Plautius war zufrieden.
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Salve Plautius
Ich möchte dich herzlich zur Einweihung meiner Taberna einladen, sie heißt Taberna Aquila und befindet sich hier in Mantua, ich würde mich freuen dich heute Abend dort begrüßen zu dürfen.Gez. Numerianuns
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Geplantes Abendessen mit Medeia
Plautius stellte beim Großputz beiläufig fest, daß Vitamalacus sein neuer Nachbar geworden war. Damit endete das Thema aber auch erst einmal, denn statt einem Besuch beim neuen Nachbarn stand ein Großputz in seiner eigenen Casa an, welche ihm plötzlich riesengroß vorkam. Aufgrund der Jahreszeit hielt sich die Gartenarbeit noch in Grenzen. Dafür gab es in der Casa genug aufzuräumen und vorzubereiten. Alles wurde geputzt und geschrubbt und gelüftet. Danach ging es an die Vorbereitungen für das Essen. Die Einkäufe waren zwischenzeitlich alle geliefert worden. Der Preis für die Erdbeeren und Melonen zu dieser Jahreszeit hatte selbst Plautius erst einmal schlucken lassen. Daß Erdbeeren so teuer waren.
Und erst die Kirschen. -
Es dunkelte bereits als die Sänfte den kurzen Weg vom Praetorium bis zu dem Haus von dem Praefectus des Lagers überwand. Die keltischen Sklaven, gestärkt und erfrischt, somit auch bereit für den kurzen Marsch über den matschigen Weg, setzten die Sänfte ab und abermals entstieg zuerst Pumilus der Sänfte, eruierte, ob der Weg passierbar war und zog den Vorhang zur Seite. Mit einem tiefen Durchatmen entstieg Medeia der Sänfte und schritt auf die Tür zu, blieb stehen und wartete bis Pumilus vor ihr kräftig gegen die hölzerne Tür schlug. Dabei sah sich Pumilus aufmerksam und misstrauisch um. Seit dem Vorfall in der Taberna war er etwas schreckhafter geworden, während er gleichzeitig glaubte auch nun den Leibwächter spielen zu müssen, aber als Ex- „Gladiator“, edler „Patrizier“ in Sklavenschaft und wichtiger Ianitor war das für ihn natürlich auch eine Leichtigkeit.
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Ein dicker roter Kater huschte um die Ecke und rieb sich erwartungsvoll an Pumilus.
“MIAU!” gab der Kater geräuschvoll von sich.
Dann schnurrte er mehrfach und strich um Medeia herum.
Plautius öffnete die Tür, überblickte die Szene und ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Und schon huschte der Kater zwischen seinen Beinen hindurch. Er drehte sich um und rief der Katze hinterher.
“Keine Angst, Princeps! Der Zwerg tut dir nichts, solange du ihm nichts tust. Als Gladiator legt der sich mit anderen Gegnern an als mit dem besten Mäuse- und Rattenfänger der Legio I. Keine Sorge Pumilus. Princeps, der geerbte Hauskater dieser Casa, ist harmlos, wenn man ihn nicht ärgert.”Plautius wandte seinen Blick an Medeia.
“Salve meine Muse! Sei willkommen in meinem bescheidenen Heim hier in der Legio I. Klein, spartanisch, sauber. Und ich hoffe meine Gastlichkeit steigert mein Bemühen um etwas Gemütlichkeit heute Abend.”Er trat einen Schritt zur Seite und machte eine einladende Handbewegung. Anschließend führte Plautius Medeia durch die aufgeräumte Casa, welche bis auf die "Bibliothek" durchaus darauf schließen ließ, daß hier ein Soldat wohnte. Er zeigte ihr kurz das Haus, bevor er sie durch das Tablinium (mit einem chaotisch vollen Schreibtisch, bei dem Plautius mehrfach betonte, daß es da ein System in der Unordnung gab) ins Triclinium führte. “Fühle dich wie zu Hause.”
Im Triclinium stand in einer Ecke auf einem Podest eine Marmorbüste von Medeia, welche in ihrer Perfektion, Schönheit und Ähnlichkeit selbst Venus neidisch werden lassen würde. Neben den Klinen befand sich ein überreich gedeckter Tisch im Raum, auf dem sich neben diversen Getränken, aber nur Nachtisch, Obst und Süßspeisen in allen bekannten Varianten finden ließen.
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Vergnüglich beugte sich Pumilus runter, strich der Katze über den Rücken. Doch Medeia war weniger begeistert von dem Auftauchen der Katze. Ihre Augen weiten sich ein ganz klein wenig und sie sah unbehaglich zu dem Tier hinab. Als sich das Floh besetzte Pelzteil, wie Medeia es schon in Gedanken nannte, sich ihr auch noch näherte, stieg ihr Bedürfnis einen Opferdolch zu zücken und dem Leben dieses Wesen ein schnelles Ende zu bereiten. Nur hatte sie dummerweise nicht daran gedacht, schließlich wollte sie zu keiner Opferung, sondern zu einem Essen mit Plautius. „Weg. Husch, hau ab, Du widerliches Biest.“ Ärgerlich trat Medeia zur Seite, doch das Tier erdreistete sich sogar, sich an sie ranzumachen. „Na, warte…das wirst Du noch büssen.“ Gerade wollte Medeia kräftig mit dem Fuß nach dem Pelzteil treten als schon die Tür aufging und die Katze wegrannte, ihrem Tritt entkam, ehe er ausgeteilt werden konnte.
Als das Licht hinter der Tür ihr entgegen strahlte, atmete Medeia schnell tief ein, um den Schock wegen der Katze zu überwinden und schlug die elfenbeinfarbene Palla zurück, die am Rande mit zierlichen goldenen Blütenmustern bestickt war. Einige rote Locken umschmeichelten ihr alabasterfarbenes Gesicht, was vielleicht abermals, wie oft, ein wenig zu blass war. Ein freudiges Strahlen breitete sich in ihrem Gesicht aus als sie Plautius erblickte. Das Katzenvieh war in dem Moment für Medeia vergessen, jedoch nur fast, denn dass Plautius die Katze kannte, ließ sie Böses erahnen. „Salve, Camillus!“ Auf seine Einladung trat Medeia ein, strich dabei mit ihrer schmalen Hand über Plautius Brust und lächelte ihn verschmitzt an. „Ich hoffe doch zumindest, dass Du nicht wie die Spartaner auf dem harten Boden schläfst, denn dann wirst Du wohl doch mit meiner Anwesenheit hier nachts verzichten müssen.“
Ihr kleiner Leibsklave folgte Medeia einige Schritte, sah sich nicht minder neugierig wie seine Herrin in der Casa von Plautius um. Vom Tablinum bis zum Triclinium betrachtete sich Medeia eingehend das Inventar, lächelte unverwandt und beherrschte sich nur mühsam bei der Bibliothek. Die ganze Zeit war ihr Miene von gespannter und neugieriger Freude geprägt, was dann jedoch umschlug in einen entgeisterten Ausdruck als sie die marmorne Büste von sich erblickte. Doch auch das war nur kurz von Dauer und sie versuchte sich ein geschmeicheltes Lächeln abzuringen. „Sehr…gut…gearbeitet.“, brachte sie nach einem Moment hervor, in dem sie die Büste anstarrte. „Aber noch bin ich nicht tot. Wie wäre es, wenn Du sie noch erst mal in Deinen Schuppen stellst?“ Schnell wandte sich Medeia von der Marmorstatue ab, sie wusste, dass auch nach längerem Anstarren ihr die Büste nicht schöner erscheinen würde. So widmete sie sich lieber dem Nachtisch. „Ah, wie bist Du an die Kirschen gekommen? Ich bin beeindruckt.“ Geschmeidig ließ Medeia die Palla von ihren Schultern gleiten und legte sie, scheinbar achtlos, über die Büste, verdeckte sie damit und schlang die Arme um Plautius, schmiegte sich eng an ihn und küsste ihn leidenschaftlich.
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Plautius erwiderte ebenso leidenschaftlich den Kuss und hielt dann Medeia seelig im Arm.
“Nein, keine Sorge. Ich schlafe nicht auf dem Boden, obgleich im “Militärzimmer” ein einfaches Bodenlager zu finden ist. Ansonsten habe ich ein sehr komfortables Bett im Schlafzimmer und auch bequem eingerichtete Gästezimmer. Du sollst dich schließlich wohlfühlen.
Ich erwarte die Tage meine Nichte Sabina und vielleicht ihren mißratenen Bruder als Langzeitgäste. Sie will hier ihre Gesundheit pflegen. Da dürfen auch keine spartanischen Zustände herrschen. Ohenhin war ich die Tage überrascht, was ich hier alles in den Kisten gefunden habe, als ich für heute abend etwas aufräumte. Mein Bruder Fuscus und seine Verlobte Titania haben mir diese ganzen Bequemlichkeiten geschickt mit denen man eine Casa kuschelig und wohnlich machen kann. Die haben sich in Roma bestimmt neu eingedeckt und die alten Sachen einfach mal an den lieben Plautius nach Mantua geschickt. Wenn es Dir hier zu bequem und protzig ist, dann können wir auch entrümpeln. Das meiste Zeug hat mein Bruder Agrippa damals für das Haus in Roma angeschafft und für den ist das Beste gerade gut genug. Insofern glaube ich auch, daß das da hinten einfache Vasen sind.”
Plautius zeigte auch mehrere etruskische Vasen, die mit getrockneten Blumen gefüllt waren.
“Agrippa pflegt einen Lebensstil wie ein kleiner Imperator. Und jetzt sag bitte nicht, daß wir uns ruhig doch eine Villa kaufen werden, wenn ich schon die Ausstattung dafür habe. In einem Lagerschuppen hier im Castellum steht noch viel mehr verpacktes Inventar. Aber sag mir mal, was ich hier drin mit mehreren Ballen Seide in verschiedenen Farben anfangen soll. Oder mit einem riesigen Fell von einem weissen Bären inklusive Kopf. Den hatte ich kurz hier drin. Der Kater ließ sich nicht mehr im Haus sehen und morgens bin ich schlaftrunken mehrfach drüber gestolpert. Am Dekadentesten ist meine Bibliothek eingerichtet. Am Bescheidensten die Küche. Ich koche selten selber. Und auf Sklaven im Haushalt verzichte ich bislang. Für eine Person lohnt sich das nicht wirklich. Das bißchen sauber machen und aufräumen bekomme ich noch alleine hin. Man wird selbstständig in der Legio.
Was spricht gegen die Büste von Dir? So weiß ich wie du aussiehst, wenn du nicht da bist. Von Mars und dem Imperator habe ich auch eine Statue und eine Büste. Warum nicht auch von meiner Muse? Aber ich kann sie auch in mein Officium stellen. Oder zur Not halt ins "Militärzimmer".
Die Kirschen? Och, das war ganz einfach. Ich habe mich zuerst auf dem Markt erkundigt und dann einen Obsthändler aus dem fernen Osten vor der Villa Claudia aufgelauert. Wenig später hatte ich was ich wollte, der Mann hatte viele Sesterzen und die Gens Claudia ging hinsichtlich einiger Früchte leer aus. Da unser erstes gemeinsames Abendessen in Germania vor dem Nachtisch endete, wollte ich es hier fortsetzen. Daher auch die ganzen Leckereien.”
Er fütterte Medeia mit einer Kirsche.
“Und ich wollte mich bei Dir entschuldigen, mit Dir ein ernstes Thema besprechen und ich habe noch ein Saturnaliengeschenk für dich. Gekauft habe ich es für die Saturnalia, aber ich kam noch nicht dazu es Dir zu geben. Und einfach schicken wollte ich es nicht.”
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Medeias grüne Augen funkelten gut gelaunt als sie sich noch ein wenig enger an Plautius schmiegte und einen leisen Laut des Wohlgefallens von sich gab, was dem Schnurren einer Katze doch recht ähnlich war. Mit ihren weichen Lippen strich sie an Plautius Wange entlang, verharrte an seinem Hals ein kleines Stück unterhalb seines Ohrläppchens. „Das hast Du mir aber noch nicht gezeigt, Dein Bett.“, hauchte Medeia mit dem Versuch ein wenig enttäuscht zu klingen. „Ich hoffe, das tust Du noch.“ Um ihre Mundwinkel zuckte es, sie küsste Plautius am Ohr und lehnte sich in seiner Umarmung ein wenig zurück. „Deine Nichte und Dein Neffe?“, echote Medeia leise. „Ich hoffe, dass Beide bereits erwachsen sind?“ Tiere, von Katzen bis zu Hunden, aber auch Kinder konnte Medeia nicht leiden. Beide, Tiere und Kinder, waren dreckig, machten Lärm und waren schwer für ihr Gemüt zu ertragen. Und diese entzückten Laute, die manch eine Frau ausstieß, wenn sie in das dickliche und verquollene Gesicht eines Säuglings sehen durfte, konnte Medeia nicht über ihre Lippen bringen, selbst gespielt und erlogen schaffte sie es nicht. Erst ab einem Alter, wo die Mädchen in das heiratsfähige Alter kamen, wurden ihr die „kleinen Menschen“ erträglicher.
Als Plautius auf die Vasen deutete, löste sich Medeia von ihm, ging auf sie zu und ergriff eine davon, betrachtete sich die Muster aufmerksam und ein mildes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ah, schöne Stücke. Und was für bedeutungsvolle Zeichnungen auf dem Ton. Ich bin mir sicher, dein Bruder hat ein Vermögen für diese ausgegeben. Du solltest gut auf sie achten!“ Dass Plautius nicht das geringste Verständnis für Kunst in dieser Hinsicht hatte, so eine Vase gar als Urne missbraucht hatte, ahnte Medeia bisweilen nicht im Geringsten. Stattdessen schritt sie zu ihm zurück und lehnte sich an Plautius, hauchte ihm nochmalig einen Kuss auf die Lippen. „Tsts…Du räumst selber auf, Camillius? Nein, das geht nicht. In Zukunft, wo ich nun da bin, keinesfalls.“ Sie lächelte, pausierte kurz und fügte an. „Meine Sklavin wird das tun.“
Der leichte Stoff um ihren schlanken Körper raschelte leise als sie sich auf eine Kline sinken ließ und Plautius mit auf dieselbige zog. „Und wegen der Büste! Ich bin weder eine Kaiserin, noch eine Göttin. Vielleicht…“ Doch schon berührte die rote Kirsche ihren Mund, Medeia lächelte und ergriff die rote Frucht mit ihren Lippen, kaute langsam und bedächtig und genoss den süßen Saft auf ihrer Zunge. Das Thema marmorne Statue war vorerst vergessen.
„Eine Entschuldigung, ein ernstes Thema und ein Geschenk? Was könnte das alles nur sein?“ Abermals lächelte sie, doch es war ein anderes Lächeln als im Garten zu der Vinalia, denn ihre Augen strahlten genauso wie ihr Gesicht. Mit einer Hand fuhr sie spielerisch über Plautius Brust und sah ihn aufmerksam an. „Nun?“
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Platius drückte Medeia eng an sich, während seine Hand über ihren Rücken und Hintern streichelte.
„Mein Bett zeige ich Dir später noch. Es ist groß genug für Zwei und sehr bequem, aber ich habe nur eine Decke.“
Plautius grinste frech.
„Meine Nichte Sabina ist im heiratsfähigen Alter und bereits erwachsen, wobei die Reife dem Alter etwas hinterher hinkt. Die Werber stehen in Roma schon Schlange, aber Fuscus hat Gerüchte vom bösen Onkel Plautius und der Beinahe-Kastration eines Werbers gestreut um die Sache in den Griff zu bekommen. Wir wollen ja nicht den Erstbesten für sie haben und etwas bemühen sollte er sich auch um sie. Sabina muß zusammen gebrochen sein und ist gesundheitlich etwas angeschlagen. Daher auch die Luftveränderung nach Mantua. Ihre „große Liebe“ muß sie wie eine heiße Rübe fallen gelassen haben, hat sich nach Hispania abgesetzt und ward nicht mehr gesehen.
Mein Neffe scheint wohl auch schon im richtigen Probati-Alter zu sein. Aber ein ziemlicher Rüpel laut meinem Bruder, welcher seiner Schwester Sabina das Leben unnötig schwer macht. Wenn der hier auftaucht, dann werde ich dafür sorgen, dass er spurt, sonst …
Hm, gut, ich habe kein Problem damit, wenn deine Sklavin hier aufräumt und sauber macht. Wenn mehrere Personen hier wohnen, dann fällt ja auch mehr Dreck an. Ich kann auch noch auf ein ganzes Rudel von Haussklaven der Legio zugreifen, die zu dieser Casa gehören und Dir dann jederzeit zur Verfügung stehen. Deine Trägersklaven kriegen wir auch unter. Aber in der Vergangenheit gab es keinen Anlass für Sklaven. Abendessen gab es meistens in meinem Officium im Lupanar. Von dort nahm ich auch meist das Frühstuck für die nächsten Tage mit. Frühstück zubereiten und Puls kochen kann jeder Probati. Viel Dreck fällt da in der Küche nicht an. Ich nutze die Lagerthermen, so dass mein eigenes Bad selten genutzt wird. Um die Heizung und das Holz kümmert sich 2x am Tag ein Sklave von den Legiosklaven der Casa nebenan. Und einmal die Woche kommt ein Sklaventrupp und putzt durch die Casa. Da ich früher selten am Tag hier war, waren Sklaven total überflüssig. Einmal hat sogar einer meinen Schreibtisch aufgeräumt. Da wurde ich echt böse. Der zittert heute noch, wenn er mich auch nur sieht.“
Plautius trank einen Schluck warmen Holundersaft mit Honig und wurde vom Gesicht her etwas ernster als er vom Latein in sein akzentbehaftetes Griechisch überwechselte.
„Es ist mir sehr peinlich, mein Sonnenschein, dass ich nach dem Rausch der gemeinsamen Liebesnächte nicht mit Sicherheit sagen kann, ob ich dich auf dem Markt, als wir uns nach einem Haus umsahen, bloss gestellt habe oder nicht. Ich habe dich als meine zukünftige Frau vorgestellt, aber ich weiß nicht, ob ich Dir überhaupt schon einen formellen Antrag gemacht habe. Die Nächte und Abende waren wie ein Traum. Zumindest weiß ich, dass ich Avitus und Corvinus nicht gefragt habe, ob sie mit meinem Werben und Anliegen einverstanden sind. Ich habe ohnehin den Eindruck, dass du das Familienoberhaupt bist und alle Geschicke lenken tust.“
Plautius lächelte verschmitzt, räusperte sich und schaute Medeia in ihre grünen Augen.
„Ich möchte eine Nacht mit Dir verbringen,
ich möchte ungezählte Stunden
mit Dir um deine Mädchenseele ringen,
bis ich die letzte Zärtlichkeit gefunden.Ich möchte eine Nacht mit Dir verspielen,
von aller Schwere, aller Scheu entbunden
und deines Körpers knospenhafte Runden
zuflüstern wie sie mir gefielen.Ich möchte eine Nacht mit Dir zusammen sein,
an deiner Brust, an deinen Schenkeln ruhn,
schlaflos durchglüht von deinen Flammen sein
und Dir das Zärtlichste vom Zarten tun.“Plautius hoffte, dass sein Griechisch halbwegs verständlich war, denn Griechisch lesen und es als Nicht-Grieche auch zu sprechen waren 2 verschiedene Sandalengrößen.
„Und da Bescheidenheit nicht zu meinen Tugenden gehört und da ich eine Kindheit mit vielen Brüdern erlebt habe, wo man sehen muß wo man bleibt, reicht mir eine Nacht mit Dir natürlich nicht aus. Ich möchte viele Nächte und auch die Tage mit Dir haben und nicht nur deinen Körper, sondern auch den ganzen Rest. Natürlich gestehe ich Dir dasselbe besitzergreifende Wesen im Bezug auf mich zu. Nur das Aufräumen meines Schreibtischs und das Polieren/Reparieren meiner Kampfausrüstung sind tabu.
Artoria Medeia, ich würde dich gerne aus der Casa Artoria in die Casa Matinia führen und heiraten. Ob du deinen Namen bei Artoria belässt oder zu Matinia wechselst ist mir dabei egal. Kannst du Dir vorstellen die nächsten 70 Jahre an mir kleben zu bleiben? Ich will nämlich mal ein alter und weiser Mann werden. Ach ja, ich habe einige Fehler, bin ein Morgenmuffel und in Germania bin ich infolge meiner Vergangenheit bei der Bevölkerung nicht sehr beliebt.“
Plautius Körper versteifte sich etwas in Erwartung ihrer Antwort und er hielt tatsächlich unbewusst die Luft an.
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Als es noch um Neffe und Nichte ging, lächelte Medeia, war mehr als froh, dass es sich um die Beiden nicht mehr um Kinder handelte. Plärrende und schreiende Nervensägen hätte Medeia in diesen Tagen, wo sie leider wieder öfters unter den unsäglichen Kopfschmerzen litt, nicht ertragen. Sie suchte schon aus jenem Grunde oftmals die Stille und Abgeschiedenheit, war froh dem Lärmen der Hauptstadt entkommen zu sein. „Junge Frauen sind oft leichtsinnig, was die oftmals eingebildete Liebe geht.“, bestätigte Medeia bei Plautius Worten über Sabinas Verflossenen. Das mit dem Lupanar und dass Plautius wohl dort recht viel Zeit verbrachte missfiel Medeia jedoch schon auf Anhieb. Ein klein wenig stärker presste sie ihre Lippen aufeinander und sie sah einen Augenblick lang zu den Nachspeisen ehe sie wieder den Blick auf Plautius Augen richtete. Doch die kurze Verstimmtheit verflog sobald Plautius die ersten griechischen Wörter sprach. Ein Schmunzeln erschien auf Medeias Gesicht, sie empfand die Aussprache ihrer Muttersprache durch Plautius immer als sehr reizend, wenn nicht sogar sehr anziehend.
So konnte Medeia nicht anders, beugte sich ein wenig nach vorne und küsste Plautius am Halsansatz. Aufmerksam richtete sie wieder ihre, durchaus katzenhaften, Augen auf Plautius. Ein amüsiertes Lächeln huschte der Entschuldigung wegen über ihr Gesicht. Nun, jetzt konnte sie amüsiert darüber sein, am Abend jenes Tages war sie noch mehr als ungnädig über das Ganze gewesen. Doch der Friede durch die verstrichene Zeit hatte viel von ihrer Indignation genommen. Und die Worte von Plautius besänftigen auch noch den letzten Unmut in Medeia darüber. So wandelte sich der Ausdruck zu einem milden Lächeln. Und als Plautius zu Ende gesprochen hatte, schwieg Medeia noch. Sicherlich hatte sie das geahnt, die Angelegenheit auf dem Markt hatte es schließlich eindeutig genug offenbart. Dennoch hatte sie immer noch nicht die wirklich passende Antwort gefunden, hatte es früher schon nie mit wohlgesetzten Worten ausdrücken können.
Eine ihrer Hände strich Plautius sanft über den Nacken, dann löste sie sich leicht von ihm und sah ihn länger und ernst an. „Jede Frau, Camillus, könnte sich glücklich schätzen, diese Frage zu vernehmen von Dir und Deine Frau zu werden, ich natürlich auch. Das mit der Rüstung und Germania, wohin es mich auch nicht ziehen würde, kann ich auch verkraften. Aber…“, sprach Medeia, um gleich ihre Bedenken anzubringen. „…ich bin keine Frau, die ein Mann heiraten sollte.“ Bevor Plautius etwas erwidern konnte, legte Medeia ihren Finger auf seine Lippen und fuhr fort. „Es gibt viele Gründe, warum dem so ist. Ich denke, Du ahnst einige davon. Es ist meine Vergangenheit, derer Du schon in meinem Domus leider Zeuge geworden bist an der Vinalia. Nein…“ Medeia lächelte kurz, wenn auch ihre Augen dieses Mal erneut ernst blieben. „…ich werde Dir nicht sagen, was früher war, noch werde ich Dich in dieser Hinsicht um Verständnis bitten, damit Du darüber hinweg sehen kannst und sagen: ‚Die Vergangenheit ist die Vergangenheit und wir leben jetzt und werden einen neuen Beginn wagen!’ Mag sein, vielleicht würdest Du das auch nicht sagen, denn es wäre wahrlich mehr als töricht. Schließlich lässt sich das nicht ausradieren und es machte mich zu dem, was ich heute bin.“
Sanft ruhte weiter ihr Finger auf Plautius Lippen. „Ich bin unbeständig und mir zu sehr meiner Freiheit im Moment bewusst. Es liegt nicht in meinem Naturell immer ehrlich zu sein, gehöre auch nicht zu der Sorte von Frauen, die einem Mann treu sind.“ Das Letzte mochte zwar übertrieben sein, aber Medeia mochte es nicht, wenn Männer Besitzansprüche an sie hegten. „Kinder kann ich nicht ertragen und möchte niemals eines selber bekommen, geschweige denn mehrere. Ich liebe den Morgen und lange Spaziergänge beim Sonnenaufgang. Dein Schreibtisch wird mit Sicherheit nicht tabu für mich sein. Ich bin fordernd, schwer zufrieden zu stellen. Manchmal bekomme ich seltsame Anwandlungen, verbringe Tage in einem Tempel. Dann wiederum bin ich an manchen Tagen sehr unleidig und außerdem sehe ich Geister.“ Medeia sah Plautius ernst an, meinte auch ihre letzten Worte keiner Weise im Scherz. „Möchtest Du mich immer noch in Deine Casa nehmen als Deine Frau?“ Medeia verstummte, immerhin hatte sie schon mehr gesprochen als sie es sonst zu tun pflegte, lieber hörte sie sonst zu.
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Sim-Off: MONSTERPOST !
Plautius seufzte. Warum konnte es bei ihm in Sachen Frauen nicht mal unkompliziert laufen? Weder in seiner Eigenschaft als Lupanarbesitzer (das nächste Lupanar würde nur Knaben im Angebot haben dachte er mal wieder. Frauen waren schwerer zu hüten als ein Rudel ausgehungerter Wölfe), noch als zukünftiger Ehemann. Oder waren Frauen einfach nur kompliziert und seine Brüder hatten ihn all die Jahre belogen. Immerhin, Agrippa war Politiker und Senator. Da gehörte Lügen zum Beruf. Bei seinen Brüdern Agrippa und Fuscus hörte sich das Zusammenleben mit ihren Frauen immer so einfach an. Also wenn Plautius von Medeia jetzt mal auf den Rest der Frauenwelt schloss, dann verstärkte sich sein Verdacht, dass sein Bruder Fuscus seiner Verlobten Titania sicher Drogen verabreichte. Und Agrippa traute er noch zu, dass er die Frauen mittels Hexerei und Liebestränken bei der Stange hielt und mit Sesterzen satt fütterte. Oder in seiner Casa einsperrte, damit sie nicht weglaufen konnten.
Spontan fragte er sich warum er Medeia nach so einem Eigengeständnis noch heiraten sollte. Die schrie ja geradezu danach, dass er sie aus seiner Casa warf und nicht mehr sehen wollte. War er nur ein Spiel für sie? Aber bei Mars Eiern, Junos Titten, Venus Arsch und Juppiters Bart – er liebte diese Frau!
Dann verging der Moment des Zweifelns und machte der Entschlossenheit von Plautius Platz! Eine Doofe zum Poppen konnte jeder bekommen und halten. Da reichte es aus Macht und Geld zu haben. Agrippa war dafür der beste Beweis. Bei seinem dicken Bauch, den grauen Haaren und Falten im Gesicht konnte es keine andere Antwort geben. Aber er, Plautius, war intelligent, sah gut aus, hatte ein geregeltes Einkommen, war ein Held und würde es noch weit bringen. Und er wusste wen und was er wollte!
Entschlossen schob Plautius Medeia etwas von sich weg und schaute grimmig drein. Dann stand er schweigend auf und verließ er den Raum.
Wenig später kam er in den Raum und trug seine Waffen und seine Rüstung auf den Armen, eine dicke, lederne Mappe hatte er sich unter den Arm geklemmt. Er ließ alles auf den Boden fallen und setzte sich wieder neben Medeia. Grimmig musterte er Medeia, sein Tonfall war nun befehlsgewohnt und strenger, was auf Griechisch schon etwas ungewohnt wirkte. Das konnte aber auch an Plautius Akzent liegen. Nicht jeder griechische Hauslehrer kam aus Athen!
„So! Frau Artoria Medeia, jetzt reden wir mal ein paar ernste Worte. Ich, Camillus Matinius Plautius, habe noch nie vor Herausforderungen, Aufgaben und Schlachten gekniffen. Ich will nicht „jede Frau“ und „jede Frau“ hat mir bislang nicht die Tür eingerannt oder hat den langen Weg von Roma nach Mantua nur für ein paar Nächte mit gutem Sex auf sich genommen. Und „jede Frau“ war mit mir auch nicht in einem Theater oder stundenlang in einer Buchhandlung oder ist gebildet und interessiert sich für Literatur.“
Er hob die Ledermappe auf, welche mit Lederschnüren lose verbunden war und hielt sie vor Medeia hoch.
„Was deine Vergangenheit betrifft, so habe ich im Garten einiges unfreiwillig gehört. Anderes habe ich hier und da erfahren. Und der Rest waren kostenintensive Nachforschungen. Das steht alles hier drin. Ich kenne deine Vergangenheit, weiß was ich über Artoria Medeia wissen muß und werde sie vielleicht eines Tages von Dir erfahren. Du brauchst sie mir hier und jetzt nicht mehr zu erzählen. Glaubst du wir Matinier haben keine Leichen im Keller? Warum solltest du mich um Verständnis bitten für das, was in der Vergangenheit war. Glaubst du beispielsweise ich schäme mich Dir, der Familie oder dem Rest der Welt gegenüber, dass ich 2 Lupanare besitze, die bestens laufen. Mein Neffe Metellus hat bald einen Anfall bekommen, als er erfuhr, dass ich noch Zuhälter bin, was ja auf ihn negativ zurück fallen könnte. Gesellschaftlich anrüchig sind meine Betriebe, aber dennoch zählen selbst Senatoren zu meinen Kunden und befriedigen bei mir ihre Triebe und sonderbaren Neigungen. Wir sind die Gesamtheit unserer Erfahrungen. Was nutzt es jetzt noch diese als gut oder schlecht zu bewerten. Sie ändern sich dadurch nicht mehr. Es ist mir egal, was die Gesellschaft sagt. Ich stehe hinter bzw. vor meiner Frau, so wie ich erwarte, dass meine Frau hinter mir steht. Und zur Not kann ich immer noch über den ein oder anderen Lupanarbesucher indiskret werden, wenn er meint sich öffentlich über uns monieren zu müssen. Oder lasse deren Leichen ausgraben. Dann geben die schon Ruhe. Und wenn deine Vergangenheit zum Beispiel ein gutes Stück Ruhe findet, und du deinen Seelenfrieden, wenn diese alte Harpyie aus dem Garten an den Vinalia aus Altersgründen verstirbt, dann kann das auch angegangen werden. Als Soldat ist Feldarbeit nichts Neues.“
Plautius warf die Mappe achtlos zur Seite. Wie Medeia genau zu der alten Harpyie stand wusste er nicht, aber seinen Neffen hätte er an Agrippas Stelle schon ab und an problemlos den Hals umgedreht. Buckelige Verwandschaft.
„Es ist schön, dass du alles nur so einseitig von Dir aus siehst, warum du keine gute Wahl für mich bist und mich auf einen makellosen Sockel stellst.
Ich bin bei Nacht und Nebel aus der Casa Matinia ausgerückt und zur Legio IX Hispana geflohen um einer Ehe mit einer unglaublich hässlichen, unglaublich alten, unglaublich reichen Witwe zu entgehen.
Du bist eine Frau und warst Aedilis und Quaestorin. Warum solltest du also nicht lügen dürfen und immer ehrlich sein?
Unbeständig? Ich will keine Langweilerin als Frau. Alltagstrott habe ich in der Legio.
Treue ist mir wichtig. Davon hängt als Soldat mein Leben ab. Das prägt auch etwas das Privatleben. Außerdem weiß ich, dass keine Rüstung und keine dicke Haut einen schützt, wenn man betrogen wird. So etwas tut weh und darauf habe ich Lust mehr. Solche Wunden heilen sehr langsam. Was willst du von mir hören? Das versprechen, dass ich dich töte oder verunstalte, wenn ich dich beim Ehebrauch erwische? Mal sehen, wie ich dann reagiere. Mitunter bin ich ein sehr spontaner und aggressiver Mensch. Und eifersüchtig! Würdest du mich gerne mit ein paar anderen Frauen teilen und wollen, dass ich heimkomme und nach deren Duftwasser rieche? Oder Dir das Gefühl vermittele, dass du mir nicht reicht? Ich könnte mir vorstellen, dass du dann wie eine Furie mit dem Dolch vor mir stehst um mir was abzuschneiden. Oder irre ich mich und du bist die Toleranz in Person?Du bist Dir deiner Freiheit bewusst, nun, ich hatte nicht vor dich in meiner Casa anzuketten oder Dir eine Sklavenplakette anzulegen. Es sei denn du magst solche intimen Spiele, wenn wir unter uns sind. Und ich werde dich auch nicht in der Casa einsperren, wenn ich auf Woche oder Monate in einen Krieg ziehe oder an einem Manöver teilnehme. So viel Vorräte habe ich bislang nie in der Casa eingelagert. Du kannst jederzeit kommen und gehen und das Recht einer Scheidung steht meines Wissens auch einer Frau zu. Vitamalacus kann uns das sicher beantworten, der ist auch Advocatus. Ich bezweifele, dass ich dich halten kann, wenn du gehen willst.
Gesellschaftlich bin ich eine kleine Nummer. Wenn es Dir um gesellschaftliche Anerkennung geht, dann halte dich besser an meinem Bruder in Hispania, obgleich sein Stern als Proconsul im Sinken ist. Ich bin die Zukunft der Gens Matinia!
Kinder, hm, also wenn ich mir meine missratenen Neffen anschaue, dann weiß ich, dass ich einen Sohn und Stammhalter besser adoptieren werde. Denn um seine Erziehung werde ich mich kaum kümmern können. Außerdem haben mir 2 Hexen in Hispania mal unabhängig voneinander prophezeit, dass ich nur Mädchen haben werde. Und mit einem Mädchen, welches deine Schönheit erbt, kann ich damit gut leben. Kinder schieben wir in unserer Planung besser mal nach hinten und überlassen das Thema dem Willen der Götter. Wenn diese es wollen, dann kriegen wir welche, um die sich dann eh zuerst eine Amme und dann ErzieherInnen kümmern. Da nutzt Dir auch dein ganzes Wissen um Verhütung nichts. Und schau nicht so überrascht. Als Besitzer von 2 Lupanaren weiß ich um Dinge, von denen die meisten Männer wohl noch nie was gehört haben. Aber wisse, dass ich zu Kindern aus unserer Beziehung stehen werde. Aber vor das Thema Kinder kommt eine Beziehung und deine Entscheidung, ob du mich heiraten willst. An einer losen Beziehung habe ich wenig Interesse. Das bringt dich in Verruf und ich empfinde das als unbefriedigend. Wenn es mir nur um einen schönen Körper und Sex gehen würde, dann wäre ich mein eigener Kunde in meinen Lupanaren.
Als Soldat bin ich ein Frühaufsteher und gemeinsame Spaziergänge bei Sonnenaufgang sind machbar, da ich die im Gegensatz zu dickbäuchigen Senatoren quasi nie verschlafe. Und mein Schreibtisch sollte tabu für dich sein. Neben militärischen Geheimnissen, die du als meine Frau mir besser im Bett oder am Tisch entlocken solltest, findest du dort jede Menge Legioschreibarbeit, unbeantwortete Familienpost und Betriebskalkulationen, die ich am Liebsten delegieren würde. Aber wenn du gerne meine Betriebe und die Bücher dafür führen möchtest …. Die Unordnung auf dem Schreibtisch hat ein System. Du bekommst gerne einen eigenen Schreibtisch. Und glaube ja nicht, dass ich dann nicht in deinen Sachen schnüffeln werde, wenn du es bei mir machst. Ich wollte schon immer mal in Ruhe deinen Kleiderschrank, deine Literatur und deine Kisten durchschnausen.“
Plautius schenkte Medeia ein verschmitztes Lächeln. Dann wurde sein Gesicht wieder ernst.
„Wenn du sehr religiös bist, dann ist das in Ordnung. Ich halte es überwiegend nur mit Mars und bin nicht sehr religiös. Ich sollte es sein, denn mein Überleben liegt auch in deren Hand. Kannst ja gerne für uns beide ein gutes Wort einlegen.
Das mit den seltsamen Anwandlungen bei Frauen kenne ich. Alle 3 Wochen oder so in regelmäßigen Abständen. Solange du sie mir mitunter erklärst oder wir darüber sprechen passt das schon.“Plautius ergriff sanft Medeias Hände und seine Stimme wurde etwas sanfter, wenn auch der Redefluss etwas holpriger wurde. Während des Sprechens schien er gleichzeitig nach dem korrekten Vokabular auf Griechisch zu suchen.
„Du siehst Geister? Hm, dann sind die Gerüchte, dass du eine Hexe bist wohl doch war. Aber kann sich ein Mann nicht eine Hexe als Frau wünschen, die Schutzzauber über die Familie und das Haus webt. Oder seid ihr etwas zu sparsam in der Casa Artoria mit den Bohnen für die Lemuren umgegangen. Aber keine Sorge, ich halte dich nicht für verrückt. Bei vielen barbarischen Völkern sind Geisterseher hoch angesehen und als Soldat tauchen auch ab und an in meinen Träumen die Geister der toten Feinde und gefallener Kameraden auf. Deshalb lasse ich diese Casa auch in regelmäßigen Abständen von einem Mars-Priester der Legio reinigen und an den Lemuria gibt es so viele Bohnen, dass die das ganze Jahr über satt und zufrieden sind. Ich vermute, dass dich hier die Geister weniger behelligen.“
Das war ein Punkt mit dem Plautius sehr intellektuell umgehen konnte. Geister kamen und gingen und da konnte man etwas tun. Eifersucht war ein anderes Thema. Aber sein Vorgarten würde Platz für einige Leichen von ungeliebten Konkurrenten bieten, wenn es sein musste. Und zur Not hatte Vitamalacus als Nachbar ja auch noch einen Garten. Und zu irgendetwas musste ein Patron ja gut sein.
Plautius erhob sich und schaute Medeia wieder ernst an. Dann zog er seine Tunika aus. Seine Stimme wurde ernst und kühl.
„Und wenn wir schon mal dabei sind uns Gründe zu liefern, warum wir einander nicht heiraten sollten. Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte: ich bin zur Zeit noch Berufssoldat, kein Mitglied im CH und Senator in Lauerstellung. Ich kann im Kampf getötet und verkrüppelt werden. Und manchmal sah schon es übel aus.“
Plautius wies mit den Fingern auf die Narbe im Gesicht, wo es ihn einmal beinahe das Auge gekostet hatte. Dann auf die üble Narbe am Bein, welche jedem Haiangriff zur Ehre gereicht hätte. Und dann die Narbe über den Bauch. Die vielen kleinen Narben ließ er mal heute weg. Dann hob er die Rüstung und die Waffe auf.
„Damit, Frau Artoria Medeia kann ich mich schützen und mir manches vom Leib halten, aber ein Restrisiko bleibt. Ich komme vielleicht nicht wieder zurück oder nicht in einem Stück. Und dann musst du damit auch Leben können und dich an die Zeit erinnern, wo es so wie jetzt war. Aber zumindest versichere ich Dir, dass du zu diesem Zeitpunkt für den Rest deines Lebens versorgt sein wirst. Auch wenn das mich nicht ersetzen wird.
Ich habe Dir die Frage gestellt, ob du mich heiraten willst. Vieles was du gesagt hast, habe ich geahnt oder gewusst. Du hast mir eine Gegenfrage gestellt, aber nimm bitte zur Kenntnis, dass ich es als Praefectus Castrorum nicht gewohnt bin mich zu wiederholen. Es bleibt bei meiner Frage an dich. Überlege Dir eine klare Antwort, vor allem im Hinblick auf meinen Beruf: Ja oder Nein!
Ich bin gleich wieder da. Und habe erst einmal nichts mehr zu sagen!“
Plautius verließ das Zimmer um seine Waffen und die Rüstung weg zu bringen. Er brummte leise vor sich hin wie ein Bär. Er hasste es alles auf den Venuswurf zu setzen.
Und um mal zu schauen, wo der Zwerg abgeblieben war. Den Geräuschen aus der Küche zu urteilen, fütterte er die Katze und betätigte sich dabei als Vorkoster des Weines und der Süssigkeiten, wie auch der ganzen anderen Delikatessen, welche Plautius für das Frühstück besorgt hatte. Dabei befand er sich in bester Gesellschaft, denn der dicke Rufus leistete den beiden Gesellschaft und half dem Zwerg auch beim Vorkosten, während er einen Würfelbecher vom Regal nahm. -
-etliche Minuten vergingen -
Plautius brachte die Rüstung und Waffen zurück an den vorgesehenen Platz und atmete ein paar Mal tief durch. Dann ging er in ein Nebenzimmer und nahm 2 Holzschatullen aus einem Regal. Das Saturnaliengeschenk für Medeia. Es war schwer gewesen etwas zu finden, denn er kannte den Inhalt von Medeias Bibliothek nicht. Damit schied eine Schriftrolle aus. Und schöne Kleider hatte Medeia sicher eine ganze Casa voll. Außerdem hätte er dann noch Pumilus bestechen müssen, damit dieser Medeias Sklavinnen bestach und er, Plautius, die genauen Maße von Medeia erfahren hätte. Zu kompliziert. Plautius hatte unlängst noch einige Ballen Seide für eine Gefälligkeit bekommen, aber ob Medeia nähen und daraus was machen konnte? Eine Sänfte hatte sie auch, Sklaven ebenfalls. Damit blieb ein klassisches, einfallsloses Männergeschenk neben der Option, dass Plautius sich ein Schleifchen um den Hals gebunden und selbst für eine Nacht geschenkt hätte. Aber das war dann an der fehlenden Schleife gescheitert. Und ein Theaterbesuch im neuen Theater in Mantua, so es irgendwann eingeweiht werden würde, war jetzt auch kein so tolles Geschenk.
Plautius schaute kurz in der Küche vorbei, nickte den Anwesenden zu und packte mit der freien Hand ein Tablett auf dem sich weitere Leckereien befanden und machte sich wieder auf zu Medeia. Nebenbei registrierte er, dass sein Ringkampfpartner, der dicke Rufus, sich nach dem Trainingskampf unmittelbar vor Medeias Besuch noch immer in seiner Küche stärkte und als Vorkoster agierte. Morgen würde er dann wieder jammern, dass er nicht mehr in seine Rüstung passte, obgleich diese ja schon Übergröße hatte.
Plautius stellte das Tablett auf einem kleinen Tischchen ab, ebenso das Saturnaliengeschenk, schnappte sich wieder seine Tunika, warf diese fix über und setzte sich wieder zu Medeia. Er schaute sie ruhig an, während er mit Genuss abwechselnd von den kandierten Früchten und den kleinen Honigküchlein naschte. Und schwieg!
-
Aufmerksam hatte Medeia Plautius angeschaut. Dass er von ihrer kleinen ‚Eröffnung’ und ihrer Antwort nicht sehr begeistert sein würde, war ihr natürlich klar. Mit der folgenden Reaktion hatte jedoch auch Medeia nicht im Mindesten gerechnet. Als Plautius sie von sich schob, bewegte sich Medeia auch rückwärts und lehnte sich gegen die Rückenlehne der Kline, sah Plautius unverwandt und ernst an. Erstaunt verfolgte sie seinen ersten Abgang. Still lag das Triclinium da und Medeia sah auf die offene Tür und schüttelte verwirrt den Kopf. Gerade, als sie schon glaubte, Plautius wäre einfach aus der Casa weggegangen und sie sich ebenfalls anschickte das zu tun, kam er schon wieder zurück. Medeias Augen weiteten sich leicht als sie die Waffen erblickten, die mit einem lauten Poltern auf dem Boden landete. Ihre Hand griff fester in den Stoff hinein und einen Moment fragte sie sich, ob Plautius gedachte ihr etwas anzutun. Ihr Herz schlug einen Augenblick schneller bei dieser Sorge, sie hatte unbewusst den Atem angehalten, doch die einzige Schärfe, derer sie erdulden musste war die in der Stimme von Plautius.
Zwar missfiel Medeia der Tonfall von Plautius durchaus, doch die ersten Worte nahm sie ihm noch nicht übel. Doch je weiter er sprach, desto fassungsloser wurde Medeia. Ihr Blick haftete sich fest auf die Mappe, ihre Lippen pressten sich zusammen und ihre Mundwinkel zuckten, zeigten durchaus ihren aufsteigenden Ärger. Kostenintensive Nachforschungen? In dem Moment war Medeia mehr als versucht aufzustehen, ihr Palla von der Büste zu ergreifen und eisigem Blick aus der Casa zu entschwinden. Wenn Medeia auf etwas Wert legte, dann ihre Privatsphäre zu wahren, das war oft ihr einziger Rettungsanker in Athen während ihrer schlimmsten Zeit. Ihre Miene wurde vollends ausdruckslos, ihre Augen wandten sich von Plautius ab und sie musterte die Kirschen auf dem Tisch, um dem Aufruhr keine Gelegenheit zu geben, Risse in ihrer Fassade zu verursachen. Dass er die ‚Erkenntnisse’ relativierte, sie als unwichtig erachtete, vernahm Medeia nur noch mit halben Ohr, konnte dies doch das Nachspionieren nicht mehr aufwiegen.
Über die Ermordung der Griechin in ihrem Haus zuckte Medeia doch ein wenig zusammen, sie sah mit gerunzelter Stirn kurz zu Plautius und wollte ihm widersprechen, doch zu Wort kam sie nicht. Stumm lauschte Medeia auch den folgenden Sätzen, ließ sich erstmal keine Reaktion anmerken. Erst als er sich vor ihr auszog, schien Medeia aus ihrer statuenhaften Starre sich zu lösen. Ihre Augen wanderten an Plautius hoch und runter, sie kannte bereits alle großen und kleinen Narben, befand jedoch, daß Plautius sie durchaus wirksam zu präsentieren wusste, fast schon reif für die Rostra. (8) )
Einen weiteren Moment saß Medeia stumm im Raum nachdem Plautius ihn bereits verlassen hatte. Raschelnden Stoffes stand Medeia auf und trat von der Kline weg. Langsam bückte sich Medeia und hob die lederne Mappe auf, sah schweigend auf sie hinab und legte sie auf den Tisch mit den verschiedensten Süßdelikatessen.
Ohne einen näheren Blick dort hinein zu werfen, wandte sich Medeia um und schritt auf ein Fenster zu, blieb neben einer Messinggearbeiteten Vase stehen, die mit vielen kleinen Messerdurchstochenen Punkten ein kompliziertes Muster trug. Das Licht einer Öllampe spiegelte sich auf Medeias Gesicht wieder und warf ihr Abbild auf die Vase. Von den funkelnden Reflexionen angezogen sah Medeia auf ihr eigenes Spiegelbild.
Selbst Jahre nach dem Tod ihrer Mutter hatten manche älteren Männer immer wieder davon gesprochen, wie ähnlich Medeia ihrer Mutter doch vom Antlitz schien. Davon hatte Medeia, in der Zeit ihrer Taberna in Athen stets profitiert, war doch ihre Mutter viel begnadeter gewesen mit Männern umzugehen als sie es je konnte, was sich als schlagenden Beweis die vorigen Momente mit Plautius abermals offenbarte. In ihren Gedanken gefangen hob Medeia die Hand und spielte mit einer ihrer roten Locken, die ihr ins Gesicht fielen.
Sie sah auf die grünen Augen der Vase, die sie ernst musterten, mit dem Hauch von Melancholie gepaart. „Nun, Mutter, was hättest Du getan?“ fragte Medeia das Spiegelbild, was ihrer Mutter von Jahr zu Jahr immer ähnlicher sah. Es erinnerte Medeia schon an ihre Kinderjahre, als sie noch bedeutend kleiner war und zu ihrer Mutter hinaufschaute, die ihre ausgestreckten Hände ergriff und sie mit einem ehrlichen Lächeln, was Medeia nur bei wenigen Menschen schaffte, erwiderte. Ja oder Nein? Medeia wollte sich gerade abwenden, sich die schmerzenden Schläfen reiben.
„Liebst Du ihn?“ Erstaunt verharrte Medeia und sah wieder zu dem Spiegelbild. Der Ausdruck der Frau hatte sich gewandelt, ihre Gesichtzüge nur unmerklich verändert, einige mehr Falten erschienen um ihre Augen. Als Medeia ihre Mutter das letzte Mal sah, war sie zehn Jahre älter als sie nun gewesen. Ob ich auch mal so aussehen werde?, fragte sich Medeia. „Warum fragst Du das?“ Es erstaunte Medeia schon seit längerem nicht mehr, dass Stimmen sie scheinbar aus dem Nichts ansprachen, mittlerweile hatte sie sich schon fast daran gewöhnt. „Wenn Du ihn liebst, ist die Antwort doch klar!“ Stumm sah Medeia in die grünen Augen, die ihr so sehr glichen und dann doch anders waren. „Nein, das ist es nicht.“ , erwiderte Medeia und wandte sich vom Anblick ab. „Geh zurück, Du hast mir früher auch nie einen guten Rat geben können!“ erwiderte Medeia bitter, wandte sich von der Vase gänzlich ab und schritt zur Büste, ergriff ihre Palla und schlang sie sich um die Schultern.
Unschlüssig sah Medeia auf die Mappe herab und hielt sich gleich darauf an der marmornen Büste, die sie darstellte, fest als schwarze Punkte vor ihre Augen traten. Schwer atmend holte Medeia tief Luft und schloss die Augen. „Nachspioniert…“ murmelte Medeia zornig, aber auch traurig. „Habe ich es Dir nicht gleich gesagt, Medeia!“ Abrupt öffnete Medeia ihre Augen und sah über die Kline hinweg zu Quintus. Den konnte sie in dem Moment noch viel weniger ertragen als ihre Mutter. „Verschwinde!“ murmelte Medeia auch zu diesem Geist ihrer Vergangenheit. Quintus schüttelt mit einem spöttischen Lächeln den Kopf. „Du wirst mich nicht los, Medeia. Das ist doch nur zu Deinem Besten.“ Doch als Medeia die Augen schloss und sie abermals öffnete, war auch er gegangen. Erneut wurde Medeia schummrig und der Schmerz pochte durch ihre Schläfen.
Als Plautius dann jedoch wieder zurück kehrte, saß Medeia auf der Kline, so als ob sie sie nicht zwischenzeitlich verlassen hätte, nur die Palla um ihre Schultern und der Hauch von Blässe auf ihren Wangen zeigten, dass sie es wohl doch getan hatte. Stumm sah sie Plautius an, ließ das Schweigen noch einen längeren Moment über sie ruhen ehe auch Medeia ansetzte zu sprechen. Einige Schlücke Wein hatten ihr in der Pause die Kraft verliehen ohne ein Zittern oder Zorn in der Stimme zu sprechen.
„Camillus, ehe ich Dir eine Antwort auf Deine Frage gebe, möchte ich auch einige Dinge klar stellen.“ , begann Medeia und richtete sich unmerklich auf. „Zu allererst, ich bin keiner Deiner Soldaten, ich bin kein Sklave, noch ein sonstiger Befehlsempfänger. Sprich nie, wirklich niemals, noch einmal in diesem Ton mit mir. Solch ein derartiges Benehmen lasse ich mir von niemanden, im Höchstfall vom Kaiser, bieten und dieser hat zu gute Manieren, um jemals in einen solchen Ton gegenüber einer Römerin zu verfallen.“ Nur kurz erbebten Medeias Nasenflügel, was Ausdruck ihres Aufruhrs über diese, für sie, Dreistigkeit ihr gegenüber war. „Da ich jedoch denke, dass Du nur sehr aufgebracht wegen meinen Worten warst, verzeihe ich den Ton Dir dieses eine Mal.“ Ein leichtes Lächeln huschte über Medeias Lippen, doch schon sprach sie weiter, wenn sie auch eigentlich hasste Reden zu halten, selbst und gerade auf der Rostra, aber auch im Privaten.
„Was Krysia angeht, so ist sie sacrosanctum, sie ist eine Priesterin, verfügt über große Macht, derer ich schon mehrfach Zeuge geworden bin. Und wenn Du nicht die Geister der Unterwelt gegen Dich aufbringen möchtest, solltest Du es lieber unterlassen, ihr etwas anzutun.“ Auch in dieser Hinsicht sprachen Medeias Augen von dem Ernst in ihrer Worte und dass sie damit nicht scherzte.
„Und da kommen wir nun zu mir. Ich sehe zwar Geister, wie ich es schon erwähnt habe, aber ich bin keine Hexe, oder wie Du mich bezeichnet hast. Ich trage zwar den Namen Medeia und im Griechischen Medea, wie die verrückte Frau des Jason, aber ich schlage nicht nach ihr. Zumindest solltest Du das hoffen, mein lieber Camillus!“ Jetzt lächelte Medeia doch, aber nur kurz. Eine Erwähnung auf das Verrückt gedachte Medeia nicht zu geben, wäre sie doch niemals auf den Gedanken gekommen, sie wäre irr im Geiste, nein, das war völlig ausgeschlossen!!
„Und nun zu den trivialeren Angelegenheiten, Dein Schreibtisch. Sicherlich, Chaoten behaupten immer dass ihre Unordnung ein System hat, ich glaube und weiß das in dieser Hinsicht anders, aber gut. Das ist sicherlich Deine Angelegenheit. Deine Betriebe werde ich aber sicherlich nicht führen, ich kann wenig mit Kühen anfangen. Was die Kinder angeht…“ Ihre Augenbrauen wanderten hoch. „…wie lange führst Du ein Lupanar? Ich glaube, dass ich Dir mit meinen Erfahrung in dieser Hinsicht durchaus um viele Jahre voraus bin. Wenn ich keine Kinder haben will, werde ich auch keine bekommen. Und ich kann Kinder wirklich nicht ausstehen.“ , sprach Medeia nun doch freimütig heraus. Denn das war nun mal so. Und das Austragen eines Kindes, wie eine fette Kuh herumzutrampeln und launische Anwandlungen, schlimmere als sie jetzt schon hatte, zu haben, würde ihr wahrlich nicht behagen.
„Aber ich muss Dir noch etwas anderes gestehen, Camillus!“ sprach Medeia und jegliches Lächeln, was vielleicht noch wegen dem Schreibtisch auf ihrem Gesicht zu erahnen war, verschwand. „Ich bin sehr enttäuscht, von Dir, Camillus. Du sprichst von Vertrauen und von Treue, beweist sie jedoch von Anfang an nicht. Hinter meinem Rücken und ohne mit mir ein Wort darüber zu wechseln hast Du in meinem Leben herumspioniert und, bei den Göttern, eine Mappe angelegt mit meinen Geheimnissen und meiner Vergangenheit.“ Mit einer Hand deutete Medeia auf die Mappe, in der sie keinen einzigen Blick geworfen hatte, sie musste es nicht, wenn Plautius ihr so offen gestanden hatte, sich erkundigt zu haben nach dem Früheren in ihrer Vita. „Ich weiß doch schon längstens, dass Du schon längere Zeit darauf erpicht bist, eine solche Verbindung einzugehen. Meinst Du nicht, es wäre mir nicht schön früher aufgefallen? Sicherlich kann ich verstehen, dass Du wissen wolltest, wen Du fragst für eine Ehe und doch ist es ein großer Bruch des Vertrauens. Und das enttäuscht mich sehr, Camillus.“
Medeia holte tief Luft und bemühte sich schnell weiter zu sprechen, wenn es auch wider ihre Natur war. Aber sie wusste, würde sie Plautius einmal wieder zu Wort kommen lassen, würde sie erstmal eine lange Zeit nichts mehr sagen können. ( ) „Natürlich möchte ich Dich nicht mit dem, was ich tue verletzen, Camillus. Auch das liegt mir fern, da Du mir doch nicht gleichgültig bist, ganz und gar nicht. Sonst wäre ich schon längstens nicht mehr hier, ebenso Deine Mappe hier nicht.“ Abermals deutete Medeia auf den Grund ihres Zornes. „Aber in einem irrst Du Dich ebenfalls gewaltig, Camillus. Mir macht es nichts aus, wenn Du Dich mit anderen Frauen einlässt, ob Sklavinnen oder…Lupae. Außerdem bin ich mir sicher, daß Du das irgendwann bestimmt tun würdest. Aber das ist normal und für mich kein großes Ärgernis.“ Medeia war mit jedem und jedem Wort mehr versucht, schnell zu verstummen, denn es gab weniges was sie genauso wenig mochte, wie plappernden Menschen und mit dieser Unsitte wollte sie erst gar nicht anfangen. Sie hatte nun mal nicht das Talent, wie Plautius alles auf den Punkt zu bringen.
„Aber eigentlich ist wenig, von dem wir eben ausgetauscht habe wirklich wichtig. Es geht doch nur letztendlich, wie Du es schon mal anklingen gelassen hast, darum, ob wir es miteinander überhaupt länger als einen Monat aushalten könnten. Kann ich mir das vorstellen?“ Medeia sah Plautius prüfend an und nickte schließlich. „Doch, das kann, wenn Du auch einige Unsitten ablegen solltest. Doch das wird schon mit der Zeit passieren. Sei jedoch gewiss, ich werde niemals Dir gehören. Selbst ein Bündnis der Ehe wird mich nicht halten können, wenn es zu unerträglich wird und die schlechten Momente, die guten Zeiten weit überschatten. Nun, zu Deiner letzten Frage…“
Einen Moment schwieg Medeia, was sehr froh darum, denn so viel Reden empfand sie als recht anstrengend, sah ihn ernst an, seufzte leise und meinte schließlich:
„Ja!“
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Zitat
Original von Camillus Matinius Plautius
Aber bei Mars Eiern, Junos Titten, Venus Arsch und Juppiters Bart – er liebte diese Frau!Stunden später...
ZitatOriginal von Artoria Medeia
„Ja!“War das jetzt so schwer? Warum reden die da so lange? Und was haben meine Eier damit zu tun?
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Plautius lächelte und nickte. Dann war es vorbei mit seiner Selbstbeherrschung. Er sprang auf, schnappte sich Medeia, nahm sie in die Arme und küsste sie lange leidenschaftlich.
Bester Laune und erfreut setzte er sich wieder neben Medeia. Dann stand er kurz auf, nahm sich die Mappe in der Medeias Vergangenheit drin stand und setzte sich wieder neben sie. Plautius nahm Medeia in die Arme und begann mit leiser Stimme auf Griechisch zu sprechen.
„Hm, also mit meinem Tonfall werde ich mich bemühen, aber wenn man den ganzen Tag einen strengen Kommandoton drauf hat, dann bleibt der selten direkt an der Haustür zurück. Aber auch Griechisch höre ich mich irgendwie viel sanfter an als auf Latein. Ist es da so schlimm, wenn ich den Ton von eben anschlage? Wenn Dir Latein lieber ist, können wir uns in Zukunft auch auf Latein unterhalten. Mein Akzent ist mitunter etwas … na ja. Auf Griechisch zu lesen und zu schreiben ist viel einfacher.
“Was die Nachforschungen anbetrifft, so habe ich etwas geblufft.“
Er nahm ein scharfes Obstmesser, trennte die Lederschnüre auf und klappte die Mappe auf. In der Mappe lagen gut 50 Seiten leeres Pergament.
„Ich habe es in Betracht gezogen, weil ich mehr von Dir wissen wollte, aber ich kannte niemanden, der solche Nachforschungen anstellt. Pumilus wollte ich nicht bestechen, denn ich vermute er ist dir absolut loyal ergeben. Und Avitus ausquetschen? Das ist schlechter Stil. Und dann sagte ich mir, dass deine Vergangenheit an meiner Liebe zu Dir nichts ändern würde. Ich kam zu dem Schluss, dass „Liebe“ eine bessere Grundlage für unsere Beziehung ist als „Informationen“. Es ist schon paradox. Wir sind vermutlich eine der wenigen Beziehungen im Imperium, wo es nicht um gesellschaftliches Ansehen geht. Also zumindest heirate ich dich nicht, weil du bereits Ordo Senatorius bist. Aber ich glaube, dass ich deine Vergangenheit herausfinden kann, wenn ich will und muß. Allerdings würde ich mich freuen, wenn du irgendwann das Vertrauen findest um mir das ein oder andere zu erzählen. Oder auf diesen Seiten aufzuschreiben. Entweder für mich zum Lesen oder um sie für dich abzuschließen und anschließend zu verbrennen. Über einen Liebesbrief würde
ich mich aber auch freuen. Es ist das beste Pergament, welches im ganzen Imperium zu bekommen ist und es soll angeblich die Jahrhunderte überdauern können. Also wähle deine Kosenamen für mich mit Bedacht, damit man in einigen Jahrhunderten nicht über Matinius Plautius als die „Hamsterbacke“ oder mein „Schnäuzelchen“ lacht.“Plautius grinste Medeia schelmisch an.
„Gut! Diese Krysia ist also tabu. Ist sie eine Priesterin von Pluto oder Hades? Sie kann echt unheimlich sein. Gehört sie zur Familie? Ist sie mit Dir verwandt? Sie wirkt recht kühl und gefasst. Das passt irgendwie nicht so zum Rest deiner Familie.
Chaot? Ich bin kein Chaot! Niemals! Ich bin höchstens etwas … unordentlich. Aber nur ganz selten.“
Plautius rief sich seinen Schreibtisch in Erinnerung. Und nickte zu sich selbst. Das Chaos dort war noch überschaubar. Jawohl!
„Daß du meine Betriebe nicht führen willst ist schade. Die Kühe machen herrlich wenig Arbeit. Die Fressen den ganzen Tag nur, scheissen und fressen wieder. Und fast nur Gras. Dann marschieren sie zum Schlachter und liefern Fleisch und Leder. Der Arbeitsaufwand ist minimal. Im Gegensatz zu den Lupanaren. Also noch einmal würde ich mir so etwas nicht zulegen. Essen müssen die Menschen immer und einen hoch kriegen die meisten Männer auch. Die Lupanare laufen, aber die Frauen zu hüten und dafür zu sorgen, dass die Frieden untereinander halten, ist anstrengender als eine Schlacht gegen Germanen. Vielleicht kannst du mir bei Gelegenheit mal Ratschläge geben.
Schafe und Kühe sind da viel pflegeleichter.Deine Einstellung zu Kindern ist etwas verwunderlich. Also meine Schwägerin hatte da weniger Probleme, aber nun gut. Lassen wir den Punkt einfach so laufen, wie bisher besprochen. Andererseits fällt es mir schwer ein Urteil zu bilden, denn mit den Kindern hatte ich ja nie wirklich was zu tun. Höchstens als lieber Onkel, der Taschengeld gibt. Sind Kinder wirklich so anstrengend? Hm, dann adoptieren wir besser Pumilus. Ein wehrhafter Sohn ist nicht schlecht und das sollte er als ehemaliger Gladiator sein. Dumm ist nur, dass er vermutlich älter als ich ist. Aber dafür ist er ja auch schon sauber.“
Plautius grinste Medeia an und zwinkerte. Er hoffte, dass sie den Scherz als solchen verstand und nicht ernst nahm.
„Und wieso sprechen wir nur von meinen Unsitten? Hast du etwa keine? Wer sagt, dass die mich nicht auch stören werden? Aber ich freue mich sehr darüber, dass du meinen Antrag annimmst. Wo willst du die Hochzeit feiern? Und in welchem Rahmen? Hast du schon irgendwelche Wünsche? Auch hinsichtlich der Verlobung? Kleiner Kreis oder rauschendes Fest?
Plautius naschte abwechselnd von diversen Süßigkeiten und fütterte auch Medeia immer wieder mit der einen oder anderen kleinen Leckerei, während er sprach.
„Ach ja, ich habe noch 2 Saturnaliengeschenke für dich. Was möchtest du? Zuerst die Geschenke oder erst mal eine Besichtigung des harten Feldlagers, wo ich zu nächtigen pflege?“
Plautius stellte fest, dass er in Redelaune war. Vermutlich lag das daran, dass seine tagtäglichen Gespräche sich immer nur um die Legio drehten. Da wurde man irgendwann wortkarger.
-
Nur allzu gerne ließ sich Medeia die Umarmungen und Küsse von Plautius gefallen. Sie schlang ihre Arme eng um seine Schultern und erwiderte innig den Kuss. Auch als sie sich im Kuss lösten, ließ Medeia nicht ihre Arme von Plautius und lehnte sich an ihn heran, legte ihre Wange zart auf seine Schulter und sah ihn doch wieder vergnügter an, als noch einige Augenblicke zuvor. Langsam und kaum merklich nickte sie zu der Frage des Tonfalls. „Ja, ich bin kein Soldat, Camillus.“ Neckisch suchten ihre Lippen wieder einen Weg an seinem Hals entlang und sie hauchte ihm einen Kuss auf seine Kinnlinie, sog dabei seinen Duft ein und blinzelte dann erstaunt. Verblüfft richtete sie sich auf und sah auf die Mappe an. Leere Blätter? Sie lauschte seinen Worten und in ihren Augen spiegelte sich eine Mischung von Empörung, Entrüstung und ein wenig Verlegenheit mit, weil sie dann ihre Worte doch als etwas zu barsch empfand.
„Ich..“ fing sie an, verstummte jedoch und sammelte kurz ihre Gedanken, ehe sie fortfuhr. Liebe? So direkt hatte ihr Plautius das dann noch nicht gesagt und so schwieg Medeia noch etwas länger. Sie sah ihn lange an, lächelte dann wieder leicht. „Vielleicht, womöglich werde ich es Dir eines Tages erzählen.“ , antwortete Medeia leise, sah noch mal auf die leeren Seiten hinab und schüttelte vage den Kopf, so daß eine rote Locke an ihrer Wange entlang strich, die sich während der ganzen Aufregung und den vielen Küssen gelöst hatte. „Hamsterbacke? Das würdest Du mir zutrauen? Jetzt bin ich wahrlich schwer enttäuscht, Camillus!“ Doch Medeia lachte und küsste Plautius.
Und nun lehnte sich Medeia abermals gegen Plautius Schulter und lauschte seinen vielen weiteren Worten, nickte ab und an oder schüttelte den Kopf, lächelte milde und betrachtete ihn genau, als er sprach. Sein Kinn, sein ausdrucksstarkes Profil und seine attraktiven Gesichtszüge, Medeia mochte Männer, die ein markantes Äußeres hatten und nicht die weichen, femininen Züge von manch einem Mann. Und Plautius gefiel ihr in dieser Hinsicht sehr gut. So lächelte sie weiter in ihren Betrachtungen, bekam vielleicht nicht immer alles zur Gänze mit, ließ sich jedoch mit einem leisen, fast katzenhaften Schnurren, immer wieder mit den Delikatessen füttern.
Schließlich, nachdem sie eine Kirsche genüsslich verköstigt hatte, raunte sie leise. „Krysia ist keine Verwandte. Aber mein lieber Camillus, vielleicht weißt Du das ja noch gar nicht. Die Artorier sind nicht meine Blutsverwandschaft. Ich habe auch nur in die Familie eingeheiratet. Ich bin ursprünglich mit der Gens Petronia verwandt, meine Mutter jedoch war Griechin und ich somit zur Hälfte eine Griechin. Dennoch gehört Krysia nur zu meinem Bekanntenkreis aus Athen.“
Ein breites Schmunzeln huschte über ihre Lippen. „Sowohl was Deine Betriebe angeht und auch die Kinder können wir später noch mal darüber reden. Dennoch glaube ich, dass Pumilus sich bestimmt über Deine neuen Pläne freuen würde.“ Fügte sie mit völlig ernster Miene an. „Nur glaube ich nicht, dass das römische Gesetz das zulassen würde. Da müssen wir ihn wohl leider enttäuschen.“ Nun lächelte sie wieder, gab jedoch nicht Preis ob sie den Scherz verstanden hatte oder nicht.
Medeia dachte nur einen kurzen Augenblick nach und fügte schließlich an: „Die Verlobung im kleinen Kreis und die Hochzeit mit einem rauschenden Fest. Und wo ich die Hochzeit feiern will? Das werde ich mir noch überlegen…!“
Noch eine von den Früchten wanderte in ihren Mund, sie kaute und sah Plautius nachdenklich an, überlegte, was sie wohl antworten sollte. „Und Geschenken bin ich eigentlich nie abgeneigt, aber zuerst möchte ich Deine Lagerstatt besichtigen!“ Geschmeidig erhob sich Medeia und ergriff mit ihren zarten Händen die Soldatenhände von Plautius und dirigierte ihn bestimmt in die Richtung, wo er, bei der kleinen Führung, auf sein Bett gedeutet hatte. Und schon waren Streit und sonstige ‚Enttäuschungen’ vergessen, denn Medeia versank mit Plautius in eine leidenschaftliche Erkundung seines Bettes.
So ging auch dieser Abend zu Ende!
Und noch ein Post Scriptum:
Denn nach all der Leidenschaft und sich in den Armen von Plautius räkelnd, nahm Medeia die beiden Geschenke von Plautius an und staunte nicht schlecht. Erfreut funkelten Medeias Augen auf und sie strahlte Plautius an. „Wie bist Du nur auf die Idee gekommen? Das ist ganz wundervoll! Ich danke Dir, Camillus!“ erwiderte sie und sah glückselig auf beide Präsente hinab: Ein ägyptisches Wahrsagebrett und dazu eine Reise nach Ägypten. Medeia schmiegte sich an Plautius und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. „Du bist ganz wundervoll, Camillus. Was für ein Glück ich doch habe, so einen interessanten, aufmerksamen und klugen Mann gefunden zu haben.“ Ein Stich des Bedauerns ob eines bestimmten Gedanken in dem Räumlichkeiten von ihrem Patron durchfuhr Medeia und sie schämte sich schon gar dafür. Doch noch ein anderer Gedanken kam ihr, welchen sie gleich strahlend verkündete: „Jetzt weiß ich, wo wir heiraten werden. In Ägypten!“ -
Plautius saß in seiner “Bibliothek” und dachte nach, während er auf seine Ehefrau wartete. Es war nicht sonderrlich zeitaufwendig seinen gesamten Hausrat einzupacken und zu verladen. Nur was machte er mit Medeia? In einem leeren Castellum konnte sie schlecht bleiben.
Er wollte sie nicht mit auf die Reise nach Parthia nehmen, wobei es ja noch gar nicht sicher war, ob er dorthin mitmarschieren würde. Wozu brauchte man auf solch einem Feldzug einen Praefectus Castrorum? Zur Überwachung der korrekten Tiefe eines Latrinenlochs? Wenn er nur an die Vorstellungen des Legatus hinsichtlich des Getreidenachschubes dachte, so kam er zu dem Schluss, daß die derzeitige Planung ein Fiasko war. Was sich der Imperator und die Legati da wohl dachten? Vielleicht sollte er die Phaleras Phaleras sein lassen und sich woanders hin versetzen lassen. Aegyptus klang nett. In seiner freien Zeit könnte er dann immer in der dortigen Bibliothek lesen und sich Abschriften anfertigen lassen.
-
Nun, wo Medeia und Plautius verheiratet waren, die Moral und der Anstand gewahrt war, wenn sie längere Zeit in der Casa von Plautius in dem Kastell blieb, war Medeia auch ständig dort anzutreffen und aufzufinden. Typischerweise, eine Frau konnte nun und womöglich nicht anders, hatte sich trotz Aufbruchstimmung und ähnlichen doch einiges noch gewandelt. Einige Vorhänge waren aufgehängt worden in hellen und lichten Farben, jeden Tag stob eine Putzkolonne am frühen Morgen durch die Casa um alles zur Zufriedenheit von Medeia zu hinterlassen und an vielen Stellen waren in den alten, etruskischen und kostbaren Vasen wieder Blumen aufgestellt worden. Manche hatte Medeia herrichten lassen und dekorativ in der Casa aufgestellt, ohne Blumen versteht sich. Mit jedem Tag, den sie länger in der Casa war, wuchs die Sklavenschaft, die dort ihre Arbeit verrichtete. An jenem Tag schritt Medeia leichtfüßig durch die Gänge der Casa, nachdem sie einige Sklaven noch zu einer Arbeit im Innenhof angetrieben hatte. Wie in Roma hatte sie wieder die Angewohnheit angenommen, barfuß dort entlang zu gehen, weswegen sie immer darauf achtete, dass die Böden besonders sauber waren. Der Stoff ihrer lichtgrünen Tunica raschelte leise als sie, nach Plautius suchend, schließlich in die Bibliothek trat. Sie lächelte und trat an ihn heran, beugte sich zu ihm runter und küsste ihn sanft auf die Lippen. Ihre Arme schlangen sich um seine Schultern, während sie mit einem Auge auf die Schriftrolle spähte, die vor ihm lag. „Plato?“, fragt sie als sie sich wieder von ihm löste und dann auf seinem Schoß Platz nahm.
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Plautius nahm seine Frau in die Arme und hielt sie lange fest, lauschte ihrem Atem und Herzschlag. Dann antwortete er zunächst stockend, dann immer flüssiger auf Griechisch. Es dauerte immer etwas bis er umgeschwenkt hatte. Auch wenn es ihm zunehmend leichter fiel.
“Nein, meine Muse. Demokrit, ein Naturphilosoph. Er beschäftigt sich sehr mit der Veränderlichkeit der Dinge. Und darüber hinaus mit der Zusammensetzung des Bewußtseins und der Seele, welche mit dem Gehirn verbunden ist. Sehr komplex, sieht man schon an seinen Zitaten. “Aus Gewohnheit gibt es für uns Farbe, den Geschmack der Süße und der Bitterkeit, aber in Wirklichkeit gibt es nur Atome und Raum.” Aber schwerere Philosophie kann an manchen Tagen auch anregend sein.
Allerdings wollte ich mich mit Dir über ein anderes ernstes Thema unterhalten. Wenn die Legio das Castellum verlässt, dann ist niemand mehr hier. Du wärst fast alleine und schutzlos. Wo möchtest du die Zeit meiner Abwesenheit verbringen? Ich möchte nicht, daß du hier alleine in Mantua dich in einem leeren Castellum verkriechst. Unser Hausrat und die Einrichtung hier ist schnell auf einigen Wägen verpackt und in der Casa Matinia in Roma wärst du ein gern gesehener Gast. Du kannst uns aber auch ein Anwesen irgendwo kaufen und einrichten, wo wir nach meiner Rückkehr wohnen werden. An Sesterzen ist kein Mangel. Oder was sind deine Pläne?”
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