Kaiserliche Bibliothek

  • “Zweierlei. Zum einen kann ich dir in seinem Namen Kunde von Senator Helvetius Geminus überbringen, du fragtest mich kürzlich nach seinem Befinden.
    Helvetius Tacitus berichtete mir, dass der Senator sich auf dem Landgut seiner Familie in der Nähe von Tarentum aufhält. Die Ärzte haben ihm Ruhe verordnet und er darf sich nach ihren Anweisungen nicht zu sehr anstrengen und an eine Rückkehr nach Rom ist vorerst wohl noch nicht zu denken. Doch es soll ihm vergleichsweise gut gehen.


    Er lässt dir seine ergebensten Grüße bestellen.“

  • "Immerhin, es gibt noch gute Nachrichten in diesen Tagen. Und doch ist es schade - die jungen Leute machen Ärger und die Alten werden von ihren Ärzten dazu verdammt, in ihren Gärten zu sitzen und sich zu schonen."


    Einen Augenblick denkt der Kaiser an die aktiven Zeiten von Senator Helvetius Geminus zurück und scheint dabei erfreut zu sein.


    "Ich werde ihm schreiben. Oder schreiben lassen.


    Was wollte er noch?"

  • “Nun, er kam zu mir und tat kund, dass er sich gerne weiter im Dienste des Imperiums einsetzen wolle, was für einen Römer natürlich aller Ehren wert ist. Er verwies dabei auf seine Amtszeiten als Quaestor und Aedil, zeigte sich aber auch einsichtig dahingehend, dass das vom Iudicium Imperialis gegen ihn verhängte Urteil eine gewisse Einschränkung für seine künftige Karriere bedeuten kann.


    Nun bittet er dich, du mögest die Gnade haben ihm einen Platz zuzuweisen, an dem er dir und Rom deiner Meinung nach am besten dienlich sein kann.
    Auch lässt er mich fragen, ob er hoffen kann, von dir zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt für die Wahl zum Praetor zugelassen zu werden. Eine noch hypothetische Frage, wie er selbst einräumte, da er noch nicht über die nötigen Voraussetzungen verfügt.“

  • Augenblicklich verschwindet die Freude wieder aus den Augen des Kaisers.


    "Nein, ich habe derzeit sicherlich besseres zu tun, als mir Gedanken darüber zu machen, an welchem Platz er Rom am besten dient.


    Du darfst dich entfernen."


    Der Kaiser nimmt die Schriftrolle wieder auf.

  • Von dieser ungewohnten Barschheit des Kaisers überrascht, stutzte der Magister Domus Augusti kurz, wagte dann aber doch noch einen letzten Vorstoß:
    “Bitte entschuldige, Imperator Caesar Augustus, aber wenn du erlaubst, dann würde ich gerne einen Vorschlag in dieser… ähm… Angelegenheit machen.“

  • Der Kaiser hat noch nicht wieder begonnen zu lesen und lässt die Rolle noch einmal leicht sinken.


    "Nun, deine Vorschläge sind meistens trefflich. Ich höre."

  • “Ich danke dir, Imperator Caesar Augustus.


    Mir ist natürlich bewusst, dass Helvetius Tacitus keinerlei besondere Behandlung, Nachsicht oder Aufmerksamkeit verdient, hat er sich doch selbst in die augenblickliche Situation gebracht. Auch ist es sicherlich so, dass in der Vergangenheit Männer mit größeren Verdiensten in weit aussichtlosere und schwierigere Situationen geraten sind und sie mit Beharrlichkeit und Standfestigkeit meistern konnten.


    Aber ich möchte – wenn du erlaubst – dennoch daran erinnern, dass er der dir stets treuen Gens Helvetia entstammt und der Bruder deines alten Weggefährten Helvetius Geminus ist… und von Helvetius Verus, der dir in der Administratio seit Jahren als Primicerius Notariorum bescheiden und tüchtig dient.


    Im Senat wurde kürzlich darüber beraten, ob Rom nicht einen Vertreter nach Tylus entsenden sollte, der sich vor allem für den allgemeinen Ausbau der guten Beziehungen und den Handel einsetzen könnte. Es wäre ein diplomatischer Auftrag gewesen, der nicht die Dimension besessen hätte, mit der du einst Octavius Anton oder Decimus Mercator betraut hattest. Im Senat fand sich jedoch keine Mehrheit dafür. Das lag, nach meinem Eindruck, auch daran, dass viele Senatoren nicht wollten, dass sich der Senat in dieser weise in außenpolitische Belange einbringt.
    Sinnvoll fände ich es grundsätzlich trotzdem.


    Wäre das nicht eine gute Aufgabe für Helvetius Tacitus? Er könnte sich fern von Rom bewähren und mit treuen Diensten rehabilitieren. Es mag zwar sein, dass er auf dem diplomatischen Parkett unerfahren und vielleicht auch keine große Begabung ist, dass weiß ich nicht. Aber die Beziehungen zwischen Tylus und Rom sind sehr gefestigt. Leistet er dort gute Arbeit, so kannst du zufrieden sein. Bewährt er sich nicht, dann ist kaum zu befürchten, dass er großen Schaden anrichtet.“

  • "Du bist der Ansicht, dass ein Mann, der wegen einer Amtshandlung als Aedil angeklagt und verurteilt wurde, geeignet ist, den handel zu stärken? Tylus könnte das negativ auffassen, sofern es dort Kunde von dem Prozess gibt."


    Dann zuckt der Kaiser aber doch mit den Schultern.


    "Bringe in Erfahrung, wie Tylus reagieren würde, wenn er ernannt wird."

  • “Ob man in Tylus derlei, ich möchte sagen, interne Vorgänge Roms so genau beobachtet?


    Nun, ich werde versuchen es heraus zu finden. Ich werde mich nach Ostia in das Praetorium Regni Tyli begeben, unter einem Vorwand versteht sich. Bei dieser Gelegenheit kann ich dann seinen Namen unverbindlich ins Spiel bringen.“

  • "Ich gehe davon aus, dass man in der tylusischen Vertretung auch die Acta Diruna liest und über solcherlei Vorgänge informiert ist.


    Ich erwarte dann deinen Bericht, was du in Erfahrung gebracht hast."


    Der Kaiser nimmt die Schriftrolle wieder auf und vertieft sich in seine Studien.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!