[Officium] Tribunus Angusticlavius H. C. Vesuvianus

  • Claudius war froh, noch vor seiner Reise nach Rom einen wichtigen Bauabschnitt der Arbeiten am Amphitheater abschließen zu können. Er setzte sich zu später Stunde hin und fertigte noch einen Bericht für den Stab. Dabei erging er sich nicht in Kleinigkeiten, denn die konkrete Ausführung konnte vor Ort begutachtet werden. Allein die Fertigmeldung hatte Gewicht.
    Er verband die Abgabe des Berichtes mit einem kleinen Abendspaziergang.

  • Den Göttern sei Dank!


    Cunctators Enttäuschung war schnell der Vorfreude gewichen, seinen Verwandten, mit dem sich er sich schon immer sehr gut verstanden hatte, wiederzusehen. Endlich hatte er jemanden, bei dem er sich die aufgestauten Niederschläge der letzten Monate von der Leber reden konnte, ohne befürchten zu müssen, irgendwelchen Repressalien anheimzufallen.


    Cunctator nahm sein Pferd am Zügel und folgte dem Wachposten. Der Weg führte entlang der Via Praetoria, vorbei an den Stallungen und den Tribunenhäusern bis hin zur pricipia.


    Cunctator band sein Pferd an einen Holzpfosten fest.


    Der Wachposten klopfte an die Tür des officium tribuni.

  • Noch nicht alles war nach dem langen Romaufenthalt durchgearbeitet, daher saß Claudius versunken über einer erheblichen Anzahl von Berichten, als es klopfte.


    "Kann eintreten", rief er seinem Gehilfen zu, der die Tür sogleich öffnete. Er sah interessiert auf, um den Besucher gleich beim ersten Schritt über die Schwelle erkennen zu können.

  • Der Wachposten trat zur Seite und gab den Weg frei.


    Cunctator trat ein und nahm unwillkürlich - obwohl wieder oder noch immer civis - in gebührendem Abstand militärische Grundstellung ein, so wie er sie seinerzeit bei der ALA II gelernt hatte.


    Obwohl er sich auf das Wiedersehen mit Vesuvianus gefreut hatte, schlug ihm das Herz in der Nähe des höheren Offiziers bis zum Halse.


    Salve, tribunus Vesuvianus, erkennst Du mich noch? Ich bin Caius Claudius Cunctator. Ich sehe, Du bist sehr beschäftigt und ich möchte Dich auf keinen Fall stören. Soll ich später noch einmal wiederkommen?

  • "Für dich Vesuvianus", begrüßte der Tribun seinen Verwandten, schob die Wachstafeln und übrigen Akten zur Seite und erhob sich. Sodann grüßte er ebenfalls militärisch zurück, ging auf Cunctator zu und umarmte den Verwandten.


    Nachdem er ihm mehrmals auf das Schulterblatt geklopft hatte, löste er sich wieder.


    "Was führt dich hierher? Komm, nimm Platz, wir trinken einen Becher Wein auf diese Überraschung."


    Claudius kehrte zum Schreibtisch zurück und winkte dem Trossknecht, der stets zu seiner Verfügung stand. Der besorgte Wein und Becher.

  • Nur zu gut, daß der tribunus nicht hören konnte, wie Cunctator der Kloß, der ihm im Halse steckte, nach unten rutschte.


    Er setzte sich und wandte sich erleichtert an Vesuvius:


    Ich danke Dir für die freundliche Aufnahme. Während des langen Ritts von Confluentes habe ich oft überlegt, ob ich Dir mit meinem Anliegen nicht zur Last fallen würde. Du bist schließlich tribunus und hast bestimmt Besseres zu tun als Dir die familiären Querelen eines Verwandten, der auf einmal auf dem Nichts auftaucht, anzuhören.


    Ich bitte Dich nur um eines, edler Vesuvianus: Ich möchte in der
    LEG I TRAIANA dienen - pro patria et imperatore - und es in dieser Einheit zu etwas bringen. Ich möchte Dir und unserer gens beweisen, daß ich nicht der Versager bin, für den mich mein Vater ausgeben wollte. Ich möchte die Scharte auswetzen, die ich mir durch meine Pferdenarrheit und die damit verbundene zweimalige Zugehörigkeit zur ALA II NVMIDIA zuzog. Aber die legio hat ja ihre eigene Reiterei!


    Cunctator atmete tief durch und griff zu dem in der Zwischenzeit gefüllten Becher mit Wein.


    Ergo bibamus! Auf Dich, Vesuvianus, auf die legio, auf den imperator, auf die gens und auf die, die mich nie im Stich gelassen und wohlbehalten hierher gebracht hat, mein Pferdemädchen, meine Ala Cursorum!

  • Cunctator setzte sich und Vesuvianus hörte geduldig den Ausführungen seines Verwandten zu, während er den Wein höchst selbst einschenkte. Er nickte, als die Sprache auf die ALA kam.


    "Ich gebe zu, es hat mir Sorgen bereitet, einen Verwandten bei den Hilfstruppen zu wissen. Schon alleine aus diesem Grund bin ich gewillt, mich zukünftig stärker um die Gens, die Familie zu kümmern und mich nicht mehr in der Legion zu vergraben. Natürlich interessieren mich daher auch deine Sorgen. So viel Zeit muss bleiben."


    Claudius schon einen Becher hin und prostete Cunctator zu.


    "Trinken wir auf einen Neubeginn - sowohl für dich als auch für die Gens. In deinem ganz speziellen Fall werde ich mich für einen guten Einstieg in der Prima einsetzen. Mal sehen, was sich machen lässt."


    Sodann sprach Cunctator selbst einen Trinkspruch aus, den Claudius befürwortete und einem Schluck Wein bekräftigte. Er setzte den Becher ab und strich sich über das Kinn.


    "Du sagst, du möchtest in die Legionsreiterei. Da lässt sich sicherlich was machen. Berichte mir zunächst von deinem Dienst in Germania, damit ich ein Bild von deinem Werdegang erhalte."

  • Cunctator nahm noch einen tiefen Zug aus seinem Becher und ließ genüßlich den Wein durch seine Kehle laufen.


    Das ist ein ausgezeichneter Wein! Weißt Du, Vesuvianus, in der Germania konnte man als Normalsterblicher nur von so einem Tropfen träumen.


    Cunctator fühlte, wie sich seine Zunge zu lösen begann. Jetzt mußte er auf der hut sein, denn der Wein schmeckte zusehends besser und ihm gegenüber saß zwar sein Verwandter, aber auch sein künftiger Vorgesetzter.


    Deine Frage betreffend, edler Vesuvianus, über meinen Dienst in der ALA II NVMIDIA läßt sich nicht viel berichten. Ich war zweimal probatus und wurde zweimal ehrenvoll entlassen. Die familiären Gründe hierfür waren allerdings alles andere als ehrenvoll. Ich ließ mir in der ALA nichts zuschulden kommen, ich absolvierte das Waffentraining mit dem gladius, nahm am Formationsreiten teil und legte die Abschlußprüfung zur theoretischen Ausbildung mit dem Prädikat "hervorragend" ab. Mein persönliches Fazit nach diesem nicht gerade vorzeigenswerten Werdegang ist: Ich bin nichts ... und ich kann nichts!


    Ich bitte Dich nun, Vesuvianus, mir eine fundierte Ausbildung in der legio zu ermöglichen, um Dir und der gens zu beweisen, daß ich nicht der Versager bin, als der ich in der Germania abgestempelt wurde.


    Vor lauter Erregung wurde Cunctator am Ende seiner Ausführungen zusehens lauter.


    Verzeih´, Vesuvianus, mein Tonfall Dir gegenüber war nicht angemessen.


    Cunctator griff nahm dem Becher und leerte ihn auf einen Zug.

  • Claudius nickte verstehend, das Vorhaben seines Verwandten war löblich.


    "Ich kann dir meine Unterstützung beim möglichst vorteilhaften Eintritt in die Legion zusagen, was ich nicht ohne weiteres kann, ist: Einfluss auf deine Ausbildung nehmen. Du sagst, dich zieht es in die Legionsreiterei, ich befehlige aber Infanterietruppen. Willst du meine Ausbildung genießen, die - und das kann ich ohne Übertreibung behaupten - zu den besten im Imperium zählt, weil sie noch auf altem Primastandard beruht, müsstest du dich dazu entschließen, eine geraume Zeit als Infanterist zu dienen, bevor du zur Reiterei wechselt.
    Die Qualität der Ausbildung in der Reiterei kann ich beim besten Willen nicht einschätzen, weil sie von auswärtigen Offizieren geleitet wird."


    Claudius verschwieg, dass seine Meinung über die spanischen Offiziere nicht die beste war, weil einige nicht einmal einfachste militärische Abläufe zu kennen schienen. Aber der Tribun scherte nicht alle über einen Kamm, sein geschultes Auge hatte auch schon hoffnungsvolle Kader erkannt.

  • Cunctator hatte aufmerksam den Ausführungen des tribunus zugehört. Sein gefaßter Entschluß wurde nur noch bestätigt.


    Danke für Deine Worte, Vesuvianus. Für mich steht eines fest und davon lasse ich micht nicht abbringen: Das Wichtigste für mich ist die fundierte Ausbildung in der legio. Ich bin stolz darauf, daß Du mir Deine Ausbildung anbietest. Ich will nicht gut, ich will besser werden. Deine ausbildende Hand über mir zu wissen ist eine ganz besondere Ehre für mich. Ich will als Infanterist dienen und mein Vorhaben, zur Legionsreiterei zu wechseln, zum gegebenen Zeitpunkt noch einmal überdenken. Wann beginnt die Ausbildung?


    Aber noch eine Frage, Vesuvianus: Kann resp. darf ich mich während der Ausbildung direkt an Dich wenden oder muß ich einen Dienstweg einhalten?


    Cunctator fühlte, daß seine Zukunft bei der legio unter einem günstigen Stern stand.

  • Claudius nickte zum Entschluss seines Verwandten. Er mochte tatkräftige und er mochte ehrgeizige Männer. Als jedoch die Frage nach dem Beginn der Ausbildung kam, schmunzelte der Tribun.


    "Nun, zunächst musst du in die Legion aufgenommen werden, deinen Diensteid ablegen und eine Stube beziehen. Dann können wir mit der Ausbildung anfangen. Ich plane, einen Optio mit der Ausbildung zu betrauen, mit dem ich seit vielen Jahren zusammenarbeite und dem ich wie keinem zweiten vertraue. So oft ich kann, werde ich aber auch anwesend sein und bei der Gelegenheit in vergangene Zeiten abtauchen. Je höher man im Dienstgrad steigt, umso mehr Schreibarbeit zwingt einen hinter den Schreibtisch und weg von Exerzierplatz und Feld. Das werde ich bei der Gelegenheit gleich mal ändern.


    Was nun den Dienstweg betrifft … Du solltest ihn möglichst einhalten, wenn dir an einem guten Verhältnis zu deinen Kameraden liegt. Gleichsam kannst du mich als Verwandter jederzeit privat sprechen. Es soll schließlich in bestimmten Fällen nicht dein Schade sein, Beziehungen zu einem Stabsoffizier zu haben. Ich will sagen: Wäge ab. Auch kommt es immer darauf an, um was es geht. Fragen kannst du mich jederzeit, ob ich handele muss von Fall zu Fall geklärt werden."


    Claudius winkte seinen Gehilfen herbei, gab ihm die Anweisung besagten Optio aus den Mannschaftsquartieren zu holen und schickte einen weiteren in das Vorzimmer des Legaten, um nach dessen Zeitplan für den heutigen Tag zu fragen.


    "Fachliche Fragen kannst du übrigens mir wie dem Optio stellen. Wer gerade Zeit hat, nimmt sich derer an."

  • Nachdem ihm ein Kamerad in den Quartieren gesagt hatte, dass er im Büro von Tribun Claudius verlangt würde, kam Priscus hier herüber.


    "Ich bin Optio Tallius Priscus, der tribun erwartet mich", meldete er sich bei der Wache und wartete auf Einlass.

  • Der Wachsoldat wusste Bescheid. Er nickte zustimmend, klopfte sogleich an die Türe und meldete im Innenraum das Eintreffen des Optios. Einen Augenblick später kam er wieder zum Vorschein und erwiderte mit einer Kopfbewegung in Richtung des Officiums: "Ja, wirst erwartet, geh einfach rein."


    Anschließend stellte er sich wieder in den Eingangsbereich.

  • Cunctator dankte dem tribunus. Nun stand seiner Ausbildung in der legio nichts mehr im Wege.


    Ich verspreche Dir, Vesuvianus, so weit es in meinen Kräfte steht, will ich so viel wie möglich richtig und so wenig wie möglich falsch machen. Ich werde mich Deines Wohlwollens würdig erweisen. Daß wir beide verwandt sind, werde ich - sagen wir zu meiner eigenen Sicherheit sowohl im Kameraden- als auch im Vorgesetztenkreis - nicht erwähnen. Ich bin ein probatus wie jeder andere auch.


    Was den Diensteid betrifft: Ich habe ihn bereits bei der ALA II abgelegt. Muß ich ihn bei der legio wiederholen?


    Cunctator war aufgestanden, um sich vom tribunus abzumelden.

  • Stimmen wurden vor der Tür laut und wenig später betrat der Gehilfe, den Claudius in das Vorzimmer des Legaten geschickt hatte, den Raum. Er erhielt sofort die Erlaubnis zu sprechen.


    "Der Legatus ist derzeit nicht zu sprechen, weil er in Rom weilt. Er wird bei seiner Rückkehr eine Notiz vorfinden."


    Mit einem Nicken registrierte der Tribun die Informationen und erlaubte dem Mann wegzutreten. Sodann wandte er sich an Cunctator.


    "Dann wirst du die Zeit wohl mit Erkundungen der Umgebung verbringen müssen. Vor nächster Woche wirst du also nicht in die Prima übernommen. Du kannst so lange entweder in meiner Villa in Mantua oder hier im Castellum wohnen, wenngleich meine Räumlichkeiten im Kastell weniger komfortabel sind."


    Etwas überstürzt, wie Claudius fand, wählte Cunctator Abschiedsworte und erhob sich.


    "Moment, nicht so schnell", warf Vesuvianus vorsorglich ein. "Zum einen werde ich höchstpersönlich unsere Verwandtschaft beim Legaten erwähnen. Das bedeutet zum einen, dass sie ohnehin bekannt sein wird. Zum anderen bedeutet das, unsere Verwandtschaft wird für dich Verpflichtung sein, gute Leistungen zu bringen. Fehler kann übrigens jeder einmal machen, es kommt darauf an, wie schnell man aus ihnen lernt. Ich denke, du packst das.
    Und bevor du gehst, werde ich dir deinen direkten Ausbilder vorstellen. Ich habe den besten meiner Cohorte ausgesucht, denn ich werde den Legaten ohnehin bitten, dich meiner Einheit zuzuteilen. Bei der Unruhe vor der Tür ist er vermutlich schon da."

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    Der Wachsoldat wusste Bescheid. Er nickte zustimmend, klopfte sogleich an die Türe und meldete im Innenraum das Eintreffen des Optios. Einen Augenblick später kam er wieder zum Vorschein und erwiderte mit einer Kopfbewegung in Richtung des Officiums: "Ja, wirst erwartet, geh einfach rein."


    "Danke", antwortete Priscus und betrat den Raum.


    "Salve, Tribun Claudius Vesuvianus", grüßte er seinen ehemaligen direkten und nun indirekten Vorgesetzten angesichts des weiteren Mannes im Raum erstmal formell. "Man richtete mir aus, du hättest mich rufen lassen."

  • Und richtig: einen Augenblick später öffnete sich die Tür, Optio Priscus wurde zunächst angemeldet und trat kurz darauf ein. Da Cunctator bereits stand, erhob sich Vesuvianus beim Eintreten des Unteroffiziers nun ebenfalls und trat ihm mit einem Gruß entgegen.


    "Salve, Priscus, so ist es. Fein, dass du es so schnell einrichten konntest."


    Der Tribun wandte sich Cunctator zu und forderte ihn auf, näher zu treten.


    "Das ist Optio Priscus, ein zuverlässiger und absolut fähiger Mann. Einen besseren gibt es innerhalb meiner Cohorte - fast möchte ich sagen, innerhalb der ganzen Prima - nicht. Er ist für dich nach deiner Ernennung die Anlaufstation Nummer eins. Mehr als bei anderen, werde ich während deiner Ausbildung zugegen sein, vielleicht auch das eine oder andere selbst unterrichten, aber im Großen und Ganzen wird er dich ausbilden, oder sagen wir: weiter befähigen."


    Claudius blickte zu Priscus.


    "Ein besonderer Fall, Priscus. Cunctator ist zum einen mit mir verwandt, zum anderen hat er bereits Anfänge einer Ausbildung genossen. Sicherlich in keinem Maße so anspruchsvoll, wie ich es gerne in meiner Einheit sehe, aber einiges an Vorbildung ist da. Zum jetzigen Zeitpunkt steht noch nicht fest, ob er als Probatus oder gleich als Legionarius bei uns einsteigt, aber das ist nicht weiter von Belang. Gleich welche Entscheidung der Legatus fällen wird, Cunctator bekommt das volle Programm.
    Und noch etwas, Priscus …“


    Der Tribun hielt inne. Vor dem dienstlichen Belang hielt er noch einen weiteren Hinweis für angebracht, daher blickte er wieder zu seinem Verwandten.


    "Für dich immer OptioTallius. Möglich, dass ich das nicht hätte erwähnen brauchen, aber sicher ist sicher. Die zwanglose Anrede zwischen mir und dem Optio erfolgt, wenn wir mehr oder weniger unter uns sind. Vor der Truppe ist er für mich wie für dich stets Optio Tallius oder Optio Priscus, je nach dem, so wie ich für dich vor der Truppe Tribunus Claudius bin. Im Privaten kannst du diese Förmlichenkeiten weglassen.


    So, aber zurück zu meinem Gedanken."


    Wieder wechselte der Blick des Tribuns den Gesprächspartner.


    "Priscus, ich möchte, dass du Cunctator gemeinsam mit den Probati ausbildest und zwar so, wie wir das bisher immer gehandhabt haben. Keine separate Ausbildung, wie sie hier von den spanischen Offizieren eingeführt wurde. Auf diese Art wächst man schwer in die Truppe, außerdem ist die Sonderausbildung jedes Einzelnen eine unrationelle Zeitverwendung, wie ich sie mir nicht unnützer vorstellen kann. Offenbar hat man in der ersten Cohorte nichts zu tun, dass man sich das dort leisten kann."

  • Cunctator konnte nichts Besseres passieren: Daß im noch ein paar Tage z.b.V. verblieben kam ihm sehr gelegen.


    Wenn Du einverstanden bist, Vesuvianus, möchte ich die Zeit bis zur Rückkehr des legatus dazu nutzen, nicht die Umgebung, sondern das castellum zu erkunden. Deshalb bitte ich Dich, bis dahin im Lager wohnen zu dürfen. Du wirst mich verstehen, daß es mir - selbst als Deinem Verwandten - in meiner jetzigen Lage nicht zustehen kann, in Deiner villa zu wohnen. Werte dies nicht als ein Gefühl der Minderwertigkeit --- aber die Erziehung zuhause läßt sich nicht abschütteln.


    Cunctator ging auf den optio zu und nahm vor ihm Grundstellung ein.


    Salve, optio Priscus. Ich bin Caius Claudius Cunctator und ich freue mich, daß Dich der tribunus mir als Ausbilder zur Seite stellt.


    Cunctator wandte sich wieder dem tribunus zu.


    Wäre es Dir möglich, Vesuvianus, optio Priscus vom Dienst freizustellen. Er könnte mir bestimmt bei der Lagererkundung sehr nützlich sein. Der optio wird bestimmt nicht dagegen sein. Ich bin der Meinung, daß die genaueste Kenntnis eines Lagers, vor allem in der Größe wie das der legio, in jeglicher Beziehung und Situation äußerst wichtig ist.


    Cunctator sah den tribunus an und hoffte, daß dieser seinem Wunsche entsprechen würde.

  • Vom Dienst freistellen für die Lagererkundung? Das war wie Sonderurlaub für den Optio -Vesuvianus schmunzelte bei diesem Gedanken - hm, und keineswegs die übliche Praxis. Andererseits handelte es sich auch nicht um einen gewöhnlichen Legionszugang.


    "Wann beginnt deine Wache, Priscus?" Obwohl Soldaten seiner Einheit zum Wachdienst eingeteilt waren, hatte der Tribun die einzelnen Schichten und Besetzungen auch nicht im Kopf. Er sparte sich mit der Frage das Nachsehen.

  • Cunctator blieb das Zucken in den Augen des tribunus nicht verborgen. Aber nach einer Mißbilligung sah es nicht aus.


    Er wandte sich noch einmal an den tribunus.


    Nicht, daß Du falsch von mir denkst, Vesuvianus, ich dachte (Cunctator wußte, daß ein Soldat nicht denkt, sondern Befehle und Aufträge ausführt --- aber zum Glück war er noch Zivilist) wenn Du mir einen Dienstgrad zur Lagererkundung mitgibst, handelt es sich um eine angeordnete Maßnahme, vor allem gegenüber den anderen Soldaten im Lager. Wenn ich alleine im Lager unterwegs bin und mich niemand kennt, würde man mich vielleicht bei meinen vielen Fragen mißverstehen und argwöhnisch werden. Ein Claudier als Spion im carcer wäre undenkbar!

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