Privater Reitunterricht vor den Toren Roms

  • Mela war mit Marcella (und den zwei Prätorianern im Schlepptau) schließlich am Stadttor angekommen. Sie hatten etwas warten müssen, ehe sie passieren konnten, denn vor ihren hatte sich eine recht lange Schlange gebildet. Vor dem Tor wartete ein Probatus der Prima mit zwei Pferden. Einem großen schwarzen Hengst und einer etwas kleineren Fuchsstute. Mela lächelte Marcella vielsagend an und ging etwas schneller, sodass er vor ihr bei dem Probatus ankam. Er nahm ihm die Zügel ab und nickte dankbar, wechselte einige Worte mit ihm und machte eine Zeit aus, zu der sie wieder hier sein würden. Dann kam er mit beiden Pferden zu Marcella und reichte ihr die Zügel der Stute.


    "Das ist Falbala", sagte er.
    "Sie ist ein ruhiges Pferd. Auf ihr haben schon vielen Probati das Reiten gelernt. Hier, gib ihr einen Apfel, damit sie dich kennenlernt", sagte Mela und zauberte einen kleinen Apfel aus seiner Tasche, den er Marcella reichte.

  • Vor dem Stadttor angekommen, atmete Marcella tief die Luft ein und sah sich um. Sie sah Mela zu, wie er die beiden Pferde holte und mit ihnen zu ihr und den beiden Praetorianern, die neben ihren Pferden hinter Marcella standen, zurück kam. Die Tiere waren groß und Marcella verspürte wie eh und je großen Respekt vor diesen riesigen Lebewesen.
    Mela reichte ihr die Zügel des rehbraunen Pferdes, das sie aus großen dunklen Augen ansah, die umringt waren von langen Haaren, die beinahe wie Wimpern aussahen. Er stellte ihr das Tier als Falbala vor und gab Marcella einen Apfel, mit dem sie sich bei der Stute einschmeicheln sollte.
    Marcella lächelte, nahm den Apfel und hielt ihn auf flacher Hand direkt vor den großen Kopf mit dem weichen Maul. Die Stute schnupperte zuerst und ließ ihren warmen Atem mehrmals gegen Marcellas Handgelenk branden, dann öffnete sie das Maul und griff nach dem Apfel. Kaum später wurde er zermalmt und runtergeschluckt. Die rosafarbene Zunge schleckte Marcellas Hand aus, auch wenn sie nun leer war. Erinnerungen an den Wallach ihres Vaters wurden wach, den Marcella immer gern verwöhnt hatte.
    "Salve, Falbala. Ich gebe zu, es war zwar nicht mein Apfel, aber ich hoffe, dass du mich trotzdem als deine Freundin ansiehst."
    Sie schmunzelte und wischte ihre Hand am Hals des Pferdes sauber, dann sah sie Mela an.
    "Dann wird sie also allein zur Ausbildung der Soldaten benützt? Ist sie dafür nicht viel zu schade?"

  • Mela betrachtete wohlwollend und interessiert zugleich, wie Marcella ihr Pferd fütterte. Da er Soldat war, konnte er ihr nicht einfach beipflichten. So sagte er leicht tadelnd:
    "Kein Pferd ist zu schade, wenn es Soldaten im Dienste des Kaisers trägt."


    Er deutete weg von dem Tor, auf das offene Grasland zu.
    "Lass uns etwas gehen. Schließlich muss nicht gleich jeder zuschauen, wie du von Pferd fällst, hm?"
    Er grinste breit und zwinkerte ihr zu, setzte sich dann in Bewegung und führte sein Pferd auf der rechten Körperseite. Während sie so gingen, konnten sie sich logischerweise nicht ansehen. Also sprach Mela mit der Luft, richtete die Worte jedoch an Marcella.


    "Sag mal... Warum hast du mir nicht gesagt, wer genau dein Onkel ist?" fragte er in einem prüfenden Tonfall. Die Prätorianer hielten genug Abstand, um den beiden ihre Privatsphäre zu lassen, aber da zu sein, wenn etwas passierte.

  • Da hatte er auch wieder Recht, Marcella hatte wieder einmal die weibliche und nicht wirklich römische Sicht der Dinge aufgegriffen und ausgesprochen. Sie seufzte in sich hinein und gab sich auf, das nächste mal wieder besser über ihre Worte nachzudenken.
    Sie spitzte die Schnute ein wenig zu, als er sie neckte und zog das gutmütige Pferd neben sich her, als sich Mela mit seinem eindrucksvollen Rappen in Bewegung setzte. So lief sie also zwischen den beiden Vierbeinern, ließ dem Rappen jedoch voller Respekt viel Platz. Die Stute neckte sie ebenfalls und stupste sie im Gehen mit dem weichen Pferdemaul am Arm, was Marcella gut gelaunt und freundlich zurückstupsend gewähren ließ.
    "Warum ich dir nicht gesagt habe, dass ich die Nichte des Praefectus Praetorio bin?" wiederholte Marcella, lächelte und richtete den Blick in die Weite der Landschaft.
    "Ich verschweige es gern, denn ein großer Name kann sowohl Segen als auch Fluch sein."
    Sie schwieg einen Moment und lächelte dann gar ein wenig verschämt, was Mela nicht sehen konnte.
    "Ich wollte einfach sicher sein können, dass du ohne Druck dahinter zu unserer Abmachung stehst und ich dich heute wiedersehen kann. Wenn du nun gewusst hättest, dass mein Onkel der Prätorianerpräfekt ist, vielleicht hättest du dann nicht mehr ruhig schlafen können und es dir noch einmal überlegt. Oder du wärest gekommen, weil du eine große Chance witterst einen wichtigen Mann kennenzulernen und eventuell Vergünstigungen zu erreichen."
    Sie biss sich auf die Unterlippe und sah zu Melas Beinen, die neben seinem Pferd herliefen.
    "Jetzt weiß ich, dass du wegen mir gekommen bist und, dass du mit meinem Onkel verhandeln kannst und es dich auch traust."

  • Mela lief mit gesenktem Kopf neben Valor her und hörte sich Marcellas Erklärung an. Sie wollte sehen, ob er ihretwillen kam. Hm, das war eine durchaus akzeptable Antwort, auch wenn er eigentlich schon gern gewusst hätte, mit wem er es zu tun hatte. Marcella ahnte aber vielleicht nicht, wie nah sie an der Wahrheit lag mit dem, was sie gerade gesagt hatte. Mela blieb stehen und stellte sich vor den Hengst, damit er Marcella anschauen konnte.


    "Ah, ich versteh schon. Jeder hat so seine Geheimnisse. Meines ist, dass ich gern der Garde unseres Imperators angehören würde. Aber ob das jemals der Fall sein wird, bleibt fraglich."
    Er setzte ein Grinsen auf.
    "Naja, immerhin gebe ich der Nichte des Praefectus schon mal Reitunterricht. Wenigstens etwas", scherzte er und zwinkerte Marcella zu.
    "Komm, wir gehen noch ein Stück. Aber dann wird geritten."


    Er wandte sich wieder um, das Schmunzeln wollte nicht von seinen Lippen verschwinden. Irgendwie gefiel es ihm, dass sie ihn so gewitzt auf den Prüfstein gestellt hatte. Und auch ihr Kompliment, dass er es sich traute, mit dem Praefectus zu verhandeln, machte ihn ein bisschen stolz (auch wenn er sich unwohl dabei gefühlt hatte).


    Das Mädel hatte Feuer, das war nicht zu leugnen. Und ein angenehmer Nebeneffekt war, dass er kaum mehr an Livilla denken musste, wenn er mit Marcella zusammen war. Sie vertrieb alle Sorgen.

  • "Oh ja, Petronius, das ist doch schonmal ein guter Anfang. Wenn du dir Mühe gibst, werde ich eventuell eine Empfehlung in Gegenwart meines Onkels aussprechen. Aber dafür solltest du dich gehörig ins Zeug legen."
    Sie scherzte und grinste ebenfalls, dann gingen sie auch schon wieder weiter. Marcella schmunzelte vor sich hin und sah sich kurz nach den beiden Leibwächtern um. Sie vermisste Mimithe und ihre lustigen Grimassen, denn die beiden dahinten trotteten mit ernster Miene und würden sich hinterher wohl nicht darum reißen, sich mit Marcella quietschend und kreischend auszutauschen.


    Sie gingen eine Weile lang schweigsam nebeneinander her. Marcella hätte fragen können, wie es ihm inzwischen ging, aber sie wollte die Stimmung nicht trüben. Außerdem musste man ja auch nicht immer sprechen.
    Irgendwann hielt Mela an und sah sich prüfend um. Marcella tat es ihm gleich und hielt den Kopf der Stute, der sich gutmütig zu ihr herabgesenkt hatte.
    "Ich fürchte, um einer Blamage zur Gänze aus dem Wege zu gehen, müssten wir bis in irgendeinen Wald laufen, wo sich nicht so viele Menschen hinverirren. Aber da es ganz allein meine Blamage sein wird, bin ich notgedrungen auch hiermit zufrieden. Immerhin falle ich nicht gleich irgendeinem Händler auf den mit Obst beladenen Wagen."
    Marcella grinste ein wenig zerknauscht und sah Mela fragend an.

  • Mela hielt an und sah sich prüfend um. Sie befanden sich auf einer recht großen Wiese. Das würde reichen und war nicht so weit von den Toren Roms entfernt. Er nickte den Prätorianern zu, die absaßen und es sich im Schatten eines kleinen Baumes gemütlich machten, aber dennoch wachsam und auf Zack blieben. Mela streifte Valors Zügel über seinen Kopf und ließ sie dann los, woraufhin der Hengst den Kopf senkte und mit locker hängenden Zügeln Gras fraß.


    Der Soldat ging zu Marcella und grinste schadenfroh.
    "Stimmt. Hier kannst du dir höchstens Grasflecken auf deine hübsche blaue Tunika machen", meinte er und lachte.
    "Du wirst sehen, so schlimm ist es gar nicht. Zuerst musst du irgendwie auf das Pferd kommen. Man steigt immer von der Seite auf, auf der du jetzt stehst, links vom Pferd. Zuerst musst du die Zügel über den Kopf streifen, dann sitzt du auf. Das machst du, indem du dich hier und hier am Sattel festhältst. Und dann ziehst du dich hoch und legst das rechte Bein über den Pferderücken. Am Anfang wirst du es vielleicht nicht schaffen, dann helfe ich dir. Man braucht schon etwas Kraft, um sein ganzes Körpergewicht hochzuziehen und dann zu halten. Versuch es mal."


    Mela trat zurück und machte sich bereit, Marcella zu helfen, wenn sie Hilfe brauchte. Oder sie aufzufangen, wenn sie fallen würde.

  • Marcella hatte ihm aufmerksam zugehört. Schließlich sah sie von ihm skeptisch zum Pferd und wieder zurück zu ihm. Sie hatte großen Respekt vor Pferden, hatte sie das schon gesagt? Sie räusperte sich, zog Falbala die Zügel über die großen Ohren und den Hals. Dann wurschtelte sie sich rasch den Mantel enger um die Schultern, damit er nicht abfiel, wenn sie ihn losließ und streckte die Arme an der Seite des Sattels nach oben, wo Mela ihr gezeigt hatte, dass man sich am besten festhielt. Sie reichte fast heran. Fast.
    "Also gut" machte sie sich Mut und presste die Lippen aufeinander, sah sich dann jedoch nochmal nach Mela um, der hoffentlich bereit war für alles.
    "Aber wehe du lachst!" nahm sie ihm grinsend aber auch ein wenig verlegen das Versprechen ab.Sie erreichte gerade so die Griffgelegenheiten und versuchte sich hochzuziehen. Der Versich scheiterte jämmerlich. Noch nie hatte Marcella ihr eigenes Gewicht stemmen oder ziehen müssen.
    Den zweiten Versuch unterstütze Mela ungefragt. Mit einem beherzten Sprung und seiner nicht gerade unbeträchtlichen Hilfe schaffte es Marcella irgendwie in den Sattel, in den sie sich kompliziert hineinordnen musste (schließlich trug sie das, was jede Frau trug, Tunika und Palla). Der Damensitz war damit unabkömmlich. Und er war eine verdammt wackelige Angelegenheit. Marcella wusste gar nicht, wo sie sich als erstes festhalten sollte.
    "Na also" fiebste sie und blinzelte aufgeregt zu Mela herunter.
    "Das ist viel höher und wackeliger, als ich mir vorgestellt hatte."

  • Mela beobachtete Marcella dabei, wie sie versuchte, sich hochzuziehen. Die Handgriffe waren schon die richtigen, aber sie waren noch sehr unsicher. Man sah ihr an, dass sie noch nie geritten war, aber das war nicht schlimm. Schließlich würde sie es lernen.


    Mela kam ihr unaufgefordert zur Hilfe, indem er sie nicht etwa hochhob, sondern sich neben sie kniete und mit den Händen eine verzahlte Schlaufe formte.
    "Dein Knie hier rein und dann auf drei", war die Anweisung, die er ihr gab. Bei drei machte Marcella einen Sprung und Mela stemmte das Fliegengewicht nach oben. Sie war so leicht, dass sie beinahe über das Ziel hinaus geschossen war. Mela hatte wirklich gedacht, dass sie mehr wog. War wohl alles nur Kleidung. :D


    Dann saß sie oben. Natürlich, Mela hatte vergessen, dass es für Frauen nicht schicklich war, breitbeinig auf einem Pferd zu sitzen, aber Marcella regelte das natürlich. Ihre Füße hingen nun auf einer Seite herunter. Tapfer sah sie zu ihm herunter, während er fröhlich zu ihr auf blickte.


    "Schon gar nicht mal so schlecht", lobte er anerkennend.
    "Jetzt nimmst du die Zügel - so. Und dann legst du deine Hände um den Knauf da vorn. Ich werde dich etwas herumführen, damit du ein besseres Gefühl für das Pferd bekommst. Du musst nichts weiter tun als dich festhalten. In Ordnung?"


    Mela zeigte ihr, wie sie die Zügel halten musste, dann sah er zu Marcella und lächelte zuversichtlich. Er nahm die Zügel am Maul des Tieres, sodass Marcella sie immer noch selbst hielt, und blickte sie noch einmal an.
    "So", sagte er.
    "Augen zu."

  • Naja, wenn Mela auch sonst nur Männer in Rüstungen auf ihr Pferd verhalf, dann wunderte es Marcella nicht, dass er sich mit seiner Kraft ein wenig verkalkulierte und wahrscheinlich den Gewichtunterschicht von Rüstung zu leichtem Stoff der Stola nicht bedachte. Sie jedenfalls hatte das Glück sich panisch recht schnell festzukrallen, sodass sie den vielen Schwung ruckartig abgefangen hatte.
    Sie nahm die Zügel auf und verlegte ihren Schwerpunkt ein wenig, sodass sie die Hände um den großen Knauf legen konnte. Mühsam wurschtelte sie sich alsdann nochmal zurecht. Sie hatte das dumme Gefühl, dass ihr der rutschige Stoff noch einmal zum Verhängnis werden würde.
    "In Ordnung" antwortete sie ihm, nickte eifrig, atmete einmal tief durch und sah ihm zu, wie er die Stute festhielt. Es beruhigte sie, dass sie dem Tier nicht vollends ausgeliefert war. Horrosviosonen von einem aufgeschreckten Pferd mit ihr im Sattel spukten durch ihren Kopf.
    Dann hießt es: Augen zu! Da Marcella eh schon dabei war alles zu machen, was er ihr zeigte oder sagte, schloss sie tatsächlich auch auf der Stelle die Augen. Mühsam kniff sie sie zusammen und festigte ihren Griff um den Sattelknauf. Aber dann öffnete sich doch wieder ein Auge, womit sie Mela leicht grinsend abblinzelte.
    "Moment. Sollte man nicht eigentlich immer darauf achten, wohin man reitet? Also, warum soll ich dann meine Augen schließen? Du führst doch nicht irgendetwas im Schilde?" fragte sie und legte den Kopf schief, nun wieder mit zwei offenen Augen.

  • Mela grinste breit und erklärte dann:
    "Ja. Wenn man reiten kann, soll man auch drauf achten, wo man hinreitet. Aber du brauchst du allererst einmal ein Gefühl für das Pferd auf dem du sitzt. Wenn du die Augen auf hast, beschäftigst du dich mit vielen anderen Dingen. Was du aber tun sollst ist, die Bewegungen des Pferdes spüren und lernen, dich ihnen anzupassen."


    Er lächelte Marcella an und hoffe, dass er einen einigermaßen guten Lehrer abgab und keine Witzfigur. Die zwei Prätorianer waren nämlich ständig nur am quasseln und grinsen. Naja. Er sah Marcella an.
    "Alles klar?" fragte er.

  • Sie nickte verstehend und atmete noch einmal tief durch. Ein Gefühl fürs Pferd und seine Bewegungen musste sie also bekommen. Keine schwere Aufgabe, das würde sie sicherlich hinbekommen. Wieder nickte sie, dann machte sie die Augen zu. Eins wollte jedoch mindestens immer nochmal schauen, ob auch wirklich noch alles in Ordnung war und Mela auch brav die Stute festhielt. Sie kicherte deshalb, befeuchtete sich dann die Lippen und konzentrierte sich so gut es ging.
    "Alles klar. Von mir aus kann es losgehen."
    Dann begann Falbala zu schaukeln. Zuerst fühlte Marcella sich wie ein Schiff, das auf tosenden Wellen hin- und hergeorfen wurde. Einen Rhytmus erkannte sie nicht sofort. Aber dann allmählich erkannte sie, dass sie die Bewegungen des Pferdes aus der Hüfte heraus ausbalancieren konnte und bewegte sich nun mehr mit den Wellen, anstatt sich ihnen weiterhin auszuliefern. Ihre Augen behielt sie die meiste Zeit geschlossen, aber hin und wieder musste sie sich vergewissern, dass sie nicht zielstrebig auf einen Baum zuhielt und Mela hinter ihr stand und sich schief lachte. (Dabei hatte weit und breit kein einziger Baum gestanden, als sie die Augen das letzte mal geschlossen hatte.)
    "Jetzt verstehe ich, warum viele der Frauen meinen, ihnen würde übel werden müssen, sollten sie jemals ein Pferd reiten müssen. Das ist ja fast so, als würde man auf einem Schiff reisen, das in einen Sturm geraten ist."
    Marcella war jedoch noch nie auf einem Schiff gereist und schon gar nicht bei Sturm.

  • Mela lächelte und setzte sich gemächlich in Bewegung. Er ging rückwärts, um Marcella im Auge behalten zu können. Ab und an schummelte sie zwar und guckte doch, aber Mela war ihr deswegen nicht böse. Er bemerkte das Spiel iher Hüfte und wie sie sich immer besser auf dem Pferderücken hielt.


    "Gut machst du das", sagte er und freute sich, dass sie so viel Begeisterung zeigte.
    "Auf einem Schiff ist es schlimmer. Das schaukelt unkontrolliert. Ein Pferd hingegen schaukelt kontrolliert, weil es die Füße immer im gleichen Takt setzt. Hast du ein Gefühl dafür bekommen? Dann können wir jetzt mit dem Unterricht anfangen. Wir fangen mit anhalten und losreiten an. Wenn du willst, dass Falbala stehen bleibt, ziehst du etwas an den Zügeln und presst gleichzeitig fest die Beine an den Bauch, bis sie stehen bleibt."


    Dann fiel ihm ein, dass Marcella die Beine nur auf einer Seite des Pferdekörpers hatte, und guckte ratlos aus der Wäsche.

  • Marcella nickte. Den Takt des Gangs des Pferdes hatte sie entdeckt und setzte ihn auf ihre Bewegungen um. Wie anstrengend das allein war, dachte sie bei sich, und lockerte den Griff um den Sattelknauf ein wenig, weil sie sich zutraute, dass sie trotzdem nicht gleich einfach herunterkippen würde.
    Der Unterricht begann also. Marcella lächelte und war gespannt, allerdings war sie auch unsicher, ob sie das mit dem eigenständigen Reiten so schnell würde kapieren können. Dabei erklärte Mela so geduldig und war stets aufmerksam.
    Wie halte ich ein Pferd an hieß wohl ihre allererste Lektion zu Pferd. Da jedoch stießen sie bereits auf die ersten Probleme: Wie sollte Falbala den Befehl zum Stehenbleiben verstehen, wenn sie es gar nicht gewöhnt war, dass eine Frau nur eine Seite des Pferdekörpers mit einem ihrer Beine lenken konnte? Marcella erkannte Melas ratlosen Blick, der auf ihre Beine gerichtet war und sah infolge dessen ebenfalls ratlos aus der Wäsche.
    "Und wenn man nur ein Bein auf der einen Seite hat? Was muss man oder besser gesagt Frau dann tun?" wollte sie von ihrem Lehrer wissen und war versucht, die Arme in die Seiten zu stemmen und ihn anzugrinsen. Das mit den Armen und der Seite musste jetzt allerdings weggelassen blieben, sodass Marcella ihn nur amüsiert angrinste.

  • "Tja...äh...du musst dich halt richtig aufs Pferd setzen. Nicht so...so larifari da", sagte Mela, fuchtelte mit der Hand herum und grinste.
    "So kann man auch gar nicht reiten. Das ist, als wolltest du ohne Finger Flöte spielen", erklärte er.
    "Also setz dich erstmal richtig hin und dann versuchst du das mit dem Anhalten noch mal. In Ordnung?"


    Etwas anderes wusste er gerade auch nicht. Und überhaupt, so konnte man nicht reiten, wie Marcella da auf dem Pferd hockte. Wenn sie sich richtig gesetzt hatte, wäre die Welt wieder in Ordnung und alles wäre gut. :D

  • Richtig und nicht so Larifari? Marcella sah an sich herunter und grinste. Gingen ihrem Lehrer also gleich am Anfang die Argumente aus. Soso, da machte er es sich nun aber einfach. Wobei, das gestand sie sich ein, sie auch ein Stück weit froh darüber war, dass er mit dem Damensitz nichts anzufangen wusste, denn andernfalls hätte sie annehmen müssen, der Petronier gab regelmäßig jungen Frauen Unterricht.
    Also, Marcella sah an sich herunter und grinste, hob dann jedoch ein wenig verschämt den Blick. Konnte sie sich wirklich anders auf das Pferd setzen? Waren hier dafür nicht noch viel zu viele Leute, die sich fragen würden, was die Nichte des Prätorianerpräfekten den ganzen Tag lang so trieb?
    "Du meinst, ich soll mich wie ein Mann hinsetzen?" vergewisserte sie sich und deutete mit ihrem Zeigefinger eine schwingende Bewegung von links nach rechts an. Na gut. Sollten die Menschen doch denken, was sie wollten, sie würde sich den Reitunterricht jedenfalls nicht verderben lassen, nur weil sie nicht im Damensitz unterwiesen wurde. Das konnte sie später auch noch lernen.
    "Na fein, ich werde es tun, damit du mich nicht stundenlang durch die Gegend führen musst, weil ich das Pferd nicht mehr verlangsamen oder angalten könnte. Oh je, ich hoffe, Crassus erfährt davon nicht... Denn dann wird er dich dafür zur Raison rufen!"
    Marcella grinste frech, ließ die Zügel los und wurschtelte ihre Beine ein wenig zurecht, was vor allem wegen dem Stoff schwierig gestaltet wurde. Sie wollte gerade das rechte Bein ein Stückchen hochziegen, da ruckte es einmal und Marcella hielt erschrocken inne, aber nichts passierte. Also zog sie das Bein vorsichtig noch ein Stückchen höher und bemerkte dabei nicht, wie sie den sicheren Sitz verlor und langsam aber sicher aus dem Sattel rutschte, bis sie schließlich nicht mal mehr das Gleichgewicht halten konnte.
    "Oh-oh!"
    Jetzt ging es nur noch abwärts.

  • Mela grinste ebenfalls und nickte dann betont langsam.
    "Jepp. Wie ein Mann. Anders kann man auch nicht gescheit reiten", meinte er und nickte noch mal bekräftigend, als Marcella diese Schwenkegeste mit dem Zeigefinger machte. Mela hörte zwar die Prätorianerjungs lachen, fragte sich aber, was dabei war, wenn Marcella wie ein Mann ritt. Viele Frauen machten das schließlich...und außerdem konnte sie niemand sehen, bis auf die zwei Jung da eben.
    "Ich werde nichts sagen. Und wenn du auch nichts erzählst und diese zwei Jungs ebenfalls die Kla...."


    In diesem Moment rutschte Marcella auch schon und Mela ließ erschrocken den Zügel los und machte einen Satz an die Seite des Pferdes, das durch seine schnelle Bewegung ebenfalls einen Satz machte und Marcella beinahe richtig von seinem Rücken herunterkatapultierte. Mela fing Marcella auf und federte leicht mit den Knien ab. Falbala trabte ein Stückchen und senkte dann den Kopf zum Grasen. Marcella war ihm geradewegs in die Arme gefallen, sonst wäre Mela wohl niemals schnell genug gewesen, um sie zu fangen. Die Prätorianer waren aufgestanden, ließen sich nun aber wieder sinken, da sie sahen, dass alles in Ordnung war.


    Mela sah in Marcellas braune Augen und sagte leise:
    "Na, da hattest du noch mal Glück. Keine Grasflecken in dieser Runde."
    Er hielt sie immer noch um die Hüften herum fest und lächelte sie an. Irgendwie...war es ihm warm ums Herz. Dann, als die zwei Kerle anfingen zu lachen, fiel ihm auf, wie sie da standen: eng aneinandergepresst. Beinahe hastig stellte Mela Marcella vor sich auf dem Boden ab und lächelte verlegen.


    "Tja..ähm...hm...." machte er und kratzte sich unbeholfen am Hinterkopf.
    "Willst du es noch mal versuchen?

  • "Kann man bestimmt. Du hast es nur noch nicht ausprobiert" setzte Marcella grinsend dagegen.
    Dann rutschte Marcella, Falbala schreckte nach vorn und kantete Marcella mit einem Stoß erst so richtig aus dem Sattel, dass sie sie von allein nicht mehr hätte fangen können. Sie sah sich dem Erdboden schon ganz nahe, da wurde ihr Fall weich abgefangen, sie landete definitiv nicht auf dem Boden. Stattdessen sah sie geradewegs in zwei braune Augen, die zu Mela gehörten, der sie geistsgegenwärtig aufgefangen hatte. Sie blinzelte überrascht, legte ihre Hände kaum wirklich auf seinen Oberarmen ab und schluckte, weil da wirklich nur seine Augen waren, ganz nah, sein Körper an ihrem. Keine Grasflecken, wiederholte sie innerlich seine Worte und blinzelte erneut, wonach ihre Mundwinkel ins Zucken gerieten.
    Lächeln tat sie jedoch erst wirklich, als Mela sie mit einem mal ganz rasch absetzte und so richtig verlegen wurde. Marcella schmunzelte, war selbst auch ein wenig verlegen und tat so, als würde sie sich die Palla neu zurecht sortieren, dann sah sie wieder auf.
    "Wer würde denn gleich aufgeben? Und da ich ja jetzt weiß, dass ich gar nichts zu befürchten habe, weil... du da bist..."
    Sie lächelte und konnte Mimithe schon in die Luft gehen sehen, wenn sie ihr davon berichten würde! Sie selber war seltsam ruhig, aber auch ihr war es plötzlich ganz warm ums Herz.

  • Mela räusperte noch einmal. Ihm fiel dann doch noch ein, dass man für einen erneuten Versuch auch noch das Pferd bräuchte, was er dann für Marcella schnell organisierte, nachdem er ein Wartezeichen gemacht und sie kurz angegrinst hatte.


    Mit Falbala am Zügel kam er zurück und drückte die Zügel Marcella in die Hand.
    "So", meinte er, dann zeig mal was du gelernt hast. Aber setz dich diesmal richtig auf das Pferd."


    Er zwinkerte ihr zu und fragte sich, warum er sich so fühlte, wie er sich gerade fühlte. Lag das nur an Marcellas Wesen, an der Situation oder auch daran, dass Mela endlich jemanden gefunden hatte, mit dem er gern zusammen war und der nicht in Rätseln sprach? Seltsam. Bei Livilla hatte er immer das Gefühl gehabt, dass sie ihm etwas zu sagen versuchte, er es aber falsch verstand oder sie genau diese Fehlinterpretation beabsichtigt hatte. Mela seufzte leise und sah zu Valor, der ruhig graste. Sollte er ebenfalls aufsitzen und Marcella beobachten? Nein, er entschloss sich dazu, doch besser auf dem Boden zu bleiben. Nur für den Fall, dass Marcella es unbedingt darauf anlegte, doch Grasflecken auf ihre Tunika zu machen....

  • Das Pferd, richtig. Marcella grinste, faltete die Hände und sah sich kurz nach den beiden Prätorianern um, die... Ach, was interessierten sie die beiden Schwarzmännchen. Mela hatte ihr Falbala zurückgebracht. Reiten. Deshalb waren sie hier. Richtig.
    Dann musste sie ja nun nur wieder auf das Pferd gelangen. Sie raffte ihre Tunika ein Stückchen, griff dann wieder mit beiden Händen an den Sattel und benutzte erneut die Aufstiegshilfe, die Mela ihr bot. Dann war sie auf der richtigen Höhe und musste nur noch ihr Bein auf die andere Seite des Sattels schwingen. Das war zugegebenermaßen nicht so einfach, wie es sich anhörte, denn Marcella hatte nur zwei Hände, musste sich jedoch zugleich festhalten und dafür sorgen, dass der Stoff nicht allzu weit ihre Beine hochrutschte, weil er unweigerlich ein wenig spannen musste. Ein Glück hatte sie eine recht weite Tunika auserwählt, sodass Schlimmeres vermieden werden konnte. Ihre Waden wurden jedoch trotzdem zur Schau gestellt... schlimme Sache.
    Schon saß sie, wie die Männer im Sattel saßen. So hatte sie gleich viel mehr Halt und konnte die Zügel um ihre Finger zurecht sortieren. Als sie fertig war, lächelte sie stolz zu Mela herunter.
    "Na, wie sah das aus, Herr Lehrer? Ich muss sagen, so sitzt man gleich viel besser und es ist auch nicht mehr so rutschig... Also, wie war das gewesen? Was muss ich tun, damit Falbala los läuft?"

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