• Officium des Primus Pilus
    Matinius Plautius



    Plautius hatte lange gesucht, aber kein Officium eines Primus Pilus gefunden. Entweder hatte es hier noch kein Officium für diesen Posten gegeben, was er sich nicht vorstellen konnte, oder irgendein Witzbold hatte das Schild des Officiums entfernt. Also hatte Plautius das kleine Officium am Ende des Ganges bezogen und sich eingerichtet. Ein neues Schild an der Tür verwies nun auf den Bewohner. Na ja, viel Zeit würde er hier vermutlich nur für die anfallende Schreibarbeit verbringen.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Erste offizielle Dienstanweisung seines Centurios und Primus Pilus! So marschierte Marcus, der es gerade im Rekrutierungsbüro erfahren hatte, gleich durch den Gang. Suchend sah er immer wieder auf die Tafeln. So dauerte es ein Weilchen bis er das passende Officium gefunden hatte. Bei Merkur, das war wahrlich etwas versteckt. Verwirrt kratzte sich Marcus den Nacken und fuhr mit seinen Fingern noch mal die Tafel entlang. Dabei las er laut, wie es wohl die Meisten taten, das Geschriebene.


    "Off...offici..cium...de..des Primus...Piiiiilus! Ah, richtig! Hervorragend!"


    Er musterte seine Aufmachung und sah etwas Aktenstaub auf seinem Rangzeichen. Erst wollte er jenen entfernen, überlegte es sich jedoch schnell anders. Vielleicht konnte es seine Argumentation stützen. Kräftig klopfte Marcus an der Officiumstür.

  • "HEREIN!"


    rief Plautius und machte sich weiter Notizen zum Aufbau des Trainings für seine Centurie. Er würde die Männern noch einige Tage beobachten und dann schleifen und formen bis zum bitteren Ende.

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  • Geistesabwesend klopfte sich Marcus den Staub, den er stumm, jedoch anklagend vorweisen wollte, von seinem Rangzeichen. Sofort als der Hereinruf ertönte, öffnete Marcus die Tür und stapfte hinein. Suchend sah er noch mal in den Gang, ob nicht auch die anderen Miles der I. dabei waren hier aufzutauchen. Da dem nicht so war, schloß Marcus die Tür hinter sich und nahm vor seinem Centurio Haltung an.


    "Primus Pilus, melde mich wie angeordnet!"

  • "Ah, Optio. Setz dich! Wir haben einige Dinge zu besprechen. Es geht um die Ausbildung und den Drill der I. Centurie. Wie würdest du die Männerd enn ausbilden und glaubst du, daß all diese Leute die Besten sind, die wir für die I. Centurie bekommen können?"

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  • Marcus Schultern sackte wieder etwas runter als er etwas entspannt stand und nahm anschließend Platz. Oh, keine Nüsse und Wein dieses mal? Nun ja, es war ja auch der Arbeitsraum und somit nüchterner als die Unterkunft von Plautius. Die Fragen überrumpelten Marcus dann doch. Grübelnd kratzte er sich hinter dem Ohr und dachte darüber nach. Irgendwie hatte Marcus das Gefühl, es mit einer Fangfrage zu tun zu haben. Der Centurio war ihm einfach zu gewitzt und Marcus war sich dessen sehr wohl bewußt.


    "Öhm, nun ja, ich kenne eigentlich noch fast keinen der I. Centurie, Primus Pilus! Schließlich sitzte ich momentan im Rekrutierungsbüro und der Verwaltung fest..."


    Hah, immerhin eine Anmerkung mit leichtem Vorwurf in der Stimme, nicht allzudeutlich um zu beleidigen, konnte er noch anbringen.


    "Da ich sie nicht kenne, kann ich sie schwer einschätzen! Davon hängt natürlich ab, wie sie ausgebildet werden müssen, was sie an Defi..Defei...an Rückständen haben. Ob man sie von anfang an härter ran nehmen kann oder ob sie zimperliche kleine Muttersöhnchen sind!"


    Dabei fiel es Marcus natürlich nicht im Traum ein, daß er selber eigentlich ein verwöhntes patrizisches Muttersöhnchen war. Er war es, aber sich dessen nicht bewußt!


    "Und ich bin mir sicher, man kann jede Truppe immer noch optimieren. Um ehrlich zu sein..."


    Marcus beugte sich etwas nach vorne und seine Stimme senkte sich etwas.


    "...weiß ich nicht, was ich von dem Aurelier halten soll. Aus meinem Kreisen habe ich einige üble Gerüchte über ihn gehört. Außerdem ist er Optio und verheiratet. In meinen Augen etwas, was sich wiederspricht. Aber gut, die Männer sind bestimmt auch unseren Ansprüchen nach formbar. Mit viel hartem Training in allen Bereichen- von Geschützen bis zum einfachen Waffenkampf!"


    Bei den letzten Sätzen, die nicht mehr den Aurelier betrafen, lehnte sich Marcus zurück und hoffte, eine einigermaßen passable Antwort gegeben zu haben.

  • Plautius hörte sich die Ausführungen des Optios an.


    "Da waren schon einige gute Ansätze dabei. Allerdings kommt damit auch etwas Arbeit auf dich zu. Ich will die Personalakten aller Soldaten der I. Centurie haben. Diese wirst du raussuchen und wir gehen sie gemeinsam durch. Das wird uns einen gute Informationsbasis sein und du übst etwas das Lesen. Deine Schrift in dem Bericht über den Legatenring entspricht einem Kind, das gerade erst Schreiben gelernt hat. Du hattest wohl dein Leben lang immer einen persönlichen Scriba gehabt? Und mit den Leistungen bezweifele ich, daß du lange in der Verwaltung bleiben wirst.


    Der Optio ist verheiratet? Wie soll das denn gehen? Soldaten dürfen erst ab Tribunus verheiratet sein. Oder gibt es da für Patrizier Sonderregelungen? In Germanien hatte wir keine. Außer Tiberius Vitamalacus und der war unverheiratet bis er Tribunus wurde. Und du bist ja auch unverheiratet. Und als Patrizier wird der Optio ja sicher nicht mit jemanden zusammen leben, unverheiratet sein und Kinder haben? Das muß ich selber mal bei dem Legatus nachfragen."

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  • Marcus hustete etwas verlegen, ob der Rüge seines Centurios. Nun ja, Marcus hatte noch nie selber behauptet ein großer Gelehrter zu sein. Und Plautius hatte es mit seinen Aussagen auch auf den Punkt gebracht. Oh Mann! Was für eine Schinderei...alle Akten der 1. Centurie...das waren doch gut 80 Akten. Bei Mars, womit hatte er das bloß verdient? Hannibal mußte her und zwar schleunigst!! Doch der letzte Satz diesbezüglich ließ Marcus wieder hoffen. Vielleicht wurde es seinen Vorgesetzten bald unrecht, solche Berichte lesen zu müssen.


    "Natürlich, Primus Pilus! Wird gemacht."


    Marcus nickte zustimmend bei Plautius weiteren Worten. Auch er war ein wenig erstaunt, ob dieser Tatsache. Wenn im Rekrutierungsbüro so schlampig früher gearbeitet wurde, ja dann gute Nacht! Aber vielleicht hatte der Aurelier auch durch seinen Anverwandten den Posten bekommen und dessen war sich Marcus fast sicher. Dabei fiel ihm ein, Antoninus hatte ja tatsächlich eine Tochter. Und sogar im heiratsfähigen Alter. Marcus wurde für einen Moment kreidebleich. Hoffentlich würde seine Mutter niemals nach Mantua zu Besuch kommen. Er war sich sicher, daß sie kupplungsversuche anfangen würde. Doch dann schüttelte er verwirrt den Kopf.


    "Heißt das, daß diese Ehe ungültig ist oder was sind die Konsequenzen?"

  • „Wie kommst du auf nur 80 Mann, Optio? Wieviele Soldaten hat die I. Centurie denn normalerweise?“ fragte Plautius listig.


    "Und was die Konsequenzen betrifft? Keine Ahnung. Ich gebe offen zu, daß ich das nicht weiß, weil ich mich noch nie damit beschäftigen mußte. Aber diese Wissenslücke kann ich an der Militärakademie schließen oder ich frage den Legatus. Kinder haben darf man wohl. Tribunus Vitamalacus hat einen Sohn, Decurio Numerianuns hat eine Tochter. Aber außer dem Legatus war keiner verheiratet."

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  • "Na, dann wollen wir uns mal die Personalakten der I. Centurie suchen lassen und anschauen, Optio. Und auch die Personalakte von Optio Aurelius. Ich hoffe, dass dieser sich noch zu uns gesellen tut. Dann besprechen wir die Ausbildung der I. Centurie. Verdammt! Und wir brauchen noch einen neuen Medicus. Hast du mal daran gedacht Medizin zu studieren? Aber vielleicht geben die Akten hier auch was her. Aber du darfst mir unterwegs noch meine Frage beantworten!"


    Plautius füllte zwei Wachstafeln aus und verließ dann das Officium mit Aristides.

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  • Plautius setzte sich mit den ersten Akten an seinen Schreibtisch und schon Optio Aristides einen Teil zu.

    „Na, dann wollen wir mal lesen und uns die Lebensläufe und Informationen alle merken. Außerdem besorgst du bitte noch 20 Legionärshelme aus der Rüstkammer und 2 Vorschlaghämmer und 20 kurze Pfähle, wo wir die Helme draufsetzen können. Berufe dich auf mich, wenn es Probleme geben sollte. Dann gehe ich dort persönlich vorbei.


    Davor verschaffen wir uns anhand dieser Liste, und dieser Kopie für dich, einen Überblick über unsere Sollstärke in der I. Centurie, I. Kohorte, Legio I. Die Kopie ist für dich, damit du dasselbe tun kannst.

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  • Sim-Off:

    Alter Mann ist doch kein D-Zug :P :D


    Marcus war noch dabei seine Überraschung zu überwinden. Woher wußte der Centurio, daß er an 80 Akten gedacht hatte? Ja, bei Apollo, der Centurio mußte Orakelfähigkeiten haben! Mußte an all dem vielen Lesen liegen! Marcus kratzte sich am Nacken und grübelte. Natürlich hatte die 1. Centurie 80 Mann. So hatte Marcus es immer erlebt. Verwirrung breitete sich in Marcus aus und er sah nur verdattert aus.


    "Ähm...ja, 80! Ist das hier in der Prima anders?"


    Die Antwort kam jedoch reichlich spät, denn schon polterte die nächste Frage herein. Medizin studieren? Marcus riß die Augen auf und fing dann an, heiter zu lachen. Er und studieren? Das war wie Feuer und Wasser zu vereinen. Marcus stand leise lachend auf.


    "Medizin? Nein, eigentlich nicht. Außerdem sollte man da vielleicht eher einen griechischen Sklaven kaufen. Das reicht doch und man kann ihm irgendwann die Freiheit schenken, so wird er tüchtig im Lazarett arbeiten."


    Schnell folgte Marcus, um die Akten zu holen. Schwer bepackt kam er zurück, die Akten stapelten sich bis zu seiner Nasenspitze und mit einem Ächzen ließ er sie auf den Tisch, laut knallend, runtersinken. Marcus grauste es bei dem Anblick. Warum die Akten anschauen, wenn man die Männer auf dem Platz mustern konnte? Was zählte da noch, daß sie aus der Subura, dem Transtiberdistrikt oder aus Ostia kamen? Hauptsache sie würden sich auf dem Platz beweisen. War es wichtig, ob sie früher mal das Sumpfieber hatten, ob sie 5 Brüder oder ein uneheliches Bastardkind haben? Nein, sie mußten nur ihre Stärke vor Marcus Augen beweisen.


    Was sollte er nun tun? Erst die Helme holen, dann die Akten durcharbeiten?. Hoffnungsvoll wollte Marcus schon flüchten, doch Pustekuchen. Seufzend ließ sich Marcus niedersinken und griff nach der ersten Akte. Grummelnd öffnete er sie und sah auf das Deckblatt.


    Legionarius Garbedius Durus


      [*]Geboren: unbekannt
      [*]Alter: ungefähr 35 Jahre
      [*]Herkunft: Barium
      [*]Stand: Plebejer
      [*]Eltern:
      - Vater: unbekannt
      - Mutter: Rufia
      [*]Krankheiten: Filzläuse, Fußpilze, Hühneraugen, Exzeme im Schambereich



    Voller Grauen ließ Markus die Akte herunter sinken. Den wollte er bestimmt nicht mehr kennen lernen. Außerdem würde es schwierig sein, den Mann nicht wie einen Aussätzigen zu behandeln. Nur widerwillig widmete sich Marcus wieder der Akte.



    [SIZE=7]edit wegen minimalen Fehler noch gemacht[/SIZE]

  • "Herein!"



    Noch während die Tür aufging schrieb Plautius auf eine weitere Wachstafel.



    I. Centurie


    Primus Pilus Matinius Plautius
    1. Optio: Flavius Aristides
    2. Optio: Aurelius Antonius ???
    1 Signifer: unbesetzt (ersatzweise zur Zeit ein Legionär)
    1 Aquilifer: unbesetzt (ersatzweise zur Zeit ein Legionär)
    1 Cornice: Legionär
    1 Tubice: Legionär


    154 weitere Legionäre als kämpfende Truppe




    Sim-Off:

    alter mann? ne ne ne. das zieht nicht. alt sind saccus und flaccus von den valeriern. :D

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  • "Ah! Probatus Bursa. Geh zu den Latrinen und kalke diese. ich will, daß du all diese Schmierereien und Karikaturen übermalt werden. Und nimm Dir Probatus Macro zur Hilfe."


    Plautius machte dem Probatus ein Zeichen, daß er gehen konnte. Dann wandte er sich wieder dem Optio zu, der mit verdrießlichem Gesicht über den Akten saß.


    "Optio. Höre und lerne. Das Kalken der Latrinen hat nichts damit zu tun, daß mich das Gekritzel stört. Aber es ist sehr unübersichtlich. Also kalken wir und verschaffen uns so einen aktuellen Stand und lesen alles interessiert mit. Das erleichtert den Überblick.


    Informationen sammelt man ganzheitlich. Mit Augen und Ohren, dem richtigen Riecher, dem Bauchgefühl. Gespräche mit Dritten, Akten, Stubenkontrollen, dem Zustand der Ausrüstung


    Du fragst dich, was das mit den Akten soll. Sehr viel Papier, viele Zeilen und noch mehr Buchstaben. Informationen! Und alle Informationen und Details summieren sich zu einem Bild. Auf dem Exerzierplatz siehst du zwar einen wichtigen Teil des ganzen Bildes, aber es bleiben kleine Lücken.


    Stell Dir mal vor du kommt in eine stinkende Gasse und siehst einen Legioär mit blutigen Händen und einem Dolch in der Hand über der Leiche von Centurio Avitus stehen. Eine Frau sitzt weinend am Boden. Aus den Fenstern gaffen Menschen und ein kleiner Auflauf bildet sich. Was ist passiert?"

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  • Plautius war alleine in seinem Officium. Optio Aristides war mit rauchendem Kopf infolge der vielen Akten mal kurz an die frische Luft gegangen. Die Akten stapelten sich auf seinem Schreibtisch.


    Auch Plautius hatte eine Pause gemacht und betrachtete gedankenverloren einen riesigen aufgehängten Bauplan, welcher die halbe Wand einnahm und offensichtlich Skizzen, Grundrisse und Elemente eines Tempels zeigte. Neben unzähligen handschriftlichen Anmerkungen von Plautius. Das Gespräch mit Vitamalacus ging ihm nicht aus dem Sinn und so hatte er sich einige Zeichenabende und das Studium seiner vielen Unterlagen gegönnt.


    Er wandte sich um, sah den Legatus und nahm Haltung an.


    “Legatus. Das ist richtig. Ich habe eine “halbdienstliche” Nachricht aus CCAA erhalten, sowie auch noch einen “Gegenstand persönlicher Natur” für dich. Außerdem brauche ich deinen Rat und vielleicht deine Hilfe in einer privaten Angelegenheit, welche einen Klienten von Dir betrifft. Ich ziehe in Betracht mich auf unerforschtes Gebiet zu begeben und deine Erfahrungen könnten sehr hilfreich sein. Soll ich zur Unterredung in dein Officum kommen? Legatus.”

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  • „Wir können gleich hier bleiben Plautius.“


    Livianus trat zum Schreibtisch des Primus Pilus und setzte sich auf einen der Stühle, die davor standen. Gleichzeitig gab er Plautius durch ein Handzeichen zu verstehen, dass auch er sich setzen sollte.


    „Was kann ich also für dich tun?“

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