Beschäftigung am Abend - Klappe zwei

  • Das Training war vorbei, gegessen hatte Claudius auch schon und jetzt noch etwas Zeit zur Verfügung. Also schnappte er sich die bereits besorgten Metallteile und das Werkzeug und begab sich an eine abgelegene Ecke des Lagers. Weit genug weg, um dem Scheppern der Werkstätten zu entfliehen und noch nah genug dran, damit mir wichtige Vorgänge im Lager nicht entgehen würden. Hin und wieder kam ein Legionär oder ein Probati in der Nähe vorbei. Die Offiziere fehlten noch immer, sie waren im Feld.


    Er setze sich auf einen Stein, holte das Metallwerkzeug hervor und begann eines der kleinen Eisenteile zu bearbeiten. Dabei ritzte er Symbole auf das Metall, gerade so wie sie ihm einfielen. Er wollte nach und nach seinem Cingulum mit Beschlägen und Anhängern bestücken, um ihn unverwechselbar zu machen. Der Schwertgurt war für ihn neben seinem Gladius der wichtigste Ausrüstungsgegenstand überhaupt.


    Claudius hatte sich für die nächsten Wochen eine nette Nebenbeschäftigung vorgenommen …



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    ANTE DIEM XVI KAL MAI DCCCLV A.U.C. (16.4.2005/102 n.Chr.)

  • Während sich Claudius wieder einmal seiner Lieblingsbeschäftigung, der Ausschmückung seines Cingulum widmete, dachte er über das angekündigte Waffentraining nach. Er fragte sich, was wohl dran sei an dem Gerede, dass anfangs nur mit Holzschwertern trainiert werden würde. Für ihn war das erst einmal eine lächerliche Vorstellung. Das war doch was für Weicheier. Morgen würde er es wissen. Vermutlich würde er sich blöd vorkommen, mit einem Holzschwert rumzufuchteln. Also hoffte er mal, es war nicht mehr als ein Gerücht.


    So, der nächste Beschlag war heute fertig geworden. Zufrieden betrachtete Claudius das Ergebnis. Der jetzige war besser als der erste ausgefallen. Er hoffte, dass er sich in allem hier stetig verbessern würde. Schließlich wollte er viel erreichen und das lieber heute als morgen. Aber wie alles im Leben, brauchte auch das seine Zeit.


    Er packte nach zwei Stunden Arbeit seinen Sachen zusammen und kehrte in die Mannschaftsquartiere zurück.





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    ANTE DIEM XI KAL MAI DCCCLV A.U.C. (21.4.2005/102 n.Chr.)

  • Wieder einmal ein Abend an dem Claudius Zeit hatte… Er trottete die Via praetoria entlang. Kurz vor dem Tor bog er zu seinen Lieblingsplatz ab. Wieder setzte er sich auf den Stein und begann, ein Eisenteil zu einem neuen Anhänger zu bearbeiten. Dabei hing er seinen Gedanken nach…


    Inzwischen waren die ersten Kohorten aus ihrem Feldeinsatz zurückgekehrt und es kam Leben in das Lager. Der Legat war ebenfalls schon eingetroffen, nur zu Gesicht hatten die Probati ihn noch nicht bekommen. Claudius war gespannt, ob sich durch die Rückkehr der Soldaten Entscheidendes ändern würde. Eigentlich sollte es das, andererseits würde es die Ausbildung mit Sicherheit nicht verändern. Nur vielleicht die Freizeit, die es hin und wieder einmal gab. Wenn er doch nur schon Legionarius wäre …


    Mit Eifer bearbeitete er das Metallstück weiter, bis es in seiner Form seinen Ansprüchen genügte.





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    PRIDIE KAL MAI DCCCLV A.U.C. (30.4.2005/102 n.Chr.)

  • Mit Eifer bearbeitete Claudius ein weiteres Metallstück. Es sollte ein Beschlag werden. Immer wieder drifteten seine Gedanken ab. So ganz unten auf der Erfolgsleiter bekam man Genickstarre, wenn man zu den übergeordneten Rängen aufsah. Wenigstens Legionarius wollte er bald werden. In jeder Phase seiner Militärlaufbahn würde er Anhänger und Schnallen für seinen Waffengurt fertigen. Nach Jahren würde der eine eigene Geschichte berichten können.





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    ANTE DIEM IV ID MAI DCCCLV A.U.C. (12.5.2005/102 n.Chr.)

  • Heute wollte Claudius den ersten Anhänger als Legionarius für seinen Cingulum machen. Er suchte sich ein besonders großes Metallstück und bearbeitete es bis die äußere Form seinen Ansprüchen genügte. Eine große I würde er diesmal als Zeichen darauf anbringen, dass er inzwischen regulärer Legionär der Ersten geworden war. Damit stand er bereist über den Probati und denen in den Auxiliartruppen Dienenden.


    Was er unbedingt noch klären musste, war seine Zugehörigkeit zu den Centurionen. Absolut wichtig zu wissen, wo man hingehörte, Centurie, Kohorte. Wer war überhaupt Führer der ersten Kohorte? Logisch, der Höchste aller Centurios. In Frage kamen dafür nur Aurelius Sophus oder Aurelius Commodus, aber die Aushänge zur Truppenstärke waren nicht auf dem neuesten Stand. Er merkte, er war noch nicht völlig im Bilde. Es musste an ihm liegen und er ärgerte sich darüber.


    Deswegen stand er auf, räumte seine Sachen zusammen und wollte sich umgehend erkundigen.




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    ANTE DIEM VI KAL IUN DCCCLV A.U.C. (27.5.2005/102 n.Chr.)

  • Mit einem Lächeln auf den Lippen begab sich Claudius am Abend dieses ereignisreichen Tages zu seinen Lieblingsplatz. Er setzte sich auf den Stein, der nur für ihn an dieser Stelle zu liegen schien, und betrachtete den Himmel. Eine Ansammlung von Wolken verschluckte die Sonne am Horizont lange vor deren Untergang. Sie schickte ihre Strahlen auch nachträglich noch zur Erde. Ein selten schöner Anblick - geeignet, den heutigen Abend zu etwas Besonderem zu machen.


    Er griff zu seinem Werkzeug und einem Metallstück. Die Gedanken wanderten in alle möglichen Richtungen, während er an dem Anhänger herumwerkelte. Er dachte an seine Vergangenheit in Germanien, die augenblickliche Konstellation im Lager, seine Zukunft in der Legion, vielleicht eines fernen Tages einmal eine eigene Familie… Warum eigentlich nicht? Es gab Mädchen, die auf die Ehe verzichteten und den spärlichen Familienalltag mit einem Soldaten in Kauf nahmen. Selbst an seine Cousinen dachte er an diesem Tag. Na, und das wollte schon etwas heißen.


    Nachdem auf den letzten Anhänger bereits eine große I und ein L gekommen waren, ritzte er auf diesen neben die I ein großes O. Auf die Rückseite kam zusätzlich das heutige Datum, was er für das vorhergehenden ebenfalls noch nachholte. Sein Cingulum würde eine ganz eigene Geschichte erzählen, nämlich seine eigene, die des Herius Vesuvius Claudius - Sohn aus unbedeutendem Hause aber mit einem erfolgreichen Vater, Marcellus Vesuvius Macrinius und mit dem Wunsch, diesem in nichts nachzustehen.




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    ANTE DIEM VI NON IUL DCCCLV A.U.C. (2.7.2005/102 n.Chr.)

  • Seit die Vorbereitungen für den Bau des Amphitheaters angelaufen waren, wurden mehr und mehr von Vesuvius’ Kameraden abkommandiert - viele in die Steinbrüche, andere für Botendienste.
    Das Lager war selten so überschaubar gewesen. Manchen seiner engsten Freunde hatte Claudius seit Wochen nicht gesehen. So fehlten für den geselligen Feierabend die alten Kameraden. Seine Architektentätigkeit, die viele Abende gefüllt hatte, war ebenfalls abgeschlossen. Aus diesem Grund schnappte sich der Optio heute Werkzeug und Metallrohlinge, um nach langer Zeit einmal wieder einen seiner Gürtelanhänger zu fertigen. Am Rande des Lagers, wo es noch ruhiger zuging, hing er seinen Gedanken nach, während seine Hände eine neue Kreation schufen.




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    ANTE DIEM VII KAL OCT DCCCLV A.U.C. (25.9.2005/102 n.Chr.)

  • Als sich Claudius am Abend auf "seinem" Stein niedergelassen hatte und die Anhänger seines Cingulums betrachtete, stellte er fest, dass er bei der Ernennung zum Centurio versäumt hatte, ein Metallplättchen zu gravieren. Damals war er im Zuge eines Kommandowechsels erhoben worden, die aktuelle Ernennung hing ebenfalls mit einem Wechsel an der Legionsspitze zusammen.


    Der Anhänger mit einem eingravierten "C" würde fortan wohl immer fehlen, der mit einem "T", dem Datum vor Tagen und einem zusätzlichen Blitzsymbol stand heute auf dem Programm. Claudius nahm den Rohling zur Hand, schnappte sich das Metallwerkzeug und brachte zunächst das Material in Form. Anschließend stemmte er die vorgesehenen Symbole ein. Eine "I" für die Prima zierte den Anhänger auf der Rückseite. Eine Metallschlaufe hielt ihn am vorgesehenen Platz beim Gürtel fest.


    Nachdenklich drehte Vesuvianus das Plättchen zwischen den Fingern. Der Wert der Prima war in seinen Augen erheblich gesunken. Eine Aufwertung würde diese Einheit erst wieder erfahren, wenn der rechte Mann auf dem Legatposten saß, aber an einen Wechsel an der Spitze der Legion glaubte Vesuvianus nicht mehr, wenigstens nicht in annehmbarer Zeit. Seufzend erhob er sich, griff zum Werkzeug und machte sich auf den Rückweg.

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