Meine Befürchtungen bezüglich der Grudausbildung bewahrheiteten sich. Victor nahm uns mächtig ran. Und da er von den Regulären kam, eben wie er es gelernt hatte. Mit dem Pilum gegen Strohpuppen, mit dem Gladius gegeneinander, mit Schild und Rüstung.
So nette Sachen wie mit vollem Marschgepäck im Kreis rummrennen, in der Sonne strammstehen und marschieren.
Und unsere zerschundenen Knochen interessierten ihn äussertst wenig.
Ich muss ehrlich sagen, an manchen Tagen hätte ich ihm gerne meine Hände um den Hals gelegt und zugedrückt. Wenn ich nur meine Arme noch hätte heben können.
Und dann kam noch dazu, das ich im Gegensatz zu den Meisten keinerlei militärische Vorbildung hatte. Und deswegen meistens hinterherhinkte. Nicht nur im übertragenen Sinne.
Aber ich holte auf. Zuimindest hatte ich das Gefühl. Aber eben auch, das Victor mich besonders im Auge hatte und mir gerne ein paar extra Lektionen aufdrückte.
Ab und zu, wenn ich die Schnauze wieder einmal gestrichen voll hatte, dann machte ich mich abends davon. In Richtung Tavernen und anderer Ablenkungen. Ich büsste das zwar immer am nächsten Tag, aber es musste einfach ab und zu sein.
In einem Punkt allerdings war ich den anderen und auch Victor weit voraus. Ich wusste was uns da draussen erwarten würde. Ich kannte die andere Seite Roms.
So oft ich auch untertags von den anderen mitleidig betrachtet wurde, so sehe sie auch über mich spöttelten beim Pilumwurf oder Marschieren, so sehr hingen sie an meinen Lippen, wenn ich über das andere Rom, jenseits der guten Viertel und Kaserenen, erzählte.
Nun vielleicht lag es auch daran, das ich dazu immer ein wenig Wein organisierte.
Das andere Rom ...