"Das ist doch lächerlich! Würdest du einen von uns Römern umbringen, weil er es nicht schlimm fände? Und wie Valens letztens sagte: Woher soll man wissen, welches der rechte Glaube ist? Das ist natürlich eine ziemlich sinnlose Diskussion. Im Übrigen habe ich das Gefühl, dass fast alle Menschen bzw. Römer viel zu schnell urteilen. Fast alle haben sich nicht mit der Sache beschäftigt, ihr Wissen basiert nur auf Gehörtem und Gerüchten. Ich habe viele Jahre auf Studienreisen in Judäa und der Umgebung verbracht und meine deswegen, dass ich eher urteilen kann."
Der spanische Scipionenkreis
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Ich nickte gespielt anerkennend. Da hatte aber jemand wirklich mal seine Hausaufgaben gemacht.
Eine Bildungsreise also. Dieses Reiseziel sollte ich auch noch einmal in Angriff nehmen. Aber zum Christentum. Es ist nun mal meine feste Auffassung, dass ich an die römischen und griechischen Götter glaube. Sie decken beinahe alle Lebensbereiche ab und begleiten mich somit auf Schritt und Tritt.
Ein einziger Gott, der auch noch den Anspruch erhebt, der einzige zu sein und keinen neben sich zu dulden... solch ein Gott ist gefährlich. Die Anhänger dieses Glaubens verweigern den Dienst am Kaiserkult und spucken damit einer jahrelangen Tradition ins Gesicht.Sollte man sie deswegen diplomatisch behandeln, ihnen entgegenkommen? Das mag gut möglich sein, doch die Zeit dafür ist nicht gekommen. Sie haben sich ihren Glauben weise ausgesucht, somit haben sie auch ihr Schicksal weise gewählt.
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"Man braucht ihnen nicht entgegenzukommen, es reicht auch, sie zu akzeptieren oder wenigstens zu tollerieren.
Der Gott der Christen ist allmächtig, er benötigt keine anderen Götter, und noch viele andere Menschen und Anhänger anderer Kulte und Religionen pfeifen auf den Kaiserkult und haben weitaus schlimmere Kultriten.
Die Religionspolitik des römischen Reiches ist und war immer tollerant. Die Bewohner neuer Provinzen waren immer frei im Glauben. Anders hätte Rom auch nicht so weitreichende Macht und einen so ausgeprägten Frieden..." -
Sicher. Man kann sie akzeptieren. Jedoch sollten wir vielleicht zum Punkt des Tempelraubes zurückkehren. Welche Ansicht vertrittst Du, wie vorzugehen wäre? Übrigens, wie lautet Dein Name?, fragte ich freundlich.
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"Mein Name ist Marcus Petronius Glabrio, ich bin Curator an der Schola!
Nun zum Tempelraub: Ich würde kein Exempel an einer Minderheit statuieren, sondern viel mehr den Täter mit allen Kräften suchen und ihn bestrafen."Sim-Off: Was nicht leicht wird, da es keinen Täter gibt...
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Sim-Off: Wissen wir das?
Wie gesagt, ich tippe auf Schmuggel und würde den Handel durchleuchten. Aber wie genau man da verfahren sollte, habe ich nicht zu entscheiden.
Du bist also Curator der Schola. Interessant. Werden in Zukunft denn Kurse angeboten?
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Sim-Off: "Wir bieten am laufenden Band Kurse an, doch komm selbst in die Schola und lasse dich informieren über das aktuelle Angebot!"
"Ja, Schmuggel wäre möglich, doch unsere Aufgabe ist nicht, die Tat aufzuklären, sondern zu diskutieren. Möchtest du das nächste Thema eröffnen, Matinius Agrippa?"
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Sim-Off: Aha
Das werde ich tun., sagte ich nickend und sah wieder zu Agrippa. Geduldig wartete ich auf das nächste Thema.
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Er wollte zwar noch was dazu sagen, aber liess es dann bleiben und kramte eine Wachstapfel hervor.
"Vielleicht habt ihr bereits davon gehört, in Italia wurde ein Gesetz verabschiedet, welches das Glückspiel unter Strafe stellst, wie denkt ihr darüber? Ist es sowas überhaupt sinnvoll?"
Er reichte die Tapfel umher ...
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTIWIRD
PER DECRETUM PROVINCIALEGLÜCKSSPIEL UNTER STRAFE GESTELLT
GLÜCKSSPIEL PER DECRETUM PROVINCIALE BETRIFFT ALLE SPIELE UM EINEN VERMÖGENS – ODER SACHWERT, DEREN AUSGANG IM WESENTLICHEN VOM ZUFALL ABHÄNGT UND NICHT VOM GESCHICK ODER DEN ENTSCHEIDUNGEN DER SPIELER
ZUWIDERHANDLUNGEN WERDEN MIT
FREIHEITSSTRAFE ZWISCHEN EIN UND DREI MONATE ODER MIT GELDSTRAFE VON FÜNFZIG BIS FÜNFTAUSEND SESTERZEN
GEAHNDET.
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Ich las das Geschriebene und gab die Tafel dann an Glabrio weiter.
Schweres Thema. Da bin ich geteilter Meinung. Einerseits habe ich selbst manche Stunde mit Glücksspiel verbracht und schätze die gesellige Runde, in der man würfelt oder dergleichen. Andererseits läuft es der Tugend der Mäßigung zuwider. Was meinst Du, Glabrio?
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Glabrio nahm die Tafel entgegen, las sie und gab sie weiter.
"Ich bin mir sicher, dass unser weiser Proconsul dieses Decretum nicht hier einführen wird... Das widerspräche dem Lustprinzip...
Nun, ich selbst finde, es ist nicht Sache des Senats oder der Curia, Glücksspiele zu regeln. Jeder Bürger muss für sich entscheiden, ob er diesem... nun ja, diesem nachgeht. Ich persönlich halte davon zwar nicht besonders viel, aber ich würde es auch nicht verbieten." -
"Tugend der Mässigung? Tja, wenn du mich kennen würdest, wüsstest du, dass ich diese Tugend nicht besitze ..."
"Nein, ich sehe darin nichts gutes, weshalb sollten wir dem Volk einen solchen Spass verbieten? Es ist nicht unser Geld, welche sie verzocken, sondern ihres, sie sollen tun und lassen können, wie es ihnen gefällt, so ist jedenfalls meine Meinung dazu ,,,"
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Ich nickte den beiden grinsend zu.
Dann werde ich das in Corduba so weitergeben. Der Proconsul fordert mehr Glücksspiel!, sagte ich grinsend.
Aber Spaß beiseite. Zumindest finde ich, dass wir ein Auge aufs Glücksspiel haben sollten. Das ist ein nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Faktor. Aber das nur inoffiziell gesagt.
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Agrippa grinste ...
"Das wäre mir recht, wenn du das so weitergeben würdest."
"Wie meinst du das ein nicht unterschätzender wirtschaftlicher Faktor? Die Provinz hat bis jetzt weder Ertrag oder noch Kosten aus dem Glückspiel gezogen ..."
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Noch nicht...
Ich beugte mich weiter vor, sodass wirklich nur die beiden meine Worte hörten.
Aber wenn die Provinzregierung auf Glücksspiel das Monopol hätte... sozusagen alle größeren Gruppierungen in der Hand, wäre das wirtschaftlich sehr lohnend.
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"Du denkst an sowas wie ein Casino?"
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Keine schlechte Idee. Soetwas könnte man in jeder wichtigen regionalen Hauptstadt errichten. Also Tarraco und Corduba. Das würde auch neue Bürger anziehen.
Aber was ich ebenfalls meinte wäre die Errichtung eines staatlichen Syndikats. Hört sich sehr hochtrabend an, umfasst aber eigentlich nur die Eigenschaft, dass wir, die Provinzverwalter die Kontrolle über sämtliche Glücksspielmachenschaften erhalten. Dadurch könnte man das Glücksspiel endgültig salonfähig machen...
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"Das Glückspiel salonmäßig...", mischte sich Valens ein. "Keine gute Idee, wie ich finde. Alle würden plötzlich würfeln. Kaiser würden womöglich Vermögen verwürfeln, während die größten Gauner reich werden würden... ich denke, so, wie es jetzt gerade ist, passt es. Bei einem Verbot nämlich würde sich eine Glücksspieler-Subkultur entwickeln, die unsere Werte und Sicherheit untergraben würde. In der Beziehung halte ich nicht besonders viel von solchen Änderungen."
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Ich nickte dem vierten Mann in unserer Runde freundlich zu.
Das ist teilweise übertrieben. Wir müssen derzeit alles tun, um die Attraktivität der Provinz zu steigern. Und wenn das bedeutet, dass ich z.B. in Corduba eine Spielhalle errichten müsste, wäre mir das nur recht. Aber ich kann Deinen Standpunkt nachvollziehen. Wir würden dem moralischen Verfall Tür und Tor öffnen.
Aber warum sollten wir nicht den gestressten Seelen des Imperiums weitab der harten Gesetze Italiens und der Kälte Germaniens ein Paradies der Entspannung bieten, in dem sie für einige Stunden die Selle baumeln und ihr Geld lassen können?
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"Und du denkst wirklich, es gibt keinen anderen Weg, die Attraktivität von Hispania zu steigern, ohne es zu einem Sündenpfuhl zu machen? Wir könnten zum Beispiel die Naturschönheiten unserer Provinz herzeigen. Ich glaube, so ein Casino würde wenig mehr als Gauner anlocken."
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