Cubiculum | Sklavenunterkunft

  • Er besitzt mich aber ich sehe ihn nicht als meinen Herrn an. Ich werde ihm nicht dienen, nicht mit meinem Herzen oder meine Seele. Ich werde machen was er sagt, aber ich werde es niemals für ihn machen. Und eines Tages wer weiß was ich machen werde, sagte sie dann noch nachdenklich und war sich grade nicht bewusst, dass Phaeneas das ganz anders auffassen konnte oder es verpetzen konnte, was ihr aber egal war.
    Hedda sah ihn verwundert an, denn es wunderte sie einfach, dass er ihr helfen wollte. Er kannte sie doch gar nicht und wusste nichts über sie und vor allem wusste er nicht was sie alles getan hatte oder noch bereit war zu machen.
    Du hättest etwas gut bei mir wenn das klappt. Es ist für mich einfach wichtig, dass er einen Brief bekommt, dass ich meine Kette bekomme. Sie ist das einzige was ich von meiner Schwester habe. Wenn er aber hier raus kam, vielleicht konnte sie es irgendwann auch schaffen mit seiner Hilfe.

  • „Du wirst schon wissen, was du tust“, meinte Phaeneas schulterzuckend.
    Die Verwunderung in Heddas Gesicht ließ den bithynischen Sklaven schmunzeln.
    Aber eine Sache gab es noch zu klären: „Hm, da du mir ja jetzt gesagt hast, was du gerne zurück hättest, würde es dann nicht reichen, wenn ich es dem Centurio mündlich ausrichte?“ Phaeneas war bei dem Gedanken unwohl, einen Brief übergeben zu müssen, denn er konnte schließlich nicht nachprüfen, was Hedda schreiben würde. Am Ende besprach sie mit dem Centurio Fluchtpläne oder ähnliches... Der Bithynier konnte sich zwar nicht vorstellen, warum er das tun sollte, aber man wusste ja nie...

  • Auch das war eine Möglichkeit aber dann müsste sie ihm alles sagen was sie aufschreiben wollte. Ihre schriftlichen Kenntnisse waren nicht die besten und auch das Lesen war sehr schlecht, deswegen würde sie Probleme haben einen wirklichen Brief zu verfassen, aber es gab Dinge die wollte sie nur ihm sagen. Hedda überlegte und seufzte dann. Sie wollte niemandem vertrauen und schon gar nicht einem Sklaven den sie eigentlich nicht kannte.
    Ja du weißt was ich haben möchte, aber ich kann dir nicht alles sagen was ich ihm gerne schreiben möchte, aber es sind sicher keine schlimmen Sachen und wenn ich etwas schreibe darf es kein andere lesen oder bekommen. Kannst du mir das garantieren? Vielleicht war es auch unnötig sich solche Gedanken zu machen, denn wenn man ihn nicht gehen ließ dann hatte sich das auch mit einem Brief erledigt. Auch überlegte sie wie sie alles umschreiben könnte falls sie es ihm doch mündlich sagen musste denn er durfte ja nicht wissen um was es wirklich ging.

  • Misstrauisch sah Phaeneas das Mädchen an. Niemals wollte er schuld sein, wenn sie doch etwas in den Brief schreiben würde, was Auswirkungen haben würde, niemals! Deshalb versicherte er sich noch einmal: „Bist du dir wirklich ganz sicher, dass nichts falsches darin stehen wird? Ich tue dir einen Gefallen und ich möchte keinen Ärger dafür bekommen. Bedenk das. Wenn du darauf eingehst, kann ich dir auch versichern, dass ich alles tun werde, damit der Brief niemandem sonst in die Hände fällt.“

  • Ich werde nichts reinschreiben was dich in Bedrängnis führen könnte. Ich habe ihm viel zu verdanken und das möchte ich ihm sagen unter anderem. Wenn man von den Wunden auf ihrem Rücken absah die er ihr zugefügt hatte und die anderen Schläge dann hatte er wirklich nur versucht sie auf die grade Bahn zu bringen. Sie hoffte, dass er ihr nun glauben würde und sie schreiben durfte.

  • „Nun gut, dann bin ich einverstanden.“Was Hedda ihm wohl zu verdanken hatte? Das hätte Phaeneas jetzt nur zu sehr interessiert, aber fragen konnte er ja nicht... Dankbarkeit war nicht gerade eine Eigenschaft, die er Hedda zugewiesen hätte, aber irgendwo schien es doch einen Schlüssel zu ihr zu geben. Und wo der war, hätte der bithynische Sklave nur zu gern gewusst.
    Aber gut, kommt Zeit, kommt Rat, die Zeit würde schon alles richten.

  • Hedda fiel ein Stein vom Herzen als sie das hörte. Es würde ihr schwer fallen den Brief zu schreiben, aber sie bekam das sicher hin. Viele Worte brauchte sie nicht der Centurio würde schon wissen was sie damit ausdrücken wollte.
    Wann kann ich anfangen zu schreiben? Kommen wir so leicht an die Sachen ran? Ich glaube nicht, dass man einem Sklaven gestattet einfach Pergament und Tinte sich zu holen. Das war dann schon wieder ein weiteres Problem dem sie gegenüber standen.
    Sicher gab es einen Schlüssel zu Hedda aber der war so tief versteckt, dass man dazu sehr weit graben musste.

  • „Stimmt, das ist in der Tat ein Problem.“ Phaeneas fluchte innerlich. Die Behauptung, er wolle sich Mogontiacum anschauen, war das eine und stimmte irgendwo auch. Aber jetzt zwang ihn das Schicksal wieder zu einer Notlüge. Viele Sklaven belogen ihr Herrn, um irgendetwas zu erreichen, doch Phaeneas war zuwider seinen Herrn so zu betrügen. „Wir könnten den Herrn um Papier und Tinte bitten, damit du mir etwas Schreiben beibringen kannst.“ Was Phaeneas dann auch wirklich tun wollte, nicht um Schreiben zu lernen – er war bisher gut ohne ausgekommen, also würde er es auch in Zukunft nicht brauchen – sondern um den Herrn nicht ganz belügen zu müssen. „Eine Bibliothek gibt es hier ja nicht, also sehe ich keine andere Möglichkeit.“ Einen Bibliothekar hätte man leichter überreden können, mit fremden Dingen ist man bekanntermaßen großzügiger als mit eigenen. „Oder fällt dir noch etwas ein?“

  • Diese Idee fand sie irgendwie lächerlich, denn der Legat nahm es den beiden doch sicher nicht ab, dass Hedda, die nicht richtig schreiben und lesen konnte, dem Sklaven etwas beibringen wollte. Der würde ja sofort merken, dass an der Sache etwas faul war deswegen schüttelte sie energisch und doch mit einem etwas spöttischen Lächeln den Kopf.
    Wir werden nicht zu ihm gehen und ihn fragen. Sag mal gehst du immer gleich zu dem Kerl und fragst ihn um Erlaubnis auch wenn du die Latrinen benutzen musst. Wir werden einfach in sein Arbeitszimmer gehen wenn er schläft und dann holen wir uns was wir brauchen. Er wird es nicht merken und uns keine dummen Fragen stellen. Für Hedda stand das schon fest und ihr Ton erlaubte auch keinen Widerspruch von ihm.

  • Das mit den Latrinen überhörte Phaeneas charmant, obwohl ihm schon fast ein freches „Wieso nicht?“ auf der Zunge lag, und übersah auch ihr spöttisches Lächeln und meinte nur: „Es geht doch alles über den Herrn. Wer hier hat dir etwas zu sagen, außer dem Herrn?“
    Was Hedda weiter sagte, war für den Bithynier so ungeheuerlich, dass er einige Moment brauchte, um fassen zu können, dass dieses Mädchen es wirklich gewagt hatte, einen derartigen Gedanken, mit ihm, Phaeneas, in Verbindung zu bringen.
    „Das mach mal lieber ohne mich.“ Einen Dieb würde Hedda bestimmt nicht aus ihm machen! „Nachts sind in der Domus Wachsoldaten unterwegs. Außerdem...“ - Jetzt kam das dicke Ende - „...werde ich den Brief wohl nicht abliefern können, wenn ich weiß, dass das Papier geklaut ist.“

  • Dieser Sklave treib sie noch in den Wahnsinn. Was dachte er nur? Wenn sie den Ausdruck Maschine gekannt hött, hätte sie ihn mit einer Maschine verglichen. Hast du irgendwo in dir noch etwas Stolz? Du bist keine Puppe mit der man alles machen kann. Du bist ein Mensch warum vergisst du das? Hedda konnte ihn nicht verstehen wie er einfach alles machen konnte was sein Herr ihm auftrug, es war einfach unglaublich. Er kann mir was sagen, aber ich habe einen freien Willen und kann entscheiden ob ich es mache oder nicht das glaube ich unterscheidet uns beide sehr voneinander. Hedda glaubte nicht richtig zu hören und sah ihn verdutzt an. Es geht hier um Papier und Tinte was stellst du dich da so an? Du tust ja fast so als hätte ich vor deinen Herrn auszurauben. Was bist du für einer hmmm? Ich denke du willst mir helfen wo ist denn da die Hilfe????

  • Phaeneas sah sie an und es lag etwas von der Melancholie darin, die ihm von Natur an zu eigen war und die das Leben in der Sklaverei noch verstärkt hatte.
    „Natürlich kann er alles mit mir machen. Was ändert es da, dass ich ein Mensch bin? Ein Sklave muss tun, was der Herr sagt, egal was er davon hält, ob es gut oder schlecht ist, denn er ist der Herr.“
    Er wusste nicht, worauf sie hinaus wollte, als sie nach seinem Stolz fragte. Auch was sie mit der Puppe meinte, war ihm schleierhaft. Der freie Wille, das verstand er sehr gut, doch er hatte längst erkannt, dass es den nicht gab, wer konnte schon immer frei nach seinem Willen entscheiden?
    „Das war ein freundliches Angebot, Hedda, sicherlich, doch du solltest bedenken, dass ich dabei persönliches Risiko eingehe. Mir liegt nicht daran, Ärger mit dem Herrn zu bekommen. Und ich werde ihn nicht beklauen und auch nicht dabei zu sehen.“

  • Er war wirklich durch und durch ein Sklave und hatte in ihren Augen keine Würde mehr. Sie konnte ihrerseits nicht verstehen wie man die Puppe eines anderen Menschen sein konnte und alles machte was einem gesagt wurde. Hedda war freigeboren und doch wusste sie ja wie es war unter der Fuchtel von jemand anderem zu stehen. So viele Jahre schon und nun sollte es weiter gehen. Keiner fragte wie es in Hedda aussah. Jeder sah nur die Verbrecherin in ihr aber ansonsten einfach nichts, dass sie aber auch ein Herz hatte erkannten nur die wenigsten denn sie ließ niemanden dort hin hindurch aus Angst es könnte jemand zerbrechen.
    Es tut mir leid, dass du so denkst. Dann stand sie auf und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar um dann in einen nicht freundlichen Ton noch etwas anzufügen Dann lässt du es eben. Ich brauche deine Hilde nicht! Es hätte ihr von vornherein klar sein müssen, dass man hier auf Hilfe nicht hoffen konnte. Sie ging auf die andere Wandseite und setzte sich dort auf den blanken Boden und zog ihre Beine dicht an sich ran.

  • In diesem Moment fühlte sich Phaeneas von Heddas schroffen Worten verletzt.
    „Gut, versuch es allein.“Als sie aufstand und sich weiter weg hinsetzte, hielt es auch den Bithynier nicht mehr an seinem Platz. „Ich gehe wieder zurück an meine Arbeit“, meinte er nur noch kurz und drehte sich um und verließ den Raum.
    Er wusste nicht, was er von Hedda halten sollte. Sie war so undurchschaubar, mal umgänglich, mal aufrührerisch und frech... Das Gemeine dabei war, dass sie ihre Frechheiten auch oft genug an Phaeneas ausließ, obwohl er guten Willen zeigte. War es hier klüger, verständnisvoll zu sein oder ihr ab und zu ihre Grenzen aufzuzeigen?
    Na ja, die Zeit würde es zeigen und auch das Schicksal spielte ja immer wieder zwischen alles.

  • Und wieder war sie alleine, etwas mit dem sie gelernt hatte zu leben, denn die Einsamkeit schien ihr ewiger bekleiter zu sein. Sie musste es alleine versuchen auch wenn sie das einiges kosten konnte. Es war ihr nicht bewusst, dass sie den Sklaven immer wieder verletzte egal was sie sagte,sie kannte es nicht anders.
    Hedda legte ihren Kopf auf ihre Knie und schloß die Augen. Wenn sie doch nur einschlief und dann wenn sie wieder ihre Augen öffnete ganz wo anders wäre. Doch das würde nicht geschehen, aber dennoch schlief sie einfach ein so wie sie da auf dem Boden saß und ihre Beine mit ihren Armen umklammerte.

  • „So, bleib hier und mach keinen Ärger bis ich wiederkomme. Ich bringe dem Herrn jetzt das Essen.“Hoffentlich würde sie sich daran halten. Denn jetzt noch eine Dummheit anstellen, würde vermutlich das Fass zum Überlaufen bringen.
    Phaeneas verließ die Sklavenunterkunft und eilte, um sich um den Herrn zu kümmern.

  • Mit starrem Blick war sie in den Wohnbereich der Sklaven gegangen, Phaeneas immer im Rücken. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass sie ihn wieder anfallen könnte und wollte auf Nummer sicher gehen. Sehr deutlich konnte man nun den blauen Fleck in ihrem Gesicht sehen wo Lucianus sie getroffen hatte.
    Ein stummes Nicken brachte sie dem Sklaven entgegen und sah ihm nach als er ging.
    Als er dann schließlich weg war sah sie einfach an die Wand wie kurz zuvor noch im Carcer. Es hatte ihr immer geholfen ihre Gedanken etwas zu sortieren doch dieses mal schien es nicht wirklich zu helfen. Hedda hatte schlimme Kopfschmerzen und als sie sich endlich aus ihrer Starre riss ging sie zu einer Schüssel die mit Wasser gefüllt war und nahm einen Lappen den sie dann in das kalte Wasser tunkte und danach auswrang und an ihre Wange hielt. Es kühlte etwas und tat einfach gut, dabei konnte sie sich einen Seufzer nicht mehr verkneifen. Sie kniete sich auf den Boden, den Lappen an ihre Wange gepresst und begann leise vor sich hinzusprechen:
    Es tut mir alles so leid Iska. Ich hatte dir versprochen, dass ich dich da raus hole und ich habe versagt. Ich habe in allem versagt und wahrscheinlich ist das hier meine Strafe. Ich darf über nichts sprechen und das erste mal in meinem Leben wünschte ich ich hätte jemanden mit dem ich über alles reden könnte. Iska ich habe solche Angst.
    Hedda versagte langsam ihre Stimme und wieder schaffte sie es nicht ihre Tränen zu unterdrücken.

  • Phaeneas fand Hedda, mit einem Lappen an die Wange gepresst, auf dem Boden kniend.
    Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er sich, bei ihrer letzten Begegnung, wieder von einer in der Luft hängenden Stimmung hatte anstecken lassen. Er hatte gespürt, dass der Herr ungehalten gewesen war und hatte es prompt aufgenommen. Leicht ärgerte er sich über seine Unbeherrschtheit.
    Er setzte sich neben das Mädchen und sammelte sich erst einmal.
    „Der Herr hat beschlossen, dass dieser Zwischenfall ohne weitere Folgen bleiben wird. Aber du musst vorsichtig sein, Hedda! Er hat dein Leben in der Hand und niemand wir ihn an seinem Recht hindern, dich zu bestrafen, wenn du dich weiter widersetzt.“

  • Schon zum zweiten mal hatte sie das Tuch wieder in das Wasser getaucht und neu auf ihre schmerzende Wange gelegt. Das Wasser kühlte langsam nur noch gering, aber es war besser als gar nichts zu haben. In ihrem Kopf war ein heilloses Durcheinander und sie konnte es einfach nicht ordnen, es war als kippte alles immer wieder um wenn sie versuchte etwas auf die grade Bahn zu lenken. Ganz bestimmt ging sie hier noch unter, egal wie man das jetzt verstehen mochte, aber es musste so sein und konnte gar nicht anders.
    Es wunderte sie, dass Phaeneas sich tatsächlich neben sie setzte als er wieder kam und sie erwartete jetzt eigentlich ihre Strafe doch sie hörte Worte von denen sie nicht geglaubt hatte sie zu hören.
    Glaube mir ich weiß, dass er mein Leben in der Hand hat. Ich weiß auch, dass er nicht zögern wird mir persönlich das Leben zu nehmen sollte es so weit kommen. Ich kenne solche Menschen und sie machen ihre Drohungen war. Irgendwann wird es so sein, sprach sie leise und ließ den Lappen in die kleine Schüssel fallen, dass das Wasser einige Tropfen rausspritzte.

  • Das war etwas, was Phaeneas schon seit langem störte: „Hedda, du siehst die Welt so, als könntest du nichts gegen den Verlauf des Schicksals tun. Wieso gibst du alles aus der Hand, liegt dir denn gar nichts an dir selbst? Lern dich selbst zu beherrschen und finde dich hier ein, dann kann dir gar nichts passieren!“
    Das mit der Selbstbeherrschung war wohl der wichtigste Punkt, den sie angehen müssen würde.
    Langsam hob er die Hand und verstrich die Wassertropfen mit den Fingern. Durchsichtig waren sie und doch spiegelte sich glitzernd die Umwelt darin...

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