In einer der kleineren, etwas schmuddeligen Seitenstraßen Brigantiums befand sich eine der nicht sehr zahlreichen Kaschemmen des Ortes: Die Taberna Combibo Mortuus – die 'Taverne zum toten Zechgenossen' – war im unteren Geschoss eines schmalen Hauses untergebracht, das seine besten Tage bereits hinter sich hatte. Um in die niedrige und ziemlich schummrige Schankstube zu gelangen, musste man von der Straße einige Treppen hinab steigen.
Darüber befanden sich zwei weitere Stockwerke, in denen ebenfalls Gäste bedient wurden. Dort jedoch weniger mit saurem Wein und warmem germanischen Bier, als vielmehr mit… aber das soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden.
Auf jeden Fall war dies kein Ort für zart besaitete Jungfrauen und auch nichts für grüne Jungs, die gerade erst unter Mutters Schoß hervor gekrochen waren. Obwohl auch gesagt werden muss, dass die Taberna Combibo Mortuus, trotz ihres wenig verheißungsvollen Namens, keinesfalls die übelste Lokalität in Brigantium war. Ohne jetzt schlechter über die Stadt reden zu wollen, also sie es verdient hat, sei der Hinweis erlaubt, dass es unten am Hafen eine windschiefe Bretterbude gab, kaum mehr als ein Verschlag, die man allgemein nur 'Das Loch' nannte und dort, so hieß es, war die Sterberate unter den Gästen weitaus höher.
In der Taberna Combibo Mortuus war man hingegen mehr auf die Sesterzen der Gäste aus, als auf ihr Leben. So lümmelte also die dralle Wirtin in einer Ecke des Schankraumes und wartete auf Kundschaft. Doch leider verirrten sich seit dem Krieg im letzten Jahr nur noch selten Gäste hierher. Es waren schlechte Zeiten und sie hatten sich auch nicht mit dem Eintreffen einer stattlichen Anzahl römischer Legionäre verbessert. Denn die Hoffnung der Wirtin, dass diese Legionäre nun regelmäßig ihren Sold bei ihr lassen würden, hatte sich bislang nicht erfüllt. Scheinbar gab es da einen hartleibigen Kommandeur, der seine Männer kaum einmal aus dem am Ortsrand neu errichteten Lager heraus ließ. Swanewit, so hieß die Wirtin, hatte ihn schon häufiger dafür verflucht.