Gelangweilt, aber durchaus pflichtbewußt, versah Ajax der Thraker seinen Dienst: das Hoftor bewachen. Der bullige Sklave stand schon seit Stunden stumm, groß, und abschreckend davor. Zweimal hatte er heute schon mit seinem massiven Stab verdächtige Herumtreiber verscheucht, und einem auch ordentlich das Fell gegerbt. So war es ihm lieber, als wenn gar nichts los war. Am allerliebsten war es ihm aber, wenn es richtig zu Sache ging, und sein caestus zum Einsatz kam, wenn Knochen brachen und Blut spritzte.
Gerade hatte er das Tor wieder verriegelt, und war in den Schatten der Mauer getreten. Dort flocht er sich seinen drahtigen schwarzen Bart neu, und dachte dabei über Gloria nach. Gloria, das war eine verführerische Amazone, und er war recht stolz auf sie - er hatte sie sich nämlich selbst ausgedacht! Sie war die Hauptperson in einer Geschichte, die der zähe Kämpe in den vielen langen Stunden seiner Wache ersonnen hatte. Sich solche versponnenen Erzählungen aus den Fingern zu saugen, das war schon seit Jahren Ajax' geheime Leidenschaft. Aber natürlich behielt er die Geschichten für sich. Keine Menschenseele wußte davon. Er wäre ja zum Gespött der ganzen Villa geworden. Nein, hier gab man sich besser keine Blöße.
Im Moment stand ihm eine Szene vor Augen, in der Gloria in einer knappen Lederrüstung an den Altar eines fiesen ägyptischen Priesters gefesselt war.... da riss ihn Hufgeklapper und das Geräusch von sich nähernden Schritten in die Realität zurück.
Sein finsteres bärtiges Gesicht zeigte keine Spur von diesem zarten Innenleben, als er sich zu Arrecina und Rutger wandte.
"Junge Herrin." knurrte Ajax, und senkte das zottige schwarze Haupt ein wenig vor Arrecina.