• Als sie ihren Arm kurz auf meinen legte, blickte ich sie verwundert an. Da regte sich doch noch ein Lebenszeichen. Ich lächelte, denn das war der erste Schritt auf ihrem Weg.


    Heutzutage sind die Frauen immer ehrgeiziger geworden. So gut wie keine Frau möchte ihrem Mann wie ein Schoßhund überall hin folgen, wenn sie an ihrem jetzigen Wohnort bessere Chancen hat.


    Ich sah sie musternd an. Liebend gern hätte ich ihre Hand genommen, um ihr zu zeigen, dass es nichts gab, vor dem sie sich fürchten musste oder was sie nicht tun konnte. Doch vorerst hielt ich mich zurück und sah nur auf ihre Hände.


    Dass du reiten kannst ist gut. Wir können später ruhig ausreiten. Aber ich sehe in deinen Augen mehr. Ein gewisses Fernweh, das ich auch verspürt habe und das noch immer leicht in mir brennt. Vielleicht lässt sich da etwas machen. Auch ein Duumvir braucht Urlaub.


    Als sie auf die Verwirklichung meiner Wünsche zu sprechen kam, sah ich sie liebevoll an. Das war lieb von ihr.


    Keine Angst, ich bin kerngesund. Aber ich strebe eine Volksherrschaft ohne einen Kaiser an.

  • Sein Blick war verwundert, doch er sagte nichts. Ich fühlte mich auch so schon schlecht genug und spürte, wie sich eine leichte Röte in meinem Gesicht breit machte. Ich senkte den Kopf, damit er dies nicht all zu sehr mitbekam. Es war doch recht peinlich, so unkontrolliert zu handeln, wo ich doch als Sklavin mein Leben lang gelernt hatte, eingeprügelt bekommen hatte, dass wir keine Gefühle zeigen durften, wenn wir nicht verletzt werden wollten, dass wir zu gehorchen, zu gehorchen und noch mal zu gehorchen hatten und sonst nichts. Demut war das oberste Gebot neben dem Schweigen und dem Gehorsam.


    »Nun, da kann ich nichts dazu sagen… Ich bin Eigentum, ich habe zu folgen… Ich weiß nicht, wie ich handeln würde, wenn ich frei wäre… Aber es stimmt vermutlich. Ich hab einige reiche… Frauen kennen gelernt, die lieber in Rom sind als am Land. Dort ist das Leben, dort passiert etwas… Für mich wäre es wohl nichts… Ich bin nicht interessiert an Spielen.«


    Wieder sah er mich musternd an, und ich wandte meinen Blick ab, zu Boden, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Seine Aussage allerdings, dass ich reiten könne und dass ein gewisses Fernweh in meinen Augen zu sehen war, ließ mich wieder lächelnd in seine dunklen Augen blicken.


    »Nein, reiten kann ich nicht. Ich stelle es mir nur schön vor… Und wesentlich bequemer als eine Reise in einer stickigen Kutsche, wenn sie tagelang über Pflastersteine holpert. Wo hätte ich es lernen sollen? Mein ehemaliger Besitzer hatte keine Pferde…
    Fernweh… Nun, ich denke einfach, das reisen schön ist. Vielleicht auch nur, weil ich es bis jetzt nicht getan hab, wer weiß…«


    Als er mich nun anschaute, lag etwas im Blick, das ich nicht identifizieren konnte. Es wirkte so… vertraut, so nahe… Es ließ mich unruhig werden und mein Herz schneller schlagen ohne dass ich eigentlich wusste warum. Warum schaute er mich so an? Unruhig und etwas verlegen rutschte ich auf meinem Sitz ein wenig umher, nicht wissend, ob ich weiter weg oder näher hin wollte, ließ dann beides bleiben und verknotete die Hände aus Ermangelung einer anderen intelligenten Tätigkeit wieder ineinander.


    »Eine Volksherrschaft ohne Kaiser? Wie soll das dann funktionieren? Soll der Senat herrschen? Oder… Wie stellst… stellen sie sich das vor?«

  • Ich schüttelte energisch den Kopf. So etwas wollte ich nicht von ihr hören. Eigentum waren Gegenstände oder Tiere, aber nicht Menschen.


    Sieh mich an! Sag nie wieder, du seist Eigentum! Es stimmt, dass du in diesem Haus deinen Dienst verrichtest. Aber das tust du nicht als mein Eigentum, sondern hoffentlich aus freien Stücken, um mit den anderen auszukommen. Du bist frei...


    Ich ließ den Blick sinken und sank in mich. Das Leben hatte mich belohnt und sie nicht. Und trotzdem waren wir gleich. Ich blickte sie aus dem Augenwinkel an, konnte den Blick nicht von ihr lassen.


    Das Reiten ist eine Kunst, die ich dir beibringen kann. Und es ist einfach göttlich, wenn man es denn beherrscht. Und wenn du es beherrschst, zeige ich dir das Meer. Du kennst vielleicht das Meer aus der Sicht Italiens. Aber so schön wie hier ist es nirgendwo. Vielleicht noch in Griechenland, aber das lassen wir hier gern unter den Tisch fallen.


    Vielleicht merkst du erst, wie kostbar und einzigartig du bist, wenn du am Meer stehst und alle Möglichkeiten in den Händen hälst. Bevor du nicht dort warst, kannst du nicht behaupten, schönes gesehen zu haben...


    In meinen Augen war ein seltsames Glitzern zu sehen, das sie wohl auch sehen musste. Ich wollte ihr all das zeigen, das ihr beweisen sollte, wie frei und ungebunden sie in Wirklichkeit war.


    Ich sehe das Volk derzeit als Sklaven eines mächtigen Mannes in Rom. Auch der Senat hat sich versklaven lassen, ist dabei aber besser davon gekommen als der Rest. Wir schuften tagein tagaus für einen Mann, der es sich in der Hauptstadt gut gehen lässt, während der wahre plebs leidet. Und das muss aufhören. Der Senat muss wieder die Macht haben. Aber er darf sich nicht vom Volk abheben, er muss im Namen des Volkes und für das Volk handeln.

  • Als er sich so energisch wehrte, den Begriff »Gegenstand« von mir für uns Sklaven zu akzeptieren, musste ich wieder lächeln. Irgendwie richtig süß, wie er sich über so etwas ereiferte, was für mich eigentlich Selbstverständlichkeit war. Mein ganzes Leben lang wurde mir eingetrichtert, dass ich nichts wert sei, nun wert schon, den Verkaufspreis, aber eben nur so viel wie Vieh… Oder eine hübsche Kette, ein Gegenstand, den man benötigte, benutzte und wegwarf, wenn er nicht taugte. Als er dann meinte, dass ich ihn ansehen solle und nie wieder sagen, dass ich Eigentum wäre, blickte ich zögernd in seine Augen, die etwas faszinierend fesselndes an sich hatten, so dass ich mich immer wieder schnell abwandte.


    »Ich wurde mein ganzes Leben lang gelehrt, dass ich Eigentum bin, dass ich keine Rechte habe. Keine Rechte auf Besitz, auf Familie oder Gefühle. Wie soll man etwas, das einem so eingetrichtert wurde so schnell vergessen? Das ist nicht so einfach möglich… Ob ich meinen Dienst hier freiwillig mache.. Nun, wie schon erwähnt, mir bleibt keine andere Möglichkeit, denn auch wenn … du … sagst, dass ich frei bin… Ich bin es vielleicht hier, aber Außerhalb dieser Mauern nicht und das hindert mich daran zu sagen, was ich tun würde, wenn ich wirklich frei wäre. Aber ja, ich denke, dass ich hier gerne leben werde, dass es hier doch recht schön sein kann… Anders als früher…«


    Mein Blick blieb an ihm hängen, als er weiter redete, beobachtete ihn, wie er erst in sich sank, bevor er mit regelrechter Begeisterung vom Meer und vom Reiten redete. Als er jedoch meinte, dass ich kostbar und einzigartig wäre, schüttelte ich leicht den Kopf. Er hatte doch etwas zu verrückte und seltsame Gedanken. Aber ich wollte ihm den Glauben nicht nehmen und schon gar nicht mit ihm diskutieren oder sogar darüber streiten. Es stand mir nicht zu, ihm zu widersprechen und ich wüsste auch nicht warum ich es tun sollte.


    »Ja, reiten wäre bestimmt schön… Ich würde mich freuen, es zu lernen… Doch müsstest… du… ein recht geduldiger Lehrmeister sein. Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, sich auf einem Pferd zu halten. Und bis zum Meer… Wie weit ist es von hier? Denn bis ich Tagesritte machen könnte, würde es wohl noch sehr lange dauern. Ich sollte neben dem Vergnügen, das du mir hier anbietest auch noch meine Arbeit verrichten und daher werde ich wohl nicht all zu viel Zeit haben, um reiten zu lernen.«


    Ich lächelte ihn kurz an. Ein wenig schade war es doch, auch wenn der Gedanke sehr verlockend war. Er sollte mir doch nicht so viele Flausen in den Kopf setzen. Ich war immer noch Sklavin, zum arbeiten hier und nicht wegen meinem Vergnügen… Inzwischen fiel es mir leichter, ihn zu duzen, nachdem ich es erst einmal ausgekostet hatte. Es war seltsam, den Herrn mit Du anzusprechen, doch war er mir nun schon ein wenig vertrauter als vorhin beim Essen und ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass es wirklich verboten war.


    Seine Augen nahmen ein seltsames Glitzern an bei seinen Worten und wie gefangen schaute ich ihn an, konnte meinen Blick nicht abwenden, während er weiter redete. Im ersten Moment verstand ich nichts, war etwas zu abgelenkt, bevor ich realisierte, was er gesagt hatte.


    »Der Senat soll im Namen des Volkes sprechen? Nun, ich finde den Gedanken zwar schön… Doch glaubst du nicht, dass es ein wenig… viel verlangt ist.? Man kann die Struktur eines Staates nicht von einem Tag auf den anderen umkrempeln… Auch wenn der Gedanke und die Idee seinen Reiz haben. Ich glaube nicht daran, dass das wirklich möglich ist, wirklich durchführbar… Der Kaiser wird sein Amt nicht aufgeben…«

  • Ich sank wieder in mich zusammen. Auch wenn die Sklaverei fester Bestandteil unseres Lebens war; so konnte es nicht weitergehen.


    Ich kann dir nicht beibringen, frei zu denken und frei zu sein. Ich kann dir nur beibringen, dafür zu kämpfen. Jahrtausendelang gab es Sklaven und das wird sich leider so schnell nicht ändern. Ich kann nur meinen Teil dazu tun, indem ich meinen Sklaven zeige, wie es ist frei zu leben.


    Wieder blickte ich sie an, diese wunderschönen Augen, dieses Gesicht. Und ich konnte nicht anders, als gütig zu lächeln.


    Du wirst lernen zu reiten. Ich habe genug Sklaven, die meiner Familie angehören. Da kommt es auf dich nun wirklich nicht an. Du sollst deine Pflichten nicht vernachlässigen... doch du sollst endlich bewusst den hier einschalten.


    Ich lächelte und tippte ihr leicht auf die Stirn.


    Wenn du frei im Geiste bist, kann dir das keiner nehmen. Und genauso soll es auch das Volk um mich herum sehen. Ich nehme an, dass du in Rom den kaiserlichen Palast nie von innen gesehen hast. Ich schon. Dieser Mann lebt in reinem Reichtum, während das Volk sich abmüht zu überleben.
    Bei den Göttern, wir haben Frieden. Das ist aber auch das einzige, was ich diesem Mann zugute halten kann. Ergibt sich eine Gelegenheit, da bin ich mir sicher, dann wird er die Legionen wieder ohne Sinn und Verstand gegen Gegner hetzen, die uns irgendwann zermalmen.


    Darum soll das Volk endlich wieder die Macht bekommen und als sein Repräsentant der Senat. Ich stehe erst am Anfang meines Weges und irgendwann werde ich mich entscheiden müssen, ob ich mich zurückziehe in die Sicherheit, oder ob ich öffentlich tätig werde und somit mein Leben gefährde.

  • Insgesamt schien es ihm gewaltig zu missfallen, wie ich dachte, wie das römische Volk unser Leben bestimmte, wie wir zu denken hatten… Nun, ich konnte es ihm nicht verdenken, auch mir gefiel es nicht, Sklave zu sein, doch von einem Tag auf den anderen umzudenken war schwerer als er es sich vorstellte. Schon alleine wie er reagierte, wie es ihn zu deprimieren schien, zeigte mir, dass er in seinen Gedanken und Handlungen anderen weit voraus war…


    »Nein, beibringen, dass ich frei sein soll, dass ich mich »freidenken« soll, das kann nur ich selbst mir… Auch zu kämpfen… Ja, das tu ich im Geiste schon immer, schon immer fand ich meinen Status als nicht gerechtfertigt und hab mir geschworen, dafür zu kämpfen… Alleine der Blick meiner Mutter, die Resignation hat mich immer dazu angestachelt… Nur, so etwas seinem Herrn zu sagen zeugt nicht gerade von Intelligenz…«


    Prüfend sah ich ihn an. Das ganze konnte auch eine Falle sein, um herauszufinden, wie ich zu meinem Leben stand, wie gehorsam ich sein würde und ich wusste, dass ich mich im Moment auf einem sehr schmalen Weg befand, der auf beiden Seiten steil abfiel und ich wusste nicht, ob ich heil auf der anderen Seite ankam oder ob ich nun mein eigenes Todesurteil unterschrieben hatte…


    »Du tust recht viel für deine Sklaven… Für uns… Schon alleine dass wir mit dir speisen können, dass wir reiten lernen dürfen… Und auch anderes… Sagt sehr viel über dich aus. Und nein, meine Pflichten werde ich nicht vernachlässigen. Auch wenn ich noch so viele Freiheiten habe… Meinen Status und meine Arbeit werde ich dadurch nicht vergessen…«


    Wieder dieses Lächeln, das mich dazu brachte, freier zu atmen, weniger verkrampft zu sein und mich dennoch durcheinander brachte. Er war ein außergewöhnlicher Mensch und mit ihm zu reden war faszinierend…


    »Nein, und ich glaube auch nicht, dass ich je die Gelegenheit dazu haben werde, auch wenn ich mir den Palast wunderschön vorstelle. Ja, er ist reich, der Kaiser… Und vermutlich hat er so viel, dass er das ganze Land ernähren könnte… Wenn aber alles Geld dafür weggehen würde, wäre Rom, Italien sehr schnell ein recht armer Staat. Ich bin schon froh, dass wir Frieden haben… Ansonsten denke ich nicht viel an den Kaiser…«

  • Ich nickte ihr lächelnd zu und atmete tief durch. Das war ein gutes Gespräch gewesen. Doch für heute sollte es genügen, denn die Arbeit drückte auf mein Gemüt und machte mich schläfrig. Ich merkte erst jetzt, wie wenig ich in letzter Zeit geschlafen hatte. Lange gähnte ich und sah Varinia dann grinsend an.


    Das wird schon. Ich bin aber nun müde. Möchtest du mich nach drinnen begleiten oder noch etwas hier draußen bleiben?

  • Als er mich gähnend und etwas verlegen grinsend ansah und meinte, dass er nun wohl wieder nach drinnen gehen wolle, stand ich fast hastig auf. Alleine wollte ich nicht hier bleiben. Der Garten war mir doch etwas zu groß und unüberschaubar, als dass ich mich hier im Dunkeln zurechtfinden würde. Es war zwar ein abrupter Abbruch des Gespräches, aber er hatte Recht, es war schon spät, Zeit, sich ins Haus zurückzuziehen…


    »Nein, ich möchte mitgehen. Ich weiß nicht… Noch bin ich ungern irgendwo hier alleine… Erst einmal sollte ich besser alles am Tage kennen lernen, bevor ich in der Nacht durch die Gegend geister…«

  • Ich nickte und führte sie langsam wieder ins Haus. Die Luft wurde langsam kühler und ich freute mich auf mein warmes Zimmer. Aber ich sah, dass Varinia noch immer unsicher war.


    Wenn du möchtest, kann ich zu deinem Zimmer begleiten. Es liegt ja nicht weit ab von meinem.

  • Langsam fröstelte ich. Die Sonne war schon hinterm Haus verschwunden und es war schon um einiges dunkler als vorhin, wo wir in den Garten gegangen waren. Es war unglaublich, wie schnell das Licht am Abend verschwand… Neben ihm schritt ich zum Haus zurück, wieder eingehängt und seltsam irritiert.


    »Ja... Das wäre wirklich nett… von dir. Ich glaube nicht, dass ich mich hier schon zu Recht finde und überhaupt weiß, wo ich hin soll. Ich denke… ich werde mir noch mit irgendwas die Zeit vertreiben… Müde bin ich noch nicht wirklich, aber ich habe ein Fenster im Zimmer, wenn ich mich richtig erinnere… Werde ein wenig die Nachtluft genießen…«

  • Ich nickte still und geleitete sie langsam durch das Haus. Alles war nun so vertraut und heimelig. Als sie meinte, dass sie nicht schlafen konnte, seufzte ich merklich und grinste.


    Nun, ich kann dir auch noch etwas Gesellschaft leisten. Mir geht es ähnlich wie dir.


    So kamen wir vor ihrem Zimmer an und ich sah sie zwinkernd an.


    Natürlich nur, wenn du möchtest...

  • Als er mich durch das Haus begleitete, versuchte ich mir so gut wie möglich den Weg einzuprägen. Ich sollte wissen, wo ich wohnte, in welchem Trankt und welches Zimmer, damit ich nicht jeden Tag durch das Gebäude irrte.
    Als er meinte, dass er mir noch Gesellschaft leisten könnte, wenn ich wolle, lächelte ich leicht und meine Augen blitzten kurz schelmisch auf.


    »Gegen Gesellschaft hab ich nie etwas einzuwenden… Und Ich käme nicht auf die Idee, dir die Türe vor der Nase zuzuknallen. Wenn meine Gesellschaft dir nicht zu eintönig und langweilig wird… So tritt ein und bleib noch ein Weilchen…«


    Sie wusste, dass diese Worte auch zweideutig klingen konnten, doch sie wusste nicht, wie sie sich sonst hätte ausdrücken sollen. Wie er es auffasste und ob er ihr böse war, würde sie ja sehen…

  • Ich lächelte zwinkernd und ließ ihr den Vortritt. Während sie im Zimmer wartete, holte ich noch schnell eine Kanne Wein und zwei Becher. Danach würde ich seliger schlafen. So kam ich zurück ins Zimmer, schloss die Tür hinter mir und goss uns beiden ein. Schließlich setzte ich mich aufs Bett neben sie.


    Nun, Varinia. Nachdem du mich kennengelernt hast und ich dir soviel über mich und meine Träume erzählt habe... möchte ich gern mehr über dich erfahren. Wie bist du genau hierher gekommen? Und was sind deine Träume?


    Ich sah sie wieder genau an. Ich war begierig darauf, mehr über sie zu erfahren.

  • Als ich ihn hinein bat, winkte er mich wiederum ins Zimmer und Achselzuckend ging ich voraus, um dann etwas verwundert nach hinten zu blicken, als er verschwand. Doch recht schnell kam er mit Wein und zwei Gläsern zurück, schloss die Tür und setzte sich zu mir neben mich aufs Bett, der Einzige Platz, an dem man sitzen konnte, da das Zimmer nur spärlich eingerichtet war. Das Glas in die Hand nehmend und die rote Flüssigkeit nachdenklich betrachtend, hörte ich ihm zu. Meine Träume und Wünsche?...


    »Wie ich hier her gekommen bin? Nun, mein alter Herr… Er hat sich wohl etwas mit seinen Sesterzen verschätzt. Er hat sich verschuldet… Und musste schlussendlich alles versteigern, was er irgendwie entbehren konnte und eben uns Sklaven auch. Wie ich zu dir gekommen bin, nun… Du hast mich gekauft…
    Meine Träume… Ich weiß nicht… frei sein… Eine Familie… Zugehörigkeit. Seit meine Mutter tot ist, hab ich eigentlich niemanden mehr. Meinen Vater kenn ich nicht, Geschwister hab ich keine… Doch ich hätte gern selbst eine Familie…«

  • Ich nahm einen großen Schluck aus dem Becher und hörte ihr dabei interessiert zu. Ihr ehemalige Besitzer hatte sich also verschuldet. Keine Seltenheit bei den Kredithaien, die in Rom ihr Unwesen trieben. Ich lächelte ihr galant zu und lehnte mich auf dem Bett zurück. So langsam zeigte der Wein seine Wirkung und ich wurde beschwingter und auch etwas träger.


    Eine eigene Familie also... Mir geht es wohl ähnlich, obwohl ich Beruf und Privates bisher nicht ganz so erfolgreich unter einen Hut bringen konnte. Vielleicht war bisher auch nicht die Richtige dabei.

  • Immer noch hielt ich das Glas in der Hand und hatte noch nichts getrunken. Langsam nippte ich an der Flüssigkeit, nahm aber nicht zu viel, da ich sehr genau um die Wirkung des Weines Bescheid wusste. Nur ungern ließ ich mich von diesem Getränk kontrollieren, was der Fall war, wenn man zuviel davon zu sich nahm und genau das missfiel mir. Ich wusste lieber, was ich tat…


    »Was wäre denn die Richtige? Und… Was hat das mit dem Beruf zu tun? Wenn du hier wohnst… muss sie doch nur auch hier sein. Mehr ist doch nicht von Nöten, oder doch? … Ich hab noch niemanden gefunden, aber ich denke, eines Tages wird ich da auch ein wenig Glück haben. Bis dahin heißt es halt… träumen…«

  • Ich nickte nur seufzend und grinste ihr entgegen. Sie war wirklich eine intelligente Frau und die Ideen, die in ihr steckten, waren sehr fruchtbar. Ich setzte mich wieder auf und sah sie genau an.


    Du hast ihn noch nicht gefunden? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Eine so intelligente und attraktive Frau... aber ich gehe zu weit.


    Ich rückte etwas weg, schamvoll ob meiner Worte, die wegen des Weines unbeherrscht und doch zutiefst ehrlich waren. So sah ich sie nur verlegen lächelnd an und schwieg.

  • Meine Augen ruhten ruhig auf meinem Herrn, während er redete, bevor ich leicht lächelte und meinen Blick abwandte, die Wand anstarrte und schwieg. Einige Momente lang war es ruhig im Raum, bevor ich endlich mit ruhiger Stimme antwortete.


    »Nun, es scheitert vielleicht nicht an meinem Aussehen und an meiner Intelligenz, auch wenn ich jetzt beides mal so dahingestellt lasse. Es scheitert eher an meinem Stand. Auch an der Bereitschaft des Herrn, mir einen Mann beziehungsweise eine Familie zu erlauben kann es scheitern… Und an… nun.. Kontaktmöglichkeiten? Ich habe nicht all zu viele Menschen kennen gelernt, da ich die meiste Zeit bei meinem Herrn auf seinem besitz war…«

  • Ich sah sie interessiert an. Ihr Schicksal lag mir am Herzen und so stellte ich meinen Becher ab und nickte nur.


    Du wirst den Richtigen finden..., sagte ich seufzend und sah sie durchdringend an.


    In ihr steckte noch soviel Jugend, soviele Visionen. Wenn ich auf mich blickte, war ich ein Mann, der bereits die dreißig in Angriff nahm und vieles vollbracht hatte, was er sich vorgenommen hatte. Trotzdem fühlte ich mich unbedeutend. Traurig nickte ich dann.


    Ich sollte nun besser gehen...


    Ich stand auf und sah sie schweigend an.

  • Bei seinen Worten lächelte ich. Es schien, dass er mir nicht verbieten würde, wen kennen zu lernen oder eine Familie zu gründen, wenn es denn soweit kommen sollte. Ich fing an, ihn wirklich gern zu haben und das nach so kurzer zeit. Er war ein besonderer Mensch und ich konnte mich wohl glücklich schätzen, dass er mich gefunden und gekauft hatte.
    Als er dann aufstand und meinte, dass er nun wohl gehen sollte, blickte ich ihn erst ein wenig traurig und verwundert an, bevor mein Gesicht wider die ausdruckslose Maske der Sklaven annahm.


    »Wenn du denkst... Ich wünsche eine gute Nacht… Und… Danke… Ich glaube, ich werde mich hier bei dir sehr wohl fühlen. Du hast mir ein Heim gegeben…«


    Bei meinen Worten lächelte ich und wieder legte ich kurz meine Hand auf die seine, bevor ich sie schnell wieder zurück zog, meinen Kopf senkte und nach einem Moment ihn wieder vorsichtig anlächelte.

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