Die Rückkehr eines Iuliers

  • Am Vormittag verlies ich die Casa Iulia, die Kühle lag noch in der frischen Luft. Roma war schon lange wach, erweckt durch das wirre Treiben, dem alle geschäftigt folgten. In meinen Gedanken versunken schritt ich durch die Stadt. Es war Hispania, den Ort meiner Kindheit, dem ich meine Konzentration gerade eben widmete. Erinnerungen an meine Mutter, wie es ihr wohl jetzt gehen würde? Die duftenen Blumenmeere, nass vom Morgentau, über die ich gelaufen war, wie ich Seneca kennenlernte und nicht mehr aufhören konnte ihn anzustarren, vor Bewunderung seines Auftretens, seines Standes. Wie ich es geliebt habe, seinen Berichten von Germania zu lauschen und kannte ich damals die schmerzhafte Reailtiät noch nicht, wieviel der Preis eines Sieges kostete. Den Arm oder ein Bein, das Herz oder den Verstand. Die eiskalte Luft der Nacht in Germania, oft glaubte ich sie nachts zu spüren und manchmal glaubte ich sogar sie gefiele mir. Zitterte ich, jetzt in der prallen Sonne?


    Sim-Off:

    Reserviert

  • In Hispania vergass man doch immer wieder, wie gross Rom war. Erst kürzlich war ich schliesslich von dort zurückgekehrt und hatte mich in Ostia niedergelassen. Die Stadt war in geeschäftigten Treiben. Es fanden gerade die Ludi Romani statt, was die einen dazu veranlasste sich faul in die Spätsommersonne zu legen, die anderen sich die Spiele im Amphitheatrum Flavium anzuschauen und die Kneipenwirte freuten sich auf ihr bestes Geschäft im Jahr. Pünktlich waren die Preise ins Unermessliche hochgestiegen, aber ich weigerte mich für einen kleinen Becher Wein soviel Geld zu bezahlen. Plötzlich kam mir in den Sinn, ob einige Gladiatoren aus der Schule Gloria et Honor antraten, die bekanntlich in Spanien lag und denen ich immer wieder gerne zugeschaut hatte.


    Ich starrte nach oben. Anscheinend hatte Neros Höhenbegrenzung nichts geholfen, denn die Insulae waren so unglaublich hoch, dass es mir die Sprache verschlug, bis ich aufeinmal über eine Kiste stolperte und hinfiel.

  • Wie unvorsichtig von mir die Augen zu schließen als ich durch die Straßen ging, doch gab ich mich dieser nur Entspannung hin, wenn wirklich niemand genau vor mir schritt. Es war doch so brennend heiß, wie konnte ich die Kälte des fernen Germaniens spüren? Waren es die Nachwirkungen meiner Grippe, die mich vor noch kurzem belastete? Doch mit einem Mal galt meine Aufmerksamkeit etwas ganz anderem, einen unwichtigem Verbrechen, das im ganzen Imperium nichts besonderes war. Ein kleinwüchsiger Junge der von zwei kräftigen Knaben bestohlen und dazu noch verprügelt wurde. Das Blut lief im aus der Nase und sein Gesicht sah entsetzlich aus. Dreckig und zerrissen war seine Kleidung, niemand schien das zu stören und durch die Ludi Romani ging der Vorfall noch leichter unter. Eine Wand von Bürger verdeckte mir die Sicht zu dem Verwundeten und als ich entlich wieder freie Sicht hatte, war er wie vom Erdboden verschluckt. Durch ein leichtes Lächeln drückte ich meine Zufriedenheit aus, der Junge lebte dem Anschein noch.


    Und wäre vor mir nicht jemand gestolpert, würde auch meine geringe Beachtung der Masse mit einen Zusammenprall bestraft werden. Vorsichtig kniete ich mich zu dem Fremden, der mir den Rücken zu wandte. Udn Sanft berührte meine Hand seinen Rücken. "Ein Glück das du gefallen bist, sonst wäre ich in dich hineingelaufen. Fehlt dir etwas?" Nur eine Spur von Sorge lag in meiner Stimme, denn sie wurde mehr von der Höflichkeit beherrscht.

  • "Nein danke! Die Entschuldigung habe wohl ich vorzubringen. Man sollte nicht aufmerksamslos durch Rom stolpern.", antwortete ich lächelnd.


    Irgendwie kam mir das Gesicht bekannt vor. Ich kramte in meinem Gedächtnis, in dem äusserst viele Gedanken herumschwirrten. Aus meiner Jugendzeit? Etwa eine Verflossene? Nein, daran hätte ich mich erinnert. Aus Hispania? Ja, das kam der gesamte Sache schon näher. Aus TArraco? Etwa aus einem der kleineren Käffer, in denen ich eine Zeitlang gearbeitet hatte. Ich kam nicht drauf?
    "Mein Name ist Lucius Caecilius Metellus und deiner, sofern ich fragen darf?"

  • Der Fremde erhob sich und als sich unsere Gesichter trafen, kam ein leichter Schauer über mich. Seine Augen, seine Gesichtszüge, sie waren mir nicht unbekannt, doch wer war er nur? Verwirrt betrachtete ich ihn, es lag mir auf der Zunge. Seine Stimme passte aber nicht zu diesem Bild, niemanden konnte ich sie zuordnen. Doch welch anziehendes Lächeln er hatte. Eben als ich aufstand, durchfuhr mich eine Furcht, die Erkenntnis allein unterwegs zu sein. So weit war ich dennoch nicht von der Casa entfernt. Obwohl ich seinen Rücken nicht mehr berührte, zog ich leicht erschrocken meine Hand zurück. Daraufhin ging ich auch einen Schritt zurück um unseren Abstand entsprechend zu erweitern.


    Sein Name! Lucius Caecilius Metellus! Welcher Bann lag auf mir, das ich immer in ein Gespräch mit einem Caecilier verwickelt wurde. Sein Name, war daran schuld, dass ich meine eben noch entstandene Ahnung verwarf, sie passte nicht mehr zur Realität.


    „Ich bin Iulia Livilla. Du bist wohl gestolpert, weil du Rom so viel Aufmerksamkeit geschenkt hast. Besuchst du Roma, Caecilius Metellus?“ fragte ich ihn nun wieder entschlossener und schenkte ihm sogar mein selten gewordenens Lächeln, zu dem ich nun wieder fand. Doch wie leichtfältig ich ihm meinen Namen nannte.

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