• Sie lag vor ihm, so wie sie einst von den Göttern erschaffen hatte, er spürte ihre Haut an so vielen Stellen auf seiner und er genoss es, sie so zu spüren, so zu sehen. Warum hatte er nicht gedulden können, sie so zu sehen, warum machte er sie zu seiner Geliebten bevor er sie zu seiner Frau nahm ? Damals, bei Nova, hatte er sich zurückgehalten, sich darauf beschränkt, sich an den Gedanken zu erfreuen, wie denn ihre Zukunft aussehen könnte. Doch jetzt tat er es nicht, konnte es nicht, wollte es nicht. Er wollte Helena spüren, hier und jetzt, und nicht erst irgendwann in der Zukunft, das war was er wollte und nichts anderes. Vielleicht würde er später mit seinem Gewissen kämpfen müssen, doch nicht jetzt, da er ihre Hände spürte, wie sie seinen Körper erkundeten. Und immer wieder passierte es, wenn sie eine seine Narben entlang fuhr, das er leise den Ort nannte, an dem diese ihn zugefügt wurde.


    Doch es klang kein Schmerz mit in seiner Stimme, denn diese äusserlichen Wunden waren vereilt, genauso wie seine inneren Wunden begonnen hatten zu heilen, als er sie kennen lernte. Und so wäre es fast passiert, das er, als ihre Hand den Schlag seines Herzens erspürte, etwas gesagt hätte, das er vermutlich später bereut hätte, etwas das die Stimmung zerstört hätte. Denn hätte er gesagt, es schlüge nur für sie, wäre dies doch fast einer Liebeserklärung gleichgekommen. Und vielleicht traf dies auch zu, auch wenn seine Gefühle ihr gegenüber so anders als seinen zu Nova waren, doch auch wenn, dies war nicht der Moment für solche Erklärungen, zu sehr würde ihnen beiden zumindest im Nachhinein klar werden, wie wenig sie in diesem Moment nicht Herr ihrer Sinne waren. So antwortet er ihr leise, in Erinnerungen dessen, was er noch vor Augenblicken gehört und gespürt hatte, als sich sein Kopf auf ihrer Brust befunden hatte. "Deines schlägt laut und schnell, Helena"


    Unweigerlich fuhr bei diesen Worten seine Hand über ihre Brust, verharrte einen Moment direkt über ihren Herzen, die Erinnerung scheinbar auffrischend. "Unglaublich schnell,...", hauchte er seine Antwort noch einmal, ihr dabei tief in ihre Augen blickend. Vielleicht fand er darin die letzte Zustimmung die er, für das was nun kommen würde suchte, oder es waren die sachten Bewegungen ihrer Beine, ihre Hand auf seinen Taille. Oder vielleicht hatte er diese auch nicht gesucht, hatte er einfach nur den Moment hinauszögern wollen, in der sie die vollkommene Nähe zwischen Mann und Frau erleben würden, dardurch die Vorfreude in ein fast unerträglichges Mass zu steigern.

    Er hörte noch seinen Namen von ihren Lippen, und diesen zu hören lies zusätzliche wohlige Schauer seinen Körper durchwandern, doch dann verschlossen seine Lippen, herab gezogen von ihrem Arm, die ihren, begann sein Körper sich sachte zu bewegen, langsam, aber denoch fordernd. Und hatten seine Hände bisher fast einheitlich ihren Körper erkundet, so trennten sie sich nun, schob sich die eine langsam an ihrer Seite herab, ihre Taile strechend und sich dann langsam unter sie schiebend, fuhr die andere ihre Oberkörper entlang, über ihre Schultern, bis sie schliesslich auf ihrer Wange zum liegen kam. Und langsam intensivierte sich das Spiel ihrer Lippen, wie sich auch die restlichen Bewegungen intensivierten.


    Unweigerlich begann das Holz aus dem die Sänfte gezimmert worden war zu arbeiten, nur leicht und auch nur leise, waren doch nur gute Hölzer verwendet worden, doch unweigerlich war ein, noch recht leises Geräusch wahr zunehmen. Quintus Tiberius Vitamalacaus allerdings nahm dieses nicht wahr, seine Sinne galten allein der Frau, mit er gerade diese berauschenden körperlichen Genüsse teilte, er nahm alles in sich auf und immer wieder unterbrach kurz diese Spiel ihrer Lippen, hauchte, nein presste dabei ihren Namen heraus. Und all dies ohne die Intensität des anderen Spiels zu verringern, sondern diese eher noch zu steigern.

  • Seine Finger berührten ihre Brust, dort, wo ihr Herz unter der Haut und ihren Rippen so schnell schlug wie schon lange nicht mehr, und es war diese Vertrautheit und Sanftheit seiner Gestik, die es ihr leicht machte, sich ihm hinzugeben, im vollen Wissen darum, was geschehen würde und dass sie es geschehen lassen wollte. War es in den Armen des Valerius Victor einem Rausch ähnlich gewesen, der sie überkommen hatte, ohne dass sie viel darüber nachgedacht hätte, war sie sich hier, in dieser warmen, so vertraut wirkenden Sänfte, in den Armen des Mannes, der sie heiraten wollte, eine viel bewusstere Entscheidung, ein Willen, dem sie folgte, weil sie es so wollte, weil sie ihn so nahe und so intensiv spüren wollte, dieses letzte Stück Distanz zwischen ihnen beiden überwindend, das noch herrschte. Er sollte ganz und gar bei ihr sein, und sie wollte sich ihm ganz und gar preisgeben, gleichzeitig vertraut und vertrauend. Sie wusste in diesem Moment einfach, dass sie ihm vertrauen konnte, und als er über sie glitt und sie sich miteinander vereinten, wusste sie, dass es die richtige Entscheidung gewesen war.


    Immer wieder mischte sich in das kaum wahrnehmbare Knarzen des edlen Holzes ein leises Seufzen, das nur von einer Frauenstimme stammen konnte, einer eindeutig zufriedenen und sehr genießenden Frauenstimme, und so langsam und genüsslich der Beginn des Zusammenseins jener beiden Menschen inmitten der Sänfte sein mochte, nahmen beider Bewegungen doch mit der Zeit an Kraft, aber auch Schnelligkeit zu. Als ein heiseres Keuchen aus dem Inneren erklang, wurde einer der Seitenvorhänge von einer schlanken, unberingten Hand geteilt, deren Finger sich in den Rahmen der Sänfte verkrallten, die Bewegungen des Sänfteninneren übertrug sich nun über den Arm dieser Frau auch auf die seidenähnlichen Stoffe, welche die Insassen vor neugierigen Blicken der Umgebung schützen sollten und wellten sich in einem schneller werdenden Rhytmus auf und ab, bis sich die Hand wieder in das Innere zurückzog und das hörbare Atmen lauter wurde, einen kratzigen Unterton erhielt, der einem Stöhnen sehr nahe kam.


    Hätte zu diesem Zeitpunkt jemand gelauscht, wäre es wohl eindeutig gewesen, was belauscht wurde, und die beiden Menschen im Inneren der Sänfte waren zu sehr von ihrem Tun gefangen, um überhaupt darauf zu achten, ob ausserhalb ihrer ganz privaten Spielwiese überhaupt etwas geschah. Selbst das etwas lauter gewordene Knarzen, wenn sich die Sänfte im Takt einer ganz bestimmten Art Bewegung jener anpasste, entging den beiden Geliebten in diesem Moment vollkommen. Mit den in ihrem Kopf erlöschenden Gedanken wandte sich Iulia Helena denn auch vollends dem Mann zu, der sie in diesem Augenblick voll und ganz für sich einnahm, und als endlich, nach einer gleichzeitig endlos wie unglaublich kurz erscheinenden Zeit sich ein leiser, heiserer Schrei von ihren Lippen löste, gemischt mit einem stammelnden, fast tonlosen Wispern eines einzigen Namens, begann die Welt sich zumindest im Inneren der Sänfte stillzustehen. "Quintus ..."


    Und wieder herrschte Stille, gesättigte, zufriedene Stille, die keiner weiteren Worte bedurfte, in dem sich ein im sanften Fackellicht leicht glänzender, schlanker Körper an den kräftigen und sehnigen des Soldaten schmiegte, und in dem zumindest ein Mensch in Rom ein ausgesprochen zwiespältiges Gefühl sein eigen nennen konnte, ein Gefühl, das unmerklich am Ianusbogen seinen Ausgangspunkt gefunden hatte und nun unmittelbar vor einem Ende fand - das Gefühl, etwas zu suchen, von dem man noch nicht genau wusste, was es sein würde und wie es aussah. Hatte diese eine, in der Masse so vieler anderer Frauen höchst unwichtige Frau ... gefunden?

  • Wie richtig fühlte es an, das zu tun, das er so sehr begehrte mit ihr zu tun. War sie es doch gewesen, die dieses Verlangen überhaupt wieder in ihm geweckt hatte, vielleicht schon an jenem Schicksalhaften Abend am Ianusbogen. Hatte sie nicht es damals schon geschafft, diesen Panzer um seine Gefühle etwas zu lösen ? So das er zu spüren begonnen hatte, das da etwas in seinem Leben fehlte ? Und er immer mehr erfasst hatte, was dieses Etwas war ? Hatte es nicht damals begonnen, war nicht seine Affaire mit Luciana eine logische Folge gewesen ? Denn ohne das sie in sein Leben getreten war, hätte er niemals daran gedacht, welches Vergnügen es einem bereiten konnte, sich seinem Verlangen nach einer Frau hinzugeben. Doch wie unterschiedlich waren seine doch recht wenigen Erfahrungen im zusammen sein mit einer Frau. Diese jugendliche Liebe zwischen ihm und Nova, mit ihrem Versprechen, sich füreinander aufzusparen, die Intimität, welche sich auf zaghafte Küse und unerfüllte, unerfüllbare Träume beschränkte und dann seine erste Frau, die er gehasst hatte, weil sie für ihn eine der Ursachen war, das er nicht seine Nova haben konnte. Und dennoch hatte war es sie gewesen, mit der er zum ersten Mal diese Intimität teilte, doch war es stets nur eine mechanische Erfüllung seiner Pflicht gewesen, lieblos, ohne Zärtlichkeit und Emotion. Und dann war da Luciana, bei der er die Freuden kennengelernt hatte, deren ungedeckter Körper ihn dazu gebracht hatte, seine Vorsätze zu vergessen und sie beide wild und unersättlich übereinander hergefallen waren.


    Und jetzt dieses Spiel der Körper, dieses Liebesspiel mit Helena, welches sich so sehr von allen anderen unterschied. Ihm war als spürte er alles noch intensiver, noch tiefer ging sein Verlangen nach ihr und so schien auch ihr Verlangen zu sein. Jede ihrer Berührungen zeugte davon, wie sehr sie ein ander verlangten und diese Verlangen schien ihm so weit über das rein körperliche hinauszugehen. So wie sich ihre körper vereinten hatten, vereinten sich auch ihre Gefühle. Jedes Faser seines Körpers schien ihren zu spüren, ihr geniessendes Seufzen zu hören, bestärkte ihn nur noch weiter, das zu tun, was sie zusammen taten.


    Zunehmend wurde sein Atem schwerer, schwerer als er nach einigen Runden um das Castellum herum zu sein pflegte und so mischte sich der schwere Atem des hochgewachsenen Soldaten in die Geräuschkulisse aus ihrem Seufzen, dem Knarzen des Holzes. Und immer lauter schien diese Kulisse zu werden, so laut das unweigerlich auch der Mann es hörwen musste, der für seinen Tribun diese kleine Überraschung organisiert hatte und der nun vor der Tür stand, sicherstellte das niemand die beiden stören würde. Nur eine kleines Grinsen verriet, das er zufrieden war mit dem was er getan hatte und dessen auswirkung für ihn so eindeutig zu hören war.


    Doch die beiden liebenden im Innern der Sänfte achteten nicht auf das, was ausserhalb des kleinen Raumes den die Vorhänge der Sänfte umschlossen stattfand, es hätte auch eine Horde Barbaren durch dem Raum laufen können, die Beiden hätten es sicher nicht bemerkt. Die ganze Aufmerksamkeit des Quintus Tiberius galt der Frau, mit er im immer leidenschaftlicheren Liesbesspiel vereint war, jede ihrer Regungen, jeden Laut der aus ihrem Mund entwich, zog er in sich auf, liess sein Verlangen nach ihr noch noch grösser werden, bis er diesem im freien Lauf liess, freien Lauf lassen musste und sich ein kräftiges Aufstöhnen von ihm sich in ihren heiseren Schrei mischte. Kaum hatte sein Name ihre lippen verlassen, legten sich seine Lippen zärtlich auf ihre, küssten sie sanft und voller dank für die Freuden, die er mit ihr erlebt hatte.


    Nur langsam beruhigten sich sein Atem und sein Herzschlag, auch nicht als seine Kopf schon eine ganze Weile sachte auf ihrer Brust geruht hatte, er in die Stille lauschte, die um sie herrschte und in die sich doch ihr Herzschlag mischte, schein laut und doch sagte ihm sein Verstand, das nur er es so laut hören konnte. Zärtlich fuhren seine Finger über ihre Haut, jeder seiner Sinne war noch angespannt, ganz darauf ausgerichtet ihre Nähe wahrzunehmen, zu spüren wie noch das Blut in ihren Adern wallte. Und alles schien im in diesem Moment einfach richtig, das Vertrauen und die Vertrautheit schien den eigentlichen Akt des Liebesspiels hinaus zugehen. Und vielleicht war es just in diesem Moment, das der eiserne Panzer, der sich einst so schützend um sein Herz gelegt hatte ganz und gar von ihm abfiel, sowie einige Zeit zuvor sein Brustpanzer neben die Sänfte gefallen und ihm wirklich bewusst wurde, was diese Frau ihm bedeutete.

  • Langsam fühlte sie die Hitze in ihrem Körper verebben, diese zügellose Leidenschaft, welche sie miteinander hatten teilen können und dürfen, und in diesem Augenblick fühlte sie sich ihrer Vergangenheit wie auch ihrer Zukunft erstaunlich nahe. Es war mit Titus ähnlich gewesen, aber nicht vollkommen gleich, dieses Spiel der Körper, ein selbstvergessenes Schenken und gleichzeitiges Annehmen, das einen atemlos zurückließ, mit vor Hitze dampfend scheinendem Körper, ohne an all die vielen anderen Dinge zu denken, die einem vielleicht im täglichen Leben beschäftigten oder ablenkten.


    Es schien, als hätte sie etwas wiedergefunden, was sie in ihrer Ehe erst hatte schätzen lernen müssen, den Weg von der unerfahrenen, unsicheren jungen Frau, die weder die Bedürfnisse und Vorlieben ihres Körpers kannte, hin zu der Frau, die wusste, wie sie ihre Befriedigung bekam und welche Art von Zärtlichkeiten vonnöten waren, um das Liebesspiel mit ihrem Gemahl zu genießen. In Titus' Armen hatte sie gelernt, sich selbst und ihm gleichermaßen Freude zu bereiten, und nun, da sie den Kopf Quintus' auf ihrer Brust ruhen fühlte, die vage Feuchte in seinem kurzen Haar, die verriet, dass er ebenso wie sie geschwitzt hatte, dankte sie ihrem verstorbenen Mann ein weiteres Mal dafür, dass er mit ihr so viel Geduld gehabt hatte. Sicher war dies nicht das Wichtigste gewesen, was sie während ihrer ersten Ehe gelernt hatte, aber es war ebenso wichtig gewesen wie die Führung eiens größeren Haushalts, die Zerstreuung der Sorgen ihres Mannes, das gemeinsame Lachen und Schweigen können - tausend Details, die es brauchte, um das Bild in seiner Gesamtheit perfekt zu machen.


    Die beide nun umflutende Stille des Raumes tat gut, verriet eine Gemeinsamkeit, die nicht zwingend von Worten durchbrochen werden musste, um wohltuend zu sein. Sie lauschte eine Weile seinem ruhiger werdenden Atem, konzentrierte sich auf die Schwere seines Körpers, denn da sich seine Muskeln nach und nach zu entspannen begannen, erschlaffe der Körper, er trug sein Gewicht nicht mehr gänzlich alleine. Aber es war eine süße und willkommene Last, die ihr bewies, dass er es mindestens so entspannend und angenehm empfunden hatte wie es für sie selbst gewesen war. Zärtlich strich sie über sein Haar, spielte mit den einzelnen, kurz geschnittenen Locken, die mehr zu ihm als Soldat passten denn zu einem Politiker, zu dem er im gewissen Sinn auch geworden war, bevor ihre Fingerkuppen über seine Wange glitten und der Linie seiner Wange folgten. Ein wenig streckte sie sich unter ihm, bevor sie den Arm um seine Schultern legte, hinabrutschte und sich nun ihrerseits an seinen Körper schmiegte, der Wärme nachspürend, die er verbreitete. Noch immer fühlte sie sich vollends erhitzt, entzündet durch ihn, und das Wissen darum, dass sie nun ein süßes Geheimnis teilten, ließ sie sanft lächeln.


    "Quintus," flüsterte sie leise und blickte im Halbdunkel in sein Gesicht. "Ich glaube, ich möchte ein gemeinsames Schlafzimmer mit Dir haben, wenn wir zusammen leben, keine getrennten Räume, wie es bei so vielen anderen Paaren üblich ist. Arbeitszimmer, die können getrennt sein, es würde mich wohl stören, wüsste ich Dich in allzu großer Nähe beim arbeiten, vor allem würde ich dann nicht mehr arbeiten ... aber schlafen möche ich mit und neben dir, jede Nacht." Vielleicht war das ihre Art, sich an einer Gefühlserklärung zu versuchen, jedes romantische Wort vermeidend, eher dem praktischen Aspekt eines Zusammenlebens zugewandt, aber vielleicht konnte sie auch nicht anders - die iulischen Erbteile hatten nicht umsonst die meisten Nachkommen des göttlichen Caesar zu überlebensfähigen Realisten gemacht.

  • Nichts schien das Gefühl der Zufriedenheit und des Glückes zu stören, das sich ihn erfasst hatte. Alles trug sogar noch dazu bei, das es sich weiter steigerte, ihre sanften Berührungen, ihre Haut auf seiner, nur eine diese kleine Schweissschicht zwischen ihnen, die Folge dieser gemeinsamen Anstrengung, die sie beide in diesen Zustand der Zufriedenheit und des Glückes versetzt hatte. Sanfte glitten seine Hände über ihre Haut, zärtlich berührten seine Finger ihren Körper, nicht mehr wild und fordend wie zu vor, sondern einfach nur ihren Körper spürend. Er spürte wie sich ein Herschlag nur langsam beruhigte und auch ihres Schlug noch wild. Etwas in ihm fragte sich, ob es den für ihn schlug, aber vielleicht fragte sich das jeder Mann wenn er so bei einer Frau lag, die er dazu erkoren hatte, seine Frau zu werden. Vielleicht taten das auch viele Männer schon bei einer Frau, die sie nur zu ihrer Geliebten erkoren hatten.


    Doch das waren keine Gedanken, die durch seinen Kopf gingen als er so da lag, sie dicht an ihm geschmiegt, halb auf ihm liegend und in sein Gesicht blickend. Nein, er fühlte sich nur glücklich, auf seinen Lippen lag ein Lächeln und seine Augen betrachteten sie, suchten den Kontakt mit ihren Augen, während seine Hand ihren Rücken entlang strich. Und auch wenn er nur ihr Gesicht sah, spürte er diese sanften Berührung ihres Busens auf seinem Oberkörper, spürte die Wärme ihres Oberschenkels, der sich an seinen schmiegte. Nein, er dachte nicht wirklich nach, er genoss nur ihre Nähe und ihr zusammen sein, wünschte sich, es würde nicht zu ende gehen. Sanft fuhr seine Hand über ihre Wange, glitt zärtlich durch ihr Haar, als sie begann zu sprechen. Und er begann zu denken, es waren schöne Gedanken an ihre ZUkunft, und auch wenn sie schön waren, waren sie doch immer geprägt von diesem Pragmatismus, welche ihn als Soldaten stets auszeichnet.


    "Helena," antwortete er genauso leise flüsternd wie sie, nichts sollte die Atmosphäre in der Sänfte stören, "nichts möchte ich lieber, als ein Schlafzimmer mit dir gemeinsam zu haben. Jede Nacht an deiner Seite liegen zu können und deine Nähe zu spüren, wie ich sie gerade spüre. Es werden wohl ein, zwei Familienmitglieder in andere Räume ziehen müssen, dann können wir uns eine kleine Zimmerflucht schaffen, so dass jedem von uns neben unserem Schlafzimmer ein Arbeitszimmer zur Verfügung steht." Er hatte den Grundriss der Vila im Kopf und hatte schon an der einen oder anderen Stelle im Geiste neue Türöffnungen geschaffen. "Wir hätten ein Balkon, einen grossen Balkon nur für uns, welche unsere Zimmer verbindet, ein Balkon der hinab in den Garten blickt, auf dem wir zusammen am Morgen frühstücken können. Ungestört von dem Rest der Familie, nur du und ich, Helena."


    Es war ein Vorstellung die ihm wirklich gefiel und die das Frühstück wohl zu seiner liebsten Mahlzeit machen würden. Das Lächeln auf seinem Gesicht war noch grösser geworden und sachte zog er ihren Kopf dichter an seinen, küsste sie sachte auf ihre Lippen. "Es wird sicher wunderschön werden," flüsterte er leise in diesen Kuss hinein. Jede weitere beteuerung seiner Gefühle zu ihr schien ihm irgendwie fehl am Platze, hätten in seinen Augen nur die Atmosphäre gestört, hätten zu leicht als einfache, hohle Worte gewirkt. Er wusste, was sie im bedeutete und jede seiner kleinen Gesten zeigte es ihr, Worte wären da nur Fehl am Platz. Und er wusste auch, wie es ihm nach ihr verlangte, ihre Nähe so intensiv zu spüren, wie er es eben getan hatte, er spürte, es fehlte nicht viel und sein Verlangen wären wieder so fordernd wie in dem Moment, da die Sänfte abgestellt wurde. Doch vermied er es, dies zu deutlich zu zeigen, wollte er nicht einmal den kleinsten Eindruck erwecken,das ihre Beziehung auf diese Körperlichkeit reduziert war.


    Ein Luftzug öffnete leicht den Vorhang der Sänfte an einer Stelle und sein Blick fiel kurz nach draussen und etwas, das er zuvor nicht registriert hatte fiel ihm ins Auge und er musste leicht lachen. "Titus hat auch an alles gedacht, da stehen tatsächliche ein paar Erfrischungen bereit... " Sachte zog er wieder ihren Kopf zu sich, küsste sie zärtlich. "Doch ich hab alles was ich möchte hier in meinen Armen," flüsterte er leise.

  • Sein entspanntes Gesicht zu sehen tat ihr gut. Wann immer sie sich in der Öffentlichkeit befanden, sich miteinander nur unter dem interessierten, vielleicht auch gleichgültigen Blick vieler anderer Menschen unterhalten konnten, wich die Anspannung nicht aus seiner Miene, und da sie ihn nun doch ein bisschen besser kennengelernt hatte als es die meisten Menschen bisher wohl getan hatten, konnte sie die Veränderungen umso deutlicher erkennen. Seine Stirn hatte sich geglättet, das sonst teilweise kritische, teilweise nachdenkliche Stirnrunzeln war verschwunden, ebenso die markanten Linien der Mundwinkel, jene kleinen Fältchen in den Augenwinkeln, die enthüllten, dass er sein vierzigstes Jahr erreicht haben musste, all diese Anzeichen des Alters erloschen in diesem Augenblick des stillen Beisammenseins, ließen ihn jünger und deutlich zufriedener wirken. Allein dafür hatte es sich schon gelohnt, seine Einladung zur Cena Liber anzunehmen, ganz ungeachtet dessen, was sie sich in den letzten Momenten gegenseitig geschenkt hatten.


    Das Bild, welches seine Worte beschrieben, ließ sie lächeln. "Ein Balkon, das klingt wunderbar," flüsterte sie leise und schmiegte ihre Wange behutsam an die seine. "Es ist seltsam, dass Du gerade das Frühstück ansprichst, denn es war meist auch die einzige Mahlzeit, die ich damals mit Titus teilen konnte - immer gab es etwas für ihn abends zu tun, und wir haben uns schnell angewöhnt, morgens ausgiebig und sehr früh zu essen, und abends getrennt voneinander. Es wäre schön, den Tag gemeinsam mit Dir zu beginnen, ganz in Ruhe nach der salutatio, wenn Deine Klienten hier waren, ein wenig sprechen zu können, fernab des Trubels, der danach auf uns wartet, und dann den Tag mit seinen Pflichten anzugehen. Vielleicht schaffen wir es ja, auch abends den Tag gemeinsam zu beenden, aber da werden wir sehen müssen, ob es überhaupt möglich ist," erwiederte sie sanft und überlegte, was er wohl morgens gerne aß, bevor er sein Tagwerk anging. Wie seltsam es war, sich eine gemeinsame Zukunft auszumalen, während noch nicht einmal sicher war, dass ihr Vater mit ihrer beider Verbindung einverstanden war. Wenngleich - wäre er es nicht, sie würde sich schon irgendwie durchsetzen.


    Dass er sich in die Richtung der Vorhänge wandte, wurde ihr erst bewusst, als er diese anhob, dann fiel auch ihr Blick auf den Tisch mit den zugedeckten Speisekörben, die zweifellos nur einer organisiert haben konnte. Titus, den sie bisher nur als grobschlächtiges Muskelpaket an der Seite des Vitamalacus wahrgenommen hatte, schien ungeahnte Qualitäten zu besitzen, wenn er seinen Herrn um so vieles besser kannte als dieser sich selbst, und dieser Gedanke verleitete sie denn auch zu einem leisen Lachen, nachdem sie seinen Kuss zärtlich erwiedert hatte. "Ich finde, wir sollten uns bei ihm für diesen unverhofften Dienst bedanken," sagte sie, neigte sich über seine Hüfte als Halt hinweg und griff sich einen der flachen, geflochtenen und mit einem ebenso geflochtenen Deckel verschlossenen Körbe, um ihn in die Säfte mit hinein zu nehmen und dort zwischen sich und Quintus zu plazieren.


    "Was meinst Du, ich denke, er hätte sicherlich an einem gut gefüllten Beutel Sesterzen und einer Empfehlung für das beste lupanar der Stadt den meisten Spaß," überlegte sie laut und öffnete den Deckel, nicht um erfreut aufzulachen. "Garnelen! Gib es zu, Du hast ihm irgendwann einmal verraten, wie gern ich Meeresfrüchte mag. Möchtest Du eines?" Damit angelte sie eine der dicken, in einer Kräutermarinade gebratenen Garnelenkörper heraus und bot ihm diesen an. Titus hatte in dieser Nacht einige Punkte gut gemacht und was sie selbst betraf, handelte sie stets nach der Devise, dass jeder Iulier immer seine Schulden beglich, sei es im Guten wie im Schlechten. Titus hatte zweifelsohne eine Belohnung verdient, es würde ausserdem nicht schaden, würde der ehemalige Legionär langsam aber sicher merken, dass eine neue Frau an der Seite seines tribunus keine Nachteile für ihn bedeuten. Zärtlich blickte sie ihn an, und in diesem Moment lag es klar für sie auf der Hand, dass sie diese besondere, vertraute Stimmung immer wieder erleben wollte, nicht nur dieses eine, gestohlene Mal in einer Sänfte.

  • Würde es immer so sein zwischen ihnen ? Diese zärtliche, entspannte Vertrauheit nach sie sich wild und leidenschaftlich geliebt hatten, momente in denen kaum Worte nötig waren, in den denen alle Dinge des Alltags aus ihren Bewusstsein verschwanden und nur langsam zurück kehrten ? So wünschte er es sich zumindest, als ihre Wange sich an seine schmiegte und er ihren geflüsterten Worte lauschte, sein Hand dabei sanft über ihren Rücken glitt. Das sie in diesem Moment ihren Verstorbenen Mann erwähnte, das störte ihn nicht wirklich, schliesslich gehörte dieser zu ihrem Leben, genau so wie Nova zu seinem gehörte. Würden sie versuchen die Vergangenheit zu verdrängen, würden sie sich selbst verleugnen. Nein, es war gut so, wie es war, das ihre ihre Vergangenheit akzeptierten. Es würde immer wieder Momente geben, an denen einer von ihnen den anderen mit seiner verstorbenen Liebe verglich.


    "Vielleicht ist das üblich bei Soldaten, wir legen meist wert auf ein gutes Frühstück," antwortete er in einem sanften Flüsterton, während sich in seienem Geiste das Bild entstand, wie sie beide allein auf dem Balkon der Villa sassen. "Jeder Soldat weiss wie wichtig es ist, gut gestärkt in den Tag zu gehen, wissen wir doch oft nicht, wann wir die nächste Mahlzeit haben werden. Eine grosse schale Puls und ein paar Becher Pusca sind leicht zu bekommen und stärken schnell." Er lächelte leicht, fuhr durch ihr Haar und flüsterte dann in ihr Ohr. "Aber sei unbesorgt, in der Villa Tiberia plegen wir doch meist etwas schmackhafter zu frühstücken. Und sei versichert, wenn schon mein Tagwerk mich von dir fernhält, werde ich alles daran setzen, damit ich auch abends bei dir sein kann. Du musst mir nur versprechen, das du mir sagst, wenn dich Abends mit meinen Geschichten langweile, Helena. Das must du mir versprechen."


    Er lachte leise, während sie sich über ihn hinweg beugte, um einen der Körbe zu greifen und er konnte nicht umhin, einmal sanft ihren Rücken herab zu streicheln, er konnte nicht genug von den Berührungen ihrer Haut bekommen. Schon im ersten Moment, da er festgestellt hatte, was Titus hier für sie veranstaltet hatte, hatte er beschlossen seinen alten Kameraden mit einer grosszügigen Belohnung zu versehen. "Ich bezweifle aber, das Titus zur Zeit viel Geld für Lupanare braucht, er wird sicher seinen Status als Schatten des Aedils ausnutzen, um zumindest in den billigeren Lupanare sehr günstig auf seine Kosten zu kommen. Aber ich denke, er wird seine Belohnung erhalten,... und eine kleine Empfehlung für eines der besseren Häuser wird sicher dazu gehören. Ich werd ihn einfach zu meinen Inspektionen mitnehmen." Ja, das war die richtige Belohnung für Titus und würde so auch nützlich für sein Amt sein, ersparte es ihm persönlich, zu genau auf die Reinlichkeit der Lupanare und der Lupas zu achten.


    Wo her Titus gewusst hatte, wie sehr Helena Meeresfrüchte schätzte, das wusste er nicht, es würde sicher ein Geheimniss des Riesen bleiben, so blieb ihm nichts anderes übrig, als vermutungen zu äussern. "Ich hab ihm nichts gesagt, nicht bewusst zumindest, vielleicht hat er mit Rahel gesprochen, ihr hab ich die Planung für unsere Cena überlassen. Titus hat seine Augen und Ohren überall in der Villa und so erfährt er mehr als die meisten anderen." Zu sehen, wie Helena sich sich über die Garnelen freute, liess das Lächeln auf seinen Gesicht noch etwas grösser werden. Niemals hätte er sich noch vor wenigen Stunden zu träumen ausgemalt, das dieser Abend zu verlaufen würde. Das er und sie an einem unbekannte Ort in einer Sänfte liegen würden, beide gänzlich unbekleidet und mit einer absoluten Selbstverständlichkeit sich über eine Schale mit Garnelen hermachen würden. "Die erste sollst du haben, Helena, doch die zweite darfst du mir gerne in den Mund geben." Er erwiederte ihren Blick mit gleicher Zärtlichkeit, seine Hand berührte leicht ihre, bevor er weiter sprach. "Doch zunächst,... irgendetwas fehlt noch, doch ich denke nicht, das Titus es vergessen hat."


    Er drehte sich kurz um, so das er ihr seinen Rücken zuwandte und blickte neben die Sänfte. "Ich wusste es,...." sagte er leise in einem ausgesprochen heiteren Tonfall und drehte sich wieder um, brachte dabei eine kleine Amphore und einen Becher mit zum Vorschein. "Wie können wir diese Garnelen richtig geniessen ohne den passenden Wein. Und lass uns zu den Göttern betten, das die Auswahl dessen, Titus dem Kellermeister überlassen hat." Er öffnete die Amphore, liess etwas von dem fast Goldfarbenen Wein in den Becher fliessen und legte die Amphore wieder weg. Kurz roch er an dem Wein, nickte leicht, dann hielt er Helena den Becher hin. "Probier ihn mal, es ist ein fruchtiger Weisser aus Hispania."

  • "Wehe, Du beginnst Deinen Tag dann künftig mit puls, das werde ich Dir in der Schale hinterher werfen. Weisst Du, wie sehr einem dieses Zeug irgendwann über sein kann?" lachte sie leise und schüttelte sich demonstrativ, sodass ein leises Knarzen der Säfte andeutete, dass sie für derlei nicht konstruiert worden war. "Ich habe das auch gegessen, mehr als einmal, wenn die Truppe unterwegs war von einem Lager zum nächsten, und ich habe es hassen gelernt. Man wird zwar satt davon, aber der Geschmack erinnert mich dann doch immer an gemahlene Steine, und ungefähr so liegt es einem auch im Magen. Es ist erstaunlich, dass Roms Legionen mit diesem ekelhaften Zeug so gut kämpfen, oder aber es ist reine Verzweiflung, um die Verpflegung zu vergessen und bei den Gegnern eventuell frisches Fleisch zu erobern, um sich die Mahlzeiten aufzubessern."


    Sie knabberte zufrieden an der Garnele - geschält, das Essen war wirklich ausgesprochen luxuriös zusammengesucht worden, als hätte Titus schon im Voraus gewusst, dass man nach einer leidenschaftlichen Begegnung nicht unbedingt damit beginnen wollte, Garnelen aus der Schale zu kämpfen - und angelte ihm dann eine zweite aus dem Körbchen, die ebenso verlockend nach einer Öl-Kräutermarinade duftete wie jene, die sie gerade dabei war zu verspeisen. Zu seinen Worten Titus betreffend nickte sie leicht, wahrscheinlich war es so besser, immerhin musste er den Geschmack seines Untergebenen auch deutlich besser kennen als sie selbst es jemals erraten würde. Mal abgesehen davon, dass sie sich nicht unbedingt in die Vorlieben dieses Mannes hineindenken wollte. Da beschäftigte sie ihre Gedanken lieber mit dem, was sie derzeit teilten, und sie versuchte, es aus ganzem Herzen zu genießen. Ob es immer so sein würde, diese sanfte, offene und gleichzeitig sehr vertraute Atmosphäre? Manchmal glaubte sie, dass sie sich vielleicht gerade deswegen gefunden hatten, weil sie beide nicht gesucht hatten, weil der Zufall, oder aber auch ein kleiner Schubs durch göttliche Mächte sie gerade am Ianusbogen einander treffen ließ.


    "Hmm? Was fehlt denn?" fragte sie überrascht, um dann leise aufzulachen, als er den Wein in die Sänfte holte. Natürlich, wie hatte sie das vergessen können! Aber anscheinend hatte Titus den Wein nicht vergessen und weitere Voraussicht bewiesen. Dieser Mann schien wirklich ungeahnte Fähigkeiten zu besitzen, aber andererseits würde Quintus sicherlich auch nicht die Gesellschaft eines einfach nur groben, brutalen Schlägers suchen, hätte er nicht auch irgendeinen Vorzug. Sie nahm den gereichten Becher entgegen und nahm einen kleinen Schluck daraus, um dann leicht zu lächeln. "Ich kenne diesen Wein," meinte sie vergnügt. "Der dürfte aus der Gegend von Carthago Nova stammen, wenn mich nicht alles täuscht. Ein Geschenk Deines Freundes Lucius?" Wieder nahm sie einen Schluck und genoss das sanfte, fast ein wenig liebliche, fruchtige Aroma des Weißweins. Er passte zum Abend, zur Atmosphäre und er passte auch zu den beiden Menschen, die aneinander geschmiegt und mit warmen Leibern den Innenraum der Sänfte erhitzt hatten.


    "Ich wundere mich immer wieder, dass wir hier sind," meinte sie nach einer ganzen Weile fast ein wenig nachdenklich. "Wenn man bedenkt, dass alles bei einem Spaziergang begonnen hat, und wir seitdem immer wieder aufeinander getroffen sind, auch ohne viel über persönliches sprechen zu können, sind wir nun doch sehr persönlich ..." Ihm den Becher zurückgebend, strich sie sachte mit den Fingern über seine Brust und ließ die Fingerkuppen sich in seinem Haar dort verhaken, griff ein wenig nach und ließ die Bewegung dann in einem sanften Streicheln enden. Würde es mit ihnen beiden immer so sein? Es war fast zu schön, um wahr zu sein, und in diesem Augenblick war sie einfach nur glücklich, zufrieden mit der Welt, die sich ruhig auch weiterdrehen konnte, ohne dass sie sich wie sonst Gedanken darum machte.

  • "Du willst also mir verwehren, morgens meinen Puls zu essen, auch wenn dir die Culina erlesene Speisen vorsetzt," entgegnete er ihr genauso leise lachend, die Szene schon Bildlich vor den Augen, wie sie auf dem Balkon der Villa sass und ihn mit Pulsschalen bewarf. "Ich glaube nicht, das ich diesen Eingriff in meine Essgewohnheiten zulassen kann," fuhr er scherzend fort, ein breites Lächeln auf seinen Lippen, welches so ihm Gegensatz zu zum gespielt Ernsten Tonfall seiner Worte stand. "Da müsste ich ja aus Prinzip auf Puls bestehen, am besten so wie Titus ihn stets zu bereitet hat, so das er sich mehr als Geschossmaterial eignet, denn zum essen." Leicht schüttelte er den Kopf, nein, Titus Puls war stets der schlimmste von allen Gewesen. Langsam streckte er seinen Arm aus, berührte sie sachte ab ihrer Schulter und fuhr zärtlich ihren Hals und Wange entlang. "Ich schätze doch Puls genauso wenig wie du, Helena, ich würde doch nie freiwillig dir Puls vorsetzen, meine Liebe."


    Es waren diese letzten beiden Worte, die so sehr davon zeugten, wie sehr er sie schätzte, welche Emotionen er für sie hegte, Emotionen, die ihm wohl selbst nicht ganz und gar bewusst waren. Und es waren nicht unbedingt die Worte, welche er verwandte, denn diese waren sicherlich unverfänglich und ein Mann konnte sie unbesorgt fast jeder Frau gegenüber verwenden, nein, es war sein Tonfall mit dem er sie sprach, diese leise, sanfte Betonung, die so vielmehr aussagte, als die Worte selbst.


    Seine Hand ruhte sachte auch ihrer Wange, als er leise fortfuhr, sein Blick in ihre Augen gerichtet. "Selbst wenn ich wieder in den Legionen dienen sollte und du mich in entlegene Ecken des Imperiums begleiten solltest, werde ich dafür sorgen, das du niemals Puls essen musst." Und mit einem mal stieg in ihm die Frage auf, was den passieren würde, wenn sein Aedilat zu ende wäre, wohin ihn der Weg seiner Pflicht führen würde. Und so manches davon gefiel ihm nicht, denn es hiess, das er vielleicht in die entlegenste Ecke des Imperiums in einer Legion dienen müsste, sei es seine alte Einheit in Germania, oder eine Legion in Syrien... Doch er wollte gerade jetzt nicht daran denken, wenn es soweit war, würde es einen Weg geben, das sie beide sich nahe sein konnten.


    Er liess sie nicht aus den Augen, als sie den Wein probierte, wie sie lächelte, wie ihre Lippen den Becher berührten und er musste bei ihren Worten lächeln. "Er stammt in der Tat von Lucius, ihn aber als Geschenk zu betrachten, wäre etwas zu viel schliesslich stammt er von meinen Gütern dort in der Region. Ich ziehe eigentlich den Roten vor, aber dieser passt einfach besser zu den Meeresfrüchten." Leicht schüttelte er den Kopf, Hispania hatte er so lange nicht gesehen, zu viel hatte er in den letzten Jahren nur die Legionslager gesehen. "Es ist traurig, mir gehören herrliche Weinberge in Hispania und ich habe sie selbst noch nie gesehen. Das würde ich gerne ändern und sie zusammen mit dir mir ansehen. Wie auch gerne wieder einmal nach Gallien reisen würde, den Ort meiner Kindheit besuchen." Er nahm den Becher entgegen, spürte, während er selbst einen Schluck nahm, wie ihre Hand seine Brust berührte, genoss dieses leichte Kribbeln, das er stets hatte, wenn ihre Finger seine Haut berührten.


    Langsam stellte er den Becher hinter sich ab, ohne hinzuschauen stellte er den Becher direkt auf die Kante der Sänfte, so das dieser stabil stehen blieb. "Es muss eine Fügung der Götter gewesen sein, welche uns zusammen führte, und unser beider Weg am Ianusbogen zusammen führte und uns hierher führte." Bei diesen Worten nahm er die Schale, welche bisher zwischen ihnen gestanden hatte und stellte sie hinter sich. Langsam rutschte er naher an sie, zog auch etwas zu sich, so das sie dicht bei einander lagen, sein linker Arm und Hand halb unter ihr liegend und er leicht über sie gebeugt. Seine rechte Hand strich zärtlich über sie, beginnend an ihrem Becken, über ihren Bauch bis sie schliesslich ihren Busen erreichten. Sein Blick hatte den Weg seiner Hand verfolgt, dann aber beugte er sich zu ihr herab, küsste sie zärtlich, während seine Hand sich von ihr löste und in den Schale hinter sich griff und eine der Garnelen nahm.


    "Möchtest du noch eine Garnele ?" fragte er sie leise flüsternd, sein Kopf dicht an ihrem, vielleicht nur eine Handbreit Platz zwischen seinen Lippen und ihren, an die er die Garnele hielt.

  • Meine Liebe. Er hatte nie zuvor ein Kosewort benutzt, nicht einmal eine Verniedlichungsform ihres Namens, nichts dergleichen, und hätte man ihre Gespräche belauscht, hätte man wohl vermuten müssen, sie seien einander durchaus zugetan, aber nicht unbedingt frisch verliebt. Was auch an den recht vernünftigen Gesprächsthemen liegen dürfte, die sie oft genug teilten. Diese beiden, eigentlich belanglosen Worte jedoch ließen sie innehalten, seinen Worten auf besondere Weise lauschen, auf die Zwischentöne bedacht, die sich immer wieder entfalteten, wenn man am wenigsten darauf achtete. Von Liebe hatten sie bisher nie gesprochen, und sie hatte sich bisher auch innerlich stets geweigert, von Quintus als einem Geliebten zu denken. Es gab nun einmal nur einen Mann, den sie jemals geliebt hatte, und das war Titus. Niemand sonst. Victor hatte sie wie eine Wahnsinnige begehrt und mochte ihn noch immer, und Quintus ... was war es, was sie für ihn empfand? Sympathie? Vertrauen? Verbundenheit? Oder war es doch mehr und sie hatte den schleichenden Übergang von der Freundschaft zum Besonderen noch nicht bemerkt?


    "Da bin ich aber froh," scherzte sie leichthin und legte den Kopf lächelnd zur Seite, um ihn zu betrachten. "Oder Deine Familie würde wohl zum ersten Mal sehen, wie eine Plebejerin einen Patrizier mit puls-Wurfgeschossen durch die Villa treibt, weil er ihr so etwas furchtbares vorgesetzt hat." Der Gedanke, er könnte wirklich vor ihr irgendwann die Flucht ergreifen, war so herrlich absurd, dass das Vergnügen darüber in ihren funkelnden Augen durchaus zu lesen war. Nein, ein Quintus Tiberius Vitamalacus würde sich höchstwahrscheinlich zum Kampf stellen und mit Bohnenbrei zurückschießen oder etwas in der Art.


    "Glaube mir, mit puls kannst Du mich nicht schrecken. In Syria waren die Verhältnisse oft sehr verquer und die Verpflegung auch, ich brauche nicht das luxuriöse Essen Roms, um mich wohl zu fühlen. Sollte es Dich wirklich an das letzte Eck des Imperiums verschlagen, werde ich sicher eine Möglichkeit finden, Dir ein gutes Essen vorzusetzen, wo auch immer ich es herbekomme," erklärte sie recht entschlossen und ließ die Worte in einem Lächeln enden, das eine gewisse Erfahrung mit Chaoskochen verriet.
    "Eine Reise nach Hispania klingt gut, auch in Gallia war ich viele Jahre nicht mehr. Was hältst Du davon, eine kleine Rundreise zu machen, wenn wir vermählt sind? Zu Deinen Gütern, zu meinem Geburtshaus in Tarraco, nach Gallia - da kommt sicher so einiges zusammen. Vielleicht können wir auch in Germania vorbeisehen, meinen Vater besuchen, falls er sich zur Hochzeit nicht frei machen kann." Erst als sie es ausgesprochen hatte, fiel ihr auf, mit welcher Sicherheit sie davon auszugehen schien, dass ihnen die Vermählung wirklich gestattet wurde - aber wer hätte schon einen Patrizier abgelehnt, der zudem noch Offizier und Politiker war?


    Still blickte sie zu ihm auf, verfolgte den Lichtschein auf seinen so vertrauten Zügen mit ihrem Blick. Liebte sie ihn? Diese Frage wollte nicht mehr erlöschen, blieb in ihrem Hinterkopf, als er sie berührte und ein zartes, bebendes Echo auf ihrer Haut hinterließ, das ihr die Hitze zwischen den durchscheinenden Vorhängen der Sänfte wieder bewusst machte. Sein kräftiger Körper drückte ein klein wenig auf den ihren, aber nicht unangenehm, und sie fühlte den Wunsch zurückkehren, ihn so nahe wie möglich bei sich zu haben, näher noch, als sie es gerade waren. "Gerne," flüsterte sie leise und schnappte mit den Zähnen nach dem von seinen Fingern freien Garnelenteil, bevor sie ihm die Meeresfrucht zart aus den Fingern entwand und dann mit den Lippen seinen Lippen darbot, eine Braue wölbend, um die Frage damit anzudeuten, ob er auch etwas davon haben wollte. Wieder blitzte es in ihren blauen Augen auf, doch dieses Mal hatte das Funkeln wenig Amüsement, eher etwas tiefer liegendes, ein wenig hungrigeres an sich.

  • Was für ein Bild war das, das sie da schilderte, wie sie ihn mit Pulsgeschossen durch die Villa Tiberia jagte und er mit Mühe und Not und Ausnutzung jeder möglichen Deckung probierte diesen Geschossen zu entgehen. Es brachte ihn dazu fröhlich auf zulachen. Allein die Gesicht seiner Verwandten zu sehen, das wäre es schon wert, sich diese Blöse zu geben. "Du würdest dir etwas trauen, das sich keiner von ihnen getraut," scherzte er zurück," und wenn sie ihre patrizischen Würde als Grund angeben, so ist das nur eine Ausrede." Es gab wirklich niemand in der Villa Tiberia, dem er gleiches zutraute und selbst wenn es nur ein Szenario war, das einem Scherz entsprang, so war es denoch bezeichnend, wie hoch er Helena einschätzte. Und ihre folgenden Worte bestärkten ihn nur noch darin, das sie die richtige Frau für einen Mann wie ihn, den Soldaten von von Geburt, einem Mann der so bereitwillig auf die Bequehmlichkeit seines Standes zu verzichten bereit war und seinen Dienst für das Imperium zu tun.


    Leicht lächelte er, strich ihr über ihre Wange. Es tat einfach gut zu hören, das auch sie bereit war, auf den grossen Luxus Roms zu verzichten, obwohl er ihn immer bieten wollte, wenn es denn die Umstände erlaubten. "Glaube mir, liebe Helena, auch wenn es mich und dich in die entferntesten Ecken des Imperiums verschlägt, ob es Syria, Africa, Daccia oder Germania ist , wir werden es schaffen, unsere Pulsrationen klein zu halten. Noch als einfache Soldaten hatten Titus und ich eine Vereinbarung, er schafft etwas gutes heran und ich bereite es zu. Ich glaube nur so haben wir den letzten Feldzug zu gut überstanden." Und es war etwas, das er sich gut vorstellen konnte, sie und er, weit entfernt der Annehmlichkeiten Roms und denoch zufrieden mit ihrem Leben. Irgendetwas in ihm sagte ihm, das er auf vieles verzichten konnte, verzichten würde, doch das er nicht ohne weiteres auf ihre Gesellschaft verzichten wollte. Und tief in ihm wuchs die Ahnung das dies bei ihm in Zukunft immer wieder zu Konflikten führen konnte. Doch es gab auch diese andere Stimme, die alle Zweifel übertönte, die die reine Zuversichtausstrahlte, zuversicht das sich alles finden würde.


    "Ich glaube, Germania wird mein nächstes Reiseziel sein, denn wie kann ich eine Frau heiraten, ohne das mich ihr Vater von Angesicht zu Angesicht gesehen hat. Würde mich mein Amt nicht in der Stadt festhalten, dann wäre ich schon längst unterwegs. Und am liebsten in deiner Begleitung, meine Liebe." Und da waren sie wieder, diese zwei Worte, eigentlich unverfänglich, doch in ihrer Betonung lag unbewiusst so viel mehr, als zwei Worte ausdrücken vermochten. Und vielleicht lagen in seinem Hinterkopf schon jene drei Worte bereit, jene drei Worte, denen so viele Leute so viel beimassen, die aber von so vielen auch nur benutzt wurden, um ein Ziel zu erreichen, ein Ziel das nur in der körperlichen Vereinigung bestand, der simplen Befriedung eines Verlangens und die dadurch zu einem banalen Satz wurden, auch wenn der Sprecher sie aufrecht meinte und jedes Wort der Wahrheit entsprach. So kam es das, selbst wenn in seinem Hinterkopf diese Worte bereitlagen irgendwann gesprochen zu werden, etwas in ihm verhinderte, sie gerade jetzt zu verwenden.


    Denn wieder herrschte diese Nähe zwischen ihnen, diese Nähe, die ihm ihren Körper so Bewusst machte, die dieses Verlangen in ihm erweckte, das er das erste Mal am Strand von Ostia erahnt hatte. Wenn jetzt diese drei Worte fallen würden, wäre es der falsche Moment, zu gross wäre die Gefahr, das sie sich auf dieses körperliche Verlangen reduzierten. Stattdessen blickte er in ihre Augen, während sich seine Hand, kaum da sich ihre Lippen um die Garnele gelegt hatten, auf ihre Brüste legte, sie sanft berührten. Bereitwillig nahm er ihr stummes Angebot an, sich diese Garnele mit ihr zu teilen, seine Lippen um schlossen die andere Hälfte der Garnele, soweit, das sie auch ihre Lippen spürten. Die verschiedensten Sinneseindrücke vermischten sich zu einer waren Symphonie, der Geschmack ihrer Lippen vermischte sich mit dem Geschmack der Garnele und des Weines, welchen sie genossen hatten, der Duft ihres Körpers in der wieder zunehmenden Hitzes der Sänfte, das Funkeln in ihren blauen Augen, das er gerade noch erblickte, bevor sich seine Augen schlossen und seine Lippen und seine ZUnge wieder diesen Tanz mit ihr aufnahmen.


    Und überallem war das Gefühl seiner Hand, seiner Fingerkuppen, die sanft die Rundungen ihres Oberkörpers umfuhren, zärtlich ihre empfindsamen Stellen fanden und berührten. Und die dann langsam ihren Bauch herab wanderten, Stück für Stück berührten, nicht im zielstrebigen Marsch sondern fast tänzelnd. So immer wieder etwas vor und zurückwanderten, doch unweigerlich ihren Bauch herab wanderten, ihre Oberschenkel erreichten und dort ihr Spiel vorsetzten.

  • "Du kannst kochen?" fragte sie überrascht, denn irgendwie hatte sie gerade diese praktische Kunst einem Patrizier nicht unbedingt zugetraut. Die meisten kamen dann doch auf die Welt und bekamen einen Kochsklaven und eine Amme gestellt, während die meisten Plebejerkinder schon sehr früh zur Selbständigkeit erzogen wurden, selbst wenn sie aus einer so alten Familie stammten wie den Iuliern. Selbst ihr Bruder hatte gelernt, einfache Dinge zuzubereiten, auch wenn er es nie tun musste, die potentielle Möglichkeit bestand immerhin. Dass nun Quintus ebensolche Qualitäten zu offenbaren begann, ließ ihn in ihrer Achtung nur mehr steigen, als er dies ohnehin schon getan hatte. Dass er gemeinsam mit Titus das Abendessen für sie beide bereitete, um dem puls zu entkommen, hatte schon wieder eher einen amüsanten Beigeschmack, denn sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie der hühnenhafte Legionär Vorräte 'besorgte' und der tribunus diese dann in etwas Essbares verwandelte. Irgendwie hatte das alles einen recht wildromantischen Anstrich, und sie begann zu verstehen, wieso bei der legio Freundschaften fürs Leben begannen.


    Lächelnd betrachtete sie ihn, während er sprach, von der geplanten Reise erzählte, um dann zu nicken. "Es wäre wohl das beste, wir würden meinen Vater gemeinsam aufsuchen. Ich werde mich nicht für eine Ewigkeit von meinem Amt freimachen können, aber für eine Woche oder zwei sicherlich, das sollte reichen, um alles zu klären, was es zu klären gilt, und auch, um einige schöne Tage dort zu verbringen, wo mein Vater inzwischen seine Arbeit verrichtet. Manchmal kommt es mir wie eine halbe Ewigkeit vor, in der wir uns nicht mehr gesehen haben und uns nur schrieben."
    Sachte hob sie das Kinn an, fuhr mit den Fingerkuppen zart über seine Wange, evor sie anfügte: "Ich glaube, ihr werdet euch gut verstehen, Quintus. Letztendlich wird er froh sein, wenn ich jemanden gefunden habe, mit dem mich mehr verbindet als Gewohnheit, aber davon werden wir ihn überzeugen müssen." Wie es wohl wäre, ihrem Vater den Mann vorzustellen, mit dem sie leben wollte? Wie wäre es gewesen, hätte sie ihm Valerius Victor vorgestellt? Wäre das auch so leicht vorzustellen gewesen? Aber der Gedanke an den Valerier war wie stets mit einem gewissen Schmerz verbunden, und sie schob ihn schnell beiseite. Nicht jetzt. Nicht hier ... das war etwas für die Stille ihres cubiculums.


    Wieder gingen ihr die Worte im Kopf herum. Meine Liebe. Jetzt hatte er es schon zum zweiten Mal gesagt, und so, wie sie ihn bisher kennengelernt hatte, sagte er solcherlei nicht grundlos, sie schätzte ihn als einen Mann ein, der besonders sehr persönliche Dinge mit Bedacht wählte und nur dann aussprach, wenn er sie absolut als passend empfand.
    Aber dann glitten ihr auch diese Gedanken fort, übernahm das Fühlen das Regiment über ihre Aufmerksamkeit, denn seine Finger, die geteilte Garnele, der dann folgende Geschmack seiner Lippen, die ein so prickelndes Echo in ihrem Körper hinterließen, dass sie sich unwillkürlich ein wenig enger an ihn drängelte, um die Nähe zwischen ihnen beiden zu vergrößern. Es tat so gut, berührt zu werden, Zeit zu haben, sich Zeit lassen zu dürfen, den anderen wieder zu erkunden und zu erschmecken, denn nun wanderten auch ihre Finger über seinen Oberarm, folgten der Linie der sich unter der Haut abzeichnenden Muskeln, als müsste sie ihn so genau ertasten, um sein Bild später in einem Marmorblock verewigen zu können. Hatten sie sich schon so schnell aneinander gewöhnt, dass Scham und Vorsicht gar nicht mehr zwischen ihnen beiden sein mussten? Auch das war etwas, was sie nicht unbedingt hinterfragte, sondern genoss, genauso wie sie seine Hände auf ihrem Körper zu genießen wusste.


    Die Zeit verstrich, auch für den Mann vor den verschlossenen Türen der insula, der dieses Zusammentreffen so vollkommen arrangiert hatte, der von den Wünschen seines tribunus so viel mehr gewusst hatte als dieser selbst - und nach einiger Zeit wurde es still im Inneren des Gebäudes, nicht einmal mehr das Echo der leisen Stimmen war zu vernehmen, die er zumindest zuvor noch hatte erahnen können. Die Stille ließ einige Fragen zurück, aber bevor der Wunsch, zumindest hinein zu blicken, um herauszufinden, ob sich etwas ereignete, zu groß werden konnte, erklang von innen ein leises, erst einmal nur langsam nacheinander folgendes Knarzen, das vom Holz der Sänfte stammen musste und schon einmal zu hören gewesen war. Ein zweiter Anlauf also, dachte der Legionär und grinste unvermittelt vor sich hin, während er sich vorstellte, wie müde sein tribunus am nächsten Morgen blicken wurde - aber sicherlich auch ausgesprochen zufrieden und satt.

  • "Die Frau, die für mich nach dem Tod meiner Mutter für mich da war und mit der Zeit meine Mutter ersetzte, war die Köchin in der Villa Rustica. Oft haben wir Stunden in der Küche verbracht, haben geholfen und zu geschaut. So lernt man einiges, das einem Patrizier nicht zugetraut wird," antwortet er lächelnd auf ihre Überraschen. Für ihn war das immer eine selbstverständlichkeit gewesen, schliesslich war das Haus seines Grossvaters auch kein prächtiger Palast, wie man ihn bei einem Senator und ehemaligen Legatus erwarten würde, sondern ein schlichtes Landhaus, das mehr einem Castellum glich. Und er wusste auch, das seine Mutter dieses Leben dort nicht ertragen hatte, zu sehr war sie an die annehmlichkeiten der Villa ihrer adligen Familie gewöhnt gewesen. Doch seinem Vater zu liebe war sie geblieben. "Vielleicht wäre es anders gewesen, wäre meine Eltern nicht so früh gestorben, doch gerade mein Grossvater legte viel wert darauf, das ein Mann zur Not alles selbst machen konnte."


    Irgandwann würde er ihr noch mehr darüber erzählen, vielleicht wenn sie beide in Gallien sein würden, er ihr den Ort zeigen würde, an dem er aufwuchs, jedenfalls das, was noch davon übriggeblieben wäre. Vielleicht würde er die Villa Rustica ja auch eines Tages wieder aufbauen, wenn er das Land wieder erwerben würde. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt dafür, erst müsste er auch mit ihrem Vater sprechen. "Ich hoffe, das ich mich gut mit ihm verstehe, auch wenn ich ihn bisher nicht kenne. Doch mit seinen beiden Brüder verstehe ich mich gut, dein Onkel Numerianuns ist einer meiner ältesten und besten Freunde. Und auch wenn ich ein raubeiniger Soldat bin, vielleicht kann ich deinen Vater doch davon überzeugen, Helena, das mir das wohl seiner Tochter sehr viel bedeutet." Es war erstaunlich, wie manchmal das Schicksal wirkte, vor langer Zeit hatte er in einer finsternen Nacht einem jungen Probati gezeigt, worauf es bei einer Nachtwache ankam und irgendwie war daraus eine tiefe Freundschaft entstanden. Und dann, in ein ähnlich finsteren Nacht, jedenfalls in seinen Gefühlen, hatte er sie getroffen und auch hier hatte sich mehr entwickelt, mehr als er jemals gedacht hatte, und mehr als er sich bereit war einzugestehen.


    Jede ihrer Berührungen liess ihn wieder alles andere um sich herum vergessen, steigerte das Körperliche, aber auch das seelische Verlangen nach ihr. Seine Lippen lagen auf ihren, der Kuss und das Spiele ihrer Zungen wollte und sollte nicht ändern, hüllte so den Raum in Stille, eine Stille die nur durchbrochen wurde von dem leisen Knistern der aufgestellen Öllampen und dem Rascheln der Vorhänge der Sänfte durchbrochen wurde. Je länger der Kuss dauerte, desto mehr Verschwanden der Geschmack der Garnele die sie sich geteilt hatten und der des Weines und desto deutlich schmeckte er sie, wie er sie schon am Strand von Ostia oder in dem edlen Juwelier geschmechkt hatte. Sein Ellenbogen mochte als stütze dienen, doch die Hnad dieses Armes war frei und fuhr durch ihr Haar, zertstörte wahrscheinlich die sorgfältige Arbeit ihrer Leibsklaven und allein ihre von ihrer beider Leidenschaft zerwühlte Frisur machte es schwer möglich, das sie sich an diesem Tag noch auf der Cena Liber blicken liessen.


    Doch daran dachte er auch nicht, als sich seine Lippen von ihren lösten und langsam an ihrem Hals entlang glitten, er war nur im hier und jetzt, genoss das Gefühl, das ihre Hände auf seiner Haut hinterliessen, das den Tanz seiner Finger auf ihrer Haut nur noch in Intensität zunehmen lies, sie Stellen ihres körpers berühren liess, die sie bisher nicht berührt hatten, jedes kleine Stück ihrer Haut berühren und erkunden wollend. Ihre zarte Haut an Hals und Schulter schmeckte so sehr nach ihr, die Anstrengungen ihres ersten Liebsspiels hatten dazu beigetragen, das die Spuren der weiblichen Schönheitskunst in den Hintergrund treten zu lassen und die wahre, die wirkliche Helena zum vorschein zu bringen, etwas, das ihm ungemein gefiel, war sie es doch, nach dem es ihn verlangte und seine Küsse wanderten langsam zu ihrem Busen. Er liess sich Zeit, denn Zeit war etwas, das sie in dieser Nacht hatten, obwohl er nicht wusste, wie viel Zeit wirklich seit ihrem Aufbruchh vergangen war. Doch er konnte sich darauf verlassen, das der Mann vor der Tür ihnen rechtzeitig bescheid geben würde, bevor der der Tag anbrach, genauso so, wie er dafür sorgen würde, das niemand in diesen Raum dringen und sie stören würde.


    Doch irgendwann liess er es geschehen, liess die beiden Körper sich vereinen und unweigerlich verstärkte sich das leichte Knarren der Sänfte wieder. Hatte er beim letzten mal eine fast scheue Zurückhaltung zu beginn gezeigt, war dieses Mal davon nicht viel zu spüren. Seine Lippen legten sich wieder auf ihre, seine Zunge suchte ihre, um erneut in dieses, wildverlangende Spiel einzusteigen, das schon jetzt seinen Herzschlag beschleunigte und seinen Atem schwerer werden liess, mehr als dies je ein 30 Meilen Marsch getan hätte. Er wusste, mit dieser Frau wollte er genau das noch viel öfter erleben, und das nicht nur in der Heimlichkeit einer Sänfte an einem unbekannten Ort, nein, gerade jetzt erweckte das Spiel ihrer Körper in seinem Kopf Phantasien, in welchen ein gemeinsames Ehebett zwar auch eine angenehme Rolle spielte, aber auch gänzlich andere Orte immer wieder auftauchten.

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