[Grundausbildung] A. Iunius Lucullus

Zitat

Original von Lucius Artorius Avitus
"Parate... Pila sursum... tollite pila... mittite" ~ Achtung... Speere hoch... Fertigmachen zum Wurf... Wurf...
erteilte Avitus den Probati den Befehl.

Lucullus holte etwas Auslauf und schleuderte sein Pila so weit es ging. Im hohen Bogen flog er so vor sich hin bis er mit der Spitze in den Boden rammte. "Acht Meter in etwa..." murmelte Lucullus und schaute auf die neidisch, die es weiter geschafft hatten.

Die Rekruten waren schon lange abgestumpft und nahmen sich die Drohungen ihres Ausbilders nicht mehr so zu Herzen. Wobei es falsch wäre, sie vollkommen zu ignorieren. Lucullus lief also seine Strecke ab und sammelte seinen Übungsspeer wieder ein um erneut an die Linie zu treten und zu werfen. Wieder holte er etwas Schwung und schleuderte seinen Pila nun etwa 11 Meter. Eine kleiner Steigerung, aber dem Centurio sicherlich noch nicht ausreichend genug. Die ganze Prozedur wiederholte sich immer und immer wieder bis der Pila endlich über 14 Meter kam. Lucullus seine angespannten Muskeln schmerzten und langsam verließ ihn die Kraft. Ein Seufzer ging über seine Lippen.

Der Centurio machte knallhart weiter mit den Training und Lucullus beendete eben seinen zehnten Durchgang. Die angespannten Muskeln seiner Oberarme pochten und wollten sich nicht mehr bewegen. Zum Glück waren vor ihn zwei weitere Rekruten die an der Reihe waren, so das er eine kurze Zeit zum Verschnaufen hatte.

Die Soldaten schleppten sich zur ihren Markierten Linien und traten in zwei Reihen an. Lucullus, ganz vorne in der Mitte, folgte mit seinen Augen seinem Ausbilder. Der Schleifer hatte doch was vor... dachte sich Lucullus und versuchte seine müden Augen auf zu halten.

Antanzen wäre wohl übertrieben gewesen. Ob Flavius Aristides überhaupt das Talent für solche künstlerische Begabungen hatte, soll mal dahin gestellt bleiben. Vielleicht hatte er ein Faible dafür, aber die Pantomime oder sonstige Bühnenauftritte gehörten nicht dazu. So marschierte er grummeliger Laune auf den Platz und folgte Valens einige Schritte dahinter. Ob einer seiner probati desaströs versagt hat? Oder hatte Marcus gar was falsch gemacht? Marcus wußte es nicht. Aber da er mit leeren Magen immer unleidig war, machte er sich keine Sorgen, sondern verfluchte den Centurio, der ihn bei seiner Pause gestört hatte. Wobei Marcus gerne mehrere Pausen am Tag nahm und jede Gelegenheit nutzte, der Pflicht zu entkommen. Bei Avitus angekommen, salutierte Marcus brav.

„Centurio?“

Musternd sah Marcus zu den probati. Die Meisten von den Männern kannte er nicht oder nur vom Sehen, und somit auch eigentlich gar nicht. Denn Marcus hatte weder ein gutes Namens- noch ein gutes Gesichtsgedächtnis. So kam ihm Lucullus zwar bekannt vor, aber Marcus hatte keine Ahnung von wo. Irgendetwas mit Essen...Essen? Vielleicht auf der Lagerstube? Marcus dachte einen Moment darüber nach, doch dann rissen ihn die Worte aus seinen Gedanken. Doppelsalven üben? Herrje, als ob er nicht genug zu tun hätte. Aber das war eindeutig das Privileg des centurio, zu delegieren. Etwas von der Situation überrumpelt, nickte Marcus und schüttelte gleich darauf den Kopf.

„Nein, keine Fragen, centurio. Doppelsalven, ja wird gemacht.“

Es war auch für Marcus schon ein Weilchen her, daß er jene geübt hatte. Aber so was rostete nicht allzu schnell ein und selber ein pilum zu werfen, selbst zu Demonstrationszwecken, hatte er nicht vor. Marcus sah Avitus an, abwarten, ob er noch was anfügen wollte.

Was das Schulterklopfen zu bedeuten hatte, war Marcus nicht ganz klar. Einerseits legte der centurio großen Wert auf die Hierarchie, andererseits kamen dann doch solche jovialen Anzeichen bei ihm durch. Ob es eine Aufmunterung war? Waren die probati so grauenhaft? Als der centurio den Platz verlassen hatte, konnte sich Marcus noch mal der Musterung der probati widmen. Wie immer halt, jung, unerfahren, aber entschlossen allen Widrigkeiten Stand zu halten. Marcus marschierte auf und ab, fühlte sich dabei jedoch seltsam nackt. Irgendetwas fehlte, die Rüstung konnte es nicht sein, die ließ er öfters mal in der Mannschaftsunterkunft zurück. Da fiel es ihm wie die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen. Es war sein Optiostab, herrje! Bei Mars zottigem Bart, ohne war die Ausbildung doch weniger würdevoll. Marcus seufzte und hob schließlich an zu sprechen.

„probati, wie es scheint habt ihr euch schon mit dem pilum vertraut machen können. Und scheinbar nicht sonderlich zur Zufriedenheit des centurio. Dem werden wir wohl oder übel abhelfen. Denn eines dürft ihr nicht vergessen und müsst es euch immer vor Augen führen. Für einen richtigen Legionär in den Legionen ist das pilum einer der wichtigsten Waffen, vielleicht sogar wichtiger als das gladius. Denn in einer Schlacht können der Ausgang und der Sieg von den zielgerichteten und disziplinierten pilasalven abhängig sein. Mit einem müden Haufen wie euch, die noch nicht mal eine anständige Distanz mit einem pilum hinbekommen, wird unser Legat mit Sicherheit nicht in die Schlacht ziehen oder in ein Gefecht. Also, jeder nehme sich zuerst ein pilum!“

Mit vor der Brust verschränkten Armen wartete Marcus ab, bis die probati bereit und bewaffnet waren. Erst dann setzte er seine Ansprache fort.

„Es kursieren in all den Einheiten immer wieder Gerüchte von verschiedenen Möglichkeiten der Doppelsalve herum. Manche Ausbilder werden euch vielleicht die Methode des Reihenwechselns erläutern. Eine Reihe wirft, tritt zurück und die nächste Reihe dahinter wird danach ihr pilum abwerfen. So machen wir das jedoch nicht! Beim gladius- und scutumkampf ist das durchaus eine Möglichkeit und ihr werdet das später im Formationstraining noch erfahren. Aber bei der Doppelsalve ist eine andere Herangehensweise viel effektiver. Die erste Reihe wirft, die zweite Reihe reicht ihr pilum nach vorne und wieder werfen die vordersten Männer. Warum machen wird das eigentlich? Kann es sich jemand denken und auch hier laut sagen?“

Zitat

Original von Marcus Flavius Aristides
Was das Schulterklopfen zu bedeuten hatte, war Marcus nicht ganz klar. Einerseits legte der centurio großen Wert auf die Hierarchie, andererseits kamen dann doch solche jovialen Anzeichen bei ihm durch. Ob es eine Aufmunterung war? Waren die probati so grauenhaft? Als der centurio den Platz verlassen hatte, konnte sich Marcus noch mal der Musterung der probati widmen. Wie immer halt, jung, unerfahren, aber entschlossen allen Widrigkeiten Stand zu halten. Marcus marschierte auf und ab, fühlte sich dabei jedoch seltsam nackt. Irgendetwas fehlte, die Rüstung konnte es nicht sein, die ließ er öfters mal in der Mannschaftsunterkunft zurück. Da fiel es ihm wie die sprichwörtlichen Schuppen von den Augen. Es war sein Optiostab, herrje! Bei Mars zottigem Bart, ohne war die Ausbildung doch weniger würdevoll. Marcus seufzte und hob schließlich an zu sprechen.

„probati, wie es scheint habt ihr euch schon mit dem pilum vertraut machen können. Und scheinbar nicht sonderlich zur Zufriedenheit des centurio. Dem werden wir wohl oder übel abhelfen. Denn eines dürft ihr nicht vergessen und müsst es euch immer vor Augen führen. Für einen richtigen Legionär in den Legionen ist das pilum einer der wichtigsten Waffen, vielleicht sogar wichtiger als das gladius. Denn in einer Schlacht können der Ausgang und der Sieg von den zielgerichteten und disziplinierten pilasalven abhängig sein. Mit einem müden Haufen wie euch, die noch nicht mal eine anständige Distanz mit einem pilum hinbekommen, wird unser Legat mit Sicherheit nicht in die Schlacht ziehen oder in ein Gefecht. Also, jeder nehme sich zuerst ein pilum!“

Mit vor der Brust verschränkten Armen wartete Marcus ab, bis die probati bereit und bewaffnet waren. Erst dann setzte er seine Ansprache fort.

„Es kursieren in all den Einheiten immer wieder Gerüchte von verschiedenen Möglichkeiten der Doppelsalve herum. Manche Ausbilder werden euch vielleicht die Methode des Reihenwechselns erläutern. Eine Reihe wirft, tritt zurück und die nächste Reihe dahinter wird danach ihr pilum abwerfen. So machen wir das jedoch nicht! Beim gladius- und scutumkampf ist das durchaus eine Möglichkeit und ihr werdet das später im Formationstraining noch erfahren. Aber bei der Doppelsalve ist eine andere Herangehensweise viel effektiver. Die erste Reihe wirft, die zweite Reihe reicht ihr pilum nach vorne und wieder werfen die vordersten Männer. Warum machen wird das eigentlich? Kann es sich jemand denken und auch hier laut sagen?“

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Lucullus meldet sich, tritt vor und nimmt Haltung an. "Eine gute und gründliche Ausbildung erlaubt es den Feind effizienter zu bekämpfen und die eigene Sicherheit im Gefecht zu erhöhen. Das Pilum selbst gehört zu einer effektiven Fernkampfwaffe welches erlaubt, seinen Feind bereits von Weiten zu bekämpfen. Es tötet und demoralisiert zugleich. Also weniger Arbeit für das Schwert. Aber eine Waffe ist nur so gut wie sein Besitzer, deswegen lernen wir den Umgang mit dieser Waffe, Optio."

In der Ferne waren am Himmel einige bleigraue Wolken zu sehen, es zog wohl ein schlimmeres Unwetter auf. Marcus spähte in die Richtung und schlug mit seinem Optiostab gegen seinen Rücken, was ein wenig schmerzte. Er hatte einfach vergessen, daß er heute keine Rüstung trug, gerade vom Mittagessen hierher gerufen worden war. Für einige Doppelsalven würde es vielleicht noch ausreichen, ehe die ersten Regenwolken sie erreichen würde. Marcus wandte seinen Blick dem probatus zu und nickte andeutungsweise.

„Das ist richtig, probatus...Iunius...Lucullus, war das nicht so?“

Mit Namen hatte Marcus manchmal seine Schwierigkeiten, aber den Namen konnte er sich noch besser merken, da sein Cousin denselben cognomen trug.

„Eine solide Ausbildung ist euch allen immer sehr nützlich, für eure Fähigkeit im Kampf zu bestehen und auch euer Leben zu schonen. Da hast Du wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen, Iunius.“

Marcus lächelte breit, es war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, daß er es nicht hämisch oder böse meinte, sondern nur einen gutmütigen kleinen Scherz mit Lucullus betrieb. Er schritt an den probati auf und ab, während er weitersprach und dieses mal mit weitaus ernsterem Ausdruck.

„Beherrschen wir in der Schlachtreihe die Doppelsalve hervorragend, ist das ein unschlagbarer strategischer Vorteil, probati. Denn der Feind kann damit schon in großer Reichweite mit empfindlichen Schlägen getroffen werden. Ein pilahagel in eine feindliche Front kann ihre Formation sprengen, ihre Reihen lichten und ihre Moral nach unten treiben. Die pila bleiben in den Schilden stecken, durchbohren manchmesmal mehrere Schilde und behindern die feindlichen Kämpfer enorm, im besten Fall werden sie schon gleich getötet. Somit kommen die Feinde schon in geschwächter Stärke an, während wir noch in korrekter Formation, voller Kampfstärke und überlegener Waffenkraft den Beginn des Nahkampfes abwarten konnten. Wird nur eine Salve geworfen, ist das eine passable Schwächung, wirklich effektiv und verheerend wird es dann jedoch erst bei mindestens zwei oder mehr Salven.“

So viel Reden, das war wirklich anstrengend. Marcus seufzte leise und blieb stehen.

„Heute werden wir also damit anfangen, die Doppelsalve zu üben, damit ihr in einer Schlacht in der Lage sein werdet, während eines längeren Feuergefechtes ein pilum mehrmals hintereinander in einem Rhythmus von drei bis vier Herzschlägen schleudern zu können. Gut, Aufstellung in drei Reihen, jede Reihe und jeder davon nimmt sich ein pilum.“

Grübelnd betrachtete sich Marcus die Männer, als ihm ein Einfall kam. Vielleicht konnte er schon mal ihren Einfallsreichtum und ihr Vorwissen prüfen. Sein Blick schweifte über jeden der probati als er sich schon das erste Opfer auserkoren hatte. Vielleicht lenkten die Götter heute besonders Marcus Aufmerksamkeit auf den armen Lucullus.

„probatus Iunius? Nehmen wir mal an, Du wärst der Kommandant dieses Haufens hier. Wie würdest Du ihnen befehlen wollen, die Doppelsalve zu üben und auszuführen?“

Marcus verschränkte die Arme hinter dem Rücken, hielt seinen Optiostab fest in der Hand und sah Lucullus aufmerksam an.

Zitat

Original von Marcus Flavius Aristides
„Das ist richtig, probatus...Iunius...Lucullus, war das nicht so?“

"Jawohl, Optio!" Lucullus stand kerzengrade und bestätigte die Frage des Unteroffiziers.

Zitat

Original von Marcus Flavius Aristides
„probatus Iunius? Nehmen wir mal an, Du wärst der Kommandant dieses Haufens hier. Wie würdest Du ihnen befehlen wollen, die Doppelsalve zu üben und auszuführen?“

"Herr?" Lucullus verzieht sein Gesicht und grübelt. Denk nach Lucullus, denk nach... "Herr, der Rekrut weiß darauf keine Antwort..." Woher auch? Schließlich hatten sie das noch nie geübt und Lucullus wollte es tunlichst vermeiden etwas falsches zu sagen.

Lucullus eilte los, griff zu seinen schweren Schild und den Wurfspeeren. In einer Linie angetreten machte er sich bereit die Übung auszuführen. Als endlich das erlösende Kommando über den Platz hallte, warf Lucullus mit vollster Kraft seinen Speer dem imaginären Feind entgegen. Besonders weit war es wieder nicht, gerade mal 16 Meter, wenn es hoch kam... Eilige blickte sich Lucullus um und überprüfte mit scharfen Blick die Trefferergebnisse seiner Kameraden. Besonders besser waren sie auch nicht. Lucullus war etwas erleichtert.

Die Soldaten setzten sich mühselig und fast gelangweilt in Bewegung und sammelten ihre Übungsspeere ein. Als der Cornicen erneut das Signal zum werfen gab, taten sie es. Lucullus tat es, wie es ihm gezeigt wurde vom Centurio. Allerdings schaffte er es diesmal auch nicht weiter. Egal, die hinteren Reihen gaben die Speere nach vorne durch und irgendwann hätte auch Lucullus es endlich drauf. Er dachte sich, beim Speerwerfen, vielleicht brauchte er etwas mehr Muskelmasse? Das würde es sicherlich sein, er müsste mehr Trainieren, mehr für seinen Körper tun.

Nach drei weiteren Durchgängen fing die Schulter an zu schmerzen und zu pochen, aber Lucullus hatte es bereits auf knapp 20 Meter gebracht.