Hauptverhandlung IUD IMP I/DCCCLVI - Imperium Romanum vs. Caius Helvetius Tacitus

Balbus nickte nach den Worten des Kaisers und wandte sich dem Zeugen zu.

"Erst einmal Danke für dein Erscheinen, Princeps Prior. Kommen wir dann direkt zur ersten Frage. Ist es, deine Erfahrungen im Dienst der Strafverfolgung zugrunde legend, möglich ein offizielles Siegel zu fälschen?"

…währenddessen Quarto sein Schreibtäfelchen weiter mit kleinen Bildchen schmückte, die von ausgesprochen wenig musischem Talent kündeten.

Zitat

Original von Tiberius Prudentius Balbus
"Erst einmal Danke für dein Erscheinen, Princeps Prior. Kommen wir dann direkt zur ersten Frage. Ist es, deine Erfahrungen im Dienst der Strafverfolgung zugrunde legend, möglich ein offizielles Siegel zu fälschen?"

Etwas irritiert schaute Bibulus bei der Frage des Praetors... woher bei Iuppiters Geiern sollte er wissen, ob der Angeklagte sein Siegel immer dabei hatte, er war doch nicht sein scriba personalis. Die anschliessende Diskussion liess er ein wenig erleichtert, aber mit zunehmenden Desinteresse an sich vorbeiziehen, er sehnte sich nach dem Sandboden der Castra zurück. Das war alleridnsg ein Fehler, weil er so zuerst die Frage von Balbus überhörte.

"Entschuldigung... also möglich ist eine Fälschung schon, aber sie ist nicht sonderlich wahrscheinlich, ist sie doch meistens die aufwendigste Methode um ein Dokument zu fäslchen."

"Welche Möglichkeiten gibt es deiner Erfahrung nach sonst noch?" fragte er weiter.

Das war eine Frage die sich zumindest der Praetor auch selber beantworten können musste. Aber Bibulus ging natürlich trotzdem darauf ein.

"Nun man kann natürlich den Text von einem alten gesiegelten Schriftstück abschaben und einen neuen Text verfassen. Dies ist immernoch relativ aufwendig, vor allem weil man das Siegel nicht beschädigen darf. Die einfachste Variante ist einfach das Siegel umzusetzen, aber wie es häufig ist, lässt sich die einfachste Variante natürlich auch am einfachsten nachprüfen."

"Gut. Kann man davon ausgehen, dass du in deiner Tätigkeit bei den Cohortes Urbanae durchaus mit Fälschungen konfrontiert wirst und diese auch von einem Original unterscheiden könntest?" fragte er an den Zeugen gerichtet.

Durus lauschte und seine Miene verzog sich leicht. Wollte der gute Advocatus denn jetzt nachweisen, dass ein böser Fälscher ein Edikt abgenommen, das Siegel abgekratzt, auf ein neues Edikt geklebt und schließlich wieder zurückgehängt haben - und das ganze war keinem der zahlreichen Bediensteten des Aedils aufgefallen?

Er betrachtete das Siegel des Originals, das auf seinem Tischchen lag...

Während der Kaiser auf die Antwort des Zeugen wartet, lässt er sich das fragliche Edikt vom Tisch des Anklägers bringen. Nach eingehender Untersuchung kommt er zu dem Schluß, dass das Siegel nicht von einem anderen Dokument abgenommen und hier aufgesetzt wurde.

Durus gab dem Gerichtsdiener das Edikt - er war der Meinung, dass es wohl kaum aufgeklebt war. Trotzdem wartete er auf die Meinung des Fachmanns, der jedoch noch immer Worte zurechtlegte...

Während Tacitus auf die Antwort des Zeugen wartete, schweifte sein Blick ins Rund und blieb beim Imperator persönlich hängen, der anscheinend während der Befragung Gefallen daran fand, das fragliche Edikt eingehend zu beobachten.
Was der Kaiser gerade dachte, wußte er nicht, doch er konnte sich nur schwer vorstellen, daß der Kaiser über die Kompetenz und Weitsicht verfügen würde, eine Fälschung von einem Original zu unterscheiden , und schließlich war ja der Zeuge hier, um darüber Aufschluß zu geben.

Zitat

Original von Tiberius Prudentius Balbus
"Gut. Kann man davon ausgehen, dass du in deiner Tätigkeit bei den Cohortes Urbanae durchaus mit Fälschungen konfrontiert wirst und diese auch von einem Original unterscheiden könntest?" fragte er an den Zeugen gerichtet.

Schwierige Frage, da musste Bibulus erstmal überlegen. Zumindest einen Moment dann leuchtete ihm ein, dass die Frage gar nicht mal so schwierig war, nur wahrscheinlich die Antwort die er geben musste.

Als er so nachdachte bemerkte er, wie sich der Ankläger und auch der Imperator ein Sigel betrachteten. Der Princeps Prior nahm mal an, dass dies das möglicherweise gefälschte Schriftstück war und zuckte dann die Schulter.

"Nun... es kommt darauf an. Wie ich schon sagte, eine Umsetzung eines Siegels lässt sich recht einfach und schnell bemerken. Eine gelungene Rasur eines alten Edictes und das Verfassen eines Neuen auf ein und demselben Papyrus ist nur schwer zu bemerken. Höchstens wenn einige Scharten in das Siegel geschlagen wurden, oder das Schriftstück ungleich dick ist.

Bei einer erstklassigen Rasur wäre aber sonst nicht festzustellen, ob es gefälscht ist, oder nicht."

Einen Moment dachte Bibulus nach, dann erhob er doch noch mal die Stimme.

"Wobei man jetzt natürlich schnell auf den Gedanken kommen kann einfach die Schriften eines originalen und des möglicherweise gefälschten Schriftstückes zu vergleichen. Ich möchte hier aber gleich einschränken, dass jemand der genug Geduld, Geld und Talent für eine makellose Rasur aufbringt relativ einfach eine Schrift fälschen kann."

Durus war diesmal äußerst misstrauisch. Hatte der Aedil sich etwa einen Zeugen gekauft?

"Könntest du uns nicht einfach deine Meinung zu unserem Schriftstück kundtun?"

meinte er, um die Sache abzukürzen.

Auch Balbus bemerkte, wie das Edict durch die Hände eines Gerichtsdieners in die des Kaisers wanderte und dachte sich seinen Teil dazu.

Die Antwort des Zeugen war nicht ganz so zufriedenstellend wie er hoffte und als er gerade zu seiner nächsten Frage ansetzen wollte, drängte sich der Advocatus Imperialis auch schon vor um verbalen Mundraub zu begehen. Er zuckte mit den Schultern und liess es auf sich bewenden, hatte er doch keine Lust noch eine weitere Debatte über irgendwelche Verfahrensfragen zu führen.

So langsam gelangweilt folgte Crassus dem Verlauf der Verhandlung. War ja wahnsinnig wie sich so ein Fall ziehen konnte. Und etwas verwundert war er auch über die Auswahl der Zeugen. Warum zum Pluto, hatte man einen Princeps Prior als Zeugen und als Gutachter für das Siegel ausgewählt und keinen Centurio, wie es vor dem Gericht des Kaisers sicherlich angebracht wäre? Achja, wahrscheinlich würden die sich nicht so billig bestechen lassen.

Ein Gähnen unterdrückend wartete Crassus weiter ab. Die Verhandlung ging ja auch schon so nach seinem Geschmack viel zu lang.

Der Kaiser nickt zum Vorschlag des Anklägers und lässt das Schriftstück wieder zurück reichen, nachdem er es zuvor seinen Beisitzern gegeben hatte. Eine konkrete Aussage wäre sicher förderlicher als theoretische Überlegungen.

Aelius Quarto schenkte dem Schriftstück mit dem ominösen Siegel nur einen kurzen, wenig interessiert wirkenden Blick, bevor er es weiter gab.