Centurienbarracke | Centuria I, Cohors V

  • Als der Optio in die Unterkunft stürmte, nahm Valerian natürlich sofort Haltung an und salutierte. Trotzdem hätte er fast gelacht. Es gab hier tatsächlich einen zweiten Schreihals! Unglaublich! Das mußte er unbedingt den Kameraden schreiben.


    Jetzt galt es natürlich, schnell die Ausrüstung zu fassen und dem Optio an jeden Ort zu folgen, an dem er auf sie warten würde. Und sicher nicht lange warten würde.

  • Es war ein wahrhaftig anstrengender Tag gewesen. Nachdem sie in ihre Unterkünfte zurückgekehrt waren, mußten sie ja noch ihre Ausrüstung wieder auf Vordermann bringen. Nach der langen Reise hatte sie das auch wahrhaftig nötig und so nahm diese Tätigkeit entsprechend Zeit in Anspruch. Für heute hatte Valerian auch noch freiwillig den Kochdienst übernommen, denn er wollte etwas anständiges essen und konnte sich ja noch kein Bild von den Kochkünsten der anderen machen. Er hatte noch ein paar Kräuter, etwas Speck, Zwiebeln und Garum. Damit ließ sich schon etwas anfangen.


    Später, nachdem sie gegessen hatten und mit der Ausrüstung fertig waren, legten die meisten sich gleich schlafen. Doch Valerian hatte noch etwas zu erledigen. Er hatte versprochen, seiner Schwester und seiner Cousine zu schreiben und das wollte er gleich tun.



    Quintilia Valentina
    Casa Quintilia
    Mogontiacum
    Provincia Germania



    Liebes Schwesterherz!


    Da bin ich nun wieder in Rom. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie war es hier schon ist! Der Frühling hat hier schon lange Einzug gehalten. Es ist einfach herrlich.


    Die Reise hierher war echt anstrengend, da wir in erhöhtem Marschtempo marschiert sind. Ich kann Dir sagen, meine Füße sind so plattgelaufen wie noch nie. Und glaube ja nicht, daß wir uns nach diesem Marsch hätten ausruhen können. Nein, es ging direkt nach der Ankunft auf den Exerzierplatz und bei den folgenden Übungen sind eine Menge Kameraden gleich wieder ausgeschieden und wurden zu ihren alten Einheiten zurück geschickt. Ich bin wirklich froh, daß mir dieses Schicksal erspart geblieben ist.


    Es tut mir wirklich leid, daß keine Zeit mehr blieb, mich von Dir zu verabschieden. Doch wir wußten ja nicht, was uns bevorstand, als man uns antreten ließ. Und als man es uns mitgeteilt hatte, befahl man uns, die Ausrüstung zu holen und dann wieder anzutreten. Ich hatte gerade noch Zeit, Dir ein paar Zeilen zu schreiben, mich von Drusus zu verabschieden und ihn um die Überbringung des Briefes zu bitten.


    Aber genug von mir. Wie geht es Dir? Wie geht es Flava? Wenn ihr nun nach Rom übersiedeln wollt, dann sagt es nur, ich besorge euch eine schöne Wohnung. Hier erhalte ich jetzt etwas mehr Sold, ich könnte euch also ein bißchen unterstützen.


    Benimmt sich Bashir gut? Bitte schreibe mir, wie es euch ergeht.


    Mögen die Götter ihre Hände über euch halten und ihr Wohlwollen euch stets begleiten.


    Mit einer herzlichen Umarmung, auch für Flava,


    Dein Bruder Valerian


    P.S: Wenn Du mir schreiben möchtest, dann adressiere an
    Lucius Quintilius Valerian
    Cohortes Praetoriae
    Castra Praetoria
    Roma
    Provincia Italia


    Seufzend legte er sein Schreibzeug beiseite. Morgen würde er dafür sorgen, daß der Brief abgesandt wurde. Für einen weiteren Brief war er zu müde. Morgen würde er Drusus schreiben. Er versiegelte also den Brief und legte sich dann schlafen. War er jemals so müde gewesen wie heute? Doch ja... in der ersten Zeit als Probatus. Damals...

  • Am nächsten Morgen fühlte sich wohl keiner der Neuen wirklich ausgeschlafen. Und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit spürten sie auch ihre Muskeln mehr, als ihnen lieb war. Doch von niemandem war ein Murren zu hören. Sie beeilten sich dabei, sich fertig zu machen. Befehle für den heutigen Tag gab es nicht. Zumindest nicht, soweit es ihnen bekannt war.


    "Ich gehe mal schnell schauen, ob es einen Anschlag gibt. Nicht, daß wir irgendwas übersehen", sagte Valerian. Es war ja noch früh und er konnte das mit einem Gang zur Latrine verbinden.


    Doch er kam nach einiger Zeit unverrichteter Dinge zurück. "Es gab nichts. Also, wenn zur normalen Zeit keiner was von uns will, sollten wir wohl ganz normal trainieren gehen wie wir das von der Legio II gewöhnt sind." Er zuckte mit den Schultern. Am Anfang fühlte man sich eben immer irgendwie fehl am Platze und wußte nicht, was von einem erwartet wurde. So war es damals auch gewesen, als er sich zur Legion gemeldet hatte.

  • Es war schon irgendwie merkwürdig. An einem Tag wurden sie geschunden, bis sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnten, am anderen interessierte sich offenbar niemand dafür, was sie so trieben. In den Dienstplänen waren sie noch nicht erfasst und auch der Centurio, dem sie zugeteilt waren, hatte sich noch nicht blicken lassen. Der war gerade erst aus Parthien zurückgekehrt, erzählte man sich. Ob er dabei gewesen war, als der Kaiser starb?


    Wie auch immer. Bisher hatten sie ihn nicht zu Gesicht bekommen. Und auch der Optio war heute noch nicht wieder aufgetaucht. Untätig herumsitzen, das war nichts für Valerian. Also fragte er herum, wer mit ihm trainieren gehen würde. Und wahrhaftig rafften sich alle aus seinem Contubernium dazu auf. Vielleicht wurde ja auch genau das von ihnen erwartet. Vielleicht würde es auch Ärger geben, weil sie so eigenmächtig handelten. Doch wenn es schon Ärger gab, dann doch bitte wenigstens nicht für faules Herumlungern. Sie besorgten sich jeder ein Übungsgladius und ein Übungsscutum und machten sich dann auf den Weg zum Campus.

  • "Raus, raus, raus Männer, antreten!"


    So hallte das Gebrüll des Optios früh am Morgen, kurz vor dem Sonnenaufgang durch die Barracken und ließ auch den letzten noch schlafenden Wissen dass die Zeit seiner Erholung vorbei war.


    "Antreten auf dem Exerzierplatz, los los los!"


    Nachdem er diese knappe Ortsangabe gemacht hatte, verließ er mit klappernden Schritten die Unterkünfte und begab sich zu dem Ort, an den die Männer sich auch unverzüglich begeben sollten wenn sie nicht den Zorn des Centurios auf sich ziehen wollten.


  • Mitten aus einem echt schönen Traum gerissen zu werden, war schon echt grausam. Auf derart brutale Weise und noch dazu mitten in der Nacht, das war reinste Folter. Das Gebrüll ließ keinen Zweifel darüber zu, daß sie sich echt beeilen sollten. Keine Zeit zum Waschen, keine Zeit zum essen, kaum Zeit für die Latrine. Sie halfen sich gegenseitig mit den Rüstungen, denn so ging es schneller, dann machten sie sich im Laufschritt auf den Weg zum Exerzierplatz.

  • Die Wachschicht am Palasttor war zuende. Einige Stunden trainiert hatte Valerian auch. Und nun saß er vor der Baracke und putzte seine Ausrüstung. Er mochte das bei diesem schönen Wetter nicht im Gebäude tun. Noch war es nicht unerträglich heiß und er hatte das kühle, oftmals graue Wetter Germaniens noch allzugut in Erinnerung, so daß er das Bedürfnis hatte, noch ein wenig Sonne zu tanken.


    Teil für Teil nahm er sich vor und reinigte es gründlich und untersuchte es ebenso gründlich nach Schäden. Fand er etwas, was repariert werden mußte, so legte er das Teil beiseite, um sich anschließend gleich darum zu kümmern. Auch diese Reinigungsarbeiten waren hier in Italia wesentlich angenehmer. Hier fielen Rost und Matsch eben ausgeprochen selten an, während es in Germanien an der Tagesordnung gewesen war. Gutgelaunt und ein kleines Liedchen vor sich hinpfeiffend widmete er sich seiner Arbeit. Mit Kochen war einer der Kameraden dran, so daß er sich ganz die Ruhe antun konnte.

  • Die beiden Equites der Ala II betraten die Barracke der 5. Kohorte und sahen sich zunächst einmal um. Optisch sah es hier im Wesentlichen nicht anders aus als in Confluentes, sah man einmal davon ab, dass die Männer hier alle schwarz trugen und deshalb geheimnisvoll und unnahbar wirkten.
    Belgicus, ganz forsch wie er war, betrat die erste Stube auf der linken Seite und warf sein Zeug auf das einzige freie Bett, das es in dem Raum gab, ehe er sich seinen neuen Kameraden kurz vorstellte...


    Quintus ging ein paar Schritte weiter und warf einen Blick in das nächste Contubernium auf der rechten Seite.


    Salve, Kameraden, ist hier noch eine Pritsche frei?

  • "Salve. Ja, bei uns ist noch ein lauschiges Plätzchen frei", klang es von hinten. Denn Valerian kam gerade von der Schicht am Tor und war hinter Eburnus herangetreten. "Willkommen bei der Garde. Vom Sehen kennen wir uns schon. Du bist von der Ala II in Confluentes, nicht wahr? Du warst doch auch in Borbetomagus dabei?*" Er stellte sein scutum im Vorraum ab und begann, sich langsam aus der Rüstung zu schälen. "Lucius Quintilius Valerian. Ich war vorher bei der Legio II", stellte er sich vor und streckte Eburnus kameradschaftlich die Hand hin.

  • Ein wenig überrascht drehte sich Quintus um, wobei das Ausrüstungspaket auf seinen Händen bedrohlich schwankte. Er stellte den ganzen Krempel auf dem Boden ab und ergriff dann die Hand des Quintiliers.


    Ja, ganz recht. Ich bin Quintus Duccius Eburnus. Wir hatten uns aber auch vor Borbetomagus schon gesehen, auf der Feier zur Wiedereinweihung der Casa meiner Familie. Damals warst du mit deiner hübschen Schwester dort... wie hieß sie doch gleich? Ach ja, Valentina, nicht wahr?


    Qunitus schnappte sich wieder seinen Plunder und verstaute erst einmal sein Zeug am passenden Ort, dann begann er, sich umzuziehen.


    Hat man dich also auch hierher berufen, wie? Und wie ist der Dienst in der Garde so? Anstrengender oder lauschiger als in Germania?

  • Ja, richtig! Das hatte Valerian schon ganz vergessen gehabt. "Du hast recht, natürlich! Bitte verzeih, an jenem Abend habe ich so viele Duccier kennengelernt, daß ich wohl den Überblick verloren habe." Er lachte. Tatsächlich hatte jener Abend ihn ziemlich überfordert. Gleichzeitig auf Valentina aufzupassen, die vielen fremden Menschen kennenzulernen und dann auch noch dem Legaten und seiner Frau zu begegnen, das war alles nicht ganz einfach gewesen.


    "Wenn Du ein Duccier bist, dann sind wir ja obendrein noch verschwägert", grinste er in der plötzlichen Erkenntnis. "Ja, Valentina heißt sie. Und hübsch ist sie in der Tat. An jenem Abend wurde sie gleich von mehreren Verehrern umschwärmt, ich hatte wirklich alle Hände voll zu tun." Er lachte. Manchmal war es gar nicht so einfach, der große Bruder zu sein. Zumal er ja auch noch ihr Vormund war.


    "Ja, ich hatte die Ehre, ausgewählt zu werden. Aber ich sage Dir, es sind einige, die mit mir hierher gekommen sind, nach wenigen Tagen schon wieder zurückgeschickt worden. Es ist unglaublich gesiebt worden. Ihr ward jetzt nur zu zweit, vielleicht bleibt euch das ja erspart. Wir mußten gleich nach der Ankunft auf dem Campus antreten und wurden gedrillt, daß uns schlecht wurde. Immerhin hatten wir einen Höllenmarsch in erhöhtem Marschtempo über mehrere Tage hinter uns." Er zuckte mit den Schultern. Irgendwie hatte er es überstanden. Doch hart war es wirklich gewesen. "Das Training ist härter als bei der Legio II. Der Wachdienst aber wesentlich interessanter. Also zumindest am und im Palast. Diese Politiker sind wirklich die Schau. - Aber was stehe ich hier und schwätze wie ein Wasserfall. Verstau erstmal Deine Ausrüstung und komm richtig rein. Sicher bist Du hungrig und durstig." Er ging voran in den Schlafraum, in dem es auch ein Regal mit Kochgeräten und einigen Vorräten gab - und die Kochstelle.


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    Fotos: Selbstgemacht in der Centurienbaracke im Limeskastell Saalburg

  • Verschwägert?


    Quintus zog die schwarze Tunika zurecht. Er musste einen Moment überlegen, ehe ihm die Verbindung wieder in den Sinn kam, die er auf dem großen Stammbaum der Familie in der Halle ihrer Casa in Mogontiacum gesehen hatte.


    Ach ja, Quintilius Manus und Duccia Audacia. Leider habe ich keinen der beiden je kennen gelernt.


    Er legte das Cingulum wieder um.


    Ja, der Ritt hierher war schon recht anstrengend. Ich will gar nicht wissen, wie es meinem Vetter Phelan geht. Er hat uns hierher begleitet, weil er Priester werden will.


    Der junge Germane setzte sich.


    Ich schätze, wir werden auch noch recht hart rangenommen werden. Die größte Umstellung wird aber wohl der Dienst als Fußsoldat sein. Ich vermisse das Reiten jetzt schon. Naja, man muss für seine Karriere auch Opfer bringen können. Hmm, Essen sollte man aber dennoch. Ich muss nur vorher noch einmal schnell in den Stall. Ich habe noch etwas private Ausrüstung bei meinem Pferd gelassen, darunter ein paar Leckereien aus Germania.


    Quintus grinste, zwinkerte und eilte schnell los, um seine restlichen Habe zu holen. Nur wenig später war er zurück.
    Er holte eine Feldflasche aus seinem Bündel hervor und hielt sie Valerian hin.


    Einen Schluck Met gefällig?

  • Valerian nickte zustimmend. Eben jene Verbindung hatte er gemeint. Außerdem waren die Familien in Mogontiacum recht eng befreundet gewesen. Bis die meisten Quintilier innerhalb weniger Jahre verstarben. Es war schon traurig, wie die Familie zusammengeschrumpft war. "Ich selbst habe sie auch nicht näher gekannt. Ich habe immer hier in Rom gelebt, bis ich zur Legion ging. Als ich nach Mogontiacum kam, war nur noch Narcissa da, die sogar als Gast in der Casa Duccia lebte. Doch inzwischen... Die Familie ist klein geworden."


    Während Eburnus ging, um sein Pferd zu versorgen und seine restlichen Sachen zu holen, trieb Valerian den Kameraden an, der heute Kochdienst hatte. Er selbst nutzte die Zeit, sich zu waschen und seine Ausrüstung durchzusehen. Nach dem Essen mußte er einige der Sachen putzen und wieder herrichten.


    Als Eburnus schließlich zurück kam, war der Puls schon fast fertig und duftete sogar gar nicht so übel. "Oh, Met. Ja, sehr gerne." Er nahm die Feldflasche entgegen und trank einen guten Schluck, bevor er die Feldflasche wieder zurück gab. "Der Met ist wirklich gut. Nur dem germanischen Bier konnte ich nicht viel abgewinnen. Es war nur erträglich, wenn es sehr heiß war. Dann löschte es gut den Durst. - Vielleicht wirst Du eines Tages zu den Reitern versetzt. Im Moment brauchen sie dort zwar keine Leute, aber im Laufe der Zeit wird es sicher wieder Bedarf geben. Und so ganz einseitig ausgebildet seid ihr doch sicher auch nicht. Du wärst nicht ausgewählt worden, wenn Du nicht gut wärst" Immerhin mußte doch jeder Reiter damit rechnen, daß er im Kampf auch zu Fuß weitermachen mußte.

  • Ich muss dir Recht geben, das Bier ist meist furchtbar zu trinken. Obwohl ich Germane bin, bin ich kein Freund davon, viel zu bitter.


    Quintus nahm ebenfalls noch einen Schluck Met, ehe er die Flasche wieder verschloss. Das gute Zeug sollte noch ein paar Tage halten...


    Natürlich sind wir auch zu Fuß ausgebildet, aber eben dennoch mit unseren traditionellen Waffen, dem Spatha und der Parma. Dank Princeps Prudentius Balbus, der zur Zeit meiner Grundausbildung Praefect der Ala II war, wurden wir allerdings auch mit dem Gladius ausgebildet. Und wenn ich an Borbetomagus denke... da hab ich wohl mehr zu Fuß gekämpft als vom Pferderücken aus.


    Dankbar nahm er eine Schale mit Puls entgegen und begann, schnell den Brei zu essen...

  • Valerian lachte. "Du bist der erste Germane, der das zugibt. Bisher wurde ich immer angesehen, als sei ich nicht ganz richtig im Kopf, weil mir das Zeug nicht schmeckte. Aber hier habe ich noch einen guten Tropfen aus Hispania. Wie wäre es damit?" Viel war nicht mehr da. Aber es würde für diese Mahlzeit schon noch reichen.


    Während sie sprachen nahm auch Valerian sich eine Schüssel Puls und begann zu essen. "Na, also. Hätte mich doch gewundert, wenn sie Dich genommen hätten ohne solche Fähigkeiten. Und im Training hier bekommst Du noch die nötige Übung, das geht fix, denn es geht hier wirklich mächtig zur Sache. Ich hatte immer geglaubt, daß wir bei der Legio II schon echt hart trainieren. Seit ich hier bin, muß ich zugeben, daß wir es eigentlich ganz gemütlich hatten. Wir können gerne hin und wieder miteinander trainieren, wenn Du magst."

  • Da sag ich doch nicht nein, weder zum Wein noch zum Training. Aber sag, wie sieht es hier mit persönlicher Ausrüstung aus? Bei der Ala war es kein Problem, ein zusätzliches Schwert zu tragen, oder einen Dolch. Ich schätze mal, dass ich mir solchen "Luxus" hier verkneifen muss, oder? Vor allem wohl, wenn ich irgendwo Wache zu stehen habe.


    Quintus nahm den Becher mit Wein entgegen, probierte einen Schluck um des Geschmackes Willen, ehe er ihn dann mit Wasser verdünnte. Dankend prostete er dem Quintilier zu...

  • So kam der letzte Rest Wein doch noch zu besonderen Ehren. Valerian schenkte ein und verdünnte sich den Wein dann ebenfalls. Betrinken wurde hier noch weniger gern gesehen als bei der Legio II und man tat gut daran, sich daran zu halten. Gerade in der ersten Zeit. "Das mit den Waffen ist ja ohnehin eine heikle Sache. Innerhalb der Stadt darf niemand Waffen tragen. Bis auf uns und die Cohortes Urbanae. Wir sind angewiesen, die Waffen nicht zu offen zu tragen, man muß ja niemanden auf dumme Gedanken bringen. Es hat niemand ausdrücklich verboten, zusätzliche Waffen zu tragen. Aber ich denke nicht, daß unsere Vorgesetzten es tolerieren." Er kratzte die letzten Reste Puls aus seiner Schüssel und stellte sie dann mit einen leisen, wohligen Grunzen beiseite.


    "Wache stehen wirst Du sehr oft müssen. Wir stehen praktisch überall. Im Palast an allen wichtigen Türen. Und vor allem da, wo der Kaiser sich gerade aufhält. Ja, und am Palasttor und am Tor hier. Im Palast haben wir ein gewisses Rotationssystem, wobei das nicht so sehr systematisch ist. Keiner steht die ganze Schicht nur am Tor oder nur vor des Kaisers officium oder patrouilliert nur durch die Gänge. Wir wechseln uns da ab. So ist nichts davon langweilig. Und was nicht langweilig ist, macht auch nicht unaufmerksam. - Mir persönlich macht es sogar Spaß, Wache zu halten. Am Palast ist immer was los. Und Du glaubst nicht, was für schräge Figuren da manchmal vorsprechen."

  • Daran hatte er gar nicht gedacht, obwohl er schon in der Schule davon gehört hatte, dass in Rom besondere Gesetze bezüglich des Tragens von Waffen galten. Er würde den Centurio oder Optio fragen, ob das verdeckte Tragen eines Dolches einen groben Verstoß gegen die Vorschriften darstellte.


    Tja, gegen die Vorschriften und Gesetze Roms will ich natürlich nicht verstoßen, auch wenn ich mich mit zwei Schwertern einfach sicherer fühlen würde. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade auf engem Raum ein Schild recht hinderlich sein kann, weil es, obwohl es guten Schutz bietet, auch die Beweglichkeit einschränkt.


    Als Valerian dann auf den Wachdienst zu sprechen kam, musste Quintus schmunzeln.


    Ja, das kommt mir bekannt vor. Bei der Ala wurde ich nach der Grundausbildung in die Turma IV versetzt, welche die Leibwache des Praefecten stellt. Ich habe eine Menge Wachdienste geschoben.

  • Valerian nickte. "Ich verstehe, was Du meinst. Ein älterer Kamerad bei der Legio II hat mit mir trainiert, mit zwei Waffen zu kämpfen. Überhaupt übe ich mit allen Waffen auch mit links. Ich bin mit rechts besser, aber ganz schlecht bin ich mittlerweile auch mit links nicht mehr. Im Kampf kann es immer mal passieren, daß man mit außergewöhnlichen Mitteln kämpfen muß. Gerade hier in der Stadt, wo die Platzverhältnisse anders sind als auf dem Schlachtfeld. Und nicht zuletzt kann man hier eher selten in Formation kämpfen. Der Einzelkampf oder Kampf in sehr kleinen Einheiten hat hier Priorität." Das war ein deutlicher Unterschied zur Legion.


    "Na, dann kennst Du Dich ja mit Wachestehen aus", lachte Valerian, "und brauchst nur noch den Umgang mit den Politikern lernen. Also, wie sieht es mit Deien diplomatischen Fähigkeiten aus?" Das war nur ein halber Scherz, doch er grinste sehr breit dabei.

  • Diplomatie... Naja, Verhandlungsgeschick hatte bislang nicht so wirklich zu seiner Ausbildung gehört...


    Wenn ich ganz ehrlich bin, dann muss ich gestehen, dass ich eigentlich nicht weiß, wie es um mein diplomatisches Geschick bestellt ist. Wir hatten zu Hause einen Pferdehof und eine Schmiede, so dass ich natürlich früher auch Umgang mit Kunden hatte und das eine oder andere Mal an Geschäftsverhandlungen beteiligt war, aber Diplomatie im politischen Sinne ist mir dann doch eher fremd. Ich weiß natürlich, wie ich mich gegenüber höher gestellten Herrschaften zu benehmen habe, und ich hatte auch meinen Anteil Umgang mit arroganten und herablassenden Vertretern des reichen Bürgertums und Adels, aber direkten diplomatischen Umgang habe ich mit derlei Persönlichkeiten bislang nicht gepflegt. Kannst du mir da etwas raten?


    Während er auf eine Antwort wartete, legte Quintus behutsam seine Waffen auf das Bett, von der Größten zur Kleinsten, so dass Spatha, Gladius und Dolch nebeneinander lagen. Sie hatten ihm bislang treu gedient und waren in Borbetomagus seine Lebensversicherung gewesen, hatten ihm und auch dem Vexillarius, seinem Freund Romanus, das Leben gerettet.
    Er zog die Spatha aus der Scheide, wischte mit einem Tuch über die Klinge und fettete diese dann noch einmal ein, ehe er das lange Schwert in seine Kleiderkiste legte, da er es hier wahrscheinlich nicht mehr benötigen würde.
    Dann nahm er den germanischen Dolch zur Hand, reinigte auch ihn und fuhr dann fast erfürchtig über die Runenschrift auf der Klinge. Er würde ihn in jedem Fall behalten und auch tragen, wenn schon nicht als Waffe, dann zumindest als Werkzeug.
    Zuletzt kümmerte sich Quintus nahezu weihevoll um den Gladius, der einen Griff aus Elfenbein hatte und an Knauf und Parierstange mit Efeu- und Lorbeerranken verziert war. Auf der Fehlschärfe waren zwei Reihen einer feinen Schift in das Metall geätzt: EVAX FLAVIANUS UBIUS - FÜR BESONDERE VERDIENSTE...

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