Auf der Flucht | Rutger (in der Rolle des 'Barbaren') und Arrecina (als 'geraubte Patrizierin')

  • "Wir gehen zusammen." Rutger zog sich am Türrahmen hoch, versuchte den stechenden Schmerz auszublenden, und ging hinkend, fahl, aber fest entschlossen, langsam neben Arrecina her.
    So hilfsbereit sie im Moment auch erschien, wollte er doch nicht seine einzige Chance zur Flucht in ihre Hände legen. Sie mußte ja nur das Pferd losbinden und wegjagen, und dann könnte er hier in der Hütte sitzen und gemütlich auf die Verfolger warten.
    Schon von weitem hörten sie die Stute unruhig stampfen. Phaidra schien von dem Wiedersehen fast ebenso erfreut wie Rutger, sie beruhigte sich sofort, und schnoberte lebhaft an den beiden herum.
    Er band sie los, schwang sich beschwerlich auf ihren Rücken, und überließ Arrecina die Zügel zum zurückführen. Phaidra strebte gleich auf eine kleine Schaftränke im Pferch neben der Hütte zu, und trank sich satt. Dort rutschte Rutger wieder von ihrem Rücken hinunter, ganz vorsichtig kam er auf dem Boden auf, und löschte ebenfalls seinen Durst, außerdem wusch er das Blut von sich. Es sickerte noch immer ein wenig nach, aber nur langsam.


    "Lass uns mal schauen, was wir aus der Hütte gebrauchen können." meinte er zu Arrecina, und wartete bis sie mitkam, um sie nicht mit dem Pferd alleine zu lassen. Hemmungslos plünderte er dann alles was ihm nützlich erschien und nicht zu schwer war, und packte es in eine grobe Wolldecke, die er von der Lagerstatt des Hirten zog. Er nahm dem Toten den Gürtel mit der Dolchscheide ab, freute sich, als er Feuerstein und Stahl bei ihm fand, entschied sich gegen den stinkenden Fellumhang, und zog ihm schließlich auch noch die Schuhe aus - es waren etwas festere Halbstiefel. Für Rutger waren sie zu klein, aber er bot sie höflich Arrecina an.
    "Magst du die haben? Sind sicher wärmer als die dünnen Sandalen. Du kannst sie ja ein bisschen ausstopfen." Zuletzt hängte er den Kessel über dem Feuer ab, in dem es noch immer friedlich vor sich hinköchelte.
    "Wir reiten erst mal noch ein Stück weiter. Hier können wir nicht bleiben. Aber dann machen wir eine Pause. In Ordnung, Arrecina?"

  • Warum hätte er ihr auch vertrauen sollen. Er war stur und sie sah sich in ihm zu einem kleinen Teil wieder, aber sie widersprach ihm nicht. Wenn er meinte, dass er das schaffen würde, dann sollte er nur machen. Es wäre nicht ihr Problem wenn er unterwegs einfach zusammenbrach und sie glaubte kaum, dass sie es schaffen würde ihn alleine wieder zurück in die Hütte zu schaffen. Einfach nur unverbesserlich war einer ihrer Gedanken, als sie langsam neben ihm her ging um zu der Stute zu gelangen. Arrecina hatte gehofft, dass sie noch da stehen würde und niemand gekommen war um sie sich zu holen, denn sicher konnten sie nicht sein, dass er hier auch wirklich alleine lebte, aber es hatte nun doch den Anschein, dass es so war. Sogleich streichelte sie ihr über den Hals und nahm dann die Zügel die er ihr so selbstverständlich gab. Auch hier sagte sie nichts und beachtete ihn einfach nicht.
    Arrecina hatte keine Eile damit wieder zu der Hütte zu kommen, denn je näher sie wieder kamen umso schlimmer wurde dieses Zittern in ihr und ausserdem musste sie auf den unebenen Weg achten wenn sie nicht ausrutschen und sich verletzen wollte. Als sie dann da waren und Phaidra getränkt wurde hatte sie ihm schon helfen wollen um abzusteigen, doch etwas in ihr hielt sie davon ab. War vielleicht auch ganz gut so, vielleicht hätte er das dann noch als Angriff angesehen. Es stimmte sie etwas mürrisch, denn sie merkte, dass er ein Auge auf sie warf, als müsste er befürchten, dass sie ihn jeden Moment von hinten anfiel oder etwas ähnliches. Sicher würde sie das nicht machen, denn sie kannte sich hier draussen nicht aus und wäre alleine. Wohin hätte sie gehen sollen? Sie hatte ja nicht einmal mehr eine Ahnung aus welcher Richtung sie gekommen waren.


    Mit einem mulmigen Gefühl ging sie zusammen mit ihm in die Hütte zurück. Entweder bildete sie sich das nur ein oder hier drinne roch es langsam noch schlimmer als vorher. Sie sah sich auch um und suchte was man benutzen konnte. Als Rutger sich um den Mann am Boden kümmerte war sie an einer Ecke beschäftigt und fand dort einen kleinen Dolch. Es war nichts besonderes und vielleicht glich es auch einem Messer eher als einem Dolch denn er war ziemlich klein. Ihre Augen blickten lange auf ihn und rasch sah sie nach hinten und sah wie er dem Toten etwas abnahm. Ihr Herz pochte und sie wusste wieder nicht was sie machen sollte, doch dann steckten ihre zitternden Hände den Dolch schnell weg so, dass er ihn nicht auf anhieb bei ihr finden konnte. dann um kein Aufsehen zu erregen stand sie wieder auf und hatte eine alte Decke in der Hand. "Hier gibt es nicht viel Brauchbares!" Langsam kam sie wieder zu ihm rüber.


    Ihr Blick fiel schnell auf die Stiefel und man konnte innerhalb von wenigen Sekunden sehen wie sie blasser und blasser wurde, denn sie konnte sich nicht vorstellen etwas von diesem Mann, von diesem toten Mann zu tragen. So schüttelte sie nur schnell ihren Kopf. "Nein ich will sie nicht" sagte sie und drehte sich um. "Du musst wissen ob du reiten kannst mit deinem Bein. Du brauchst eigentlich Ruhe und....."


    ...Als er das Essen vom Feuer nahm war es dann ganz aus. Arrecina stürzte nach draussen ins Freie und übergab sich in einer Ecke. Alles drehte sich um sie und sie hatte das Gefühl gleich keine Luft mehr zu bekommen so schlimm war es. Arrecina stützte sich mit einer Hand an der Hüttenwand ab und mit der anderen versuchte sie etwas ihre Haare zur Seite zu halten.

  • Rutger zuckte die Schultern, und warf die Stiefel in die Ecke.
    "Sicher kann ich reiten." Er hatte ja keine Wahl.
    Da schien es dem Mädchen auf einmal doch zu viel zu werden. Rutger sah betreten hinter ihr her. Hatte er was falsches gesagt? Er schleifte sein Bündel vor die Hütte, belud Phaidra damit, und verteilte das Gewicht möglichst gleichmäßig, schließlich musste die Stute schon genug tragen. Proviant hatten sie jetzt für ein paar Tage. Er füllte einen Lederschlauch mit Wasser auf, und überlegte ob er nicht noch schnell ein Schaf schlachten sollte, aber dann entschied er sich dagegen. Keine Zeit. Vielleicht waren sie ihm schon dicht auf den Fersen.
    Verstohlen sah er immer mal wieder zu Arrecina hinüber, ob es ihr schon besser ging. Sicher wollte sie nicht, daß er sie so elend sah. Schließlich, als alles fertig verstaut war, nahm er ein Tuch vom Plündergut, feuchtete es in der Tränke an und hinkte dann doch zu ihr hinüber. Etwas befangen bot er ihr das nasse Stück Stoff an.
    "Geht es wieder? Wir müssen mal weiter."

  • Ihre Finger schienen sich fast in die Wand bohren zu wollen so griff sie dagegen und versuchte ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor wo sie hier stand und sie hätte sich gerne einfach hingelegt und wäre nicht mehr aufgestanden. Sie war müde und konnte nicht verarbeiten was sie heute alles gesehen und erlebt hatte. Erst als Rutger neben ihr wieder auftauchte strich sie sich ihre Haare zurecht, die einfach in ihren Augen eine Katastropfe waren und nahm ihm das feuchte Stück Stoff ab und wischte sich über das Gesicht.
    Es tat sehr gut und klärte ein wenig ihre Gedanken und erfrischte sie. Das tat sie ein paar mal und dann nickte sie ihm zu und ging an ihm vorbei auf die Tränke zu um einen Schluck zu nehmen und sich den Mund auszuspülen. Es war wiederlich aus einer Tränke zu trinken in der auch das Pferd seine Schnauze gehabt hatte, aber was tat man nicht alles.
    "Es geht besser" sagte sie leise und blieb neben Phaidra stehen und szützte sich etwas neben ihr ab. "Bist du dir sicher, dass du das hier weiter durchziehen willst? Wie weit denkst du zu kommen mit deiner Verletzung? Noch kannst du umkehren Rutger. Ich kann ein gutes Wort für dich einlegen, schliueßlich hast du mir geholfen. Ich kann deine Strafe so gering halten wie nur möglich wenn du umkehrst. Sie werden die Hunde schon losgeschickt haben und sie werden dich finden und dann ist es vorbei. Kehr um solange du noch kannst" versuchte sie ihn zu überzeugen und ihre Worte klangen dabei so ernst wie noch nie zuvor. Sie sah ihn aus leicht geröteten Augen an in denen immer noch der Schimmer von Tränen lag. Was würde sie nicht alles geben wieder in der Villa zu sein, zu baden und etwas anständiges zu Essen. "Rutger, du verspielst deine einzig wirklich wahre Chance darauf eines Tages wieder ein freier Mann zu sein. Sie werden dich verstümmeln wenn sie dich hier draussen erwischen. Vielleicht nicht einmal töten, aber es gibt schlimmere Strafen als den Tod. In ein paar Jahren könntest du schon wieder frei sein und mein Onkel ist wirklich kein schlimmer Herr. Er ist ein netter Mensch." Wahrscheinlich brachten ihre Worte nichts, aber es war ein Versuch wert.

  • "Umkehren?" Rutger sah Arrecina verwundert an. "Gewiss nicht! Wegen so einem Kratzer gebe ich mich doch nicht geschlagen! Ich habe wirklich schon schlimmeres überstanden."
    "Das ist ja nett, daß du für mich sprechen willst," - 'wenn es nicht bloß eine süße Lüge ist' dachte er bei sich - "aber selbst wenn sie mich nicht töten würden: ich wäre doch wieder ein Sklave."
    Rutger sah weit über die Berge hinweg, sog die Sommerluft ein, und lächelte verwegen.
    "Arrecina, ich bin freier Chatte, ich bin ein Hallvardunge, ich unterwerfe mich keinem Römer, das wäre schimpflich für mich und meine ganze Sippe. Für die Freiheit meines Volkes habe ich immer gekämpft, und auch um meine eigene werde ich ringen bis zum letzten Atemzug!
    Ach, und erzähl mir doch keinen Unsinn, dein Onkel ist genau wie die anderen."

    Rutger fuhr sich finster mit dem Handrücken über einen roten Striemen, der sich schräg über Schläfe und Wange zog, und auf der anderen Seite ein fast symmetrisches Gegenstück hatte.
    Er band das Pferd los und ordnete die Zügel, grinste dann wieder unbekümmert, und fügte hinzu:
    "Im übrigen glaube ich nicht, daß sie mich erwischen. Komm, steig auf."
    Er bot Arrecina die verschränkten Hände, um ihr auf Phaidras Rücken zu helfen.

  • Es war ein Versuch wert aber sie hatte nicht wirklich mit einem Erfolg bei ihm gerechnet. Er entstammte einem Volk welches einfach viel zu stolz warals,dass es sich in ein Schicksal fügen würde welches sie sich nicht ausgesucht hatten. Darüber konnte sie nur den Kopf schütteln denn sie verstand nicht wie man sein Leben geben konnte und, dass man sie beide finden würde stand ausser Frage. Schließlich würden die Flavier nicht nur eine Hundestaffel schicken sondern alles mobilisieren was in ihrer Macht stand.
    Sie sah ihn enttäuscht an, denn sie hatte gedacht er sei vernünftiger, aber auch hier hatte sie sich wieder einmal getäuscht. Ihr Blick ging nach hinten als würde sie darauf warten, dass sie ihren Vater sah. Sie wusste, dass es schwer wäre ihren Vater zu überzeugen, dass Rutger ihr geholfen hatte, denn er würde erst dann fragen wenn er ihn umgebracht hätte aber Rutger hatte sein Schicksal selber gewählt und sie würde sich diesem fügen. "Du wärst wieder ein Sklave, aber mit der Möglichkeit auf die Freiheit die du hier nicht hast, denn hier lauert der sicherer Tod auf dich, aber es ist deine Sache ich werde dich nicht mehr beschwatzen"
    Arrecina schüttelte nur den Kopf schließlich kannte sie ihren Onkel besser als er. "Urteile nicht über Menschen die du nicht kennst und wo du nicht weißt wie du mit ihnen umgehen sollst." Wieder ein Thema wo es nichts brachte sich mit ihm darüber zu streiten.


    Sie hatte sein gesicht gesehen und auch die Striemen ging aber nicht weiter drauf ein, sie waren sicher weil er nicht gehört hatte. Schon wieder sollte sie auf den Rücken des Pferdes und sie war einfach nur müde und wollte endlich Ruhe haben. Arrecina stieg in seine Hände und hievte sich dann auf den Rücken von Phaidra und hielt sich an der Mähne fest. Wohin sollte das alles nur führen?

  • Mit Mühe stieg Rutger hinter ihr auf, rückte das Gepäck noch etwas zurecht, und nahm die Zügel.
    "Der Tod ist uns allen sicher, irgendwann." bemerkte er philosophisch, während er die Stute auf einen kleinen Trampelpfad lenkte, der sich auf der anderen Talseite im Zickzack emporschwang, um dann zwischen zerklüftete Felsen einzubiegen.
    "Es kommt darauf an, wie wir ihm begegnen - feige oder kühn - kriechend wie ein Wurm, oder aufrecht und ohne Furcht..."
    Dann lächelte er still, und verstummte. Dieses Thema war nichts für ein zartes, behütetes, und erschüttertes römisches Mädchen. Schon fast fürsorglich legte er einen Arm um Arrecina herum, um ihr Halt zu geben, als sie weiter ritten.
    "Lehn dich ruhig an."
    Das Haus des Unholds wurde kleiner und kleiner hinter ihnen. Ein paar Schafe säumten den Pfad, kauten das Gras, und glotzten stumpfsinnig, als die Reiter an ihnen vorüberzogen, und schließlich zwischen den Felsen verschwanden.

  • Es war nur klar, dass er nicht so schnell und einfach auf das Pferd steigen konnte wie zuvor, aber sie hatte es ja geahnt und sagte dazu nichts weiter. Auch hier konnte sie einfach nur wieder hoffen, dass sich die Wunde nicht entzünden würde, das wäre etwas was sie beide in Gefahr bringen konnte, denn wenn es noch mehr von diesem Kerl hier draussen gab dann war es ein gefährlichwe Weg für einen Verletzten und sie. "Da scheiden sich die Meinungen Rutger. Aber da merkt man unsere verschiedenen Kulturen."
    Das wackelige Gefühl auf dem Rücken der Stute bekam ihrem Magen eigentlich gar nicht, aber wenn sie nicht neben her laufen wollte blieb ihr nichts anderes übrig. Sie war ihm dankbar dafür, dass er sie festhielt und ihr diesen Halt gab der ihr so fehlte und sie nahm diese Einladung an weil sie nicht mehr konnte und lehnte sich an ihn. Ihr Magen wusste nicht was er noch machen sollte und da sie sonst nichts gegessen hatte konnte auch nichts mehr kommen. Ihr Blick ging hin und her während sie in seinem Arm lag und sie sanften Bewegungen von Phaidra sorgten dafür, dass ihr schnell die Augen zufielen und sie einschlief. Von der Umgebung bekam sie nichts mit, weder die Schöhnheit noch die Schattenseiten.


    Sie ritten ziemlich lange und die Sonne hatte schon längst ihren höchsten Punkt wieder verlassen und neigte sich ihrem Ende für diesen Tag. Wieder kamen sie an einen kleinen Wald, nicht groß, aber dennoch könnte er Schutz bieten für eine Nacht.


  • Die Sonne versank schnell hinter dem Horizont, der Abend zog mit blauen Schwingen herauf, und es wurde schlagartig kühl.
    Rutger lenkte die Stute in den kleinen Wald hinein, und machte schließlich bei einer Gruppe dunkler Zypressen halt, die sich um eine überhängende Felswand scharrten. Hier würden sie gut lagern können, und auch ein kleines Feuer entfachen können, ohne gleich alle Verfolger auf dem Hals zu haben.
    Mit einem Gefühl seltsamer Überwachheit und Leichtigkeit nahm Rutger die malerische Szenerie in sich auf - die Bäume erschienen ihm wie erstarrte schwarze Flammen, und in den Rissen im schroffen Fels sah er Tiere und Gesichter. Ganz leise raunten die Bäume, sonst war da nur die majestätische Stille der Bergeinsamkeit.


    Ein Windstoß ließ ihn frösteln. Seine Stirn fühlte sich heiß an. Die Verletzung brannte und pochte schon seit Stunden immer heftiger.
    "Arrecina," sagte er leise, um sie aus ihrem Dösen aufzuwecken. "Arrecina, wir lagern hier."
    Vorsichtig half er ihr hinunter, rutschte dann selber vom Pferderücken, knickte erschrocken ein, als er mit dem verletzten Bein auf dem Boden aufkam, und stieß einen rauhen Fluch aus. Er hielt sich am Sattel fest, und richtete sich verbissen wieder auf.
    "Kannst du etwas Holz suchen, bitte?"
    Er wischte sich das Haar aus der schweißigen Stirn, nahm Phaidra ihre Last ab, und begann die erschöpfte Stute zu versorgen. Dann richtete er eine kleine Feuerstelle, nahe der Felswand und schön abgeschirmt. Aus dem großen Bündel förderte er eine Decke für Arrecina und eine für sich zutage, dann auch etwas Trockenfleisch, Käse, und einen Lederschlauch mit Schafsmilch.

  • Zwar schlief sie aber der Schlaf war weder wirklich fest noch erholsam. Sie musste immer wieder an die Situation denken mit diesem Mann in der Hütte, wie er sie angegrabscht hatte und wenn Rutger nicht gekommen wäre.....das war ein Punkt den sie nicht einmal in Gedanken zu Ende denken wollte. Sie war ihm überaus dankbar dafür, dass er ihr geholfen hatte auch wenn es auf diese Weise geschehen musste und ihr deswegen nun schlecht war. Arrecina hatte es einigermaßen warm in den Armen von Rutger und frohr erst als sie seine Stimme hörte und sich wieder aufrichtete. Die Nächte fingen schon an recht kalt zu werden und alles was sie anhatte war diese Tunika die nicht dick war sondern den Temperaturen am Tag angeglichen war. Etwas verwirrt blickte sie sich um und bemerkte erst dann, dass sie immer noch auf dem Rücken eines Pferdes saß. Sie war ein wenig orientierungslos und wusste nicht so recht wo sie war, erst als er sagte, dass sie hier lagern wurde ihr wieder bewusst wo sie sich befanden und sie spürte das Pochen in ihrem Kopf als würde ein Hammer stätig dagegen schlagen.


    Im Moment nicht fähig etwas zu sagen ließ sie sich wieder vom Pferd helfen und sah dann wie er zusammenknickte, wollte ihm sogar helfen aber ließ es dann doch sein. Arrecina sah, dass es ihm nicht gut ging und dachte sich ihren Teil dabei. Sie hatte keine Ahnung wie sie ihm helfen sollte wenn er krank wurde oder seine Wunde noch schlimmer werden sollte und sie hatte das dumpfe Gefühl, dass genau das geschehen würde. "Machte ich" sagte sie und ging los um Holz zu sammeln. Auch das tat sie zum ersten mal in ihrem Leben und suchte größere Stöcke zusammen. An einigen hingen noch Blätter, aber sie wusste nicht ob das störte oder nicht. An einem Busch als sie sich büggte um einen großen Stock vorzuziehen fügte sie sich dann auch noch eine Schramme an der Stirn zu. Sie hasste dieses hier draussen zu sein und schmiss das Holz vor sich auf die Füße und griff in ihr Gesicht. Die Tränen brannten in ihren Augen und sie ging auf die Knie um ihr Gesicht in den Händen zu verbergen.


    Arrecina brauchte eine kleine Weile um sich wieder unter Kontrolle zu haben und wischte sich dann mit schmutzigen Händen über ihr Gesicht um danach wieder das Holz auf den Arm zu nehmen und damit zurück zum Lager zu traben. "Ich hoffe das reicht" sagte sie leise und legte es neben die Stelle an der wohl das Feuer gemacht werden sollte. Mit großer Sorge sah sie Rutger an der bleich wie eine weiße Wand schien. "Du musst dich hinlegen und ich sollte mir dein Bein ansehen."

  • "Ja, das ist genug. Ich mach erst mal Feuer. Magst du was essen?"
    Rutger schob Arrecina den Proviant herüber und griff nach den Hölzern, die sie gesammelt hatte. Verwundert legte er einen belaubten Ast zur Seite, und suchte einige trockenen Stöcke heraus. Er brach sie in Stücke, schichtete sie wie eine kleine Pyramide, und schob etwas trockene Rinde und Flechten darunter.
    Mit Feuerstein und Stahl schlug er dann Funken, mehrmals hintereinander, bis ein kleines bläuliches Flämmchen auf einem Stück Rinde Fuß faste. Mit trockenem Moos gefüttert, und sorgsam angefacht, wuchs es bald, tanzte an einem dürren Zweig entlang, und breitete sich dann weiter aus. Es knisterte, rauchte, und kleine Harztropfen verzischten in den Flammen, die jetzt einen rötlich flackernden Schein über ihr Lager hinweg warfen - heimelig einerseits, andererseits wirkte der Wald jenseits des Feuerscheins nun um so schwärzer.


    Rutger legte noch einige größere Äste nach, und lehnte sich auf seiner Decke zurück. Ihm war viel zu heiß. Er trank etwas Wasser, wischte sich wieder über die feuchte Stirn, und zwang sich, ein Stück Trockenfleisch zu kauen. Über ihm warf das Feuer verzerrte Schatten an die Felswand, schemenhaft huschten Gestalten darüber hinweg. Rutger sah da einen Adler herabstoßen, dann eine lachende Fratze, und eine gebückt lauernde Form, die plötzlich nach ihm zu greifen schien - gebannt starrte er auf das Schattenspiel, und schlug dann schnell das Zeichen von Donars Hammer. Die Geister dieses Landes waren ihm nicht wohlgesonnen, kein Wunder.


    Er streckte die Beine von sich, und sah ärgerlich auf die verletzte Stelle. Durch den Verband hatte es rot und gelblich durchgeschlagen.
    "Schaust du es dir nochmal an?" fragte er Arrecina schicksalsergeben, und biss wieder mannhaft die Zähne zusammen. Aber dann kam ihm ein schlimmer Verdacht, und er sah Arrecina ganz bestürzt an.
    "Ich weiß warum das passiert ist! Flavius Aquilius hat mir einen Fluch hinterher geschickt! Er ist doch Gode, ähm, Priester, von eurem Kriegsgott. Deshalb hatte ich dieses Pech im Kampf, und jetzt lässt er die Wunde schwären! Frowe Hulda und alle Idisen, steht mir bei!"


    Rutger bekam wirklich Angst. Ein Feind, dem man mit der Waffe in der Hand gegenüber treten konnte war das eine, aber so ein heimtückischer Fluch, was sollte man da machen! Wie dumm von ihm, daß er nicht die anderen Tuniken, die er getragen hatte, die schwarze und die rote, mitgenommen hatte, oder verbrannt hatte. Aber die lagen nach dieser so spontanen Flucht natürlich noch immer auf seinem Lager in der stinkenden Sklavenunterkunft herum, so daß jeder, der ihn mit einem Schadenszauber belegen wollte, sich nur zu bedienen brauchte! Was für ein dummer Fehler! Rutger spürte förmlich, wie der bösartige Fluch ihn in seine Bande schlug, und wie es ihm gleich schlechter ging.

  • Jetzt wo er es sagte spürte sie wieder das Ziehen im Magen was bedeutete, dass sie schon länger nichts mehr gegessen hatte und ausserdem hatte sie vor ein paar Stunden ja auch alles wieder von sich gegeben. "Ja ich habe Hunger." Sie nahm das Bündel und ging damit auf eine der Decken um zu sehen was sie denn da überhaupt zu Essen hatten. Es war keine riesige Ausbeute aber würde sie beide für kurze Zeit satt machen. Sie legte etwas Käse und Fleisch hin und suchte den Beutel mit dem Trinken. Es war schnell zurecht gelegt als sie ihm zusah wie er das Feuer anmachte. Arreicina könnte das nicht sie hatte es nie gelernt, aber sah zu weil sie ja nicht wusste ob ihr das nicht doch noch nützlich sein konnte. Aber ihre größte Sorge war etwas anderes, nämlich ihr Entführer, der unglaublich schlecht aussah. Dss Feuer gab gleich eine ganz andere Atmosphäre, aber gewärmt wurde sie davon trotzdem nicht und das zeigte sich auch anhand der Gänsehaut auf ihren Armen.


    Es war unheimlich hier draussen und sie sah auch solche Schatten wie er sie sah. Es war ungewohnt und die Eindrücke die sie davon hatte waren eher grauenvoll als schön. Zu gerne wäre sie nun in die schützenden Arme ihres Vaters gekrochen damit er sie vor den Schatten und den Tieren die sich in der Dunkelheit verbargen schützen konnte. Aber sie war alleine mit Rutger und keiner war da der sie in die Arme genommen hätte. Nach seiner Frage raffte sie sich ein wenig auf und kniete sich neben ihn, bekam so auch etwas mehr Wärme von dem Feuer ab. "Ich schaue es mir an." Langsam schob sie den Stoff nach oben und sah wie der provisorische Verband schon verblutet war, getränkt von einer weiteren Farbe die sie wegen dem Licht nicht erkennen konnte. Noch bevor sie den Verband lösen konnte geriet der Germane ja fast in Panik in ihren Augen und soe legte sie ihm bestimmend die Hände auf seine Schultern und drängte ihn wieder zurück auf die Decke. "Hör auf soetwas zu sagen verstanden?" herrschte sie ihn an damit er zur Ruhe kam. "Das ist Unsinn und würde er nicht machen. Er ist ein Flavier. Schhhhhhhhhhhhhhhhhhhhht jetzt." Ihre Finger drückten fest in seine Schultern und sie sah ihn eindringlich an.


    In diesem lich des Feuers sahen ihre Augen ganz anders aus. Es schien als würden kleine Punkte in ihnen tanzen was einen an die Sterne erinnern konnte und nicht nur an den Schein des Feuers welches sich etwas in ihnen wiederspiegelte. Eine ihrer Hände fuhr ihm über die feuchte und heiße Stirn....er hatte Fieber. Das war kein gutes Zeichen und sie konnte sich denken was sie erwartete wenn sie den Verband löste. Sanft nahm sie ihre Hand wieder von seiner Stirn und ließ ihn los um sich dem Verband zu widmen den sie ganz langsam löste. Nun lag nur noch das viereckige Stück Stoff auf der Wunde welches sie auch löste. Einige Ecken klebten dabei fest und sie hoffte die Schmerzen gering zu halten als sie es endlich abgezogen hatte.


    Die Wunde sah nicht gut aus. Die Ränder waren gerötet und sie eiterte. Wieder stand ihr diese Hilflosigkeit ins Gesicht geschrieben und wieder hätte sie einfach aufstehen können und fliehen, er hätte ihr nicht folgen können, aber sie tat es nicht, er hatte ihr das Leben eigentlich gerettet. "Du brauchst einen Medicus Rutger. Ich weiß nicht was ich machen soll." Sie griff sich das Wasser und versuchte wenigstens die Wunde etwas auszuspülen, aber ob das helfen würde.

  • Rutger ließ sich nicht beirren. Es war ganz eindeutig: Flavius Aquilius hatte ihn verflucht.
    "Doch! Doch, ich bin mir ganz sicher!" protestierte er stur, ließ sich aber von Arrecina auf die Decke drängen.
    "Hast du nicht den Adler gesehen, gerade?" fragte er sie mit gedämpfter Stimme, und wies auf die Felsen. "Der Aar, aquila, das steht für Aquilius, ganz sicher." Mit fiebrig glänzenden Augen sah er zu ihr auf und flüsterte: "Alle Zeichen weisen darauf hin...- Aber was ist denn das... du hast ja Sterne in den Augen, kleine Römerin..."
    Er hob die Hand, als ob er danach greifen wollte, und strich Arrecina mit den Fingerspitzen sanft über die Augenbrauen. "Schön."


    Als sie den Verband löste, richtete er sich schmerzgeplagt wieder auf die Ellbogen auf.
    "Ein Medicus? Aber nein... das wird schon wieder. Bitte, Arrecina, du mußt mir einen Eschenzweig bringen - aber ich habe hier keine gesehen... - zur Not auch von einer Birke. Ich muß Ansuz ritzen und Nauthiz, denke ich..."
    Er legte sich zurück, schloß die Augen, und biss sich fest auf die Lippen, während Arrecina an der Verletzung zugange war. Unwillkürlich wanderte eine Hand zu seiner Brust, umschloß die Schwanenfibel, und zog das bisher unter der Tunika verborgene Schmuckstück hervor. Die Erschöpfung übermannte ihn, und als die Schmerzen der Wundversorgung nachließen, murmelte er noch ganz leise: "Wäre doch Jorun hier...", und sank fast sofort in einen unruhigen Schlaf . Dabei lösten sich langsam die um die Fibel herum zur Faust geballten Finger, und die verschlungenen Muster glänzten geheimnisvoll im roten Feuerschein.

  • Arrecina konnte immer noch nicht glauben, dass ihr Onkel einen Fluch ausgesprochen hatte. Das war einfach nur Unsinn und sicher stand Rutger einfach nur unter dem Einfluss des Fiebers welches sich langsam in seinen Körper immer mehr ausbreitete und sie immer hilfloser wurde. Ohne ihn wäre sie hier in der "Wildnis" aufgeschmissen, denn es sah hier draussen nicht aus, als würed demnächst ein Mensch vorbeikommen und sie hatte immer noch keine Ahnung wohin sie hätte gehen müssen. "Welchen Adler?" fragte sie ihn sichtlich verwirrt. "Hier war kein Tier und kein Adler. Hier ist nichts ausser wir beide, glaub mir doch." Er verwirrte sie immer mehr und dann noch seine Berührung in ihrem Gesicht über ihren Augen, die sie kurz zuvor noch geschlossen hatte. Er war krank und sie wusste nicht wie sie ihn wieder gesund bekommen sollte.


    "Ich werde sehen was ich machen kann" versprach sie ihm auch wenn sie keine Ahnung hatte wie ein Zweig einer Eche oder Birke aussehen sollte. "Du musst erst schlafen dann werde ich nachsehen." Sie versuchte sich weiter an seiner Wunde und benutzt das Wasser dafür um sie sauber zu bekommen, was auch ganz gut gelang und dann nahm sie ein sauberes Stückchen Stoff und befeuchtete es um es ihm zusammengelegt auf die Stirn zu legen die glühte. Während er die Augen geschlossen hatte und anscheinens in einen unruhigen Schlaf gefallen war betrachtete sie ihn im Feuerschein und dann fiel ihr Blick auch auf die Fibel wo eben noch seine Finger drum verkrampft waren. Sie sah wunderschön aus und ihre Fingerspitzen strichen einen Moment lang drüber und fuhren die Konturen nach, aber ansonsten rührte sie diese nicht weiter an.Err sah so anders aus wenn er einfach nur dalag.


    Doch bald musste sie sich weiter um seine Wunde kümmern. Wahrshceinlich war es sogar besser etwas Luft an die Wunde kommen zu lassen und so tupfte sie diese einfach nur mit einem nassen Tuch ab um die Wundränder immer wieder zu säubern. Sogar um das Feuer kümmrete sie sich und schob immer wieder ein paar kleinere Äste hinein damit es nichts ausging, denn es war ziemlich kalt. Nach mehrmaligen auswaschen bastelte sie sich aus den restlichen Stofffetzen einen erneuten Verband die sie dem schlafenden Rutger wieder anlegte und dann auch erneut ein nasses Tuch auf seine Stirn legte und ihn dann mit einer Decke zudeckte.


    Arrecina war müde und ihr war kalt, aber sie wusste, dass sie kein Auge zubekommen würde und setzte sich einfach neben ihn und schlang sich etwas von der Decke, mit der sie ihn eben zugedeckt hatte über ihre Beine, denn auf der zweiten Decke lag er. Die verschiedensten Geräusche die zu ihr drangen waren unheimlich und immer wieder erklang ein Rascheln in ihrer Nähe. Sie hatte Angst denn diese Geräusche kannte sie nicht und sie hatte Sorge, dass ein wildes Tier kommen würde. Irgendwann fiel ihr Blick wieder auf das Schmuckstück von ihm und sie fragte sich welche Geschichte es zu erzählen hatte. Sie wusste wie es war wenn man etwas hatte an dem einen das Herz hing und etwas wunderte sie sich darüber, dass er es hatte verstecken können und es ihm noch keiner weggenommen hatte.


    *****************************


    Das Mädchen hatte nict mitbekommen wir ihr die Augen zugefallen waren und sie halbwegs zur Seite gekippt war. Ihr Kopf ruhte auf der Brust ihres Entfürhrers, da sie ja schon dicht neben ihm gesessen hatte um nicht zu frieren. Zuvor hatte sie sich die halbe Nacht um sein Fieber gekümmert, es zumindest versucht. Ihr fehlten einfach die nötigen Kenntnisse und ob sie auch alles mit seiner Wunde richtig gemacht hatte wussten wohl auch nur die Götter. Das Feuer war kein Feuer mehr und es glühlte nur noch vor sich hin. Es war die Erschöpfung gewesen die sie heimgesucht hatte und so lag sie noch bei ihm und rührte sich nicht. Die Schatten waren langsam am schwinden und der morgendliche Tau lag auf den Gräsern und Blumen und hier und da tropfte der Tau von den Bäumen und wenn man atmete konnte man kleine weiße Wölkchen erkennen.

  • Alles war verloren. Die Sonne stand gleißend hoch über ihm am Himmel, weiß und stechend. Ihre Strahlen umfächerten blendendhell die Umrisse der Gestalten, die sich über ihn beugten, und machten sie zu schwarzen Scherenschnitten. Rutger kniff die Augen zusammen, wollte die Hand heben, um sie zu beschirmen, und spürte feste Stricke, die seine Glieder umspannten. Er kämpfte dagegen an, bäumte sich in den Fesseln auf, stemmte sich gegen den Balken auf dem er lag, versuchte, die seitlich ausgestreckten Arme zurückzuziehen... Vergeblich.


    Spitze Holzsplitter bohrten sich in seine Haut, und er vermochte sich keinen Zoll von der Stelle rühren, konnte nur hilflos aufblicken, als eine der Gestalten nähertrat.
    Groß und dunkel ragte Flavius Aristides über ihm auf, hob die Hand, und die Form eines großen, spitzen Nagels zeichnete sich vor der Sonne ab. Unaufhaltsam beugte sich vor, kam immer näher, und setzte den kalten eisernen Nagel mit der Spitze auf Rutgers Handgelenk auf.


    "Es wird Tage dauern bis du tot bist, kleiner Bastard."


    Mit breitem bösem Grinsen sah er auf Rutger hinunter.


    Andere Gesichter schälten sich heraus: Arrecina, noch immer schmutzig und zerzaust, setzte hämisch lächelnd einen Nagel an Rutgers anderem Handgelenk an. "Wir werden dir beim Sterben zusehen, Sklave, und viel Spaß dabei haben." flötete sie zuckersüß.


    Und da war auch Aquilius. "Du wirst wimmern und um Gnade flehen." sagte er mit amüsiertem Schmunzeln, und strich sich gelangweilt eine Togafalte zurecht. "Du hättest es anders haben können. Es lag an dir. Zu spät!"


    Auf seinen Wink trat Nefertiri vor, sie sah betörender aus denn je, legte anmutig die Hände vor der Brust zusammen und verbeugte sich leicht. "Wie kann ich meinem Herrn dienen?"
    "Den Hammer."


    Elegant reichte die zarte Ägypterin ihrem Herrn einen schweren Hammer. Sie sah verstohlen zu Rutger, lächelte verführerisch, und meinte mit ihrer melodischen Stimme ein wenig entschuldigend: "Mein Herr hat es befohlen, Ruth-geer."
    Aquilius nahm den Hammer kritisch in Augenschein, und reichte ihn dann an Aristides weiter. Der wog ihn in der Hand, nickte dann zufrieden. Auch Arrecina erhielt einen, und gleichzeitig hoben Vater und Tochter ihre Hämmer hoch. Panisch kämpfte Rutger gegen seine Bande, aber ein schweres Gewicht lastete auf ihm und er konnte keinen Finger rühren.
    Aristides nickte knapp, und dann fuhren die Hämmer synchron hernieder, um die eisernen Nägel in Rutgers Fleisch zu treiben!
    Er schrie...



    ...und erwachte von seinem eigenen erstickten Schrei. Weit riss er die Augen auf, sah den fahlen Morgenhimmel über sich, und starrte wild auf seine Handgelenke - sie waren unversehrt. Erleichtert atmete er auf - nur ein Traum! -, sah dem frostigen Wölkchen seines Atems beim Verwehen zu, und bemerkte dann auch, wessen Kopf da so traut an seiner Brust lag.
    Hmm. Nun ja. Ein wenig verschwommen erinnerte er sich daran, daß sie sich am Vorabend sehr aufmerksam um ihn gekümmert hatte. Wo sollte das bloß hinführen?
    "Hab ich dich geweckt?" flüsterte er, legte einen Arm um sie, und zog die klamme Decke fest um sie beide - an so einem kalten Morgen ganz klar die völlig natürliche Handlungsweise.
    Den anderen Arm steckte er lang aus, angelte ein bißchen Holz, und fütterte die Glut unter der Asche des Feuers. Er fühlte sich noch zerschlagen, aber doch sehr viel klarer als am Vortag.

  • Trotz den ganzen Geschehnissen holte sich ihr Körper nun das was er schon die ganze Zeit gebraucht hatte nämlich den Schlaf und der war dieses mal fester als auf dem Rücken des Pferdes wo man nicht wirklich hatte schlafen können sondern nur dösen. Sie schlief so fest, dass sie die Unruhe von Rutger nicht mitbekam und erst erwachte als er es auch tat, denn sie hatte diese hektischen Bewegungen nun doch noch gespürt. Völlig verschlafen und frierend blickte sie zu ihm auf und sah ihn erst einmal als einen verschwommenen Schemen. "Geweckt? Ja....nein...." nuschelte sie vor sich hin und spürte wieder diese stechenden Kopfschmerzen die sie seit gestern hatte. Ohne Gegenwehr ließ sie sich fester an ihn ziehen und sich wärmen denn allein ihre Arme waren eisekalt denn diese hatten nicht unter der Decke gelegen. Sie zitterte eine Weile noch vor sich hin und rieb sich über die Augen um wieder eine klare Sicht zu bekommen, die bei dem morgendlichen Nebel nicht wirklich möglich war.
    "Wie geht es dir? Und was ist mit deinen Schmerzen?" fragte sie ihn mit klappernden Zähnen und sah ihn an. Sogar Sorge stand in ihren Augen und es konnte wohl keiner sagen warum sie so dachte und fühlte und auch handelte, denn sie hatte nun genügend Möglichekeiten gehabt von ihm zu entkommen.

  • ...blieb Rutger lieber noch ein bisschen liegen, in den Decken vergraben und mit Arrecina in den Armen. Wie kalt ihre Hände schon wieder waren. Rutger nutzte die Gelegenheit, zog sie noch ein bißchen enger an sich, und griff nach ihren Händen, um sie zu reiben. Sein Albtraum verblasste, sein Bein schmerzte gerade nicht übermäßig, und so lächelte er Arrecina erleichtert an und antwortete ehrlich:
    "Es geht besser."
    Mit einem schiefen Grinsen stellte er das offensichtliche fest:
    "Du bist ja noch da."
    Er drehte den Kopf und sah Phaidra, die im Liegen schlief, und weiße Wolken ausstieß wie ein Reif-Thurse. Ihre Nüstern waren vom kondensierten Atem weiß umrahmt.
    "Woher hast du denn die Schramme da?" fragte Rutger leise, und fuhr Arrecina ganz unschuldig über die Stirn hinweg, strich ihr in der selben Bewegung dann auch gleich ein paar zerzauste Haarsträhnen zurück.


    Das Feuer zischte, qualmte, und brannte nur widerwillig ein wenig höher. Nebelschwaden trieben wie Schleier zwischen den taunassen Zypressen, drehten sich langsam, flossen ineinander und verwehten. Einen Moment lang meinte Rutger ganz vage die bleiche und schöne Gestalt einer Nebelfrau zu erkennen, und andächtig hielt er den Atem an.

  • In ihrem bisherigen Leben war noch nie etwas ausser Kontrolle geraten, alles war immer in einem ganz bestimmten Muster gelaufen und nichts hatte sie je wirklich verändert. Sie war sie und alle anderen waren auch immer gleich gewesen. Es war eine gehütete Umgebung gewesen in der sie aufgewachsen war. Nach ihrem Geschmack viel zu behütet, denn jeder Schritt wurde von ihrer Großmutter bewacht und sie hatte viel lernen müssen. Vom Benehmen bis zum Lesen und Schreiben. Private Lehrer hatte sie gehabt aber keiner von ihnen hatte sie je auf einen solchen Fall vorbereitet. Warum? Warum hatte das keiner? Hatte denn niemand damit gerechnet, dass eines Tages ein Sklave kommen würde oder ein anderer, der Intresse daran fand sie einfach zu entführen um Rache an ihrer Familie zu nehmen? War es nicht klar, dass sowas irgendwann geschehen musste?


    Ein Zittern ging durch ihren Körper als er sie noch näher zog und ihre Hände in seine nahm um sie zu wärmen. Arrecina kuschelte sich von alleine an ihn um Wärme zu bekommen und spürte die rauhen und zugleich sanften Hände von ihm die ihre umschlossen. Ihm ging es besser? Das war eine erfreuliche Nachricht doch im gleichen Moment als er weiter sprach und dann sie berührte veränderte sich ihr Blick. Sie sah ihn genau an und deutlich konnte man sehen wie sie schluckte. Verwirrung stand in ihren Augen und als sie wieder ausatmete stieg ein kleines Wölkchen nach oben. "Als ich die Äste suchen war bin ich hängen geblieben. Ist nichts schlimmes" flüsterte sie. Es waren ihre Finger die auf einmal seine Hand umschlossen die noch bei ihren Händen gewesen war. Eine Berührung über die sie gar keine Kontrolle hatte.


    "Wann...?" sie schluckte wieder und versuchte woanders hinzusehen, während sie immer noch bei ihm lag, seine Nähe und Wärme zu spüren bekam "... willst du aufbrechen? Deine Wunde, ich muss mich noch drum kümmern." Langsam wanderte ihr Blick wieder zu seinem und dann auf ihre Hände die sich an seine eine klammerten. Ihr Kopf pochte....

  • Ein undeutbares Lächeln umspielte Rutger Lippen, als Arrecina seine Hand umfasste, und sacht fuhr sein Daumen über ihren Handteller hinweg, und streichelte sie da leicht.
    "Lass uns noch etwas liegenbleiben, kleine Römerin... ist doch schön warm..." flüsterte Rutger, während seine freie Hand unter der Decke über ihren Rücken strich, und sich dann in ihrem Haar verlor. Behutsam fuhr er mit den Fingern hindurch, glättete eine wirre Strähne, zupfte ein welkes Blatt heraus, und spielte mit den Strähnen zwischen seinen Fingern...
    Mit einem versonnen Lächeln sah er Arrecina in die Augen - seine Finger wanderten in ihren Nacken und kraulten sie da rauh - dann umschlang er sie mit einem mal fest, und rollte sich schwungvoll mit ihr herum. Bei der Bewegung stach wieder die Wunde, kurz biss Rutger sich auf die Lippen, dann lag er schon über Arrecina.


    Er stützte sich auf die Ellbogen, und sah mit einem mephistophelischen Funkeln in den Augen auf sie hinab. Das Haar hing ihm strähnig in die Stirn, an der Erde und getrockneter Schweiß klebte. Seinen Geruch konnte man, nach den anstrengenden letzten Tagen, auch mit dem besten Willen nur als "männlich herb" bezeichnen.
    Leicht legte Rutger den Handrücken an Arrecinas Wange, verharrte kurz, und strich ihr dann rauh über Kinn und Hals hinweg, stürmisch glitt die Hand auch unter ihr Gewand und liebkoste da ihre Schulter.
    Zugleich beugte er sich immer näher an sie heran, wölfisch lächelnd, und vereinte ungestüm seine rauhen Lippen mit ihren zarten zu einem wilden Kuss.

  • Ihr Blick haftete wieder auf seinem und sein Lächeln machte ihr Angst auf eine ganz merkwürdige Art die sie nicht beschreiben konnte. Die Berührung seines Daumens, so leicht sie auch war, ging ihr bis unter die Haut und sie konnte sich diesem Gefühl nicht entziehen so sehr zog er sie damit hinein. Wieder stieß sie ein kleines Wölkchen ihres Atems aus, als seine Hand ihren Rücken entlang fuhr und ihre Finger verkrampften sich noch etwas mehr um die seinen. Dieser Moment war einer der nicht in diese Situation passte und eine noch größere Verwirrung stiftete als schon da war. Er war ihr Entführer, er war derjenige der sie aus ihrer Umgebung gerissen hatte in der sie sich wohl fühlte und er war auch derjenige der grade ihr ganzes Denken auszuschalten drohte. Etwas was nicht passieren durfte, denn sie musste immer alles unter Kontrolle haben sie war schließlich nicht irgendwer und hatte einen Namen und sie durfte sich nicht hinreissen lassen auch nicht in einer solchen ausweglosen Situation. Der Gedanke an die kleine versteckte Waffe blitzte wie ein Genälde in ihren Gedanken auf, verschwand aber mit einem mal als sie sich unter ihm wiederfand. Er hatte sie umschlungen und sich mit ihr gedreht und sie sah ihn aus großen Augen an, dessen Blick nicht deutbar war.


    Er hatte sich verändert, sah anders aus als noch bei ihrem aufbruch, aber bei ihr war es nicht besser, schließlich waren sie zur selben Zeit aus der Villa verschwunden und keiner von ihnen hatte sich mehr pflegen können. Ihre Haare waren genauso strähnig wie seine und im großen und ganzen glich sie ihm ziemlich. Ihre Arme lagen angewinkelt neben ihr uns es bedurfte nur einer kleinen Bewegung und sie hätte ihre Hände auf seine Oberarme legen können doch eine seltsame Anspannung in ihrem Körper verhinderte jede noch so kleine Bewegung und so lag sie unter ihm wie erstarrt, alles was sich regte waren ihre Augen deren Blick über sein Gesicht wanderte immer hin und her zwischen seinen Augen und seinem Lächeln. Die erste Bewegung von ihr war, als sich seine Hand an ihre Wange legte und sich ihre Lippen bewegten als hätte sie vor etwas zu sagen doch seine nachfolgenden Berührungen ließen jedes Wort im Keim ersticken.


    Sie ahnte einen Bruchteil einer Sekunde was folgen würde, doch den Gedanken dachte sie erst als seine Lippen sich schon mit ihren vereinten und sie seinen Geschmack schmecken konnte, dieses leicht Wilde von ihm, dieses Etwas was sie grade anzog......


    Ohne es bemerkt zu haben hatten sich ihre Hände nun doch auf seine Oberarme gelegt und verharrten dort. Genau wie es ihre Gedanken machten, denn diese hatten sich einen kurzen Moment ausgeklinkt und es war eine Leere in ihren Kopf getreten, dass sich nun alles um sie herum zu drehen begann. Wieder erklang dumpf dieses Pochen in ihrem Kopf, während ihre Lippen nicht von seinen abließen und ihre Hände ihren Platz schon wieder verlassen hatten und nun zu seinem Nacken gewandert waren um sich dort niederzulassen.


    Er hat dich entführt, er hat dich töten wollen, er hat dich gefesselt und aus deiner gewohnten Umgebung geholt, er nutzt dich aus will dich vielleicht sogar irgendwann verkaufen oder er wird sein Werk noch vollenden!!!! Deine Familie wird dir den Kopf abreissen und ihn den Löwen zum Frass vorwerfen......


    Ihre Lippen fassten weiter nach seinen, öffneten sich leicht, während ihre Fingerspitzen einen sanften Druck auf seinen Nacken ausübten und das Blut begann in ihren Schläfen zu rauschen und sogar das Pochen übertünschte.


    Ja er hat mich entführt, aber er hat mich nicht getötet, ich lebe noch. Er hat mir das Lebeen gerettet und sich verändert. Er hat Angst, ich habe Angst, er ist verletzt, ich bin verwirrt, ich weiß nicht was ich tu, warum mach ich das? Was geschieht hier mit mir? Sklave, Berührungen, Küsse, Entführung......


    Es kostete sie Überwindung aber sie löste sich von seinen Lippen, schwer atmend, beflügelt von einem Gefühl....Ihre Augen suchten seine und sie zögerte....."Nicht" flüsterte sie nur und bwegte sich nicht weiter.

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