Auf der Flucht | Rutger (in der Rolle des 'Barbaren') und Arrecina (als 'geraubte Patrizierin')

  • Die kleine Römerin hatte sich aus dem Staub gemacht. Irgendwo, weit weg im Wald verklangen ihre Schritte. Rutger schnaubte wütend, und wollte schon blindlings hinterherstürmen, besann sich dann aber. Zu Fuß würde er sie schwerlich einholen. Er bückte sich, und nahm das kleine Messer an sich, dessen Klinge von seinem Blut gerötet war. Biest!
    Daraufhin wickelte er sich schnell einen Stoffetzen um die lädierte Hand, wischte sich das Blut von der Brust, und entfernte ein paar Fäden seiner Tunika aus der Wunde - glücklicherweise schienen die Schnitte nur oberflächlich zu sein.
    Er legte den Gürtel des erschlagenen Hirten um, an dem in einer Lederscheide dessen langer Hirschfänger baumelte - den würde er so schnell nicht mehr ablegen. Hastig raffte er dann das Gepäck zusammen, zäumte und belud das Pferd. Zuletzt pinkelte er noch das Feuer aus, dann stieg er mit verkniffener Miene auf den Pferderücken, lenkte Phaidra zwischen den Zypressen hindurch, und verließ den Lagerplatz.
    Der Schauplatz solch dramatischer Szenen lag nun wieder ruhig und verlassen da, die Bäume raunten, die Nebelschleier und der Tau wichen dem heraufziehenden Tag, und ein paar Feldmäuse huschten durch das Gras und verzehrten ein vergessenes Stück Schafskäse.


    Vornüber gebeugt saß Rutger im Sattel, und musterte den Waldboden. Hier ein zertretener Zweig, da ein halber Fußabdruck in den weichen federnden Schichten von Piniennadeln - Arrecinas Spur war nicht allzu schwer zu finden. Er trieb Phaidra weiter, kam aber zwischen den dicht stehenden Bäumen nur langsam vorwärts. Pinienzweige streiften ihn. Rutger atmete tief ein, und genoß den feuchten und erdigen Geruch nach Wald. Viel zu lange war er in der Stadt eingesperrt gewesen.
    In einer Senke zwischen hohem Stechginster hatte sich der Nebel gesammelt, und reichte Phaidra bis zu den Fesseln, als sie hindurchwatete. Als würde man auf Wolken reiten... dachte sich Rutger, und hielt weiter Ausschau nach der Spur.


    Hohe Wurzeln ragten jetzt vor Phaidras Hufen auf, und behinderten das Vorwärtskommen immer mehr. Ein beständiges Rauschen war in der Ferne zu hören. Hmm, wo war denn bloß die Spur? Der Boden war hier zu hart, und der Nebel zu dicht... Rutger ließ die Stute langsam hin und her gehen, und suchte. Ein lautes Krächzen ließ ihn aufmerken, und er sah, etwa einen Steinwurf entfernt, eine Krähe aufflattern. Aufgescheucht vielleicht? Rutger zog den langen Dolch und hielt auf die Stelle zu, spitzte dabei die Ohren, und musterte achtsam seine Umgebung.

  • Arrecina kauerte hinter dem Baumstamm und konnte nur hoffen nicht gesehen zu werden, doch Rutger hielt genau auf eben diesen Baum zu. Ihr Herz schlug heftig gegen ihre Brust, das Blut rauschte in ihren Ohren und sie hatte einen dicken Kloß im Hals stecken, doch sie wagte nicht zu schlucken, aus Angst sie könnte sich vielleicht verraten. Ihr ganzer Körper, jede kleinste Sehne, war bis kurz vorm Reissen angespannt. Schon wieder hörte sie etwas und nun nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und beugte sich ganz leicht zur Seite nach vorne um, um den Baum herum zusehen. Sie erstarrte, denn was sie dort sah war nicht gut. Rutger war auf Phaidra, gar nicht mal so weit von ihr entfernt, und er hatte den großen Dolch in der Hand. Rasch war ihr Kopf wieder hinter dem Baum und ihr Gesicht verlor weiter an Farbe. Völlig verzweifelt presste sie sich fest an den Stamm und suchte nach einer Ausweichmöglichkeit. Überall, egal in welche Richtung sie sah, war nur Wald zu sehen, Bäume und Dunkelheit. Wie sollte sie hier vor ihm flüchten? Er hatte Phaidra und müsste sicher absteigen wenn er sie verfolgen wollte, aber wenn sie hinter ihrem Versteck vor kam würde er sie sehen, blieb sie hier war die Wahrscheinlichkeit, dass er hier entlang kam genauso groß, schließlich stand er fast hinter ihr.


    Während sie an dem Baum lehnte und den Geräuschen zuhörte krabbelte eine dicke, fette Spinne auf ihre Schulter und langsam über ihren Oberkörper hin zu ihren Beinen. Arrecina hatte diese Tiere noch nie leiden können und ekelte sich seit dem sie denken konnte vor ihnen, aber jetzt wo sie diese Spinne entdeckte presste sie ihre Lippen aufeinander und keinen Laut von sich zu geben. Sie schien keine Anstalten zu machen wieder von ihr runter zu gehen und kroch quälend langsam über ihr Bein hinweg. Mit einer zitternden Hand ging sie langsam zu ihrem Knie, wo das Tier mittlerweile saß, um es wegzuschlagen. Ein Schauer ging durch ihren Körper und schüttelte sie leicht. Sogleich nach ihrer Tat zog sie ihre hand vor ihre Brust und unter ihr Kinn.


    Der Fußknöchel tat immer noch weh wegen dieser verdammten Wurzel. Arrecina war sich nicht sicher ob es gut wäre zu versuchen wegzurennen, aber eigentlich hatte sie keine andere Wahlt. Sie hatte Angst davor was Rutger mit ihr machen würde wenn er sie hatte. Am meisten Sorgen machte ihr der große Dolch in seiner Hand. Würde er es wagen sie umzubringen dafür was sie ihm angetan hatte? Er war doch nicht besser gewesen und sie konnte immer noch nicht fassen, dass sie ihm getraut hatte. Diese Gedanken verdrängte sie wieder, als sie den dicken Kloß wieder spürte.


    Sie dachte viel zu lange nach, denn mit jedem Gedanken den sie dachte kam er ihr näher und näher. Arrecina wagte es nicht mehr um den Baum rumzusehen und musste sich endlich entscheiden was sie machen wollte. Bleiben, rennen, bleiben, rennen, bleiben, rennen.......
    Arrecina entschied sich für die Flucht, denn sie hielt es hier nicht mehr aus und wusste auch nicht ob sie sich schon längst wieder verraten hatte. So schnell sie es schaffte stand sie auf, dass am Baum die Rinde abbröckelte und dann rannte sie einfach geradeaus in den Wald, zwischen zwei dicht stehenden Bäumen hinein. Der Umhang (Decke) wehte dabei hin und her und wirklich schnell kam sie nicht vorran, denn ein stechender Schmerzim Knöchel ließ sie immer wieder einknicken und so konnte sie nur humpelnd rennen. Keinen Blick wagte sie nach hinten, denn sie wollte nicht wissen ob er hinter ihr her war und wo genau er war. Wenn er sie erwischte spürte sie das noch früh genug, aber sie wollte es nicht wissen wann es soweit war. Bäume, Bäume überall nur Bäume...

  • Nebelschwaden trieben über den Boden hinweg. Dunkler Efeu rankte sich an knorrigen Stämmen empor, und graue Flechten hingen wie Bärte von den Zweigen herunter, unter denen Rutger langsam hinwegritt. Er fragte sich, welche wilden Tiere wohl in diesem fremden Wald hausten, und hielt den Dolch gezückt, als er sich der Gruppe alter Bäume näherte... legte den Kopf schief... da war doch ein Rascheln...


    Da! Wie ein Hase sprang die kleine Römerin plötzlich auf und floh. Mit erwachtem Jagdinstinkt steckte Rutger schnell den Dolch weg, ergriff die Zügel wieder mit beiden Händen und ließ Phaidra rasch antraben, um sich an Arrecinas Fersen zu heften. Knapp lenkte er die Stute zwischen den dichtstehenden Bäumen hindurch. Die Hufe schlugen dumpf auf den Waldboden, Zweige peitschten ihm ins Gesicht, und krachend brach die Stute durch das Unterholz. Um ein dorniges Dickicht herum schlug er einen Bogen, verlor Arrecina kurz aus den Augen, und sah dann wieder ihren flatternden Mantel. Das Rauschen war lauter geworden, und schien jetzt ganz aus der Nähe zu kommen.
    Mit einem gewagten Sprung ließ er Phaidra über einen Graben hinweg setzen, an dessen Grund trübes Wasser stand. Hier war der Wald etwas lichter, und er holte schnell auf.


    Schon war das Mädchen fast in Reichweite, und er spornte Phaidra an, um ihr den Weg abzuschneiden, als unvermutet die Bäume zurückwichen, und sich vor Jäger und Gejagter eine neblige Lichtung auftat. Ein malerischer Wasserfall stürzte sich prasselnd von hoch aufgetürmten Felsen, und erfüllte die Luft mit vielen kleinen Wassertröpchen.



    Das Wasser sammelte sich in einem breiten Bassin, und floss dann in vielen kleinen Bächen über den abschüssigen Boden bergab, zwischen runden Steinen und struppigen Büscheln von dicken dunklen Binsen hindurch.

  • Es war klar, dass er sie hatte sehen müssen. Vielleicht wäre es schlauer gewesen hinter dem Baum zu warten, vielleicht aber auch nicht. Für Spekulationen war es viel zu spät und trotz der Schmerzen in ihrem Fußknöchel kam sie ganz gut voran. Sie hatte aber auch Glück, dass die Bäume zuerst noch dicht nebeneinander standen und er mit der Stute nicht wirklich schnell durch kam ohne sie und sich selber zu verletzen. Die Hufschläge von Phaidra waren auf dem Waldboden gedämpft aber doch so laut, dass sie in ihrem Kopf wiederhallten und sich mit dem Pochen vermischten welches sie schon die Tage verspürte seit dem sie von der Villa weg war.


    Die Luft die sie immer wieder einatmete brannte in ihren Lungen wie Feuer und machte ihr das vorankommen nicht leichter. Doch dann plötzlich wurde es alles besser, aber auch Rutger kam immer näher und sie versuchte sich zu retten in dem sie zwischen den nächsten Bäumen hindurcheilte. Die ganze Zeit hatte sie schon seltsame Geräusche gehört, es aber auf das Rauschen in ihren Ohren geschoben, doch nun wurde sie eines besseren belehrt.


    Unter anderen Umständen hätte sie das was sie sah bestaunt. Ein feuchter Film legte sich auf ihre Haut in ihrem Gesicht, erfrischend an warmen Tagen, aber nicht an einem wie heute. Einen schnellen Blick warf wie über ihre Schulter und sah Rutger. Sie hatte eine Entscheidung zu treffen und sah an der rechten Seite hinunter. Das Wasser fiel über mehrere Felsen hinunter und sammelte sich dort, aber es war kein reißender Fluß, nicht wirklich. Alles was ihr übrig blieb war hier stehen zu bleiben oder am oberen Rand des Wasserfalls rüberzugehen um die andere Seite zu erreichen. Überal ragten kleine Felsen aus dem Wasser und würden ihr einen glitschigen Halt geben. Schon jetzt stand sie an einer schlammigen Stelle, aber sie hatte keine Wahl, denn sie hatte Angst davor, dass er sie töten könnte.


    Keine Zeit zum denken........ Ihre Füße berührten das kalte Wasser und sie watete hinein und versuchte zu den Felsen zu kommen um nicht schwimmen zu müssen. Schon jetzt ging ihr das Wasser bis fast zu den Knien bis sie den ersten Felsen erreichte und auf ihn stieg um dann zu dem nächsten zu kommen. Ihre Beine zitterten vor Kälte un Anspannung, zu ihrer rechten floß das Wasser in die felsigen Tiefen. Es war eigentlich gar nicht so unendlich hoch, aber das gefährliche waren die vielen spitzen, steinigen Vorsprünge die einen Stürzenden schier aufzuschlitzen drohten. Keinen Blick wagte sie mehr nach hinten da sie nicht wissen wollte wie nah er letztendlich war.


    Der provisorische Umhang saugte sich schon langsam mit Wasser voll und ihre Tunika war auch schon nass und eh zerrissen und dreckig und man konnte nicht mehr wirklich erkennen was sie mal gewesen war. Die Sandalen die sie immer noch trug boten ihr keinen richtigen Halt und sie rutschte immer wieder ab, musste sich dann mit den Händen an den Steinen festhalten. Sie war in der Mitte angekommen, als sie das Gleichgewicht verlor und auf den Stein stürzte auf den sie versucht hatte einen Fuß zu setzen. Die Luft wurde ihr schier aus den Lungen gepresst und sie stöhnte auf. Zu ihrem verstauchten Knöchel kam nun auch noch eine große Schramme am Schienenbein. Sie hatte Glück gehabt, dass sie nicht zur Seite gefallen war, doch ihre jetzige Situation war auch nicht besser. Nass bis auf die Knochen hielt sie sich am Felsvorsprung fest und versuchte sich wieder nach oben zu ziehen.

  • "Arrecina! Nicht!" Das Lärmen des Wasserfalls verschluckte Rutgers Stimme. Kalt lief es ihm über den Rücken, als er sah, wie haarstäubend sie über dem Abgrund entlang balancierte. Nur ein Fehltritt, und sie würde in die Tiefe stürzen, ihr zarter Körper von den spitzen Felsen zerschmettert werden...
    Phaidra sank mit den Vorderhufen schon tief im schlammigen Boden ein, und unwillig wich sie zurück. Schnell rutschte Rutger von ihrem Rücken herunter, warf die Zügel über einen Ast, und eilte zum Rand des Wasserlaufes. Er streifte hastig die Sandalen ab - sie waren viel zu rutschig wenn sie naß wurden - und stieg durch die derben Binsen am Ufer zum Wasser hinab. Schlamm quoll zwischen seinen Zehen empor, dann erreichte er das felsige Bachbett, und stieg ohne Zögern hinein. Sofort spürte er den Sog des eisigen Wassers, die starke Strömung, die ihn nach rechts hin zu reißen versuchte, da wo das Wasser sich tosend in die Tiefe stürzte.


    Vorsichtig tastete er mit dem bloßen Fuß nach festem Grund, tat einige Schritte bis zum nächsten großen Felsen - das Wasser umströmte den Steinklotz wie einen Wellenbrecher - und erklomm ihn gewandt. Arrecinas Gestalt zeichnete sich undeutlich durch den Nebel und die Schleier von Wasserspritzern ab. Rutger schirmte die Augen gegen die Tropfen ab, sah sie waten, klettern, und - bestürzt weiteten sich seine Augen - abrutschen und fallen!
    Hamingja hilf! Doch sie hielt sich, fest an einen Felsvorsprung geklammert, während die Strömung ihren Mantel schon unerbittlich gepackt hatte, und ihn über den Rand des Abgrundes hinweg zerrte.


    Rutger überlegte nicht lange. Er maß den Abstand zwischen seinem Standpunkt und dem Felsen, an dem sich Arrecina festhielt, mit den Augen, atmete tief ein, und stieß sich mit aller Kraft ab, zu einem riskanten Sprung über das turbulente Wasser hinweg. Es brauste und schäumte weiß unter ihm, dann kam er etwas über Arrecina auf dem Felsen auf. Wild ruderte er mit den Armen, um sein Gleichgewicht zu finden, aber sein verletztes Bein ließ ihn wieder im Stich, und er rutschte auf dem nassen Stein ab, und schlug mit den Knien auf. Den Schmerz spürte er aber gerade kaum, und sofort griff er mit beiden Händen nach der kleinen Römerin, wollte sie an den Schultern packen, um sie hoch auf den Felsen hinauf zu ziehen.

  • Auch wenn sie seine Stimme gehört hätte, wäre sie niemals umgekehrt. Von Angst getrieben war sie gewesen und zu spät hatte sie erkannt welchen Fehler sie doch begannen hatte. Vielleicht war es besser in der Gewalt des Germanen zu sein, als hier im eiskalten Wasser zu liegen und sich an einen Felsen zu klammern. Ihr Schienenbein schmerzte und dazu der Knöchel und ihre Finger, die sih verzweifelt festklammerten und auf keinen Fall los lassen wollten....oder sollte sie es doch tun? Würde er sie nicht umbringen wenn er sie in den Fingern hatte? Der Umhang/Decke zerrte an ihrem Hals, da er nun schwerer war wo er nun nass war. Ihre Kräfte, die schon die ganze Zeit schwindend gering waren, ließen langsam aber sicher immer mehr nach und das Wasser spritzte ihr immer wieder ins Gesicht. Die Kälte schlich sich langsam aber sicher in ihre Knochen und lähmte alle Empfindungen von ihr und dann war er plötzlich da.


    Wie aus dem Nichts war Rutger aufgetaucht und hatte selber mit seinem Gleichgewicht zu kämpfen, krachte schließlich auf den fesigen Boden und war über ihr. Immer noch mit Panik in ihren Augen sah sie ihn an und wieder waren so viele Empfindungen in zu sehen die sich in ihrem Gesicht und Blick wiederspiegelten. Vielleicht hätte sie unter anderen Umständen einfach losgelassen, aber sie konnte es ihrem Vater nicht antun und sie wollte ihren Vater nicht verlassen. Und zum ersten mal seit der ganzen Entführung galt ihr Gedanke auch einer ganz anderen Person........


    Als seine Hände nach ihren Schultern griffen umschloss eine ihrer Hände,es war die Rechte, seinen Arm um sich festzuhalten. Es wäre nun das zweite mal, dass er ihr das Leben rettete, aber was würde ihr das bringen? Arrecina wusste nicht was er machen würde, sollten sie wieder festen Boden unter den Füßen spüren. Mit steifen Fingern, wegen dem kalten Wasser, hielt sie sich an seinem Arm fest und spürte wie ihre Kraft immer weiter schwand. Es waren nur ihre Augen die sprachen, denn sagen tat sie kein einziges Wort, es wäre im lauten Rauschen des Wassers auch untergegangen.

  • Kräftig fasste Rutger Arrecina unter den Achseln, und zog sie mit einem Ruck zu sich hinauf. Einen Augenblick lang hielt er sie einfach nur fest, und war ungeheuer erleichtert. Kurz hatte er geglaubt, sie würde loslassen, und sich lieber in den Abgrund stürzen, als von ihm helfen zu lassen.
    Als er sicher war, daß sie sich selbst auf den Felsen halten konnte, ließ er die Hände langsam sinken, legte seine verbundene Rechte auf ihre, die seinen linken Arm umgriffen hatte, und sah Arrecina mit einem seltsamen, keineswegs bedrohlichen, sondern irgendwie... ja, man konnte schon sagen 'innigen', Ausdruck im Gesicht an.


    Das Wasser rauschte um den Felsen herum, Gischtfetzen flogen durch die Luft, und auch Rutger war schon völlig durchnässt. Er bemerkte die Nässe und die Kälte aber gerade ebensowenig wie seine mannigfaltigen Blessuren - nein, Rutger sah nur Arrecinas dunke Augen, gesäumt von ihren fein geschwungenen Wimpern, in denen die Wassertröpfchen wie kleine Perlen standen. Mit den nassen Haaren, den bläulich angelaufenen Lippen, und dazu so umwogt von Nebelschleiern, erschien sie ihm wie ein geheimnisvoller und wunderschöner Wassergeist...
    Zu allem Unglück kam in diesem Moment zum ersten Mal am Tag die Sonne hinter den Wolken hervor. Sie sandte ein paar blasse Strahlen durch den Nebel, und ließ eben jene Wassertröpfchen auf Arrecinas Wimpern hell aufschimmern - es sah ganz zauberhaft aus, unsagbar schön... Rutger wurde sehr seltsam zumute...


    Er erschrak, und sah schnell woanders hin. Aber zu spät. Leicht schüttelte er den Kopf, so als ob er damit auch dieses höchst unpassende... Gefühl... abschütteln könnte. Mit festem Griff fasste er dann Arrecinas Hand, deutete energisch zum Ufer zurück, und nahm ihr noch die schwere vollgesogene Decke ab. Vorsichtig ließ er sich dann als erster ins Wasser heruntergleiten, grub die Zehen in den Boden, und stemmte sich gegen die Strömung, um sich mit Arrecina zusammen den Rückweg zu erkämpfen.

  • So schnell hatte sie nicht mehr vor loszulassen, auch wenn sie wirklich einen Moment diesen Gedanken hatte alles hinter sich zu bringen. Schmerzhaft verzog sie ihr Gesicht als sie von Rutger aus dem Wasser gezogen wurde und auf ihren Beinen rutschte um sitzen zu können. Man konnte ihre Verletzung noch nicht sehen, da sie zum einen drauf saß und zum anderen das Wasser das Blut an ihrem Schienenbein einfach wegwusch. Der Felsen war glitschig und rutschig aber wenn man auf ihm saß hatte man einen besseren Hals als wenn man versuchte auf ihn zu springen. Arrecina konnte nicht verstehen was sie tat, als er seine Hand auf ihre legte und umgriff, drehte sie ihre etwas rum, dass sie seine Hand ebenfalls ergreifen konnte und sich nun nicht mehr an seinem Arm festhielt, sondern an seiner Hand.


    Sein Blick war so seltsam, dass er ihr einen Moment lang Angst machte. So ähnlich hatte er sie schon einmal anesehen, als sie ihm vertraut hatte, als sie etwas gespürt hatte und so etwas wie Zuneigung gefühlt hatte. Arrecinas Körper begann leicht zu zittern, was vielleicht an dem kalten Wasser lag welches ihren Körper durchnässt hatte. Ein Wasser tropfen lief zickzackförmig über ihr Gesicht, angefangen von ihrer Stirn, dann an ihrer Nase entlang und schließlich zur Seite hinweg über ihre Wange zu ihrem Kinn bis er von dort hinuntertropfte. Gerne hätte sie gewusst was er dachte und fühlte und gerne in diesem Moment gemacht hätte, aber das war weder Ort für Fragen noch für Taten.


    Als er seinen Blick von ihr abwandte löste sie sich auch aus ihrer Starre und spürte oder meinte zu wissen, dass damit der Bann gebrochen war und sie an Land wahrscheinlich wieder Jäger und Gejagte waren. Sie konnte sich auch täuschen, aber sie war sich einfach nicht sicher und wusste nicht was nun auf sie zukommen würde, nicht nachdem was alles geschehen war. Rutgers fester Griff riss sie wieder aus ihren Gedanken und sie sah an das Ufer zurück und verstand. Mit einem Nicken gab sie ihm zu verstehen, dass sie verstanden hatte und war froh die schwere Decke endlich los zu sein die er ihr abgenommen hatte. Wieder in das kalte Wasser zu steigen war grausam und es stach wie lauter kleine Nadeln auf ihrer Haut, von ihrem Bein und Fuß einmal gar nicht zu sprechen. Arrecina musste sich ziemlich fest an seine Hand krallen um nicht ihr Gleichgewicht zu verlieren oder doch noch in die Tiefe zu stürzen.


    Nur langsam kam sie voran und versuchte sich keine Gedanken zu machen. Das kalte Wasser brannte gleichzeitig wie Feuer auf der Haut und ihr Kopf schmerzte davon. Wenn sie sich richtig erinnerte hatten sie nicht einmal etwas neues zum Anziehen und hatten nur die nassen Sachen an ihren Körpern. Das Ufer war so nahe und doch so weit entfernt, aber sie kamen ihm immer näher und Phaidra sah zu ihnen rüber.

  • Schritt für Schritt ging es vorwärts, mühsam mußten sie gegen den Strom ankämpfen, und sich vorsichtig von Stein zu Stein hangeln, aber endlich erreichten die beiden doch festen Grund, durchnässt und frierend.
    Ohne Arrecinas Hand loszulassen, ging Rutger mit ihr am Ufer entlang, klaubte im Vorübergehen seine Sandalen auf, und machte nur kurz bei der nervös hin und her trippelnden Stute halt, um auch sie mitzunehmen, ein Stück in den Wald hinein, wo die Luft weniger feucht war, und das Rauschen des Wasserfalls nicht mehr alles übertönte.


    Am Fuße einer bemoosten Kiefer blieb er stehen. Auch hier drangen nun ein paar schüchterne Sonnenstrahlen durch die dichten Zeige, und malten kleine helle Flecken auf den dunklen Waldboden.
    Er ließ Arrecinas Hand jetzt los, und sah sie mit gemischten Gefühlen an. Was für ein heilloses Durcheinander. Er suchte nach Worten, sammelte seinen Atem, setzte zum Sprechen an - und sagte dann doch ganz was anderes:
    "Du brauchst erst mal was trockenes zum Anziehen."
    Seine Kehle war rauh. Er wischte sich die Nässe aus dem Gesicht, und begann, in dem Bündel auf Phaidras Rücken herumzuwühlen.
    "Hier die Decke."
    Er legte die verbliebene, trockene Decke neben Arrecina über einen Ast.
    "Und das hier."
    Er kramte noch eine grobwollene Tunika hervor, die er dem Hirten entwendet hatte, und plazierte sie daneben. Besorgt sah er dann die roten Tropfen an ihrem Schienbein hinunter rinnen.
    "Ist es schlimm? Und dein Fuß, hast du ihn dir vertreten, im Wasser?"


    Rutger wrang die nasse Decke aus, und packte sie auf das Pferd. Als es plötzlich ganz in der Nähe laut im Unterholz knackte, wirbelte er gehetzt herum, die Hand um den Griff des Dolches geschlossen - er sah aber nur ein Reh davonspringen.
    Wieviel Zeit hatte er schon verloren? Er mußte dringend weiter. Hoffentlich machte Phaidra das ganze noch eine Weile mit.

  • Irgendwann kam immer der Zeitpunkt an dem man die Kälte kaum noch spürte und bei ihr war es jetzt soweit. Sie hatte schon blaue Lippen und spürte ihre Fußzehen kaum noch. Ausserdem fragte sie sich ein wenig wie das Wasser so eisigkalt sein konnte, vielleicht entsprang es ja ganz in der Nähe einer Quelle. Immer noch hatte sie das Bild von seinen Augen, von seinem Blick im Kopf als sie wieder festen Boden unter den Füße spürte. Das Wasser lief an ihr hinunter und die Tunika zog sich etwas in die Länge. Da sie keine wollende Tunika anhatte, sonder eigentlich eine aus einem schönen und leichten Stoff (wenn man mal die Flecken, Löcher und alles andere unbeachtet ließ) wirkte er nun ziemlich durchscheinend wo er nass war und sich auf ihrer Haut schmiegte. Nun konnte man ihren Körper nicht nur erahnen sondern eigentlich alles sehen, sogar, dass sie eine Gänsehaut hatte. Hinter ihm hergehumpelt war sie, da sie nicht richtig auftreten konnte.


    Zitternd blieb sie dann stehen als er es auch tat und sah an ihm auf. Ihre nassen Haare klebten ihr an den Seiten ihres Gesichtes fest und hin und wieder liefen ihr kleine Wassertropfen über das Gesicht. Was sie sagen sollte wusste sie nicht, deswegen ließ sie es ganz sein und verschränkte ihre Arme vor der Brust um sich etwas zu wärmen. Arrecina hatte erwartet, dass er jetzt ausrasten würde,aber er überraschte sie wieder, denn nichts von dem geschah was sie sich eigentlich ausgemalt hatte. Sie wusste, dass dieser Sklave, dieser Mann sie noch in den puren Wahnsinn treiben würde. Die Sachen die er ihr hinlegte blieben unbeachtet liegen und sie sah ihn weiter einfach nur an.


    Erst jetzt wo er sie darauf ansprach sah sie auf ihr Bein hinunter welches blutete. Sie schüttelte den Kopf, denn irgendwie spürte sie nichts, aber als sie einen Schritt machen wollte merkte sie dann doch das Stechen welches von ihrem Knöchel ausging. "Ich bin über eine der Wurzeln gefallen und hängen geblieben."


    Das Knacken ließ sie ebenfalls zusammenzucken und sie drehte sich um. Sofort dachte sie an ihren Vater. Sicher war er doch auf der Suche nach ihr. Er musste sie doch einfach suchen. Ihr Herz raste mit einem mal noch schneller, aber es war nicht ihr Vater und Enttäuschung stieg in ihr auf. Langsam verließen sie ihre Kräfte, das wusste sie. Immer fester packte sie sich an ihre Oberarme und presste ihre Lippen aufeinander um das Zittern zu unterdrücken welches nicht nur von der Kälte kam. Immer noch packte sie nichts von den trockenen Sachen an und zog auch nicht die nassen aus. Es schien teilweise fast, dass sie nicht ganz da war mit ihren Gedanken.

  • Wie verstört Arrecina doch aussah. Rutger trat langsam wieder auf sie zu. Und wie durchsichtig ihr Gewand doch geworden war... sein Blick glitt unwillkürlich an ihrem Körper entlang, runter und wieder hoch. Er schluckte, und richtete die Augen unter Aufbietung seiner Willenskraft auf ihr Gesicht.
    "Kleines, du mußt was trockenes anziehen!" insistierte er. Schließlich nahm er selbst die Decke, und trat zögernd an sie heran.
    "Ich werde dir nichts tun." versprach er leise und begann vorsichtig, ihre Schultern trockenzureiben. Mit einem Zipfel wischte er ihr das Gesicht trocken, tupfte sanft die Tropfen von Stirn, Wangen, Nase und Kinn, und kämpfte mit dem sehr unpassenden Impuls, Stirn, Nase, Wangen und Kinn doch lieber mit heißen Küssen zu erwärmen.
    Arrecinas Haar strich er zurück, und wrang sanft das Wasser heraus. Mit der Decke rubbelte er die Haare trocken so gut es ging, und strich mit den Fingern behutsam die wirren Strähnen zurecht.


    "Du solltest das... ausziehen." Verlegen zupfte er an ihrer nassen Tunika. Mit aufmunterndem Lächeln fügte er hinzu: "Dann reibst du dich trocken, ziehst das Ding da an, und wir laufen ein Stück - nein, wir hinken, alle beide, ich mache dir einen Umschlag um den Knöchel, und such uns ein Paar Wanderstöcke - damit uns wieder warm wird. Siehst du, die Sonne kommt schon raus. Es wird sicher bald wärmer."
    Ein kalter Windstoß ließ ihn frösteln, und diese optimistischen Worte mit einem Zähneklappern untermalen. Wenn er nur nicht wieder Fieber bekam.
    Seine Hände lagen an Arrecinas Schultern, hielten die Decke, und rieben leicht damit, um sie ein wenig zu erwärmen. Er sah sie direkt an, fragend, und zugleich schwang da wieder diese seltsame, sehr 'gefühlvolle' Note von vorhin mit.

  • Sie wurde durch seine Worte nur noch verstörter, denn sie konnte ihn und seine Art einfach nicht verstehen. Das eine mal will er sie umbringen, das andere mal ist er zärtlich und liebvoll zu ihr, aber im nächsten Moment reiß er sich etwas an sich was er auch hätte freiwillig haben können und dann war er wieder ein wilder Wolf. Man wusste nie woran man bei ihm war und das wirklich schlimme daran war, dass sie sich zum ersten mal in ihm wiedererkannte. Er hatte einiges von ihr, wenn auch nicht alles. Verwirrt strich sie sich mit den Fingern über ihre Augen und atmete ein und dann wieder aus. Etwas in ihr war am verzweifeln, am schreien, am weinen. Sie unterdrückte die Tränen die ihr in die Augen stiegen und sah Bilder von zu Hause....wer sie eigentlich war. Sein Versprechen stach wie eine glühende Nadel mitten in ihr Herz, denn er hatte soetwas schon einmal gesagt und es dann gebrochen. Ihre Augen schlossen sich, als er begann ihr Gesicht trockenzutupfen und wieder musste sie den Kloß in ihrem Hals runterschlucken, denn sie hatte keine Ahnung wo das alles noch hinführen würde, ausser in seinen Tod. Wie ein kleines Kind ließ sie sich von ihm trockenreiben und ließ ihren Blick dan auf den Boden sinken. Immer noch lief ganz langsam das Blut an ihrem Bein entlang, nicht viel und auch nich bedrohlich, aber es war rot.


    Wenn sie wenigstens nicht ganz so verwirrt wäre wie sie es nun war. Warum nur war er so unvernünftig und hörte nicht auf ihre Worte? Sie spürte seine Hände auf ihren Schultern und verlor sich wieder in seinen Augen. Arrecina hatte keine Ahnung ob Germanen dies als eine Falle benutzen um andere in ihren Bann zu ziehen, aber seine Augenf esselten sie immer wieder aufs neue, deswegen versuchte sie schon gar nicht mehr genau in sie zu sehen. Er hatte ihr soviel Leid zugefügt dass sie ihn auf der Stelle umbringen sollte und dennoch hatte sie diese Gedanken ihm noch eine Chance zu geben, ihm zu helfen, aber dazu musste er mitspielen und sie wusste, dass er es nicht machen würde.


    Wie ein Bruder seine Schwester behandelt so war er eben zu ihr gewesen oder wie ein Mann zu seiner Frau war... doch diesen Gedanken schüttelte sie gleich wieder von sich. Bestimmt war es einfach nur der ganze Stress den sie hatte und deswegen war alles bei ihr durcheinander geraten. "Rutger...", begann sie einen Versuch, aber als sie seine Augen wieder sah unterbrach sie sich selber. "Du hast Recht, ich sollte es ausziehen, aber deine Sachen sind nicht trockener", sagte sie stattdessen was sie eigentlich sagen wollte.

    "Danke"
    , flüsterte sie dann noch und spürte den Kloß immer größer werden. "Wir solten hier bleiben und warten. Wir sollten warten bis sie uns finden. Du solltest aufgeben und dir eine Chance auf ein Leben geben lassen. Wenn du jetzt weiter gehst ist es vorbei. Bitte, gib dir einen Ruck und vertrau mir......", sprach sie auf einmal während heiße Tränen an ihren Wangen entlang liefen. Etwas musste sie gepackt haben, dass sie das alles zu ihm sagte nachdem was er getan hatte, aber wenn sie Worte in ihrem Leben schon einmal ernst gemeint hatte, dann jetzt. Durch einen Tränenschleier sah sie ihn an und hoffte, dass er auf sie hören würde.

  • "Arrecina..."
    Rutger war gerührt.
    "Hör mir zu."
    Ganz leicht legte er seine Hände rechts und links auf ihre Wangen.
    "Ich will doch nur frei sein."
    Mit dem Daumen wischte er ihr eine Träne zur Seite.
    "Ich vertrau dir ja..."
    Seltsamerweise tat er das gerade wirklich.
    "Aber, Sklave sein, das ist kein Leben."
    Er lächelte wehmütig.
    "Deshalb gebe ich nicht auf."
    Er beugte sich ein wenig näher zu ihr hin.
    "Doch ich schwöre Dir, Flavia Arrecina, bei Ziu dem Ältesten der Asen..."
    Er kam ihr noch näher.
    "Bei Ziu, dem Schirmer des Things, bei Ziu, dem Herr der Eide, gelobe ich..."
    Seine Augen bohrten sich mit durchdringendem Ernst in ihre.
    "...Dir, Flavia Arrecina, niemals wieder etwas Böses anzutun."
    Er schloß kurz die Augen.
    "Und sollte ich mich Dir jemals wieder nahen um Dir ein Übel zuzufügen..."
    Sehr ernst sah er sie jetzt an.
    "So möge der Bann des Ältesten mich vernichten!"
    Mit fester Stimme beschwor er die Strafe des Eidbrechers.
    "Die Raben sollen mein Herz in einem fremden Land fressen!
    Der Graue Wolf meine Knochen zermalmen!
    Mein Name getilgt sein für immerdar!"


    Rutgers feierliche Worte hallten durch den dunklen Forst. Ein eisiger Hauch wehte ihn an - und krächzte da nicht auch ein Rabe? Der Schwurgott hatte ihn gehört, da war sich Rutger sicher.
    Er lächelte Arrecina an, den düsteren Worten, die er eben gesprochen hatte, zum Trotz, und gab ihr schnell einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, bevor er die Hände wieder sinken ließ. Er fühlte sich freier, nun da er endlich eine Entscheidung getroffen hatte. Rache hin oder her.
    "Du brauchst keine Angst zu haben. Wir machen das jetzt folgendermassen: zuerst ziehst du dir endlich etwas trockenes an,..." - er grinste schief, und wies auffordernd auf die Wolltunika - "...dann folgen wir dem Bach, bis ins Tal, und sobald wir ein Dorf, oder eine belebte Straße, oder etwas in der Art in Sicht haben, eben einen Ort, wo du Hilfe bekommen kannst, setze ich dich ab. Und gebe dir dein Geld wieder... - hmm, naja, bis auf einen Teil... ich habe ja noch einen langen Weg - deinen Schmuck aber natürlich ganz. Dann kannst du wieder nach Hause gehen. In Ordnung, Kl... - Arrecina?"

  • Arrecina sah ihm in die Augen nachdem sich seine Hände an ihre Seiten gelegt hatten und sie die Kühle und gleichzeitig die leichte Wärme von seinen Händen spüren konnte. Je näher er ihr kam, desto weniger konnte sie ihren Blick von seinen Augen wenden. Seine Worte drangen tief in sie und es hatte noch nie jemand geschafft sie so zu berühren wie er es grade tat mit seinen Worten. Doch sie konnte ihn nicht einfach alleine lassen und wollte ihn nicht alleine lassen.


    Nein so ging das alles nicht. Sie atmete ein und ergriff seine Hände und zog ihn zu sich. Er hatte wirklich keine Ahnung wie das hier war. Er konnte sie nicht irgendwo absetzen, denn dann würde sie nie wieder nach Hause kommen. Keinerlei Indizien zeugten davon wer sie war und woher sie stammte. Man würde sie für eine flüchtige Sklavin halten und für nichts anderes sonst. "Jetzt musst du mir zuhören Rutger. Ich danke dir für diese Worte und werde sie nie vergessen und ich werde sie und dich beim Wort nehmen. Ich verstehe deine Angst vor einem Leben als Sklave, aber ich gebe die auch mein Wort, dass wenn du zurückkommst dir kein Leid wiederfahren wird und ich alles machen würde um dies zu verhindern." Sie wusste er war nicht ihr Sklave aber sie könnte ein Wort bei ihrem Onkel einlegen und hoffen, dass er darauf eingehen würde. "Du kannst mich nicht alleine zurücklassen bei irgendjemanden. Es würde keiner glauben wer ich bin und wohin ich gehöre. Sobald du weg wärst würden sie mich als Sklavin nehmen. Du kannst mich nicht mehr alleine lassen wir sind aneinander gebunden. Du brauchst mich und ich brauche dich."


    Arrecina wusste ganz bestimmt, dass man ihn finden würde und sie wusste auch, dass man ihn töten würde ohne groß zu fragen was er sich dabei gedacht hatte. Hier in diesem Land galt er als ein Sklave und nun war er ein flüchtiger Sklave. Der Tod war ihm sicher, aber sie wusste wie man das verhindern konnte, denn sie hatte einen Plan. "Ich bin ehrlich und es fällt mir schwer das zu sagen, nachdem was du getan hast. Nachdem mein Vertrauen mit Füßen getreten wurde. Aber ich sage es dennoch, ich werde versuchen dir weiterhin zu vertrauen. Ich....."


    Sie trat mit ihrem Fuß ein wenig auf und knickte dabei ein. Es zog bis zu ihrem Knie nach oben und sie stieß einen leichten Schmerzenslaut aus und hielt sich an seinen Händen fest. Und das nächste was kam, sie musste niesen und konnte nur hoffen, dass sie nicht krank wurde.

  • Es schien doch alles etwas komplizierter zu sein, als Rutger sich das vorgestellt hatte. Ratlosigkeit breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er Arrecina lauschte. Umkehren? Schimpflich und tödlich. Sie weiter mitnehmen? Konnte er ihr nicht antun. Sie zurücklassen? Ging auch nicht.
    "Mhmm, das sehe ich ein..." murmelte er, und kratzte sich unschlüssig am Nacken.
    "Ich danke dir für dein Wort, aber, Arrecina, versteh doch, es geht nicht darum, ob man mir als Sklave ein Leid zufügt, oder nicht, es geht um die Schmach, Sklave zu sein, unfrei, die Schande an sich... Ich kann nicht umkehren."


    Erschrocken hielt er sie fest, als sie einknickte.
    "Wir reden später darüber." beschloss er, hob sie kurzerhand hoch, und trug sie zu einem Moospolster, das sich sattgrün und dicht zwischen den Wurzeln der Kiefer erstreckte. Vorsichtig setzte er sie auf den weichen Grund, so daß sie sich auch gut am Baum anlehnen konnte.
    "Ich kümmere mich um deinen Knöchel, ja?" Er strich ihr übers Haar.
    "Und um das." Leicht tippte er gegen ihren Unterschenkel neben der Schürfwunde.
    "Drüben beim Wasserfall meine ich vorhin Huldrenger gesehen zu haben, das zieht die schlechte Hitze aus den Wunden. Sagt meine Mutter jedenfalls immer. Ich gehe mal und hole was davon. Sind ja nur ein paar Schritte. Für alles Fälle lasse ich dir mal das hier," - Er legte den Hirschfänger auf das Moos. - "... aber ich bin ja gleich wieder da, ja? Und du ziehst dir solange - endlich - was trockenes an."
    Wieder legte er die Wolltunika neben sie, denn er hatte die Hoffnung, dass sie sie nicht verschmähen würde, noch nicht ganz aufgegeben.


    Ein paar Streifen Stoff zum Verbinden schnitt er sich noch zurecht, und hinkte dann eilig zum Ufer, wo er tatsächlich am Waldrand das Kraut wachsen sah. Er pflückte viele der langen, lanzettförmigen Blätter, nur mit der linken, und mit einem uralten Spruch auf den Lippen, der etwaige unholde Geister besänftigen sollte.
    Auch auf eine knorrige Weide trat er zu, deren Zweige bis hinunter in den Bach hingen, und löste mit dem kleinen und - wie er selbst hatte erfahren müssen - ziemlich scharfen Messer lange Streifen von der glatten Rinde der jungen Zweige ab, und auch ein paar Stücke der dicken rissigen Rinde am Stamm.
    Die Stoff- und die Rindenstreifen tränkte er dann in dem eisigen Wasser, und machte sich mit seiner Ausbeute auf den Rückweg. Unterwegs machte er allerdings nochmal halt, zog sich seine ramponierte und aufgeschlitzte Tunika über den Kopf, und wrang sie kräftig aus. Fröstelnd schlüpfte er wieder hinein, und kehrte mit den Händen voll Kräuter und nasser Rinde zu Arrecina zurück.

  • Arrecina überlegte hin und her wie sie ihn zur Aufgabe bringen konnte. Er würde sterben und sie fragte sich warum er lieber sein Leben lassen würde als dafür zu kämpfen. Teilweise war es bewundernswert, teilweise auch mehr als dumm. Sie hatte sich noch nie für einen Sklaven eingesetzt und es war ihr alles egal gewesen und trotz allem was war, war es zwischen ihnen etwas ganz anderes. Ihr Vater würde das anders sehen und würde ihn auf der Stelle töten wollen, das wusste sie und sie konnte es verstehen. Aber er würde es nicht machen, wenn sie ihm das sagte was sie sagen wollte, auch wenn es ein Verrat an ihr selber war. Im Moment hatte er Recht, denn sie konnte grade auch nicht weiter darüber nachdenken, das kalte Wasser hatte ihr ziemlich zugesetzt und das Bein schmerzte nun wo der Schock und all das nachgelassen hatte. Sie ließ sich von ihm auf das Moss am Baum setzten und lehnte sich gegen den Stamm.


    Sie wusste gar nicht was sie sagen sollte, vor allem, da er ihr soweit vertraute und ihr den Hirschfänger liegen ließ. Ihr Blick traf sich kurz mit seinem, aber für sie war klar, dass sie ihn nur anrühren würde, wenn Gefahr drohte ansonsten nicht. "Ich werde warten und mich umziehen und aufpassen. Keine Sorge", sagte sie und wartete bis er ausser Sichtweite war. Als sie sich bewegte frohr sie noch viel mehr und am liebsten hätte sie sich einfach auf die Seite gelegt und schützend zusammengerollt. Ihre Lippen zitterten und auch ihre Hände und so hatte sie einige Mühe sich die nasse Tunika auszuziehen. Der dünne Stoff klebte nur so an ihr und ließ sich nur kompliziert über den Kopf ziehen. Es tat gut das nasse Teil los zu sein und so begann sie sich etwas trocken zu reiben, so gut es ihr möglich war.


    Als sie an ihren Beinen hinauf sah konnte sie einige blaue Flecken sehen und strich mit den Fingern über diese. Es hatte einen üblen Nachgeschmack dabei, aber sie versuchte die Gedanken einfach zu verdrängen und noss schon wieder. Die trockene Tunika anzuziehen war eine Wohltat und sie versuchte darauf zu achten ihr Bein nicht zu dolle zu bewegen, was ziemlich schwer war.


    Nachdem das geschafft war und sie wieder am Baum lehnte fiel ihr Blick wieder auf die Waffe neben sich. Sie könnte dem ganzen nun ein Ende setzen, aber sie wusste, dass sie es nicht machen würde. Ein Wort war bindend, auch wenn man sich nicht dran haltenb musste, wussten es doch die Götter wenn man dagegen verstieß. Immer noch war ihr kalt und das Zittern ihrer Lippen hatte nicht abgenommen. Es wäre nicht verwunderlich wenn man sie beide irgendwann in dem Wald fand, krank oder gar nicht mehr lebend wenn sie weiter so machten. Arrecina schloss ihre Augen und öffnete sie erst dann wieder als sie die Schritte hörte.

  • Lächelnd kniete sich Rutger neben Arrecina auf das Moos, und breitete die Blätter des 'Huldrenger' vor sich aus. Erleichtert, daß der Hirschfänger noch genauso da lag wie eben, nahm ihn wieder an sich, und wischte ihn sorgfältig blank. Mit der Spitze zeichnete er dann die Ansuz-Rune über die Kräuter, um die darin schlummernden Kräfte zu wecken, und dann noch Laguz dazu.
    "Asgards wortgewaltiger Fro / keine Kette fesselt den Wind
    Strömende Kräfte aus Walas Tiefen / sie streben zur Wacht."


    Er steckte den Dolch wieder weg, lächelte Arrecina herzlich an, und bat sie:
    "Streck doch bitte dein Bein aus. Ich mache dir gleich einen Verband mit der Rinde, sie stützt das Gelenk, und passt sich an, wenn sie trocknet und sich zusammenzieht."
    Mit einem gewissen Stolz verriet er ihr:
    "Ich weiß auch die Worte, um ein verrenktes Glied zu besprechen."
    Aber zuerst kümmerte er sich um die Schürfwunde am Schienbein, säuberte die Ränder mit einem feuchten Tuch und belegte sie mit dem Huldrenger. Immer wieder sah er fragend zu Arrecina, ob er ihr nicht zu sehr weh tat.
    Ein paar Blätter schob er auch in den Mund, und kaute sie, während er eine Lage des recht sauberen Verbandstoffes um ihr Bein schlang. Dann strich er, schnell, bevor sie protestieren konnte, die grüne zerkaute Masse auf das Leinen über der Wunde, wickelte den Verband noch einige Male herum, und knotete ihn fest.


    Sogleich wandte er sich ihrem Knöchel zu, fasste ihn ganz vorsichtig, und legte eine Schicht von Blättern, sich gegenseitig überlappend, darüber. Mit einem nassen Stoffstreifen, fixierte er sie, umwand das Gelenk, und bandagierte es dann straff mit den langen Rindenstreifen. Die waren rutschig, und glitten ihm immer wieder aus den klammen Fingern, vor allem wenn er sie festknüpfen wollte.
    "Thryms Ti...- ähm, geht es noch?" Irgendwann hielt es aber dann doch. Rutger hob wieder den Blick, lächelte Arrecina warm an, und versicherte ihr, selber völlig davon überzeugt: "Gleich wird es besser."


    Mit ernsthafter Miene legte er seine Hände um ihren Knöchel herum. Den Blick nach innen gerichtet, vergegenwärtigte er sich die Worte der 'Blutrenke', wie sie ihm seine Mutter damals beigebracht hatte, urtümliche Worte der Macht, die er selber kaum verstand. Andächtig sprach er sie, in raunendem Singsang, bis zu dem uralten Zauberspruch am Ende:


    "So se Benrenki, so se Bluotrenki, so se Lidrenki:
    Ben zi Bena, Bluot zi Bluoda,
    Lid zi Geliden, so se gelimida sin!"


    Seine Hände waren warm geworden, und Rutger meinte, den Widerhall der bebenden, ungezügelten Kraft, die er gerufen hatte, machtvoll in sich zu spüren. Er lächelte, froh, beinahe berauscht - dann verließ es ihn wieder. Frierend setzte sich auf eine Wurzel und lehnte sich erschöpft neben Arrecina an den Baum, um kurz - nur ganz kurz - auszuruhen.

  • Zu ihrer Erleichterung kamen die Schritte wirklich von Rutger und von keinem anderen, denn nach dem letzten mal wo er sie alleine gelassen hatte war sie sehr vorsichtig geworden. Sie lächelte ihn an und schob sich etwas nach oben, bis ihr Rücken ganz am Baumstamm lehnte und sie es richtig bequem hatte. Bewundern hörte sie ihm zu und sah auch wie er etwas in die Luft zeichnete. Noch nie hatte sie sich so seltsam gefühlt, wie in eine ganz andere Welt versetzt. Ja es stimmte ein Germane war rauh in seinen Sitten, aber er konnte auch so anders sein. Eigentlich waren sie oder nur Rutger etwas besonderes und das wurde ihr erst jetzt klar, auch nach allem was sie durchgemacht hatte. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass sie im Moment gar keine andere Wahl hatte als so von ihm zu denken, weil sie beide wirklich aufeinander angewiesen waren, aber vielleicht waren es auch ehrliche Gedanken die auch noch bleiben würden wenn sie zurück waren. Komischerweise war Arrecina davon überzeugt, dass man sie finedn würde, aber größtenteils kam es auf Rutger an wie das alles dann ausgehen würde. Er war ein unberechenbarer Mann und hatte so viele Seiten die sie schon kennengelernt hatte .... und mochte.


    "Was machst du da?", wollte sie von ihm wissen, als sie auf ihn hörte und ihr Bein ausstreckte was natürlich wieder schmerzhaft war. Das würde sicher eine Narbe hinterlassen und das gefiel ihr nicht sonderlich und ihr Knöchel sah auch nicht grade aus wie das blühende Leben, denn er war ziemlich angeschwollen. "Das hat dir alles deine Mutter beigebracht? Wo ist sie?" Auch so sher sich Arrecina versuchte an ihre Mutter zu erinnern schaffte sie es nicht. Zu lange war es her, dass sie diese gesehen hatte und sie wusste ja, dass sie diese niemals mehr sehen würde, zumindest solange sie hier in dieser Welt verweilte. Ihr Vater hatte sicher immer gedacht Arrecina würde sich in dieser heilen Welt wohl fühlen, aber sie hatte hin und wieder die Streitereien als kleines Kind mitbekommen, wenn sie sich hinter einem Vorhang versteckt hatte. Vielleicht hatten sie sich wirklich geliebt, aber vieles davon hatte sie geprägt.


    Etwas skeptisch blickte Arrecina auf das Tun von Rutger und verzog immer wieder ihr Gesicht wenn es weh tat, aber im großen und ganzen ging er sehr vorsichtig mit ihr um. Erleichtert atmete sie aus als er mit dem Bein fertig war und eine gewisse Anspannung von ihr abfiel. Während er sie so verarztet hatte, hatte sie ihn immer wieder beobachtet und fand es auch nicht schlimm, als er ihr dieses komische, zerkaute Zeug drauf machte. Sie wusste nicht wie der Medicus es getan hätte, aber sie nahm es hin was Rutger tat.


    Als er nach ihrem Knöchel fasste zuckte sie etwas, aber ließ ihren Fuß dort bei seinen Händen. Immer noch interessiert sah sie zu was er da machte und lächelte dann. "Ich halte es schon aus", sagte sie leise und bekam wieder ein Leuchten in ihre Augen wie schon die ganze Zeit nicht mehr. Dennoch tat es weh und sie grub ihre Hände neben sich in den Boden als er weitre machte und hörte seinen Worten zu die er auch einmal Sprach. Ein Zauberspruch? Er war wirklich seltsam und so anders.


    Doch alles ging so schnell und er war endlich fertig. Ob es wirklich besser war konnte sie nicht so genau sagen. Im Moment schmerzte einfach alles weil man es dauernd angefasst hatte. Besorgt sah sie zu wie er sich neben sie setze. Ihm schien es nicht besser zu gehen als ihr und ausserdem war er ebenso verletzt, aber er wollte einfach nicht aufgeben. "Wie geht es dir? Du musst deine nassen Sachen ausziehen und sie trocknen lassen", sagte sie leise und drehte sich so weit, dass sie ihn ansehen konnte. Ihre Haare waren immer noch nass und würden, solange die Sonne nicht endlich richtig schien, auch nicht so schnell trocknen.

  • "Wir müssen uns nur ein bisschen bewegen, gleich, dann geht das schon."
    Rutger stellte wieder eine Miene unerschütterlicher Zuversicht zur Schau.
    "Für ein Feuer ist keine Zeit, und außerdem ist hier ohnehin alles zu feucht."
    Er winkelte sein verletztes Bein etwas an, und schnitt mit den kleinen Messer den Verband vom Vortag auf. Der Stoff war wieder von gelblichem Sekret verfärbt. Da er aber auch vom Wasser völlig durchtränkt war, löste er sich recht leicht, als Rutger ihn entschlossen von der Wunde riss. Er schluckte, sah lieber nicht allzu genau hin, legte schnell ein neues Stück Leinen auf, und packte auch hier eine Schicht zerkauter Kräuter darüber. Dann schlang er den Stoffstreifen mehrmals fest um seinen Oberschenkel. Das sah doch gleich viel besser aus.


    "Ja, meine Mutter hat mir das gezeigt. Aber nur ein paar Sachen, nicht viel. Meine Schwester, die hat sie alles gelehrt. Für Frauen ist so etwas ja auch einfacher, und ähm, naheliegender. Jorun - meine Schwester - hat eine große Gabe dafür..."
    An Rutgers bewunderndem Tonfall war deutlich zu erkennen, wie sehr er seine Schwester verehrte.
    Er griff nach einem weiteren Stoffstreifen, klemmte einen Zipfel zwischen die Zähne, und bandagierte seine Hand frisch. Als er den Mund wieder frei hatte, sprach er weiter.
    "Wo sie ist? Nun, an der Seite meines Vaters, und steht ihm bei in seinem Kampf. Also, natürlich nicht mit der Waffe..." - Rutger schmunzelte, als er sich seine doch eher rundliche Mutter mit einem Sax in der Hand vorstellte - "...aber sie kümmert sich, als Frowe des Drichten, darum, daß im Lager alles funktioniert, und wir genügend Vorräte haben, daß die Frauen untereinander den Frieden halten, daß die Mägde fleißig sind, daß ordentlich gewirtschaftet wird... all diese Dinge. Sie kann da auch wie ein Feldherr sein."
    Mal wieder stahl sich das Heimweh in ihn hinein. Er verbiss sich ein Seufzen, und hielt Arrecina seine verbundene Hand hin.
    "Kannst du das mal festknoten bitte? Wir müssen dann weiter, bevor wir hier festfrieren."

  • Arrecina hatte allerdings andere Gedanken, denn sie glaubte irgendwie nicht, dass sie weit kommen würden. Es war ein Gefühl welches ihr das sagte, denn sie fühlte sich auch nicht grade wohl, aber sagte diesbezüglich nichts. Blass war sie schon die ganze Zeit, aber da war noch etwas anderes. "Wenn du meinst", sagte sie etwas resegniert und besah sich von der Seite seine Wunde am Bein. Sie sah nicht gut aus, das konnte sie auch als Nicht-Medicus erkennen und sie wusste, dass sich darum jemand kümmern musste wenn er sein Bein nicht irgendwann noch verlieren wollte. Aber sie hatte jetzt alles versucht ihn zu einer Rückkehr zu bewegen, es lag nun eigentlich alles in seinen Händen. Während er über seine Mutter und Schwester redete, versuchte sie sich wieder an ihre zu erinnern, aber es klappte nicht, alles was sie sah, war nur das freche Gesicht von ihrem Bruder, aber das war auch alles. Vielleicht hatte sie auch einfach die ganzen Erinnerungen an die verdrängt, vielleicht sogar ihrer Mutter teilweise die Schuld gegeben, dass ihr Vater nicht immer bei ihr gewesen war.


    Sie sah Rutger an und versuchte etwas zu lächeln. "Du vermisst deine Familie sehr, oder? Es tut mir leid, dass du sie nicht sehen kannst und alles so gekommen ist wie es grade ist", sagte sie nachdenklich und griff nach den Verbandenden um sie zu verknoten. Sie machte ihm einen leichten Knoten in die Stoffenden und strich danach leicht über seine Hand, aber eher unbewusst, als mit Absicht. Ihre Gedanken waren wieder nicht hier und sie fragte sich ob der Mensch, dem ihr Herz gehörte, an sie dachte und ob er vielleicht wusste, was geschehen war. Vielleicht wusste es ja nicht einmal ihr Vater. Sie dachten bestimmt, sie hätten sich verlaufen oder so. Eigentlich kein schlechter Gedanke so könnte sie wenigstens besser Lügen.


    Wie weit war sie eigentlich schon gesunken, dass sie einen Sklaven decken wollte? "Dann sollte wir jetzt aufstehen und weitergehen, wenn ich dich hier schon nicht festhalten kann", meinte sie mit einem Lächeln, aber dafür traurigen Augen. Mit einem mal war wieder alles da und es schien als hätte sich alles in ihren Augen versammelt, zwar lächelte sie, aber es wirkte eher aufgesetzt als wirklich glücklich.

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