• Im Hinterland von Corduba liegt in malerischer Atmossphäre die Casa Helvetia.


    In einer kleinen vorgelagerten Parkanlage begrüßen den Betrachter unzählige griechische Skulpturen, Plastiken und Büsten, die vielfach die alte Mythologie darstellen. Umsäumt ist der Park von Säulen und exotischen Pflanzen. Alles wirkt verlassen, und teilweise verfallen. Neben dem Tor prangt eine Marmorvertäfelung, die erst kürzlich angebracht worden ist:




    Casa Helvetia



  • Seit Tagen schon lag Sulla im Bett. Das Fieber hatte enorme Höhen erreicht. Er phantasierte und redete und schrie wirre Dinge. Der von der Häushälterin gerufene Medicus war ratlos und verordnete die üblichen Kräuter und Bäder gegen Fieber. Wie lange ihn die rätselhafte Krankheit an das Bett fesseln sollte oder ob er es überleben würde, konnte der Arzt nicht sagen, doch Sulla war zäh. Er war früher auf den Schlachtfelder dem Tod immer wieder um Haaresbreite entronnen. Er würde auch diesmal nicht kapitulieren.


    Sim-Off:

    Hab ab 11-12. für 3 Tage erst wieder richtig Inet und danach erst ab 7.Nov:(

  • Es trat eine leichte Besserung in Sullas Zustande ein. Man hatte wieder das Gefühl keinen Wahnsinnigen vor sich zu haben. Auch wenn das Fieber noch recht hoch war, gab er verschiedene Ordern an diverse Boten aus und konnte nur mit viel Mühe von dem Medicus überzeugt werden, noch nicht wieder zur Curie zu reisen um seine Amtsgeschäfte gehörig weiter zu führen. Er schickte allerdings einen Boten zu Strabo.

  • Sulla hatte sich die letzten Tagen aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Er hatte zusammen mit Strabo einige verlässliche Technokraten mit den üblichen Verwaltungsaufgaben betraut. Er wollte lieber aus der Entfernung das Ganze koordinieren. Einige Sulla bekannte Boten gingen ständig in der Casa Helvetia aus und ein und informierten ihn über die aktuellen Verläufe. Er schickte sie dann mit verschiedenen Ordern und Dekreten zurück zu den derzeitigen Verwaltungsträgern.


    Besorgt war er über die ausbleibenden Nachrichten seines Mitverschwörers Strabo. Sulla hatte ihn seit Tagen nicht mehr gesehen und es gab kaum Informationen über seinen Verbleib. War er womöglich von den immernoch vorhandenen, mittlerweile verdeckt operierenden, Kaisertreuen gemeuchelt worden? Oder hatte er sich gar abgesetzt aus Angst vor einer möglichen und sehr wahrscheinlichen Niederlage der Aufständischen? Sulla hielt es jedenfalls für notwendig seine eigene, den allermeisten Cordubaner völlig unbekannte, Casa besser bewachen zu lassen. Er hatte hierfür einige ausgewählte, ehemalige Gladiatoren beauftragt das Haus ständig zu bewachen und jeden unbefugten Zutritt zu verhindern.


    Diese Abschottung von der Außenwelt birgte allerdings auch einige Risiken. Die Entwicklung drohte sich zu verselbstständigen und Formen anzunehmen, die von Sulla so nicht geplant waren. Einige übereifrige, meistens der Unterschicht entstammende, Rädelsführer des Aufstandes waren bereits soweit gegangen ein Dekret im Namen Sullas, ohne dessen Einwilligung einzuholen, zu veröffentlichen: Dieses Pamphlet forderte alle Republikaner auf sich mit einer gelben Fahne zu erkennen zu geben. Ohne Frage sollten damit die restlichen Kaisertreuen ausgemacht werden, denn der Aushang hatte mit Absicht einen freiweiwilligen Charakter. Sulla begrüßte zwar, dass damit vielleicht einige gefährliche Gegner entlarvt werden würden, die aus Gründen der Ehre zu standhaft waren um ihre politischen Überzeugungen zu leugnen und deshalb schritt er auch nicht ein um den Missbrauch seines Namens zu verhindern, doch er befürchtete das schlimmste, denn gerade diese Menschen, die nicht bereit waren ihre Kaisertreue zu leugnen, hatten, trotz der divergierenden politischen Meinung, seinen Respekt. Menschen von Ehre waren Sulla immer angenehm. Er wollte nun die weitere Entwicklung abwarten und im Falle des Falles, dass es erneut zu Massakern kommen sollte, einschreiten um unnötiges Blutvergießen zu verhindern

  • Spät in der Nacht erreichte ein vertrauter Bote die Casa Helvetia. Die Leibwächter verschafften ihm Zugang. Sulla, der in noch seinem Arbeitszimmer arbeitete ,empfing ihn. Der Bote war gerade nach einem langen Gewaltritt aus Tarraco gekommen und die lange Reise hatte ihn gezeichnet. Er meldete Sulla die Rückkehr des Proconsuls Agrippa nach Hispannia.


    Diese Nachricht beunruhigte Sulla. Agrippa galt zwar nie als Freund des Kaisers, doch er hatte verständlicherweise sicherlich kein Interesse an einem Aufstand in Baetica. Letztendlich musste das auf ihn zurückfallen. Sulla war sich des Vertrauensbruchs, den Strabo und er am Proconsul begangen hatten, durchaus bewusst. Er setzte sich hin um einen Brief an Agrippa zu verfassen.

  • Sulla, der sich tagelang in seiner Casa isoliert hatte, dachte ununterbrochen nach und litt unter Selbstzweifeln: War es wirklich richtig, was sie getan hatten? Der Kaiser war ein Schuft und gehörte abgesetzt, davon war er immer noch überzeugt, doch hatten sie in Baetica wirklich alles zum Besseren gewandelt? War nicht die geordneten Herrschaft die sie ausgeübt hatten, einer Diktatur des gemeinen und gewissenlosen Pöbels wie sie jetzt bestand, vorzuziehen? Verzweifelt hatte er sich in das Studium von Platons Politeia vertieft um Antworten auf die ihn quälenden Fragen zu finden. Doch indessen hatte Sulla die Kontrolle über den Aufstand vollends verloren.


    Radikale und brutale Rädelsführer des randalierenden Mobs hatten sich an die Spitze der Regierung gesetzt und wurden von den immer weiter verrohenden Miliziönären gestützt, die mittlerweile eine wahre Terrorherrschaft errichtet hatten. Die Zustände in Baetica spotteten jeder Beschreibung.


    Sulla war sich seines schleichenden Bedeutungsverlustes durchaus bewusst, doch war es nun wahrscheinlich bereits zu spät um noch einen wohltuenden Einfluss auszuüben. Im Übrigen fühlte er sich erstmals in seinem langen, ereignisreichen Lebens alt und schwach. Würde er einen Konflikt mit den jetzigen Machthaber noch führen können geschweige denn siegreich überstehen? Eine lähmende Desillusionierung hatte ihn ergriffen.


    Plötzlich traf ein Bote ein, was mittlerweile zur Seltenheit geworden war, denn die Anführer in der Stadt machten ohnehin was sie wollten und informierten Sulla nicht mal mehr. Der Mann kam aus dem Kerker der Vigilen. Er berichtete, dass man zwei Männer festgesetzt hätte, die des Nachts versucht hätten zu fliehen und trotz Folterung nicht preisgegeben haben, weshalb und ausschließlich mit Sulla sprechen wollten. Sulla ordnete seiner Leibgarde an sich zum Aufbruch in die Stadt fertig zu machen, den nicht mal vor der Willkür der marodierenden Milizsoldaten fühlte er sich sich noch sicher.


    Nach einer halben Stunde ritt er mit einem Trupp von 20 Leibwächtern los um den Carcer der Vigilen zu besuchen.

  • Sulla arbeitete noch: Er hatte sich entschlossen, dem Treiben, welches sich derzeit in der Curie abspielte ein Ende zu setzen. Die Zeit des Müßiggangs war vorbei. Er hatte bereits einen Plan entworfen, die ganzen Emporkömmlinge und Glücksritter, die Corduba wie eine Geißel zu Grunde richteten, hinwegzufegen. Er wollte sich der Verantwortung stellen, die er sich mit dem Aufstand auferlegt hatte. Seit einige Tagen hatte er sich mit einigen Bürger und echten aufrichtigen Republikanern, denen die derzeitige Lage ebenso missfiel, getroffen um die Situation grundlegend zu ändern. Sie sammelten Geld und Truppen um den schändlichen Warlords das Handwerk zu legen. Die Nachricht von Strabos Flucht hatte ihn erschüttert, bestärkte ihn allerdings in dem Vorhaben nun für Ordnung zu sorgen und Baetica verteidigungsbereit zu machen bei einem zu erwartenden Angriff der kaiserlichen Truppen. Dass das sehr schwierig werden würde, war ihm klar, doch er wollte sein Schicksal an Corduba binden. Sieg oder Tod musste die Devise lauten.


    Er ahnte noch nicht, dass er gleich einen Besuch bekommen sollte, der sein Leben veränderte.

  • Plötzlich wurde sie wütend. Sie hat so eine lange Reise gemacht, sie ist allein und traurig, dieses Selbstmitleid überflutet sie voll und ganz. Und dann wird sie noch so grob zurechtgewiesen. Wer sie ist! Wenn sie es selbst wüßte! Doch so schnell, wie ihr Wut entbrannte, fasste sie sich zusammen. "Helvetia Laevina" Ihre Stimme füllte sich mit Stolz. "Ich will mit meinem Vater sprechen! Meldet mich und sagt, ich habe traurige Nachrichten" Sie hoffte vom ganzen Herzen, dass der Leibwächter ihre zitternden Lippen in diesem abendlichen Licht nicht bemerkt.

  • Der Leibwächter war etwas erstaunt als die Person die da vor ihm stand, behauptete, sie sei eine Helvetierin und noch dazu die Tochter seines Herrn. Er musterte sie skeptisch, doch ihre feine Kleidung räumten schließlich seine Zweifel aus. Er deutete ihr an einzutreten und führte sie ins Atrium. Dort bot er eine Sitzgelegenheit an und versprach ihr den Hausherrn zu holen.


    Er meldete Sulla etwas zögerlich, dass dort eine junge Dame auf ihn wartete und sie sich als Helvetierin ausgegeben hätte. Den Rest verschwieg er. Sulla war überrascht. Es war ihm nicht bekannt, dass in Corduba oder der Umgebung andere Helvetier lebten. Neugierig stand er von seinem Schreibtisch auf, kleidete sich um und trat ins Atrium.


    Er erblickte ein schönes Mädchen, dessen Alter er auf knapp zwanzig schätzte. Ihre Gesichtszüge waren fein, ihr Haar relativ hell und ihre Augen blau. Alles in allem eine sehr ungewöhnliche Erscheinung für diese Region, in der die meisten Menschen ein doch eher bäuerliches Erscheinungsbild hatten und zudem oft dunklere Haare und Augen hatten. Irgendwie erinnerte sie ihn an jemanden, doch konnte er sie nicht recht einordnen. Er begrüßte sie freundlich.


    "Salve meine schöne Dame. Mein Name ist Appius Helvetius Sulla. Mit wem habe ich die Ehre? Rufus erwähnte du seist eine Helvetierin?"

  • Laevina war erstaunt, dass sie diesen Zorn überhaupt besaß. Wenn der Leibwächter noch einen augenblick gezögert hätte, hätte sie wahrscheinlich ihn angeschrien und mit den Fäusten auf ihn losgeprügelt. "Was ist bloß mit mir?" murmelte sie. So kannte sie sich nicht nicht. Jeder Muskel, jeder Nerv war wie die Harvensaite angespannt. Als sie die Stimme hörte, die nach ihr fragte, stand sie auf. Die blauen augen funkeln stolz und nur das Zittern des kleinen runden Kinns verriet ihren Gemütszustand. "Mein Name ist Helvetia Laevina, meine Mutter hieß.... sie schluchzte. Nein, sie konnte den Namen ihrer verstorbenen Mutter nicht gefühlslos aussprechen. Dieser Kotzbrocken, den sie noch dazu Vater nennen darf. "Helvetia Elva" Sie wußte, dass es kindisch ist, die Schuld diesem unbekannten Mann zu schieben, doch sie wußte nicht, wie sie noch diesen Schmerz überwinden kann. So steht sie vor ihm, das Haar hinten mit einer Spange zusammengesteckt, ein paar hellen Strähnen fallen lose bis auf die Schulter, die Lippen zusammengepresst. Eine Mischung aus Trauer, Stolz und Wunsch, umarmt zu werden, die verwandte Seele zu spüren, jemanden, dem sie nicht egal ist.

  • Als die Unbekannte diese Worte gesprochen hatte, wusste Sulla nicht mehr wie ihm geschah.


    "Helvetia Elva?" stammelte er. Danach schnürte sich ihm seine Kehle zu. Er suchte nach Halt, trat unwillkürlich zurück. Seine Gesichtszüge entgleisten. Seine Beine drohten zu versagen. Ja - nun wusste er woher ihm dieses Gesicht bekannt vorkam: Es waren die Gesichstzüge von Helvetia Elva - seiner ehemaligen Ehefrau! Doch er erkannte noch mehr ... Sie hatte auch Ähnlichkeit mit seiner eigenen Mutter, ja wenn man sowas erkennen kann, sogar mit ihm. Er durchlebte ein Wechselbad der Gefühle: Überwältigendes Erstaunen, Ungläubigkeit, Freude, Angst, Rührung, Wut auf sich selbst, Mitleid, das schreckliche Gefühl verantwortungslos gewesen zu sein, doch letztendlich siegte ein überwältigendes Glücksgefühl. Tränen schossen ihm in die Augen. Er hatte eine Tochter! Oft hatte er bedauert nie Kinder gehabt zu haben. Er konnte immer noch kein Wort hervorbringen. Hilflos und zitternd stand er da. Hitze und Kälte wechselten sich ab. Es war wahrscheinlich der emotionalste Moment seines Lebens. Er war nicht im Stande auf sie zuzugehen. Endlich erlangte er halbwegs seine Sprache zurück und presste ein paar Wörter hervor: "D-D-Du bist meine T-T-Tochter?!?!"


    Als er in ihre klaren, mit Tränen gefühlten Augen sah, lief er auf sie zu, legte unbeholfen seine Arme um sie und zerdrückte sie fast! Seit unzähligen Jahren hatten keine Tränen mehr seine Wangen berührt doch in diesem Moment weinte er wie ein Kind.

  • Sie war auf alles gefasst. Dass dieser Ungeheuer ihr kalte Schulter zeigt, sie mit Staunen und mit Spott überhäuft. Noch mehr, sie ablehnt und verleugnet. Sie wird ihm dann zeigen! Sie wird ruhig und stolz und unberührt sich zeigen! und wie! sie hat sogar strenge und bittere Worte vorbereitet so was wie .... Du brauchst dich nciht für mcih sorgen. Es war der Wunsch meiner Mutter, den ich jetzt erfülle, damit die Götter mich nicht bestrafen und die Seele meiner Mutter im Reich der Toten ihre Ruhe findet... doch als sie diese Gefühle in seinem Gesicht las, diese Arme, die nach ihr griffen, an sein Herz sie pressten... so konnte sie nicht diese Kühle anzuziehen. Ihre Stimme versagte ihr und sie wisperte nur "VATER!" Und in diesem Wort war ihr Wunsch, einen Vater zu haben, zu wissen, wie es ist, seine Nähe zu spüren. "Sie ist tot, meine Mutter ist tot." Ihre großen blauen Augen blicken zu ihm voller Schmerz und er sah die reinen Tränen eines Kindes, welches zu einer jungen Frau wurde. Durch diesen Tod gewann sie die Reife. Aber der Preis dafür war doch zu hoch.

  • und beide weinten... Laevina, als sie auf diesen ereignisreichen Abend zurückblickte, dachte sie, ob nicht ihre Mutter wußte, dass ihr Vater sich dermaßen über ihr Erscheinen freuen wird. Sie wußte es bestimmt, ihre Mutter. Laevina liebte sie über alles. Sie war bereit, für ihre Mutter zu sterben, doch das Schicksal nahm nicht Laevina ins Reich der Dunkelheit, sondern Elva. "Sie wollte, dass ich zu dir reise. Sie wollte es und nahm mir dieses Versprechen an ihrem Totenbett. Sie wußte die ganze Zeit nicht, wo du bist. Ich dachte, du bist tot. So erzählte sie es mir, wenn cih nach dir fragte. Getötet auf dem Kriegesfeld für den Ruhm und Ehre des Roms. Als wir über den Aufstand erfuhren, fiel dein Name. Meine Mutter war schon krank"

  • Ihre Worte waren wie Messerstiche. Elva tot? Längst verdrängte Erinnerungen brachen mit gewaltiger Lebhaftigkeit wieder über ihn herein. Elva - 3Jahre hatte ihre gemeinsame Ehe nur gedauert, Sulla war ihr oft untreu und sie vermisste ihn damals immer dann, wenn er wieder ins Felde ziehen musste. Die Ehe stand unter keinem guten Stern. Die Scheidung war für Beide unvermeidlich, doch oft noch hatte Sulla Gewissensbisse, denn er war der Schuldige am Scheitern. Er konnte sich einfach nie nur an eine Frau binden. Ein Laster, dass sich mittlerweile zwar gelegt hat, doch letztendlich immer verhinderte, dass Sulla länger mit einer Frau zusammenblieb. ELva war eine wunderschöne Frau, intelligent und gutmütig noch dazu... Er bereute in diesem Moment so stark wie noch nie diese Ehe damals weggeschmissen zu haben. Doch dass sie damals schwanger sein musste, das wusste er nicht. Ihre Schönheit hatte sie an ihre Tochter weitergegeben!


    "Wieso hat sie mir nicht gesagt, dass du "unterwegs" warst"


    Doch er konnte seine Frage selbst beanworten. Unmittelbar nach der Trennung war er nach Germanien abkommandiert worden, er hatte Elva nie wieder gesehen und nun, nun war es zu spät. Seine Tochter war nun alleine. Elva hatte keine Geschwister. Er, Sulla, ein todgeweihter Hochverräter war nun die einzige Person, die seine Tochter noch hatte. Er trug nun die alleinige Verantwortung für ein junges Mädchen, von dem er nie gewusst hatte.
    " Sie musste doch jetzt gerade einmal 40 Jahre alt gewesen sein?Laevina, Laevina wir werden das alles meistern. Was hatte deine Mutter für eine Krankheit? Ein grässliches Gefühl der Schuld ergriff ihn. " Wo habt ihr gelebt? Wie bist du hierher gekommen?"


    Er schaffte es nicht, sich zu beherschen, die Tränen flossen wie Wasserfälle. Und trotzdem sie eigentlich eine wildfremde Person war, hatte er das Gefühl sie schon eine Ewigkeit zu kennen.

  • Sie sah seine Bestürzung und Laevina spürte, dass sie ihren Vater nicht hassen, nicht einmal gleichgültig zu ihm sein kann. Ihre rechte Hand berührt sein Gesicht, zärtlich fühlen sich diese langen feinen Finger. Sie streicheln seine Wange "Du warst für mich immer ein Held und Mutter hat kein schlechtes Wort über dich verloren, nur... für mich warst du ein toter Held des Roms. Du wirst nicht glauben, aber wir lebten die letzten 8 Jahre im Vorort der Hauptstadt dieser Provinz, in Tarraco. Davor in Mantua. Wir besitzen ein kleines Haus. Besaßen wir" Das mit dem toten Held...das war nciht absichtlich, es war für sie genauso schwierig wie für Sulla, die Totgeglaubten wieder als lebendig zu betrachten. Besaßen. Darin lag die Ironie des Schicksals. Soll sie es ihm sagen, dass dieses Kleid das einzige wertvolle an ihr ist? "Meine Mutter war herzkrank. Die letzten 2 Jahre verbrachte sie im Bett und ich pflegte sie, wie ich nur konnte. Die Ärzte waren sehr teuer." Sie senkt ihre Augen und drückt sich leicht zögerlich an ihn, als ob sie den Schutz sucht. Die Aura der tiefen Trauer und Vergebung umhüllt beide. Doch plötzlich...er hört, wie der Magen knurrt. War er das? oder...

  • "In Tarraco?Du meine Güte, das is ja gar nicht so weit weg. Hätte ich das nur gewusst... Hat Elva denn noch einmal einen Mann gefunden?


    Er betrachtete seine Tochter und dabei fiel ihm auf, dass sie kaum Gepäck bei sich trug; wenn er ihre letzte Andeutung richtig verstand, dann war sie nahezu besitzlos. Elva kam eigentlich aus einem reichen Haus, doch Ärzte waren teuer.


    Mach Dir über Geld mal keine Sorgen. Dir soll es an nichts mangeln. Daran fehlt es mir nun wahrlich nicht, doch ich weiß aus eigener Erfahrung wie furchtbar es ist, ohne eine einzige Sesterze dazuststehen. Alles was mir gehört, gehört nun auch Dir! Du musst erschöpft und hungrig sein von der langen Reise. Lass uns nun erst einmal einen Festschmaus abhalten! WIr haben uns noch viel zu erzählen"


    Er befahl seinem Koch, alles zuzubereiten, was sie im Hause hatten und ließ seine besten Weine holen. Ein 55er Falerner war dabei. Es dauerte nicht lange und die ersten Speisen waren zubereitet. Er führte sie ins Triclinium, wo sie auf den Liegen Platz nahmen. Salat mit Meeresfrüchten, Fisch, Wildschwein, Hasenkeule, u.v.m wurde gebracht.


    " Nun iss dich erst einmal ohne falsche Scham satt und trinke dazu diesen herrlichen Wein Er goss beiden den Falerner ein. " Erzähl mir doch erst einmal von der Reise, wie bist du hierher gekommen? Den ganzen Weg alleine zu Fuß? In dieser gefährlichen Gegend? Man sagt, dass Räuberbanden die Hauptwege nach Tarraco unsicher machen?"

  • Laevina sah nur das Brot und Sulla bemerkte den hungrigen Blick ihrer blauen Augen, die Erziehung erlaubte es ihr nicht, auf die leckeren Sachen zu schmeißen, doch die hastige Bewegung zum Brot hat sie verraten. "Vater, ich bin in der Tat sehr hungrig" Laevina lächelte, als ob sie um Verzeihung für ihr Benehmen bat. Und gleich biß sie in das Brot und nahm hastig ein paar Schluck vom Wein. Laevina versuchte, sich auf der Liege elegant zu wirken, wie es zur Erzieung einer jungen Frau gehört, doch ihr Hunger war zu groß und so konnte Sulla zu seiner Ferude ihren unbeschwerten jungen Apettit genießen. "Vater, ich..ich will nicht.. ich bin hier nicht um deines Geldes wegen" Sie stellte den Becher mit dem Wein neben iher Liege. Die Hasenkeule hat ihre Existenz Laevinas Hunger auch eingebüßt. Laevina wusch ihre Finger und trocknete sie. "Meine Mutter hat nicht verheiratet, weil sie..weil sie wirklich dachte, dass du tot bist. Ich kenne Mutters Verwandten nicht. Sie wollten, so hat mir meine Mutter erzählt, dass sie wieder heiratet, schon deswegen, um mir eine Zukunft zu sichern. Ich kann mich an die letzte Unterhaltung in Mantua erinnern. Meine Tante Mustella besuchte uns. Sie sagte, dass meine Mutter eine Schande für ihre Familie ist, dass der Großvater für meine Mutter einen neuen Ehemann gefunden hat. Meine Mutter sagte nein, dass sie ihren Namen nie ändern wird. Sie ist und bleibt Witwe. Dann schleuderte meine Tante eine Rolle zu den Füssen meiner Mutter und verließ das Haus. Am nächsten Tag fuhren wir nach Tarraco. Meine Mutter sagte nur... je weiter von Mantua, desto besser. Ich weiß es wirklich nicht, was passiert ist, doch seit dieser Zeit wurde sie krank. Sie brachte keine Kraft mehr und ließ mich nicht aus Augen"

  • "Und ich will nicht dein Geld, wirklich!" Diesen Satz wiederholte sie und Sulla sah den Stolz, seinen Stolz in diesen blauen Augen. Stolz und Sturrheit seiner Jugend. "Als Mutter vom Aufstand hörte, sie lachte und weinte und ihre Worte waren, dass du wieder deinen Idealen hinterher rennst und Unfug veranstaltest, nur um sich treu zu bleiben. Vater?" Sie blickte ihn an "Hatte meine Mutter Recht?"

  • Laevinas Geschichte war ein weiterer Messerstich in sein Herz. Berührt hörte Sulla sie sich an.


    "Ich hätte niemals gedacht, dass Elva so an mir gehangen hatte, denn sie wusste zumindest in der Anfangszeit, dass ich nicht tot war. Um Dir die Wahrheit zu sagen: Deine Mutter und ich ... wir haben uns geschieden. Ich habe mich damals oft nicht so verhalten wie es einem guten Ehemann gebührt. Ich habe deine Mutter im Stich gelassen. "Hilflos und reuevoll schaute er seine Tochter an und fügte leise hin zu "Es tut mir so leid, es tut mir so leid"


    Er hing kurz seinen schmerzhaften Gedanken nach und brachte dann noch traurig hervor.


    "Deine Mutter hat dir nie die Wahrheit gesagt, weil sie wollte, dass du auf mich stolz sein kannst, sie wollte sicherlich nur das Beste für dich und hat zu dieser Notlüge gegriffen, obwohl sie keinerlei Grund hatte, mich zu verteidigen. Deine Mutter war eine großartige Frau und ich, ich war ein Tor, ein dummer Narr..."


    Indessen kam der Wirt und brachte weitere Speisen und Sulla setzte fort:


    "Was geschehen ist, ist geschehen, ich bedaure es zutiefst, doch es liegt nicht in meiner Macht das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Es ist das mindeste und das geringste was ich tun kann und es kann niemals die Schuld, die ich auf mich geladen hab, von mir nehmen, doch Dir soll alles zur Verfügung stehen, was mir gehört. Du bist arm und mittellos, hast wahrscheinlich nicht einmal ein Dach über dem Kopf und deshalb flehe ich dich an, Nimm was du möchtest. Ich würde mich freuen, wenn du ersteinmal hier bleibst bis wir eine Lösung gefunden haben für dich und deinen weiteren Lebensweg, doch ich verspreche Dir alles in meiner Macht stehende zu tun, um das wieder gut machen zu können, was ich deiner Mutter und damit Dir angetan habe"


    Er seufzte und sprach bitter weiter:


    "Ja deine Mutter hatte so recht, ich jage wieder einmal meinen Idealen hinterher. Der Kampf für die republikanische Sache ist in den letzten 10 Jahren mein Lebensinhalt geworden. Ich weiß nicht, ob du damals vielleicht noch zu jung warst als Kaiser Domitian ermordet wurde? Ich hatte zu der damaligen Zeit bereits eine lange millitärische Karriere bei den Legionen hinter mir und gesehen wie schändlich und dekadent das kaiserliche System funktionierte und was für ein Dummkopf der Kaiser war. Deshalb habe ich mich der Verschwörung gegen den Kaiser angeschlossen und nach seinem Tod musste ich mich jahrelang verstecken und war auf der Flucht. Erst seit kürzerer Zeit habe ich mich wieder an die Öffentlichkeit getraut und war dann Magister Scriniorum hier in Baetica und habe mit einem Freund, Decimus Pompeius Strabo, dem Comes der Regio, diesen Aufstand losgetreten. Wir haben hier etwas begonnen, was sich nicht mehr wirklich kontrollieren lässt. Ich habe auch hier viele Fehler gemacht und nun stehst du vor mir - eine Tochter von der ich nie wusste. Ich hätte vielleicht ganz anders gehandelt, hätte ich gewusst, dass ich die Verantwortung für eine Tochter trage und mich nicht halsüberkopf in eine weitere Verschwörung. gestürzt"

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