[Grundausbildung] M. Caecilius Ahala

  • Zufrieden nickte Marcus bei der Antwort von Ahala. Zwar waren ihm der ein oder andere Schlenzer während dem Drill aufgefallen, aber das war doch immer am Anfang so. Übung und noch mehr Übung würde das ausbügeln. Marcus nickte knapp. Die Sonne strahlte ihm direkt ins Gesicht, so daß er die Augen etwas zusammenkneifen mußte.


    „In der Tat! Probatus Caecilius hat es treffend formuliert. Ein römischer Soldat kann immer mal wieder in einen Zweikampf verwickelt werden, einen Mann gegen Mann Kampf, wie bei Überfällen oder auch, wenn die Schlachtformation sich auflöst- das passiert immer mal wieder. Oder bei Gefechten um Verschanzungen, in Dörfern, bei Gebäuden oder auf Gelände, die die Formation nicht begünstigt. Auch in der Verfolgungsphase eines Gefechtes kommt es immer wieder zu solchen Konfrontationen. Dort benötigt ihr die ganze Bandbreite des Schwertkampfes und somit eine ordentliche armatura.“


    Mit seinem Optiostab scheuchte Marcus den Trossjungen wieder zur Seite, der seine Position am Rande des Übungsfeldes einnahm und darauf wartete von einem der Ausbilder gerufen zu werden.


    "Was ist noch wichtig für die armatura? Ihr müsst lernen euren ganzen Körper einzusetzen. Nicht nur die Schwertspitze ist eure Waffe, nein alles an euch. Und das sollt ihr auch hier lernen. Ich möchte, dass ihr bei den nächsten Übungen immer wieder Einsatz zeigt. Benutzt nicht nur das Schwert, sondern greift genauso mit eurem Schild an. Man kann mit dem Schild Knochen brechen, den Feind verwirren, ihn zurückdrängen und dann mit dem Schwert attakieren. Es ist ein...hm...harmonisches Zusammenspiel zwischen Schwert und Schild, Ausfallsschritten, flinken Bewegungen und schnellen Initiativen. Ich möchte das bei euren nächsten Übungen am Pfahl sehen. Zwar kann sich der nicht wehren, aber ihr sollt erst mal ein Gefühl dafür bekommen, wie man mit dem Körper arbeitet. Und achtet immer auf eine gute und kontrollierte Beinarbeit mit der Grundstellung als Basis! persequi! Greift den Pfahl an. Zeigt auch, was ihr schon gelernt habt.“

  • Zufrieden mit sich selbst, lauschte Marcus dem Optio und bemühte sich alles in sein Hirn zu hämmern. Soviel, wie er hier an einem Tag lernte, lernte er bei seinem ehemaligen Lehrer in zwei Wochen. Irgendwie sah der Optio etwas wütend aus, als er die Augen zusammenkniff, und Marcus begriff erst nicht wieso. Dann dachte er, es wäre wegen Gallus, aber dann bemerkte er, dass der Optio direkt in die Sonne schaute. Als der Optio geendet hatte, nahmen Marcus und die anderen die Waffen wieder auf und traten an ihren Pfahl. Marcus besuchte wieder seinen mittlerweile nochmehr verkerbten Holzpfahl. Herrisch ragte er aus dem Boden, vielleicht einen halben Fuß höher als Marcus. Ein letzter Blick zum Optio, dann begann er mit dem Kampf gegen den Pfahl. Immer wieder setzte er das Schild ein, stach mit dem Gladius kurz nach mehreren Schlägen mit dem Schild. Schnell wich er nach seinen Attacken wieder zurück, trat in die Grundstellung und griff dann erneut an. Mit dem Schild blockierte er den oberen Pfahl, damit also den Waffenarm, duckte sich dann kurz und stach unter dem Schild durch. Das Schild blieb dabei auf gleicher Höhe. Dann rückte er wieder in die Grundstellung und führte weitere Angriffe auf den Pfahl aus.

  • Auf und ab gehend ließ Marcus die Probati üben. Äußerlich tat er so als ob er sie genau beobachten würde. Doch insgeheim fing er schon an wieder über sein Mittagessen nachzudenken. Dabei entging ihm der ein oder andere Fehler durchaus. Aber auch, ob die Probati sich besonders gut bei den Übungen anstellten. Nach geraumer Weile seines Herumstromerns blieb er stehen. Er musterte nun doch genau mal die angehenden Soldaten und nickte langsam und recht zufrieden. Das ging doch schon ganz gut! Marcus hätte nicht gedacht, daß es ihm gelingen würde, etwas von seinem Können so einfach vermitteln zu können.


    consistite!“


    Marcus wartete bis alle Probati verharrten und stellte seinen Optiostab auf den Boden. Unbewußt und ohne darauf zu achten fing er an kleine Muster damit in den Sand zu malen.


    „So, dann wird es mal Zeit, daß eure Ziele sich auch bewegen. Der Pfahl ist ja schön und gut, aber ein Sieg gegen ihn ja nicht sonderlich ruhmreich. Darum geht zu Zweit...also zwei Probati...nein, jeder Probatus sucht sich einen anderen und dann werdet ihr die Übungen wiederholen. Schön langsam am Anfang. Erst greift der Erste an und der Zweite pariert und nach einigen Malen umgekehrt. Und wenn ihr euch langsam eingeübt habt, versucht gegeneinander zu kämpfen. Aber bitte keine Knochen brechen oder Zähne ausschlagen. Ich will gleich noch mein prandium zu mir nehmen. Vorwärts!“


    Marcus wandte sich um. In der Hitze wurde es ihm langsam zu heiß. Darum suchte er sich ein schattiges Plätzchen und beobachtete von dort die Probati. Mit einem Winken ließ er den Jungen an sich herankommen, trank etwas Wasser und schickte ihn los, ihm einen kleinen Hocker zu holen. Immer wieder beobachtete er dabei die Übenden und ließ seinen Optiostab spielerisch in seinen Händen kreisen.

  • Immer wieder warf Marcus Blicke zu seinem Optio. Er beobachtete die Probati anscheinend genau bei ihren Übungen. Marcus hatte das Gefühl, dass er es ganz gut machte. Wie befohlen hielten sie inne und wandten sich alle dem Optio zu. Marcus' Blick wanderte vom Gesicht des Optios herunter, zum Boden, wo sein Vorgesetzter Muster in den Sand malte. Jetzt konnte sich Marcus ein leichtes kaum wahrnehmbares Grinsen nicht verkneifen. Aber anscheinend war er der einzige, der die Malereien des Optio's sah. Daraufhin schaute er sich lieber um und suchte nach einem geeigneten Partner. Gallus, der neben ihm stand, fragte Marcus, ob er mit ihm trainieren wollte. Da konnte er nicht nein sagen, obwohl er nicht so wirklich Lust hatte mit einem zu üben, der einen Kopf kleiner war. Aber so nahm er Gallus als Partner.


    "Du greifst als erstes an, Ahala..."


    Wie gesagt machte sich Marcus bereit. Die obere Schildkante fast auf Augenhöhe. Das Holzgladius in der rechten Hand, hielt er noch zurück. Er trat in die Grundstellung und startete dann eine kurze Attacke mit dem Schild gegen den Schild seines 'Gegners'. Gallus warf es ein wenig zurück. Der hatte eindeutig nicht die Kraft um gegen Marcus zu bestehen. Nachdem Marcus das festgestellt hatte, startete er immer schnellere Angriffe. Und mit einer eigenen Kombination. Schild, rechts oben, links oben, Stich. Diese Kombination veränderte er immer ein wenig. Langsam stellte sich Gallus allerdings darauf ein, also machte Marcus eine völlig neue Schlagkombination. Und bei jedem Angriff eine neue.

  • Der Stuhl wurde heran getragen. Marcus nickte zufrieden und ließ sich mit einem Seufzen auf ihn herunter sinken. Dabei wischte er sich etwas Schweiß von der Stirn und trank noch einen tiefen Schluck vom Wasser. Die Probati beachtete er dabei mit keinem Blick mehr. Vage hörte er das stete Klopfen der Holzschwerter auf den Schilden seiner Gegner. Ab und an sah er mal rüber, lehnte sich dann jedoch gegen einen Holzpfahl. Wie anstrengend es doch war zu unterrichten. Fast bekam er Mitleid mit seinem alten griechischen Hauslehrer. Aber Waffentraining war doch bestimmt viel anstrengender, dachte sich Marcus, während er auf dem Stuhl flenzte und nur sporadisch mal die Probati kontrollierend beobachtete. Nach einer Weile, sein Magen forderte ihn dringend dazu auf, stand er auf und marschierte wieder zu den Männern zurück.


    consiste! scutum dorsum!“


    Marcus musterte sie alle und dann auch den Boden unter ihnen. Gut, keine Zähne ausgeschlagen und noch standen alle. Die paar Schürfwunden oder blauen Flecken empfand er nicht als schlimm. Mit jeder schmerzhaften Lektion würden sie lernen, mehr auf ihre Deckung zu achten.


    „Das reicht für heute! Ab in die Thermen und zum Essen. Danach geht es auf die Wache. Morgen früh geht es weiter! Abmarsch, Probati.“


    Marcus wandte sich um und marschierte vom Feld. Er hatte Hunger!

  • Am nächsten Morgen traten die Probati vollzählig an. Marcus gehörte zu einer der ersten. Er trat vor den Optio und salutierte als erstes.


    "Ave, Optio!"


    Daran einen Vorgesetzten zu haben, musste sich Marcus immer noch gewöhnen. Er trat in die Reihe der Auszubildenen und wartete auf die ersten Befehle. Heute war ein schlechterer Tag als gestern. Zumindest vom Wetter her. Es waren einige Regenwolken aufgezogen und der Wind blies ihnen stark um die Ohren. Aber unter der wollenen Tunika fror Marcus nicht sehr. Seine Rüstung hatte er gestern noch poliert, ebenso den Helm. Beides war gestern noch im Staub gelandet, als er mit Gallus geübt hatte.

  • Und eine Überraschung erwartete die Probati dieser Ausbildungseinheit am nächsten Morgen. Der Morgen graute kühl und die Vögel waren schon sehr viel früher wach und am Rande des Exzerzierplatzes versammelt als die Probati gnadenlos aus ihren Betten geholt und zum Übungsplatz getrieben wurden. Auf dem Platz stand jedoch nicht der Optio vom Vortag, Flavius Aristides, sondern ein bärbeißiger alter Soldat. Sein Gesicht war vom Wetter und dem langen Dienst in der Legion gezeichnet. Eine gezackte Narbe, wohl nicht von einem Gladius, sondern von einer barbarischen Waffe, zierte seine rechte Wange und Stirnseite. Sie gab dem alten Mann ein grimmiges Äußeres und seine hellen, wasserfarbenen Augen sahen den Probati schmal verengt entgegen.


    in aciem venite! salutate, milites


    Der alte Mann ging vor den Probati auf und ab. Sein rechtes Bein setzte er immer vorsichtig auf und hinkte dadurch leicht. Trotzdem wirkte er immer noch gestählt und voll der Kampeskraft. Eher wie ein alter Tiger schien er so, wie er leicht bedrohlich die Probati musterte.


    „Ich bin Optio Mutius Balbus. Da euer vorherige Ausbilder zur Zeit in Rom ist, Urlaub, werde ich euch in den nächsten Wochen trainieren, bis er wieder zurück ist. Ich hörte, ihr wurdet schon in die Kunst des Gladius eingeführt. Ich möchte sehen, wie gut ihr schon seid. Zwei Freiwillige vortreten und zeigt, was ihr gestern gelernt habt. Los, wir haben nicht den ganzen Morgen Zeit!“

  • Hatte er doch glatt gedacht, dass der Mann dort unter dem Helm der gestrige Optio gewesen sei. Aber da hatte er sich wohl geirrt. So freundlich sah der Optio nicht aus. Fast könnte man glauben, er sei ein steinalter Kriegsveteran.
    Ohne zu zögern trat Marcus vor, als zwei Freiwillige gefordert wurden. Das war das alte Schulsystem. Lieber freiwillig melden, wenn man etwas konnte, als gefragt zu werden, wenn man keine Ahnung hatte.
    In der rechten Hand hielt er sein verkerbtes Holzgladius. Die linke hob trug das Scutum. Sein Blick wanderte sogut es ging über die hinter ihm stehenden Probati. Und dann trat noch ein anderer vor, den Marcus als den etwas dunkelhäutigen asiatischen Griechen, namens Acrilius Nepos identifizierte. Bevor die beiden anfingen warteten sie lieber noch einmal Befehle des Optio's ab.

  • Mutius Balbus schniefte leise und spuckte zur Seite. Mit verschränkten Armen und gespreizten Beinen stand er einige Schritte von den Probati entfernt. Sein wettergegerbtes Gesicht musterte die jungen Männer, für ihn waren sie kaum aus der Kindertunika entwachsen. Seine Lippen kräuselten sich leicht bei der Vorstellung und er seufzte leise. War er auch mal so jung gewesen? Leicht hinkend ging er einige Schritte näher heran und musterte die Haltung der beiden Freiwilligen. Mit seiner rauhen Hand korregierte er die ein oder andere Stellung und nickte dann.


    „Also, wahrscheinlich hat der Optio euch erst mal gegen den Holzpfahl kämpfen lassen. Oder ist das falsch...?“


    Er sah kurz zu den Probati, wartete aber keine Antwort ab. Stattdessen spuckte er noch mal in den Sand und setzte seine Ansprache fort.


    „Ein Pfahl bewegt sich nicht, ein Pfahl kann sich nicht verteidigen. Wäre schön, wenn die Feinde das auch so täten. Jetzt zeigt es sich, ob ihr in der Lage seid, das Gelernte- ich hoffe doch für euch, daß ihr etwas gelernt habt- auch in einen Zweikampf umzusetzen. Der Eine greift an und der Zweite verteidigt und dann umgekehrt. Fangt schön langsam an und werdet dann im Tempo schneller. Und schlagt euch heute keine Zähne aus. Ihr könntet sie noch für den Gerstenbrei brauchen, falls ihr nicht gut genug übt oder euren Wachdienst vernachlässigt. Also, Angriff, Verteidigung, Angriff, Verteidigung! Los geht’s!“


    Als er den Befehl gab, deutete Balbus auf Ahala, damit dieser den Angriff anfing und auf seinen Kontrahenten, der als erstes in die Verteidigerposition gedrängt wurde. Balbus trat schnell einen Schritt zurück, um die Beiden ungestört kämpfen zu lassen.

  • Sein Blick verweilte kurz auf dem Boden, auf den der Optio gerade gespuckt hatte. Sein Blick richtete sich auf seinen Kampfpartner. Sofort wollte Marcus auf die Frage des Optio's antworten, allerdings kam er nicht dazu. Seine Ohren waren zum Glück vor dem kalten Wind geschützt, denn dieser blies momentan wieder besonders stark. Man merkte, dass es auch im warmen Italien irgendwann mal Winter wurde. Ohne eine Miene zu verziehen nahm er entgegen, dass er der Angreifer war. Kurz blickte er seinem Gegner in die Augen. Er hatte tatsächlich etwas asiatisches an sich. Ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren machte er sich bereit und begann sofort den Angriff.


    Anfangs achtete er noch genau auf seine Füße, dass er nicht über seine eigenen stolpterte. Er hatte sich eine geschickte Schlagkombination überlegt. Das Schild immer auf Nasenhöhe startete er eine kurze Attacke. Zuerst ein Stich unten. Sein nächster Schlag wurde nicht mit dem Schild sondern mit dem Schwert von Nepos abgewehrt. Danach traf ein harter Schlag den Scutum rechts in der Ecke, so dass die untere Hälfte etwas nach vorne schnellte und die obere Nepos' Kopf bedächtig nahe kam. Ohne eine Pause einzulegen fuhr Marcus fort. Der etwas überrumpelte Nepos versuchte wieder eine stabile Grundstellung zu erreichen, wurde aber immer weiter zurückgetrieben. Nach einigen Schritten machte Marcus eine kurze Pause um Luft zu holen. In dieser kurzen Zeit konnte auch Nepos wieder die Grundstellung einnehmen und sich für die nächste Attacke widmen. Die erfolgte auch sogleich. Rechts oben, Stich, Rechts unten. Grundstellung und dann wieder ein Stich. Die Schläge waren so präzise wie möglich und relativ fest ausgeführt.

  • Schlag um Schlag, Angriff um Angriff! Balbus, der Ausbilder, ließ die beiden Männer in ihrer Vorführung, ohne ein Kommentar zu sagen, gewähren. Die Schläge auf das Holz oder zu Anfangs auf ein gladius übertonten seine leisen grummeligen Töne. Er kratzte sich zwischenzeitlich am etwas schlecht rasierten Kinn und nickte hin und wieder. Manchmal zog er die Augenbrauen zusammen, doch es war schwer zu erkennen, ob es ein Zeichen der Unmut oder des Mißfallens war. Doch dann trat er auf die beiden Männer zu und drängte sie mit einigen ruppig gesprochenen Worten zurück.


    „Auseinander, das reicht! Jaaa...Jaaa...doch, das sieht doch schon mal nicht schlecht aus. Wie es scheint, habe ich doch nicht nur die faulste und nutzloseste probatibande der gesamten legio prima. Aber bildet Euch ja nichts drauf ein.“


    Balbus sah finster von Ahala zu Nepos, nur an seinem Mundwinkel zuckte es ganz kurz. Hätte er beinahe gelächelt? Es sah fast so aus.


    „Also gut, dann übt mal weiter. Und jetzt in schön langsamer Schlagfolge wieder. Angriff, Verteidigung, Angriff...und so weiter! Ihr kennt das ja und es wird euch in einigen Tagen zum Hals raushängen. Aber erst wenn ihr die Schlagfolge im Schlaf beherrschen könntet, erst dann habt ihr eine bessere Aussicht aufs Überleben im Gefecht. Also, dann voran! Ich will die gladii auf die scuta schlagen hören.“


    So ging es mit dem Schwertkampf weiter. Der Tag verging, der Nächste darauf und dann noch Einer. Tag ein, Tag aus wurde geübt. Immer wieder mussten die probati viele Schlagkombinationen durchgehen, am Pfahl und dann wieder im Zweikampf gegeneinander. Zwischendrin scheuchte sie optio Mutius Balbus über den Exerzierplatz, um ihre Ausdauer zu trainieren. Dabei ließ er ihnen wenig Pausen oder Gelegenheiten, wo sie hätten frieren können. Lange Rede, kurzer Sinn, die Zeit verstrich! Und so war es dann ein gutes Stück später im Herbst. Die Sonne schien, es war nicht allzu kalt (wie es in Germania gewesen wäre) und wieder wurden die probati früh auf den Exzerzierplatz getrieben. Schon einige Wochen waren vergangen und immer noch stand Mutius Balbus, statt ihres ersten Ausbilders, auf dem Platz als sie eintrafen. Ein Haufen von Speeren lag hinter dem Ausbilder aufeinander geschichtet. Als alle probati da war, rührte sich Balbus aus seiner leicht abwesend wirkenden Starre. Im Herbst und Winter wurde er immer grummeliger und griesgrämiger, was auf seine alte Wunde am Bein herrührte. Sie schmerzte da besonders höllisch. Und so sah er auch recht finster aus als er auf die Waffen deutete.


    „Wie ihr seht, hat heute eure armatura an dem gladius und scutum vorerst ein Ende. Wir kommen nun zum Kampf mit dem pilum. Doch bevor wir anfangen. Wer kann mir den Unterschied zwischen einem bei uns gebräuchlichen pilum und einer hasta erklären?“

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    Und so war es dann ein gutes Stück später im Herbst. Die Sonne schien, es war nicht allzu kalt (wie es in Germania gewesen wäre) und wieder wurden die probati früh auf den Exzerzierplatz getrieben. Schon einige Wochen waren vergangen und immer noch stand Mutius Balbus, statt ihres ersten Ausbilders, auf dem Platz als sie eintrafen. Ein Haufen von Speeren lag hinter dem Ausbilder aufeinander geschichtet. Als alle probati da war, rührte sich Balbus aus seiner leicht abwesend wirkenden Starre. Im Herbst und Winter wurde er immer grummeliger und griesgrämiger, was auf seine alte Wunde am Bein herrührte. Sie schmerzte da besonders höllisch. Und so sah er auch recht finster aus als er auf die Waffen deutete.


    „Wie ihr seht, hat heute eure armatura an dem gladius und scutum vorerst ein Ende. Wir kommen nun zum Kampf mit dem pilum. Doch bevor wir anfangen. Wer kann mir den Unterschied zwischen einem bei uns gebräuchlichen pilum und einer hasta erklären?“


    Es war ein Tag wie jeder andere mittlerweile. Morgens früh wurde man aus dem Bett gescheucht, musste beim Morgenappell antreten und dann ging es hinaus auf den Exezierplatz. Marcus machte gute Fortschritte bei der Ausbildung, genau wie seine Kameraden. Zwar fehlte ihm die Erfahrung aus Schlachten, aber er hatte mit dem Schwert so viel gelernt, wie man lernen konnte.


    Etwas unsicher blickte er sich auf die Füße. Er wusste so in Etwa den Unterschied der beiden Waffen. Er wartete ab, ob die anderen etwas sagten, aber anscheinend wollte keiner vor dem mittlerweile noch mürrerischen Optio etwas falsches sagen. Dann hob Marcus den Kopf und blickte den Ausbilder an.


    "Optio, ein Pilum ist ein leicht gebauter Wurfspeer, der dazu dient das Schild des Gegners unbrauchbar zu machen. Eine Hasta ist ein langer Speer, mit dem man sticht und den man nicht wirft. Er dient dazu, den Feind auf Distanz zu halten. Eine Hasta ist aber auch nützlich um eine Reiterei abzuwehren."

  • „Ha, dumme Bauernburschen seid ihr wohl auch nicht. Na, dann müssen wir euch wohl doch nicht noch zu den Hilfslegionen abschieben. Ganz genau so ist es. Und heute und hier werdet ihr alle ein wenig mehr über das pilum lernen, der Speer zum Werfen. Denn wenn ihr eines Tages in der Schlacht stehen werdet, ich bin sicher, daß dies noch kommen wird, dann werdet ihr dankbar für diese unscheinbare, schwere und manchmal lästige Waffe sein.“


    Mutius Balbus hielt seine Arme hinter dem Rücken verschränkt und sah jeden probatus mit verkniffener und ernster Miene an. Irgendwie schien er nicht ganz überzeugt zu sein, daß die jungen Männer vor ihm eines Tages wirklich in einer Schlacht bestehen konnten. Aber das brachte wohl das Alter mit sich und in seinen Augen wurden die probati von Jahr zu Jahr jünger und waren fast noch Kinder, wenn sie zu der Legion kamen. Er griff nach einem Speer, der auf einem Haufen lag und hob ihn demonstrativ in die Höhe.


    “Das ist ein pilum! Seht es euch gut an. Denn diese Waffe werdet ihr auf Märschen und in den Krieg mit euch führen. Sie wird euer Wanderstock sein und eure liebste Waffe irgendwann. Denn sie hat einfach einen unschlagbaren Vorteil. Sie kann einen Feind schon töten, wenn er noch viele, viele Schritte von euch entfernt ist und euch somit keinen Schaden an Leib und Leben zuführen können. Diese unscheinbare Waffe hat es wahrlich in sich. Sie kann Holzschilde durchdringen, aber auch Rüstungen und sogar die meisten Helme. Jaa, eine ganz feeeine Waffe...“


    Balbus lächelte die Waffe liebevoll an. Oh er kannte einige Kämpfe, wo er froh war, das pilum bei sich geführt zu haben. Wie viel Germanen er damit aufgespießt hatte? Ja, auf seinem alten Schaft hatte er die Ritzen und Kerben manchmal des Abends gezählt und mit Stolz bewundert. Jeder tote Germane war für ihn ein Garant für den Frieden in Rom. Sein rechter Mundwinkel zuckte zufrieden. Er riß sich vom Anblick der Waffe los und sah mit wieder grimmigen Gesichtsausdruck auf die probati. Dann drehte er sich um und deutete auf eine Holzwand, die am Ende des Platzes, ungefähr 15 Schritt entfernt, aufgestellt war. Zahlreiche Löcher darin verrieten schon ihren Gebrauch. Er streckte das pilum aus.


    „Ahala, vortreten! Nimm den Speer und werfe ihn von hier aus gegen die Wand. Vorwärts!“

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