CURSUS: Operationsführung

  • Tiberius Vitamalacus blickte in die Runde.


    "Ich plädiere, egal welche Praefernz wir haben mögen, dafür, möglichst lange alle Optionen offen zu lassen. Solange die Hauptstreitmacht geschlossen vormarschiert, kann das Oberkommando immer noch offen lassen, welchen genauen Angriffsplan es verwirklichen wird. Und je grösser die Informationsgrundlage, desto besser kann die eigentlich Entscheidung gefällt werden. Legen wir uns zu früh fest, dann schränken wir zu schnell unsere Flexilibität ein."

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Vitamalacus möchte danach entscheiden, wie weiter vorgerückt wird, Vesuvianus auf jeden Fall geschlossen auf die Stadt vorrücken. Wir brauchen eine Einigung. Diese kann selbstverständlich auch lauten, tatsächlich ohne Festlegung loszuziehen und die Entscheidung im Feld zu treffen."


    Claudius schaute verdutzt zu seinem ehemaligen Legaten. Sicher, er musste hier neutral sein, aber dennoch …


    "Ich werde auf keinen Fall planlos in eine Schlacht ziehen. Natürlich ist die Feindverteilung für meine konkrete Vorgehensweise von Bedeutung, aber ganz gleich, ob sich herausstellt, dass sich die ganze, die halbe oder gar keine gegnerische Streitmacht in der Stadt am Fluss aufhält, werde ich sie als erstes angreifen und einnehmen. Das ist ein strategisch wichtiger Schritt, auf dem jede weitere Operation aufbaut. Deswegen haben wir schließlich auch zwei Legionen, um die Stadt unter jeder sich uns bietenden Bedingung einnehmen zu können."

  • Er blickte den Claudier, nichts in seinem Gesicht verriet ein Regung. Das dieser Flexibiliät als planlosigkeit ansah, verblüffte ihn auch nicht mehr wirklich.


    "Niemand zieht planlos in eine Schlacht," entgegnete er kühl, "doch sich zwei, drei Tage festzulegen, wie genau vorgegangen wird, wenn in dieser Zeit Informationen gesammelt werden, ist einem effektiven Einsatz nicht förderlich. Vergessen wir nicht, uns wurde auch nahegelegt, da wir zwei Legionen haben, möglichst schnell operieren zu müssen."


    Er deutet kurz auf die Stadt am Fluss.


    "Wenn wir Feld betreten, könnte der Feind sich schon lange, wie von Aurelius Sophus erwähnt, entschlossen haben, die Stadt am Fluss kampflos zu räumen. Wenn wir denoch mit voller Wucht uns auf diese Stadt stürzen, obwohl auch die zwei Cohors der Classis und zwei weitere Cohors diese Stadt einehmen und sichern könnten, würden wir mindestens zwei, eher sogar drei Tage verlieren. Tage in denen der Feind auch die Nachschubwege stören könnte."


    Er blickte einmal in die Runde, den Abgang des Praetorianers, den er noch aus seiner Zeit in der IX. kannte, nahm er einfach so zur Kenntniss.


    "Genauso müssig wären alle Ideen und Pläne, wenn Feind uns schon auf dem Vormarsch gegenübertritt. Flexibel zu sein, bedeutet nicht keinen Plan zu haben, sondern viele Pläne und sich zur rechten Zeit für den richtigen Plan zu entscheiden. Und dieser Zeitpunkz ist nicht hier, " dabei deutet er auf den Anfang des Szenarios, " sondern hier...." Er deutet auf den Punkt, welchen er für das zweite Lager, das Basislager erwählt hat.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    "Vitamalacus möchte danach entscheiden, wie weiter vorgerückt wird, Vesuvianus auf jeden Fall geschlossen auf die Stadt vorrücken. Wir brauchen eine Einigung. Diese kann selbstverständlich auch lauten, tatsächlich ohne Festlegung loszuziehen und die Entscheidung im Feld zu treffen."


    "Der Feind möchte beide Städte halten. Zwar halte ich dies für blauäugig, doch unter diesen Gesichtspunkten tendiere ich ebenfalls zu einem geschlossenen Vorrücken auf die Stadt. Nicht, weil eine solche Kampfeskraft zu ihrer Einnahme notwendig wäre, doch aber, um, wie bereits dargelegt, der permanenten Bedrohung im Norden Herr zu werden, welche meiner Auffassung nach in der Frühphase unseres Vordringens die beste Gelegenheit für gegnerische Kräfte bildet, unserer Streitmacht unverhältnismäßig hohe Verluste zuzufügen. Das eingenommene Ziel dient als Grundlage weitreichender Operationen, welche durchaus variantenreich ausgeführt werden könnten. Ein zeitlich versetzter Stoß von Südwesten her fällt aus vorgegebenen Gründen allerdings aus. Die Beteiligung der Flotte überhaupt ist nicht zwingend nötig. Wird sie jedoch zur Verfügung gestellt, wären ihre Ergänzungstruppen zur Sicherung der Versorgungslinien einzusetzen."

  • "Damit haben wir dann also die Entscheidung, geschlossen auf die Stadt vorzurücken."


    Gerne hätte Macer auch noch die Meinung des vierten Studenten gehört, jedoch musste er ein wenig aufs Tempo drücken.


    "Damit schließen wir die Planungen ab und kommen zur Ausführung. Am ersten Tag bzw. im ersten Nachtlager passiert euch nichts besonderes und eure Kundschafter konnten auch keine Informationen beschaffen, die ihr nicht schon kanntet. Von feindlichen Erkundungstrupps in der Ebene ist nichts zu entdecken.


    Wo genau schlagt ihr am zweiten Tag euer Marschlager auf?"


    Während er die Männer wieder einer kurzen Betratung überlässt, macht er sich die ersten Notizen zum Verlauf der Übung.

  • Vesuvianus besah sich noch einmal die Skizze, rief sich seine theoretischen Kenntnisse über Marschlager in feindlichem Gebiet ins Gedächtnis - praktische Erfahrungen damit hatte er ja noch nicht - und ergriff alsdann das Wort.


    "Von unseren Reitereinheiten wissen wir also die Geländeformation, den Flussverlauf und die Waldgrenze. Beim Abbruch des Nachtlagers hat das Ziel - unser zweites Marschlager - festzustehen." Vesuvianus begann absichtlich mit dieser Bemerkung, falls der Aedil wieder beabsichtigte, flexibel zu sein.


    "Wir haben Meldereiter etwa eine Tagesetappe vorausgeschickt, die uns regelmäßig über unvorhergesehene Wendungen, die unsere Marschroute beeinträchtigen könnten, rechtzeitig unterrichten sollten - seien es Feindbewegungen, Hinterhalte (oder was immer sich unser Kursleiter einfallen lässt)."


    Claudius grinste kurz, wurde aber schnell wieder ernst und war bei der Sache.


    "Immer vorausgesetzt, dass unsere Hilfstruppen das westliche Wald- und Sumpfgebiet sauber halten, schlage ich das zweite Marschlager in Höhe des südlichen Zipfels des Sumpfgebietes vor, also in etwa dort, wo der Fluss seinen Linksschwenk beendet hat - durchaus nahe des Flusses, dessen Zugang wir ohnehin absichern müssen. Nichts wäre fataler, als dass uns der Feind den Zugang zum Fluss und damit die Versorgung abschneidet."


    Vesuvianus hielt kurz inne. Das Gelände gab keine praktischen Aussichtsmöglichkeiten her, die zweckdienlich einbezogen werden konnten. Sich in die Flussbiegung zurückzuziehen, hielt er für überflüssig und unzweckmäßig, zu weit vom Fluss entfernt wollte er schon gar nicht lagern. Naja, in diesem Fall war er mal auf die Meinungen der anderen gespannt.


    "Auf dem Weg dorthin möchte ich jedenfalls einen ausreichenden Flankenschutz an der östlichen Seite der Marschkolonne, die linke sollte durch unsere Classis und die sie unterstützenden Cohorten schon allein wegen dem benötigten Nachschub bzw. der Versorgung abgesichert sein. Ich möchte nicht nur einen Schutz gegen Frontalangriffe einplanen. Der parallel zu unserer Marschroute verlaufende Waldrand bietet sich förmlich für Überraschungsangriffe an und wir haben eine Kolonnenlänge von 3 km pro Legion.


    Zum Einebnen und Vermessen werden Pioniere und Agrimensores vorausgeschickt. Lagerbau mit Spitzgraben und Wall ist klar, so hoffe ich. Wir müssen durchaus mit Feindkontakt rechnen."

  • Etwas verstand schien der Claudier zu haben, stellte Tiberius Vitamalacus fest, als dieser ziemlich genau jenen Vormarsch bis zum zweiten Nachtlager schilderte, den er selbst zuvor vorgeschlagen hatte. So nickte Tiberius Vitamalacus zustimmend, darauf verzichend zu bemerken, das bei der Distanz zwischen Wald und Marschkolone von Überraschungsangriff zusprechen etwas übertrieben war. Der Feind müsste sich gut einen Tag annähern, wenn die Relationen stimmten. Und die weiteräumige Aufklärung sollte einen solchen Angriff frühzeitig melden.


    "Wir können die Marschkolone verkürzen, wenn wir die Legionen parallel zueinander marschieren lassen. Ich sehe nicht, das das Gelände uns zu einer so langen Kolone zwingt," fügte er noch an, sein Blick auf den Kursleiter gerichtet. "Wenn es uns das Gelände erlaubt, warum sollten wir nicht eine Kompaktere Marschformation wählen."


    Mit Hinblick auf den zweiten Lagerplatz fügte er noch an : "Der Ort des zweite Marschlager müsste so am späteren Nachmittag erreicht werden, so das genug Zeit bleibt, das Lager zu befestigen und den Miles auch noch etwas Zeit bleibt Kraft zuschöpfen. Die nächsten Tage würden hart genug werden."

  • Macer nickte zustimmend, als der Platz für das Nachtlager genannt wurde und schüttelte den Kopf, als nach Überraschungsangriffen auf dem Weg dorthin gefragt wurde.


    "Gut, bis zum zweiten Abend seid ihr ungestört, werdet beim Aufbau des Nachtlagers aber beobachtet. Kleinere und größere Gruppen von bis zu einigen Dutzend berittenen Feinden sind im Gelände unterwegs, suchen aber keine Konfrontation mit euren Spähern. Die Feinde gehören nach Auskunft eurer Späher alle zu der Siedlung am Fluss. Feindliche Schiffe sind auf dem Fluß keine zu sehen.


    Wie sieht euer Vorgehen für die Nacht und den dritten Tag aus?"

  • "Da wir beobachtet werden, der Feind also präsent ist, stelle ich aus Sicherheitsgründen bereits beim Lagerbau einen gewissen Teil der Truppe zu Bewachung dieser Arbeiten ab. Die Einteilung der Wachen für die Nacht, also Wachkommando und jeweilige Wachablösungen werden unter Berücksichtigung der Feindnähe getroffen. Der Zugang zum Fluss ist durch Verschanzungen und Wachposten ebenso sicherzustellen. Ich möchte eine Opferung am Abend vornehmen und abwarten, wie die ausfällt." (:D)


    "Für den Fall eines positiven Bescheides von den Göttern, geht es dann um die Marschordnung für den morgigen Tag. Die hat kompakt zu sein, was ja die Ebene zulässt, und sie hat möglichst schnell in eine praktische Schlachtaufstellung wechseln zu können, wenn es die Situation erfordert.
    Die erfahrenen Einheiten der Truppe und Teile der Reiterei stelle ich an die Spitze und an das Ende der Marschkolonne, sowie weitere Reitereinheiten an unsere Flanke - wie bereits am heutigen Tag. Lieb wäre mir, wenn sich der Feind zu einer Feldschlacht stellt, dabei lägen alle Vorteile auf unserer Hand, aber im Grunde rechne ich eher mit einer Verschanzung in der Stadt. Ich möchte diesbezüglich die Meldungen unserer Kundschafter hören."

  • "Nun," bemerkt Tiberius Vitamalacus trocken, "da wir uns seit ein paar Tagen bereirts in feindlichen Gebiet bewegen, ist die Errichtung des Lagers unter Bewachung eigentlich so selbstverständlich, das ich es nicht für nötig erachtet hatte, dieses zu erwähnen. Was das Opfer angeht, so ist das ein interessante Option, doch solltze bezüglich des Ausgangs kein zweifel bestehen."


    Vielleicht waren andere Naiv, doch ihm war klar, das so ein Opfer vor einer Schlacht nur einen Ausgang haben dürfte und ein Feldherr dafür sorgen musste, das es einen positiven Ausgang hat.


    "Ein negatives Zeichen beim Opfer hätte schlimmere Auswirkung auf die Moral der Miles, als ein gutes Zeichen positive Auswirkungen zeigen würde. Daher darf das Opfer nur positiv ausgehen."


    Dann blickt er kurz in die Runde.


    "Sicher wäre eine offene Feldschlacht das beste, doch ich denke, da der Feind uns so dicht an seine Stadt heran gelassen hat, wird es zu keiner solchen kommen. Denn in der der Ebene hätte der Feind seine Kräfte sammeln und besser plazieren können. Jetzt aber, da uns auch anscheinend keine Feindbewegung in den Hügeln gemeldet wird, ist es dafür zu spät. Doch ich stimme zu, das wir zunächst einmal die Meldungen der Kundschafter am Abend hören sollten. Besonders was die Verteidigungsanlagen der Stadt angeht. Wie hoch sind die Mauern ? Viele Tore gibt es ? Und wie sieht die Lage am Fluss aus ? Ist es ein offner Hafen ? Oder gibt es garkeine Hafenanlagen und die Stadtmauer umschliesst die Stadt ganz und gar ?"

  • "Die Mauern sind nicht allzu hoch, an den meisten Stellen zwischen 15 und 20 Fuß. Es gibt zwei Tore, eines nach Nordosten und eines nach Südosten", gab Macer wieder einige Informationen preis. "Zur Wasserseite hin besitzt die Stadt zum Teil leicht befestigte Hafenanlagen, ansonsten offenes Ufer.


    Nach Einschätzung eurer Kundschafter befinden sich kampffähige Männer etwa in Stärke einer Legion in der Stadt, vielleicht auch etwas mehr. Der Zahl der gesichteten Pferde nach zu urteilen wären sie in einer Schlacht zu mindestens einem Drittel beritten.


    Und euer Opfer fällt natürlich positiv aus."


    Macers blick fällt auf einen Lichtfleck, den ein Fenster auf den Boden wirft und an seiner Position erkennt er, dass die Zeit schon weiter fortgeschritten ist, als er es für diese Phase des Planspiels beabsichtigt hatte.


    "Ihr könnt euch übrigens darauf beschränken, zu beschreiben, welche Einheiten ihr in welcher Stärke wo mit welchem Auftrag einsetzt. Dass ihr euer Lager sicher anlegt, den Teileinheiten ihre Positionen entsprechend ihrer Erfahrung zuweist usw. setze ich als gegeben voraus. Sonst halten wir uns zu lange mit Details auf. Es geht hier ja um die Operationsführung, also insbesondere die gemeinsame Führung ganz unterschiedlicher Truppentypen, die strategische Planung und die Absprache zwischen den Offizieren."

  • "Nun, die üblichen Schutzmaßnahmen bei keinerlei Feindnähe zu erwähnen, habe ICH wiederum für überflüssig gehalten. Daher die Betonung auf die Abstellung eines "gewissen Teils" der Truppe BEI feindlichen Reitern im Gelände. Aber mir hätte klar sein müssen, dass du wieder alles individuell auslegst."


    Vesuvianus rollte die Augen, verschränkte die Arme und wartete auf die Informationen des Kursleiters, die auch bald folgten. Ihm sagte im Übrigen das bisherige Tempo sehr zu, es ermöglichte ihm einen langfristigen Romaufenthalt.


    "Offenes Ufer? Das ist ja wie eine Einladung."


    Claudius strich sich über Kinn und Mund.


    "In dem Fall binde ich die Classis mehr als bislang vorgehabt ein. Da ich ausschließlich die teilberittenen Cohorten für die Sicherung des Versorgungsweges und den Nachschub abgestellt hatte, habe ich noch die beiden Cohorten Infanterie der Classis frei, die ich anlanden lassen möchte.


    Punkt 1: Wir haben uns meines Wissens noch nicht darüber geeinigt, welche Einheiten nun wirklich den Nachschub sichern sollen. Jeder hatte andere Vorstellungen. Ohne diese Klärung ist nicht sicher, ob beide Cohorten der Classis tatsächlich noch zur Verfügung stehen.
    Punkt 2: Wir haben den Hauptangriff auf die Stadt zu planen, der von der Landseite aus und demnach mit der schweren Infanterie zu erfolgen hat. Ich möchte dafür Steingeschütze einsetzen, die - wenn sie nicht die Wände durchschlagen - zumindest die Verteidiger von den Mauern vertreiben und unseren Männern einen Vorteil beim Vormarsch auf die Stadt verschaffen."


    Sodann machte der Tribun eine Pause. Er zumindest hatte alle Zeit der Welt und er fand es schade, dass nicht nur manche Studenten den Kurs verlassen hatten, sondern einige sich recht still verhielten. Der Valerier beispielsweise hatte bereits im vorangegangen Kurs einen guten Eindruck auf Claudius gemacht Auch von seinem ehemaligen Präfekten hätte er etwas mehr an Einsatz erwartet, interessierte ihn dessen Ansichten doch weitaus mehr als das Gerede anderer Teilnehmer.

  • Wenn Tiberius Vitamalacus irgendwie amüsiert war, wie der Claudier erneut reagierte, so zeigte er dies zumindest in keinster Weise. Allerdings entsprachen die Äusserungen und Reaktionen des Claudier ziemlich genau seiner bisherigen persönlichen Einschätzung. Doch keine Regung zeigt sich auf dem Gesicht des hochgewachsen Tiberiers, stattdessen beginnt er, die linke Hand auf dem Rücken, mit der rechten seine Ausführungen unterstreichend.


    "Zunächst einmal gehe ich davon aus, das je 2 Cohors Equites und zwei Alae die Sicherung des Nachschubes im besonderen und der Aufklärung der Ebene südlich von uns übernehmen. Weiterhin werden unsere zwei weitere Cohors Equites mittlerweile das Waldstück zwischen den beiden Städten erreicht haben und auch das Territorium unterhalb der Stadt in den Bergen überblicken können. Ihre Aufgabe wird es weiterhin sein, uns möglichst früh über eventuelle Ausfälle aus dieser Stadt zu informieren. Wichtig ist, das wir mit diesen Einheiten ständig in Kontakt bleiben. Denn sonst könnte von uns das fehlen einer Nachricht als positives Zeichen gesehen werden, in Wahrheit aber könnten unsere Einheiten bereits aufgerieben worden sein. Soviel zu Nachschubweg und Flankensicherung..."


    Bevor er weiterspricht, macht er ene kurze Pause, dann erst fährt er fort.


    "Verbleiben uns für den ersten Angriff drei Alae, sechs Cohors leichte Infantrie, zwei Cohors Soldaten der Classis, eine Cohors Bogenschützen und unsere beidemn Legionen. Wenn wir einschätzen, das wir am Nachmittag des dritten Tages vor der Stadt am Fluss ankommen, so wäre ein sofortiger Sturmangriff schon beinahe Schwachsinn. stattdessen wäre es Angebracht, sofort ein gesichterte Feldlager einzurichten, wobei je eine Legion vor einem der Stadttore stellung bezieht. Die Distanzen zwischen den Lagern und dem Flusslauf sollte dabei eigentlich so gering sein, das die Stadt qûasi umschlossen ist. Sollten die Distanzen zu gross sein, was bei dem Miodel schwer zu sagen ist, können die verbleibenden Alae und vier Cohors leichte Infantrie die Zwischenräume besetzen. Ansonsten würde ich zwei grosse Lager bevorzugen, in welchen zu der Legion noch zwei Cohors und ein bzw. zwei Alae und in einen noch eine Cohor Bogenschützen untergebracht werden. So verbleiben noch zwei Cohors leichte Infanterie und die zwei Cohors der Classis. Wie vom Kursleiter bereits gesagt wurde, kann die Classis zusätzlich noch 2 Cohors aufnehmen, so das wir für einen Angriff vom Fluss gut 2000 Mann in die Schlacht werfen können."


    Wieder macht er eine Pause bevor er weiter ausführt.
    "Der beste Zeitpunkt für einen Angriff ist in meinen Augen in den frühen Morgen stunden, denn in der Nacht hat die Classis die Möglichkeit, ziemlich möglichst ungesehen die Stadt zu errreichen. Liegt dann noch, wie oft über Gewässern ein Frühnebel über dem Fluss kann dieser Angriff recht überraschend erfolgen. Doch bevor die Stadt gestürmt wird, halte ich einen intensiven beschuss für nötig. Sind wir schnell und haben die Geschütze kurz nach der Ankunft bereit, so können wir bereits in der ersten Nacht die Stadt unterbeschuss nehmen. Allerdings ist eher davon auszugehen, das dieser erste Beschuss noch nicht besonders effektiv ist. Daher würde ich den ersten Tag vor Ort dazu nutzen die Stadt konstant unter Beschuss zu nehmen, zum anderen auch weiteres Gerät zu bauen, vornehmlich Sturmleitern, da für Türme uns einfach die Zeit fehlt. Und natürlich würde uns der Feind einen Gefallen tun, wenn er an diesem Tag einen Ausbruch wagt, denn jeweniger Gegner sich am fünften Tag, an dem im Morgengrauen der Angriff passiert, kampffähig in der Stadt befinden, desto besser."

  • "Sind die Vorschläge von Tiberius Vitamalacus eine akzeptable Antwort auf Punkt eins deiner ungeklärten Fragen?", erkundigte sich Macer bei Claudius Vesuvianus und blickte dann allgemein in die Runde der Kursteilnehmer.


    "Gibt es andere Vorschläge zur Truppenverteilung rund um die Stadt?


    Der Aufbau schwerer Belagerungsgeschütze kostet euch im übrigen mindestens drei Tage. Leichte Pfeilgeschütze stehen sofort zur Verfügung. Leichtes Belagerungsgerät könntet ihr innerhalb eines halben bis einen Tages erstellen - vorausgesetzt, ihr werdet dabei nicht effektiv vom Gegner gestört."

  • Im Normalfall kamen Vesuvianus’ Antworten prompt, an dieser Stelle jedoch blieb er kurzzeitig in sich gekehrt. Die Dynamik dieser Gruppe stieß bei ihm schon seit längerem auf Missfallen. Sein Vorhaben, den Tiberier einfach zu ignorieren, war in Ermangelung anderer Diskussionspartner kaum noch umsetzbar. Aber es war nicht seine Aufgabe, still gewordene Teilnehmer zur Mitarbeit zu motivieren, wohl aber sah er die Notwendigkeit.


    Schließlich raffte er sich zu einer Antwort bezüglich der Nachfrage Macers zu Punkt eins auf. "Nein, sind sie nicht", antwortete Claudius mit Bestimmtheit. "Unsere Truppenverteilung differierte und ich habe keinerlei sinnreiche Gründe gehört, warum ich von meinem Vorschlag abrücken sollte, der noch dazu den Gepflogenheiten entspricht.
    Was die Geschütze betrifft … Wir müssen ja nicht gleich einen Onager bauen, ein leichteres Steingeschütz sollte ausreichen. Mit Pfeilgeschützen würde ich jetzt nicht gegen Mauern vorgehen."

    Eigentlich war dem Offizier gar nicht zum Scherzen zumute.


    "Zum Thema Türme: Warum nicht? Bei der Höhe der Mauern ist ein Turm relativ schnell erstellt und zumindest die Männer aus der Prima sind darin geübt. Hinter einem Schilderwall kann die Rampe errichtet werden, die ja nicht einmal hoch, sondern nur eben sein muss. Kein Problem aus meiner Sicht. Und wenn wir bei den Vorbereitungen gestört werden, muss eben auch das eingeplant sein. Außerdem hätten wir den Gegner dann im Feld, ist doch wunderbar."


    Nein, zufrieden wirkte Vesuvianus nicht.
    Schließlich äußerte er noch konkrete Angaben über die Truppenverteilung.


    "Also, zum besseren Verständnis: vier Cohortes Equitatae sind bei meiner Variante für den Nachschub bzw. die Versorgungswege eingesetzt. Wir brauchen dort berittene UND Fußtruppen, warum also diese Aufgabe an verschiedene Hilfstruppeneinheiten abgeben, wo wir doch die teilberittenen haben?
    Die Alae, besagte fünf Cohorten, setzte ich weiterhin als Plänklertruppe, für den Flankenschutz und natürlich für die weitere Auskundschaftung ein. Vom Gegner schwirren mehr als 2.000 Reiter außerhalb der Stadtmauern herum.
    Zwei Cohorten der leichten Infanterie verstärken die beiden Einheiten der Classis, der Rest wird unter ständigem Kontakt über Reiter für die Erkundung bis in die nahe Waldregion im Norden/Nordosten eingesetzt. Aus diesem Gebiet beziehen wir ja nicht nur das benötigte Holz für die Belagerungswaffen, von dort aus müssen wir in erster Linie mit den Angriffen weiterer Feindtruppen rechnen.
    Die Bogenschützen platziere ich selbstverständlich auf unseren Türmen - eine effektivere Möglichkeit des Einsatzes bei gleichzeitig hohem Schutzfaktor für die Männer gibt es nicht.
    Unsere schwere Infanterie bildet zunächst die Schutzwälle für die Einebnung bzw. Errichtung der Rampen, baut die Belagerungswaffen und Türme usw. Wir haben zwei Legionen, damit lassen sich, ohne jedwede Sicherung außer Acht zu lassen, zweckmäßige Belagerungsgeräte in vertretbarer Zeit herstellen. Warum überhastet und leichtsinnig angreifen, hetzt uns wer?"


    Edit: Zusatz und Tippfehler.

  • irgendwie hatte er eine solche Ausführung des Claudiers erwartet, denn dessen Hang zum Widerspruch rein des Widerspruch zu willen war ihm nicht nur bei dieser Veranstaltung aufgefallen. So antwortet doch recht trocken.


    "Das unsere Truppenverteilung bezüglich der Nachschubwege und der Aufklärung differierte, ist mir allerdings neu. Doch das mag daran liegen, das du uns deine Vorstellungen bezüglich der Aufteilung recht wage geäussert hast. Wie auch jetzt deine Truppenverteilung, erlaube mir das anzumerken, doch recht schwammig ist. So nehme ich an, das du im grossen und ganzen mit mir konform gehst."


    Noch einmal liess er sich das Szenario und das bisher gesagte durch den Kopf gehen.


    "Es scheint mir weiterhin sinvoll, die Aufklärung und Sicherung des Waldgebietes, welches die Städte von einander trennt, von zwei Cohors Equites übernehmen zu lassen. Denn diese können uns schnell über etwaige Truppenbewegungen in den Wäldern und in der Stadt in den Bergen informieren. Wenn wir um die erste Stadt herum stellung bezogen haben, können wir allerdings eine weitere Cohor dort in den Wäldern einsetzen. Der Beschuss der Stadt sollte sofort beginnen, auch sofort mit Pfeilgeschossen, denn so sorgen wir dafür, das die Wehrgänge und Wehrtürme unsicher werden. Gleichzeitig können wir mit Brandpfeilen Holzkonstruktionen in Brand setzen. Nicht das mich jemand falsch versteht, ich erwarte nicht, das davon die Verteidigung zusammenbricht, vielmehr geht es mir darum, den Gegner gleich Unterdruck zu setzen, ohne das wir einen sinnlosen Sturmangriff starten."


    "Während der nächsten Tage wird weiter an der Erstellung von Geschützen und Belegerungsgerät bauen, erhöhen wir kontinuierlich diesen Druck, in dem wir jedes Geschütz, das fertig ist, sofort einsetzen."


    Gelassen blickt er in die Runde, über denkt auch einmal die Zahlen der Gegner.


    "Und vielleicht haben wir ja Glück, und der Feind entschliesst sich zu einem Ausfall während der Bauphase. Heikel sind für mich in dieser Phase die Lage jener Truppen, welche Holz in den Wäldern schlagen. Denn ein rascher Reiterausfall kann diesen Truppenteilen gefährlich werden. Daher sollte unser Ring um die Stadt möglichst geschlossen sein und kleinere Reiterausfälle sollten wir schnell mit unser Reiterei Abdrängen."


    Dann blickte er noch einmal zu dem Claudier.


    "Was jene 2000 Reiter angeht, welche in der Landschaft herumschwirren, so ist diese Zahl doch bisher reine Spekulation. Wir wissen, das gut 5000, vielleicht 6000 Mann in der Stadt sind, davon ein Drittel zu Pferde, also etwa 1500 bis 2000 Mann. Wo sich der Rest des Feindes befindet, können wir nicht wissen, doch gingen wir bisher davon aus, das beide Städte vom Feind gesichert werden. Bisher gehen wir doch von etwa 4000 Mann zu Fuss und die gleiche Anzahl Reiter in beiden Städten aus und wissen nur von vereinzelten Spähtrupps von maximal ein paar dutzend Reitern."

  • "Gut, ich bemühe mich einmal, ein mögliches Missverständnis aufzulösen." Begeistert blickte er nicht, aber er zeigte wenigstens guten Willen.


    "Da dir unsere Differenzen bezüglich der Truppenverteilung beim Nachschub unbekannt waren und dir meine Äußerungen diesbezüglich zu vage erscheinen … lies dir einfach meine vorhin verlesenen Notizen durch. Vielleicht bringt das die Erleuchtung."


    Claudius hielt die Wachstafel sichtbar hoch.


    Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    "Die teilberittenen Cohorten befassen sich mit dem Schutz unserer Nachschubstützpunkte - die Infanterie am Stützpunkt, der berittene Teil den Part zwischen jenen Stützpunkten."



    "Weiter hast du gesagt:

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    "Es scheint mir weiterhin sinvoll, die Aufklärung und Sicherung des Waldgebietes, welches die Städte von einander trennt, von zwei Cohors Equites übernehmen zu lassen. Denn diese können uns schnell über etwaige Truppenbewegungen in den Wäldern und in der Stadt in den Bergen informieren."


    Definieren wir doch erst einmal die Cohortes Equitatae. Mir scheint, da liegt der Denkfehler bei dir. Dies ist eine teilberittene Einheit (siehe oben), die sich aus Infanterie und berittenen Männern zusammensetzt. Übrigens genau das, was wir zur Sicherung der Versorgungswege brauchen. Wenn du also zwei Cohors Equites zur Sicherung und Aufklärung des Waldgebietes einsetzen willst … Wen meinst du damit konkret? Die Berittenen oder die Fußtruppen? Oder beide? Und was ist das Sinnvolle an deren Einsatz? Sind diese Reiter schneller als die der reinen Reiterei? Sind diese Fußtruppen besser als die der leichten Infanterieeinheiten?


    Ich habe dir Begründungen geliefert, warum ich die Equites für die Sicherung des Nachschubes einsetzen will - wir brauchen dort Reiter und Infanterie. Warum also eine Truppe aus verschiedenen Einheiten zusammenstellen, wo wir doch bereits die perfekte Einheit dafür haben?
    Welche Begründung hast du also? Dass es dir sinnvoll erscheint, hast du gesagt, nicht aber warum."


    Claudius wollte schrittweise vorgehen. Es brachte nichts, alles auf einmal zu erörtern.

  • Langsam fragte sich Tiberius Vitamalacus, ob der Claudier dieses Planspiel bis in alle Ewigkeit verlängern wollte. Wollte dieser sicher vor seinem Dienst drücken ? Nun, einfacher wäre es gewese, einfach schweigen, und dem Mann seinen kleinlichen Willen zu geben. Doch auch wenn es hier nur ein Planspiel war, simples Kleinbeigeben lag dem Tiberier einfach fern. So unterliess er es, auf dessen ersten Entgegnungen einzugehen, und hörte sich Geduldig dessen Sermion über die Cohors Equites an, blichte den Claudier kühl an und entgegente dann : "Du hast vergessen, das eine Cohors Equites aus etwas 400 bis 500 Mann besteht und davon etwa 100 bis 125 Mann beritten sind. Du fragst, warum ich diese Einheit dafür Einsetzen möchte, die Waldgebiete zu sichern und zu erkundden ? Nun, ich will es dir erklaren :"


    Auch wenn er bezweifelte, das der Claudiern seine Ausführungen verstehen würde, setzte er er erneut an seine Gedanken zu erläutern.


    "Die Waldgebiete liegen recht weit vom eigentlichen Weg der Legionen entfernt. Um Wälder auszukundschaften eigenen sich Infantrieeinheiten am besten. Doch was passiert, wenn die Kundschafter auf feindliche Truppenbewegungen stossen ? Dann kann eine teilberittene Einheit mit ihrer Reiterei schnell davon berichten. Desweiteren kann die Reiterei auch schnelle Erkundungen im Hügelgebiet südlich der Stadt in den Bergen machen. Desweiteren, wird es dir nicht entgangen sein, das auch ich die zwei verbleibenden Cohors Equites zur Sicherung des Nachschubes eingesetzt habe. Ausserdem sollten wir uns langsam dem Angriff auf die Stadt zuwenden, denn ansonten können wir noch bis zum nächsten Morgen über den Vormarsch unterhalten."

  • An dieser Stelle ging Macer noch einmal dazwischen.


    "Meine Herren, sehe ich das richtig, dass ihr beide die teilberittenen Cohorten sowie die Alae für Nachschubsicherung, Erkundung, Nachrichtenwesen und die primäre Reaktion auf Ausfälle oder Störungen von außen einsetzen wollt? Und eure Meinungsverschiedenheit sich nun darum dreht, welche Einheit genau wo welcher Aufgabe nachgeht?


    Falls dem so ist, möchte ich diese Debatte hier nun abbrechen und festhalten, dass diese Aufgabenverteilung in Summe genau die richtige und erwartete ist - schon allein aus dem Argument heraus, dass die berittenen Kräfte bei einer Belagerung zu keinem anderen Zweck eingesetzt werden können.


    Alles weitere führt uns hier nun zu sehr ins Detail. Wir werden auf diese Einheiten vielleicht noch einmal zurück kommen, wenn ihr euch der anderen Stadt zuwendet.


    Kommen wir zur Belagerung und dem zugehörigen Angriff. Ihr rückt also am dritten Tag auf die Stadt vor und errichtet euer Lager bzw. zwei getrennte Lager. Weitere Maßnahmen sind euch an diesem Tag nicht möglich, dazu stört euch der Feind zu sehr. Am vierten Tag könnt ihr eure Stellungen soweit sichern, dass eine weitgehend gefahrlose Beschaffung von Holz ab dem fünften Tag möglich ist."


    Macer nahm einfach an, dass es bei diesem Plan soweit bleiben sollte, da es keinerlei grundsätzlich gegenteilige Vorschläge gab.


    "Die Verluste bei Zusammenstößen mit dem Gegner bisher sind auf beiden Seiten gering. Einige hundert Soldaten auf beiden Seiten fallen nach Plänkeleien kurzfristig für ein bis zwei Tage aus."

  • Ne, also entweder verzweifeln oder sich innerlich kaputt lachen.


    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    "Doch was passiert, wenn die Kundschafter auf feindliche Truppenbewegungen stossen ? Dann kann eine teilberittene Einheit mit ihrer Reiterei schnell davon berichten."


    "Das ist doch kein Argument pro Equites! Was macht sie denn schneller als die reinen Reitereinheiten? Das habe ich dich vorhin schon gefragt."


    Dann jedoch schritt der Kursleiter ein. Claudius war es Recht - er genoss die Möglichkeit, sich nicht durch Salat quälen zu müssen und lehnte sich entspannt zurück.




    "Ich für meinen Teil warte nun auf Aussagen von Seiten anderer Kursteilnehmer. Zur Erinnerung: Ich wollte Türme bauen, die wegen der relativ niedrigen Mauern keineswegs groß ausfallen; ich möchte die dazugehörigen Rampen; bei diesen Arbeiten (Aufschütten der Erde, Verdichten usw.) einen Schilderwall, möglicherweise eine Art Laufhalle - das müssen wir abklären; hinzu kommen als Bedarf leichte Steingeschütze. Das haben wir in der Prima bis zum Abwinken gemacht. Ich nehme mal an, Konstruktionsangaben und Handhabungen sind hier unnötig zu erwähnen. Seile, Ketten, Flaschenzug, Scharniere, Häute usw. wurden im Tross mitgeführt. Geklärt werden muss, ob wir Ochsen zum Schieben der Türme einsetzen oder unsere Legionäre das mittels Winden erledigen."

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